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MOmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, RÄNUL Wochenblatt sür WU-dr-ff ». Um««g«»d für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Ln,ri,oq>r«i»! »ie8g«tpaUm«Rm,»r,tU»r0»»wPs«»»i,, dir 4,<s,-IIcn-geile der amtliche» »«».-»»«»-chui-,-»««»*»> pfe»»i,, die Z,es»»llene Rekl,»«,eile im tertltchen Teile 100 Doldpfexni,. riachmeis»,,,gebühr rv «oldpscuxig. v«» E°dm"^qMs^liWt Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 anaahme die »er». IttUhr —.. Für di« «ich!«,Keir d« durch Fernruf Sdermiltelten Au,ei,eu üdernehmeu wir keiue L arautie. Jeder Radutroufpruch erlischt, weuu »er »elr», »wech Klege ei»,e,»ge» »erden »uh »der der Auftrag,«der!» Xoudur» gerüt. Aniei,en nehme« alle Vermittlung,stelle» rutge»»». M«^r«ffer Tageblatt enthält die amtliche« BckanNtmachmuge« der Amtshauptmannschaft Weiße», des Amtsgericht» ««d Stadlrat« z« Wilsdruff, Forftreutamts Tharandt, Finanzamt« «»ff«, yxx Z9 — 85.Jahrga»a. r-l.gr.Adr .«mtrblatt- Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dr,-den 2640 Montag den 15 Februar 1826 - Der S. März. Es ist beinahe so wie beim Abrupfen einer Maßlieb- chenblüt«: „Wird es — wird es nicht — wird es . . . Deutschlands Aufnahme in den Völkerbund nämlich. Zur zeit ist ja das Blütenblättchen mit dem Rufe: „Es wird" »bgezupft worden; auf der Tagesordnung der Völker bundratsitzung vom 8. März steht als erster Pmttt die Beratung des deutschen Aufnahmegesuches. Daß es genehmigt wird durch den Völkerbundrat, dürfte kaum zweifelhaft sein, obwohl . . . Ja, nun gibt es eine ganze Menge „Obwohls". Da ist nämlich vor allem die Einstimmigkeit des Rates erforderlich, um die Aufnahme herbeizuführen. Wenn es sich allein um den Eintritt drehte, so hätte wohl keines der Mitglieder etwas dagegen. Es handelt sich aber noch um die Zuteilung eines ständigen Sitzes an Deutschland. Auch dagegen hat man grundsätzlich nichts, wohl aber wollen «uch noch ein paar andere Mächte zweiter Ordnung einen solchen Sitz erhalten. Nun müßte aber auch für einen solchen Beschluß, der die Zahl der Ratssitze ver mehrt, im Rat die Zustimmung aller Mitglieder sich finden. Daran ist gar nicht zu denken. Äußerlich wird diese Weigerung, namentlich Englands, aber auch Skan dinaviens und Hollands, damit begründet, daß eine solche Vermehrung den ganzen Rat sehr nnbehilflich machen würde. Der tiefere Grund wird doch wohl der sein daß man bei diesen Staaten nicht sehr entzückt ist, wenn durch den Eintritt Polens und Brasiliens in den Nat, aber auch durch Spaniens Einritt (siehe Ma rokko!) die französische Front vermehrt und verstärkt würde. Frankreich selbst spielt ein dunkles Spiel hinter den Kulissen, bei dem der englische Widerstand dadurch ge schwächt ist, daß der englische Außenminister bei seinem letzten Aufenthalt in Paris Herrn Briand Zusagen in entgegenkommendem Sinne gegeben hat, womit nun aber das englische Kabinett, besonders das englische Völker- Lundratmitglied, Lord Cecil, alles andere als einver standen ist. Wenn also Holland und Schweden protestieren, so kommt England leicht aus diesem Dilemma heraus. Und dieser Protest soll auch schon in London und Paris angekündigt sein. Wie sich die Dinge freilich bei der Völkerbundtagung im September entwickeln werden, ist eine Sache für sich, weil ja die Beschlüsse dieser Versamm lung Einstimmigkeit nicht zur Voraussetzung haben und dann dort zweifellos der polnisch-französische Vorstoß — sicherlich mit mehr Aussicht auf Erfolg — wiederholt wer den Wird. Im übrigen wendet sich auch die Schweiz halbamtlich und mit deutlichen Worten gegen den Versuch, die Ratssitze zu vermehren, vor allem gegen das pol nische Verlangen, das nur damit begründet wird, im Völkerbundrat würden voraussichtlich zahlreiche deutsch polnische Streitigkeiten zur Verhandlung kommen und deswegen fei die Anwesenheit eines polnischen Vertreters eine Notwendigkeit. Das erstere dürfte nicht unrichtig sein, aber das letztere ist schon dadurch erfüllt, daß im Rate ja — Frankreich sitzt. - überhaupt wird im September in Genf die ganze Frage der „Einstimmigkeit" einmal einer Prüfung unter worfen werden müssen, weil eine derartige allzuweit aus gedehnte Voraussetzung den Völkerbundrat völlig unbe- hilfüch machen kann, die Fällung einer wirklichen Ent scheidung allzu häufig durch die Schaffung eines Kom promisses— das immer unbefriedigend ist — verhindern muß. Beispiele genug liegen ja vor. Wohin das stärkere deutsche Interesse in dieser kitzligen Frage neigt, läßt sich vorläufig grundsätzlich nicht sagen: wir müssen erst ab warten, welchen Erfolg, ja welchen Gang überhaupt unsere Tätigkeit im Völkerbundrat haben wird. Immer hin ist die Frage schon dadurch angeschnitten, daß auf der Tagung des Völkerbundrats an, 8. März auch über "eveittuelle Anträge des Rats auf Grund von Artikel 4 der Volkerbundsatzung" beraten werden soll. In diesem Artikel wrrd aber gerade die Frage der Einstimmigkeit bzw. einfachen Mehrheit des näheren behandelt, besonders die Einstimmigkeit bei Vermehrung der Natssitze. Bis zum 8. Marz wird also das Intrigenspiel munter weitergehen; zunächst ist aber erfreulicherweise die offen bar aus französischen Quellen hcrrührende Meldung de mentiert worden, daß Spanien, ein zurzeit nicktttän- diges Mitglied, seine Zustimmung zu dem EintE Deutschlands in den Rat davon abhängig machen wolle daß es auch selbst einen ständigen Sitz erhält. Genf wird also in den nächsten Wochen und Monaten erheblich an internationalen, Interesse gewinnen. * Generalsekretär Drummond kommt nach Berlin. Nach einer Meldung der Schweizerischen Depeschen agentur wird der Generalsekretär des Völkerbundes, Sir Eric Drummond, in den nächsten Tagen nach bcrlm reisen, um dort über verschiedene mit dem bevorstehenden Ein tritt Deutschlands in den Völkerbund zusammenhängende Fragen Besprechungen abzuhalten. Herabsetzung der Steuern in Amerika. Paris. Aus Newyork wird gemeldet, daß der Senat mit 08 gegen 9 Stimmen «inen Gesetzentwurf angenommen hat, der eine Verminderung der Steuern nm 455 Millionen Dollar Vorsicht. Veuttchenverhsttungen in Polen polnischer Terror gegen die deutschen Minderheiten. Haussuchungen beim Deutschen Volksbund Die Terrorakte gegen die deutschen Minderheiten in Polnisch-Oücrschlesien sind in der letzten Zeit besonders in Erscheinung getreten, vor allem in Oberlaßisk im Kreise Pleß, wo die deutsche Bevölkerung schwer unter der Will kür der Polen zu leiden hat. Die deutsche Biblio thek wurde beispielsweise aus demselben Hause ge- stohlen, in dem sich die Polizeiwache befindet, ohne daß diese das geringste davon merkte oder merken wollte. Bei einem Bombenwurf in einem Saal und Waffen funden in einer Scheune versuchten die Wcstmarkenlcute mit Unterstützung der Polizei die Aufmerksamkeit von ihren eigenen Taten abzulenken und die Deutschen zu verdächtigen. Nach vielen Beschwerden bei den Woiwodschaftsbchörden ist cs nun endlich gelungen, zu erreichen, daß der Polizeikommandant von Oberlaßisk, Menzel, zur Disposition gestellt wurde. Drangsalierungen in Königshütte und Kattowitz nehmen ihren Fortgang. In den Bezirksvereinigungcn Königshütte und Kattowitz des Deutschen Volksbundes wurden während der letzten Tage durch Kriminalbeamte Haussuchungen vorgenommen. Die Geschäfts führerin der Bezirlsvereinigung Königshütte wurde ver haftet. Bei einzelnen Mitgliedern des Deutschen Volks bundes in verschiedenen Orten des Kreises Kattowitz, in Königshüttc, Chorzow und Bismarühütte erschiene» Kri minalbeamte, um Haussuchungen vorzunchmcn. Insge samt sind bis jetzt 21 Verhaftungen vorgenommen worden. Die Erregungin der deutschen Bevölkerung ist groß; namentlich auch in Deutsch-Oberschlcsien, wo man um das Schicksal der Angehörigen und Anverwandten in bcrcch- tigter Sorge ist. Die „Gründe^ für die Verhaftungen. Die Verhaftungen der Führer des Deutschen Volts bundes in Oberschlesien durch die polnischen Behörden seien, wie es hier heißt, erfolgt, weil die Verhafteten an geblich für die Losreißung Ostoberschlesiens von Polen und seinen Zusammenschluß mit Deutschland agitiert und militärdienstpflichtige Oberschlesier von der Militärdienstpflicht in der polnischen Armee abgehalten haben sollen. Sie sollen den Militärdienstpflichligen ge raten haben, sich nicht an die späteren Beschlüsse des Sejm, sondern an die ursprünglich gemachten Versprechun gen der polnischen Regierung zu halten, die den Ober schlesiern Befreiung von der Militärdienstpflickit innerhalb von acht Jahren zugesagt. In diese Affäre, die pol nischerseits als „Spionageafsäre" angesehen wirs, soll außerdem noch eine ganze Anzahl Deutscher in Ost- oberschlejien verwickelt sein. Kein ösiemichisH-demscher GeheimtzZrtmg Wien. Die amtliche Nachrichtenstelle ist von maßgebender Stelle zu der Erklärung ermächtigt, daß die u. a. auch in fran zösischen und italienischen Blättern erschienene Meldung über einen in Berlin unterzeichneten österreichisch-deutschen Geheim- vertrag jeder Grundlage entbehre und als Erzeugnis freier Erfindungen zu betrachten ist. Die dänischen Minderheiten Dänische Schulsprache gestattet Der Amtliche Preußische Pressedienst bringt eine Mit teilung, in der cs heißt: Das preußische Staatsministerium hat durch besonderen Erlaß der dänische» Minderheit in den Grenzkrcisen der Provinz Schleswig-Holstein weit gehende Rechte auf dem Gebiet des Schulwesens gewährt. , Nunmehr soll das Bedürfnis für die Errichtung einer öffentlichen Volksschule in den Schulverbänden der Grenz kreise Flensburg-Stadt, Flensburg-Land und Südtoudern allgemein anerkannt werden, wenn die Erziehungsberech tigten von wenigstens 24 schulpflichtigen Kindern einen da hingehenden Antrag stellen. Das Bedürfnis für die Er richtung privater Volksschulen für die dänische Minderheit soll bereits dann anerkannt werden, wenn ein entsprechen der Antrag für zehn schulpflichtige Kinder gestellt wird. Für diese privaten Volksschulen werden staatliche Zuschüsse ge währt. In den Minderheilsschulen soll der gesamte Unter richt in dänischer Sprache erteilt werden; Deutsch ist Unterrichtssach. Im Lehrplan kann die Pflege dänischen Volkstums vorgesehen werden. An den Privatschulen können Lehrer angestellt werden, Vie ihre Unterrichtsbefä- hignng in Dänemark erworben haben, während vor An stellung der Lehrer an den öffentlichen Volksschulen der Elternbeirat zu höreu ist. Endlich steht es der Minderheit frei, Privatschulen einzurichteu, die über das Ziel der Volksschule hinausführen. Auch diesen Schulen können staatliche Zuschüsse wie den entsprechenden deutschen Pri- vatschuleu gewährt werden. VMHrgehren 4. dis 17. Mrz. - Für die Enteignung der Fürstenhäuser. Beim Reichsminister des Inner», Dr. Külz, sind die Abgeordneten Münchenberg und Stöcker der K. P D und Dr. Kuczynsli als Vertreter des Ausschusses für Fürsten- cnteignizng erschienen und verlangten Auskunft darüber, zu welchem Termin die Listen für das Volksbegehren auf- Mcgt werden sollen. Der Minister erklärte: „Ich werde in der nächsten Kabinettssitzung, die Anfang nächster Woche stattfindet, den Antrag stellen, daß die Listen für das Volksbegehren von, 4. bis 17. März auftiegen werden." Für das Zustandekommen des Volksbegehrens sind vier Millionen Unterschriften nötig, die die in Frag«: kommen den Parteien sicherlich anfbringen werden. Ob sie aller dings bei dem dann folgenden Volksentscheid die nötige Stimmenzahl erhalten werden, ist noch fraglich. Im Reichstag hat eine unverbindliche Besprechung zwischen Vertretern der Mittelparteien und einigen So zialdemokraten über die Frage stattgefimden, ob der Kom- promißautrag über die Fürstenabfindung so geändert werden könnte, daß er auch für die Sozialdemokratie an nehmbar wird. Wie von sozialdemokratischer Seite hierzu gemeldet wird, handelte es sich nur um eine persönliche Fühlungnahme. Offiziell sind die sozialdemokratischen Mitglieder des Nechtsausschusses noch nicht zu einer Stel lungnahme ausgefordert worden. Die sozialdemokratische Fraktion habe also keine Veranlassung, sich mit der An gelegenheit zu beschäftigen. Kardinal Dalbor Nach einer Meldung aus Posen ist dort der Erzbischof von Gnesen und Primas von Polen, Kardinal Dalbor, im Alter von 57 Jahren gestorben. Dalbor wurde im Jahre 1869 zuOstrowo geboren. Nachdem er 1914 zum Hans- prälaten des Papstes, der ihm im Dezember 1919 oen Kardinalshut gab, ernannt worden war, wurde er, der Domherr und Gencralvikar in Posen-Gnesen, 1915 nach dem Tode des Erzbischofs Likowski sein Nachfolger als Erzbischof von Posen und Gnesen. Kardinal Dalbor war, ähnlich wie der unlängst ver storbene belgische Kardinal Mercier, Deutschland gegen über nicht sehr freundlich gesinnt. Obwohl er als Erz bischof von Gnesen im Jahre 1915 im Großen Haupt quartier dem ehemaligen Kaiser gegenüber ein Treugclöb- nis abgelegt hatte, ging er 1919 zu den Polen über. Es wird ihm zum Vorwurf gemacht, daß er von den deutschen Katholiken seiner Diözese damals immer mehr abrückte und als ehemaliger preußischer Bischof sich dazu Herbei lietz, die feierliche Weihe des Warschauer Parlaments saales bei der Eröffnung des revolutionären Polnischen Landtages vorzunehmen. Deutscher Reichstag. (160. Sitzung.) 08. Bcrlin, 13. Februar. Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung des vor läufigen Handelsabkommens mit der Türkischen Repu blik. Abg. Stöcker (Komm.) beantragte Ausschutzberatung. Der Reichstag dürfe es sich nicht aefallen lallen, auch hier wil ¬ der vom Auswärtigen Amte mit einer fertigen Sache über rumpelt zu werden. Nach unerheblicher Debatte würde der kommunistische Antrag abgclebnt und das Abkommen in erster und zweiter Beratung angenommen. Da die Kommu nisten der sofortigen Vornahme der dritten Beratung wider sprachen, wurde diese aus Montag verschoben. Es folgte die zweite Beratung des Etats des Neichsverkehrsministeriums in Verbindung mit den Anträgen, die sich auf die NMvelhMMe der ÄEeffLnbchrMselMEft beziehen. In einem Bericht über die Nusschutzberatungen ging der Abgeordnete Dr. Quaatz (Dtn.) besonders auf die Tans- volitik der Reichsbank ein, die im Ausschutz allgemein ver urteilt worden war. Diese Tarifpolitik führe zu einer Be- güwnaung der ausländischen Waren gegenüber den deutschen. Abg. Schumann (Soz.) bezeichnen!!! das Verhalten der Reichsbahndirektion als eine einzige Summe von gebrochenen Versprechungen. Besonders zu verurteilen sei die Nicht- durchführung des vom Arbeitsminister als verbindlich erklärten Schiedsspruches. Bei dem jüngsten Unglück im Tunnel bei Ob er Hof habe sich gezeigt, wie unverantwortlich bei der Reichsbahn gewirtschaftet wird. Für die Verunglückten sei nicht einmal Verbandszeug dagewefen. Abg. Engberding (D. Vp.) bedauerte, daß die Reichsbahn Gesellschaft den Wünschen des Verkchrsministeriums in den Bedürfnissen der deutschen Wirtschaft in keiner Weise Rechnung trage. Rücksichtslos seien beispielsweise angefangene Bahn kanten stillgelegt worden. Im Wasserstratzenverkehr sollte der Minister dafür sorgen, daß die angesangenen Kanalbauten fortgeführt und vollendet würden. , , Abg. Wicnbeck (Dtu.) schloß sich dem Berichterstatter in einer scharfen Kritik des Verhaltens der Rcichsbahnverwa tung an. Der Redner trat weiter dafür ein, dab die deutschen Sandwcrks- und Gewerbekammern eine Vertretuna in oca