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Wilsdruffer Tageblatt : 02.02.1926
- Erscheinungsdatum
- 1926-02-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192602026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19260202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19260202
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-02
- Tag 1926-02-02
-
Monat
1926-02
-
Jahr
1926
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 02.02.1926
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men, durch die Handel, Industrie, Handwerk und Gewerbe aus der Krise heraus wieder auswärts geführt werden. ReWtWns der ZWde'Men Ordenr In voller Einmütigkeit für den Hochmeister. Am Sonnabend 'den 30. Januar traten 'sämtliche Großköm- ture des Iungdeutschen Ordens zu dem vom Hochmeister einde- rufenen Hochüapitel zusammen. Der Hochmeister Artur Mahraun und der Ordenskanzler Otto Bornsmann gaben den Großkom- turen einen ausMrichen Bericht über die Vorgänge der letzten Wochen, insbesondere wurde der gegen den Orden und gegen die OrdensleÄung gerichtete Berleumdungsfeldzug gekennzeichnet. Das Hochkapitel billigte die von der Ordensleitung zur Auf deckung der gegen uns gerichteten Machenschaften ergriffenen Matznahmen und stand einmütig zusammen in dem Willen, den uns aufgezwungenen Kampf mit aller Schärfe bis zum letzten za führen. Am Sonntag den 31. Januar trat das von der Ordens- leitung emberufene Komturkapitel zusammen, das nach der Ver fassung die gesetzgebende Körperschaft des Iungdeutschen Ordens ist. Einstimmig wurde folgende Entschließung Msaßt: „Die gesamte Führerschaft des Iungdeutschen Ordens, das Kapitel der Großkomture und Komture, ist anläßlich der unge heuerlichen Anwürfe, welche gegen die Ordensleitung erhoben worden sind, am 31. Januar 1926 zusammengetreten. Das Kapitel erklärt hiermit in «aller Oeffentlichköft: Wir sind uns darüber klar, daß die gegen unsere Führung eingeleitete Hetze «von Kräften ausgcht, denen die besonnene 'Haltung «des Iungdeutschen Ordens im Wege steht. Wir erkennen daß der Kampf dieser Kräfte gegen den Hochmeister «den Zweck verfolgt, das Vertrauen «der Brüder zu -ihm und seinen Mitar beitern zu zerstören und «so den Orden seiner bewährten Führung zu berauben. Wir berufenen Vertreter des gesamten Ordens im Deutschen Reiche legen gegen diesen Versuch der Zerstörung schärfste Ver wahrung ein. Gnmütig bekennen wir unsere unerschütterliche Treue zu unserem Führer. Mir wissen, daß der Hochmeister, geleitet von dem uns alle beseelenden Gedanken, dem Vaterla-nde zu dienen, Wege be- schrÄten kann, welche das höchste Vertrauen seiner Untevführer und Brüder erfordern. Getreu dem jungdeutschen Führergedanken sehen wir in Ar tur Mahraun den Führer, welchem wir die notwendige Ellen bogenfreiheit zugestehen müssen und «können. -Unser -Führer hat nicht nur das Recht, -sondern auch die Pflicht, ohne Rücksicht auf «Entstellungen der Gegner «im -jung deutschen Geiste -auch mit Arisländern und auch «mit politisch an ders gerichteten Kreisen in Deutschand zu verhandeln, wenn er sich hiervon einen «Erfolg zum Heile und zur Wiedererringung der Freiheft unseres Vaterlandes verspricht. Unseren Hochmeister fordern wir auf, die geschlossene Kraft jungdeutfcher Gemeinschaft gegen seine Widersacher, «in welchem Lager sie auch stehen, ins Feld zu führen. -Er kann sich «auf ««ans und die Gefamtheft -aller iungdeutschen Brüder verlassen." Zememordprozeß panier. Ausschluß der Öffentlichkeit. Vor dem Schwurgericht des Landgerichts III Berlin be- ,«nn der erste Berliner Fememordprozcß. Wegen Ermordung »es Schützen Panier bzw. wegen Beihilfe, Mittäterschaft und Mitwisserschaft haben sich folgende Angeklagten zu verant worten: Der Fahrstuhlführer Fritz Schtrmann der Polizei- Wachtmeister Johann Stein aus Steglitz, der Feldschutz beamte Alfred Aschenkampjs ans L ranzten, der Gärtner und Schütze beim Reichswehrinsanierieregimem Nr 6 in Schwerin Arnold Schmidt, der Angestellte im Reichsland- bnnd Leutnant a. D. Theodor Bonn aus Schwerin, der Vo- lontärinspeklor Hauptmann a. D. Max Gutknecht aus Nien burg, der landwirtschaftliche Volontär und Oberleutnant a. D. Eberhard Freiherr von Senden aus Zehden (Oder), der Angestellte beim Deutschnationalen Handlungsgehilfenver band Gerhard Stetzelberg aus Berlin, der Elsenbeinbild- hauer Franz Meder aus Berlin, der eanä. ior. noe. Rolf Zeitler aus Neukölln und der ehemalige Gefreite und jetzige Beamtenanwärler Oskar Speth läge, Eines Tages geriet Panier, der der „Schwarzen Reichs wehr" in Döberttz angehörte, in den Verdacht, ein kommunisti scher Spitzel zu sein. Er entfloh nach Berlin zu seinen Eltern, wurde jedoch von dem Angeklagten Feldwebel Schirmann zu rückgeholt. An diesem Tage soll nun der Angeklagte Leut- »ant a. D. Bonn dem Aschenkampss zu verstehen gegeben haben, daß Panier beseitigt werden müsse. Nach einigem Zögern soll Aschenkampfs eingewilligt haben und am nächsten Tage soll die Tat in einem Gehölz bei Döberitz von den Angeklagten Schir mann, Stein und Aschenkampss gemeinsam ausgesührt worden sein, die Panier durch Beilhiebe töteten, wobei der Angeklagte Schmidt Beihilfe leistete. Auf die Frage des Vorsitzenden: SindAnträge wegen Aus schluß der Öffentlichkeit zu stellen? bat Dr. Sack, aus Grund des 8 172 des Gerichtsversassungsgesetzes die Öffentlichkeit auszu- schließen auch schon während seiner folgenden Begründung dieses Antrages. Justizrat Hahn schloß sich dem an. Nach kurzer Beratung des Gerichts wurde darauf wegen Gefährdung der Staatssicherheit die Öffentlichkeit ausgeschlossen. Sie Anklage gegen die Dranksälscher Prinz Windischgrätz als Haupttäter. Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft in der sFrankfülschungsaffäre ist 26 Angeklagten eingehändigt ! worden, von denen sich fünf auf freiem Fus; befinden. Die Anklageschrift umfaßt 77 Schreibmaschincnseiten. von denen 56 auf die Motivierung der Tat entfallen. Klag« iist erhoben gegen Prinz Windischgrätz als Täter, gegen zehn Angestellte des Kartographischen Instituts mit dem Nat Gero an der Spitze, gegen den LandeSpolizeichef Na- dossy, gegen den Privatsekretär Naba, gegen den früheren und den gegenwärtigen Chef des Kartographischen In stituts, HajtS und Kurtz, als Komplizen der Geldfälschung In der Anklageschrift wird die Rolle der verschiedenen «Personell erörtert, die sich mit der Verwertung der falschen ! Noten im Auslande hätten befassen sollen. Die Täter, in .erster Reihe Windischgrätz, haben großes Gewicht jdarauf gelegt, daß alle, die in dieser Angelegenheit eine Rolle übernahmen, in die Hände des Erzbischofs Zadra- vecz einen E i d ablcgten, daß sie die ihnen zufallende Auf gabe gewissenhaft ausführen und weder die Sache noch ihre Teilnehmer verraten würden. Es ist sestgestellt, daß Zadravecz, sobald die Falsifikate in seine Wohnung ge langten, allen, die sich zur Mitwirkung bereit erklärten, den Eid abnahm. Aus den Geständnissen Zadravecz' läßt sich weiter feststellen, daß er in den ersten Tagen des Oktober von dem Prinzen und von Naba nach vorher ergangener Anmeldung in einem Rcisekofser 34 000 Stück franzö sische Tausendsranknoten behufs Verwahrung übernahm, er behauptet jedoch, erst später davon Kenntnis erlangt zu haben, daß das Geld gefälscht sei. Der Staats anwalt erachtet es als erwiesen, daß Zadravecz die ihm zur Last gelegten Handlungen begangen hat. Wiederaufnahme der Msangnffe. Tägliche Überfälle in Damaskus. Dem „Petit Parisicn" wird aus Rabat berichtet, daß das Wiederaufleben der Rifangriffe aus den Mißerfolg der Mission des Abgesandten Abd-el-Krims, Gordon Canning, zurüüzuführcn sei. Abd et-Krim versuche nun, noch vor dem Frühjahr die ihm treu gebliebenen Stämme fester an sich zu fesseln. Ans den Aussagen von Flüchtlingen gehe hervor, daß die Parteigänger Abd-el-Krims ihre Pro paganda für die Wiederaufnahme der Kümpfe bei Eintritt der guten Jahreszeit verstärkten. Das französische Kommando seinerseits beunruhige un ablässig den Gegner. Wie Telegramme aus Damaskus melden, überfielen Briganten am 25. Januar Amara, einen Stadtteil von Damaskus, bemächtigten sich eines hervorragenden Bür gers und führten ihn alsGeisel für die Bezahlung von 500 Pfund Sterling mit sich. Derartige Überfälle, bei denen es zu Schießereien kommt, finden täglich statt. z Letzte Meldungen - Regelung der Grenzlinien in der Rheinlandzone. Berlin, über die teilweise Besetzthaltung derjenigen Gemeinden, durch die die Grenzlinie der ersten Nheinlandzone geht, wird von zuständiger Berliner Stelle mitgcleilt, daß dem nächst voraussichtlich eine gemischte Kommission über die Regu lierung der im Artikel 429 vorgesehenen Grenzlinie beschließen wird. Deutscherseits werden die Reichsregierung und die in Frage kommenden Gemeinden vertreten sein. Generalleutnant Wurtzbacher gestorben. Berlin. Generalleutnant Ludwig Wurtzbacher, Chef des Heereswaffenamts, ist im Alter von 56 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalles gestorben. Wiederaufnahme der Kämpfe in China. London. Rach einer Meldung der „Chicago Tribune" aus Peking sind die Kämpfe zwischen den Militärgouverneuren wieder im Gange. Fengyuhsiangs Truppen haben dieTaku- sorts mit Geschützen versehen, weil Kanonenboote Tschangtsolins an der Flußmündung erschienen sind und die Eisenbahn nach der Mandschurei beschossen haben. Die Ver bindung der Truppen Fengyuhsiangs zwischen Lanchow und Peking ist unterbrochen. Aus chinesischer Quelle wird berichtet, daß an der Grenze von Honan blutige Kämpfe statt? finden. Fengyuhsiang schickte starke Truppenkräfte gegen Schanghai, um Tschangtsolin aus der Stadt zu vertreiben. Englische Anerkennung für das Rettungswerk der „Bremen". London. Der Dampfer „Bremen", der in der letzten Woche den tapferen, aber nicht erfolgreichen Versuch machte, die Mannschaft des englischen Dampfers „Laristan" zu retten, ist in Queenstown angekommen. Die geretteten Mitglieder der Besatzung sind voll Lobes über den Heldenmut der Offiziere und Mannschaften der „Bremen". In einem Interview erklärte Kapitän Wurpts: „Es tut uns sehr leid, daß unsere fortgesetzten Bemühungen um die Rettung der armen Menschen nicht von Erfolg gekrönt waren." Ein Mann von der Besatzung des „Lnnstan" gab seiner Bewunderung über die gute und freundliche Behandlung, die ihm die Deutschen an Bord der „Bremen" zuteil werden ließen, Aus druck. Er sagte: D t e D e u tsch e n s i n d gu t e K er le. Ich wurde behandelt, wie wenn ich der Kaiser selbst wäre. Die überlebenden des „Laristan" trugen bei ihrer Ankunft in Queenstown Kleider, die ihnen die Besatzung der „Bremen" zur Verfügung gestellt hatte. Der Kapitän der „Bremen" wurde in Queenstown von den Behörden begrüßt, die ihm den Glück wunsch der Bevölkerung zu seiner glänzenden Leistung aus sprachen. Der voraussichtliche Nachfolger Merciers. Rom. Als Nachfolger des Kardinals Mercier für das Erzbistum Mecheln wird in vatikanischen Kreisen der General vikar des verstorbenen Kardinals, Monsignore van Roy, ge nannt. Sowjethilfe für Amundsens Nordpolexpedition. Moskau. Die Sowjetregierung hat sich entschlossen, die Erlaubnis für die Erforschung des Nordpols durch Amundsen von russischem Gebiet aus zu erteilen und die Expedition zu unterstützen. Die russische Kriegs- und Handels flotte werden sich an der Forschungsreise beteiligen, über die Reise Amundsens nach Moskau schweben noch Verhandlungen zwischen der norwegischen und der Sowjetregierung. Mn amüsiert sich! (Von unserem ständigen Mitarbeiter.) Berlin, 1. Februar. Es geht Berlin schon wieder erheblich besser, als es noch vor sechs Wochen irgend jemand zu prophezeien ge wagt hätte. Die Arbeitslosenziffern steigen zwar von Woche zu Woche um Zehntausende — aber das ist für die, die da meinen, sie sind „Berlin", kein Maßstab. Maßstab ist für sie die Börse, und die stand einstweilen im Zeichen der Aktienhausse. Berlin mit ihr. Die Kaffee- Häuser sind überfüllt, und erst die Bälle! Überfüllung gehört ja seil Menschengedenken zu einem Kostümfest. Aber so wie in diesem Winter war es selbst nach dem Gut achten der erfahrensten Bummler noch nie. Es bleibt für den Laien ein ewiges Rätsel, wie es Menschen fertig brin gen, in einem Gedränge, in dem der viel zitierte Apfel vergeblich versuchen würde, die Erde zu erreichen, auf einem Raum, der so behaglich ist wie eine Heringstonne oder eine Apfelpresse, zu tanzen und sich dabei sogar noch zu amüsieren. * Rätselhaft, aber nicht das einzig Rätselhafte. Noch unergründlicher ist die Frage, wo denn mit einem Male das dicke Geld herkommt für dieses „Amüsemang". Denn wenn es Berlin wirklich besser geht, als noch vor sechs Wochen irgend jemand zu prophezeien gewagt hätte — dieses jetzige Treiben kostet doch allerhand. Der Eintritts preis zu einem der größeren Bälle beläuft sich in der Regel auf 20 bis 30 Mark. Rechnet man nur 5000 zah lende Besucher (und das ist eine mäßige Ziffer; manche Veranstalter bringen es fertig, die doppelte Zahl von Gästen in ihre Räume zu pferchen), fo gibt das bei einen; Preis von 20 Mark für die Karte allein 100 000 Mark an Eintrittsgeldern. Dazu kommt noch die Garderobegebühr, pro Nase 1 Reichsmark, das sind rund 5000 Mark, das Mietauto, das hin und zurück meist unvermeidlich ist, für je zwei Personen 3 M-, ergibt 7500 M., und schon sind 112 500 M. ausgegeben, ohne Kostüme, die zur jetzigen i Fastnachtszeit gehören, und ohne eine einzige Flasche Hett. _Da natürlich Kostümzwang herrscht, mutz Kostüm oder Maskenzeicyen aus den Kopf wieder mit 20 M. au- gxsetzt werden. Ein „eigenes" kommt mindestens auf 30 M., die Gebühr beim Maskenverleiher auf 10 M., also nehmen wir den Durchschnitt! Was spielend weitere 100-000 M. ausmacht. Dann der Konsum des Abends, an dem man doch Hunger und Durst bekommt, pro Kehle wiederum, bescheiden gerechnet, 7,50 M., vermehrt den Gesamtaufwand nm weitere 37 500 M., so daß man gut und gern für einen der großen Berliner Bälle auf einen Umsatz von 250 000 M. kommt. Und solcher großen Bälle sind jede Woche ein paar. Sei dem wie dem sei, das Geld ist jedenfalls da und rollt lustig seinen Weg. Es ist nicht mehr die große Mode,' mit seiner eigenen Pleite zu kokettieren. Vor einigen Mo naten kam es auf, da begann man seine Armut zur Schau zu tragen wie ein neues Kleid. Alles versicherte sich ge genseitig, kein Geld zu haben, es war direkt gegen den guten Ton, nicht schief zu liegen und nicht öffentlich zu verkünden, wie unglaublich man sich einschränken müsse. Natürlich, soweit ging die Einschränkung nicht, daß man sich etwa den neuen Pelzmantel verkniffen oder auf Tanz tees nnd Geselligkeit verzichtet hätte. Nur blieb man eben seine Rechnungen schuldig. Das tut man zwar auch heute noch, aber still und verschwiegen, und spricht nicht mehr davon. * Jedoch wir wollen Berlin, und vor allem die lebens lustige Berlinerin, nicht schlechter machen als sie sind. Die Gerechtigkeit verlangt, offen zu bekennen, daß unsere Bnbiköpfchen trotz Mummenschanz und Faschingszauber sparen, sparen, daß es eine Lust ist zuzusehen. Am Stoff nämlich. Daß so manches fesche Kostüm sich ohne Schwierigkeiten in die Brieftasche legen läßt, aus der es bezahlt wird, das ist schon kein Witz mehr, sondern nackte Tatsache. Der Schritt zur paradiesischen Kostümierung ist nicht mehr groß. Der Ausschnitt ist so tief wie möglich, manchmal noch etwas tiefer. Der Rock scheint ausschließ lich den Herren Vorbehalten, die sich originell vorkommen, wenn sie als Schwiegermama oder Charleys Tante gehen.« Auf dem Gebiete der Bekleidung zeigen die Frauen ent°! schieden, daß sie eben doch die geborenen Sparkünstlerin-j nen sind, und wissen mit dem wenigen sich in fo vorteil»! Hafter Weise zur Geltung zu bringen, daß sie mit ihrer! famosen Sparmethode begeisterte Zustimmung und Be wunderung ernten. -i- Kann auch sein, daß nicht die Sparsamkeit allein daS treibende Moment ist. Vielleicht hat gerade die unerträg liche Hitze der überfüllten Säle den Gedanken nahegclegt, sich knapper noch als sirandmüßig zu kleiden. Vielleicht ist es auch hier die große „Girlmode", in deren Zeichen wir jetzt stehen. Sicherlich, das Kostüm des Nevue-Girls hat Pate gestanden zu manchen Ballkostümen dieses Win ters. Das beweisen auch die Zylinderhüte, die sich die schönen Masken auf ihre Vubilocken oder auf die weiße Perücke stülpen. Haben Sie schon irgendwo Girls tanzen sehen — Tillergirls, Hoffmanngirls, Jacksongirls, und wie sie alle heißen — die nicht in ihrer Glanznummer Zylindcrhut und Spazierstock trugen? Also bei unseren Nevuedirektoren und ihren Girls können wir uns für die hals- und sußfreien Ballkostüme bedanken. E r n st e k e n. ! Kus unserer keimst z Wilsdruff, «am 2. Februar 1926. Merkblatt für den 3. Februar. Sonnenaufgang 7^ jj Mondauigang 10" N» Sonnenuntergang 4" !! Mondunlergang i» B- 1813 Aufruf Friedrich Wilhelms III. zur Bildung freies williger Jägerkorps. — 1845 Der Dichter E. v. Wildenbruch« in Beirut geb. — 1917 Die Vereinigten Staaten brechen di« Beziehungen zu Deutschland ab. Februar. Es ist «ine alte Erscheinung: Wenn der erste Monat des Jahres seine Kösser gepackt «hat «und von dannen gezogen Ist, dann fängt man an, des Winters «überdrüssig zu «werden, zumal wenn dieser -so unfreundlich und unbeständig ist wie der gegen wärtige. Jung und alt schni sich nach dem Frühling und ruft mit Hoffmann von Fallersleben: Auf die Berge möcht' ich fliegen, Möchte sch'n -ein grünes Tal, Möcht' In «Gras und Blumen liegen Und mich freu'n am Sonnenstrahl. Möchte hören die Schalmeien Und «der Herden Glockenklang, Möchte freuen mich im «Freien An der -Bögel süßem Sang. Schöner Frühling, -komm doch wiÄ-er, Lieber Frühling, komm doch bald, Bring uns Blumen, Laub «und Lieder, Schmücke wieder Feld «und Wald, Dieses Söhnen nach „Laud und Medern" wird auch nicht dösiuträchtigt durch das heitere Gesicht, mit dem «der Februar eigenlich durch die Lande ziehen sollte. Humor und Scherz, Tanz und Frohsinn find des zweiten Iahresmonats lachende Begleiter. Maskenfeste, Bockbierftste, Schlachfföste, «das ist der Inhalt seines Programms, aus döm er die Welt beglücken- will. Seit Jahren schon muß dieses Programm in Deuffchland allerdings aus wirtschaftlichen und anderen Gründen eine «große Einschrän kung erfahren. Fast scheint es, als seien die Verhältnisse niemals so ernst gewesen wie gerade Heuer. Das Darniederliegen unserer Wirtschaft duldet keinen frohen Fasching. Wo man «sich dennoch einen Jux gestattet, so wird sich «dieser in bescheidenem Rahmen gestalten müßen. * Fünfzig Jahre sächsische „Dampfschlange". ,Mudder, de Männer da «vurne uff der Logo-motiefe kochen sich wohl ihren Kaffee?" so fragte «von 50 Jahren «ein witzig veranlagter Dresdner Junge seine gute Mutter, als beide auf «dem Perron des alten Schlesischen Bahnhofes in Dresden-Neustadt stand und an ihnen der erste sächsische Personenzug vorüdersuhr, der am 9. Februar 1876 zum ersten. Male mit Dampf geheizt worden war, so daß an seinem «Ende unter dem letzten Wagen die bekannte „Dampf schlange" ihren weißen Dampf -zum begreiflichen Erstaunen «der auf dem Perron umherstchenden Leute herauszischen ließ. Zuerst beheizte -man «in dieser Form die Personen- und Schnellzüge der Linie Dresden—Görlitz. Noch im -gleichen Monat folgten Dres den—Tharandt—Freiberg und Dresden—-Riesa—Leipzig. Bis dahin hatte man bekanntlich- die Eisenbahnwagen durch mächtige Wärmflaschen geheizt, bei deren Einlegen in die mit Passagie-
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