Volltext Seite (XML)
MsdmfferTageblati Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, ... Ti^idloll' crjchrlnt läglich n-ch». S Uhr für de» ..-.,»»»» T»,. Dezugrpeei« i Lei Abholung in -«^schim-ft-ll« »ad den Ausgndcftelle« L W». im Monat, dri Zustellung durch dir Boten r,so Md., bei Postdestellun, ÄMftnnA"^ Wochenblatt für Wilsdruff «. Umgegend «toe^^m ^ollc HSHerer Gewalt, Krieg oder fonstigrr BerriedoftSruagen besteht kein Anspruch auf Lieferung »ürptn« de» Be,n,»preise». — Rücksendung etngesandler Schriftstücke erfolgt nur, wen» Porto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzeigenpr-io: Li-8gespalten«Raumzeile2»Loldpfeunig, die IgefpalteulZeile der amtlichen«edanntmachunaen«»»«»- Pfennig, die 3 gespaltene Reklame,eil» im textlichen Teilt I<x> Goldpsennig. Rachweisung»,»dühr 20 iSoldpsenni«. Bor- geschriebeneErscheinung». ... . , tage und Pl-dno^chrifte» werden nach Möglichd-it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 b-rüchsichiigi? An7-i,^ ann-hmebi-oorM.IVllhr — —— — Für di- Richtigkeit »« durch Fernrus übermittelten Anzeigen übernehmen wir Kerne Garantie. Jeder Radatianspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werbe» must »der der Auftraggeber itt Konkur» gerät. Anztig en nrhmen alle Dcrmiitlung,stellen entgeht. »« WUrdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meisten, des Amtegerichts nnd Stadtrats zn WUsdruff, Forftrentamts Tharandt, Finanzamts Nahe* Nr.20» 85 IahrgaNg r.l.gr Abt: .Amtsblatt- Wirsdruff-Dresden Postscheck Dresden 2840 Sonnabend den 23 Iavuar1S26 Von Wen nnd von drüben. Wir schätzen, sagen die Weisen des Morgen- wie des Abendlandes, die Güter, nach denen unser Herz schlägt, nur solange wir sie nicht besitzen. Sind sie erst errungen, dann wenden sich unsere Sehnsüchte sehr bald wieder anderen Gegenständen zu. Gilt diese Erfahrung des Lebens auch für die neue Reichsregierung, nach der wir Wochen und Monate förmlich geschrien haben und die nun endlich, nach unsäg lichen Gebnrtswehen. das Licht des Tages erblickt hat? Sind wir nicht im Grunde genommen alle doch mehr oder weniger der Überzeugung, daß auch die klügste, die wohl meinendste, die fleißigste und Vie beste Negierung von der Welt in dem Elend, das über uns gekommen ist, nicht viel ausrichten, sondern sich höchstens bemühen könnte, es nicht n o ch schlimmer werden zu lassen? Haben wir nicht eigent lich nur um deswillen das zweite Luther-Kabinett so schmerzlich vermißt, weil wir eine Adresse brauchten, an dw wir unsere Vorwürfe und Beschuldigungen, unsere Fra- llen und Forderungen richten kanten, an denen heutzutage selbst in sonst durchaus regierungstreuen Lagern kein Mangel ist? * Nun. Herr Luther hat heute wieder sein Kollegium beisammen und wird der Welt und dem deutschen Volk in der kommenden Woche das Programm verraten, mit dem er nach endlich überstandener Krisis es in diesem Fahr versuchen will. Sehr viel Ermunterung kann er aus dem Erfolg seiner ersten Kabinettsarbeit für die Zukunft eigent lich nicht entnehmen. Er hat sich, das müssen ihm selbst seine Feinde lasten, die redlichste Mühe gegeben, hat eine Riesenarbeit bewältigt, er kann auf gelöste Probleme Hin weisen, an denen sich seine Vorgänger jahrelang die Zähne ausgebissen haben. Er wird aber selber nicht behaupten wollen, damit sonderlich viel Dank und Anerkennung ge erntet zu haben. Und man kann ja auch wirklich nicht sagen, bah ü?' unsere Lage, wenn man auf den Anfang der Neichskanzlerschaft Dr Luthers zurückblickt, irgendwie wesentlich kUdem gebessert hätte. Vielleicht, daß die Räu- e erreicht wurde, läßt sich allen- falls als ein Aktlvum hinstellen. Dafür ist, um nur eines zu nennen, plötzlich die Frage der Vermögensauseinander setzung mit den früheren Fürstenhäusern zu allem sonstigen streit, der uns schon gar nicht mehr zur Ruhe kommen laßt, auf die Tagesordnung gesetzt worden. Hier möchten die Mlttelparteien gern einen Ausweg finden, der eine anständige Lösung der Interessen- und Meinungs- gegenwtze ohne Rechts- und Vcrfassungsverletzungen er- moglicht. Aber die Agitation, die sich bei den Radikalen dieses Stoffes bemächtigt, will sich nicht mehr so leicht zu frieden geben. Schon taucht hinter der Urder na Vie Frage durch einen Volksentscheid ein- für allemal aus der Welt zu schaffen, die weitere nach sofortiger Auflösung des Reichstages auf. Wir könnten also in diesem Winter, in dem ja der träge Gang der Geschäfte den Wählern so viel Zeit für überflüssige Dinge läßt, gleich zweimal hinter einander zur Wahlurne gehen. Kann man da, im Hinblick auf unsere Lage, anders als mit Neid nach der Neuen Welt Hinüberblicken, von wo jetzt das Geld in täglich wachsenden Strömen in unsere Banken nnd Fabriken, in unsere Städte und Länder cin- dringt? Drüben gibt es keine Probleme, die dazu nötigen, in jahrhundertealten Akten herumzuwühlen. Ja, nicht nur das, selbst die allernencsten Klassengegensätze, von denen die europäischen Völker zerklüftet sind, kennt man drüben allenfalls dem Namen nach, ohne daß sie aber oem öffentlichen Leben, dem ungestümen Drängen aller Klas sen und Stände nach vorwärts, nach Mehrung des Reich tums und der Produktion auch nur den mindesten Eintrag tun. Der deutsche Reichstagspräsivent, Herr Löbe, ein .Rann also, der seiner ganzen sozialen Herkunft nach ge- wlß ein scharfes Auge für Klassengegensätze nnd ähnliche diesen in den Berichten, die er jetzt nach simerRuckkehr von drüben in Deutschland erstattet, kein Sterbenswörtchen zu sagen. Man hört von ihm z. B., daß auf iede seele, die dort gibt, jedes Jahr nicht weniger als sich^ ,aar stiefel produziert werden; oder in einem Hotel, vcw »nur« über 450 Zimmer verfügt, täglich 22 000 siuck Wasche verbraucht werden; oder daß der berühmte Herr F o r d im Handumdrehen seine Tages herstellung an Automobilen von 7500 auf 9000 Stück er höht hat, um nur ja nicht hinter der ungeheuren Nachfrage des Landes znrückzublerben. Herr Löbe, nach den Sozia listen nnd Kommunisten drüben befragt, muß feststelleu, daß von diesen drüben so gut wie gar nichts zu merken ist. Wohl aber erzählt er davon, wie die Aktien großer Ge schäfts- und Jndustrieunternehmnngen zu Tausenden und Zehntausenden in die Hände des Mittelstandes und der sogenannten kleinen Leute übergehen und diese dadurch zu Mitbesitzern nicht nur, sondern zu Mitinteressenten an dem Gedeihen der Unternehmen machen. Eine Solidari tät also zwischen Kapital und Arbeit und Konsum, die uns armen Europäern, solange sich schon besten unter uns die Köpfe über diese Lebensfragen "s jeder modernen Knlturgemeinschaft zerbrochen haben, ">cht gelungen ist und nicht gelingen will. Herr Löbe weiß r^ncn andereu Grund für diesen fundamentalen Unier- N'ed zwischen hüben und drüben anzugeben als oas Vorwalten des Gemeinaeistes, das in der Neuen 1 Enttäuschung im belebten Lebtet. Ungenügende Rückwirkungen. Der Ncichstagsausschuß für die besetzten Gebiete nahm den Bericht des Auswärtigen Amts über die Rück wirkungen des Vertrages von Locarno entgegen. Der Kommissar für die besetzten Gebiete» Schmid, behandelte die Fragen. Zunächst führte Schmid die im besetzten Ge biet von der Entente gewährten Erleichterungen auf. Nächste Aufgaben seien: Beseitigung der Separa tistenschutzverordnung, die Umgestaltung der Militärjustiz und die Regelung der Ordonnan zen. An der Räumung der Kölner Zone Anfang Febrnar sei nicht zu zweifeln. Die zweite und dritte Zone seien vor Locarno mit 86 000 Mann belegt gewesen. Jetzt betrage die Gesamtstärke rund 81 500 Mann. Eine solche geringe Verminderung entspräche nicht der Zusage der Botschaftcrkonferenz. Diese Versprechung sei ebensowenig erfüllt worden wie jene, die sich auf die Verminderung der Garnisonorte bezogen hätte. Der Zentrumsabgeordnete v. Guörard sprach sein Bedanern darüber aus, daß die Kreisdelegierten vielfach nicht verschwunden seien. Die französischen Gendarmen müßtcn abgebaut werden. Neue französische komman dierende Generale zögen in Koblenz ein. In vielerlei Orten seien nnr Ersch w erungen , aber keine Erleich terungen erfolgt. Der deutschnationale Abgeordnete Wallraf hebt die Enttäuschung im besetzten Gebiet her vor. Der Demokrat Dr. Raschig weist auf ein Wieder- aujflackern der separatistischen Bewegung in der Pfalz hin. Ein Vertreter des Auswärtigen Amtes führte aus, die deutsche Regierung habe der französischen erklärt, daß sie unter „normaler" stärke die deutsche Vorkricgsstärlc der Truppenbelegung des betreffenden Gebiets verstehe. Die französische Regierung habe diesen Standpunkt an erkannt. Angenommen wurde schließlich ein volksparteilicher Antrag, die Regierung solle mit allen Mitteln darauf hm- wirken, daß die Besetzung des Nhcinlandcs und die Ab trennung des Saargebietes vor Ablauf der Fristen be seitigt würden. Bis dahin sei die Stärke der Besatznngs- iruppen auf deutsche Vorkriegstruppenstärke herabzusetzen und die Anzahl der besetzten Orte zu vermindern. Bei der Besprechung über die nächste Räumung und die Mehranforderuug von Wohnungen äußert sich General- kommissar Schmid dahin, daß in solchen Fällen die Reichs- regierung ihre frühere Fürsorgcaktion fortsetzen und Bau darlehen geben werde. Der Abgeordnete Jörissen von der Wirtschaftlichen Vereinigung vertritt den Standpunkt, daß Deutschland nicht früher in den Völkerbund ei »treten dürfe, bis nicht die verbindlichen Erklärun gen über die Milderung des Besatzungsdruckes erfüllt seien. * Die Forderungen der Deutschnationalen. Der angekündigte, von der deutschnationalen Reichs tagsfraktion im Reichstag mittlerweile eingebrachte An- lrag verlangt: Das Aufnahmegesuch Deutschlands ist nicht zu stellen, bevor nicht die Auslegungen der deutschen Regierung (kein Verzicht auf deutsches Land und Volk, freies Kündigungs recht, volle Neutralität und Handlungfreiheit Deutschlands gegenüber Artikel 16 und 17 des Völkerbündstatuts) vom Welt neben dem stärksten AnSgreifen des persönlichen Eigennutzes doch überall siegreich einherschreitet. Wie schön wäre es, wenn wir, neben Dollar nnd verbesserten Ma schinen und Fabrikationsmeihoden, anch ein klein wenig von diesem Gemeingeist über den Großen Teich zu uns herein importieren könnten! Dr. S y. Miifieretupfaug bei Hindenburg. K a b i n e t t s s i tz u n g M 0 n 1 a g. Im Laufe des Freitag empfing Reichspräsident von Hindenburg die neu in das Kabinett enttretenden Minister, und zwar den Reichsminister des Innern, Dr. Külz, den Reichsminister der Finanzen, Dr. Reinhold, uns weiter den Rcichsjustizminister Marx. Der Reichspräsi dent dankte den Herren dafür, daß sie persönlich mit dazu beigctragen haben, die Bildung eines regierungsfähigen Neichskabinetts zu ermöglichen. Weiter wurde empfangen Reichskanzler Dr. Luther. Bei dieser Gelegenheit wur den die endgültigen Festsetzungen über die Besetzung ses Ministeriums für Ernährung und Landwirtschaft ge troffen. Haslinde Ernährungs- und LandivirkschüfLstKinister. Dr. Luther schlug für dieses Amt den jetzige» Re gierungspräsidenten in Münster, Dr. Haslinde, vor. Regierungspräsident Haslinde steht politisch dem Zentrum nahe. Dr. Luther hat sich mit den: Vorstand der Zen- trumsfraktton in Verbindung gesetzt und hierbei das Ein verständnis des Zentrums mit dieser Regelung gefunden. Die entscheidende Kabinettsfitznng, in der zur Kanzler«- Völkerbund und den anderen Vertragsstaaten antyentljch anerkannt, die Beschränkungen der deutschen Luftfahrt und der Jnvesiigationsbcschlüssc aufgehoben worden sind und jede einseitige Militärkontrolle gegenüber Deutschland ausgeschlossen ist, auch die vorbereitende Abrüstungskonferenz stattgefuudcn und ein Ergebnis gezeitigt hat, durch welches die völlige Gleichberechtigung der Völker in Nüstungs- fragcn tatsächlich gewährleistet ist. Weiter werden verlangt amtlicher Widerruf des Deutschland in« Versailler Ber trage abgcprcßten Schuldbekenntnisses, das Recht Deutsch lands auf seine Kolonien und der Schutz der deutschen Minderheiten in allen Staaten. Für die besetzten Gebiete die in Aussicht gestellten und unerläßlichen Voraussetzun gen und Rückwirkungen. Dem Vernehmen nach will Dr. Stresemann bei einer Beantwortung einer volksparteilichen Interpellation über die Besatzungsstärke im Reichstage eine ausführliche Rede halten. * Erörterungen zwischen den Kabinetten. Deutschlands Vorstellungen, die in London, Paris und Brüssel wegen der Besatzungsstärke in der zweiten und dritten Rheinlandzone erhoben worden sind, haben nach Meldungen zu einer Erörterung zwischen den beteiligte» Kabinetten geführt. Man soll anerkennen, daß der Abbau der Besatzung in der Richtung liegt, die für die europäische Politik maßgebend sein muß. Gleichzeitig wird aber von Politikern und Militärs übereinstimmend bestritten, daß Deutschland die Zusage erhalten habe, daß die Besatzung aus die Stärke zurückgeführt werde, die der deutschen Trnp penzahl im Rheinland vor dem Kriege entsprechen würde. Der nächste größere Schritt aus diesem Gebiete sei erst nach Eintritt Deutschlands in den Völkerbund, und als Begleiterscheinung der Durchführung eines großen Ab rüstungsprogramms wahrscheinlich. Vor ernsten Ereignissen in China. London, 22. Januar. Der Erlaß Tschangtsrsins, einen russischen Direktor der chinesischen Lstixchn verhaften zu lassen, wird von den englischen Zeitungen als Vorbote ernster Ereignisse angesehen, da man anmmmt, daß Rußland gegebenenfalls dazu gezwungen sein, könnte, von seinen Truppen Gebrauch zu machen, um seine Ansprüche durchzusehen. „Daily Erpreß" berichtete bereits von der Möglichkeit eines rassisch-chinesischen Krieges. Nach einer Meldung aus Tokio hat der dortige Sowjethol- schäft« Kopp erklärt, daß die Rote Armee in die Mandschurei emrücken werde, falls dcr Zwischenfall nicht sofort beigelegt würde. Ri 0 skau, 22. Januar. Der Kommandant der 5. Noten 'Armee, Ubarevitz, hat den Befehl erhalten, sofort russische Trup pen an der chinesischen Grenze zu konzentrieren. Der Eisenbahn- vcrtchr zwischen Sibirien und China ist für die nächste Zeit ge sperrt. In Tschita wurde eine große Anzahl von chinesischen Kaufleuten verhastet. Uärang Stellung genommen wind, dürste, wie verlautet, für Montag eindernsen weichen. Jie Mrillenleutekeieu von 1SM8 Beratungen im Ncichstagsausschuß. Nachdem erst im Münchener Dolchstoßprozeß die Meutereien in der Kriegsmarine erhellt wurden und dort eine wichtige Rolle gespielt haben, sind dieselbe» Vorgänge abermals m den. Mittelpunkt eingehender Erörterungen gerückt. Der Parlamen tarische Untersuchungsausschuß des Rclchstages, der die Ursachen des Zusammcnbrttchs von 1918 erforschen soll, behandelte wiederum die Unruhen in der Marine, die den erste» Anstoß zur Revolution von 1918 ge geben habe». Der sozialdemokratische Abgeordnete Ditt- ui a n n verbreitete siech über die Unruhen und ihre Ursache» j» einem Referat, das mehrere Stunden in Anspruch nahm. Er stellte zunächst aus den Akte» des Reichsmarineamts fest, daß seit ilriegSausbruch bis Ende 1917 aus den Schissen der Marine folgende Strafen verhängt wurden: 180 Jahre und fünf Wochen Gefängnis, 181 Jahre und ein Monat Zuchthaus und 10Todesurtcile,von denen zwei vollstreckt worden sind. Als Ursache dcr Erbitterung der Mannschaften bezeichnete er den großen Unterschied zwischen der Beköstigung der Mannschaften und der derOssizicrc aus den Schissen im inohl rübenwintcr 1916/17. Die Mannschaft sei davon überzeugt ge Wesen, daß die für sie bestimmten Lebensmittel zum großen Teil in die OfsizierLmessen gewandert seien, wo die Ossizicrc trotz der Not dcr Zeit große Schlemmereien und Zechgelage abgehalten hätte». Als dann auf mehrere» Schiffe» die Mann schäfte» dcmousiraliv mehrere Stunden lang dem Dienst fern blieben, habe inan als Ursache dieser Jnjnbordination Per