Volltext Seite (XML)
Für rinrn anüerrn ins Luedihaus. ! Silbsnrät -s e l: Grillparzer. 1. Guido, 2. Rio de Janeiro 3. Ingwer, 4. Largo, 5. Legion, 6. Puccini, 7. Albanien, - 8. Radio, 9. Zwetsche, 10. Ecuador, 11. Rosamunde. Bilderrätsel: Gedratne Tauben. Uns Jahre um Lohn im Kerker. Von Georg Frösche l. Kürzlich erhielt ich einen anonymen Brief. Ich be mühte mich vergeblich, festzustellen, wer der Schreiber des Briefes war. Das mit Maschine geschriebene Schreiben lautete: Sehr geehrter Herr Doktor! Ich wende mich an Sie, um in einer verzweifelten Situation, die zur Katastrophe drängt, Rat zu erhalten. Vielleicht finden Sie den Weg, der mich aus dem Gestrüpp, in das ich mich verstrickt habe, hinausführt. Vielleicht ist alle-, viel einfacher, als es mir in meiner Bedrängnis erscheint, vielleicht finde ich die Rettung selbst, wenn ich mich dazu zwinge, meine Ge schichte nüchtern und logisch zu erzählen. Hören Sie mich an: Als Sie vor kurzer Zeit in einer Abendgesellschaft über die Memoiren Karl Haus sprachen, werden Sie wohl kaum vermutet haben, vaß einer Ihrer Zuhörer fünf Jahre im Zuchthaus verbracht hat. Weder Sie noch sonst jemand aus unserem Kreise kann auf diesen Gedanken gekommen sein, denn mein Leben liegt scheinbar völlig offen da. Man glaubt mich ganz genau zu kennen, man schätzt mich in meiner geschäftlichen und gesellschaftlichen Stellung, niemand zweifelt an meiner Korrektheit, meine Freunde nennen mich sympathisch und liebenswürdig, meine Ver wandten vertrauen mir vollkommen, meine Frau liebt mich, alle beneiden mich um meine Ruhe und Zufrieden heit. Man hält mich für glücklich. Am Rande des Selbstmordes. Vor sieben Jahren aber stand ich vor dem Selbst mord. Ich hatte alle Gründe dafür. Krieg und Revo lution waren vorüber und hatten mich mit einem schweren , Nervenklaps zurüügelassen, der es mir unmöglich machte, meinen Beruf wieder aufzunehmen. Mein Vermögen, das - im Auslande deponiert war, war beschlagnahmt. Aber ! ich wäre vielleicht über all das mit der Zeit hinwegge kommen, wenn mir nicht eine unglückselige Liebesgeschichte den Rest gegeben hätte. In meinem Bedürfnis nach Aus ruhen und Frieden wollte ich ein Idyll erzwingen, aber ich war an eine Frau geraten, der die seelische Fundie rung zu echter Gemeinsamkeit völlig fehlte. Sie strebte nach starken äußeren Wirkungen, ich nach Bemutterung und Gefühlsintensität, wir zerrieben uns aneinander, und nach drei Monaten voll Qual und Elend beschloß ich, ein Ende zu machen. Doch ich hatte die Herrschaft so über mich verloren, daß man mir meine Absicht vom Gesicht ablesen konnte. Bei Versuchen, Geld für die Bedürfnisse meiner Geliebten aufzutreiben, hatte ich mich vergeblich in zweideutigen Ge schäften versucht und die Bekanntschaft eines jener dun klen Agenten gemacht, deren Kunst, zwischen versteckten Waren und verstecktem Geld zu vermitteln, damals in Deutschland Triumphe feierte. Als ich eines Abends in Mitgliedern des Adels.'onsortiums erhalten hatte, für sich verwendet zu Haden. Carlowitz behauptet, dah ihm dieser Wechsel von Etzdorf und Karstedt ausgesolgt worden sei, dal mit er seine Schulden bezahlen könne. Ms setzt Etzdorf als Zeuge aufgerufen wurde, erklärte er, daß er von seinem Zeugnisverwetgerungsrecht Gebrauch machen müsse, da er sich einer strafrechtlichen Verfolgung aussetzen würde, wenn er seine Aussage machte. Das Gericht erkannte an, daß er bef rechtigt sei, die Aussage zu verweigern. Dasselbe geschah mit dem Zeugen Karstedt. Daraufhin beschloß das Gericht Aus setzung des Verfahrens gemäß Z 265 Abs. 4, da eine neue Sachlage geschaffen sei und die Akten zur weiteren Bear beitung der Staatsanwaltschaft zurückgegeben werden müssen. Silbenrätsel. tzan oö cre cron ha e en en es selb fisch ge gel gol ha harbt ho i ti lan le ft li ft mann mo ner nick viels ost pe preus Md rag re ri se se sen son Hun van vy zen zont zerl. Aus vorstehenden Silben bilde man 17 Worte, deren An ¬ fangs- und vierte Buchstaben, beide von oben nach unten ge lesen, ein bekanntes Zitat ergeben. 1. Deutscher Lyriker, 2. Oper von KienzlZ biblische Person, 4. Ort bei Berlin, 5. Gesichtskreis, 6. Fisch 7. bayerischer Kosenamen, 8. bekannte Zigarettenfabrik, v. Mantel, 10. Fahne, 11. Blume, 1S. deutsche Provinz, dumpfer Verbitterung das Bureau dieses Mannes ver lassen wollte, hielt er mich zwischen Tür und Angel am Rockknopf fest, sah mir von unten schräg in die Augen und sagte mir auf den Kopf zu, daß ich mich töten wolle. Ich zuckte die Achseln. Er ließ mich los, strich sich die schlecht rasierten Wangen und sagte, unrecht könne er mir nicht geben, Menschen wie ich passen nicht in die Zeit, er wisse, daß er mich von meiner Absicht nicht abbringen könne, doch er habe einen Rat sür mich. Einen guten Rat. Es gäbe verschiedene Arten, sich zu töten, er hätte Lust, mit mir darüber zu sprechen. Lebendig begraben. „Unverbindlich zu sprechen/ sagte er in seinem Kauf mannsdeutsch, ich möge noch ein wenig bleiben und ihn anhören. „Sterben ist gut — Ruhe — Frieden — Finster nis — Nichts," sagte er ungefähr, aber man könne sich auch lebendig begraben lassen und auferstehen, wenn alles anders sei. Könne als wohlhabender Mann auferstehen, oder doch seinen Erben ein nettes Sümmchen hinterlassen. Ich hätte wohl noch eine Mutter, eine Schwester oder sonst jemanden, dem ich Gutes gönne? Sein Gerede, das mir sinnlos schien, quälte mich; ich fuhr ihn an, wollte gehen. Da entschloß er sich zur Deutlichkeit. Er kannte einen Mann ungefähr meines Alters und meines körperlichen Habitus, den man wegen eines schweren Verbrechens zu einer langen Zuchthausstrafe verurteilt hatte. Er saß augenblicklich im Untersuchuygsgefängnis und wartete aus das Ergebnis der Revision seines Prozesses. Doch seine Sache war aussichtslos, in den nächsten Tagen schon würde der endgültige Spruch des Gerichtes erfolgen, und dann brachte man ihn ins Zuchthaus. Aber er sei anders als ich,'er hungere nach dem Leben und sei bereit, einen Stell vertreter fürstlich zu bezahlen. Rund heraus, man mache mir den Vorfchlag, mich statt dieses Verbrechers ins Zucht haus sperren zu lassen, fünf Jahre lang seinen Namen und seine Strafe zu tragen. Die Möglichkeit des Personenaus tausches sei gesichert und ein sehr großer Betrag, über den ich verfügen könne, wenn ich das Zuchthaus verließ, oder der meinen Erben zufallen würde, werde für mich in fester Valuta im Ausland angelegt. Das Gefchäst sei schwer, aber sicher, man werde mich nicht betrügen, denn er, der Agent, habe über das Geschäftliche hinaus starke.Sym pathien für mich. Man betrog mich wirklich nicht, nachdem ich den Staat an seinem Strafrecht gegen den verurteilten Verbrecher betrogen hatte. Ich büßte fünf Jahre für ihn ab. Die Vertauschung wurde auf dem Transport in die Straf anstalt durchgeführt, nachdem mich der Agent über die Rolle, die ich zu spielen hatte, genau informiert und nach dem die Begleitpapiere, die Photographien und Meß karten in den Archiven entsprechend geändert waren. (Schluß folgt.) 13. Stadt, 14. Opernkompomst, 15. nvrdsuropäischer Vvlks- stamm, 16. norwegischer Forscher, 17. Schisfsteil. Pl. Vexierbild Dort kommt auch noch Fritz gerannt! Wo denn? Auflösung der Rätsel aus Nr. 19: Kap s el r a t s el: Nur wenn sie reif ist, fällt des Schicksals Frucht. Ein KapiieL vom Nachgeben. Von Dorothee Goebeler. Frau Lotte ist sehr unglücklich. Frau Lotte kommt zu ihrer Freundin und weint und fragt: „Was soll ich tun?" Sie hat sich mit ihrem Manne gezankt, vor Tagen schon. Er ist wütend davongelaufen und wütend wiedergekom men. Nun gehen sie nebeneinander her und reden kaum das Notwendigste. Was soll bloß daraus werden? Die Freundin hört sie an mit einem ganz kleinen leisen, bei nahe mokanten Lächeln, streicht ihr das Haar und sagt: „Du mußthalt nachgeben." Frau Lotte fährt em pört auf — in solchen Fällen werden Frauen immer wütend —. „Ich? Nachgeben? Wie komme ich denn dazu? Er hat ja unrecht gehabt! Er muß einlenken!" „Du mußt nachgeben" — wiederholt die Freundin. „Ich denke ja gar nicht daran," ruft Frau Lotte. „Wo werde ich denn! Immer heißt es, die Frau soll nachgeben, immer sollen wir einlenken und alles zum Guten zurück führen. Dabei erniedrigt man sich ja und verliert jede Selbstachtung." — „Und trotzdem mußt du nachgeben/ wiederholt die Freundin zum drittenmal — „ich wette, du tust es schließlich auch." Sie wird es sehr wahrschein lich getan haben, die kleine Frau Lotte, sie wird es auch noch öfter als einmal getan haben und wird es weite» tun, schon um des lieben Friedens willen. W Aber ist es nicht doch empörend, daß sie es tut? hör« ich verschiedene Stimmen fragen. Steigen die Frauen nicht wirklich herab und entwürdigen sich, wenn sie imme» klein beigeben, auch da, wo sie offenbar recht haben? Die Frage ist nicht bloß heute, sie war rn a"-m aktuell. Sie hat schon die Frauen in grauer Vorzeit be schäftigt. In einem der beruynuegen Vucoer Li-ccü literatur, in seinen „Konfessionen" oder „Bekenntnissen* erzählt der alte Kirchenvater Augustin von seine» Mutter Monika. Sie lebte im vierten Jahrhundert naH Christus in Alexandrien in Afrika. Sie wor lck^n ihr Mann noch Heide, ein wilder, selbstherrlicher Gesellt mit dem kein leichtes Auslommen war. Loenn c^ce binnen zu ihr kamen — man machte sich auch damals scholl so eine Art Kaffeevisite, wenn man wohl auch nicht gerad« Kajfee dabei trank —, also, wenn die Freundinnen zur Fra» Monika kamen, dann gab es auch für sie bereits das „um erschöpfliche Thema", von dem Fontane spricht: „Mei» Man n". Genau wie Frau Lotte jammerten und klagte» die Alexandrinerinnen bei Frau Monika. Die eine wa> von ihm geknufft und gepufft worden, weil sie ihm allz» hitzig widersprochen hatte, die andere hatte gar Prügel be kommen, als sie behauptete, doch ganz entschieden im Rech zu sein. „Monika," sagten sie, „wie machst du es? D> hast niemals einen braunen und blauen Rücken, bei» Mann schlägt dich nie und ist doch auch ein rauher u»> rechthaberischer Mensch, wie kommst du mit ihm aus? „Ja, Kinder," sagte dann Frau Monika — sie wirk es wohl auf Altafrikanisch etwas anders gesagt habest aber dem Sinn nach eben doch so —, „warum widersprech ihr denn? Gebt doch nach! Geht aus dem Zimmel wenn er tobt, laßt ihn reden, was er will. Wenn er ruhst und vernünftig geworden ist, dann kommt und stellt ih>» gleichfalls mit gutem Wort eure Sache vor. Rev« W freundlich zu und ihr werdet euer Recht bekommen; st mache ich es, und seht — ich komme mit meinem BrumM baren ohne Szenen und ohne Prügel aus." Die, die ihr folgten — erzählt Augustinus, der spätes der heilige Augustin geworden ist —, die bekamen seh bald gleichfalls Frieden im Hause und lebten in Ruh und Einvernehmen mit ihren Männern, die anderen abe» die hatten bald hier, bald da ihre braunen Flecke weS Die gescheiten Frauen waren zu allen Zeiten dck selben Ansicht über die Behandlung des — „stärkeres Geschlechts und handelten danach. Sie fühlten sich aul durchaus nicht erniedrigt dabei und sanken keinesfalls d ihrer eigenen Achtung. Sie wußten nämlich ganz gena» diese klugen Damen, daß es dur-Kous "ich' darauf an^n ihr Recht hintenan zu setzen und darauf zu verzichte» sondern nur darauf, es in richtiger Weise zu ena» gen. Männer wollen behandelt sein, wer es versteh kommt mit ihnen aus und lebt in Ruhe und Frieden tvÜ Monika.- Wer mit dem Kopf durch die Wand will, bekomsti — blaue Flecke, nicht immer körperliche, so grob sind di f jetzigen Männer meistenteils glücklicherweise doch ni<§ i mehr, aber seelische, und die schmerzen manchmal no« ganz anders und brennen sich tief in das Herz hinein. Dämon -es Lebens. Kriminalerzählung von A. Ostland. Sj Machdruck verboten.) Edith drückte sich noch tiefer in den Schatten der Säule. Hoffentlich sahen die beiden sie nicht! Welch ein Glück, daß sie vergessen hatte, Pluto mitzunehmen! Zuerst, als ihr dieses Versäumnis aufgefallen war, hatte sie der Gedanke, ganz allein in dieser Einsamkeit zu sein, sehr unangenehm berührt. Jetzt war sie sroh darüber, denn Pluto wäre nickt zu halten gewesen . . . Ganz nahe klangen schon die Stimmen der beiden. .Lilian, ich bitte dich," hörte Edith ihren Vater sagen, »nimm die Hand, die ich dir bietet Das Leben, welches Lu führst, ist mit tausend Gefahren verbunden. Wenn du nun wirklich entdeckt würdest I Und — ist das überhaupt rin Leben zu nennen?" Die Frau hemmte für einen Augenblick die Schritte. „Ein Leben?" wiederholte sie schneidend. „Nein, da hast du recht! Ein Leben ist das nicht zu nennen! Ader — was soll ich tun? Ich tauge nicht zur Arbeit, zum Er- werb in den gewöhnlicken Bahnen. Ich passe nicht in kleine Verhältnisse — du weißt es s.lbst am besten I Ich liebe das Geld und den Luxus und die Schönheit —" „Und alles dies hast du einst so bitter entbehrt!" klang die Stimme des Mannes dagegen. Es war fast wie eine Frage. „Ja", sagte sie hart. Einen Moment schwiegen veids. Dann kuhr sie fort: „Ramin ist krank. Jetzt, da er mich nach Jahren wiedersah, jetzt kommt die alte Leidenschaft mit aller Macht über ibn. Und das ist für mich ein Glück, denn er hat Geld im Ueberfluß. Wenn du mich zwingst, bei dir zu wohnen, so konimt er eben dorthin —" „Lilian!" schrie der Mann auf, „das — das ertrage ich Nicht, das darf nie sein I" "7... —- Sie hob schon wieder den Fuß. „Du hast doch von einem alleinstehenden Gartenhaus gesprochen, das ich bewohnen soll", sagte sie überredend, „er braucht ja nicht zu ahnen, wem das Haus gehört. Lasse das Vergangene ruhen und denke, daß es am besten ist, er sieht dich nicht und du triffst ihn nie. Denn er ist boshaft, ein tückischer Mensch. Ich kenne ihn. Und die Nummer 666 bat er nicht vergessen. Denk' an den Frieden deiner Tochter —" „Nein, ich dulde es nicht — trotz alledem!" stieß der Hauptmann hervor. Sie waren nun doch weitergeschritten. Die Stimmen verklangen. Schars und deutlich Hoden sich die Silhou etten des Mannes und der Frau ab gegen den grauen Himmel. Noch eine kurze Weils sah Edith sie wie dunkle Schatten dahinglsiten, dem Hause entgegen, wo sie wohnte, dann vernahm man noch eins Weile die langsamen Schritte. Immer leiser wurden sie. Endlich verschlang die große Stille ringsum auch dieses letzte Geräusch. „Edith l" sagte da eine weiche, junge Stimme knapp hinter ihr. Mit einem unterdrückten Iubelruf flog sie herum. Und im nächsten Augenblick lag sie an der Brust des hochge wachsenen jungen Mannes, dessen Helle Augen sie jo warm anstrahiten durch all das kalte, sarblose Grau. Einen Moment hielt er sie so fest, als wollte er sie schützen gegen irgendein Unheil. Dann fragte er ge- dämpft: „Edith, Liebling, war das nicht dein Vater? Der Herr, welcher eben hier mit einer dunkelgekleideten Frau vorüberging?" . Sie nickte nur. E,- ? „Und wer war die Dame, Liebling? Ich ging eine ganze Weile schon hinter ihnen. Während sie lauter sprachen, konnte ich verstehen, was sie sagten. Sie nannte mehrmals eine Nummer 666. Und dein Vater schien keineswegs erfreut über die Bekanntschaft —" „Ich begreife gar nicht, wer sie sein kann", sagte Edith, noch immer im Banne des seltsamen Eindruckes stehend. „Ich kenne diese Frau nicht, ich habe niemals mit ihr aelvrocken. Und dennoch ist ihr OGsjichtWnir^nicht unbekannt. Diese fremdartige, südländische Schönheit, diese scharfen Züge.... Aber woher kenne ich sie?" Herbert von Ramin hatte des jungen Mädchens Arm in den seinen gezogen. So schritten sie, einen kleinen Wiesenpfad einschlagend, dahin. Edith kam nicht übe» den Eindruck dieser letzten Stunde hinaus. „Ich glaube, sie will bei uns im Hause wohnen," sagte sie gepreßt. „Denke nur, Herbert: bei uns, wo sei» Jahren kein fremder Mensch mehr Eingang fand! Und Vater muh das dulden, wie sie sagt. Weshalb? Um Gotteswillen — weshalb?" Er sah in scharfem Nachdenken vor sich hin. „Und einen Ramin will sie einladen?" sagte er. „Das ist doch merkwürdig! Außer mir — und ich bin doch sicherlich nicht dieser Erwartete — gibt es in Wien nur noch einen Mann dieses Namens: meinen Onket und Pflegevater Wilhelm von Ramin. Obgleich ich seil zehn Jahren bei ihm wohne, kenne ich ihn eigentlich kaum, und wir gehen sehr getrennte Wege. Ich schulde ihm viel Dank. Mehr kann ich ihm nicht geben. Er verlangt auch nicht mehr. Aber Damenvekanntschaften haoe ich bei ihm nie gesehen —" Auch er schwieg nun. Eng aneinandergeschmiegt schritten sie dahin, beide noch immer mit allen ihren Ge danken bei den zwei Menschen, welche sie da soeben beob achtet hatten. Herbert von Ramin konnte die Idee nicht überwinden, dah die Fremd« nun als Hausgenossin neben Edith wohnen solle. Eine starke Angst um das junge, doch ganz unerfahrene Mädchen überkam ihn plötzlich. Sie erschien ihm so verlassen und unbeschützt in dem weitläufigen öden Hause, neben dem alten, menschenscheuen Manne, der sich so wenig um sie bekümmerte und doch in entsckeidenden Fragen einen so ausschlaggebenden Ein> fluh nahm aus ihr ganzes Leben. ^Fortsetzung folgt.)