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Jene Abhärtungsprozeduren würden ihnen deshalb nm schaden. Und doch ist gerade bei solchen Personen Ab, Härtung dringend erwünscht. Und sie ist durchaus mög lich, wenn bei der Kallwasserabhärtung anders vorge gangen wird. Nicht sofort abkühlen, heißt es hier, son dern erst durch ein heißes Bad die Haut ge^ hörig erwärmen! Ist dies geschehen, so kann maij getrost kalte Abreibungen und kühle Duschen riskieren Denn jetzt geht das Zusammenziehen und Erweitern des Gefäße so regelmäßig vonstatien wie beim normaler! Menschen. Die alten Kulturvölker wußten das genau Sie verfügten überall über zahlreiche Warmwassereini richtungen, welche auch den Leibesübungen weiten Spielraum ließen. Denn letztere sind für den Körper ebenso wichtig wie die Abhärtung; sie bewirken in her vorragendem Grade eine Ertüchtigung des Organismus und auch durch sie, durch Gymnastik und Massage! durch Sonnenbestrahlung, durch Bewegung im Freien kann die Haut erwärmt werden, ehe eins Kätteprozedur einsetzt. Überanstrengungen müssen dabei allerdings vermieden werden. Falsch wäre es, schor frierende Körper einer Abkühlung auszusetzen. Auck Rheumatiker sind dieser fernzuhalten, bis das Leiden be hoben ist. Dann aber steht dem nichts im Wege, daß sü sich der Abhärtung zuwcnden. Vermischtes. Rechtsanwaltsgebühren in Naturalien. Die Parisei Rechtsanwälte haben in diesen Zeiten der Frankdämme- rung nicht bloß ihre Gebühren erhöht, sondern daneben auch noch die Gewohnheit angenommen, die Bezahlung in Naturalien zu fordern, wobei man jedoch nicht aus! schließlich an Bodenprodukte zu denken braucht. Mar hört in den Wandelgängen der Pariser Justizpaläste, das Herr Rechtsanwalt L. als Honorar ein Auto erhalten hat Herr Rechtsanwalt A. eine hochherrschastliche Wohnung in der er neun Jahre lang mietefrei wohnen darf, Her: Rechtsanwalt Z. einen Blaufuchspelz für seine Frau Ge mahlin usw. Am interessantesten aber ist der Fall eines Mandanten, der sich schriftlich verpflichtet hat, der Familu seines Rechtsanwalts zwei Jahre lang täglich frisches Rind- und Kalbfleisch zu liefern, je nach Bedarf. „Je naH Bedarf" ist nun aber ein dehnbarer Begriff, und es könnte der Familie des Rechtsanwalts vielleicht einfallen, sich täglich einen ganzen Ochsen liefern zu lassen. Wenn dann der Schlächtermeistermandant die Lieferung als zu kost spielig einstellte, gäbe es einen hübschen Gebührenprozeß, auf dessen Ausgang man gespannt sein dürfte. Der Sultan als Schachspieler. Hin und wieder ein mal erfährt man, daß es in Marokko außer Abd-el-Krim noch einen Herrscher gibt: es ist der Sultan des Landes, Muley Jussuf, der zwar nichts zu sagen hat, aber immerhin da ist. Muley Jussus gilt als sehr harmlos und lebt stillvergnügt für sich hin; er ist aber vielleicht doch nicht ganz so einfältig, wie viele Leute glauben. Zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört das Schachspiel, aber er pflegt dabei ein wenig souverän mit den Spiel regeln umzugehen, wie das im übrigen sür einen Herrn, von dem es in Marokko heißt, daß er „selbst die Löwen in ihren Schlupfwinkeln schrecke", nicht weiter verwunderlich ist. Kürzlich nun spielte die Majestät einmal mit dem französischen Generalresidenten Schach und tat dabei mit einem Pferdchen (Springer) einen Zug, den nur das selbstherrliche „ear toi ost nvto pinisir" — das macht mir Hpav — recylferttgen konnte. Als ihm der Generalrepdent diese eigenmächtige Änderung der Spielregeln verwies, blickte der Sultan ihn etwas verdutzt an und sagte: „Was sind das für Zeiten, seit ihr Franzosen im Lande seid; nicht einmal mit meiner Kavallerie darf ich mehr tun, was ich will." Ein Bronzedenkmal für einen Hund. In Newyork wurde dieser Tage in Gegenwart einer großen Volks menge ein Bronzedenkmal des berühmten Hundes Balto enthüllt. Balto ist der Held jeüer mit Schlitten durchge führten Nettungsexpedition, die der Stadt Nome in Alaska während einer furchtbaren Diphtherieseuche ein dringend notwendiges Quantum Antidiphtherieserum zuführte. Die Witterungsverhältnisse hatten verschiedene Versuche, das Serum nach Nome zu schaffen, vereitelt; auch der Luftweg war vergeblich versucht worden. Erst einem von einer Hundemeute gezogenen Schlitten gelang es, die Fahrt zu machen; die Tiere, an deren Spitze Balto stand, trugen den Sieg über entsetzliche Schneestürme davon. Man sagte da mals, daß die Expedition im Schnee begraben worden wäre, wenn Balto nicht mit einem beinahe menschlichen Verantwortungsgefühl seine vierbeinigen Genossen durch sein heroisches Beispiel mit fortgerissen hätte. Am Ziels angelangi, brach das treue Tier zusammen, und man glaubte schon, daß es tot wäre. Aber Balto erholte sich wieder und hatte jetzt die Ehre, an der Seite seines Herrn der Enthüllung des ihm errichteten Denkmals, das seinen Namen auf die Nachwelt bringen wird, beizvwohnen. Augememde sür Menschcnveredlung und natürliches Leben. Was das ist, dürfte keiner so ohne weiteres Her auskriegen; man muh es also schon erklären. ALgemeinve usw. wollen sich fortan die Wiener Vegetarier nennen, weil man den „h-eute lächerlich klingenden Beinamen" Vegetarier vermeiden müsse. Auf einer Propaganda- tagung, die dieser Tage stattfand, und auf der die Neue rung beschlossen wurde, wurde ein Festessen mit drei ver schieden gearteten Menüs vorgesetzt. Die zu Kompro missen geneigten Vegetarier bekamen Suppe, Spinat, Mehlspeise und jene berühmten Gemüseschnitzel, die Er innerungen an Kalbsschnitzel zu erwecken pflegen. Vorge schrittene Pflanzenkostfreunde konnten sich an Salaten, Butter, Milch und Äpfeln gütlich tun. Die Fleischgegner allerstrengster Observanz aber aßen nur Früchte, und zwar ausschließlich rohe. Dazu standen Schrot-, Vollkorn-, Gra ham- und Haferflockenbrote zur Verfügung. Es wurde zuletzt mitgeteilt, daß es in der Wienerstadt zurzeit 235 organisierte Vegetarier gebe, von den nicht organisierten gar nicht erst zu reden. Wogegen man sich versichern lassen kann. Vor kurzem wurde einmal gemeldet, daß Paderewski, der bekannte Klaviermeister und ehemalige Staatspräsident von Polen, von einer amerikanischen Versicherungsgesellschaft, bei der er seine Klavierhände hatte versichern lassen, für einen ver letzten Finger eine hohe Entschädigungssumme ausge zahlt bekommen habe. Daran anknüpfend, weist ein fran zösisches Blatt darauf hin, daß man sich in den angelsäch sischen Ländern noch gegen ganz andere Dinge versichern lassen kann. Der Theaterdirektor läßt sich nicht nur gegen schlechten Eintrittskartenverkauf oder gegen schlechtes Lheaterwetter versichern, sondern — in England — auch gegen den Tod eines Mitgliedes der königlichen Familie und die darauf folgende Landestrauer. Kaufleute ver sichern sich gegen Krieg und Revolution in irgendeinem fernen Weltteile, der sie geschäftlich interessiert, Sommer frischler gegen verregnete Ferientage und Ehepaare gegen allzu reichen Kindersegen. Vor einiger Zeit hat in einer englischen Kleinstadt eine Mama, die zn ihrem Mißver gnügen Drillingen das Leben geschenkt hatte, sich gegen oie Wiederholung eines freudigen Ereignisses dieser Art versichern lassen; und das Vergnügen war dazu noch recht billig: 2N Prämie der Versicherungssumme. Jetzt kann sie soviel Drillinge bekommen, wie auf dem Markte sind — sie werden ihr alle von der Versicherungsgesellschaft bar beurült. Betrachtungen über den Bindestrich. D« Deutsche Sprachverein, der in seinen Bestrebungen zur Säuberung und Verbesserung unserer Muttersprache oft ein bißchen über die Schnur haut und zum Beispiel bei der an sich sehr dankenswerten Bekämpfung des Fremdwörterunfugs sich hin und wieder zu sehr ins Zeug legt, leistet von Zeit zu Zeit auch sehr nützliche Arbeit. So sollte das, was er jetzt über den Bindestrich veröffentlicht, weiteste Verbrei tung finden. Jeder weiß, daß der Bindestrich Wieder holung von Worten erspart. Aber er muß dann auch wirklich gesetzt werden! Man kann also nicht schreiben: „Ein und Verkauf" oder „Pinsel und Bürstenfabrikam" oder „Hier werden Kinder Und Damenstiefel ansgebessert"; es muß vielmehr geschrieben werden: „Ein- und Verkauf", , Pinsel- und Bürstensabrikant", „Hier werden Kinder- und Damenstiefel ansgebessert". Ferner muß das zu ersparende I Wort wirklich ein Wort sein wie bei „ein Hühner- und ein i Entenei", nicht bloß eine Silbe wie bei „Vergolder- uns Metalldrückerei"; auch „Kar- und Pantoffeln" darf man ! nickt maen. Aber das alles kommt trotzdem vor. . . ausgeschlossen; er war der Meinung, das Torpedoboot sei auf eine Mine ge stoßen. Darum-ließ er halten und die Rettungsboote aussetzen. Ich befand mich in dem ersten. Wir ruderten nach dem sinkenden Boote, nahmen auf, was wir konnten, führen Wruck und wurden wieder hinaufgezogen. Gerade als wir oben angelangt waren und noch in den Davids hingen, erfolgte ein furchtbarer Krach und das ganze Vorderschiff mit Kommandoturm und allem was sonst noch draus und dran war, flog in die Luft. Da ein Torpedo allein eine derartige Wirkung nicht haben konnte, mußten wir annehmen, daß ein feindliches U-Boot nach dem vorderen Munitionsraume gezielt und diesen auch getroffen hatte, was ja auch leicht war, weil die „Bremen" ziemlich still lag. Die Wirkung war furchtbar. Wie schon gesagt, das ganze Vorderschiff war weg. Ein Mann, der mit im Kommandoturm gewesen 'war und gerettet wurde, erzählte, er wisse nicht, wie es zugegangen sei, er habe auf einmal im Wasser gelegen. Der Kapitän, der sich auch dort auf gehalten hatte, war tot. Er wurde mit gebrochenen Beinen aufgefunden. Einige Leute, die an der Sprengstelle gelegen, bemerkten nach -dem Erwachen aus rhrer Betäubung, daß die Eisenteile der Bruchstelle glühten. Sie flohen schleunigst aus das Hinterschiff. Wir faßen unterdessen noch im Rettungsboote und riefen sofort, man solle das Boot wieder hinunterlassen. Ob man uns nun in dem entstandenen Getümmel nicht Hötte, oder ob 'die Mannschaft vom Schreck verwirrt war, was ja ganz natürlich, kurz und gut, lange Zeit Hötte niemand, bis endlich, aber leider -nur einer zugriff; er konnte nur bas eine Bootende herunterlassen, und die Folge war selbstV-erstäMich, daß Retter und Gerettete aus dein Fahrzeug ins Wasser stürzten und 'daß das Boot senkrecht an dem einen Kran hängen blieb. Mir ge lang es glücklicherweise, mich festzuhalten und so blieb ich im Hinterteil des Schiffes stehen. Von meinem Standpunkte aus konnte ich nun die verschiedenen Vorgänge, soweit es in der Dunkelheit möglich war, beobachten. Die Besatzung des Schiffes drängte sich auf dem Hinterteile zusammen. Manche legten die Schwimmwesten an, andere Waffen Rettungsflöße ins Meer und sprangen nach. Ein solches Floß ist ein Gestell aus Holzplatten — ähnlich dem Fußbodenbelag in Badeanstalten —, welches mit luftdichten Blechbüchsen versehen ist. Es vermag 12 Mann über Wasser zu. halten. Da die Maschine des Kreuzers noch unverletzr war, setzte er sich wieder in Bewegung. Kaum wurde das von dem feindlichen U-Boot bemerkt, kam ein neues Geschoß, das in den Hinterteil des Schiffes ein solches Leck sprengte, daß das Master in großen Mengen eindrang -und die „Bremen" langsam zu sinken begann. Um nun durch den Strudel des unter-gehenden Schiffes nicht mit hinabgezogen zu werden, sprang alles, was noch an Deck war, ins Wasser. Auch ich mußte meinen Stand punkt verlassen. Doppelt mit Rettungsmittcln versehen hoffte id, mein Oben 'n Sicherheit bringen zu können; denn außer dem Sckwimmgünel, den wir bei solchen Kreuzeffahrten stets tragen mußten, hatte ick noch eine im Rettungsboote vorhandene Schwimmweste angelegt. Ich sprang also hinab, aber zu derselben Zeit versank das Schiff in den Fluten, und ich wurde durch den Strudel mit hinuntergezogen. Der sich mit der Tiffe vergrößernde Druck Les Wassers preßte mir die Knochen zusammen, so daß in meinem Kopfe ein unheimliches Knirschen entstand. Ich -dachte noch: Wenn Lu jetzt sterben mußte, so ist das ein schwerer Tod. Dabei schwand mir das Bewußtsein. Plötzlich befand ich mich wieder an der Oberfläche des Wassers. Vermutlich war an der Unfallstelle das Meer nicht zu tief, so daß der Kreuzer bald auf Grund geriet. Selbstverständlich hörte damit der Wasterwirbel auf, Gürtel und Weste taten ihre Schuldigkeit und drückten mich schnell wieder in die Höhe. Glücklicherweise schwamm in meiner Nähe ein Rettungsfloß. Da sich weiter niemand daran anhiÄt, legte ich mich daraff und hatte infolNcdessen nicht zu sehr unter der Kälte des Masters zu leiden. Später kamen noch zwei meiner Kameraden heran geschwommen. Wir sind ungefähr eine Stunde getrieben, dis wir von 'dem zweiten Torpedoboot ausgenommen wurden. Letzteres hatte nun während -der ganzen Zeit versucht, so viele der Schiffbrüchigen zu retten, als nur möglich war. Da es ttber von dem feindlichen U-Boot zum dritten Opfer auserfehen war, konnte es die Rettung nicht ungehindert aussühren, sonst wären jedenfalls -viel mehr mit dem Leben davongekommen; denn die meisten sind in dem kalten Wasser «starrt. Das Torpedoboot bemerkte bald die Spur eines Torpedos aus sich zukommen. Sofort wurde -die Richtung geändert, mtd das gefährliche Geschoß fuhr vorbei. Wohl gegen acht dieser Tod und Verderben bringenden Zigarren hat es noch ausweichen mästen. Leider haben sich bei Liesen Kreuzsahrten Les Torpedobootes noch schreckliche, aber nicht vermeidbare Vorgänge ereignet. Denn in der Dunkelheit fuhr es hin und wider m Gruppen von Schwimmenden, so daß 'diese armen Menschen von der Spitze des Schiffes zerschnitten oder schwer verletzt wurden. Andere wieder, Lie sich am Ge länder des vorübeffahrenden Bootes festhielten, hatten infolge der Erstarrung nicht mehr die Kraft, sich hinauszuzrehcn. Ehe ihnen nun von der Mannschaft Hilfe gebracht werden konnte, ließen sie vor Schwäche wieder 'los und wurden von der Schraube zerfleischt. Erst nach ungefähr -einer Stunde konnte das Torpedoboot dir Unfallstelle in Ruhe -absuchen. Wahrscheinlich hatte sich das U-Boot verschossen. Von 328 Mann der Besatzung wurden nur 50 gerettet. Die meisten von ihnen liegen aber krank darnieder. veutung ms 8e;cMdte umerer tzarseibucke gibt uns gegenwärtig noch Raffel auf. Kein glückhafter Aktenfund wurde bisher ge macht, der uns ihr Dunkel etwas erhellte. K. Müller-Fraureuth erwähnt sie in feinem Wörterbuch -der vbeffächsischen und- crzgebirgischen Mundarten, gestützt auf Merkels Erdbeschreibung von Kursachsen,, und sagt von -ihr, sie sei ein Volksfest in Wilsdruff am Sonntag nach der Kirmes Ende September. Eigentlich bedeute das -Wort Würfelbu-de, in der ein rastelndes- Rad gedreht wird. Ein alter Wilsdruffer, dem ich davon sprach, meinte, die Deutung sei falsch. Das Fest müsse überhaupt Rössellmde -heißen; denn in den Buden fei ein Glücksspiel gestattet gewesen, bei dem „das Weiße Roß", das man würfelte, den Ausschlag gab Grimms Wörterbuch meint, man müsse bei „rasseln" an das Bewegen (der Rasselbande!) in lärmender Lustbarkeit denken, was Geräusch verursacht. Von Damenfeite ging mir folgender Deutungsveffuch zu: Früher, es mag zu Urgroßvaters Zeiten gewesen sein, sind Ende September Herrschaften und Dienstleute -der Landwirtschaft von Wilsdruff -und den umhegen den Dörfern auf dem jetzigen Gänseanger und Neumarkt zusammengekommen, um das Mieten fürs neue Jahr vorWnehmen. Zum Zeichen, daß der Knecht oder das Mädchen gedungen, wurde der Arm mit einem Strohseil umwickelt und dies letztere nannte man rasseln. Einheimische und reisende Händler, Bänkelsänger und anderes fahrendes Volk machten sich den regen Verkehr zunutze und errichteten daselbst Der kaussstän-de und 'Düden. Der Leutemarkt ist in Wegfall gekommen, aber «der Ver kaufs- und Vergnügungs-markt geblieben. — Späterhin hat man die Budenstadt de« beschränkten Raumes wegen nach der Schiitzenwiefe verlegt.