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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. »«» Donnerstag, de« 18. November I»»7 ««. Jahrgang Strafporto Nu heiteres Gesrhuhtchen bM Christoph Walter Dreh. >cv«ß mein Geld sauer verdienen, M" e» LU S>.raspor»e Ue Straßezu werfen. Ur* merturldi oer Post was zu scheuen, der Po^ kncr richt oder uvepnü-zend strmk.erte Briefe -rebm r^rr-ckk' So 'hatte Herr Straube gesprochen und be- fohlen, und im Kontor richtete man sich danach. Bei Briefen mit Strafporto wurde die Annahme verweigert. Zurück — zurück! Da traf eines Tages ein eingeschriebener, «n de« Chef persönlich gerichteter Brief ein. Und darin stand: „von dem Umschläge eines am... an Ihre Firma gerichteten Schreibens muß sich die Marke gelöst haben und abgefallen sein. Zu unserem Befremden haben Sie den Brief zu- rückgehen lassen, obwohl ein Blick auf' sn Um schlag genügt haben würde, um zu erkennen, daß Vie Frankierung vorhanden gewesen war. Ein zweiter Brief an Ihre Firma mag ver- fehentlich wirklich nicht freigemacht worden sein — das kann ja überall mal vorkommen —» auch dieses Schreiben erhielten wir zurück. ES bandelt« sich um einen beträchtlichen Auftrag, den wir Ihnen geben wollten. Angesichts der ungewöhnlichen Art, mit alten Geschäfts freunden zu verkehren, und da die Sache eilte, haben wir den Auftrag nunmehr anderweitig vergeben.* Herr Straube war ein viel zu eifriger Ge schäftsmann, um sich nicht schwer zu ärgern. ES gab einen stürmischen Auftritt. Die Angestellten beriefen sich auf die bün dige Weisung des Chefs. Dieser erwidert«, daß er in dem Glaub-n gewesen sei, er habe es mit denkenden Menschen und nicht mit Pagoden zn tun, die bloß mit dem Kopfe wackeln können. Daß man Briefe eine» alten Kunden nicht wegen Strafporto» zurückgeden lasten dürfe, müsse sich doch ein Wickelkind sagen! Von Recht» wegen müßte er da« Personal für den Schaden verantwortlich machen. „DaS sollte er nur versuchen!" meinte die Buchhalterin. Aber sie meinte eS erst laut, als Herr Straube die Tür zu seinem Privat- kontor in» Schloß geschmettert hatte. Jetzt nahm man mehrere Tage lang alle Briefe, auch die mit dem höchsten Strafporto an, bl» Herr Straube wieder mit einem Donnerwetter dazwischen fuhr. Nun wurde wieder eine Auswahl getroffen, und mit dem Erfolge, daß Herr Straube wegen Nichtanuahme einer portopflichtigen Dienst sache ein« behördliche Vorladung erhielt, die ihm sicherheitshalber in seiner Wohnung zu- gestellt wurde und mit Androhung einer ge- pfefferten Geldstrafe verbunden war. „Und das muß ich mir Ihrer Dummheit wegen bieten lasten!" kanzelte er das Personal ab. „Sie wollen mich wohl ins Zuchthaus bringen? Ich werde Sie alle entlasten ." Diesmal sagte die Buchhalterin, noch wäh rend er zugegen war, eine derartige Behand lung ließe sie sich nicht gefallen. Hier spricht M öieNSOMP Nationalsoziatistifchc Deutsche strbeiterpoetei Volksgenossen! Orougct Zkr Rat unö ^ilse le wenüc» «kuck an Sie llSDflp «tZchch,. ftckst» p^oap I USV: I .. Mitteilungen v . W nsonp noo Die Haustafel -er NSDAP. Al« der ReichsorganifaftonReiter Dr. Ley im April de« vergangenen Jahre« di« Neu organisation der Partei in Zellen und Block« anordnet«, verfügte «r gleichzeitig, daß in jedem deutschen Haus« »ur Unterstützung der Zellen- und Blockleit«r «in« für da« ganze Reich «inhritltch« Hau»taf«l anzubringen iei. DI« Haustafel bat di« Aufgabe, Mittler zwischen allen im Hanse wohnenden Bolk- genosten und den örtlichen Dienststellen der Partei und ihrer «llederungen zu sein. Auf der Tafel sind die Anschriften und Dienst- stunden der zuständigen Ortsgruppe der Partei, der DAF. und NSV., sowie die Namen und Sprechzeiten de« sür da« Hau« verantwortltchen Blockletter« der Bartet und der Blockwalter der DAF. und NSB. ver- ^lchnet. Der untere Teil der Tafel ist sür wichtige Mitteilungen der Partei und ihrer Gliederunaen bestimmt und bietet so di« Mög lichkeit, allen Volksgenossen aus schnellstem Weg» olle«. Wissenswerte au« der Beweaung belanntzugeben. Der obere Teil der Tafel zeigt do« Hoheitszeichen der Partei und weift mit der Jwchrift: »volkgenossen, braucht Ihr Rat und Hisse, so wendet Euch an di« NS DAP.!' aus di« voikbrtreuend« Arbeit der Bewegung hin. von den Haurbesthern dürste di« Schaffung der Takln besonder» begrübt werden, da mit ihrer Anbringung da« wilde Ankleben von Zetteln und Plakaten endgültig sein End« gesunden haben wird. Die Tal-ln find 65 X 8V am groß und au« be sonderem Material sehr sest und dauerhast gearbeitet. Für die Anbringung im Freien ist eine «mailliert« Tafel g»schaffen worden. Die Beschaffung der Ta- , seln ist über den zuständigen Blockleitrr der NSDAP. > möglich. Mit der Anschaffung der Haüslasel d«r NSDAP. wird die Bereitschaft der Hausbesitzer bewiesen, di« Bewegung in ihrer volksbetreuenden Arbeit zu unterstützen, und di« Tatsache bekundet, daß da« st wellige Hau« unter der Betreuung der NSDAP. Der Gau Sachs«« ist «in« d«r «rsten Gau« a«- w«s«n, in dem durch da« Gauorganisatton«amt Vie Haustaseln ringesührt worden find. 100000 solcher Taseln hängen in Sachsen bereit« seit einigen Monaten in den Häusern. Herr Straube merkte, daß er den Bogen überspannt hatte. „Wegen des lumpigen Strafporto» wollen Sie Ihre Stellung bei mir aufgeben und dre Firma im Stich lasten?" meinte er. „Aber natürlich — ich kann alle Suppen, die Sie eln- brocken, ausesten. Ihnen darf man nicht mal eine Löffelsprtze davon zumuten!" Man einwte sich dahin, daß jeder mit Strafporto belastete Brief sorgfältig angesehen und wenn nur irgendwelche Bedeutung bet ihm vermutet werden könnte, angenommen werden sollte. „Man kann aber doch nicht riechen, was in einem Brief steht, der keine Absenderadresse trägt!" bemerkte die etwas schnippische Steno typistin. „Nein, das kann man nicht!" sagte Herr Straube. „Aber aus dem Ortsstempel, der Handschrift und anderen Merkmalen kann man wohl in vielen Fällen ziemlich sichere Schlüsse zlehen." Das Kontor bot jetzt so viel Scharfsinn auf, daß die Briefträger ungeduldig und grob wurden. Wenn sie sich wegen der Strafporto briefe überall so lang« aufhalten müßten, wür ¬ den sie am Tage kaum mit einem Bestellgang zu Ende kommen. . . . Privatbriefe ließ sich Herr Straube in die Wohnung schicken. Einer landete sonderbarer weise aber im Kontor. „Eine Damenhandschrift!" sagte die Steno typistin und spitzte den Mund wie bei einem ungewohnten Leckerbisten. ,^)hne Marke! Nimmt man den an?" Man beratschlagte. „Den wird die Frau Gemahlin nicht sehen sollen'." „Zurück damit!" entschied die Buchhalterin. Und der Brief trat die Rückreise nach seinem Aufgabeort an. Nach etwa acht Tagen kaum ein Brief von derselben Handschrift, ordnungsmäßig frei gemacht. Herr Straube las die ihm vovgelegte Post. Plötzlich riß er die Tür auf. „Ist hier kürzlich ein Brief eingetrossen — ein Privatbrief?" fragt« er in emem Tone, der von Groll und Gram zitterte. Man machte di« unschuldigsten Gesichter. Von einem solchen Briefe wüßte man nichts. AVer der Brief sei doch mit dem Vermerk „Annahme verweigert" zurückgegangen! Di« Buchhalterin, die immer noch am be herztesten war, begann sich zu erinnern — ganz dunkel. Es sei ein unfrankierter Brief von Damen hand gewestn. Man hätte ihn für eine« Bettelbrief gehalten. „Ein schöner Bettelbrief!" schnaubte er. „ES war ein Schreiben von meiner Tante — Da konnte die Stenotypistin nicht ander», sie mußt« lachen, und das ganze Kontor lachte. Herr Straube wurde blaß bis in di« Nasenspitze. „Um welchen Bettel es sich in diesem Bries gehandelt hat, will ich Ihnen erklären", s<wt« er so ruhig wie möglich. „Meine Frau hat nächstens Geburtstag. Die Tante wollte ihr »u diesem Tage einen kostbaren Familienschmuck schenken und mich davon verständigen. Jetzt ist sie schwer beleidigt." „Dafür können wir aber doch nicht!" ver teidigte sich die Buchhalterin. ,,Es war kein Geschäftsbrief, und einen Prrvatbrief mit Strafporto konnte« wir erst recht nicht an nehmen." „Nehmen Sie in Zukunst jeden Brief an", stöhnte er. „Einerlei, ob Geschäftsbrief oder Privatbrief, ob mit oder ohne Strafporto!" „Wir rönnen de« Berlnst ja wieder ein holen, indem Wir unsere Briefe auch nicht richtig freimachen", schlug die Stenotypistin vor. „Der Gedanke steht Ihnen ähnlich!" ,Za, ich dacht« auch schon daran", meinte di« Buchhalterin, „wie eS Ihrer Tante wohl paffen würde, wenn man ihr einen Brief mit Strafporto schickt«! Man müßte «S eigentlich mal versuchen." „Daß Sie sich das einfallen lasten!" schrie Herr Straube: „Wollen Sie mich denn mit aller Gewalt zugrunde richten? Die Geschäfts freunde brechen die Beziehungen zu einem ab, von seinen Anverwandten wird man enterbt. Nochmals: alle Briefe werden jetzt angenommen ohne Ausnahme!" Der Briefträger kam herein. „Strafporto!" sagt er und legte einen Brief hin. Die Buchhalterin griff nach der Portokaffe. „Halt!" rief Herr Straube und besah de« Brief. „Zurück! Annahme verweigert!" Im Kontor herrschte Schweigen grenzen loser Ueberraschnng. Herr Straube öffnete die Tür feine» PrivatzimmerS. „Der Brief war nämlich von meinem Schneider!" sagte er erläuternd und verschwand. unet t»t»ll»t «Ins Das Gil ¬ der Unbekannten! Roman von H. Hellermann Copyright 1936 by Aufwärts-Verlag G. m. b. H„ Berlin 8XV 68 5 (Nachdruck verboten) Nun zitterte die Hand nicht mehr. Ruhig, sicher führte sie den Kohlenstisch fügte Strich an Strich, entfernte, betonte, schattierte. Studien entstanden. Immer dasselbe Frauenantlitz in ver schiedenen Stellungen, von vorn geseben, im Profil. Immer deutlicher, immer sprechender ward ^i- Aehnlichkeit. Da sank dem verbissen Schaffenden plötzlich der Arm herab, er taumelte, griff nach dem Tisch, um nicht zu stürzen, stand mit zitternden Anim, schwer atmend, halb darübergebeugt. un fähig sich aufz» richten. Klein« Schweißtropfen perlten aus der Slim. Er tastete nach dem Stuhl, riß die Augen weit auf, vor denen alks zu kreisen begonnen. Immer wieder diese Schwäche. Verflucht noch mals konnte man den jämmerlichen Körper nicht zum Gehorsam zwingen, war man denn sein Sklave oder Herr?! Richtig, er hatte zu essen vergeben. — Mühsam schleppte «r sich zu dem Küchen schrank. Groß war die Auswahl der vorhandenen Speisen nicht gerade: Schwarzbrot, ein Rest Margarine. Und das Blechdöschen? Ach ja, — die Weih- nachtsgobe seiner Wir'in, die er am dvsiundzwan- zigstm bei seiner Heimkehr ans dem Kranen- Haus vorgefunden. Kakao mit Trockenmilch ver mischt. Ein bitterer Zug grub sich um den Mund des Mannes. Armut und Stolz waren schlechte Ge fährten. Hunger tat weh, Hunger war die Trieb feder aller sozialen Umwälzungen. Wie hieß dock gleich da« Wort: ,Mn satter Bauch randaliert nicht." Seufzend füllte Dra« den kleinen Kessel mit Master, guckte, in trübes Simsen verloren, kn die blaue Gasflamme, bis das siedete, und rührte sich «ine Taffe Kakao an. Da» heiße Getränk tat ihm wohl. Nun mußte auch die Wurst da ran glauben, die er vorhin so verächtlich bci'site- geschoben Doch ein guter Kerl, die ver witwete Müller, ein guter Keck. . . Aber als sich draus-en ein Schlüssel drehte, Schritte hörbar wurden, sprang Drau lautlos auf und löschte sein Licht. Diese Nacht mit ihrer heiligen Schaffensfreude durfte kein?Mag stören, das kurze Glück gehörte ihm allein. ö. Kapitel. Frau Margret Mervius sah an ihrem Schreib- tstch und rechnete. Noch einmal glitt die Feder di« Zahlenreihe entlang — es stimmte, leider. Sie konnte addieren, so ost sie wollte, das Ergebnis blieb dasselbe. Sie legte die Feder fort, falee die Hände über dem aufgeschlageuen Wirstchasts- buch mit der verhängnisvollen Zahl und überlegte. Durch den mehrmals herabgesetzten Zinsfuß hatte sich ihre Neins Jahresrente — der Rest eines nicht großen, aber auskömmlichen Vermö gens — abermals verringert, die Ausgaben aber waren gestiegen, um siebzig Mark in einem Monat. Wie war das mir gekommen? Mit forgeugekrau- ster Stirn rechnete sie nach. Nun ja: Hans' neu« Stiefel, der französische rmd spanische Fortbkl- dungskmsus, den Grete sich so flehentlich erbeten. Und richtig: das Aufarbeiten der Matratze. Da hatte sie die Summe schon zusammen. War eine dieser Ausgaben überflüssig gewesen? Nein. Und neue drohten — die Kohlen gingen zur Neige, der Küchenofen rauchte, er war ausgebrannt, aber der Hauswirt lieh ihn nicht umsetzen, schwor, daß er selber kein Geld habe. Ach, dieses schreckliche, dieses abscheuliche Geld, ohne das inan nun einmal nicht leben lomrte. — — Ein tiefer Seufzer. „Nanu, was bedrängt dich denn fo schwer, Muttilein?" Wie auf einer Schuld ertappt, fuhr Frau Mar gret herum. „Du, Grete? Ich habe dich ja gar nicht hereinlonimen gehört." „Da sieht man, wie vertieft du kn deiner Be schäftigung warst" lachte das Mädchen, das in seiner schlank ausgereckten, strahlenden blonden Frische ein schönes Bild für stolze Mutteraugen war. „Mas hast du denn gemacht, deine Schätze gezählt?" Sie war hinter der Mutter Stuhl getreten, kühle sie aufs Haar. Die nickte. „Ja, gezählt — und bemerkt, was fehlt", erwiderte sie matt scherzend und hatte, ohne es zu wissen, schon wieder die Sorgenfalte auf der sonst so glatten Stirn. „Fehlt —?" Das Lachen in den blauen Augen erlosch. Grete setzte sich in den großen Ohren sessel neben dem Schreibtisch, sah die Mutter > fragend an. Wie ernst das Kind einen ansckauen i konnte. — Anders war ihre eigene Jugend ge wesen, voll sorgloser Lebensfreude, die man auch, ! in die Ehe mit hknübernahm. Gut, daß Konrad, der allezeit Schenkbereite und Lebensfroh«, diese Zeit nicht mehr erlebt — „Mr haben doch gar nichts ertra gebraucht", überlegte Grete, mm ebenfalls die Brauen run zelnd, „das Thsaterbillett, das Mellings mir an boten, gab ich doch zurück —" Frau Margret legte die Hand auf der Tochter Knie, sie hastig unterbrechend. „Liebes, ihr ber^e, du und Hans, habt nicht die geringste Kleinigkeit vertan, habt euch im Gegenteil manche Freude, ! manchen Krmstgemih versagt, um mir s'-aren zu "helfen, ich weih es wohl — —" Zart strich sie über der Tochter Hand, die die ihre dann fest umspannte. „Aber allem Sparen, allem Rech s neu zu Trotz haben wir zuviel verbraucht. Und. das kleine Kapital darf nicht airgerührt werden, , der Notpfennig muß-euch Kindern doch bleiben."! Einen Augenblick iaszen beide Frauen in schw i tzender Nachdenklichkeit. Dann hob Grete den > Kopf, sah die Mutter a-n. „Wir werden ein i ! Zimmer vermieten, Liebes, das hilft doch? Ste-, ! phans vermieten auch, Elise erzählte neulich, daß sie fünfundfünfzig Mark für ihren Salon mit! Frühstück kriegten. Ein Professor hat es." ! Ganz erfüllt war sie von ihrer Idee, hatte plötzlich wieder blanke Augen. „Wir nehmen mein Zimmer als allgemeinen Wohnraum, ich ziehe zu dir, Hans, iu die Mädchenkammer — die richten wir ihm schon hübsch ein. Da haben wir sogar zm«i Zimmer frei! Und mit den zehn s Emm, die Tante Richter sich neulich von der Seele rih, wird annonciert. Wollen wir mal das Feld unserer zukünftigen Tätigkeit besichti gen? Komm doch, Mutti, bitte!" Sie zog die Widerstandslose mit sich ins Neben zimmer das im Winterfonnenschein hell und freundlich vor ihnen lag. „Damen werden nicht > geuommen", bestimmte Grete energisch, „die wollen andauernd in der Küche etwas kochen oder plätten und nichts dafür bezahlen, sagt Elise, und das können wir uns nicht leisten. Also nur ein Herr. Der wird Naters schönen Diplomatenschreib tisch schätzen und den wundervollen Bücherschrank. Der muß freilich leergemacht werden —" „Wir können uns den alten Wäscheschrank da für einrkchten und in den Flur oder zu Han» stellen," schlug Frau Margret vor, unbewußt vom Eifer der Tochter angesteckt, „und das alt deutsche Bett, das ich immer zu groß fand, holen wir vom Boden herunter." „Und der feine neue Velourteppich, den Elfe mir zum Geburtstag schenkte, kommt davor," jubelte Grete. „Paß auf, Mutti, das werden geradezu fürstliche Räume, viel zu schön für einen lumpigen Professor — unter einem Geheimrat tun wir's nicht! Der zahlt auch noch mehr," fügte sie praktisch hinzu, umfaßte die Mutter und tanzte mit ihr im Zimmer herum. Lachend löste sich die zierliche Frau aus den jungen Armen. „Mädel, du tust ja gerade, al» brauchten wir nur gnädig zu winken, um Mieter zu bekommen! So einfach ist die Sache denn doch nicht bei der Unmenge leerstehender Zimmer." „Tsa, was so de Zimmers bei annern Leuten ihr Mnddcr sin —" Grete steckte die Nase in die Lust und rümpfte sie geringschätzig. „Aber bei so einer Pruchtsamilie wie uns findet man nicht gleich eins! Für d«n Vorzug, Fräulein Grete Mervius' Teppich zu bestiefeln, zahlt jeder gem noch eine Mark zu." „Mir ist schon ganz schwindelig von dem vielen Geld." klagte Frau Mervius, „du bist ja der reinste Shylock! Nächstens verlangst du »och zehn Prozent Bedienungszuschlag von dem arme» nicht vorhandenen Mieter. Merkwürdig. War ja alles Unsinn, »ms das Kind daherschwatzte, aber die Falte war von Frau Margrets Stirn, die Last von ihrem Herzen ge schwunden. Gretes Idee ivar nicht übel, vielleicht, vielleicht hatten sie Glück, trotz der fast tausend leerstehenden Zimmer in der Stadt, von denen die Zeitung «rst neulich berichtete. Man durfte nicht verzagen. Schon im Versuch etwas zu tun, lag Ermutigung und Trost. (Fortsetzung folg!.)