Volltext Seite (XML)
c ladung ins Meer geworfen, in drei Stunden ist das Deck norwegischen „Irma" sind in Ordnung, die Reise kann fortgesetzt werden. Als die Eng länder verschwunden sind, wird die Holz- Schicksal einer amerikanischen Expedition von 1873, deren Schiff „Polaris" auf eine Eisscholle gehoben wurde, die anseinander- barst, worauf sich nach Verlust des Schiffes 19 Personen auf einer stattlichen Eisscholle zusammenfanden, auf der sie Weihnachten feierten, so feierlich cs möglich war, steht ein ähnliches deutsches Abenteuer gegen über. Nachdem das Schiff „Hansa" Ende Oktober von Stanets zertrümmert worden war, wurde aus den Kohlenvorräten des Schiffes ein Winterhaus auf einer Eis scholle von 13 Kilometer Umfang errichtet. Die Scholle dezimierte sich dann bis auf 209 Meter Durchmesser. Diese „Herrgotts passagiere" feierten auf ihrer Eisscholle Weihnacht sogar mit einem „Weihnachts- banm", den sie aus einem Stock nnd Besen- reisig verfertigt und mit Papiergtrlanden und 30 kleinen Wachsstockkcrzen geschmückt hatten. So wurde Weihnacht so gut als fachheit nicht zu überbieten sein dürfte. Sie feierten den Weihnachtsabend, indem Jo hansen zur Feier des Tages sein Hemd — wendete, während Nansen sein Hemd aus wusch und sich den Körper mit einer Taffe warmen Wassers abricb. Abenteuerlich ist das Weibnachtsfeft 1916 gewesen, das der „Seeteufel" Graf Luckner erlebte, der bekanntlich mit einem als nor wegisches Holzschtff verschleierten Hilfs- kreuzer am 21. Dezember 1916 die Anker lichtete zu einer der kühnsten Fahrten, die je ein dentsches „Kriegsschiff" ansgeftthrt hat. Nm 25. Dezember werden sie früh morgens von höflich „Hapg^ okristmass!" wünschenden Seeoffizieren eines englischen Kreuzers auf Konterbande inspiziert. Die Engländer merken nichts, die Papiere der rein, das Geschütz wird auf gestellt, die „Irma" verwan delt sich in den „Seeadler", die biederen norwegischen Seebären in blaue deutsche Jungs. „Un nu, Jungs, nu lat uns Wihnachten fiern!" Graf Luckner erzählt: „Meine Aufgabe war es inzwischen, den Wcihnachtsbaum, den wir aus der Heimat mitge nommen hatten zu schmücken. Wenn je ein Wcihnachts baum ausgepicht worden ist mit Liebe und aller Herzlich keit, so tat ich es da für meine Jungs. Nnd als ich fcxjig bin, wird gemeldet: S. M. S. „Seeadler" ist klar! So feierten deutsche Volks genossen fern der Heimat deutsche Weihnacht, während über uns die Lichter deutscher Weihnachtstannen im war men Zimmer brannten. fröhliche, ' o du selige Weihnachtszeit!" es ging gefeiert. Auch Nansen uns scch Be- Entsagungsreich sind auch die Weihnachten, gleiter Johansen haben 1895 im Polareis die Forschungsreiscude in der eisigen Arktis ein Weihnachten verlebt in einer vom verleben mußten. Dein abenteuerlichen Winterschnce gewärmten Hütte, die an Ein^ mußte Hedin seine Jurte ver lassen. Zu allem Ueberfluß bekam noch eine Expeditions hündin sieben Junge mitten in dieser schnöden Welt kar ger Wüsten und brausender Stürme. Die Dämpfe von Zuckerkuchen und Antilopcn- rücken mischten sich in barba rischer Harmonie mit dem Duft neugeborener Hunde und dem Rauch qualmender Feuer. Dann brach der Weih nachtsabend an . . . „Die Tür meiner Jurte wurde weit aufgetan. Ein Meer von Licht flutete mir entgegen. Und in der Mitte stand der Weih nachtstisch, gedeckt mit Tel lern und Gläsern und zahl losen guten Sachen, und über all diesen strotzenden Reick)- tum ergoß sich eine Flut von Licht aus dem stebenarmigen Leuchter, der, mit buntem Papier in allen Farben des Oben: Weihnachtsbescherung im Polareis. Forscher nehmen ihre Pakete von der Weih nachtspyramide, die den Tannenbaum vertritt. — Unten: Deutsche in Australien feier« das Weihnachtssest. Eine exotische Pflanze tritt an Stelle des Tannenbaums. Negenbogens umwunden und mit kleinen künstlerischen Lichttüllen versehen, den Weih nachtsbaum ersetzte. Ueber der Tür trug ein Weißes, rundes Schild die Inschrift: God Jul! Fröhliche Weihnachten!" Weihnachten der Kolonisten in Deutsch- Südwest schildert Landesprobst Ebers, Windhuk, mit der ganzen Sehnsucht der Ausländsdeutschen nach den schneeverweh ten Straßen deutscher Heimatstädte. Im fernen Afrika aber sind die Weihnachts zimmer durchglüht von der Sommerhitze, und Zypressen werden als Weihnachts bäume aufgeputzt, die nach wenigen Stun den nur noch dürre Zweige tragen. Ueber die im Garten aufgestellten Weihnachtstische wirft der Sturm ganze Hände voll Sand über die Geschenke. Trotzalledem wird in der Kirche deutsche Weihnacht gefeiert mit Weihnachtsliedern, Orgelklang und Krip. penspiel. Der Farmer auf einsamer Farm muß den Dornenbusch als Weihnachtsbaum Herrichten, zwischen dessen Weitze, spitze Dornen Papierketten, Kugeln nnd echtes heimatliches Weihnachtsgebäck gehängt werden. — Im Kampfe gegen die Hereros haben einmal diese Farmer mitten auf Pa trouille Weihnacht gefeiert. Da nahm einer eine Schachtel Lichter aus der Tasche und sagte: „Heute ist Weihnacht!", woran kein Mensch gedacht hatte. Ein Dornbusch wurde zur Weihnachtstanne gemacht, die Kerzen daraufgcsteckt, und als es dunkel geworden war, wurden die Lichter auf der Dornen tanne angezündet und gesungen: „O du aus, bis jetzt drei. Eine Menge Geier ist anwesend. Un unterbrochen fällt Regen. 29. Dezember. Wieder haben die Hyänen Leichen ausgcgraben und weggeschleppt. Ob es auch mir so gehen wird? Heute von früh an waren wieder alle Leute betrunken, den ganzen Tag über. 31. Dezember. Das alte Jahr geht zur Neige. Es war das fürchterlichste meines Lebens." Armer, tapferer Emin Pascha, der Deutschlands Kolonialreich schaffen half! Ein glücklicherer Wcihnachtsstcrn leuchtete übereiltem Weihnachtssest, das Sven Hedin mit deutschen Expedt- tionstcilnehmcrn in der Wüste Gobi verlebte, wie er cs ansführlich in seinem Netsewcrk „Auf großer Fahrt" schildert. Da übernahm ein Dr. Hummel mitten in der Wüste die Rolle des Weihnachtsmannes, schnitt geheim nisvoll buntes Papier, saß vor einem Backbrett, knetete Teig nnd buk kleige Wcihnachtskuchen. Schon am Morgen Oben: Heiligabend deutscher Grünlandsahrer. Aus den Weih- nachtSbaum mußten sie verzichten, dafür brennen die «erzen auf einem Leuchter. — R t S: Matrosen des allen Kanonenbootes „IMS" seirrn vor China ihr Weihnachtssest Nur die Weih, «achtöpaketr und Briefe tragen etwa« Frstzauber in die Batterie. ^WMFicht überall in der Welt können AM deutsche Volksgenossen so festlich- M ^fröhlich das Weihnachtssest feiern wie wir in der Heimat. So haben Forschungsreisende, Seeleute, Kolonisten unter der heißen Sonne Afrikas, in der Wüste, im Sturm des Weltmeeres, auf Eis schollen im Eismeer, in arktischer Nacht Weihnachtsfeste erlebt, um die sie niemand beneidet. Wo immer Deutsche und Skandi navier zu Weihnacht in der weiten Welt weilen, immer werden sie versuchen, einen Weihnachtsbaum zu schmücken, und seien es ein afrikanischer Dornbusch, eine Kaktee, ein Holz mit Bcsenreisern, auf die sie die Lichter stecken. Die merkwürdigsten Gerichte werden als Weihnachtsbraten und Weihnachtsgebäck aufgetischt. wie bei jenen deutschen Trap pern und Goldsuchern auf Alaska (1926), die einen Fleifchkuchen aus getrocknetem Rennlierkeulenmehl, vermischt mit Stärke und überstrichen mit einer Honigglasur, als Weihnachtsstolle zu einem Glas Grog ver zehrten. Ergreifend in ihrer Kargheit sind die Tagebuchzeilen vom letzten Weihnachtssest unter afrikanischer Sonne, die Emin Pascha erlebte, zehn Monate bevor ihn arabische Sklavenhändler ermordeten. Die Notizen lauten: „24.-Dezember Wir haben Lebens- Mittel bekommen und auch Bier. Aber nun ist alles im Lager betrunken. Sie rebellieren. Was wollen sie? Neue Blatternfälle tauchen «uf; und ich glaubte schon, die Seuche sei im Abnehmen. Hyänen graben unsere Toten WeihnachtöbSume für Kreuzer „Karlsruhe" sind unterwegs eingetroffen. Photo: Scherl-Bilderdienst <2), Kaufmann <2), Htstoria — M,