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Maßregeln gegen den Neiß-wucher. Scharfes Vorgehen in Berlin. Fleisch ist in Berlin derart im Preise gestiegen, daß für die Masse der Bevölkerung die Erschwingung eines Fleischgerichts einfach unmöglich geworden ist. Wie von amtlicher Seite betont wird, liegt die Ursache dazu nicht in den natürlichen Verhältnissen, sondern in einer Ausnutzung der Notlage durch gewisse Stellen, die zu skandalösen Zu ständen auf den Vieh- und Fleischmärkten geführt hat. Ob wohl z. B. auf dem letzten Viehmarkt in Berlin Richtpreise festgesetzt worden waren, wurden diese Richtpreise erheblich überschritten. Man gebrauchte dazu die List, den Markt viel vor der festgesetzten Zeit beginnen zu lassen, damit man sich den Kontrollbeamten entziehen konnte. Nun will die Wucherpolizei dem Treiben mit scharfen Mitteln zu Wege gehen. Der Leiter der Wucherpolizei hat vom 13. Novem ber ab an alle Polizeireviere die Anweisung erlassen, den Fleischverkauf in den Ladengeschäften aufs schärfste zuüberwachen. Gleichzeitig sind den Revieren die auf Grund der festgesetzten Richtpreise errechneten Kleinhan delspreise für die gangbarsten Fleischsorten mitgeteilt wor den, die sich am 13. wie folgt stellten: Schweinefleisch (Kamm und Bauch) 445 bis 515 Milliarden das Pfund, Rindfleisch, Suppenfleisch 234 bis 418, Schmorbraten 295 bis 520, Kalbfleisch (Brust und Kamm) 234 bis 429, Ham mel (Dünnung oder dicke Rippe) 293 bis 455 Milliarden Mark. Das Publikum wird ersucht, in jedem Laden auf Einhaltung der Preise zu achten und gegebenenfalls sofort Anzeige zu erstatten. Die Polizei ist angewiesen, bei jeder Preisüberschreitung sofort zur Beschlagnahme und zum selbständigen Verkauf der Ware zu schreiten. Ein Protest der Ladenschlächter gegen diese Maßnahme ist erfolglos ge blieben. Darüber hinaus wird die Wucherpolizei gegen alle diejenigen Großschlächter einschreiten, welche die Richtpreise der Überwachungskommission überschritten haben. In allen Fällen, in denen diese Feststellung gemacht wird, soll den betreffenden Händlern die Handelserlaubnis ent- zogen werden. Zunahme der Arbeiissosigkeii. Nach amtlichem Bericht. Die Arbeitslosigkeit in Deutschland hat infolge der Ab- Iperrung des rheinischen und des Ruhrgebiets durch die Franzosen einen niegekanntenGrad erreicht. Allein in den besetzten rheinischen Gebiete sind zwei Millio nen Arbeitslose. Rechnet mau die Kurzarbeiter und Familienangehörigen der Erwerbslosen u. Kurzarbeiter hin zu, so ist hier mindestens die Hälfte der Bevölke rung von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch im unbesetzten Gebiet machen sich die Rückwirkungen der Besetzung mehr und mehr geltend. Die Zahl der unter stützten Erwerbslosen beträgt hier bereits über 700 000, die der unterstützten Kurzarbeiter mehr als 1^ Millionen. Hinzu kommen noch zahlreiche Erwerbslose und Kurzarbei ter, die nach den geltenden Bestimmungen Unterstützung nicht erhallen können. Diese Zahlen werden ergänzt durch die Statistik der Arbeiterfachverbände. Bereits Ende Sep tember waren 10 H ihrer Mitglieder arbeitslos, 40 A Kurzarbeiter, in einzelnen Verbänden erfaßte die Arbeits losigkeit bis zu 50 A, in anderen die Kurzarbeiter 75 A der Mitglieder. Die Not ist um so größer, als die finanzielle Lage Deutschlands den Unterstützungsmöglichkeiten engste Grenzen zieht. Vie Leitung Die Runde durch die Presse macht folgende Glosse, der ein gut Stück Wahrheit innewohnt: Für die Zeitung gilt in erster Linie das Wort Goethes: „Wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen." Darüber hinaus gibt es aber Wünsche, die ebenfalls Berücksichtigung er heischen, die sich aber nur -u oft nicht unter einen Hut bringen lasten. Da wird man z. B. unzählige Male ausgefordert, den Bäckern „den Standpunkt klar zu machen, weil sie das Brot so verteuern". Weist man darauf hin, daß den Bäckern bei ihren Brotkalkulationen durch die Preisprüfungsstellen und durch ein Gremium von Sachverständigen sehr scharf auf die Finger ge sehen wurde, ist man einseitiger Befürworter der freien Wirt schaft und vernachlässigt die Konsumenten-Interessen. Auch den An unsere Postabonnenten müssen wir heute erneut herantreten mit dem Ersuchen um Nach zahlung und zwar auf den Bezugspreis für den Monat Novem ber. Wir sind uns bewußt, daß diese Nachforderungen nicht ge eignet sind, angenehme Empfindungen auszulösen. Man wird es auch uns glauben, daß uns nichts peinlicher ist als unsere geschätzten Postabonnenten immer wieder mit Nachforderungen lästig zu werden. Die mehr als widerlichen Zeit- und Schein geldverhältnisse lassen aber einen anderen Weg noch nicht zu. Wir bitten daher heute um eine vorläufige Nachzahlung von 200 Milliarden Papiermark. Hoffentlich hält die Festmark nun bald auch bei uns ihren Ein zug. Dann werden sich ja wohl auch unsere gesamten wirtschaft lichen Verhältnisse stabilisieren, um dadurch die Wege für ge ordnete Verhältnisse zu ebnen. Die Post zieht diese 200 Milli arden in den nächsten Tagen ein. Wir bitten unsere verehrlichen Posibezieher, 'den Betrag in Bereitschaft zu halten, damit in der weiteren Zeitungszustellüng keine Unterbrechung eintritt. Das Weiterlesen der Zeitung, besonders aber der eingesessenen Hei matszeitung, ist zu keiner Zeit von solcher Bedeutung gewesen als gerade in diesen Tagen! Verlag des „Wilsdruffer Tageblatt". Metzgern soll man gehörig aufs Dach steigen, daß sie mit den Fleischpreisen nicht heruntergingen, gerade als die Geldentwer tung ins schärfste Tempo kam und die Schlachthosberichte Bände redeten. Manchen Leuten sind die Friseure zu teuer. Trotzdem ein Laden um den andern schließt, soll man hier Kritik üben. Gibt man zu, daß die Hausbesitzer sich in schwieriger Lage be finden, murren die Mieter. Legt man ein Wort für die Mieter ein, regnet es Proteste der Hausbesitzer. Stellt man sest, daß in einer anderen Stadt die Margarine billiger ist als am Orte, hat man die Spezereihändler auf dem Hals. Schimpft man auf die -euren Schuhsohlen und Absätze, beweisen Schuhmacher-Innung und Gesellen-Tarif-Kommission, daß das Gewerbe eben den letzten Atemzug tue. Verweist man auf die zu hohen Häute- und Lederpreise, kommen die Lederhändler und Metzger. Wettert man gegen den Zuckerpreis, erhält man lange Tabellen über die Belastung des Großhandels mit Umsatz-, Betriebs- und Zucker- sieuer, über hohe Frachten, Speditionsspesen usw. Unterläßt man das, konstituiert sich flugs eine Hausfrauen-Protest-Versamm- lung. Hält man es mit der Republik, ist man ein „Sozi"; er wähnt man Aeußerungen über die Wiederaufrichtung der Mo narchie, ist man das „Sprachrohr von Reaktionären und Hakenkreuzlern". Findet man den Bierpreis zu hoch, wird man beglückt vom Brauer-Verband mit Aufklärungen. Läßt man's gehen, so „hat man keinen Charakter". Bespricht man ein Kon zert günstig, lobhudelt man, kritisiert man abfällig, versteht man nichts von der Musik. Dasselbe ist beim Sport der Fall. Be klagt man die Schneiderlöhne, regnet es Nadelstiche. Hält man das zu schnelle Auto- und Motorradfahren für ungehörig, lebt man nach der Meinung der Chauffeure „drei Jahre Hinterm Mond". Adressiert man Beschwerden an den Großhandel, ist man dort „rückständiger Wirtschaftler": kommt man mit Wün schen an den Kleinhandel, gibts eine Protestversammtung oder man boykottiert den Anzeigenteil. Schreibt man über die Papier teuerung, die uns ans Leben geht, sind das „olle Kamellen". Kritisiert man das Treiben der Jugend, ist man ein „alter Schafskopf", bejammert man die Not der Rentner, so „über- treibt" man. Denkt man aber an sich selber und erhöht infolge der maßlos steigenden Herstellungskosten notgedrungen den Zei tungspreis, ist man ein „Schuft, Wucherer und Professions- lügner". Allen Leuten recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann. Erst wenn die Zeitung mal ausbleibt, merkt man, daß sie doch etwas ist, nämlich ein unentbehrliches Stück der Zeit- Verhältnisse. . . Orrmilcktes. — Ein Kamel aus ver Tertiürzeit. Die Expedition des amerikanischen Gelehrten Albert Thomson vom amerikani schen Museum für Naturgeschichte entdeckte in der Nähe von Lincoln (Nebraska) Schädel und Kinnladen eines riesigen Kamels, das in der Tertiärzeit die Steppen von Nebraska und Wyoming bevölkert Haven mag. Das prähistorische Kamel war etwa um 30 Ä größer als die jetzt bekannte» Wüstenschiffe. Man nimmt an, daß es sich schließlich nicht um ein richtiges Kamel, sondern um eine ganz nahe ver wandte, jetzt aber ausgestorbene Tierart bandelt. — Deutschlands grüßte Blindenbücherei vor dem Zu sammenbruch. Die 1894 in Leipzig gegründete deutsche Zentralbücherei für Blinde steht vor dem Zusammenbruch. Das bedeutet den Zusammenbruch der geistigen Zentrale der nationalen und der internationalen Blindenwelt. Die deutsche Zentralbücherei für Blinde in Leipzig ist die hervor ragendste der Welt, über 990 Städte und Dörfer werden durch diese Bücherei mit Lesestoff versorgt, über ganz Europa versendet sie ihre Bücher, und ihre Leserzahl steigi täglich. Zurzeit steht die Zentralbücherei mit 2300 Leser» im Deutschen Reich in Verbindung. Die Blindenarbeits- gemeinschast im Zentralverband der Arbeitsinvaliden be zeichnet es als bedauerlich, daß ein Kulturwerk von so hoher sozialer Bedeutung heute noch einem Wohltätigkeits- veroin untersteht, und fordert von der Regierung des Fr«,- staates Sachsen die Übernahme der Leipziger Blinden- bücherei in Staatsregi«. krietkakten. Zwei Freunde in A.: Internationalismus nennt man die Welt anschauung, welche das allgemein Menschliche, allen Nationen Ge meinsame, über das spezifisch Nationale stellt. Blumenfreundin E. L.: Di« aus dem Garten in den Keller ge brachten Knollenbegonien müssen, sobald die Erde abgetrocknet ist und die Stengelteile sowie Wurzeln gleichfalls trocken geworden find, voll ständig gesäubert werden. Die Knollen werden dann in einer frost freien Kammer überwintert, ohne daß sie in Sand oder Erde ein gelegt werden. A. L. M. in B.: Der Maler Max Slevogt wurde zu München geboren am 8. Oktober 1868. Er ist somit ein waschechter Bayer und nicht Tscheche, wie Sie annahmen. Adam Br. in L.: Wenn nach der Obsternte die Bäume sich ent blättert haben, so steht man hier und da noch vertrocknete Früchte hängen, die zumeist von der Moniliakrankheit befallen sind. Solche Früchte muß man herunterholen und verbrennen, denn anders leistet man der Krankheit zu seinem eigenen Schaden Vorschub. Findet man bei der Gelegenheit noch Raupennester, so werden diese zerstört. Also: immer fort damit! Schlachtviehmarkt zu Dresden vom 12. November 1923. (Preise für Kilogr. in Milliarden Mark in Lebend- und Schlachtgewicht. Die Stallpreife sind nach den neuen Richtlinien der Landespreisprüsungsstelle für Rinder 20 v. H., für Kälber und Schafe 18 v. H. und für Schweine 16 v. H. niedriger als die hier aufgesührten Marktpreise.) Rinder: (63): Vollfleischige ausgemästete höchsten Schlachtwertes bis zu sechs Jahren 170—180, 314, junge fleischige nicht ausgemästete, ältere ausgemästete 140—160, 288,.mäßig genährte junge, gut ge nährte ältere 110—130, 255, gering genährte jeden Alters 80—100, 255, ausländische Rinder: argentinische Ochsen 200, 335. — Bullen (26): vvllfleischige ausgewachsene, höchsten Schlachtwertes 170—180, 302, vollfleischige jüngere 140—160, 273, mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 116—130, 230, gering genährte 80—100, 200. — Kalben und Kühe (75): vollfleischige, ausgemästete Kalben höchsten Schlachtwertes 170 bis 180, 314, vollfleischige ausgemästete Kühe höchsten Schlacht wertes bis zu sieben Jahren 140—160, 288, ältere ausgsmästete Kühe und gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben 110—130, 270, gut genährte Kühe und mäßig genährte Kalben 80—100, 225, mäßig und gering genährte Kühe und gering genährte Kal ben 65—75, 206, ausländische Rinder dänischer Herkunft 190, 328. — Kälber (165): beste Mast- und Saugkälber 180—200, 307, mittlere Mast- und gvte Saugkälber 150—170, 267, geringe Kälber 130—140, 245. — Schafe (201): Mastlämmer und jüngere Masthammel 180—190, 370, ältere Masihammel 160—170, 330, Holsteiner Weidemastschafe 170—200, 370. — Schweisse (93): vollfleischige der feinen Rassen und der Kreu zungen im Alter bis zu 10» Jahren. 235—245, 307, Fettschweine 250—>260, 319, fleischige 180—220, 266. — Insgesamt 623 Tiere. Geschäftsgang: alles gut. Bon dem Auftrieb sind 58 Rinder ausländischer Herkunft. Aüsnahmepreise über Notiz. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke, Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, für den Anzeigenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Empfehle: Vvrkekts ab Lager, auf Wunsch auch frei Haus. Den Preis habe ich billigst gestellt und erbitte umgehende Bestellung. „s, Louis Seidel, Wilsdruff. Fernruf 5 und 10. —A — .. __ - . Du sporsL on ZsÄS rrMSlMä SrlSiLtiLSrsI Nr j Nenko »enkelsWtcb-unckbleied-Socko bsnäMtsÄtsmem hÄhsnIokMcksMMLKsU^ Metallbette« Stahlmatrotzm, Kinderbette» dir an Priv Kat. 28 N frei. Ejsenmöbelfabr Suhl.Thür vwLssKenaH M liefert sauber und preiswert bi« Buchdrnckerei d. Bl Bekanntmachung. Steuerabzug vom Arbeitslohn. Ab ll. November bis 17. November IS2S die Ler« hältnirzahl beim Steuerabzug 300000. Einzubehaltende Sleueibeträge auf volle Milliarden nach unten abzurunden. Nossen, 12. November 1923. „43 Das Finanzamt. An unsere Inserenten! Zur Vereinfachung des Rechnungswesens werden wir die Anzeigen von dieser Nummer an in Goldmark berechnen. Und zwar kostet die kleingespaltene Grundzeile 20 Goldpfennig. Geschieht die Bezahlung in Papiermark innerhalb drei Tagen, dann wird der Kurs des Ausstellungstages der Rechnung zugrundegelegt. Spätere Zahlungen müssen nach dem letzten amtlichen Berliner Briefkurs erfolgen. Verlag des „Wilsdruffer Tageblattes". VersteiMW m altem Hatz findet Donnerstag, de« 15. Nobember 1023 mittag» 1 Uhr bei unserem Oppelschacht in Zauckerode und Freitag, den 16 No»e»ber 1923 mittag» 1 Uhr bei unserer Döhlener Wäsch« iu Freital- Döhle« statt Stuutl. Steinkohlenwerk, Zauckerode. vis sttsrts Lorrredlsedtsrei Dveisewirtschaft und Pferdegeschäft im Plauenfchen Grunde. Mader- Ml Zleilllg Freital-Potschappel, Tharandter Str. 25. Fernruf Amr Deuben Nr. 151 kauftlauf.Schlachtpferdez.allerhöchst.Preisen Bei Unglückställcn sofort Tag und Nacht mit Transportgeschirr zur Stelle. Produktenbörse zu Dresden vom 12. November. (Amt licher Bericht.) Inländ. Weizen 17,50—18^ ruhig, inländ- Roggen 17,50—18, fest/-Sommergerste 16,50—17, Hafer 16 bis 16,50, Mais 19,50—20, Rotklee 160—180, Trockenschnitzel 8,6 bis 9, ruhig, Zuckerschnitzel 11—15, fest, Meizenkleie 8,25—8,50, Roggenkleie 8,25—8,50, ruhig, Bäckermundmehl 41—42, Hw landsmehl, Type 70^ 40—41, Roggenmehl, Type 70^ 4(1—41, fest. Die Preise verstehen sich für 100 Kilogramm in Goldmart Rotklee und Mehl (Mehl frei Haus) in Mengen unter 5000 Kilo' gramm ab Lager Dresden, alles andere in Mindestmengen voS 10 O00 Kilogramm waggonfrei sächs. Abladestationen.