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ineistcn Geschäfte hauen die Rolladen yeravgeiapen, unv der größte Teil der Häuser zeigte verhängteFenster. Die Straßen waren zMN Teil völlig menschenleer. Mittags erschien im Rathause von Essen eine Abordnung, bestehend aus höheren Offizieren, um der Stadtverwal tung die Maßnahmen, die von der Kontrollkommission ge troffen werden, mitzuteilen. In allen Orten um Essen, so in Kettwig, Oberhausen, Bottrop usw., trafen in den ersten Nachmittagsstunden Truppen ein. Es ist also neben der Besetzung der Stadt Essen auch eine v o llst ä n d i g e U m- zingelung der Stadt geplant, dagegen wurde die innere Stadt zunächst noch nicht besetzt. Es verlautet, daß die Franzosen die Absicht haben, jetzt das ganze Ruhrgebiet zu besetzen. Die in Essen-Bredney eingezogenen Truppen sagen aus, daß sie für Bochum bestimmt sind, daß der Anmarsch aus Essen nicht nur von Südwesten her erfolgt, sondern auch von Westen. An die Bevölkerung erging die Weisung, beim Einmarsch die Straßen zu verlassen. Dieser Auf forderung ist man jedoch nicht nachgekommen. Vielmehr umdrängten Tausende den E s s e ne r H a u p t b a h n h o f, der in den ersten Nachmittagsstunden von französischen Mannschaften besetzt wurde. Dr. AandSverg in Brüssel übergaben die Geschäfte dem nächstältesten Mitglied der Botschaft bezw. der Gefandtschaft und reisten nach Berlin. Dies bedeutet im übrigen keinen völligen Abbruch der diplomatischen Beziehungen. Uber die Frage der Leistungen sind noch Verhandlungen im Gange. Prinzipiell werden gegenüber den Vertragsbrüchigen Ländern keine Leistungen mehr ausgeführt. Jedenfalls ist bereits von Essen aus auf der Eisenbahn der Transport für die Wiedergutmachungskohle eingestellt worden. ES ist kaum möglich, die Beziehungen nrit den in Deutschland be findlichen interalliierten Kommisfäonen völlig abzubrechen, besonders da in ihnen auch Vertrete» derjenigen Mächte sitzen, die sich an den Gewaltmaßnahmen nicht beteiligten. Die Sonntagsdemonstrationen. ' Am kommenden Sonntag wird die Reichsregierung im ganzen Reiche große Kundgebungen und Demonstrationen gegen den Rechtsbruch der Franzosen und Belgier veranstalten. Auch von den kirchlichen Behörden ist für Sonntag eine Trauerkundge'bung in den evangelischen Kirchen Deutschlands in die Wege geleitet worden. Der deutsch-evangelische Kirchen- ausschuß hat die Landeskirchenregierung gebeten, daß in Gottesdiensten und durch Trauergeläut zwischen 12 und 1 Uhr mittags die Gemeinden zur Anteilnahme an der Volkstrauer aufgerufen werden. Die preußischen Schulen veran stalten bereits am Sonnabend Trauerkundgebungen. Gelsenkirchen besetzt. Gelsenkirchen, 12. Ian. (tu.) Die Franzosen sind im Laufe des Donnerstag Abend eimnarschiert und haben die Stadt besetzt. Die Tschechen dementieren. Prag, 12. Ian. (tu.) Die im Auslande verbreitete Nachricht über Verhandlungen Frankreichs mit der Tschecho slowakei zwecks Teilnahme an den Sanktionen, werden von amtlicher Seite als erfunden bezeichnet. Prag, 12. Ian. (tu.) Die hierher gelangte Berliner Meldung über angebliche militärische Vorbereitungen der Tschechv-Slowakei an der deutschen Grenze werden als er funden bezeichnet. Die Entscheidung der Grenzkommission, wonach von den drei noch strittigen Dörfern des Hultschiner Ländchens eiires an die Tschechv-Slowakei fällt, macht ledig lich das Aufgebot einer Gendarmeriepatrouille notwendig. Korfantys Fasziften an der deutsh-polnifchen Grenze. Oppeln. An der deutsch-polnischen Grenze sind zahlreiche Trupps von Flüchtlingen aus Ost-Oberschlesien eingetroffen,' da Gerüchte umgehen, nach denen Polnische Faszisten einen Ein fall in deutsches Gebiet planen. Ohne Zweifel entwickelt sich unter Korfantys Leitung an der deutsch-polnischen Grenze eine, parke polnische Faszistenbewearmg. Obgleich keine Anzeichen, dafür vorliogen, daß die polnische Negierung im diesem Augen- blick irgendwelche Angrifsiabsichten hegt, ist es doch zweifelhaft, üb sie imstande sein wird, dem Druck zu widerstehen, der an läßlich der Sanktionen im Ruhrgebiet auf sie von den polnischen! Faszisten auSgeübt wird. Der Abzug der Amerikaner. London. Die Zurückziehung der amerikanischen Truppen! aus dem Rheinland wird hier als eine amerikanische „Geste des Verdrusses uttd der Mißbilligung" gegenüber der französischen Politik ausgeleat. Di« augenblickliche Anzahl der amerikanischen Truppen, di« sich im Rheinland befinden, mag gering sein, «wer die Tatsache ihrer Rückziehung ist eine Angelegenheit inter- nationaler.Politik von großer Bedeutung. Eine Proiest-Arveiispause. Keine Kohlenlieferungen niehr. Die Spitzenorganisationen der Gewerkschaften haben f beschlossen, eine Kundgebung der Arbeitnehmer aller Par- teirichtungen zu veranstalten,' um deren geschlossene Stellungnahme gegen die französischen Gewaltakte zum Ausdruck zu bringen. Man beabsichtigt nun, am Montag in allen deutschen Städten die Arbeit für 15 bis 3V Minuten zu unterbrechen; auch auf der Eisenbahn soll eine Arbeitspause eingelegt werden. Der Vorsitzende des Allgemeinen deutschen Ge werkschaftsbundes Leipart hat sich ins Rheinland begeben, um sich mit den Führern der örtlichen Gewcrkschaftsver- bände persönlich zu besprechen. * Die weiteren Maßnahmen der Reichsregierung. Die deutschen Botschafter Dr. Malier in Paris und Das alte Lied. 10) Roman von Fr. Leh»e. Regina lächelte bei diesen Worten etwas; Ida be merkte es, wurde sehr rot und fuhr eifrig fort: ia, ja, es war wirklich so, so hab' ich ihm auch > gesagt! Er aber ließ mich nicht und sagte, er würde unglücklich, wenn ich nicht versuchen wollte, ihm auch ein wenig gut zu sein. Da konnte ich doch nichts an ders, als ja sagen! — Und da küßte er mich, und ich ! habe ihn wieder geküßt," setzte sic leise hinzn, „ach. > und nun bin ich glücklich, so glücklich, daß es mir fast das Herz abdrückt! Und wie hübsch er ist! Das blonde Schnurrbärtchen paßt so gut zu seinen frcnud- lichcn, blauen Augen — die Uniform steht ihm so gut! Ach, und ich hab ihn so lieb —", und voller Ungestüm , umarmte sie die Schwester, die merkwürdig still ihr s zuhörte, — „ja, und die Eltern wissen es noch nicht! Ich bin doch erst 18 Jahre; da wollen wir noch ein Jahr warten — durch Vermittlung seiner Schwester schreiben wir uns — ach, seine Briefe sind einzig süß. Und weißt Du, Geld haben Meyers genug — da kann er die Kaution zweimal stellen! Unsere Bilder haben wir natürlich auch ausgetanscht. Er schrieb, das nächste Mal solle ich ihm gleich ein halbes Dutzend schicken, denn ans dem Bilde sei ich fast aar nicht mehr zu sehen — weißt Tn wohl auch, wa^am, Regina? fragte sie schelmisch. „Ja? natürlich weißt Du es! — Freilich, so schön wie Du werde ich es mal nicht ha- ; ben," plauderte sie weiter, „aber dafür bist Du auch eine Gräfin und ich dann nur eine schlichte Lent- nasitssrau. Aber wir haben uns lieb, und das ist doch die Hauptsache, nicht wahr? — Dein Bild, das Tn nns aus Paris geschickt hattest, hab ich ihm auch gezeigt. Weißt Du, was er da gesagt hat? An Deine - Schwester kommst Du nicht heran, kleiner Kerl! Sie ist eine wunderbare Schönheit geworden. Sie wäre wert, eine Fürftenkrone zn tragen. Ich finde, sie hat sich noch viel zu billig verkauft —", plötzlich hielt das junge Mädchen inne, sich auf den Mund schlagend; da hatte sie etwas Unverantwortliches gesagt. „— verkauft! viel zu billig verkauft —," wie ein Wehlaut raug es sich da von Reginas Lippen. Boller Tränen umarmte Ida die Schwester. „Verzeihe wir meine Taktlosigkeit, liebste Regina, ich wollte es gar nicht sagen: es fuhr mir nur so beraus! Lei mir nickt böse, ich bitte Dick! Schilt WerM «ch im Osten. Raubzug des „eifernen Wolfes". Die Grenzüberschreitung der litauischen Freischar, die sich den tönenden Namen „Eiserner Wolf" zugelegt hat, stellt sich als eine sehr ernste Aktion heraus. Die Litauer sind bis nahe an Memel herangerückt. In Pogegen sind anfangs nur etwa zwanzig Litauer eingedrungen, die fast ebenso starke Lalldespolizei hat aber kampflos das Feld geräumt. Die französischen Truppen haben sich im Umkreis von Memel ein gegraben. Die Stärke der französischen Besatzungstruppen beträgt etwa 200 Mann. Gerüchtweise verlautet, daß hinter den mehrere hundert Mann starken litauischen Banden Artillerie und Kavallerie stehen. Im Südteil des Memelgebiets ist auch der Ort Piktupönen von den Litauern besetzt worden. Die dort stehende memelländische Schutzpolizei ist zum Teil ent waffnet worden. Der französische Oberkom- missar hat erklärt, er werde alle Maßnahmen gegen einen Vorstoß deutscher (!) Truppen treffen. Die deutsche Regierung hat gegen diese irreführende Unterstellung pro testiert und betont, daß der Schutz des Gebietes gegen die Litauer nur der Besatzungsmacht zukommt. Auffällig ist es, daß die Grenze zwischen dem Memelgebiet und Litauen mehrere Wochen lang hermetisch abgesperrt war und erst kurz vor dem litauischen Vorstoß wieder ge öffnet wurde. Die Litauer haben nach den letzten Meldungen auch Heydekrug besetzt. Man erwartet das Eintreffen fran zösischer Kriegsschiffe an der Küste des Memellandes. Die Brücke über die Memel ist auf Befehl des Stadtkom- mich tüchtig — nur nicht böse sein, ja? ' so schmeichelte und bat sie. „Aber warum, kleiner Wildfang?" entgegnete Re gina gefaßt, „trockne Deine Tränen, ich weiß ja, es ivar nicht bös gemeint! — Also Dn bist nun Brant! Wie mich das überrascht und freut! Da wünsche ich Dir von Herzen Glück!" — In der Nacht, die diesem Tage folgte, konnte sie kei nen Schlaf finden. Nnhelos stand sic wieder auf und ging an das Fenster, das sie geöffnet hatte, nm der lauen Nachtlnft Einlaß zu gewähren. Ter Blond warf seinen silbernen Schein über den Garten und spiegelte sich in dem kleinen See wieder, den Regina so sehr liebte. Kein Lant störte die Ruhe der Nacht. Lange lehnte sic am Fenster und sann. „Verkauft — viel zu billig verkauft" — die Worte tönten noch im mer in ihr nach. Ia, die Schwester hatte Recht! Wie sie sie benei dete um ihre junge Liebe! Auch ihr Herz war voller Sehnsucht und schlug in ihrer jungen Brust so unge stüm — aber für wen? Für ihren Gatten? Nein! sie schauderte zusammen, wenn sie an seinen Kuß dachte! Er war doch aber so gut! Sie war ihm ja auch dankbar dafür — aber das genügte ihr nicht. Sie wollte sich ganz hingeben können — jauchzend und sich selbst vergessend — mit Leib und Seele — sie wollte sagen können — „nimm mich hin, ich bin dein! Nün küsse mich dafür, wie ich dich küssen will'" »» ' i-M' ' " Ml Als sie Abends allein in ihrem Schlafzimmer war, preßte sie die Hände an die klopfende Schläfe — es war doch unmöglich, was sie da vor ein paar Stunden ge lesen — ganz unmöglich! Tränen glänzten in ihren Augen — mit dem letzten Gedanken an sie gedacht! Er hatte sie also nie vergessen! Mit wehmütiger Freude erfüllte sie dies Bewußtsein. Auch ihr war er nie so ganz gleichgültig gewesen — nnn war er tot! Konnte nnr so viel Schönheit vergehen? - Ganz deutlich staud sein Bild vor ihren Augen. Nie wieder war ihr eine gleich interessante Männererscheinung begegnet. Jene Abschiedsstunde stand noch so deutlich vor ihren Augen, als sei cs gestern gewesen — jedes seiner Worte tönte ihr uach — und nun war er tot, der so heiß nm ihre Liebe geworben und ihr Gatte lebt noch! Fast scheu sah sie sich um, als hätte dies jemand laut gesagt. Dann raffte sie sich auf — „nicht träumen und denken, Regina, das ist gefährlich." Mandanten von deutschem Militär besetzt worden, um Tilsitzusichern. Die Zugverbindungen von Königs berg mit dem Memelgebiet sind unterbrochen. Die deut schen Züge verkebren »irr bis Tilsit. Ans Stadt und Land. Wilsdruff, am 12. Januar 1923. Oeffentliche Stadtverordnetensitzung Donnerstag den 11. Januar 1923, abends 7 Uhr. Wegen Krankheit entschuldigt fehlte Herr Stadlv. Leh mann; am Ratstijche anwesend waren die Herren Stadträre Wehner, Sinemus, Heinicke! und Zschoke. Die erste Sitzung der Stadtverordneten in diesem Jahre leitete bis nach der Wahl des 1. Vorstehers Herr Bürger meister Dr. Kronfeld. Er eröffnete sie mit den besten Wünschen für ein gedeihliches Zusammenarbeiten zum Wohle aller Einwohner und gedachte des neuerlichen französischen Gewaltstreiches auf das Ruhrgebiet, der die Einigkeit aller deutschen Stämme mehr wie je erfordere. Anschließend gab der Herr Bürgermeister in großen Zügen einen Bericht über das abgelaufene Jahr in der städtischen Verwaltung usw. Demzufolge hat das Standesamt 70 Geburten, 76 Sterbefälle, 37 Aufgebote und 38 Eheschließungen registriert. 583 Ein wohner sind zu-, 590 weggezogen, so daß die Einwohnerzahl am Ende des Jahres 3820 betrug. Die Wohnungsnot hat sich um das Doppelte verschlimmert. Die Wohnungssuchenden sind von 66 am Anfang des Jahres auf 138 angewachsen und dabei besteht keine Aussicht auf Wohnungen. Gewaltige Arbeit wurde bei den städtischen Kaffen geleistet. Die Sparkaffe hatte über 9 Mill. Mk. Einzahlungen und 4 Mill. Rückzahlungen zu ver buchen. Die Girokaffe hatte einen Umsatz von über 2610 Mill. Mark. Die Steuerkasse bewältigte 46 verschiedene Steuerarten. Bei der Stadtkasse ist der Haushaltsbedarf von 3 Mill, wie veranschlagt, auf 25 Mill. Mk. angewachsen. Wir kommen noch ausführlicher auf den Bericht zurück, den der Herr Bürger meister schloß in der Hoffnung, daß es auch weiter gelingen möge, leidlich über die schwere Zeit hinwegzukommen. Herr Stadtv. Jähne erkannte an, daß in dem vergangenen Jahre viel getan und geleistet worden sei, aber es entspreche noch nicht dem, was erwartet wurde. Inbezug auf die kommunale Totenbestattung, die Bibliothek, Lernmittelfreiheit, Versamm lungsraum für Vereine, Wohnungsbefchaffung usw. seien Wünsche offen. Dazu erklärte Herr Bürgermeister Dr. Kro n- feld, daß betr. der kommunalen Totenbestattung die Vor arbeiten so gefördert werden sollen, daß am 1. April damit begonnen werden könnte. Die Bibliothek soll noch in diesem Monat eröffnet werden. Die Lernmittelfreiheit könne mangels verfügbarer Mittel nicht auf die oberen drei Klaffen ausge dehnt werden. Betr. Beschaffung eines Versammlungsraumes für Vereine werde es in Zukunft nicht zu umgehen sein, die Schule dazu mit heranzuziehen. Für den Wohnungsbau sei leider wenig Hoffnung, wenn nicht große Zuschüsse aus Landes mitteln erfolgten. Das Sonntagseffen für 80 bedürftige alte Leute werde in Gemeinschaft mit dem Fechtverein durchgeführt. Die Erhöhung der Fürsorgeunterstützung um 50 Proz. sei vor bereitet. Am Kinderhort als Kleinkinderbewahranstalt solle fest gehalten werden, ob mit oder ohne Beköstigung sei noch zu entscheiden. Für die Ferienkolonie müßten in diesem Jahre be deutend höhere Mittel bereitgestellt werden. Vom Meißner Hilfswerk erhoffe man, daß sich die Zahlungen erhöhen würden. Dem Wunsche nach Aufstellung eines Nachtragshaushaltes werde nachgekommen. Punkt 1 der Tagesordnung betraf die Wahl des 1. Vor stehers. Stadtv. Frühauf schlug dafür Herrn Oderl. Kantor Hientzsch vor, während Herr Schumann den Posten für feine Fraktion als der numerisch stärksten in Anspruch nahm und Herrn Lagerhalter Neumann vorschlug. Die Wahl er gab 7 Stimmen sür Herrn Hientzfch, 5 Stimmen für Herrn Neumann, ein Zettel war leer. Der erstere war somit gewählt und übernahm den Vorsitz mit der Erklärung, baß er ihn unparteiisch führen und auch im neuen Jahre alles für das Wohl der Stadt tun werde, wofür er die Mitarbeit aller Mitglieder erbitte. Aus der Wahl des 2. Vorstehers ging Herr Dachbeckermeister Zienert mit 7 Stimmen bei 6 weißen Tas Jahr verging und der Frühling hielt Einzug, wenn auch nicht gleich mit Sonnenschein und blühen den Minnen, — nein, es kostete diesmal harte Kampfe, daß er die Herrschaft endlich behielt — manch mal schien es, als ob er alle Lust und Kraft verloren hatte. Ta spielte sich der Winter noch einmal recht als grimmiger Herr auf, ließ die Schueeflvckeu hc- rumwirbcln, ließ es stürmen und wehen. Gar man ches Schneeglöckchen hatte seinen Vorwitz, dem ersten lockenden Sonnenstrahl gefolgt zn sein, mit dem Le ven zu bezahle». Aber endlich mußte der lange Win ter doch weichen; seine Kraft war endgültig gebrochen Laue Lüfte wehten — und ein Frühlingsahncn ging durch die Natur. 7. Kapitel. Mnss MorgeuS ging Regina uach dem elterlichen -pause, um ihre Mutter zu feheu, der nicht ganz wohl war. In einem Blumengeschäft kaufte sic für sie ein duftendes Sträußchen, da sie die Blumen, die ihr der Gärtner aus dem Treibhaus gebracht, vergessen hatte. Als sie ans dem Laden trat, der sich au einer Ecke bc- -aud, stieß sie mit einem großen, schlanken Offizier zu- iammen, der eiligst des Wegs daher kam, so daß die iorgsam eingehülltcn Blumen ihrer Hand entfielen. Sofort bückte er sich, sie aufzuhcben und reichte sie ihr mit einer höflichen Entschuldigung. Sir dankte ihm: da traf sein Blick groß und voll das Gesicht der ele ganten Dame vor ihm, und wie gebannt blieb er dar aus hasten. Einen Augenblick tauchten beider Blicke ineinander — dann ein zögerndes Sichlosrcißen, ein stummer Gruß von beiden Seiten, und die Begegnung war vorüber. Unwillkürlich kam Regina beim Weitergeheu in den Sinn, was sie mit den Freundinnen als junges Mäd chen oft scherzhaft gesagt: „Was sich an einer Ecke be gegnet, muß sich lieben." So knrz und flüchtig und unbedeutend jenes Zusammentreffen auch gewesen war, so beschäftigte sie sich doch damit. Cie suchte in ihrem Gedächtnis nach dem Bilde des Offiziers — da — oder täuschten sich ihre Augen? — kam er ihr lang sam entgegen sie scharf ansehend. Sie fühlte, wie sie rot wurde; darüber ärgerte sie sich, uud mit ihrer? kühlsten, vornehmsten Blick streifte sie ihn — denn das mußte mau sa bemerken, daß diese zweite Begegnung beabsichtigt war. Er war ihr vollständig fremd, cc hörte also nicht dem hiesigen Offizierskorps an, dos in ihrem Hause Besuche gemacht batte und zu den großen Gesellschaften eingeladen wurde. —