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Wilsdruffer Tageblatt : 24.03.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192303241
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19230324
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19230324
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-03
- Tag 1923-03-24
-
Monat
1923-03
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 24.03.1923
- Autor
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Bei der Begrüßung im Kabinett sprach der Reichs- lanzlcr die feste Überzeugung aus. daß die Neichsregierung und die bayerische Negierung in der gegenwärtigen schwe ren Not das einegleicheZielverfolgen und sich gegenseitig vertrauensvoll die Hände reichen werden. Mit besonderem Nachdruck betonte er. daß an der ruhigen und besonnenen PolitikdespassivenWiderstandes unter allen Umständen fest gehalten werde. Im Land-tage hielt Präsident Königsbaur eine Ansprache, in der er sagte, der Reichskanzler habe wesent lich dazu beigetragen, daß im Norden und Süden die gleicheOpferbereitschaft herrsche, mit seiner Ver sicherung, die Rechte der Länder wahren zu wollen. Das bayerische Volk bringe ihm volles Vertrauen entgegen und hoffe, daß es ihm beschieden sei, das deutsche Volk einer besseren Zukunft entgegenzuführen. Reichskanzler Dr. Cuno erklärte in seiner Erwiderung: Der Widerstand an der Ruhr und im Rheinlande sei herausgewachsen aus der inneren Seele des Volkes. Wir müßten den betretenen Weg gerade und unbeirrt weitergehen und unserem Volke klarmachen, daß von innerer Ordnung und einmütiger Ein stellung auf die äußeren Ziele unserer Politik das Schicksal von Volk und Land ab hängt. Er werde es sich besonders angelegen sein lassen, die Eigenart der Länder und Volks stämme zu berücksichtigen. Bei dem Empfang im Rathaus begrüßte der Erste Bürgermeister Schmid den Reichskanzler und wies auf die absolute Übereinstimmung aller maßgebenden Faktoren in der Abwehr unerhörter Drangsal und Tyrannei hin. Dies sei in alle Welt hinausgerufen, angesichts des französischen Rechtsbruches, der Verbrechen in den besetzten Gebieten und des fluchwürdigen Planes, den deutschen Süden unter französischer Vorherrschaft vomdeutschen Nor den zu trennen. Deutscher Reichstag. (324. Sitzung.) 6S. Berli n. 22. März. Nachdem der Präsident Löbe des Ablebens des Abg. Cuno-Königsberg (D. Volksp.) gedacht hatte, wurden ver schiedene kleinere Angelegenheiten erledigt. In allen vrei Le sungen wurde ohne Ausernandersetzung verabschiedet der Gesetzentwurf über die Eintragung von Schifsspsaudrechten in ausländischer Währung uns der Gesetzentwurf zur Änderung des Fer «sprechgebührengesetzes. In dritter Lesung angenommen wurden die E l b s chi f f a h r ts akt e, in zweiter uns dritter Lesung die Vorbereitung zum Reichsentlasttings- gewtz. Ein voic dem Abg. Dr. Everling (D. Volksp.) und Genossen eingemachter Gesetzentwurf, betreffend Entfernung des Art. 149 Abt. 2 der Reichsverfassung (bezieht sich aus die Willenserklärung der Eltern über die Teilnahme von Schul- kindern am Religionsunterricht und an kirchlichen Feiern) wurde dein Rechtsausschuß überwiesen. Hierauf trat man in die Beratung der Interpellation des Zentrums wegen Gefährdung der Gewissensfreiheit in Sachsen und derjenigen der deutschnationalen Partei wegen Gefährdung der religiösen Freiheit in Sachsen, Thüringen uns Braunschweig ein. Die beiden Interpellationen wurden mit einander verbunden. / ... Abg Marx (Zentr.) begründete die Interpellation seiner Partei. Hierbei ging er ausführlich aus das Verfahren des sächsischen Kultusministeriums ein, das im vorigen August Ver ordnet habe, daß an staatlich nicht anerkannten Feiertagen Lehrern und Schülern künftig keine Unterrichtsbcfreiung mehr zur Teilnahme an religiösen Feiern erteilt tverden dürje. Diese Llatznahme verletze die in der Reichsversassung gewährlelfteie Glaubens- und Gewissensfreiheit, dre Freiheit der religiösen Übungen und das Recht der Bekenntnisschule. Sie habe Be- sremdung und Entrüstung ltervorgerusen. und das bischöfliche Ordinariat in Bautzen hat gegen das verfassungswidrige Vor- gehen des sächsischen Kultusministeriums Einbruch erhoben. Abg. Dr. Bunh-Chemmtz (Deutschnail.) begründete die Interpellation seiner Partei. Die Verwaltungspraxis der Länder Sachsen, Thüringen und Braunschweig führe einen Vernichtungskrieg gegen die christliche Religion. Es handelt sich nicht um die Laune irgend eines einzelnen Ministers, son dern um ein bewußtes politisches Vorgehen der sozialistischen Parteien und Regierungen. Der Redner gab den in dieser Be ziehung erhobenen Klagen lebhaften Ausdruck, wobei er be tonte, die sächsische Regierung ist den Katholiken und Juden jetzt etwas entgegengekommen, den Evangelischen nicht. In Braunschweig sind ore Schmer yoyerer Leyranftarren, me im vorigen Jahre am Bußtage zur Kirche gingen, von sämtlichen höheren Schulen Braunschweigs verwiesen worden. Antwort der Regierung. Reichsminister des Innern Oeser verlas eine Erklärung, die in der Hauptsache besagte, das Reichsnumsterium des Innern habe mit den in Frage kommenden Ländern ver handelt. Die Hoheitsrechte der Länder mußten gewahrt werden. Das Ministerium war aber bestrebt, Freiheit der Religions übung zu schafien. Die ungestörte Religionsübung steht nach der Verjassung unter dem Schnyder Reichsgefetzgebung, aber dre Landcsgesetzgebung bleibt ermächtigt, Landesseiertage emzu- setzen und abzufchasfen, soweit nicht eine reichsgesetzliche Rege lung entgegensteht. Eine solche Regelung wird in einem Gesetz erstrebt, das dem Hause demnächst zugehen wird. Auf Landes sitten soll nach Möglichkeit Rücksicht genommen werden. Eine Verständigung zwischen den Landesregierungen und den Kircoeubeporven wirs in jedem Falle angestrebt werden. Der Minister teilte weiter mit, daß das sächsische Kultusministerium zwar seine Rechte streng gewahrt, in der Ausübung dieser Rechte aber Entgegenkommen bekundet habe. Das Braun schweiger Ministerium habe ein Entgegenkommen in der Buß tagsrage abgelehnt, ebenso habe es abgelehnt, die verhängten Strafen aufzuheben oder zu mildern. Sachsen will auch in diesem Punkte entgegenkommen. In Thüringen ist z. B. der Reformationstag nicht als Feiertag anerkannt, es wurde aber keine Schule abgehalten. Die Verhandlungen mit den Einzel-, staaieu dauern fort. Der Minister sprach Hoftmmg aus. schließlich doch zu einer allgemeinen Verständigung it^ dieser o schwierigen Frage zu gelangen. Sächsischer Minister Fleißner erklärte, die Zahlung der Gehälter der Geistlichen und Beamten der Kirche durch de« Staat ist rechtlich nur ein Gewohnheitsrecht der Kirche. Wir haben aber auch im neuen Haushalt für 1923 wie bisher der Kirche Vorschüsse zum billigsten Zinssatz gegeben. In Sachsen sind die hohen evangelischen Feiertage zugleich Staatsfeiertage. Darüber besteht also gar kein Streit. Es handelt sich nur nm den Frühjahrsbußtag, den wir allerdings nicht anerkennen, da wir den Herbstbußlag für genügend halten. Der sächsisch« Minister schloß seine Ausführungen mit dem Satze: die säch sische Regierung wird alles daran setzen, um zu erreichen, daß die Kirche in der Schule nichts mehr zu suchen hat. Diese Worte riesen auf der Linken stürmischen Beifall, bei der Rechten und im Zentrum lebhafte Entrüstung, verbunden mit Pfui-Rufen, hervor. Die Besprechung der beiden Inter pellationen wurde alsdann beschlossen. Abg. Schreck (Soz.) verteidigte das Verhalten der ange griffenen Regierungen vou Sachsen, Braunschweig und Thü ringen. politische Rundschau. Deutsches Reich. Zeichnet Dollarschatzanweisungen! (Der bevorstehende Schluß der Zeichnungen auf die Dokanckwtzanweisungen gibt Veranlassung, nochmals auf die Bedeutung hinzuweisen, welche die Zeichnung für Deutschland bat. Die Situation ist so, daß jeder, der in der Lage dazu ist, sich nicht zurückbält. Die Anleihe ist wie bekannt durchaus und mehrfach gesichert und zum geringen Zinsfuß von 1 A beleihbar. Es darf mit einer bedeuten den Nachfrage nach Dollarschatzanweisungen nach der Zeich nung mit großer Wahrscheinlichkeit gerechnet werden, so daß der sofortige Erwerb durch Zeichnung empfehlenswert und zweckmäßig ist. Verhaltungen wegen des Smeets-Attentats. Im weiteren Verlauf der Untersuchung des Anschlages gegen Smeets sind eine ganze Reihe Verhaftungen vorge nommen worden. Unter anderem wurde der Herausgeber der Korrespondenz Das Rheinland, Paß, verhaftet, eben so der Orts-Vorsitzende der Deutschnationalen Volkspartei, Negh, der aber inzwischen schon wieder aus der Hast ent lassen wurde. Keine Frachtermäßigung für Holz. Die Vollversammlung des Reichseisenbahnraies stimm!« in ihrer Mehrheit gegen eine Frachtermäßigung für Schnittholz von Ostpreußen und Oberschlesien. Die Einführung eines Wasserumschlagtarifes für Kohlen im Rheinstromgebiet zu gegebener Zeit wurde befürwortet Der Tarif soll an die Md inan na des doppelten Umschlages gebunden sein. Wegen der Einführung von Umschlag tarifen für Güter aller Art im Bereiche der deutschen Stromgebiete werden von der Reichsbahnverwaltung Vor» lagen erwartet. Bei der allgemeinen Aussprache wurde bekanntgegeben, daß eine Erhöhung der Personen- und Gütertarife zurzeit nicht beabsichtigt sei. Rah und Fern. O Ausländer und deutsche Ärzte. In der Berliner Medizinischen Gesellschaft sprach der Vorsitzende Prof. Dr. Kraus über die Schwierigkeiten, die kranken Ausländern von deutschen Behörden bei der Einreise nach Deutschland und bei der Verlängerung ihres Aufenthalts zu Behand lungszwecken bereitet werden. Das Vorgehen der Be hörden schädige die seit dem Kriege ohnehin stark zurück gedrängte deutsche medizinische Wissenschaft auf das empfindlichste. Das Auswärtige Amt, bei dem Geheimrat Kraus vorstellig geworden ist, hat Abstellung etwaiger Mißgriffe zugesagt. O Hundesteuer nach dem Briefporto. Die Stadt Naum burg an der Saale will fortan die Hundesteuer nach dem Briefporto berechnen: die Steuer soll stets das Hundert fache des Portos für einen Fernbrief betrogen. O Die billige Urlaubsreise. Zu einer billigen aber nicht erfreulichen Urlaubsreife ist, wie jetzt erst bekannt wird, ein Diäöar D. von der Reichsbankstell« inLusum gekommen. Er weilte gerade in Berlin, als jene 13 Milliarden der Neichsbank, die dann von den Franzosen beschlagnahmt wurden, ins Nuhrrevier gingen. D. übernahm freiwillig die Begleitung des Geldes in der Absicht, auf diese Weise bequem und billig nach Köln zu kommen, wo seine Mutter wohnt. Die Franzosen aber nahmen nicht nur das Geld weg, sondern verhafteten auch die Begleiter, so daß D. sei nen „Urlaub" absitzen mutzt«, und zwar zwölf Tage lang. O Unerwartete Rückkehr aus der Gefangenschaft. Nach fast sechsjähriger Gefangenschaft in der französischen Kolonie Bel el Saida in Algier ist ein längst als tot be weinter Hallenser, der Viz'ewachtmeister Sahlung, heim gekehrt. Er war im August 1917 bei Verdun gefangenge nommen und nach Afrika transportiert worden. Seine Briefe wurden niemals befördert. O Milliardenschwindel. Der Inhaber der Hamburger Chemikalien'-Maklerfirma Weisenihal u. Co. hat es ver standen, sich Bankschecks im Betrage von rund 7 Milliarden Mark zu verschaffen, und ist, nachdem er die Schecks einge löst hatte, flüchtig geworden. Es heißt, daß es ihm ge lungen sei, seinen Raub in Dollars umzuwechseln und un erkannt an Bord eines Amerikadampfers zu gelangen. Ge schädigt sind groß« Chemikalienfirmen. O Eine Mutter! In dem westfälischen Dorfe Metelen stellte eine Bauernfrau ihr dreijähriges Kind, das über kalte Füße klagte, in Holzschuhen auf die glühende Herd platte und entfernte sich zur Stallarbeit. Das Kind fiel auf die Herdplatte und trug furchtbare Brandverletzungen am ganzen Körper davon. An seinem Aufkommen wird ge zweifelt. O Ein armloser Billardkünstler. Aufsehen erregt in London ein Mann namens Edwards, der im Kriege beide Arme verloren hat und sich trotzdem zu einem Meister des Billard- und Golsspiels entwickeln konnte. Mit Hilfe kunstvoll ausgeführter Ersatzglieder hat er es fertig- bekommen, sich eine große Geschicklichkeit anzueiguen und selbst geübte Gegner zu schlagen. O Polizei verhaftet Polizei. Ein Teil der Kriminal polizei in Beuthen ist von einem dorthin kommandierten Trupp Berliner Kriminalpolizisten verhaftet worden. Di« Benthener Kriminalpolizisten stehen unter dem Verdacht, Millionenschiebungen von Waren aller Art nach dem Aus- lans bewerkstelligt zu haben. O Eine neue Entdeckung Einsteins? Griechische Blätter Wollen wissen, daß Professor Einstein auf seiner Heimfahrt von Japan eine neue Entdeckung gemacht habe. Es soll sich um den Zusammenhang ckon Schwerkraft und Erd- magnetismus handeln. Das HeiratsjaHr. Mr Lustspiel-Roman kn zwölf Kapiteln.. Won., F « d ar.o, Zabeltitz. (18. Fortsetzung) (Nachdruck verboten.) „Sie erlauben," sagte Freese und rückte am nächsten Stuhle, um sich dem Fremden gegenüber mederzulassen. „Bitte sehr." erwiderte dieser höflich und machte eine Be wegung, als wolle er einen Vortrag beginnen. Franz wartete einen Augenblick auf die in Aussicht stehende Rede, und als nichts erfolgte, nahm er Platz und bestellte sich bei der austvartenden Kellnerin Mittagessen und ein Glas Bier. Der Gast nebenan hatte feine bedeutsame Miene beibehalten, anfänglich ohne zu sprechen, aber mit beiläufigem, sichtlich in teressiertem Mustern der Persönlichkeit Freeses. Dann begann er verlegen auf seinem Platze hin und her zu rücken und fragte plötzlich in leichtem Plauderton: „Entschuldigen Sie — sind Sie nicht, wenn ich fragen darf, Herr Freese?" Franz blickte verwundert von seinem Teller auf. „Sie kennen mich?" „A — nur von Ansehen und nur dem Namen nach," er widerte der andere. „Wir wohnen nämlich beide in gleichem Hause — das heißt, ich wohne nicht vorn heraus, sondern im Hofgebäuds rechts parterre. Ich glaube, wir sind sozusagen Kollegen, wenn auch von verschiedenen Fakultäten. Gestatten Sie mir, daß ich mich vorstelle: Reinbold, osuck. tüsoloxias . ." Die beiden Herren erhoben sich ein wenig von ihren Sitzen, mochten sich gegenseitig eine leichte Verneigung, sagten: „Sehr angenehm" — und setzten sich wieder. Reinbold strich einigemal mit dem Zeigefinger seiner Rechten über feine Nase, deren humoristischer Aphorismus ihm noch unangenehmer zu sein schien, nachdem er seinen geistlichen Zu kunftsberuf vor dem Nachbar kundgegeben hatte. „Es ist merkwürdig, wie man sich manchmal so unerwartet zusammenfindet," meinte er. „Ich weiß, Sie verkehren häu figer hier unten — man speist ja ganz gut bei Vater Gruhle und vor allen Dingen nickst zu teuer für unsereinen . ,, Stehen Sie dicht vor der Prüfung, wenn ich fragen darf?" „Ach nein," entgegnete Freese, der seine Mahlzeit beendet hatte und nun die Teller ein wenig zur Seite schob, „ich bin leider noch nicht so weit, das heißt" — und er seufzte leicht auf — „ich könnte es schon sein, aber äußere Verh-ältmsse widriger Art hoben mir bisher im Wege gestanden- Es ist nicht leicht, sich durchs Leben zu kämpfen, wenn man mittellos ist!" „Du lieber Gott — wem sagen Sie das?" warf Reinbold ein; „uns armen Studenten pflegt es io ziemlich gleich zu gehen — dem einen wie dem andern! Die beste Zeit wird durch Stun dengeben vertrödelt — man muß doch leben! Gewöhnlich bleibt einem nur die Nacht übrig, um sich Mr Examen und Amt vor zubereiten. Ob ich das kenn'! Ein Elend ist es! Hätte mich nicht ein glücklicher Zufoll noch in der zwölften Stunde aus den bittersten Sorgen herausgerissen, dann säße ich heute vielleicht als Hauslehrer in einem herrschaftlichen Schlosse und könnte mich mit ungezogenen Bengels hermnärgern, statt an die eigene Arbeit zu denken! „Ich wünschte nur, ich fand' eine Stellung als Hauslehrer," erwiderte Freese. „Wenn man nicht allzu sehr überlastet wird, muß es sich in ländlicher Stille ganz famos arbeiten lassen. Ich habe mich immer danach gesehnt, und gerade im Augenblick würde es mir doppelt zurecht kommen, nachdem ich mich wochenlang vergeblich um die Erteilung von Privatunterricht bemüht habe . . ." Kandidat Reinbold ließ den Zeigefinger sinken und schaute sein Gegenüber aufmerksam an. „Donnerwetter!" sagte er, biß sich gleich darauf auf die Lip pen und verbesserte den harmlosen Fluch in das noch harmloser klingende: „Alle Wetter alle Wetter, Kollege, ich glaube, ich kann Ihnen helfen!" „Haben Sie eine Stellung zu vergeben?" „Ja— das heißt es ist eine närrische Geschichte! — Ich batte in der „Kreuzzeitung" nach einem Hauslehrerpoften ge sucht -" „Ich auch, aber umsonst," worf Freese ein. „Na also — ich hatte mehr Glück!- Vor ein paar Tagen be kam ich einen Brief — warten Sie mol, ich habe ihn bei mir —" und er zog seins Brieftasche hervor und entnahm ihr ein Schrei ben, das er entfaltete und Franz hinüberreichte, der es halblaut las: „Hohen-Kroatz bei Plehningen über Frankfurt a. O-, 20. 6. Hauslehrer X. 2. 103. Expedition der „Kreuzzeitung", Berlin. Auf Ihre Annonce hin zur gefälligen Nachricht, daß- ich für - meine beiden Söhne, Zwillinge, zehnjährig, einen tüchtigen, energischen Hauslehrer mit guter Lehrmethode suche und even tuell um Ihre Papiere, Zeugnisse und Empfehlungen bitte. Hochachtungsvoll Frhr. o. Tübingen." Reinbold nahm den Brief zurück und steckte ihn wieder zu sich. „Ich schickte also meine Papiere ein," fuhr er fort, während Freese aufmerksam zuhörte, was ich so hatte: Abiturienten zeugnis, Geburt sscbein, ein paar Empfehlungsbriefe — und do kriege ich denn heute folgendes Teiegranrm." Er suchte wieder in seiner Brieftasche und las Freese die Depesche vor: „Will Sie engagieren. Freie Station, siebenhundert Mark ^stihresgehalt. Ermatte Nachricht, mmm Sie eintreffen. Werde Wagen Pleh- ningen schicken, v. Tübingen." Freese hielt fast den Atem an, so gespannt war er auf die wei tere Entwicklung der Angelegenheit. Siebenhundert Mork und freie Station — war dieser Reinbold ein Glückspilz! „Nun?" fragte Franz gedehnt; er fiebeite vor Erwartung. Reinbold legte wieder den Finger als Verlängerung der Nase über diese. . „Ich hätte natürlich schleunigst mein» Koffer gepackt und wäre, gbgedamvft," erzählte er weiter, „wenn mir nicht noch eine andere Nachricht in die Quere gekommen wäre. Nämlich vom Amtsgericht in Müncheberg. Do ist ein Onkel von mir ge storben, den ich mein Lebtag nicht von Angesicht zu Angesicht gesehen habe, und der Hot mir ein Legat von sechstausend Mark vermocht. Da brauche ich nun die Hauslehrerstelle nicht mehr. Im Gegenteil — denken Sie sich, diese unerwartete Erbschaft hat mir so gewaltigen Mut gemocht, doß ich größte Lust habe- schleumgst in das zweite Examen zu steigen. Heute nachmittags wollte ich Herm von Tübingen abschreiben. Gut, daß ich es noch nicht getan habe! Denn natürlich werden Sie nun an meine Stelle treten, Kollege!" Franz hatte vor Aufregung hochrote Backen bekommen. Er nickte lebhaft mit dem Kopfe. „Herr Gott, ist das ein Glücksfall!" sagte er. „Aber — ich bin ein Pechvogel; passen Sie auf, da kommt noch im letzten Mo ment irgend etwas dazwischen! Ich kenne mich. Jedenfalls will ich sofort nach Haufe und an Herm von Tübingen schrei ben -" Er erhob sich bereits, aber Reinbold hielt ihn zurück. „Nicht schreiben — Unsinn!" entgegnete er „Immer prak tisch, Kollege — immer gleich zugreifcnl Direkt aus das Ziel los — ohne Umwege! Setzen Sie sich auf die Bahn und mi schen Sie direkt noch Hohen-Pleimngen oder wie das DingS heißt! Erklären Sie dem Boron Tübingen persönlich, wie die Sache liegt, und bitten Sie ihn, es einmal mit Ihnen zu ver suchen. Sie haben eine so vorteilhafte äußere Persönlichkeit, daß der erste Eindruck unbedingt günstig wirken muß. Unbe dingt! Hüben Sie irgend welche Empfehlungen? „O ja — von verschiedenen Seiten — sehr gute —" „Na also! Greifen Sie zu, lieber Freund, wenn Sie in dest Tat in Bedrängnis sind!" „Ach, und in wie großer, Kollege!" „Ich zweifle keinen Augenblick daran, daß Sie anrommem Mehr als ich! Ach, du lieber Gott — ich? — Erstens bin ich durchaus nicht mehr der Jüngste —" (Fortsetzung jolZ-:.) Di Journa Gemahl daß sie werde, die in t Kinder gefaßti beim S einigen tige sich sehen m dem gv lese alle bloß da Doom Decke st einaude Nicht ab gebiet s ein Ba Sie a woriete der Mi 1 S kauer 5 in eine tung b schen T genug fowjeti in Ver den Ti Stück t Moor teilen, nicht b diesem Romm in der Leich« B tionsr B franzö Tagen Folge schon i hervor um zt nach Z B suchun Lcutm ganisa gebt hätte völkisc soll R Unters habe, vorgci parlai Wullg vollstr stimm erteilt L wärts don Haft s deutli gisch dieser dort i troffei zu be deutsö nach 2 Vie H die A Wahle Heft z § A Bürge: Nickel u N verstau für bei mit de, Hydra, iern, e Psenni mit de, Cntschc Zahlur und A Hunde oder ? Kraft März, bestehe
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