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wen, kaffer» des deutschen Kraftwagens sofort getötet, zwei > der andere so schwer verletzt, daß sie ihren VerwuNd-ngen er- esem lagen. Der fünfte Insasse kam, weil er rechtzeitig ab- ürde. sprang, mit Hautabschürfungen davon. O Von einer Transmissionswelle erfaßt und getötet. Ein entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich in einer Schoko- gen ladenfabrik in Erfurt. Mn 17jLhriger JNstaLateurgehilfe - um geriet beim Ausbessern einer Stromleitung in die Trans- dliche misstonswelle. Der Körper deS Unglücklichen, der gräßlich zugerichtst wurde, hing derart im Getriebe fest, daß man si o n die Kleider zerschneiden mußte, um die Leiche hevauszu- sran' holen. O Ein Juweliergeschäft am Hellen Tage ausgeräumt, und Ein ungeheuer dreister MnSrmh wurde in einer der beleb- tschen testen Straßen Leipzigs ausgeführt. In der Mittagszeit, der als das Personal abwesend war, drangen Einbrecher in zwei ein Jnweliergeschäft ein und raubten sämtliche Auslagen aus den Schaufenstern. Die Höhe des Schadens konnte ischen noch nicht festgestellt werden, jedoch wird angenommen, April haß sich ans einige Milliarden beläuft. Maß- O Verhaftung eines Badearztes. Großes Aufsehen er- tions- regte in Karlsbad die Verhaftung eines bekannten Bade- and Frauenarztes, der während der Überführung in das mmer Gericht einen Selbstmordversuch verübte. Er wurde in lund- Kas Krankenhaus übergeführt. Über den Grund der Ver ¬ haftung wird von den Behörden Schweigen beobachtet. sprach o Schweizerische Millionenspende für deutsche Etüden- !en. In Fortsetzung ihrer Stütznngs-und Wirtschaftshilfe jür die deutschen Studenten überwies die schweizerisch- deutsche Hilfskourmisston auf Antrag ihres Ehrenvorsitzen den, des deutschen Gesandten Dr. Adolf Müller-Bern, für tiefes Sommersemester nach Bayern, Württemberg, Baden l des Kid Hessen insgesamt 40 Millionen Mark. ! eine t auf- heits- r und Damit Kurz rund- r Zu- > Jn- irfall, ! ver- ascher f den » traf r das rf aus gesetzt irrige. die e von llutos olver- ! das chläft. Lügt. Nona » Kof- ählen e des r No- nden - In nmer, ilduis e ver- tftaft- n mit belgi- i Jn» Dermischies. 4 Einwanderung in Deutschland. Die Einwanderer, von denen hier die Rede sein soll, sind ganz sicher nicht er wünscht. Es bestand aber keine Möglichkeit, sie abzuweisen, da sie heimlich gekommen sind und sich lange Zeit versteckt gehalten haben. Noch schwerer dürfte es sein, sie auszit- weisen, da sie -war in ansehnlichen Scharen gekommen, aber trotzdem nicht „sofort greifbar-" find. Außerdem stin ken sie. Es sind nämlich — Wanze«, süd-amerikanische Wanzen, die in Deutschland nicht Heim-Äherechtigt sind und sich trotzdem in und bei Krefeld angesiedelt haben. Krefelds Handelsbeziehungen zu Südamerika haben wir diese frem den Eindringlinge zu verdanken: sie sind mit Rohseiden- und Farbholzzufuhren zu uns gekommen und in vielen Orten bereits zu einer wahren Plage geworden. Mit den Wanzen sind auch noch ein paar andere Insekten mitge- kommen, und es ist noch ein Glück, daß viele elend zu- arundegehen, weil sie unser Klima nicht vertrauen können. Neueste Meldungen. Gefahrdrohende Lage in München. München, 29. April. Die Gegensätze Mischen den extremen Parteien sind zu einer solchen Schärfe gediehen, daß man täglich mit neuen und heftigen Zusammenstößen rechnen muß. Ferner wurde heute früh ein Eisenbahner, als er zur Arbeit ging, von einem politischen Gegner ange- schossew. Der Arbiter habe zwei Streifschüsse erhallen, der Täter sei verhaftet und ihm die Schußwaffe abgenommen worden. Deutsch-portugiesisches Handelsabkommen. Berlin, 29. April. Das am 28. April d. Js. unter zeichnete deutsch-portugiesische vorläufige Handelsüberein- kommen regelt, in Erwartung eines zwischen den beide» Ländern zu vereinbarenden endgültigen Handelsvertrages, deren gegenseitiges, seit dem 6. Dezember v. I. vertrags loses Handelsverhältnis für die Dauer von 6 Monaten, und zwar vom 14. Lage ab nach seiner Unterzeichuimg. Deutscherseits bedarf das Abkommen der Natifikatioit, doch cfchein n; dm armes en wit rußtest K kmn c ist er le mick sorget lenken« n. Ich eidens- n mich en; ich rßpapo s. Er te, um achend. ir doch Paris Dany nd —" l besser Wenn edle Herzen bluten.... Roman von Fr. Lehne. Wiemanns Zeitungs-Verlag, Berlin W. 86. 1922. „Mein Schatz ist ein Reiter, ' Ein Reiter muß sein, Das Roß gehört dem Kaiser, Der Reiter ist mein." Ernis kinderhelle Stimme jubelte durch das HauS, während sie leichtfüßig die Treppe hinaufstürmte. Sie riß die Tür zu dem Zimmer der Schwester auf. „Du, Phia, Haft du nicht gehört?" rief sie noch von der Schwelle aus, „Mama und Anne sind da — wir wollen essen — man wartet schon längst auf dich!" Dann trat sie näher, neugierig auf die Arbeit blickend, mit der Sophia beschäftigt war. „Was machst du denn da schon wieder?" „Das kann Wohl nicht gut möglich sein, daß Ihr schon längst auf mich wartet", entgegnete Sophia lächelnd, „ich habe ja Mama kommen hören, es sind noch nicht zehn Minuten! Und ehe sie sich umgezogen, vergeht eine gute Viertelstunde." Sie stand aber doch auf und breitete ein Tuch Über ihre Arbeit. »Zeige doch mal, Phia." „Wenn ich damit fertig bin, Erni! — Komm nur, da es eilig ist! Wir wollen Mama doch nicht warten Anbe- lassen!" Jahre« „Ach, so viel Zeit ist noch. Bitte, Phta, zeige es mir doch!" bettelte Erni und hob das Tuch, indem mer z« sie neugierig darunterspähte. g, aber „Kleiner, neugieriger Quälgeist!" Die ältere tat luseiw der jüngeren Schwester doch den Willen und hielt ihr Groß« eine fast vollendete Bluse vor die Augen. ich be- „Du, Phia, was ist denn das?" schrie sie entzückt e mch aus, „die Bluse ist ja himmlisch!" w mm „Kennst du sie nicht wieder? Das ist koch die . Spitzenbluse vom vorigen Jahr." t wrev „Und sie ist viel hübscher als Annemaries Wmh- Nachtsbluse/' " 'Oü „und kostet nicht hundertftinfundsiebzig Mark, wie - diese — eigentlich gar nichts! Ich habe mir die Spitzen - Groß'selbst gewaschen und in schwachem Teeaufguß gefärbt, -floßen Der Stoff darunter ist meine alte Chiffonbluse, die h. Du ich nicht mehr tragen konnte, den habe ich auch ge rn zuni waschen." folgt.) Der Dollar 28. April: 29725,50-29874,50 Mk. „ „ 30. April: 29725,50-29874,50 Mt. irrer es poarnscy fcyon vom genannten Zeitpunkte ab iw Kraft. Portugal gewährt damit Deutschland für die Dauer des Abkommens seine gegenwärtigen oder etwa späterhin in Kraft tretenden Mindestzollsätze (Minimaltarif) auf deutsche Einfuhrartikel nach Portugal und sichert zu, daß deutsche Waren von Sonderzuschlägen freibleiben. Neue Höchstpreise für Stickftoffdüngemittel. Berlin, 29. April. Die rückläufige Markbewegung hat bewirft, daß die bis zum 30. April geltenden deutschen Höchstpreise für Stickftoffdüngemittel beinahe auf die Hälfte des Weltmarktpreises für Chilesalpeter gesunken sind. Die Preise, welche mit Wirkung ab 1. Mai d. I. gelten und sich für alle bis einschließlich 15. Mai d. I. vertragsmäßig abgeschlossenen Mengen verstehen, sofern deren Gegenwert bis zu diesem Tage beim Stickstoff- Syndikat eingegangen ist, sind: schwefelsaures Ammoniak, nicht gedarrt und nicht gemahlen, gedarrt und gemahlen, salzsaures Ammoniak, Ammonsulfatsalpeter, Kaliammon salpeter, 6500 Mark für das Kilogramm. Stickstoff, Natronsalpeter 7800 Mark für das Kilogramm. Stickstoff, Kalkstickstoff 5700 Mark fiir das Kilogramm. Unruhen in Hirschberg. Hirschberg, 29. April. Zu ernsten Zusammenrottungen von mehreren tausend Menschen- kam es vor der Wohnung des Stadtförsters. Dieser hatte zwei Arbeiter, die er des Holzdiebstahls verdächtigte, nach der Polizeiwache gebracht. Die Leute wurden, als sie sich ausgewiesen hatten, wieder entlassen. Der Versuch einiger Personen, in die Wache ein- zudrinyen, wurde vereitelt. Auf dem Wege zu seiner Woh nung wurde der Förster und zwei zu seinem Schutz beige- gcbene Polizeibeamte schwer mißhandelt. Im Anschluß daran kam es zu schweren Zusammenrottungen. Der Polizei gelang es jedoch, die Menschenmenge zu zerstreuen. Neue Drohungen Degouttes. Düsseldorf, 29. April. General Degoutte hat eine Verfügung erlassen, wodurch Koksmengen oder die Neben erzeugnisse der Steinkohlen im besetzten Gebiet zugunsten der Verbündeten beschlagnahmt werden. Die für die Aus beutung der Bergwerke verantwortlicl-en Direktoren haben eine Geldstrafe von wenigstens 10 Millionen Mark und eme Gefängnisstrafe, die bis zu 10 Jahren gehen kann, verwirkt, wenn Kohlenvorräte teilweise oder auch ganz fortgeschafst werden oder die Qualität der Kohlen will kürlich gemindert wird. Verharre« im passiven Widerstand. Essen, 29. April. Eine Konferenz von Vertretern des Gewerkschaftsrtnges deutscher Arbeiter-, Angestelltem- und Beamtenderbände im Einbruchsgebiet hat zur augenblick lichen Lage erneut Stellung genommen. Die Vertreter sind gewillt, den Abwehrkampf in- der bisherigen Form des passiven Widerstandes fortznsetzen. An die Ausgabe dieses Widerstandes kann erst dann gedacht werden, wenn für das deutsche Volk eine annehmbare Lösung der Reparativ ns- frage gefunden ist. Hungerblockade durch die Franzosen. Vohwinkel, 29. April. Die Lebensmittelzufuhr wird hier trotz der wiederholten Zusicherung des Generals Degoutte, daß Lebensmitteltransporte ohne weiteres die Kontrollstelle passieren könnten, ständig behindert. Auf Vorstellungen der Regierung in Düsseldorf wurde von der zuständigen französischen Stelle erklärt, di« Freiliste habe nur fiir den Befehlsbereich Degouttes Gültigkeit. Die Kontrollstelle Vohwinkel unterstehe aber der Rheinland kommission. Diese verlange auch für Lebensmittel di« 10-8ige Abgabe und die Ausfuhrbewilligung. In Wirk- lickkeit besteht also trotz der Versicherungen deS Gegenteils durch die Franzosen eine Art Hungerblockade. Aus Stadt und Land. Pli A»dUK aUM« »ir t»»«« dank»«- Wilsdruff, am 30. April 1923. —, Aprils Abschied. Während heute der Himmel voller Wolken hängt und feiner Regen niederrieselt, wecheuen gestern bis zum Mittag Regen und Sonnenjchein miteinander ad, erst am Nachmittag blieben die Ausflügler von Regengüssen ver schont. Wie im vorigen Jahr gibt -es auch diesmal keinen eigentlichen Baumblutsonntag, da infolge des kühlen Wetters die Baumblut auf mehrere Wochen verteilt ist; außerdem haben sich -während dieser Zeit auch die Blätter entwickelt, so daß die Obstbäume in einem w-eißgrünen Schmucke prangen. — Ein neuer Roman: „Wenn edle Herzen bluten". Dem Drängen vieler unserer Leserinnen nachgehend, beginnen wir in der heutigen Nummer mit dem Abdruck eines weiteren Ro mans der beliebten Schriftstellerin Fr. Lehne: „Wenn edle Herzen bluten" und zwar erscheinen die Fortsetzungen in zwangloser Folge, solange „Das Heiratsjahr noch nicht zu Ende ist. Die Schriftstellerin Lehne ist unseren Lesern keine Fremde: „Mein Frühlingstraum", „Mag auch die Liebe weinen" usw. stammten ebenfalls aus ihrer Feder. Und wie diese wird auch das nun mehr zum Abdruck gelangende Kind ihrer Muse den ungeteilten Beifall aller Leser und Leserinnen finden. — Tagesordnung für die Stadtverordnetensitzung Donners tag den 3. Mai 1923, nachm. 7 Uhr. 1. Eingänge und Mit teilungen. 2. Beschaffung eines Planes über die Schleusen und Wasserleitung. 3. Baukostenzuschüsse. 4. Kassenprüfungsver band. 5. Streichen in den Zimmern des Verwaltungsgebäudes. 6. Ortsschulordnung betr. 7. Darlehn für Erwerbslose. — Hierauf nichtöffentliche Sitzung. — Für Rhein und Ruhr überwies uns heute der Männer gesangverein Röhrsdorf als Reingewinn des Konzertes in Klipphausen die stattliche Summe von 83 814 -A. Dafür allen Beteiligten herzlichen Dank. Unsere Sammlung steigt damit auf 855 246 Wir bitten, die Sammlung weiterhin tatkräftig zu unterstützen, damit die Ruhtbevölkerung in den Stand gesetzt wird, durchzuhalten bis zum sieghaften Ende gegen einen fort während auf neues Verderben sinnenden Feind. — Marktkonzert Dienstag den 1. Mai, vorm. 11—12 Uhr. 1. „Durch Nacht zum Licht", Marsch von Laukien. 2. Friedens- feier-Ouvertüre von Römisch. 3. „Ich wollt, meine Liebe ergösse sich" von Mendelssohn. 4. Paraphrase über „Spinn, spinn" von Langer. 5. „Auf hoher See", Walzer von Beer. — Post, Eisenbahnverkehr und Handel am 1. Mai. Da der 1. Mai in Sachsen als gesetzlicher Feiertag gilt, wird auch der Zugverkehr auf den Linien der Reichsbahndirektion Dresden wie an Sonntagen durchgeführt. Die Werktagszüge verkehren hiernach im allgemeinen nicht. Auch die Post handhabt den Dienst wie an Sonntagen. — Ferner gelten für das Offenhalten der Geschäfte dieselben Bestimmungen, wie für das Offenhalten an Sonntagen. — Die diesjährige Hauptübung der städtischen Pflicht- und Freiwilligen Feuerwehren findet lt. Bekanntmachung in vor liegender Nummer nächsten Sonnabend, nachm. 6 Uhr statt. — Ausstellung. Im Schaufenster des Herrn Ewald Hennig auf der Bahnhofstraße sind die Meisterarbeiten des Maler- und Lackierermeisters Bittig ausgestellt. Interessenten werden darauf hingewiesen. — Für das Hilfswerk Meißen Stadt und Land (Notgemein- fchaft) sind in der Zeit vom 21. bis 27. April 1923 folgende Zahlungen eingegangen: Handwerk: Fachorganisation Meißen Stadt und Land 135 000 Beamte und Angestellte: Direktor Ni-eß 1000 -L, Direktor Richter 1000 <F; Deutscher Gewerk schaftsbund: Beamte und Angestellte der Firma Carl Tiede mann (durch Lokalorganisation Coswig) 204 3M -F; Beamten- und Lehrerschaft: Bahnhofspeisonal Meißen 42 000 -F, Post beamte Coswig (durch Lokalorganisation Coswig) 10 MO Straßen- und Wasserbauamt Meißen 5250 Beamtenschaft des Stadtrates zu Meißen 56 515 Beamtenschaft in der Stadt Siebenlehn 20 350 -F, Beamtenschaft des Gemeinde amtes Niederau 5925 Sächsischer Gemeindebeamtenbund 1100 Beamte des Bahnhofs Meißen-Tiiebischtal 112M „Du bist doch eine Tausendkünstlerin, Phia!" be wunderte Erni das Kunstwerk der Schwester. „Weißt du, da könntest du mir auch mein Tüllkleid ändern; es gefällt mir gar nicht!" „Trotzdem du es erst zweimal getragen hast und trotzdem Mama soviel dafür bei Hirsch hat bezahlen müssen?" Eine leise Mißbilligung klang aus Sophias Stimme, und vorwurfsvoll blickte sie auf Erni, d!ie jetzt geringschätzig sagte: „Ach, das alte Kleid! Ich habe mir's über- gesehen, Phia. Ich kann doch nicht immer in derselben Fahne herumlaufen." „Gerade als ob ich Annemarie höre", entgegnete Sophie kopfschüttelnd, „zweimal ist noch lange nicht immer, und solche Backfische von siebzehn Jahren wie du dürfen nicht so verwöhnt werden." „Wir müssen doch repräsentieren!" sagte das rei zende, blonde Mädchen selbstbewußt. „Und auf unserm Ball muh ich unbedingt etwas anderes oder lieber neues haben, als aus dem Kasinoball." „Unser Ball?" fragte Sophia erstaunt. „Nun ja! Weiht du das nicht? Wir geben doch nächstens einen Ball, dazu sind wir sogar verpflichtet! Deshalb ist Annemarie mit Mama gekommen, weil sie heute abend über die Einladungen und alles sprechen wollen — ach, ich freue mich furchtbar darauf." „So?" Ueber das Gesicht der Aelteren glitt ein Schatten; sie sagte aber weiter nichts dazu; sie seufzte nur. „Komm Kleines, wir wollen die anderen nicht warten lassen." Beim Abendessen sprach man nur über gleich gültige Dinge, da die Kommerzienrätin Markhoff keine Freundin wichtiger Erörterungen und Besprechungen bei Tische war. Deshalb kam Sophia auch nicht auf den Ball zurück, trotzdem sie als älteste Tochter doch von einem solchen beabsichtigten Fest zuerst, wenigstens früher als die jüngste Tochter, hätte Nüssen müssen, um so mehr, da die Arbeit der Vorbereitungen aus ihr ruhte. „Wo ist eigentlich Papa?" fragte sie. „Er hat telephoniert, dah wir mit dem Essen nicht warten sollen, da er noch geschäftlich in An spruch genommen ist; er kommt später. Ach, das ewige Geschäft!" stöhnte die Rätin. „Und der ewige Dienst!" seufzte Annemarie, „so aebt es mir auck mit Arno." Nachdem man gegessen, begab man sich in das Wohnzimmer hinüber. In der einen Ecke des Sofas nahm die Kommerzienrätin Platz, während Anne marie die andere für sich beanspruchte. Sie hatte ein elegantes Notizbuch mit goldenem Bleistift aus ihrer ziemlich umfangreichen zartgranen Ledertasche genommen und saß erwartungsvoll da. „Bitte, Mama, sag, wer cingeladen werden soll." „Vor allem natürlich Präsident von Grävenitz mit Familie." „Ach ja." Erni klatschte in die Hande. „Und Burkhard von Grävenitz wird mein Tischherr, der ist so furchtbar amüsant." „Sei still, Erna, und warte, bis Du gefragt wirst" verwies Annemarie sie, „den Gedanken schlage dir aus dem Kopf, für ihn ist jemand anderes bestimmt. Kin der haben sich überhaupt nicht vorzudrängen!" „Ja, ja, das Weib schweige in der Gemeinde, ich weiß es," entgegnete Erni gereizt, „aber ich bin kein Kind mehr — was denkst du denn eigentlich, Anne marie — ich werde achtzehn Jahre, du bist bloß drei Jahre älter als ich — du denkst wohl, weil du ver heiratet bist!" „Mein Gott, du machst mich ja ganz nervös!" — Annemarie hielt sich die Ohren zu. „Am besten ist, du gehst hinaus, Erna!" Diese woNte jetzt anfangen zu iveinen, sie fühlte sich gekränkt. „Mama, Annemarie ist immer so gräßlich zu mir, sie hat mir gar nicht zu befehlen! Neulich schon, als Arno -" „Erni, schweige jetzt," begütigte Sophia, und ihren: Zureden gelang es, die Schwester zu beruhigen. ES war ihr ja nichts Neues. Sobald Annemarie und Erni nur fünf Minuten zusammen waren, gerie ten sie fast regelmäßig in Meinungsverschiedenheiten, die vor nicht allzu vielen Jahren noch tätlich aus- gesochten wurden. Erni hatte beide Arme auf den Tisch gestützt und blickte interessiert von der Mutter zur Schwester. Darauf, daß Sophia etwas abseits saß mit ern stem, fast verdüstertem Gesicht, achtete sie nicht. „Ach, Mama, das könnt ihr ja nachher abmachen, welche von den alten Herrschaften kommen sollen! Sagt nur erst, wer von den alten Leutnants einge laden wird, und ob Assessor Krusius auch eine Ein ladung kriegt, — wie der himmlisch Walzer tanzt!"