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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 04.11.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193711043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19371104
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19371104
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-11
- Tag 1937-11-04
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Monat
1937-11
-
Jahr
1937
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Beilage zum Fvaukenbevgev Tageblatt Nr. 258 Donnerstag, de« 4. November IV87 V6. Jahrgang Papyrus Ebers', ein« Prunkrolle, die, obwohl 3500 Jahre alt, so frisch aussieht, als sei sie heute erst geschrieben worden. Während die gewöhnlichen. Papyrusrollen vier bis acht Meter lang waren, gehört der Papyrus Ebers' zu den Riesenrollen, von denen manche eine Länge bis zu 43 Metern besitzen! Auch bei den geistigen Erben der Sumerer, bei den. Alt- und Neubahyloniern, bei den Alt- und Neuassyrern wurde sehr viel geschrieben. Sammler alten Wissens und literarischer Schätze war der neuassyrische König Asur» banipal, der alles Wesentliche der sumerischen, babylonischen und assyrischen Vergangenheit auf Hunderttausenden von Tontafeln anf- zeichncn ließ. Von diesem riesigen Büchcrschatz wurde 1849 bei der Ausgrabung von Ninive SchMle MN« M-erMhe l Die „Ilias" hat Platz in einer Rutz. Von vr H. Ober lies. Erst als die alten, kunstvollen, aber um ständlichen Bilderschriften menschlicher Früh kultur von der auf einige hundert einfache Leichen verbesserten Keilschrift, einer sume- rischen Eriindung, abgelöst wurden, konnte eine planmäßige Auszeichnung alter und neuer Be gebenheiten erfolgen; eS war gewissermaßen die weburtSstunde des Buches und der Literatur denkmäler. Da nun die Schrift als göttlichen Ursprungs galt und ihre Zeichen heilig waren, ko war die älteste Literatur, unter Führung der allein schriftkundigen Priester, ausschließ lich hieratischen Inhalts, und alles Geschrie bene war Eigentum des Gottes und kam in die dafür bestimmte Bibliothek, die iü jedem Tempel ihren besonderen Raum hatte. Die ersten Bücherschätze der Antike wurden in sumerischen Tempeln zusammengetragen, mit denen Tempelschulen verbunden waren. Es waren Sammlungen von Hymnen, Litaneien, Orakel- und Zaubersprüchen und Handbücher für den gottesdienstlichcn Gebrauch. Neben Sumer wurde vor allem Aegypten, das aus seiner alten Bilderschrift immer ein facher werdende Hieroglyphen schuf, das Land der Weisheit. Ter Fleiß der Aegypter ließ keine Fläche unbeschrieben, ob es nun eine Tempelwand, Statue, Tonscherbe oder ein Papyrusfetzen war. Besitzer und Vorsteher der schnell anwachsenden Bncherschätze waren die Götter und Göttinnen der jeweiligen Tempel; alle diese Werke standen im Dienst der Gott heit und waren theologischen oder lehrhaften Inhalts. Mit dem Aufkommen des Papyrus als Schreibmaterial entstanden in den Tem peln die Säle der Bücherei die sich mit den m Gestellen, Trögen, Körben, runden oder viereckigen Behältern untergebrachten Papyrus rollen füllten. Zum Schutz gegen Motten- und Würmerfraß wurden die Bücherschätze mit Cedernöl getränkt. Für die Merkwürdigkeit mancher Büchertitel einige Beispiele aus dem Horustempel zu Apollinopolis. Hier gab es Bücher wie: „Abwehr des Krotodiles", „Ab wehr der Reptilien", „Von der Jagd auf den Löwen", „Die Wissenschaft aller Tempelkünste der Temvelküche". Die Mehrzahl dieser Bück'-r- schätze wurde aus den Aschen- und Kehricht haufen der Tempel ausgegraben. Aus einem Grabe stammt der berühmte medizinische ... ..r Ausrodung von Ninive neben unzähligen Tonscherben etwa 20 OM Tontafeln im Format von 24:16 Zentimeter wiedergesulldens ein kümmerlicher Rest d«S Gesamtwissens ganzer Kulturepochen. Aehnlich geringe Reste sind uns von den Bücherschätzen anderer Völker erhalten. So kann man daS, was zum Beispiel von den Phöniziern übrigblieb, in einer knappen halben Stunde lesen; nicht viel anders steht es mit dem Persischen Weltreich, dessen keilschriftlich« Hinterlassenschaft kaum ein halbes Buch füllt. In der archaischen Zeit des Griechentums waren besonders die Furstenhöfe Stätten der Bildung, wo sich Bücherschätze anhäuften. So besaßen unter anderen große Privatsamm lungen Polykrates von Samos und Peisistratos von Athen. Die veisistratischen Bücherschätze soll Terxes nach Persepolis entführt haben, von wo sie später Seleukos Rikanos den Athenern wieder zustellte. Die angebliche Sammlung der homerischen Gesänge durch Peisistratos hat sich zwar als Märchen er- wiesen, ebenso die Nachricht, daß er, um die in Atome zersplitterten homerischen Gesänge in ihrer Ursprünglichkeit wiederhcrzustellen, ledem Hellenen, der 'hm einen Vers Homers bringe, ein Goldstück versprochen habe. Kleinere Büchcrschätzc besaßen einige der geistigen Füh rer des Griechentums, so auch Demosthenes und Aristoteles. Da «S sich um meist selbst geschriebene Rollen handelte, so waren ihre Bücherstände von ein paar hundert Rollen nur klein zu nennen. Im griechischen Kulturkreis besaßen außer Athen, das später durch Hadrian kostbare Bücherschätze in herrlichen Bibliotheks räumen bekam, vor allem Delphi, Korinth, Smyrna als Geburtsstadt Homers, Halikarnaß als Geburtsort Herodots und Rhodos größere wertvolle Bücherschätze, unter denen die Werke der Dichter vor allem der Jugendheranbildung dienen sollten; in Athen war es sogar Brauch, daß die Epheben jährlich den Bibliotheken hundert Bücher schenkten. Der größte und kostbarste Bücherschatz der Antike sammelte sich in hellenistischer Zeit in Alexandria an. Unter den Ptolemäern wurde im 3. Jahrhundert v. Chr. die Sammlung be gonnen. Durch Stiftungen, Kauf und allerlei Kunstkniffe wuchs sie zusehends. Landete im Hafen ein Schiff, oas wertvolle Bücher mit sich führte, so mußte es diese Originale her ausgeben und bekam dafür — Kopien; denn man legte besonderen Wert auf Original- Handschriften. Als die Athener gegen ein Unterpfand von 15 Talenten dem König auf sein Drängen hin ihr einziges Staatsexemplar der drei großen Tragiker Acschylos, Sophokles, Euripides leihweise überließen, sahen sie das Original nie wieder, denn der König ließ die 15 Talente verfallen und sandte den Athenern eine schöne Abschrift. Auf solche mehr oder minder gewaltsame Weise bargen die Mauern des Museion zn Alexandria bald rund 500 OM wertvolle und seltene Werke. Dazu kamen noch 42 800 Bände, die im Serapeum untergebracht waren. Unter diesen Büchcrschätzcn war manche Seltenheit, wie zum Beispiel eine Minitnuransgabe der Ilias des Homer, die in einer Nuß Platz hatte! Das Schicksal dieser Bücherschätze ist be kannt. Als Cäsar 47 v. Chr. in Alexandria in große Bedrängnis geriet und seine Flotte im Hafen in Brand gesteckt wurde, verbrannte der größte Teil der Bücher mit, weil Cäsar sie aus ihren Gestellen genommen und zum Hafen hatte bringen lassen, um sie im Einverständnis mit Kleopatra nach Rom K« überführen. Ein ungeheures Kulturwissen ging damit zugrunde, und dieser Verlust kann durch keme Ans- grabungcn und keine PapyruSfunde jemals wieder ausgeglichen werden. Etwas spater als die Ptolemäer fingen die Attaliden von Pergamon an, Bücherschatze zu sammeln, was erstere als Konkurrenz empfan- den und daher die Ausfuhr des Papyrus ver- boten. Dies verhalf aber nur der Membrana, das heißt dem Pergament zu einem Siegeszug, und der pergaminische Bucherschatz stieg auf 200 OM Pergamentrollen, die dauerhafter als die Vnvvrusrollen waren. Sie batten nur den einen Nachteil, daß sie sehr viel schwerer waren, und Sklaven den Schülern die Bände zur Schule tragen mußten, da es „dicke, breite, die Knie des Tragenden beschwerende Pergamente" waren. Diese gewichtige Bibliothek von 200 OM Büchern wurde einige Jahr« nach dem Brand zu Alexandria von Matt Antonius der Kleopatra geschenkt. Im Verlauf der nächsten Jahrhundert« ließ der Kampf zwischen Christentum und Heidentum vo« diesenSchatzen nicht viel übrig, und den Rest vernichtete der Islam unter Amru. -Estre besondere Art. kbnell. bill-ia und mühelos zu BücherschShen zu klommen, chatt» die Römer. Ihre Feldherren, wie ein Aemiliuü Paulus, ein Sulla, Lukullus, Cäsar und andere, ließen die Bücherschätze der er oberten Länder einfach als Kriegsbeute mit gehen, ein einfaches Verfahren, bei dem allen» Vings viel Wertvolles verloren ging. So wurde Rom der Stapelplatz der noch vorhandene« antiken Bücherschätze; denn Sulla allein bracht« 80 OM Bänd« nach Rom. Cäsar plante di« Eröffnung ein«r ersten Bibliothek in Rom, aber erst ein Asinius Pollio schuf 39 v. Chr. in Nom die erste öffentliche Bibliothek. In der Kaiserzeit brachte es Rom sogar auf 29 öffentliche Bibliotheken; daneben gab eS diele Privatsammlunaen, van denen manche 300M bis 62000 Bände besaßen, da inzwischen das Bücheransammeln in Rom zu einer Leidenschaft geworden war. In den unruhigen folgenden Jahrhunderte« gingen allerdings durch Brände, Kriege und BerbrennungSedikte diese Bücherschätze zn- arunde; nur weniges rettete sich in die Kirchen-, bibliothekcn. Einen letzten antiken Bächerschatz, von 120 OM Bänden brachte Konstantin o«- Große in Konstantinopel Msauune«. Un5ere Mkcka/t unS Ser Möen Gesandt« Daltz vor dem kachsenlontor der RordWen Gesellschaft Die engen kulturellen und wirtschaftlichen Be ziehungen, die Sachsen mit dem Norden ver- binden, sind unseren Lesern nicht mehr unbe kannt. Oftmals haben wir Gelegenheit genom men, diese traditionsgebundenen Beziehungen , und auch die Bande des Blutes und der Rasse aufzuzeigen. Den nordischen Gedanken zu för dern und zu vertiefen und die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und den Län dern des Nordens auf allen Gebieten des völ kischen Lebens m pflegen, ist in unserem Gau in besonderem Maße Aufgabe des Sachsenkontors der Nordischen Gesellschaft, das unter der Schirm herrschaft von Reichs statthafter und Gauleiter Mutschmann steht. ' Mit welch gutem Erfolg die Nordische Gesell schaft ihre Tätigkeit erfüllt, kam so recht auf einem vom Sachsenkontor am Dienstagabend in Dres den veranstalteten Mitglisderempfang zum Aus druck, bei dem im Auftrag von Reichsleitsr Rosenberg Neichsamtsleiter und Gesandter Wer ner Dail; snrach Der Geschäftsführer des Sachsenkontors, Ber te ls so n, konnte auf dem festlichen Abend im Italienischen Dörfchen die Vertreter der Lan desregierung, der Partei und ihrer Gliederun gen, der Wehrmacht, viele Männer des wirt schaftlichen und des kulturellen Lebens Sach sens willkommen heißen. Unter den Gästen be fand sich auch der bedeutende norwegische Musi ker Professor Wieth-Knudsen tTrondhsen), sein alter Freund Deutschlands. Berteksson erin nerte an die vor vier Jahren erfolgte Grün dung des Sachsenkontors, das schon wenige Mo nate später mit an der Spitze aller Stützpunkte der Nordischen Gesellschaft stand. Der Redner dankte dem Reichsstatthalter für seine zielsichere Führung, durch die diese rasche Entwickelung ermöglicht wurde. Nach einem Dank an Partei, Wirtschaft und alle anderen Stellen, die dem Sachsenkontor chr« Unterstützung zukoMmen ließen, schildert« Bettelsfon in großen Zügen die Be ziehungen zwischen Deutschland und dem Nor den, dß« er als ein wechselseitiges Verhält nis des Empfangens und Schenkens von Mensch zu Mensch von Volk zu Voll kennzeichnete. RelchsamlsMer Daltz übermittelte im Airs trag von Reühsleiter Ro senberg dessen Anerkennung für die von der Nordischen Gesellschaft geleistete Arbeit im Dienste der Förderung des nordischen Gedankens. Auch er schloß sich Namens des Reichsleiters dem Dank des Geschäftsführers des Sachsenkonto« an Gauleiter Mutschmann und die sächsische Wirt schaft an. In dem nun folgenden außerordentlich leben digen Vortrag über „Die germanische« Ideale als Grundlage der deut schen Wirtschaftsführung" ging Es- ! sandter Dar'tz davon aus, daß der Nationalso zialismus als eine weltanschauliche Bewegung nicht nur eine Richtungsänderung der deutschen Politik bewirkt habe, sondern vk-l tiefer greise und eine sittliche Erneuerung des deutschen Vol kes anstrebe. Jeder einzelne rmd das Doll als Ganzes müsse unverbrüchlich seiner Lebens- gesetzlichkett nachleben, deren bewußter Aus druck die germanischen Tugenden Tapferkeit, Treue, Opferbereitschaft und Ehrenhaftigkeit feien. Nur wenn diese Tugenden zum obersten 12 Edelstein-Abzeichen sind die Symbole der 2. Reichvstrahensammiung am kommenden Sonnabend und Sonntags GM muh -er Mensch haben Lin heiterer Roman von Hannes Peter Stolp Urheber-Rechtsschutz: Mitteldeutsche Roman- Korrespondenz, Leipzig L 1 »8 (Nachdruck verboten) „Den Mörder mit der Leiche seines Opfers?" forschte Archibald elektrisiert. „Dummkopf! Eine Badewanne sehe ich!" „Na, ich finde da nichts aufregendes dabei!" „Verdammt noch mal, unterbrechen Sie mich doch nicht dauernd, Die Trottel! Also ich fand einen Trottel — verflucht, eine Badewanne fand ich vor. Und in dieser Badewanne — Himmel, mir wirds wieder düster vor den Augen — und in dieser Badewanne —" „Lag die Leiche?" platzte Walbom heraus. „Sie werden gleich eine sein, wenn Sie mich »och mal unterbrechen!" schnaubte Hannibal wü tend. „Verflucht, was haben Sie denn nur dauernd mit einer Leiche? Ganz das Gegenteil von einer Leiche sah in der Wanne. Eine Dame nämlich! Eine lebende, sogar ganz «rusxrordent- lich lebendige Dame!" „Oh! War sie hübsch? Und jung?" „Mondkorn!" knirschte Hannibal drohend. „Sie sollen mich nicht unterbrechen, zum Teufel! Es war eine ältere Dame, die in der Manne sah. Sie fing schrecklich an zu schreien, als sie mich erblickte. Ich, in meiner Angst und Verwirrung, erwische bei meinem Rückzug statt der Türflinke den Hebel zur Brause, und das Biest sängt doch auch gleich an zu spritzen." „Wer? Die Dame?" „Habe ich vielleicht die Dome angefaßt, Sie Heupferd? Die Brause war es, die losging. Na, damit verlor ich den letzten Rest meiner klaren Vernunft. Ich stürzt« au» dem Badezim mer und ranunelte im Schlafzimmer mit einem dicken Manne zusammen, der «inen —" „Revolver in der Hand hatte?" veftUchte der phondPebegoibte Walbom zu ergänz«». „Quatsch, kein Revolver, ein Dollbart war's!" „Und den hatte er in der Hand?" „Verflucht und zugenäht, im Gesicht hatte er den! Es war der Mann stirer Dame.! He, nun fragen Sie bloß noch, ob der Bollbart der Mann jener Dame war dann schlage ich Sie aber zu Boden. Der Dicke, das war der Mann! Er nannte mich Ehebrecher!" „Und das war natürlich ein Irrtum, wie?" Wilden Blickes umfaßte Hannibal die Soda flasche, die vor ihm stand, worauf Walbom ängst lich zurückschreckend sagte: „Oh, entschuldigen Sie nur, Sir!" „Ach, mag Ihnen doch der Teufel diese Ge- i schichte weitererzählsn!" sagte Hannilml wütend. „Ich jedenfalls tue es nicht. „Sie sind ja einfach ein unerträglicher Zuhörer! Und nunmehr rillen Sie in dem Hotel an, aus dem wir eben flüch ten muhten, und erkundigen Sie sich, ob meins Tochter und der Bursche dort abgeftiegen änd. Mir wächst die ganze Geschichte nachgerade zum Halle heraus." „Schön!" versetzte Walbom. Er stand auf und tat, als ginge er telefonieren. 16. Den Nachmittag hatten Ann und Peter damit verbracht, in der Gegend herumzuspazieren und Aufnahmen zu machen. Jetzt, da es Abend geworden war und sie beim Essen sahen, erklärt« Ann: „Ich möchte heilte abend einmal recht ausge lassen sein. Morgen werde ich ohnehin Walbom verständigen, daß er dem Lord die Unterlagen unterbreiten soll, damit dieses bedrückende Ver« lobungsverhältnis ein Ende findet. Und dann werde ich Vater kommen lassen, der natürlich vorerst tüchtig Liber mein« „Schändlichkeitcn" wü ten wird, worauf ich mii ihm nach Neuyork zu rückfahre. Ja, hier im Hotel ist heute Reunion. Ich möchte den Ball gern mitmachen" „Bitte!" sagte Peter und nahm einen gemesp- risihen Schluck aus seinem Glas. „Was heißt hier „bitte"?" Aim runzelte die Stirn. „Noch sind Sie nicht aus dem Vertrag entlassen, und Sie w rden mich daher als mein vorgeblicher Gatte zu dem Ball begleiten." „Hab' ich mich denn dagegen gewehrt?" wun- bette sich Peter. „Na. dieses „Bitte" klang mir recht interesse los!" sagte sie ärgerlich „Ich muß Sie schon bitten, solanae das Vertragsverhältnis noch be steht, Ihre Aufmerksamkeit mehr auf mich, als in Gedanken auf Fräulein Ballstone zu rich'en." „Sie sind bald so was wie 'n Gedankenleser!" stellte Peter grinsend fest. „Ja, gerade im Augenblick, wo Sie das mit Fräulein Dallstone sagten, da dachte ich gerade an sie. Komisch, was?" „Ja, sehr komisch!" versetzt« Ann wütend. Ein Kellner kam an den Tisch, worauf Peter rasch den Ehemann spielte und Ann liebenswürdig bat: „Ach, Baby, möchtest du mir nicht inal den Salat reichen?" „Gern, Peter!" sagte Ann mit verkrampftem Lächeln. „Gnädige Frau", begann der Kellner ehrer bietig, „ein Anruf aus Walessield. Ein Herr Walbom möchte Sie gern sprechen." „Danke, ich komme sofort!" Ann erhob sich, nickte Peter zu und sprach höflich: „Du entschul digst wohl einen Augenblick, mein Lieber!" „Bitte sehr, Baby!" erwiderte Peter fröhlich, und Ann ging, nunmehr, da sie aus dem Gesichts kreis des Kellners gekommen war, mit zusammen- geknisfenen Lippen nach der Telefonzelle. „Herr Walbom?" rief sie. „Ja. guten Abend, Fräulein Smith", kam Walboms Stimme, die sehr vergnügt klang. „Gute Nachrichten hab' ich für Sie. All das kompromit tierende Material ist überflüssig, und Lord Lens ham ist davon nicht ein Wort bekannt geworden. Er hat die Verlobung ohne alles die; aufgelöst. Sie sind frei, Fräulein Smith!" „Ah", sagte Ann aufatmend. „Und was weiter?" I ,zJhr Vater", suhr Wal bäum auf dec anderen Seite fort, „der ist Gist und Galle auf Sie. Wissen Sie, was er vorhat?" „Nein, wie soll ich das wissen?" „Er will Sie, das heißt Waldmann und Sie zwingen, daß Sie beide sich heiraten."- „Wa—was?" „Ja, und sollte Waldmann nicht wollen oder Sie, dann sollten Sie ihn mal kennenlernen. Ihr Vater denkt doch, daß die gesamten Vorkommnisse mit Ihnen und Waldmann, von denen ich ihn ja unterrichten sollte, ernstlich und tatsächlich sind. Er sagte, Sie hätten sich derart bloßgestellt, daß Ihnen gar nichts mehr übrigbleibe, als Ihren Begleiter zu heiraten. Und Waldmann, dem wollte er schon beweisen, was es heißt, ein jun ges Mädchen zu entführen, um es hinterher dann nicht heiraten zu wollen." „Na, daraus dürfte nichts werden!" Anns Lachen klang ein wenig bitter. „Und nun, Herr Walbom: Herr Waldmann" — Anns Stimm« wurde bei diesen Worten schwer und schleppend — „wird mich morgen früh verlassen. Und Sie, Herr Walbom, Sie richten es so ein, daß Sie mit Vater am Spätnachmittag nach hier kommen. Mittag etwa, sagen Sie Vater, daß Sie meinen Aufenthaltsort ausfindig gemacht hätten. Ja," schloß sie schluckend, „ich will — will nach House. Ich habe jetzt alles so satt." „Kann ich mir vorstellen," meinte Walbom mitfühlend. „Die ganze Sache ging ein wenig über die Nerven, wie? Also gut: Ich werde Ihrem Vater morgen mittag sagen, daß ich Sie ausfindig gemacht habe, und dann komme ich mit ihm rübergefahren. Die Honorarangelegenheit regeln wir beide dann wohl gleich mit?" „Es ist gut, Herr Walbom. Schluß!" 2lmn hängte ein. Tränen standen unter ihre» seidigen Wimpern. Fast unwillig wischte sie sie weg und dachte: Ich iverde Peter nichts davon sagen, daß nunmehr alles in Ordnung ist. Und sie ging rasch nach dem Speiscsaal zurück. (Fortsetzung folgt.)
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