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3. Beilage zum Frankenberger Tageblatt Mr. LS4 Sonnabend, den SO Oktober ISS7 v« 7Ha-rqa«g lernte die Sorge kennen und — meistern: 15jährig steht er vor überfüllter Schulklasse, den gichtkran- len Vater zu vertreten — wie Franz Schubert in- mitten seiner hohläugigen Wiener Vorstadtkinder. die 12. Was der Musikfreund besonders liebt, das fin det er bei Robert Volkmann in jedem Stück: Klein malerei, als hätte Ludwig Richter den Zeichen stüt Seführt, süß duftende Walzer-Me, straffe Marsch- rhythmen und schluchzende Melodien des Cellos. Manchnial must es natürlich reisen Künstlerhänden Vorbehalten bleiben, Robert Volkmanns Musik Klang werden zu lassen. Hie und da stellt seine Musik auch ungewöhnlich hohe Anforderungen. Cin Er ist also schon ein halber Schulmeister, als er in Freiberg das Seminar bezieht. Darum wird er dort Schüler und Lehrer zugleich, was die Mu sikstunden anbetrifft: Der Bergmannsgruß-Kom- ponist Anacker macht ihn zu seinem Vertreter. Volkmanns schlichte Thormusik und die anmutigen Streichquartette gehen wohl auf Eindrücke solcher gestalt zurück. Heiterer Himmel blaut über ihnen; wie Volkslieder muten sie an; das ist echte deutsche Hausmusik! Zugleich ein Abglanz ferner Kinder zelt. Diese Kindertage führten ihn nämlich auch in das Haus seines Großvaters. Schmalbrüstig und eng stand es da; über 200 Kinder gingen täglich in ihm «in und aus; oben drein wurde noch eine ganze Lehrergeneration kn ihm ausgebildet; an die 60 Jahre wirkte der Großvater segensreich darin. Als er gestorben war, erbte Volkmanns Onkel Amt und Haus. Di« „Lieder der Großmutter" klangen aber weiter in den vier kahlen Wänden. Kann man der Liebe Covert Volkmann Zum Todestag des sächsischen Mufik-rs am 30. Oktober (ScherbBllderdtenst-M.f Der Duee empfing den SteNvertreter den Führer» Am Abend de» Ankunstlag«» empfing der Duce den Stellvertreter des Führer«, Reichsminister Rudolf H P, >n feinem großen Arbeitszimmer im Palazzo Benezia in Rom. — Unser Bild zeigt einen Auaenbl'ck wäbrend des Empfange». Von link«: Botschafter v. Hassell, Rudolf Heß, Graf Ciano, Mussolini, Reichsleiter Dr. Frank, Stabschef Lutze, Gauleiter Adolf Wagner, ganz rechts: Gauleiter Terboven. Seine Wiege stand 1815 im malerischen Kan-1 nicht Robert, der Knabe, auch manchmal Horenhaus zu Lommatzsch. Ans dem Lommatzscher' Zweite Geige probieren? Er hatte seit dem Kirchplatz erinnert auch ein Denkmal an ihn. Ater Jahre schon oft die Orgel gespielt. Nun übte wie viele gehen daran achtlos vorüber! Werter beim Stadtmusikus fleißig aus Geige und kennt von ihm mehr als seinen Namen? Und wer. Cello, seinem Lieblingsinstrument. Ueber Klavier- Hat je von Robert Volkmann überhaupt etwas! Übungen und frischem Singsang verlor man da- - ' '— heim kein einzig Wort; beides gehört zum täglichen Brot eines Kantorenhauses. — Am täglichen Brot eines Kantorenhauses nagte vor 100 Jahren aber auch regelmäßig als un gebetener Gast Frau Sorge. Robert Volkmann gehört? Der Meister ist es wert, daß man seiner gedenkt; denn er ist unstreitig «in Erofer, wenn «r auch in verborgener Ecke steht. Werk ist wegen seiner Schwierigkeit in Wien so gar einmal schmählich ansgepfiffen worden. Aber Brahms und Richard Wagner ging es ja einst auch nicht besser. Da muhte als ihr Pionier erst Hans von Bülow kommen. Auf einer Konzertr i^o durch die ganze musikalische Welt schrieb er ne' en diesen beiden Groben auch den Namen Robert Volkmann mit goldenen Lottern: Wie er de^en Musik einmal richtig vorgespielt hat, wird der schlichte sächsische Kmtorsnsohn mit ei em Sch a'e lüber Erenzpfähle und Meere hinweg eine Be rühmtheit — Was macht aber Robert Volkmann? Noch der 50jährige zieht sich immer wieder kn sein« verborgen« Ecke zurück. „Ich habe noch schwere Arbeit vor mir, wenn ich mein Ideal nur Halbwegs erreichen will." Er schreibt ja nicht schnell wie ein Schubert oder ein Mozart; sein« Arbeitsweise gleicht Brahms und Beetbo- ven, die unablässig, oft jahrelang, verbesserten Und feilten. Da verdient man natürlich grr nichts oder nur blutwenig. Aber di- Werke rei'en zu böchster Vollendung: jed-s seiner achtzig MGk- stücke ist ein Kunstwerk. D'e vielen onlks'üm'i en und leichten darunter v-rstenen we'efte Verb ei- tunA besonders in Sahsen. Sind sie doch nichts weiter als ein Stück sächsischer Heimat! Robert Volkmanns Vater war Kantor in Lom matzsch. Die Kantorei übte im väterlichen Schul- chause. Jst's da ein Wunder, dah der Neunjäh rige auch schon schüchtern Kompositionsversuche wagte und mit 13 Jahren ein« große Kantate aus eigener Feder anfführte, bei d«: er sel er den Solosopran glockenrein und treffsicher sang? An langen Winterabenden fand sich Vaters Freundeskreis zum Ouarlettspiee ein. Miß« da einer Großmutter ein schöneres Denkmal setzen als in volkstümlichen Klaviernoten? Auch di« „Tageszeiten" malen ein buntfarbiges Bild de» sächsischen Kantorenhauses: Morgengesang, ABT, Frohe Rast, Hinaus, Unter blühenden Bäumen, Abendläuten, Ländler, Im Traume, Mondschein, Irrwische, Nachtwächter usw. Kleinstadlzauber ist's, der seine Fäden spinnt. Er macht auch Ann« reich, wie Robert Volkmann reich gewesen ist, trotz aller seiner Armut in verborgener, stiller Ecke. Von Freiberg aus wandert Robert Volk mann auf Schusters Rappen in die Ferien. Sein« „Wanderskizzen" erzählen davon: Gemütliche« Wandern, Liebliche Au«, Am Bache, In der Schänke usw. Goldener Humor lacht aus ihnen, wie er aus Volkmanns Briefen lacht: „Ich habe so viel Geld, dast ich mich aus Un- mähigkeit nicht zugrunde richten kann." Ein Ferienerlebnis beim Onkel — wiederum aus Schusters Rappen — wird auch zum entscheidenden Schicksalsrus: eine Reise nach Leisnig! Sie führt ins Gewandhaus und Tho maskirche. Wenn seine Melodien, di- ihm vor schweben, einmal hier an geweihter Stätte aus» geführt würden! Und — hier hat es das Schick sal einmal gut gemeint mit ihm — er hat das in den Mannesjahren «rieben dürfen. Leipzig nimmt ihn sofort gefangen. Er himgert sich durch vielseitige wrssnschafttiche, künstlerische und päda gogische Studien hindurch. Das hat er vom Großvater. Hier in der Messestadt reifen die „Musikalischen Bilderbogen" (Postillon, Russen kommen, Hirt auf der Au, In der Mühle usw.). Schon um ihretwillen verdiente der Mann in verborgener Ecke Unsterblichkeit. Klang werden diese Bilderbogen allerdings erst in Prag. Dorthin reist Volkmann als Klavier lehrer einer Musikschule. Mit einem Vorschuß des Onkels. Wehe ihm, wenn er das Geld nicht bald zurückzahtt! Die arme Mutter must es schließlich unter großen persönlichen Opfern tun; denn ihr Sohn verzehrt sich fast sieben Jahre lang in bitterster Not. Dann aber steht Robert Volkmanns Name mit einem Schlage in allen Zeitungen; er kommt nach Budapest. Aber auch da bleibt er noch immer der be scheidene Mensch in verborgener Ecke. Der Herr Professor fegt sogar seine Stuben selber wie einst in den Zeiten seines harten Lebenskampfes. Ern Kämpfer ist er bis zum letzten Atemzug«. Nicht allein ums tägliche Brot, nicht allein nm gute Musik; der Heimat fern, setzte er sich kräftig «in für die Weltgeltung alles Deut schen; und das Panier des Sachsenlan des hat er nicht blost tief im Herzen ge tragen, sondern allezeit hoch gehalten — uns und der schönen sächsischen Heimat zur Ehre! Albrecht Wagner, Beucha. Dresdner »unterbunt (Brief aus der Landeshauptstadt) Herbstliche Stadt Nun will uns der Oktober verlassen. Nach den Enttäuschungen des Sommers und des Früh- herbstes hat er wenigstens in der zweiten Hälfte recht sonnige, farbenfrohe Tage gebracht. Rings um die Stadt stehen die Hänge des Elbweinlandes in Flammen. Die Natur hat ihr buntestes Ge wand angelegt, hier und da aber sind die dürren, braunen Blätter zu Boden gewirbelt worden. Zwischen gelben, roten und braunen Farbkleren erkennt man schon leeres, totes Gestrüpp. Der Winter naht und kündet sein Konimen unzwei deutig an . . . Noch aber brennt die Herbstsonne über der Stadt. Der Wintermantel, der schon einmal aus dem Kleiderschrank hervorgeholt worden war, hat wieder dem leichten Ueberzieher Platz machen müssen, am Nachmittag konwe er sogar daheim bleiben. Schöner, lachender Okiober-Ausklang, wir werden gern an die letzten Tage des Weinmonats zurückdenken. Ileberall ist das jetzt so. Ueberall blaut über den herbstlichen Wäldern ein sonniger Himmel. Es ist, als ob die Natur vor ihrem all'ährlichen Scheintod ihr schönstes, farbenpräch tigstes Gewand hervorgeholt hätte. In Schön heit sterben — glücklicher Tod! Droben auf der Höhe aber sprießen in brauner Erde schon wieder d?« jungen Halme des Winterkorns. Im Unter- gang verkünden sie den Frühling des nächsten Jahres! Der Saison-Start in Dresden D«r Monat Oktober leitet allüberall den Thea ter- und jetzt auch den Film-Winter ein. Er ist der erste Monat der „Saison", die alle Kultur institute, Theater, Konzerisaal, Lichtspielhaus und Vortragsbühne, im Winter von Höhepunkt zu Höhepunkt führt. Dresdens Start in diesem Jahre begann mit der Gaukulturwoche, in deren Dienst sich alle kulturpolitischen Einrichtungen des Gaues gestellt hatten. Es ist müßig, noch einmal auf die Veranstaltungen der Eaukulturwoche ein zugehen, festgestellt darf aber werden, daß sie einen würdigen Auftakt für kommende Kultur ereignisse und einen vielversprechenden Beginn bil deten. Erstmalig hatten sich auch die Dresdner Museen mit einer „Museumswoche" in den Dienst dieser Aufgabe gestellt. Nachdem wir von diesen Dingen schon etwas Abstand gewonnen haben, können wir behaupten, dast der Erfolg nicht aus geblieben ist und in Zukunft auch nicht ausbleiben wird. Serie 18Z Noch ein Start ist im Oktober in Dresden ge lungen: der Start für das neue Winterhilfswerk. Nicht allein, daß bei der Eintopf- und bei der Straßensammlung die Ergebnisse des Vorjahres um 10 Prozent übertroffen wurden. Dresden? Straßenbahnen erzählen jeden Sonntag von die sem gelungenen Beginn. 18 Pfennig kostet die einfache, 22 Pfennig die Umsteige-Fahrt. Freund lich und bescheiden fragen die Schaffner jeden Sonntag, ob „mit" oder „ohne". Selbstverständ lich fährt jeder „mit" Winterhilfe. Es hat so gar schon beleidigte Gesichter gegeben, als der Schaffner seine höfliche Frage stellte. Der kup ferne Zweier oder die drei Pfennige, die je nach dem Fahrschein gespendet werden, sind eben schon Selbstverständlichkeit. „Serie 183" war aus dem Schein zu lesen, den der Schaffner mir in die Hand drückte. Daneben noch eine fast inflatio nistische Zahl: „Nr. 23211". Nur ein Zweier, aber der 23211te! Aus wenigem wird viel. Die Dresdner Straßenbahn wird am Ende des Winterhilfswerkes wiederum einen Rekorderfolg abrechnen können, gesammelt aus Pfennigen. ... üv Redner — «in« Parole Das Winterhilfswerk hilft alljährlich Hunger und Kälte besiegen. Es ist aber nur «in 2Äl des großen Befreiungskampfes im deutschen Voll. Während des Oktobers rollte über den Sach sengau eine gewaltige Versammlungswelle unter dem Thenra „Ein Valk bricht Ketten!" Kein Volksgenosse, der in diesen Tagen nicht von dieser schlagartigen Aktion erfaßt wurde. Sie gab ihm wieder einmal di« Zukunftsauf I gaben bekannt, die jedem einzelnen Deutschen I gestellt sind, um dermaleinst auch die letzte Kette abzuschütteln, die ihm und sein Volk ewig an die Unfreiheit fesseln sollten. In Dresden erreicht« die Versammlungswell« am Freitagabend ihren Höhepunkt. In 80 Grosskundgebungen I sprachen bekannte Redner der Partei, ihnen vor- j an Reichsstatthalter und Gauleiter Martin Mutsch mann. Am Freitag vorher war die Mte Garde Dresdens nach Poppitz marschiert, wo der Gau leiter die Aktion eröffnet«. Am Sonntag mar schierten in Dresden all« Gliedenmgen t«r Be wegung. Und am Freitag mar der Großkampf tag. U. a. sprachen Neichsstatthalter und Gau leiter Sprenger, Frankfurt, Staatsrat Hill«, Ber lin, SA-Obergruppenführer Schepmann, Staats minister Lenk, Kreisleiter Wettengel, Krewlek'er Böhme, Kreisleiter Vogelsang usw. Sie all«gaben einen begeisternden Rückblick auf die Leistungen der viereinholbjährigen Führung Adolf Hitlers und verpflichteten zu weiterem, soldatischem Mitlamp- fen und Einsetzen für die gewaltig« Selbstbe hauptungsschlacht des deutschen Volkes und Drit ten Reiches. Wächter für die Jugend In aller Stille tagte in dieser Woche, in Dresden der Erfassun gsdienst der NSV. Er dient einer vorbeugenden Jugendhilfe, deren Ziel rechtzeitiges Erkennen und Erfassen der Ee- fährdungsquellen ist. Der Schutz, den die Kin der und Jugendlichen bis zu 21 Jahren genießen, soll ihnen durch den NSV-Erfassungsdienst in be sonderer Weise gesichert werden. Ein Beispiel: Nächtlicher Rummelplatz mit Reitschulen, L f schau kel, Attraktionen! Und zwischen den Erwachsenen — blasse, halbwüchsige Jungen und Mädel. Stun denlang sind sie unterwegs, mögen sich von dein Reiz des Rummels nicht trennen. Da streckt sich ihnen eine Hand entgegen, nicht strafend imd schel tend, nur mahnend: „Kamm, die Eltern warten!" Nicht nur die Rummelplätze werden von dem planmäßig organisierten NSN-Streifendkenst be wacht. Spielplätze, Liegemiefeu und Anlagen, Auto parkplätze, Bahnhöfe, öffentliche Bedürfnisanstal- i ten, Warenhäuser, Tanzstätten und ander« Lo kale. Die dort angetroffenen Jugendlichen we «n ermahnt und beobachtet, um sie schlechten Einflüs sen zu entziehen. Die Arbeit stellt keine Polbel- maßnahme dar, die Streifendienstler der NSV treten den gefährdeten Jugendlichen als Kame raden gegenüber, um sie zu beraten. Die in Dres den gemachten Erfahrungen haben auch schon ge lehrt, wie durch die Arbeit der NSV-Jngendhilf« auch die volle Anteilnahme des Elternhauses weit gehend gewährleistet ist. Dozialrllsches Handeln als liebevollen Einsatz für^die Volksgenreinschaff haben die NSV-Helser sich zur Aufgabe gestellt, um die Zukunft des Volkes sichern zu helfen und dort wachsam zu fein, wo die Jugend unachtsam ist. Vom Spaten zum Gewehr . . . Tausende von Arbeitsmännern, die noch vor zehn Tagen den Spaten schulterten, sind heim gekehrt. Braungebrannt und aufrechten Gange» „stob,retten" sie in ihrem Zivilanzug und be greifen nur schwer, daß ihr Tagewerk nicht mehr aus Dienst zwischen Wecken und Zapfenstreich besteht, daß sie nicht mehr in der Reihe der Kameraden zur Baustelle marschieren. Irgendwo, fern von ihnen, stehen nahe am Flußlauf die Kipper ausgerüstet, geschmückt mit dem bunten Laub der herbstlichen Natur. Feiertag reiht sich an Feiertag, bis wieder ein Halbjahrgäng kommt, um die Späten zur Hand zu nehmen. Nur wenige Tage bleiben den ArbeitsmSnnern. Der größte Teil vertauscht das braune rnit dem grauen Ehrenkleid. Sie haben dienen gelernt km Arbeitsdienst. Wohlvorbereitet marschieren sie durch das Kasernentor zum Waffendienst, der zwei Jahre ihres Lebens ihnen Zweck und Aufgabe ist. Dann dienen sie ui.'der ihrem Volke und der Gemeinschaft, llnd uetm sie nach zwei Jahren in ihr Zivilleben zurücktreten, dann erst wird ihnen bewusst sein, daß ihr ganzes Sein, nur Dienst ür Deutschland sein muß. Den Spaten haben ie abgelegt, jetzt greifen sie zum Gewehr, Unk- 'orm und Arbeit lind verschieden, gleich aber bleibt die Aufgabe: E i n satz un d Dlenst für Deutschland Rudolf Liegert. ^vm «f,f«nmol »mon tue 234 isivkunxan »Ogor mit 6is kompkvmiOloi sctiönrs» vnct ksLt» gsv/okft. Kommen 5i» rum kf 5» v rum »in.