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", Ick clienk Zum 90. Geburtstag des Generalfeldmarschalls Oben: Das Geburtshaus Hindenburgs in Posen, wo er am S. Oktober 1847 das Licht der Welt erblickte. — Darüber: Der Kadett in Wahlstatt. Für den Jungen war es selbst« verständlich, daß er Soldat wurde. In 40jähriger unermüdlicher Friedens- arbett war eine deutsche Annee geschaffen worden. Daß er sein Verdienst nm die Armee erworben halte, machte ihn nicht stolz, nur daß er seine Pflicht erfüllen durfte. * 1914. — Eine Welt in Waffen steht gegen Deutschland. Der General von Hindenburg stellt sich getreu seinem Wahlspruch ,Hch dien!" dem Kriegsministerium zur Verfü-. gung und man dankt mit der vagen Ver tröstung, daß man im Bedarfsfälle auf ihn znrückgretfen würde. Er sitzt in Hannover und vernimmt die ersten Siegesnachrichten aus West und Ost, ungeduldig, daß er nicht mit dabei sein darf. Am 22. Anglist ruft ihn ein Telegramm des Kaisers. Seine Antwort lautet: „Bin bereits Nachts fährt er mit seinem Generalstabschcf General Ludendorff nach Osten, und eine Woche spä ter ist die Schlacht von Tannenberg ge- Rechts oben: Hindenburg, Ludendorff und Hoffmann in der Schlacht bei Tannenberg.— Darunter: Nach dem Zusammenbruch: Hindenburg lvgrüßt die heimkehrenden Trup pen in Kassel. - LinkS: Als baS Vaterland »m Jahre IVM rief, war der Generalfelbmar- schall wieder bereit. Kundgebungen nach der Präsidentenwahl in Hannover. geschichtlichen Augenblickes der Errichtung des zweiten Deutschen Kaiserreiches. Der junge Offizier ist Preuße; am erhebendsten wirft' auf ihn die Person seines Kö- Als der Generalfeldmarschall und Reichspräsident Paul von Hindenburg am 2. August 1934 die Augen für immer schloß, ehrte Deutschland und die Welt die Verdienste des Toten. Ueberall wurde es verkündet: Er war ein großer Mensch und ein großer Soldat, überall trauerte nigs. „Die Freude über das »Deutsche Reich", sagte er selbst, „brachten wohl unsere süddeutschen Brüder am lebhaftesten zum Ausdruck. Wir Preußen waren darin zurückhaltender aus historischen Gründen, die uns unseren eigenen Wert zu einer Zeit schon hatten erkennen lassen, in der Deutschland nur ein . geographischer Begriff war.", tertor des Kadetten hauses in Wahlstatt ft, Schlesien dem Va ter Lebewohl. Der Abschied gilt nicht nur dem Vater, son dern gleichzeitig sei- - «em ganzen bisheri gen Leben. Aus die sem Gefühl heraus stehlen sich Tränen in seine Augen, aber er steht sie auf den jWaffenrock fallen. So reißt er sich em por und mischt sich unter seine Kamera den. Denn Soldat zu werden, ist für ihn eine Selbstver ständlichkeit. * Sieben Jahre spä ¬ ter tritt Paul von Hindenburg als Sekond- lieutnant in das 3. Garderegiment zu Fuß ein. Er findet dort die gute, alte Pots damer Schule, den Geist der besten Ueber- lieferungen des damaligen preußischen Heeres. Der Neunzehnjährige fühlt zum ersten Male bewußt, daß hier das Wort „Ich dien!" einen besonderen Klang hat. Er findet das Offizierkorps getragen von einem friderizianischen Zuge. Nur wenige Mo nate vergehen, und er darf an dem Kampfe ' um Preußens Größe gegen Oesterreich teil nehmen. Bei Königgrätz erobert er mit seinem Zuge eine österreichische Batterie. Er ist stolz, daß er an einem Werk helfen darf, das ein neues Ruhmesblatt in der Geschichte Preußens werden sollte. Von dem gleichen Pflichtgefühl ist er beseelt, als er 1870 als Adjutant ins Feld rückte. Er kämpft bei St. Privat, bet Sedan und vor Paris, und darf Zeuge sein jenes Bom Zweiten zum Dritten Reich. Als Leutnant (links) ist Hindenburg Zeuge der feier lichen Gründung des Zweiten Deutschen Kaiserreiches. Der Greis beruft Adolf Hitler (oben) und macht damit den Weg fiel für den Gründer des Dritten Reiches. man um den treuen Diener seines Vaterlandes. „Ich dien!" — hieß der Wahlspruch derer von Beneckendorff und Hindenburg, nach dem er zeit seines Lebens gehandelt hat, mü> nach zwei anderen: „Bete und arbeite!", den ihm die Bibel gab, und „Mehr sein, als scheinen!", jenen katego rischen Imperativ Moltkes. In diesen drei Sätzen formt fich das Bild dieses Menschen, der vor nun 90 Jahren in der damals preußischen Stadt Posen geboren wurde. Elf Jahre ist Paul von Hindenburg alt, als sich in seinem Leben die erste große Wende vollzieht. An einem Frühlingsabend des Jahres 1859 sagt der Knabe am Gil- * „Ich dien!" — Mit reichen Erfahrungen kehrt der junge Offizier in die Heimat zurück. Mit dem einigen Vaterland ward ein deutsches Heer geschaffen. Die preu ßischen Erfahrungen und Einrichtungen sind für den weiteren Aufbau maßgebend. Hindenburg wird zur Kriegsakademie und zum Großen Generalstab komman diert, er wird befördert und macht abwechselnd Dienst bei der Truppe und im Generalstäb. Er steht in allen Tei len des Reiches und wird schließlich im Jahre 1903 an die Spitze des 4. Armeekorps berufen. In jener Zeit führt er dem Kaiser sein Armeekorps mit einer Parade auf dem Schlachtfeld von Roßbach vor. Dann reift in ihm der Entschluß, aus der Armee auszuscheiden. „Ich hatte in meiner militärischen Laufbahn viel mehr erreicht, als ich je zu hoffen wagte. Krieg stand nicht in Aussicht, und so erkannte ich es für eine Pflicht an, jün geren Kräften den Weg nach vorwärts frei zu machen." schlagen. Die Welt blickt voll Bewunderung auf diese« Mann, der Name Hindenburg leuchtet zum ersten Malo auf. Er soll nicht mehr verblassen. Zwei Jahre hält er in treuer Pflichterfüllung im Osten Wacht. Er Weitz, daß eine Verstärkung der Ostfront zur schnelleren Kriegs entscheidung beitragen muß. Aber obgleich ihm vi« Oberste Heeresleitung diese Verstärkungen nicht bewilligt, sondern zeitweise seine Front durch Abzug von Truppe« sogar schwächt, bleibt er aus seinem Posten im Dienst« für das Vaterland, bis jene große Stunde kommt, da er den Oberbefehl über das deutsche Heer übernimmt. Dornenvoll ist das Amt als Oberbefehlshaber de» Heeres. Es erfordert hingebungsvolle Pflichterfüllung. Die Front der Mittelmächte steht zwar ungebrochen, aber sie hat schwere Angriffe auszuhalten. Unter Hinden burgs Führung siegen Deutsche und Verbündete. Daß der Zusammenbruch doch kommt, liegt nicht an seiner Führung. Hindenburg ist in jenen schweren Stunde« des Zusammenbruchs seinem Kaiser zur Sette. Ms er jedoch vor die Entscheidung gestellt wird, dem Kaiser oder dem Vaterlande zu dienen, entschließt er sich nach schwe ren inneren Kämpfen für das Vaterland. Er führt da unbesiegte Heer in die Heimat zurück. * 1914 rief ihn sein Kaiser, 1925 ruft thn das Voll. „Ich bin bereit!" — sagt der Siebenundsiebztgjährige auch diesmal, als man ihm die Kandidatur zur Präsi dentschaft anbietet. Aber er meldet doch einen Vorbehalt an, der die Größe dieses Mannes kennzeichnet: „Für Parteien werde ich alter Mann nichts mehr tun. Für das Vaterland beide Hände..." Diese Worte erhebt er zum Gesetz für sein Handeln, und er schafft damit, viel leicht noch unbewußt, die Voraussetzung für jenen unblu tigen, gewaltigen Umsturz, in dem sich Hitler und Hin denburg schließlich finden. Der Händedruck vom 21. März 1933 besiegelt das Bündnis dieses treuen Dieners de« Zweiten Reiches, der seinen Lebensabend Volk und Vw terland zum Opfer brachte, um sie dem Dritten Reiche zu« zusühren. Kurt Winkler. Photo: Scherl-Bilderdienst (6), Presse-Photo — M.