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Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 27.07.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193707273
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19370727
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19370727
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
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Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-07
- Tag 1937-07-27
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Monat
1937-07
-
Jahr
1937
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Mokemsahru von Delius s Wagenborg-Archiv (M). Aachrus -es Korp-führerS Sühnlein Korpsführer Hühnlein hat »um Tode des Rennfahrers Ernst von Delius einen Nachruf erlassen, in dem es heißt: „Einer unserer jüngsten und erfolgreichsten Männer des deut schen Motorrennsports. NSKK.-Scharführer Ern^ von Delius, wurde durch ein tragisches Geschick sah aus dem Leben gerissen. Wir lind erschüttert über dieses unerwartete Schicksal. Ein Mann fiel, dem das Leben große Chancen gegeben hatte, und der auch die notwendigen Fähigkeiten für dieses Amt besaß. Ernst von Delius ist als Motormann aeM°m Seine jugendliche Begeisterung zum Motorsport und sein unbeugsamer Wille waren ihm im Leben treue Helfer. Er wird unserem jungen Nach wuchs stets Vorbild sein. Die NSKK.-Motor- brigade Berlin senkt die Fahnen. Sie wird das Andenken von Delius bewahren. Sein Name wird allen Männern des Korps in un vergeßlicher Erinnerung bleiben." 110 Allme -er großen deutschen Produzenten Das neue Produktionsprogramm. Die großen deutschen Filmgesellschaften geben jetzt ihre Produktionsprogramme für die Spielzeit 1937-38 bekannt. Danach wird allein bei der Ufa, der Tobis und der Terra-Film kunst mit 110 Spielfilmen zu rechnen sein, ein Angebot, zu dem noch die Filme kleinerer Ge- sellichaften kommen. Die Ufa wird 40 abendfüllende Spielfilme (davon vier ausländischen Ursprungs), 40 -weiaktige Kurzfilme. 40 Kulturfilme und je V2 Folgen der Ufa». Deulig- und Ufa-Aus landswoche liefern. Dieses Programm ist -ahlenmäßig das stärkste seit dem Ueberaang zum Tonfilm in Deutschland. An der Spitze des Programms stehen fünf große, von ethi schen und nationalen Problemen unserer Zeit getragene Filme. Die Tobis kündigt gleichfalls 40 Filme an, wobei sie auch die Spitzenfilme ihrer Pro duktion in Wien, Paris und Rom im Verleih bringt, wo deutsche Darsteller unter deutschen Spielleitern die deutschen Versionen inter nationaler Filmvorhaben drehen. Im Sonder verleih wird die Tobis den dokumentarischen Film von Leni Riefenstahl von den Olympi schen Spielen Berlin 1936 bringen, der in -Wei abendfüllenden Teilen erscheinen wird. Die Terra Filmkunst G. m. b. H. endlich Artet 26 Filme und wird mit vier Ueber- läufern aus dem vergangenen Produltions- jahr insgesamt 30 Filme zur Verfügung stellen. Großer Erfolg der Kieler Leistungsschau Der Leistungsschau der Landesbauernschaft Schleswig-Holstein „Schaffendes Landvolk" in oer Nordostseehalle in Kiel war ein außer ordentlich starker Erfolg beschicken. Di« Aus stellung wurde von insgesamt 110 200 Per- souen besucht. Unter den Besuchern befanden sich auch zahlreiche Ausländer, so aus Däne mark, Nortvvgen und Holland. Bemerkens wert ist, daß etwa 80 v. H. der Gesamt besucherzahl dein Bauernstände angehörten. Damit hat Lie Ausstellung alle Erwartungen übertroffen. Auch die vielen gewerblichen Aussteller sind voll auf ihre Kosten gekom men, denn es wurden erhebliche Abschlüsse getätigt. llnwettewerheeiMgen in der Steiermatt Schtvere Gewitter über Tirol. Stach glutheißen Tagen ging über dem Ge biet des Murtales und der Oberwölser Tauern in der Steiermark ein schweres Unwetter nie der, das in der ganzen Gegend riesige Ver heerungen anrichtete. Niedrere Ortschaften wurden von Len Waf- sermassen, die sich an mam.,en Stelle« in einer Flutwelle von 8 Metern Höhe ergossen, völlig verwüstet. Zahlreiches Bird wurde vernichtet, viele Familie« find obdachlos. Die Brücken- trümmer und ebenso Möbelstücke find von de« Wasser kilometerweit fortgeschwemmt wor ben. In den Ortschaften läuteten die Glocken, um die talwärts liegenden Ortschaften vor der drohenden Gefahr zu warne«. Von der Landeshauptmannschaft und den örtlichen Behörden sind sofort Hilfsaktionen für das vom Unglück betroffen« Notstands gebiet eingeleitet worden. Von Graz wurden Pioniere zu den Aufräumungsarbeiten ent sandt. Ueber Tirol entlud sich ein schweres Ge witter. Die Bundesstraße und der Bahnkörper zwischen Kitzbuehel und St. Johann wurden auf einer Strecke von SOO Meter über schwemmt und vermurt. Der Zug- und Straßenverkehr mußte eingestellt werden. Die Aufraumungsarbeiten zur Freilegung der Strecke dürsten 24 Stunden dauern, da die Bundesstraße und der Bahnkörper einen hal ben Meter hoch mit Schlamm und Schotter bedeckt sind. Rund um die Welt Auf Lem Sofa lebendig verbrannt. Der 44- jährige Dachdeckermeister Karl Gödecke aus der Hohenheimer Straße 16 in Berlin-Frohnau hatte sich noch eine Zigarre angezündet, als er sich auf seinem Sofa zu kurzer Ruhe nie derlegte. Er schlief ein, wobei die brennende Zigarre seiner Hand entfiel und das Sofa in Brand setzte. G. scheint sofort von dem sich entwickelnden Qualm betäubt worden zu sein, so daß er sich nicht mehr helfen konnte. Dis Flammen verzehrten ihn bei lebendigem Leibe. In der Windhose gekentert. Aus dem Uaersee bei Prenzlau kenterte ein mit zwei Personen besetztes Paddelboot mit Seael in einer Windhose. Einer -er Paddler konnte von einem zur Hilfe herbeigceitten Motor boot gerettet werden. Der zweite Paddler, ein Elektrogehilfe aus Prenzlau, fand den Tod. Zwei Münchener Bergsteiger abgestürzt. Beim Abstieg vom Totenkirchl stürzten der Diplomkaufmann Heinz Dalem und der Stu dent Ulrich Timme, beide aus München, ab. Dalem fand den Tod, Timme erlitt Kopf- und Rippenverletzungen und wurde ins Kranken haus nach Kufstein übergeführt. Französischer Dampfer beim Fischfang in belgischen Gewässern überrascht. Beim Fisch fang in belgischen Gewässern wurden zwei französische Dampfer überrascht. Sie wurden in den belgischen Hafen von Nieuport ein gebracht und festgelegt. Die Fischwerkzeuge dürften beschlagnahmt werden. Vier Autofahrer im Gebirgsbach ertrunken. Als ein Kraftwagen bei einem Wolkenbruch über eine Gebirgsbach-Brücke in der Nähe von Nosau im Salzkammergut fuhr, brach diese ein. Der Kraftwagen stürzte in den Back. Die hier Insassen, ein' Herr und drei Damen aus Wien, sind ertrunken. Baier vo« sieben Kindern tödlich ver- unglückt. In der Provinz Beluno (Südtirol) stieg aus der Straße Agordo—Boltago ein Kraftrad und ein Kraftwagen zusammen. Der Krastradlenker, der 22 Jahre alte Kaufmann Peter Konrather aus St. Lorenzen im Puster tal und fein Mitfahrer, Franz Graber, ein Vater von sieben Kindern, wurden so schwer verletzt, daß sie bald nach dem Unfall starben. Im Kraftwagen verbrannt. Auf der Haupt straße, die von Epping nach Cambridge führt, geriet ein mit vier Personen besetzter Kraft wagen ins Schleudern. Der Wagen stieß da bei gegen die Bordsteine, kippte um und stand sofort in Flammen. Versuche, di« Kraftfahrer zu befreien, scheiterten. Alle vier Insassen sind verbrannt. Sport und Spiel Rhön-Segelslug nach Verlin Ueberragenbe Leistungen bereits am erste« Tag. Die Leistungen unserer deutschen Segel flieger im 18. Rhön-Sogelflugwettbewerb un terstreichen nachdrücklich die außerordentlichen Fortschritte, die der Segelflug in den letzten Jahren gemacht bat. Bereits der erste Tag brachte überragende Flugleistungen. Das be sondere Alteresse gilt gegenwärtig Len Ziel- Strecken-Segelflieaern, die einen Sonderflug nach Berlin durchführen wollen, um einen Sonderpreis zu gewinnen. Bereits am ersten Tag gelang es drei Segelfliegern, bis nach Wirtenberg, dem letzten Etappen-Flughafen vor Berlin-Rangsdorf, zu kommen, und zwar Heidrich-Essen, Wagner-Breslau und Peter von der Deutschen Versuchsanstalt für Luft fahrt. Auch ein Doppelsitzer kam bis Witten berg, der Bräutigam und Steiner aus Dres den als Besatzung hatte. Die Entfernung von der Wasserkuppe bis Wittenberg beträgr 240 Kilometer. SeuWe Siege beim Alpenflug Mit einem unvergleichlichen deutschen Er folg wurde der Alpenflug bei der 4. Inter nationalen Züricher Flugwoche am Monta« abgeschlossen. Der über 367 Kilometer führende Wett bewerb vom Züricher Flughafen Dübendors über Thun nach Bellinzona und unmittelbar zurück nach Dübendorf, mit Zwangslandungen in Thun und Bellinzona, wurde in zwei Klassen für Einsitzer und Mehrsitzer ausge tragen. In beiden Abteilungen stellt« Deutsch land die Sieger, wobei Maior Seidemann mit 56:47,1 aus der BFW. Messerschmitt Tagesbestzeit erflog. Trotz der Zwischenlan dungen legte er die Strecke mit einer mittle ren Stundengeschwindigkeit von 400 Kilometer zurück. In der Klasse S für Mehrsitzer siegte der General der Flieger Milch mit einer Dornier Do. 17 unter Führung von Maior Polte und Bordwart Hansge« sowie Fimker Franz als Insassen in 58: Ä,3 Minuten vor dem belgischen Fliegerhauptmann van der Heyden (Farry Fox) in 1:06:12F Std. und Kpt. de Caters (Belgien) in 1 :08:07 bei sieben gestarteten Teilnehmern. In der Wer tung der Einsitzer war Major Seidemann mit der BFW. Messerschmitt 109 in Tages- bestzeit von 56 : 47,1 Min. vor Lt. Hlado- Tschechoslowakei in 1 :03:82H überlegen sieg reich. Im Steig- und Sdurzflugwettbewerb gab es einen weiteren deutschen Doppelerfolg. Die iOOO Meter Höhe mit anschließendem Sturz- llug bewältigt« der deutsche Pilot Franke mit der Messtrschmitt 109 in 2:05,7 Min. als Vester vor Schürfeld-Deutschland in 2:23. Notlandung Udets vor dem Alpenrundflug. Vor Beginn des Internationalen Alpen rundflugs mußte Generalmajor Udet infolge MotordefektS in Steffisburg in der Nähe von Thun im Berner Oberland notlanden. ES gelang ihm, sein« Bf. 109 mit geringem Scha den zur Erde zu bringen. Generalmajor Udet selbst kam mit ein paar Schrammen davoir Volkswirtschaft Rückgänge am Aktienmarkt. Die neue Wock>e eröffnete am Berliner! Aktienmarkt bei stillem Geschiist in schwäche rer Haltung. Am Montanmarkt betrugen oiq Rückgänge 1—1H v. H. Schwächer lagen kerne» u. a. Siemens u. Halske, Schlickert, Daimlers Beinag und Bemberg. Gegen Schluß läge» die Kurse noch etwas unter den Anfangs-» Notierungen. Am Markt der festverzinslichen, Werte war die Tendenz freundlich. Ilmschul», dungsanleihe, für die wieder Kaufinteresss bestand, notierte halbamtlich mit 94^5 leicht! gebessert. Am internationalen Devisenmarkt, zeigte der Franken wieder leichte Schwan kungen, ohne sich jedoch wesentlich zu. ver ändern. Die Erholung des Dollars konnte sich nicht halten. ' Belga (Belgien) 41M (Geld) 41,97 (Brief), dän., Krone 55,27 55,39, engl. Pfund 12,3« 12,41, franz. Franken 9,301 9,319, holl. Gulden 137,37, 13V,SS, ital. Lira 13,09 13,11, norm. Krone 62,22 6LL4, österr. Schilling 48,95 49,05, poln. Zloty 47,10 47,20, schweb. Krone 63,82 63,94, schweiz. Franken 57,09 57,21, span. Peseta 16,98 17,02, tschech. Krone 8.651 8,669, amer. Dollar 2,488 2,492. Der Führer hat a« 1. Mai 1937 drei Land- werksbetriebe z» Musterbetrieben ernannt, da» ist für all« Kleinbetriebe Verpflicht««», sich zum Leistttngakampf anzumeld»«. Mndfvnk-Programm VeMhiandsenber ^ttwoch, 88. Juli. 6.30: Fröhliche Movgenmusik. Kapelle Franz Stepani. — 9.40: Kleine Turnstunde. — 10.00: Sendepause. — 10.30: Fröhlicher Kindergarten. — 11.00 und 11.30: Sendepause. — 11.40: For scher am Werk. Aus der Arbeit der Futter pflanzenzüchter. — 12.00: Aus Breslau: Musik zum Mittag. Der LanLesgruPPenmuftkug RLB. Schlesien. — 15.15: Orchesterwerke (Zn-l Lustrieschallplatten). — 16.00: Musik am Nach-, mittag. Emil Rooß spielt. In der Pause unr 17.00: Erlebnis in Ler Straßenbahn. Einr lustige Geschichte von Erwin Walter Zipfer. — 18.00: Das Jnstrumentenspiel. Musikalisches Lustspiel von Kurt Sydow. — 18.30: Kleines Zwischenspiel (Jndustrieschallplatten). —18.45: Aus München: Zur Woche des Braunen Ban des. Funkberichte vom ersten Tag der Reichs reiterwettkämpfe und vom ersten Jagdspringen um das Braune Band. — 19.00: Und jetzt ist Feierabend! Kleine Gärten — kleine Gassen t Mit Jndustrieschallplatten.) —19.45: Deutsch landecho. — 20.10: Aus alten und neuen LWe» retten. Das Unterhaltungsorchester des Deutschlandsenders. In der Pause um Sl.OOri Drei rote Lichtlein. Kleine Geschichte voni Walther Gottfried Klucke. — 22.20—22.40: Aus München: Weltpolitischer Monatsbericht. — 23.00—24.00: Uno -um Schluß kurzen wirk (Jndustrieschallplatten.) RelHsfenver Leipz»u 6.00: Morgenruf, Meller. — 6,10: Gymi nastik. — 6 30: Konzert, dazw. 7.00: Nach» richten. — 8 SO: Konzert. — 9.55: Masse«, stand. — 11.50: Heute vor ... Jahren. — 11.55: M«tter. — 12.00: Konzert, dazw. 13.00: Nachrichten. — 14.00: Zeit, Nachrich- ten. — 15.00: Kulturgeschichtliche Plauderei, — 15.20: Auf der K arischen Nehrung. -- 16.00: Konzert, dazw. 17.00: Wirtschastsnach- richten. — 18.00: Die Staatsreformen Maria Theresias. — 18.20: Konzertstund?. — 18.50: Kunstbericht. — 19.00: Umschau. — 19.10: Junger Mann versetzt sein Heiz. — 20.10: Bunter Abend, dazw. 21.00: Nachrichten. — 22.15: Bom Deutschen Sängerbundesfest in Breslau. — 22.30: Nachrichten. — 22.50: Tanz. Jahre erzgebirgischer Bergbau Die Bedeutung der bergbaulichen Tradition Sachsens Eine Sonderschau, die das Schneeber ger Heimatmuseum zusammengetragen hat, er innert daran, das) die Geschichte des sächsischen D rgbus nunmehr 750 Ja're ,-mflle t Aus urkundlichen Zeugnissen, handwerklichen Gerä ten und zeitgenössischen Abbildungen erwächst dort eine Vorstellung der gewaltigen Entwick lung, die über den „Miriquidiwald" gezogen! kst, seit er den Namen „Erzgebirge" trägt. Tas Tempo dieses Aufschwungs, Ler Glanz der Blütezeit, die spannenden Taten, di« di« Er- fchlwsMg der einzelnen Bezirke bezeichnen — oll das sind «reignishafte Vorgänge, die in der ganzen deutschen Geschichte kein Gegenstück haben Es ist erstaunlich, dass die einzelnen Abschnitte, aus welchen diese Historie gesügt ist, fast ver gessen sind. Zwar blieben verschiedene Tat sachen geläufig — alxr niemand vergegenwär tigt sich, wie einzigartig der Eesamteindiuck Lieser Epoche ist. Unr 1180 wurde der Frei berger Bergbau privilegiert, und es entstanden die — für die damalige Zeit — gewaltigen Gruben und Schächte, aus denen edelstes, wert vollstes Metall gefördert wurde. Tie ersten drei Jahrhunderte, ausgefüllt von fortschritt lichen, wesentlilen Verbesserungen des Abbaus, beschränlten sich auf dieses gebirgige Vorland, das sich zwangsläufig reicher und ungehemm ter entfalten kann!« als die übrigen Gegenden Les Landes. Tie Stadt Freiberg blühte auf, wurde größer und prächtiger — bis um 1470 Ler „Stern Schneebergs" aufging, und das! „große Berggeschrei" «mhub, das nicht nur die germanischen Länder erfüllen sollte Hoch »den, in der schier undurchdringlichen Einöde der dichten Wälder, war mau auf Silleraidern gestossen. Wie dies geschah, ist im Dunkel der Geschichte verschlossen. Sagen berichten, dass ein Köhler beim Abbrennen seines Meilers auf geschmolzene Metallstücke stiess, oder daß es ein ungeduldiges Händlerpferd war, -dessen Huf ein glänzendes, leuchtendes Erz frei scharrte. Wieder andere berichten, dass di« Böhmen und romanischen Kaufleute, die über das Gebirge reisten, längst von dessen Reichtum wussten, und sich daran schadlos hielten — eins aber zeigen all diese Mären und Legen den mit ausreichender Klarheit: dass das Sil ber so leicht zu greisen war, dass man es beinah mit den Händen ausheben konnte. Tie Kunde von diesem Reichtum, b«r so offen, so mühelos . aufzuhsen war, ging mit ungeheuerer Eil- durch die entdeckungsfroh« Zeit. Aus allen Land schaften strömten die unternehmenden, wage mutigen Männer zusammen, und in wenigen Jahren vervielfachte sich die Bewohmrzahl des Gebirges. Zechen und Stollen tauchten über Nacht auf, ihnen folgten Wohnhäuser und Kirchen. In 60 Jahren entstanden die Städte Schneeberg, Nnnaberg, Braud, Marienberg, Jöhstadt, Lengefeld, Platten, Gottesgab und viele andere mehr. Ter Reichtum, den diese Pioniere des Berg baues im Handumdrehen gewannen, ist unbe schreiblich Sie gaben ihn mit vollen Zügen aus, um ihre Städte zu verschönen, um präch tige Kathedralen zu bauen; sie zogen di« Künst ler herairf, und, wie selbstverständlich, «ntstan- den gute Strafen. Ti« Erfordernisse d«r berg. baulichen Entwicklung führten endlich dazu, Last Kas erzen« Gebirge früher als all« cm deren Gaue eine geordnete Forstwirtschaft erhielt. Eine erzgebrigseigene, dem Bergbau verhas. krte Kukturströmung bemächtigt« sich dieses jun gen Siedlungsgebietes. In Schneeberg, der Stadt, die damals 12 Prozent der Mellsilber- produktion hatte, wurde die grölst« Kirche Sachsens erbaut — sie steht noch iurmer aus silbernem Grund. Und in Freiberg, in Wma- berg: überall entstanden stilvolle Herrenhäu ser, prunkvolle Rathäuser, die, soweit sie er halten sind, noch immer vom Atem dieser blen denden Epoche zeugen. Wer denkt daran, daß hier die ersten „Tha ler" gepyägt wurden? Wer weiss, daß sich hier die ersten Grundbegriffe der Wissenschaft- sich?» Mineralogie bildeten? Ter Glauchauer Lehrer und später« Ehenmitzer Bürgermeister Georg Bauer, der unter dem Namen Agri cola berühmt wurde, hat sich durch vergleichende und wegweisende Schriften zum Vater d«r modernen Hüttenkunde gemacht, indem er sein umfangreiches Wissen dazu verwendete, klare Theorien zu formen, auf denen sich die Berg- baukunde später aufbaute. Sein Buch „Ueber das Wesen der Metalle" war die gründlichste und klarste Studie, die das Berg, und Hüt tenwesen jahrhundertelang besaß. Tie Auswirkungen dieser Blütezeit greifen in fast alle zeitgenössischen Kulturströmungen über. Die berühmten Nürnberger SilLer- schmiede verarbeiteten erzgebirgisches Erz. Ter Kampfschatz der Reformation war nicht zu letzt mit sächsischem Silber gefüllt. Und die bcsten Waffen und Metallgeräte, die dainals in den deutschen Landen aufzufinden waren, stammten aus den Hammerwerken, di« nament lich am Lauf der Flüsse und Bäche gegründet wurden. Der Kupferhammer Grünthal, dessen 400jähriges, ununterbroctsenes Bestehen in di« «n Wochen gefeiert werden konnte, zeugt von L«r Leistungskraft des Gebirges. ' Denn zum Silber hatten sich längst Kupfer, Zinn und Eisen gesellt, soweit dies« Metall« nicht schon vorher gefunden worden waren« So wuchs der Miriquidiwald zur bedeutendster» Erzkammer des Reiches, die zugleich Sachsens größte Schmiede war. Der Reichtum der Erde erschöpfte sich plötz lich — fo schien es, als die Silberadern ver siegten, und auch die Kupferlager geringer wurden. Aber heute wissen wir, daß darin ein Trugschluß liegt. Der Boden des Erz gebirges ist auch weiterhin trächtig geblieben« Die große Eisenzeit, die dem silbernen „Berg- geschrei" nachfolgte, zeigt «s, und di« Zeis der Kobalt-, Wolfram- und Wismuth-Erz» stellte es erneut im ter Beweis. 750 Jahre gab diese gesegnete Erde den Menschen unbeschreibliche Schätz«. Sie tut «S noch immer, denn das Dritte Reich hat diS bergbauliche Tradition des Gebirges wieder erweckt, ohne sich von dem falschen „Renta- bilftätsstandpunkt" beirren zu lassen. Denn ge rade in Sachsen wußte man, daß im Erz gebirge die stärksten Wurzeln der wirk, schaftlichen Entfaltung des Landes lagen. Die großen Abschnitte der bergbaulichen Blüt« zeit haben die Grundlagen zur weiteren Ent wicklung des sächsisch-n Raumes gelegt, unL ahne ihre lebendig« Wirkung wär« der Auf stieg vieler heimischer Industrien gar nicht denkbar. Das gilt auch für das kulturell« Schaffen. Der Meister H. W„ dessen Nam» Hmis Witten erst in diesen Jahven ermittelt werden konnte, ist der große Vorläufer da Plastiker und Bildhauer, die in späteren Iah" Hunderten der deutschen Kunst so vi«l« Wett« geben sollten. Der Anteil des erzgebirgischen Bergbaus a» der sächsischen Entwicklung ist beispiellos --> wie die Geschichte de» Gebirges selbst.
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