Suche löschen...
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger : 08.09.1937
- Erscheinungsdatum
- 1937-09-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1786999250-193709085
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1786999250-19370908
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1786999250-19370908
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Frankenberger Tageblatt, Bezirks-Anzeiger
-
Jahr
1937
-
Monat
1937-09
- Tag 1937-09-08
-
Monat
1937-09
-
Jahr
1937
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Dame Antenne für dle Aufnahme dieser feln- Mrn Ausstrahlungen seelischer Empfindung vcützeu. Die wahrest hohe künstlerische Leistung ist die selten« begnadete Aeußeruüg einer einem Volke aeichenkkn inneren Veranlagung oder lbesanderen Fähigkeit, und sie ist daher auch ^er schlagendste Beivei- für dir einem Volke !fchon in die Wiege gelegte höhere Beftim- «mung. Denn die Zett kann kein Kunstwerk »gebären, sondern die Menschen schaffen es laus dieser ihrer innere,! Bestimmung heraus, wnd zwar so, wie s ie es sehen und empfinden wder wie ihr Ohr es vernimmt. Daß diese iKunst aber nur einzelnen Rassen in einem Löclssten Sinn verliehen ist und nicht der Mehrzahl, kann die Bedeutung ihres Wertes mur erhöhen. Denn so stehen einer großen Masse kulturell schwacher, weil schöpferisch Perfler Völker wenige ander; gegenüber, die Pit grauester Vowett die künstlerische Er kenntnis mit der Fähigkeit der künstlerischen »Gestaltung verbanden. Allein nicht nur die Kulturvölker find in der Minderzahl gegenüber den kulturell untüch tigen. auch innerhal7> dieser Völker selbst sind es wieder nur einige wenige, die als gesegnete Auserwählte die intuitive Gestaltungskraft zur Festhaltung und Wiedergabe des Ge sehenen, von der Vorsehung verliehen er hielten. Die- gilt aber nicht nur für die Wiedergabe des menschlichen Körpers oder der, sonstigen sichtbaren Umwelt, nein, viel stärker »ritt diese begnadete Kraft des schöpferischem Einzelwesens in Erscheinung auf dem Gebiete der Musik und aus dem der Baukunst! Die Materialien, die als Stoffe der Baukunst dienen, sind fast allgemein vorhanden. Und doch, wie verschieden sind die Lösungen! Wie wenige Völker sind sich der in diesen Mate rialien liegenden Möglichkeiten zur Verbesse rung ihres eigenen Daseins jeweils bewußt geworden, und wie verschieden wurden sie sich Ihrer bewußt. Oder: Welch eine Distanz zwischen »er höchste» ««stkalifchen Leistung eines primitiven Reaer- pammes und der lX. Symphonie oder dem .Tristan"! Welch meilcnweitcr Abstand »wischen den großen strahlenden Bauwerken hoher antiker Völker vor zweieinhalb- und dreitausend Jah ren und den jämmerlichen Behausungen zahl reicher Rassen, die aber heute leben. Wo blieb hier die Zeit als schöpferischer Faktor? Es find gottbegnadete einzelne Völker, deren Fähigkeit ebenso zeitlos ist wie die Unfähig keit der anderen. Wenn wir aber diese kulturschöpferischen «düsen bewußt in Gegensatz zu den anderen teilen, dann geschieht es, um so einen Maß-, tab zu finden aus dem Gegensatz der Lei tungen. Denn nur aus den Gegensätzen er- ennen wir das Große und das Kleine, das Lichte und das Düstere. In den Feiglingen liegt die Ursache für die Wertung der Helden, an den Dummen ermißt man den Grad der Klugheit, die Faulheit lernt die Bedeutung Les Fleißes würdigen. Das Chaos zeigt den Segen der Ordnung und über der Barbarei erhebt sich das Glück einer menschlichen Kul tur. So sind die Kulturvölker stets der Gegenpol Ler kulturlosen Nationen gewesen, genau so, wie in ihnen selbst wieder der Künstler der Einsame ist gegenüber der Masse der künstle risch Gleichgültigen oder überhaupt verständ nislosen Menschen. Dies liegt aber in folgen dem begründet: Das Genie trennt sich von der Masse stets dadurch, daß es unbewußt Wahr heiten vorausahnt, die der Gesamtheit erst später bewußt werden! Darin aber liegt der Sinn dessen, Was wir mit dem Wort „Kunst" bezeichnen, die Fähig keit, im Schauen und im Gestalten eine Wirk lichkeit der Zeit, d. h. der Gegenwart vorauseilend, zu begreifen und mit den hierzu besonders geeigneten Mitteln wieder- zugcben. Während der normale Wissenschaft ler gefundene Erkenntnisse zu sich nimmt und vielleicht vorsichtig einen Schritt weitergehend aus ihm eine neue Erkenntnis ablcitet unö somit zu den vorhandenen hinzufügt/ über-, springt der Künstler im Zeitmaß und Umfang die Erkenntnisse seiner Mitwelt oft um Jahr tausende. WaS sich «ach Lie BöU« im riazelaea «« materiellen «iwr» «schaffe», ist gänzlich «»bedeutend «ge»M»er den Werte« wahrer kultureLer Leistung» N« der gepankrnlofe Nein« Spießer lan» die gewaltige Bedentu», dieser Tatsache nicht erm . Wtird« ma» aber auS dem nationale, «besitz ««feree «««er alles »aS her , waS al- kal- keine» praktische» ... dann würde sich nett eine» Schlag das Bild unseres blühenden all gemeinen Lebens in eine Wüste verwandel». Wen« heute burch ein« magische Gewalt au- unserem eigenen Lande altes das e»tser«t werben würbe, Watz der Kaninchenharizont LeS normale« wendig aber als dann würden »«! »usammenfallen. ! baute« unsere» höfischen und bürgerlichen brnS, Museen und Theater, sie würben genau so verschwinden wie aber auch ber letzte Pfahl einer Straßenbeleuchtung aber die Mauer» unserer Wohnungen, baS GlaS unserer Fen- ster und jede» »Ud a« der «and; e» wurde mit einem Wort baS Nichts an die Stelle un serer reichen und schöne« heutigen Welt treten! , Und dann erst würde man vielleicht de» tiefsten Sinn des Wortes erkennen, daß der Mensch nicht vom Brot allein leben rann. Es dürfen daher weder der Künstler aus der Entwicklung seines Volkes, noch sein Kunst werk aus dem Besitztum der Ration wegge dacht oder gar verschleudert werden! Wenn aber ein Wirtschaftler von ,Nationalvermö gen' redet, dann mag man sich dessen bewußt sein, daß dieses Nationalvermögen, abgesehen von der an sich vorhandenen Leistungs- und Gestaltungskraft eines Volke», zusammenge rechnet zu 95 v.H. in seinen kulturellen Lei stungen und noch nicht einmal zu 5 v.H. ich leinen sogenannten reinen materiellen Wer ten liegt (Beifall). So hoch nun auch der Kulturbesitz eines! Volkes als Gesamtheit zu werten ist, sp wird doch wie auf jedem anderen Gebiet ein«! fortwährende Veränderung bzw. Ersetzung und Ergänzung der einzelnen Objekte und! Arbeiten vovgenommen werden. Es gibt sicher»! lich menschliche Leistungen, die mit Recht die, Bezeichnung „unsterblich" für sich in An»^ spruch nehmen können, allein sie sind die Pro»! vukte der schöpferischen Kraft ganz wenige» in Jahrtausende eingestreuter Einzelner. Ihr« Mitschaffenden, das heißt im wesentlichen nur Nachahmenden sorgen aber dafür, daß wenigstens «in Abglanz der einmaligen Schöpfungen auch aus eine größere Zahl von Menschen fällt. So wie aber beim Kometen sich die Helligkeit des Schweifes allmählich mih der Verbreiterung verliert, um endlich im all-' gemeinen Dunkel aufzugehen, so find auch di« Nachläufer der Genies mit der zunehmenden Entfernung vom Genie und der zunehmenden Größe ihrer Zahl nur noch schwache Abbilder, ihres Herrn und Meisters. Dennoch aber Hel sen sie mit, das Bedürfnis auch der breiteren Massen eines Volkes nach Kunst- und Kunst-! Lefitz zu erfüllen ! So häuft sich vornehmlich durch ihr Wirke» allmählich rin künstlerischer Besitzstand an, der natürlich nur selten mit dem burch das Vor bild gegebenen Maßstab gemessen werbe« kann. Allein trotzdem brauchen die Arbeite« nicht schlecht zu fein, sondern im Gegenteil, sie find al» ehrlich bestrebte Nachahmung eine« guten Borblldes tausendmal besser als btt, Verlogenheit einer sogenannten neue« Kunsts deren einzige Rechtfertigung nur in dem ebe« noch nicht Dagewesenen liegt, ohne aber da-, Stigma des Genialen an ihrer Stirn zu tra-, gen. Von all den fraglichen Machwerken unserey sogenannten ,,modernen Kunst" hätten kein« fünf Prozent irgendeinen Platz im Kunstbesitz des deutschen Volkes erobern können, wenn sie nicht Lurch eine mit der Kunst an sich in gar keinem Zusammenhang stehende, sondern politisch-weltanschaulich orientierte Propa ganda der öffentlichen Meinung aufgereüet, ja durch ähnlich eingestellte politische Faktoren ausgenötigt worden wären. Dev Sinn öev Aunst Wie tief die Abneigung des Volkes gegen über einer durch solche Produkte zugemuteten Bereicherung seiner Kunst ist, mögen alle er sehen aus den Eindrücken, die die Besichtigung Ler Ausstellung ,,E ntartete Kunst" in Müncyen bei den Beschauern hinterläßt. Allein «nichtsdestoweniger ist es einer geschickten, ja gerissenen jüdischen Kulturpropaganda gelun gen, diese erbärmlichsten Machwerke, wenn auch nicht dem gesunden Einzelmenschen, so «der zum mindesten seinen sogenannten ^be rufenen künstlerischen Sachwaltern" aufzu- schwätzen, in unsere Galerien Hineinzuschmug- äeln und damit letzten Endes doch dem deut schen Volke aufzuoktrohieren. Hier kann nicht von einem natürlichen Pro zeß der Verdrängung etwa überalterter und damit mehr oder weniger verblassender Kunst werke durch glänzende neue Arbeiten gespro chen werden, sondern von einer Vergewalti gung des Kunstempfindens und letzten Endes auch des nationalen Kunstbesitzstandcs durch «ine Anzahl von Betrügern, die als Massen- «rscheiuung auftretend, mit frecher Stirn von sich behaupteten, den schöpferischen Typ einer «cuen, „modernen" Kunst zu repräsentieren. Inwieweit dieser frecher Ueberfall auf un- fere Kultur und unseren nationalen Kunst- besitz gelungen ist, mögen Sie alle ersehen aus den Ankäufen, die durch Staatsgelder oder durch sonstige Mittel aus öffentlicher Hand erfolgt sind. Bon diesen Werke« nun den nationalen Kulturbefitz zu säubern, ist eine heilige Pflicht einer politischen Leitung, die sich selbst als im stärksten Gegensatz stehend ansteh« zu jenen dekadente« Kräften. diese Machwerke dem Deutschen Volke aufgenütigt haben! Daraus ergibt sich für uns aber zwingend die Notwendigkeit, sehr oft eine kritische Be- trachtung auzustellen über den Wert eine- Kunstwerkes an sich. Es ist «radezu ei» Kennzeichen der allergrößten künstlerischen Leistung, daß sich in ihnen ein Schritt t» der Unbewußten Erkenntnis d«S Tatsächlichen nach Vorwärts vollzoa dem die Mitwelt nur erst allmählich Nachfolgen konnte. Das Recht zur Verdrängung bestehender Kunstleistungen kann aber auf alle Fälle nur solchen Neu schöpfungen zuerkannt werden, die eine größere Wahrheit in sich verkörpern und mithin der .allgemeinen Erkenntnis und dem Verständnis Ührer Zeit auch wieder voraneilen werden! Es gibt dabei manchmal allerdings auch eine ^uruckblickende Kunst, allein sie ist nur inso fern berechtigt, als sich in ihr wieder eine schon verlorengegangene Rassenbefinnung an- küudigt. Dann, wenn im Lauf« einer Kunstentwlck- lung durch fremde, unoolkliche Einflüsse das Kunstwerk die innere Beziehung zum eigenen Blut und damit eigenen Rassenwert und Emp finden verloren hat, kann durch eine Meder herstellung dieses ursächlichen Zusammenhanges eine Erneuerung der künstlerischen Leistungen auch dann -intrekn, wenn an den Schöpfungen einer vergangenen Epoche angeknüpft wird, um von dort aus mm wieder den richtigen Weg nach vorne zu suchen. Ohne dem aber ist jede Rückentwicklung der Kunst eine Fehlentwicklung. Denn sie führt die kulturellen Leistungen in «ine Epoche weite ster Vergangenheit zurück, auch wenn sie vi«l- leicht in ihrer damaligen Höhe gleich sein kann der Höhe unbedeutender Rassen der Gegenwart. So kann sehr wohl die ..primitive Kunst" von heute oder besser die Kunst der sogenannten Primitiven, in der wir nur Karikaturen er blicken können, wie sie zur Zeit noch verschieden« Negerstämme fabrizieren, identisch sein mit west zurückliegenden künstlerischen Schöpfung«« un seres eigenen Nolles. Ja, die; ist nicht nur wahrscheinlich, sondern sogar sicher. Denn das Niveau dieser Zeichnungen ent spricht, wie ich schon einmal erwähnt«, der Be tätigung fünf-, sechs- oder siebenjähriger Kin der, damit aber dem Durchschnittsniveau auch der Spitzenleistungen, die unser eigenes Volk Por 20-, 30- «der MlAcht sag« bOOOO^sach. ren eingenommen haben mag. Es kann aber nicht der Siim einer Säube rung unsere» kulturellen Besitztums sein, Lei- stungen einer fortgeschrittenen Zett durch längs» überholte Arbeiten einer weit zuriiMegendm Epoche zu ersetzen oder sie gar LmchM Ml verdeängen. Lin Aunstwerk mutz Fortschritt bedeuten s di« vor LOM Es muss daher der «berste Grundsatz bei der Wertung eines Kunstwerkes immer sein, daß es in der Zeit seiner Entstehung «inen Fort- pens ablehnm, wenn «kn heutiger sogenannter Kunstbeflissener sie als Ausdruck unserer Zeit der Mitwelt aufzwingen will. Ich seh« dabei eine besondere Gefahr in dem Mort der „Kunst"- oder „Kultufl-M- sinnung, Kuckst- oder Kulturbesmnung kann nicht bedeuten: Zurückstreben nach den Lek- stungen überwundener Zeitalter, sondern könnte nur bedeuten: Wiederauffrnden des viel« leicht schon früher verloren gegangenen richtig«« Weges einer eigenen rasstsch-bkutmKhig beding ten und damit natürlichen Kunst- und Kckltur- «ntrvicllung. Die höchste Kunftbegabung zeichnet sich im mer durch äußerste Vereinsamung aus. ES wird daher «ine wahrhaft epochal« neue Kunst- leistmrg immer nur als das Werk eines «m- getnen Begnadet«« der übrig«!« Menschheit sehe risch vovanslebenden Mannes fern und niemals das Ergebnis einer allgemeinen durchschnttt- lichen Koklekfivlekstrmg. Es ist daher von vornherein festzuhalten, daß zwischen dem größten Genie und der größ ten Zahl «in ewiger Gegensatz besteht. Das Genie ist die Vnzelperson und das nur Durch schnittliche bleibt die Masse. Darin Hegt aber der stärkste Beweis für den Unsinn Unserer sogenannten „moderne« Kunst", deck« sie ver sucht bewußt, die große Leistung des Genies durch eine sogenannte „MasseUkesstung" zu er setzen. Das heißt nicht, «ine strahlende Be gabung tritt vor das Volk und schenkt ihm das neu« Kunstwerk, sondern «in« Unzahl von Stümpern fabriziert mindernrertige Machwerke und beginnt nun mit der Zahl gegen die Sei- tenheit der wirklich ewigen Kuckst zu operieren! Die sogenannte „moderne Kunst" trmnoft also mit einer allgemeinen Gemeinschaftsarbeit auf. Daher aber ist sie weder modern, noch ist sie überhaupt eine Kunst. Denn es könni« sehr wohl «inen neuen und damit also meinet wegen modernen Künstler geben, es kann aber nicht geben eine Kunst des Jahrganges 1d37 oder 1940. Dem Genie aber, das «un die Welt mit einer wirklichen Irenen kulturellen Schöpfung beglückt, liegt die Kenntnis des vorhandenen Kunstgutes «ach seiner Art und in seiner Tech nik als selbstverständliche Voraussetzung zutiefst im Blut, im Verständnis und im Können. Dies« schöpferisch begnadeten Menschen sind -«doch nur die Ausnahme. Sie allein aber bereichern den wahren Kulturbesitz der Menschheit. Sie sind zugleich aber auch die tolerantesten Verehrer der Leistungen der Vergangenheit. Sie wissen, was sie diesen Kulturschöpfungen der Vergan genheit selbst zu verdanken haben! In ibn«« lebt die souveräne Ueber>«ugung vom Wert ihrer eigenen Schöpfung. Sie leiden daher auch nicht unter der Angst, vom Vergangenen über listet zu werden. Im Gegenteil: sie freuen sich darauf, ihre Werk hineinstellen zu können in diese Schau der früheren oder gegenwärtigen Großen und ihrer Leistungen und sind daLei überzeugt, daß sie sich durch ihre eigene Arbeit einen Ehrenplatz erkämpfen werden in dieser Galerie der unsterblichen Ahnen. Unter vielen ist jedes Kunstwerk von einzelnen Erscheinungen seiner Uickivelt mitbestimmt und mitbedingi. Der Künstler lebt nicht im kscren Naum, wohl aber tun die- sehr oft seine Kriti kaster! Er gestaltet nicht nur, sondern er wird auch selbst bewegt. Schon die Ursache der Ent- stehimg eines Kunstwerkes, der Auftrag, ist oft bestimmend für das Ergebnis. Zdrtgeschicht- und keinen Rückschritt bedeutet! Ich kann sehr wohl eine an sich primitive Arbeit, Jahren entstanden ist, als Kunst- werk werten und diese selbe Arbeit sofort schärf- liche Auffassung«!, geschichtliche Erkenntnisse, rAtmges-hichtliches «Wen, <M«s die« hÄst iM an der Gestaltung seines Merkes. Es ist unmöFich da» Gemälde einer Mei sters d«s 17. Jahrhunderts abzuiehnen, weil sich aus einer kulturgeschichtlichen Kenntnis de« römischen L«bens für unser Ange zahllos« uns heute bewußt gewordene Stikwidrigkeiten auf zeigen. Hier Muß an dar Kunstwerk von einem höheren Gesichtspunkt herangetreten werd«. Jedes gewaltige Kunstu«rk trägt seinen eigen« Wert in sich Es kann nicht mit anderen Maß stäben gemessen werden. Es ist unmöglich, im Jahre 1940 aus einer bestimmten politischen oder weltanschaulichen EmsteUnng heraus sich «inen Maßstab zu schaffen, um ihn dann anzm legen an den weltauschauhcheir Gehalt d« Kunstwerke vergangener Zetten und diese dann entweder zu bejahen oder in nicht zutreffendem Fall abzckKhM«. Da di« Kuckst in vielen Fällen sich in ihre« Darstellungen den Ereignis^« einer Zeit zu- Menden Muß, würde mithin stets dann, wen« eine nachfolgende Periode zu anderen Auffas sungen kommt, die künstlerisch! Gesamtleistung ber davorliegenden Epoche auszulöschen sei». Es ist aber unmöglich, di« antike Kunst etwa deshalb abzulehnen, weil sie heidnisch war und unterdessen «ine christliche Welt kam, wie es genau so unmöglich ist, «ine christliche Kunst ttbzulehnen, weil manche unterdessen auch zck Ihr nicht Mehr in voller UebereickstiMmung stehen? Es ist unrecht, an die großen kulturel len Schöpfungen gewaltiger künstlerischer Heroen den oft sehr zeitbedingte« ZolkstaV augenblicklich herrschender Auffassungen cmzu- legen. Nur ein amusisch veranlagtes Wesen kann zu einem so unmögliche!« Verfahren grei fen. Mein nicht nur dies: ES ist ein solches Vorgehen auch «ine Respektlosigkeit vor unsere» großen Vergangenheit und außerdem eine ge schichtliche Beschränktheit. Nur ei« national re» spektloser Mann wird Mozarts „Zauberflöte verurteilen, weil sie vielleicht im Tert wM anschaulich seinen Auffassungen «nkgegecksteyt- Ebenso wird nur «in ungerechter Richter Wag ners „Ring" «Wehnen, weil er nicht de« christ lichen Anschauungen entspricht; oder MagnerS „Tannhäuser", „Qohengrin" oder „Parsffal", weil sie umgekehrt nicht im Sinne anderer Er kenntnis gehalten zu sein scheinen. Das große Kuckstwerk trägt «inen absoluten Wert in sich- Dieser Wert wird nicht gemessen mit dem Maßstab einer das Kunstwerk als solches gar nicht berührenden mehr oder wenkger zeitlich bedingten Auffassung! Wenn im übrige« jede Generation das Recht in Anspruch nehmen würde, Kunstwerk ihrer politische«, weltanschaulichen oder religiösen Ver gangenheit einfach auszurotten, dann würde sicherlich vor allem jede politische Umwälzung sofort die Vernichtung der in einer andere« politischen Umwelt groß gewordenen Kultur be deuten. Dies ist aber genau so sinnlos, als es sinnlos wäre, in einer nationalsozialistischen Wirtschaftsauffassung alle materiellen Werte zu vernichten, die unter nicht nationalsozialistisch«« Gedankengänge« im Laus« der Jahrhundert entstanden und ausgespeichert morden sind. Dor allen: aber wird Kunst überhaupt nicht widerlegt durch Literatur, durch Reden oder durch Schreiben, sondern nur durch bessere Leistungen. Musik kann nur widerlegt werden durch Musik, Dichtkunst nur durch Dichtkunst, Baukunst nw. durch Baukunst, Tgnz nur durch Tanz, Bildwerke nur durch Bildwerk und niemals durch lite rarische Betrachtungen. Es ist daher das oberste Gebot bei jede» Kunstwertung die Pflicht der größten Toleranz gegenüber den wahrhaft großen kulturellen Schöpfungen der Vergangenheit. Respekt vor den arotzen Leistungen unserer Vergangenheit Dor allem aber möge jeder einzelne in einer solchen Zeit bedenken, daß «s das ausschließ liche Vorrecht der Genies ist. Größeres, Bes seres, Neues zu gestalten, und der traurige Fluch der Herostraten Altes einzureifen und zu ver brennen. Wenn wir daher heute von einer Kunstwertung sprechen, dann wollen wir zu- sammenfassend unter dieser Kunftmertung r«r- stehen de« ehrfurchtsvollsten Respekt vor allen aufrichtigen große« Leistungen unserer Vergan genheit. Die beste Wertung nehmen wir aber vor durch höchste eigen« Anstrengungen. Wir alle sind uns bewußt, daß es nicht ge nügen kann, das Vorhandene mir zu bewahr««, sondern daß es nunmehr notwendig ist, mich rn unserer Zeit einen stolzen Beitrag zu diesem großen, unseren nationalen Kulturbefitz zu lie fernd Es ist Kin Zufall, daß im Leben der Völ ker die Zeiten der Dichter und Sänger nicht immer zusammen fallen mit den Epochen großer politischer Erhebungen, Weltschicksale entschei dender Kämpfe. Wenn in den letzten Jahren und Jichrzehnle« eine Verarmung an groß« dichterischer und musikalischer Gestaltungskraft eingetreten zu s«in scheint, bann ist neben anderen Gründen sicher lich dieser eine mit entscheidend, daß sehr viel« tn ihrem Inneren musisch veranlagte Menschen heute Gesuchte machen, statt sie zu beschreiben, das heißt, sich das Leben von Helden selbst er wählt haben, statt es zu besingen. Und der Feuergeist ick unserer Jugend findet seit über ein«« Bierteljohrhundert wcchrhoftig genug andere Möglichkeiten, um sich auszuleben^ als di« des nur wieder gebenden, dichterische? lleberschwanges oder der musikalischen Gestal tung. Wer weiß wie viel gottbegnadet« Künstler sich unter jenen 2 Millionen befunden haben mögen, die zum Teil als jugendliche Freiwillig« mit Liedern auf den Lippen noch im Tot» das Bekenntnis zu einem wahrhaft musischen Heldentum abgelegt haben! Dann aber schlug die nationalsozialistische Bewegung unzählige Menschen so in ihren Bann, daß sie nicht Nur Benis und Stellung, sondern sogar Weib und Kind vergaßen, um für di« Erhebung ihre» Volks in den Reihen der neuen Gemeinschaft zu kämpfen. Wer sich so der letzten Bindungen zur normalen bürgerlichen Umwelt entäußert, der kann sehr wohl auch den Veracht ausge sprochen haben auf das künstlerische Ausleben seines stark« Jchs, vhn« daß ihm dies auch nm bewußt zu werden braucht«. Nach Beendigung dieses weltgeschichtlichen Kampfes wird der vor handene heiße Lebensdrang manch« junger Schwärm« von selbst wird« einen anderen Weg zur Aeußerung aufsnchen und fiyden. Dieser verständlichen Derpflichtung kühner Menschen durch das Verlockender« d« Tat ist es aber nicht ausfchkreßkich zuzuschreibet^ wenn in den letzten Jahrzehnten ein fallt e» schüttelnder Mangel an künstlerischen Quamtät«» «unzutreten schien, diel«; Nachlassen wo» zpm Teil schon vor dem Kri^e « bemerke«, obwohl in der bürgerlichen WeA vor 1914 nur sehr wenig von Heroismus W spür«, ««g
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)