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DUA den ist. pekawe. Scherl - Bilder dienst (3), Atlantic (2) M Links: Das ist die Sportjugend von heute. den da so lange, bis sie mit dem rollenden Gestell zusammenkrachten. Allerdings darf nicht vergessen werden, datz es auch zu jener Zeit schon wirkliche Sportsleute gab, die ganz ausgezeichnete Leistungen vollbracht haben und denen es wirklich ernst mit den hohen sportlichen Idealen war. Leider traten gerade jene Männer nicht in den Vordergrund, aber wenn man sich heute die alten Leistungs» Tabellen zur Hand nimmt, nmtz man Re spekt vor den Fähigkeiten der ersten deut schen Meister bekommen. An sich ist es heute keine allzu große Leistnng, wenn ein Sprinter die 100-Meter-Strecke in zwölf Sekunden läuft. Ein guter Jugendlicher» der das richtige Training und die nötig« Veranlagung hat, müßte diese Zeit gut her ausholen. Der Meister von 1898 durchlief bisse Strecke aber ohne uagelgespickte Renn schuhe, ohne einen klug durchdachten Tief start, bei dem allein schon wertvolle Zehniel sekunden gewonnen werden. Nicht ander- war es mit der 4X100-Meter-Staffel. Die Rekordmarke von damals (48,4 Sekunden) wird heute natürlich auf jedem unbedeu tenden Sportfest erreicht. Aber damals legten die Läufer einfach los, sie liefen, so schnell sie konnten, legten aber bei diesem lobenswerten Bestreben keinen großen Wert auf einen sauberen Stabwechsel. Heute weiß man sehr gut, daß entscheidende Verbesse rungen der Staffelrekorde nur durch genau eingefuchsten Wechsel erzielt werden können. Natürlich gab es auch in allen anderen Sportarten große und saubere Sports- leute, die mit den unsauberen Reklame methoden der „Sportskameraden" nichts zu schaffen haben wollten. Immerhin hatten es die wirklichen Sportler reichlich schwer, sich durchzusetzen, und vor allem bei den Frauen gehörte Mut dazu, sich einer neuen Sache zu verschreiben, die die schönste und größte des neuen Jahrhunderts gewor- wende im Urteil der Oeffentlichkeit / Tennisspiel oder Balanceakt /Oie Leistungen der Sportpioniere man sich direkt revolutionär vor. Als 1904 im Jnnenraum der Treptower Rad rennbahn das erste deutsche Frauensporifest abgchalten wurde, bei dem die Teilnehme rinnen in dicken Pluderhosen und Woll strümpfen über die staubige Bahn laufen mußten, konnte sich eine Berliner Zeitung nicht verkneifen, die Veranstaltung folgen dermaßen zu glossieren: „Von den Siegerinnen dieses ersten Wettkampfes verzeichnen wir hier nur die Vornamen. Getreu unserem Grundsatz, jeden Menschen so lange für anständig zu halten, bis uns das Gegenteil bewiesen wird, nehmen wir an, daß wir es trotz des zweifelhaften Unternehmens mit anständi gen Damen zu tun haben, deren Familien es unmöglich angenehm sein kann, wenn ihre Namen in dem Wett kampfbericht veröffent licht werden. So re gistrieren wir denn nur, daß bei dem Ausschei- dungsrennen der Ber linerinnen (die Strecke ging über 500 Meter) ein Fränlein Hedwig Erste wurde, die Zweite Anni hieß und die Dritte Marie." — Man stand eben auf dem Standpunkt, daß sich Strümpfestopfen und Abwaschen nie und nimmer mit sportlicher Tätigkeit in Verbin dung bringen lassen. Leider ließen sich in jenen Tagen die Her ren der Schöpfung sportliche Entgleisun- Schwerathleten eine Zeitlang Mode gewor den, statt der eisernen Hanteln ganze Mu sikkapellen von einem Gerüst ans in die Höhe zu heben, wobei die Musikanten schmelzend schöne Weisen ertönen ließen. Recht merkwürdig führte sich auch die Leicht athletik in Deutschland ein. Nm recht viele Zuschauer zu diesem neuartigen „Vergnü gen" heranzuholen, kamen die Organisa toren auf den Einfall, die Werbeplakate in englischer Sprache abzufassen. Das Kampf- gericht setzte sich durchweg aus Engländern zusammen, noch dazu aus solchen, die aktiv an den Wettbewerben beteiligt waren. „Ein zelne Vorgänge", so steht in einem offizi ellen Protokoll, „waren so ungehörig wie möglich. Mr. Hohman, das Mitglied des veranstaltenden Komitees, rannte beim .Lauf mit Eiern' nach. Verlust derselben ruhig weiter, nur um seinen dem Siege nahen deutschen Konkurrenten zu irri tieren." Solche Vorfälle ereigneten sich übrigens schon damals bei den Sechs-Tage-Rennen, die niemals sanbere sportliche Veranstal tungen gewesen sind. Die ersten Kämpfe dieser Art wurden noch auf Hochrädern aus- getragen. Mühselig kletterten die Fahrer auf ihre riesenhaften Fahrzeuge und blie- Es ist nur wenige Wochen her, oa rauschte «s in England durch die Blätter. Bei einem Tenniswettspiel war ein Amerikaner in einer bequemen, lustigen Sporthose an getreten anstatt in der halblangcn Tennis hose oder gar der traditionellen langen, die heute durchaus noch nicht ausgestorbcn ist. Es rauschte ob der revolutionären Tat vernehmlich laut, und cs war durchaus nicht nur Zustimmung, was der von Traditionen unbeschwerte Amerikaner zu hören bekam. Wir neuzeitlichen Menschen, die allen Dingen einen möglichst zweckmäßigen Schnitt zu geben wissen, stolpern sonst zu erst über den wenig sportlichen Anzug der alten Sportpioniere. Man sieht sofort, daß er von keinerlei praktischen Gesichtspunkten diktiert worden war. Die Damen trennten sich nicht gern von dem modischen Zubehör rhrer Kleider, und so hefteten sie ihn in Form von Rüschen und Volants auf die Turnkleidung auf. Beim Tenuis trugen sie dieselben Wagenräder auf dem Kopfe, mit denen sie ihre bedauernswerte Umwelt auf der Promenade in den Schatten setzten. Merkwürdig erscheinen uns heute auch die pompadourartigen Täschchen, die die Dame damals in zwei Exemplaren ans den Ober schenkeln mit sich herumschleppte, wenn sie mit dem Schlager in der Hand über den Tennisplatz schwebte. Kam aber eine Tur nerin beim Stützschwung am Barren so sehr in Fahrt, daß nur der unterste Teil der Unterschenkel zu sehen war, dann standen bombensicher ein amtlicher Verweis (jawohl, amtlicher!) und wenig liebenswürdige Spöt tereien unter den Zuschauern in Aussicht. Später, um die Jahrhundertwende, machte man einen mißglückten Versuch, großzügiger zu sein. Man führte einen „vorschriftsmäßigen" Turnanzug ein. Ob gleich dieser Anzug beileibe kein Turnanzug im heutigen Sinne war, sondern nichts Wei- Re chts: Man treibt Rollschuhsport um das Jahr 1W5. Welche Sportlerin von heute bringt das noch fertig: Gestärkte, am Hals ge schlossene Kleider und ein Riesenrad auf dem Kopf. ^Don den Siegerinnen verzeichnen wir nur die Vornamen" / Frauensport um die Jahrhundert- Immer mehr erobert sich der Sport die Jugend, immer tiefer bringt der Sportgcdanke selbst in die älteren Generationen. Bor allem in Dnitsch. land sind in den letzten Jahren viele Tausende dem Sport gewonnen worden, und nach dem Willen der Verantwortlichen Männer soll es in absehbarer Zeit keinen Volksgenossen mehr geben, der nicht den Sport als wichtiges Glied der Leibeshhgiene regelmäßig ausübt. Das ist ein gewaltiger Fortschritt innerhalb weniger Jahre, und wenn man sich die Anfänge der Sportbewegung vor aallem bei den Frauen vergegenwär tigt, dann kommt man zu dem Ergebnis, daß sich in ivenigen Jahrzehn, ten hier eine — allerdings höchst nützliche — unblutige Revolution voll- zogen hat. Links: Die Unterschrift dieses Bildes aus dem Jahre 1W3 lautete: „Das Diskuswerfen, rin neuer Sport der jungen Mädchen." Wir bezweifeln, daß diese Prachttoilette einen Wurf, wenigstens, was wir heute darunter verstehen, zulietz, ohne in allen Nähten zu krachen. - R Wie fesch! Das war die Meinung der Herren und das war die Ansicht der Damen. Deshalb stürzten sich um die Jahrhundertwende die Frauen auf das Fahrrad, nicht um Sport zu treiben, sondern um solche feschen Kleider zu zeigen. In diesem Falle hat das wenig geschadet, im Gegenteil, das Fahrrad wurde populär. — Unten: Das ist die moderne Kleidung der Turnerinnen um die Jahrhundertwende. Diese Kleidung erregte damals wegen ihrer „Freiheit" noch genug Entrüstung. ter als ein richtiges Kleid ans gen zuschulden kommen, die ganz vielen Stoffmetern, unter dem die und gar nicht geeignet waren, Damen natürlich noch allerhand das Ansehen der neuen Sache zu Unterzeug tragen mußten, kam fördern. So war es bei den