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HvuMenbvrg« LrzSMvr VoN«-« Hm« Eagodlstt 12. Juni 1237 ZKmhstferitAen vsn Äans >— ' I v„rch v«rla^a»palt Manz, m»n»«n (Nachdruck verboten.^ 12. Kerbst ist es nun, und die Stoppeln werden umge brochen. « Robert steht am Fenster der großen Stube, die ihm als Atelier dient, die Hände über der Brust verschlungen, die Stirne an das Fensterkreuz gelehnt. In herbstlicher Ruhe liegt das Land da. Droben auf dem Bergacker geht der Knecht hinter dem Pflug. Ro bert betrachtet ihn lange und spürt plötzlich heißes Ver langen, selbst wieder einmal hinter dem Pflug zu gehen, Um all seine schweren Gedanken hineinzuackern in die Tiefe de» Ackers. Aber was würde der Knecht sagen, wenn er sehen würde, wie der junge Kerr sich ungeschickt anstellt beim Einsetzen des Pfluges, beim Wenden der Pferde und so... 2a, das ist es eben. Dies alles ist ihm ein wenig fremd geworden und er hat kein Vertrauen mehr zu sich, daß er es könnte, und keinen Mut, es zu versuchen. Er legt das Modellierholz beiseite, zieht den weißen Kittel aus und geht aus dem Haus. Zuerst geht er in den Obstgarten, hilft Bärbel ein wenig beim Aepfelbrocken und geht dann weiter, am Waldrand entlang, bis er schließlich doch vor dem Acker steht. Zuerst schaut er dem Knecht zu, wie er wendet und den Pflug einsetzt, läßt ihn noch eiü« Furche umlegen, und erst als er wieder zurückkommt, sagt er? „Die Mutter hat geschafft, du füllst auf die Wiese nüber- gehen zum Steffel und sollst ihm helfen Grummet zusam- menrechen." Damit nimmt er ihm die Zügel aus der Hand, spreizt die weißen Finger um die Pflugsterzen uüd klemmt sie wie der zusammen. „Wüah...!" Die Pferde wenden die Köpfe nach hinten, erstaunt über Lie fremde Stimme. Dann ziehen sie an, und Scholls um Scholl« legt sich über, glatt geschnitten, in fettigem Braun glänzend. Einmal hält er mitten in der Zeile inne und schaut den Hügel hinunter. Breit und üppig hingelagert liegt der Tannhof unten. Wie eine Glocke aus Elas spannt sich der feidevblaue Himmel darüber. Klingt er denn nicht, der Kimmel? Oder di« Luft, di« Sonne? Es ist nämlich, als voll« irgend etwas die schwer« Seele des Künstlers aus allem Dunklen Leben. , Und plötzlich breitet er di« Arme weit aüs. „Heimat..." flüstert er. „Meine Heimat...« Höchst seltsam ist es anzusehen, wie der Mann so groß Und mit gebreiteten Armen im Abendrot steht, so, als mochtj tt di« ganz« Welt umarmen. Dann fallen seine Arme schnell »«runter, al» schäme er sich der unschicklichen Gebärde, und hastig z«rrt er am Leitseil. Furch« um Furche legt sich wieder zur Seite, ganz still »Nd lautlos, wi« di« Blätter in einem Buch. Aus einmal ft«ht dis Bärbel am Ackerrand, da» ganz» S«stcht überglänzt von einem stillen Lächeln. Mntt-r fagt, du sollst Feierabend machen." Tlx HM ihm di« Pferd« ausspannrn und di« Stränge auchtni-M. vq»n gehen st« zusammen hinunter, ganz «na n«b*n«tnand<», d«nn der Weg ist s«hr schmal, und es kann Wicht vermieden werd««, daß sich zuweilen ihr« Känd« b», Da» Mädchen bekommt ganz nasse Augen, wi« «r das I- erzählt, ganz ruhig, mit unbeweglichem Gesicht. Aber «l» sie sich trennen, meint sie nachdenklich: „Mag si« dich noch so geliebt haben, aber das wird fi« dir n«t aufgetragen haben, daß du dein Leben um fi« ver trauerst? Vielleicht tät sie sich in der Ewigkeit noch freuen. Wenn st« dich in rechten Händen wüßte...« Da mußte Robert an Lindes letzten Auftrag denken, als ste ihm Bärbel an, Herz legte. Al» er daheim ankommt, unterrichtet «r di« Mutter gleich von Christophs Abficht, nicht mehr auf den Tannhof jurückzukehren. Die Mutter erwidert nichts darauf. Si« schaut Robert Nur mit einem Blick an, der tief in sein Innerstes dringt. Ein« grenzenlose Sorge, Angst und abgrundtiefe Traurig- k«it liegt in diesem Blick. Ihre Augen forschen und fragen Nur: „Was soll dann werden aus unserem Geschlecht? Soll ich di« letzte Tannhoferin sein? Wozu hält mir denn der Kerrgott zwei Buben geschenkt, wenn keiner jetzt das Erbe antreten will?" Die» alle» liest der Sohn in der Mutter Augen, und er sagt einfach zu ihr und schlicht: „Mach dir das Herz nicht schwer, Mutter, es wird alles recht werden." Sie nickt nur, aber es ist schier zuviel über sie gekom men, als daß sie noch an eine gute Wendung glauben könnte. Die Tannhoferin hat sich seit der Verhaftung Christoph» überhaupt sehr geändert. Der Uebergang vom Sommer zum Herbst hat sich bei ihr in kürzester Frist vollzogen. Sie ist starrer geworden, und die frauliche Gelassenheit ihres Tun» hat sich in eine leichte Erregbarkeit umgewandelt, di« im Grunde genommen doch nichts andere» ist al» ein« dumpfe Furcht vor dem Altwerden. rühren. Einmal betrachtet lie Robert verstohlen von der Sette, und al» ihr« Kand di« sein« wieder streift, hält er fi» f-st. „Sag, Bärbel, bleibst du denn immer auf dem Tannhof?« „WS sollt ich denn sonst hin?« „Wenn aber einmal einer kommt und dich holt?" „Wer denn?" „Einer, der dich lieb hat." Eie senkt den Kopf und ihre Finger zucken in seiner Kand. „Wer tät denn dann bei dir sein, wenn die Mutter ein mal nimmer ist?" Da» ist so selbstverständlich gesprochen, daß «» ihn bei nahe erschüttert. „Lebst du denn überhaupt nur für mich, Bärbel?« „Frag net," antwortet sie und macht ihre Hand au» der feinen los. Es kann auch sein, daß sie es deshalb getan hat, weil ste die Bäuerin unter der Türe stehen hat sehen. Viel leicht aber auch ein wenig aus Aerger, weil er noch frage« kann, ob sie für ihn lebt. Wäre sie denn sonst noch am Hof? O nein, ste müßte nicht mehr da sein. Die Burschen find recht geschäftig um sie herum, wenn fie in Wolfsbach bet irgend einer Festlichkeit ist. Nach dem Essen sagt die Mutter zu den Knechten: „Morgen schaffen wir da» Grummet heim. Der Berg acker müßte zwar notwendig umgeackert werden, aber wir kommen nicht dazu. Und Robert hat nicht Zeit, der muß sein Bild fertig machen." „Das ist ja schon fertig," sagt er. Die Mutter tut sehr erstaunt, obwohl ste es weiß. Sie weiß auch, daß er am Morgen die Pferde wieder vor den Pflug spannen wird. Nur schaffen hatte ste es ihm nicht können. Nein, ganz von selber muß er die alte Vertrautheit wieder finden, von selber soll ihm die Freude wieder kommen und die Liebe zum Ba''«rnw-rr. Eine Woche später erst spricht ste mit ihm darüber. „Du hast nun den Acker umgebrochen," sagt ste. „Du hast ibn geeggt, und nun wirst du ihn wohl auch säen müssen. Es will nicht mehr recht gehen bei mir, und Säen ist kein« Knechtsarbeit. Das muß der Bauer selber tun." Säen tst das einzige, was Robert nicht gelernt hat Da mals, als es feststand, daß er Bildhauer werden soll, hat die Mutter diese ehrwürdigste aller Bauernarbeiten den Cb*^onb gelehrt. Die Tannhoferin lügt absolut nicht, wenn fie sagt, daß es nicht mehr recht geben will mit ihr. Ein inneres Leiden macht ihr sehr zu schaffen und verursacht ihr mitunter hef tige Schmerzen. Sie sagt allerdings nichts davon. Wahr haftig, die Tannhoferin schämt sich, krank zu sein. So fahren sie also am nächsten Morgen zum Bergacker, hinauf. Der alte Steffel bindet den ersten Sack auf und di- Mutter hängt Robert das Sätuch um. „Jedesmal, wenn du mit dem linken Fuß vortrittst, mußt du werfen," sagt ste. Robert ist feuerrot vor Verlegenheit. Dann taucht er die Hand in das kühle Korn. Vor Aufregung und Scham, weil ihn die Mutter so anschaut, schwingt Robert beim ersten Wurf zu kurz aus. Aber er findet sich schnell. Er wirft di« Saat in ruhigem Schwung, und als er das zweitemal den Acker hinaufschreitet, geht er in stolzer Leidenschaft an der Mutter vorüber. Steffel eggt die Körner unter die Erde und schmunzelt still vergnügt dabei. Robert sät-weiter. Ist der nicht König, der dies tun kann auf eigener Scholle? Daran denkt Robert nun gerade nicht. Während er .wirft, steigt Bild um Bild aus der Tiefe des Ackers auf und wandert vor seinen Augen her. Er sieht sich in Oberammer gau beim Meister Hagen, sieht Hilde Bergendorf auf sich zuschreiten, er sieht sich mit Linde im Wald und.steht sich hinter dem Paare am Seewirtshaus, er erlebt di- Ab schiedsstunde von Linde und die Trennung von Hilde. Ab«» es schmerzt nicht mehr. Di- Bilder verblassen wie ein farb loser Traum. 'Er hat zurllckgefunden aus jener Welt und geht nun mit festen Füßen über den Boden, den» sein Vater, Großvater und Urahn schon die Frucht anvertraut haben. Und nach ibm wird dann sein Sohn — Hoppla! Stopp! Wohin rennen nun seine Gedanken?« Wer sollte ihm denn einen Sohn schenken? Niemann Lat darauf gewartet, bis «r sich dessen besann. Ja, wen« Linde noch wäre! So lange hat sie auf ihn gewartet. Und nun liegt fi« auf dem stillsten Platz von Wolfsbach und weiße Rosen blühn auf ihrem Grab. Aber hat denn nicht noch eine gewartet auf ihn? i» Bärbel! Sie ist e» nun, di« sich aus der Ackrrti«f« lautlos aufhebt Und neben ihm herschreitet, nicht mehr als Kind und Schw«- ster, wie «r st« bisher g«s«hn und behandelt hat, sondern ei« ^junges Wei», rank und schlank und fest gefügt an Leib und Seele. „So richtig geboren wär« st« zum Kinderschenken", mukrr denken. Mitten auf dem Acker bleibt er stehen, di« Hand halb »UM Wurf ausgezogen, den Blick in Fernen gerichtet. Ganz still steht er . als ob «r wachsen wolle. Und er spürt bet die sen stillen Verharren etwas aussteigen aus der Tiefe des Acker», etwa» Großes und Starkes, das zu seinem Herzen will. Ganz klar steht es mit einemmal aus t» ihm, und er saat sich: ' " „Ich bin Bauer und Künstl-r zugleich, Pfleg«, der Erd« und Diener der Kunst. Aber dao Blut in meinen Adern ist Bau-rnblut und gleichen Bluten muß auch di« Frau sein, hi« ich auf d«n Tannhof nehm«. Das bin ich dem alten Ge schlecht schuldig und da» fordern di« andern von mir, di« «in Recht dazu haben, das Kornfeld hier zum Beispiel, di« Mutter und all die anderen Tannhofrr, die längst unter der Erde ruhn." Ruckartig springen sein« Gedanken vorwärts, um Jahr- gleich. Und er steht sich heimfahren vom Acker, verstaubt, mit Erdknollen an den Stiefeln. Bärbel steht unter der Tür«, «in Kind, blondg«lockt und braun, auf dem Arm, wahrhaft schön, wie ein alte» Meisterbild in lächelnder Ruhe. Klug richtet fie ihm den Feierabend in der Stube zu, Umgibt ihn mit warmer Mütterlichkeit, weiß kein böse» Wort für ihn und zieht kein schief Maul, wenn er mit seine« Gedanken und Träumen allein sein will. Sonntag» fahren ste dann auf den Gödlhof zum Bruder Christoph und der Schwägerin Martha, während die Mutter daheim den klei nen Enkel verwöhnt. Heiligsgott! Ganz heiß steigt es ihm bei all diesen Ge danken auf. Er hat gar nicht gemerkt, daß die Mutter hin ter ihm steht und ihn heimlich betrachtet. An diesem Abend noch nimmt er sich vor, mit Bärbel zu reden. Es schickt sich die beste Gelegenheit dazu, al» ihr di« Mutter aufträgt, ein paar Wäschestücke vom Garte» hereinzuholen, die dort zum Bleichen liegen. Robert verläßt gleich nach Bärbel die Stube und folgt ihr in den Garten. „Wenn du fertig bist da, dann komm zu mir auf dl« Bank," sagt er kurz und geht weiter, bis hinauf zur Bank, die vom Kaus aus nicht gleich auf den ersten Blick sichtbar ist. Völlig ahnungslos setzt fich Bärbel nach einer Weile zu ihm, und ste denkt fich auch immer noch nicht», al» er ih« seine Hand schwer auf di- Schulter legt. „Heute hab ich mir alle» zurechtgelegt, Bärbel," beginnt er. „Viel Worte gibt es da nicht zu machen. Du kennst mich und ich kenne dich. Und wenn du mich nehmen willst, so wi« ich bin, dann wollen wir auch nicht mehr lange wart««. Der Mutter wird es recht sein, da hab nur kein- Angst, lleberlege es dir bis morgen früh und dann gib mir Ant wort!" Das kam zu unverhofft. Ein Zittern geht durch da» junge Leben. Mit weitgeöffneten Augen schaut fie in di« Ferne, wo wie ungeheuere, große Tiere di« Wolken in de« Abendhimmel stoßen. „Ich soll ihm gehören dürfen für all« Zeit," singt es in ihr, und ihre Brust ist schier zu klein für diese» Singen und Klingen. Und plötzlich schluchzt st« laut auf. , Ganz behutsam, wie ein Kind schließt er fie in di« Arm«. „Sagen wir halt bis in acht Tagen," meint «r, „wenn es dir morgen noch zu früh ist zur Antwort." „Ach nein, das ist es net. Du weißt es ja. Die Antwort kaßn morgen net anders sein al» jetzt: Ich hab dich lieb« E» fragt fich nur, ob du dann glücklich bist mit mir." „Dds laß nur meine Sach« sein. Ich bin von einem be sonderen Holz geschnitzt, und wer weiß, ob eine andere mich so versteht wie du. Also, willst du?" Sie nickt nur und schmiegt sich enger an ihn. Sie hat keine heiße Umarmung erwartet von ihm und ist ganz glücklich in dieser Ruhe, die nun zwischen ihnen ist. Si« fitzen noch lange, hören den Brunnen fingen und di« Abend glocken läuten. Aber daß die Mutter und der alt» Steffel hinter dem Haus stehen, fie beobachten und leis» miteinan der tuscheln, das hören und sehen ste nicht. Si« schau«« d«« stillen Wandeln der Stern« und Wolken zu, di« aufst«ig»ll und einen blaustlbernen Schimmer über di« Welt w«rf«ch um am Morgen wieder hinabzustnken. Am Westhimmel steht der rund« Mond und überschütt«- st« mit vollem Schein, als di« Leide« Hand in Kano üL«t di* Schwelle des Hause» treten. End«. WiiiWWWiiliiililiiliiliiiililiiiiiiiiiiiililiililNiiUiilliiW Modisch und sportlich 8 22 370 8 2217S 8 22 370. Sehr kleidsame Tastblus« mit rüschenartigem »ragen Bunte Beyer-Schnitte für 92 unv 100 Zentimeter Oberweit« 8 22 179. Sportliche Bluse au« seinem Wolltrikot od« Flanell Bunte Beyer-Schnitte für 92 nnd 100 Zentimeter Oberweite Mk Familie Kit MM Mm!