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2. Veiltigs zum Frankenberger Tageblatt Nr. LS4 Sonnabend, den 17. Juli 1837 8«. Jahrgang ,Walk« Mar Blankhorn die W-t «esmd zu sein , ,Flein Mensch ist kvank ,gsborsn^ koch die meisten Menschen leben sich krank!" FJch bin überarbeitet und Meine Nerven -sagen den Dienst; zuviel wird von miir und das UeberMatz an Arbeit hat tne Gesundheit ruiniert." Täglich kann man ge Aeußerungen im Kreise Ker Berufs- wen hören und — Hano aufs Herz, ber Leser — hast du das nicht auch schon ' Die Schuld, daß man sich matt und elend .fühlt, Kast die Leistungsfähigkeit frühzeitig nach- platzt, trügt nicht die Arbeit, sondern jeder von MS selbst. Verkehrte Lebensweise >md Mifh g der einfachsten Naturgesetze, unter n unser Körper steht, sind immer dis Ur« Durch übermäßigen Gebrauch von Ge- iuh-, Reiz- und Rauschgiften, was meistens unbewußt und gedankenlos geschieht, rd der Körper, diese fein abgestmtMte, kom-> ieete Maschinerie, verschlackt und vergiftet^, SS dann vernmnderiich, wenn die OrgaNe Laufe der Zelt ihren Dienst versagen und Köwer unserem Millen Nicht mehr ge-. ichen kann? i Niemand kann dauernd gegen die I Natur gesetze verstoßen, unter denen »inser ^Körper steht. Der Körper ist unser Werkzeug. Will M<m ein Werkzeug gebrauchsfähig erhalten, Idann Mutz MM ihm ein« sorgsame Pflege zu-, heil werden lassen, daß weist jeder KaNdwer/ ker. . ! Mühe macht Körperpflege nur demjenigen, der aus Bequemlichkeit mit Widerwillen da- rangeht: dem aber, der die belebende und stär- /lende Kraft einer vernünftigen Gesundheits pflege und natürlichen Ernährungsweise ml gich verspürte, wird die Pflege des Körperstz Hu einem lebendigen Kraftquell, der'hhn mifl Gesteigerter Lebensfreude erfüllt. ' Bewegung und Ruhe, zwei Hauptfaktoren '«einer natürlichen Gesundheitspflege, ethaltünl. wen Körper elastisch, widerstandsfähig und Aung. Bewegung, als Sport jeder Art, ist der Ausgleich für den Körper einseitig bean- ispruchende Tagesarbeit; Ruhe ist die völlige Entspannung, die dem Körper neue Energie^ Auführt. Tas Maß für beide findet letztens Endes jeder in sich selbst. Luft-, Sonnen- und Wasserbäder üben, bdrch die von ihnen hervorgerufenen Neizwkrkungen, jekne direkte Heilwirkung aus. Es heißt nicht '.Umsonst, daß dort, wo Sonne, Lust und Wasser hinkommen, der Arzt draußen bleibt, t Unsere Haut wird in unzweckmäßiger Klei dung von einer ungesunden, muffig-warmen Lufthülle Umgeben. Notgedrungen muß sie 'degenerieren und ihrer lebenswichtigen Au-f-.^ gab« verlustig gehen. Noch niemand hat eine! Pflanze im Keller kräftig und natürlich wachsen sehen. Hautpflege ist von grundlegender Bedeutung Mr die Gesunderhaltung des Eesamtorganrs!- /Mus. ' Wie wichtig die Funktion der Haut für den Ausscheidungsprozeß und die Atmung ist, geht schon daraus hervor, daß bei schweren Hautoerletzungen, z. V. ausgedehnten Ver brennungen, der Tod eintritt. ' Tie Haut unterstützt die Lungen und entlastet' die Nieren. Wie 'oft sind Kopfschmerzen und Gereiztheit die Folge von mangelhafter Haut tätigkeit. Wie leicht ist aber die Haut zu natürlicher Tätigkeit anzuregen. Eine vorbeugende Gesundheitspflege würde viele Wege zum'Arzte Ersparen und den Eltern manche Sorge über ihre Kinder nehmen. Die Pflicht, gesund zu sein, hat jeder Mensch, nicht nur sich selbst oder der Familie, sondern dem Dolksganzen gegenüber. Eine vorbeugende Gesundheitspflege setzt be- bereits bei der Ernährungsweise ein. Durch hin« falsch: Ernährung und durch dauernde Diätfehler vergiftet sich jeder Mensch lang sam aber sicher. Folgenschwere Erkrankungen haben ost nur ihre Ursache in Außerachtlassung der einfachsten Lebensgesetze. Durchweg sind tie rische Produkte wie Fleisch, Wurst, Eier usw. nur Genußmittel, deren zuviel unbedingt früher Vder später Schäden nach sich ziehen muß «IM Durchschnitt wird der Körper mit Festen, wie Buster, Schmalz, Kunstspeisefetten u. a. Überladen, die Bauchspeicheldrüse ist nicht in «der Lage, die zugeführten Fette zu verseifen, Gesundheitsstörungen sind die notwendige Folge. Wie oft befinden sich die Kinder be- gisteter Eltern in einen, ^schlechten Gesund», hestszustand, während die Kinder in bescheide nen Verhältnissen lebender Eltern einen guten Gesundheitszustand aufweisen. Tie Rüben, dis wir uns als Kinder aus dem Acker gezogen haben, leisteten unserem Körper bessere Dienst, als das sogenannte „gute Essen" denjenigen^ die es unter Zwang zu sich nehmen mußten. Meist „mäkelt" das Kind nicht am Essen, sondern die Natur sträubt sich gegen 'Verge waltigung. Die Durchschnittsernährung ist bis heute noch körperbslastend. Welche Kraft muß der Körper aufwenden, um mit den ihm zugrführten, un zweckmäßigen Speisen fertig zu werden. Dies« Kraft würde frei, wenn die Ernährung natur entsprechend wäre. Jeder hat nach einem „guten Essen" die Müdigkeit verspürt, die jede Ar beitsleistung in stärkstem Maße beeinträchtigt. Und die Ursache: der Magen benötigt zum Verdauungsprozeß so viel Kraft (Blutzufuhr), daß nach der anderen Seite hin (Tätigkeit des Gehirns) ein Mangel auftritt. Körperliche und geistige Arbeit werden bei belastetem Magen Photo: Derkehrsverein Frankenberg zur Qual; MagenschTnerzen sind Warirer, Ma genkrankheiten die Folge. Pflanzenkost (gedünstet und roh), Obste, Salate, die vielgeschmähte Kartoffel sind Nah rungsmittel, die in richtiger Zusammenstellung aufbauen rmd nicht belasten. Selbst schwer körperlich Arbeitende kommen damit aus, ohne Ker Genußmittel zu bedürfen. Besonders für den Kopfarbeiter müßte eine leichte, reizlose, Unbelastende Ernährungsweise Selbstverständ lichkeit sein. Die kurzen Hinweiss zeigen, daß ein« Be schäftigung mit Eesundheits- und Ernährung^ frage» für jeden Menschen von weitträgend<k Bedeutung für di« Gesundheit und dis Lebens haltung an sich sind. Jeder Mensch hat di« Pflicht, wenn er sich restlos zum Dolksganzen bekennt, Stellung zu den Fragen der Gesund heitspflege und Ker natürlichen Ernährungs weise zu nehmen. Jeder innerlich gesund« Mensch wird freiwillig, aus eigenem Antriebe, sich mit vorbeugender Gesundheitspflege be fassen und nicht erst warten, bis Erkrankungen dazu zwingen. „Vorbeugen ist besser als heilen." In meiner Bücherei haben di« Bücher über die angeführten Gebiete einen besonderen Platz, jede^eit sind sie zur Hand, di« Eesundhert meiner Famili« verdanke ich nicht zuletzt ihnen« Dielen sind sie schon wertvolle Ratgeber ge wesen. Der „Aaffauer" Wer kennt ihn nicht, jenen Raucher, de« «niemals Feuer bei sich hat, oder jenen Mann. Lem immer gerade eins Zigarette fehlt- Jenen Theaterbesucher, der selber kein Pro gramm kauft, unS aber das unsrige ableiht, jenen Mann auf dem Sportplatz, der mal schnell in dis Sportzeitung sehen will, di« wir gekauft haben? Jenen freundlichen Reise genossen, der den Zeitungshändler mit sei nem lauten Ausrufen ber neuesten Zeitungen nicht beachtet, aber gleich nach der Abfahrt fragt, ob er ein Blatt unserer Zeitung zur Einsicht bekommen könnte? Gewiß: Ein Streichholz, eine Zigarette, einen Bogen unserer Zeitung, das sind alles keine großen Werte, sie kosten immer nur Pfennige oder Bruchteile davon. Aber gerade darum sollte fie sich auch jeder selbst beschaffen, sind die „Nassauer" doch vielfach Menschen, dis sich solche Ausgaben ohne weiteres leisten könnten., Es sind meistens immer dieselben, die „heut« ausnahmsweise" kein Feuer bei sich haben, keine Zigarette mehr, die die Beilage der Zeitung noch nicht gelesen oder ähnlich» Wünsche haben. Man sollte es so machen wi» «in bekannter Bühnenkünstler, der allerdings! als Sonderling bekannt war und größer» Freiheiten genoß. Der Pflegte nämlich auf solche FordMrngen zu erwidern: „Ich ver stehe, aber mit mir können Sie offen reden. Hier haben Sie fünf Pfennige!" Jemand anders ging auf einen Herrn zu, der bekannt, war, daß er immer Zeitungen „nassauerte",, brachte ihm eine Zeitung mit, kam seiner An rede zuvor und sagte: „Ich weiß, was Sia wollem Sie brauchen mich heute nicht erst zu bittem Aber die heutige Zeitung brauche ich noch selber. Ich habe Ihnen deshalb eine von Ler vorigen Woche mitgebracht, von der Sis sicher die eine oder andere Seite noch nicht! gelesen haben." Vielleicht ist eS möglich, durch solche kleinen! freundschaftlichen Stichs den nicht sehr er-i freulichen Typ des „nassauernden Volks»! genossen" ein wenig zu erziehen. do» Von E. v. Ungern-Sternberg. Vor der leichten Brise, die aus einem Glut» sherd kommt, Wirbeln Staubwolken, die den Horizont mit einem Dunstschleier bedecken. Dis Pferde find schweißbedeckt, weißer Schaum sliegt auf ihren Nüstern, aber unentwegt setzen pe ihren Weichen Galopp über die Stepps fort, auft der nnr hier und da Wagenspuren zu bemerken sind. Hinter krlometerlangen Drahtumzäunungen grasen Rinderherden. HauchoS, den leichten Filzhut über den Augen Vnd den Poncho über den Schultern, über holen unS und reiten zum Pampastädtchcn, M dem ein Fest gefeiert wird. Endlich klappern die Hufe auf dem Pflaster, ipir halten unseren Einzug in die Stadt. In iwn Straßen ist es während der Siesta sehr !ml. Ein berittener Bettler begegnet unS, >er zu faul ist oder der sich zu vornehm dünkt, von seinem Pferde zu steigen. Er reicht an einem langen Stecken einen Klingelbeutel än die Fenster und wartet, bis man ihm einig« Münzen hineinwirft. Die Soldaten, die vor dem Distriktgebäude Wache halten, haben Mühe, gegen die Langeweile und ge gen die Fliegen anzukämpfen. Einige Gau cho- haben ihren Mantel auf der hartgetre- Herren Tenne der Posada auSgebreitet und schlafen, den Kopf an de» Sattel gelehnt. Andere spielen Karten oder schwatzen über da» Tagesereignis, über den großen Hahnen kampf. Aus Westen und Osten naht je eine Gruppe Win Reitern, zwei reiche HacienderoS, deren Besitzungen an Ausdehnung Fürstentümern hleichkommen. Ihnen folgen als Knappen zwanzig bis dreißig Peone. Es sind Don Jaime und Don Antonio, Nachkommen der spanischen Konquistadore, die im Winter, ohne Mit der Wimper zu zucken, in Paris oder Buenos Aires Hunderttausende verlieren, im Sommer aber bewundert und beneidet auf Aren abgelegenen Gütern leben. Dou Jaime und Don Antonio sind durch Familien- tradttion verfeindet, und diese Gegnerschaft erstreckt sich auch auf die Dienerschaft. Wo immer die Peone der Herren zusammentref» fen, gibt es Streit, der oft mit dem Messer an-getragen wird. Don Antonio ist Besitzer des berühmten Kampfhahnes Tigre. Don Jaime besitzt den nicht weniger berühmten Piementa. Unter Wirbelnden Staubwolken kommen die Grup pen geritten, treffen sich vor der Posada, zügeln die Pferde und lüften gegeneinander dis breiten Sombreros. Ohne sich um einander zu kümmern, begeben sie sich auf die bevor zugten Plätze vor der Posada. Nings herum drängt sich das Volk. Wetten werden, abge schlossen, bald auf Pimienta, bald auftTigre. Dazwischen klingt das herausfordernde Lachen von Luz, einer hübschen Kreolin, die sich zu Don Antonio neigt und sich über Don Jaims lustig zu machen scheint. Don Jaime wendet sich ab, zerpflückt eine Nelke und streut dis Blätter mit einer wegwerfenden Fingerbewe» gung auf den Boden. Endlich ist di« Zeit gekommen! Die Hähne werden von ihren Pflegern behutsam und zärtlich auf die Tenne getragen. Die Be geisterung kennt keine Grenzen, die Wetten steigen . . . und dann gehen die Hähne auf einander loS. Zuerst ganz behutsam, wie es mlten Fechtern geziemt. Plötzlich springt Pimienta und versetzt dem Gegner einen 'Schlag mit den scharfen angeschnallten Sporen. Blut tropft, Federn fliegen, nun beginnt ein grausamer Kampf. Die Hähne suchen sich die Augen auszuhacken und verwun den sich mit den Sporen. Die Menge johlt. Endlich ist es Pimienta gelungen, Tigre ein Auge auszustechen. Mit gesenkten Flügeln flüchtet Tigre, aber der siegreiche Kampfhahn springt dem Gegner auf den Rücken und spaltete ihm mit harten Schnabelhieben den Kopf. Dyn Antonio geht schweigend in das Ron dell, hebt seinen toten Hahn auf und wirft ihn dem Pfleger zu. Dann wendet er sich mit einer Verbeugung an Don Jaime und be merkt, daß nicht alle Duellanten fortlaufen,, wie es der Hahn getan, eine nicht mißzuver» stehende Herausforderung. Die Peone horchen auf und lockern ihre langen ManchetaS. Don Jaime, der sich um seinen siegreichen Hahn kümmert, wandte sich träge um und meinte. Laß er mit allen Hähnen fertig werden würde. Dann warf er Luz eine Blume und einen Handkuß zm Die Beleidigung war tödlich, und mitten auf dem hartgestampften Boden, wo eben noch die Hähne gegeneinander ge fochten hatten, standen sich nun Don Antonio und Don Jaime mit der Pistole in der Hand gegenüber. Luz wollte sich zwischen die Kämp fenden drängen. Aber die Menge vertrat ihr den Weg, es war ein ehrliches Duell zwischen Caballeros, in das sich eine Frau nicht ein- mengcn durfte. Zwei Schüsse ertönten fast gleichzeitig, und schwer verwundet, die rau chende Pistole noch in der Hand, lag Don Antonio am Boden. Don Jaime. Sieger tm Hahnenkampf und im Duell, trat entblögtev iHauptes vor den Verwundeten und schien et» Gebet zu murmeln. Dann, mit einer tiefe» Verbeugung vor Don Antonio, sprach er feier lich: „Hier liegt ein Tapferer!" Sein Pferd wurde ihm vorgeführt und, gefolgt von seinen Peone», ritt er in die Pampas hinaus. Schweigen lastete um die Zurückgebliebenen, Als sich die Abendschatten, hinter denen di« Sterne Prunkhaft aufflammten, auf die Stadt senkten, holten die Gauchos ihre Gitarren hervor und begannen, mit wehmütigen Moll akkorden zum Tanztakt überzugehem Ein Mädchen tanzte auf einer weißgescheuerten Tischplatte einen Tango, Banjos setzen ein« Kastagnetten klappern, und Hahnenkampß nnd Duell find im Festtrubel vergessen. * Ser Zylinder der Herzogs von Windsor Unter den Amerikanern, die zur Zeit Europa bereisen und England zur ersten Etappe wähl» ten, hat ein Betrüger zahlreiche Opfer gefun den, der „Zhllnderhüte des Herzogs von Windsor" verkaufte. Er machte sich meist iw den Hotels an die Amerikaner heran, veran laßte sie, auf seinem Hotelzimmer die Zylin der zu besichtigen und zeigte ihnen das könig liche Wappen an der Innenseite des Hutes. Das überzeugte einige der Amerikaner so sehr, daß sie ohne weiteres 25 Pfund Sterling für einen solchen Zylinderhut bezahlten. Bis her hat man 17 derartige Verkäufe von „alten" Zylindern festgestcllt. Der Betrüger hatte die Hüte bei Althändlern in Whitechapel erstan den, aufgedämpft, gebügelt, mit einem Wap penband versehen und dann an die Dumme» gebracht.