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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Bk» L4D Die»-tag, de» »» 8««i I VS7 ««. Jahr^aug Amsrnde von MortMm! Vte SchrrüenSherrschast der Roten in Vilbao - 2000 Frauen vad Klnder in die Lust gesprengt l Bttbao ist wieder spanisch geworden. Diq Psvölkarung der Stadt hat aufgeatmet, da siq Wo» der Geißel der bolschewistischen Verbre-, O»e befreit ist. Nach elf Monaten roter Dil« Datier M wieder Ordnung und Sicherheit eini AS»ogs«. Die Stadt zeigt im übrigen) WS aus jene von den Bolschewisten burchge- führte« Brandstiftungen, keinerlei Spuren don Bombardements. Di« ruchloseste Tat, die die zurückflutend«« Bolschewisten begangen habe«, war die mit ungeheuren Dhnamitmenge« hervorgerufene Sprengung eine» Bahntunnel« in der Stadt Um Sonnabenbvormittag um 11 Uhr. In Liese» Tunnel hatten sich grauen, Greise und Kinder geflüchtet, um sich dem bolschewistischen Räumungsbefehl zu entziehen. Es sollen rttnd sooo Mensche« getütet oder ver- letzt worden seiml Abgesehen von dieser mürberische« Tat Hatten die Verbrecher in Bilbao die größte Markthalle unterminiert und wollte« sie kurz do« dem Einzug der nationalen Truppe« mit de« in de« dortige« Kellern sich aufhaltenden Hunderte« von Frauen und Kinder« in die Luft sprengen. Da« schnelle Vordringen der Natioualtruppen sowie das Eingreifen von GubariS, die später zu de« nationalen Trup» Pen übergelaufen find, konnten die AuSfüh- kung wenigstens dieser Freveltat verhindern. Klosterinsaffen hingemeuchelt Im Stadtviertel Deusto steckten die Ver brecher 200 fabrikneue AutoS in Brand. Die Brücke von Begona die noch nicht einmal eingeweiht war. ist ebenfalls das Opfer der Brandstifter geworden Die silbernen und goldenen Kelche wurden aus allen Gottes häusern gestohlen In einem Kloster sind 16 Menschen in einem anderen Kloster lind bis auf neun Nonnen die von nationalen Poltzetbeamten gerettet wurden, alle In sassen gemeuchelt worden Die Nonnen wurden vor ihrer Ermordung noch das Opfer Nicht zu schildernder Orgien. ' Die Zahl der währen- der Bolschewisten herrschaft in Bilbao ermordete« Personen geht in die Tausende. Darunter befinden sich 50», die in Gefängnissen und auf Gefängnis, schiffe« ««tergebracht waren. Eine Frau, die ihre« Mann im Gefängnis besuchen wollte. wurde von einem Kommunisten ergriffe«, eutfletdrt, geschändet und in einen Fluß ge- warfen, wo st« ertrank. In den Banken von Bilbao ist buchstäblich kein Centimo zurückgeblieben. Ein Bankdirek tor erzählte, daß man sogar die Kupfer münzen mitgeschleppt habe. Die Bank von Spanien hat einen Tag vor dem Einmarsch der nationalen Truppen noch einen Kassen bestand von über einer Million Peseten ge habt. Alle BanksafeS sind aufgebrochen. Dort liegende Juwelen sowie sämtliche Personal- uno Wertpapiere sind gestohlen worden. Der Gesamtwert des aus Banksafes und Privat häusern entwendeten Schmuckes beträgt mehr als hundert Millionen In den Straßen Bilbaos herrschte währen der letzten Tage vor der Einnahme ein völ liges Chaos. Schießereien waren an der Tagesordnung. Niemand war auf den Straßen seines Lebens mehr sicher. Die Bol schewistenhäuptlinge haben zuverlässigen Aus- sagen zufolge, bereits vor längerer Zeit Bil- bao verlassen und sind zum Teil nach Frank reich gegangen. Darunter befindet sich auch der „Präsident" des sogenannten .Bolks- gerichtshofes", Espinosa, auf dessen Konto dis meisten Mordurteile gegen nationale Einwohner kommen. Er ist unter Mitnahme von neun Millionen Peseten zusammen mit seiner Geliebten nach Frankreich geflüchtet. Der „Generalsekretär des Innenministers", Luisa, verschaffte „politisch verdächtigen" Frauen gegen gute Bezahlung und unter ge wissen Bedingungen, die genau zu schildern^ der Anstand verbietet, „Fluchtmöglichkeiten") Saufgelage vor der Flucht Während die Bevölkerung darbte, ver geudete der Bolschewistenhäuptling Aguirre ungeheure Geldsummen für luxuriöse Woh nungseinrichtungen und üppige Banketts. Für ein Badezimmer z. B. wurden nicht weniger als SO 000 Peseten verschleudert! In einem Zimmer sand man noch die Reste der von Aguirre und seinen Kumpanen veran» - Kälteten Saufgelage: über 100 leere Likör- unb Kognakflaschen. In der Nacht zum Sonn abend veranstaltete Aguirre ein „Abschieds fest", das bis zum Morgengrauen dauerte und bei dem sich die männlichen und weiblichen Teilnehmer, Bervrechergesindel und Dirnen nach Aussage von Augenzeugen, entsetzlich be tranken. Di« bolschewistischen Milizen ahmten das Beispiel ihres „Präsidenten" nach und betranken sich zur gleichen Zeit in ihren Spe lunken, um in diesem Zustand dann am Morgen di« Flucht nach Santander a^u- treten. Die Muster der von den Bolschewisten ver wendeten Gewehrmunition bestehen au« Gift-, Explosiv- und Dum-Dum- Gesch offen, die als solche schriftlich ae- kennzeichnet waren. Volschewlfitscher Vlutraufch Die Berichte der Gefangenen in Bikbao, die sich zum größten Teil noch in letzter Minute vor den bolschewistischen Häschern in Sicher heit bringen konnten, rufen im nationalen Spanien einen Sturm der Entrüstung hervor. Ein großer Teil der Gefangenen wurde im vergangenen Jahre kurz vor dem Einmarsch der Nationalen in San Sebastian auf -Wei Schiffen nach Bilbao verschleppt. Eines dieser Opfer erzählt, daß 700 Perso nen aus San Sebastian auf das Zementschiff „Biscarguimendi" verladen wurden, wo sie wie Heringe zusammengepfercht bei furchtbarer Hitze 56 Stunden lang aushalten mußten. Auf dem Boden des Schiffes lag noch eine 30 Zen timeter dicke Zementschicht. Der Zementstaub legte sich auf'die Opfer und erhöhte noch ihre Qualen. Während der ganzen Zeit gab eS we der einen Tropfen Wasser, noch ein Stück Brot. Ein Major berichtet, daß in den Hospitälern mehrere Gefangene kurz vor dem Llbzug der bolschewistischen Horden aus Bilbao in ihren Betten ermordet wurden. Eine große Rolle, besonders bei dem Sturm auf das Gefängnis Larrinaga, spielten die aus Asturien mit bol schewistischen Abteilungen zugelaufenen Wei ber. Der Gefängnissturm am 4. Januar, bei dem über 200 Gefangene ums Leben gebracht wurden, soll in erster Linie auf die blutdürsti gen bolschewistischen Weiber zurückzuführen sein, die am Gefängniseingang den eindrin» genden Milizen zurtefen: Ihr seid feige, wenn ihr auch nur einen der faschistischen Hunde am Leben laßt. , Vefiiallsche Grausamkeit Di« bestialischen Grausamkeiten im Gefäng nis vo» Larrinaga sind ungeheuerlich. Rach- dem die Zellentüren erbrochen Ware«, wurde« die Gefangenen in Gruppen zu so auf den Hof zum Erschießen geführt. Da von jeder Gruppe stets mehrere nur verwundet oder überhaupt nicht getroffen wurden, sagte ei« bolschewisti scher Häuptling: „Wer noch lebt, der melbe sich, damit wir ihn verbinden könne«". Ms ei« Gutgläubiger antwortete, näherte sich der Bluthund dem Verwundeten und erledigte ih« durch einen Kopfschutz. Augenzeugen bestätigten, daß am Tage de» Gefängnissturmes ein mit dem Fallschirm ab gesprungener nationaler Flieger, der sich ver teidigte und dabei einen Bolschewisten tütet», von den sich wie wilde Tiere gebärdenden Wei bern durch die Straßen Bilbaos geschleift und buchstäblich zerstückelt wurde. Dis Menge geriet dann in einen Blutrausch un- brach die Tore des Gefängnisses auf. In dem ebenfalls als Gefängnis hergerichte- ten Krankenhaus Angeles Custobios sind wäh rend der Sowjet-Separatisten-Herrschast iw Bilbao 150 rechtsstehende Personen, die in Gruppen zu je fünf in den Hof hinabgeführt wurden, erschossen worbe«. Bei diesen Gefan genen handelt e» sich in der Hauptsache umi ältere Personen. Weltbild (M). Der Ches des GeneralstaveS besucht die Internationale Ausstellung. Der Chef des GeneralstabeS des Heeres, Gene ral Beck, am Eingang zum Deutschen Pavil lon auf der Internationalen Ausstellung in Paris. Weltbild (M). Die weiße Hauke Roman von Eugen von Satz Copyright Moewig Verlag, Dresden 6 (Nachdruck verboten) Das war alles geregelt und ging seinen alten Wang weiter, nur datz für den Rudolf Ab» hinfort der Peter Abs am Ruder des Kutter» stand — kein Schlechterer. - War vordem doch noch manches Knaben hafte an ihm gewesen, so fiel das jetzt gänzlich von ihm ab, und man mutzte ihn für voll nehmen. Das taten auch alle im Dorf bi» aus Wilhelm Grewe. Der wollte nicht aner kennen, datz der Peter Abs schon ein Mann war. Ihm war e» nicht unlieb, datz es mit dem alten Gefährten so gekommen, denn nun, meinte er, dürfe er sich als alleiniger Herr auf dem Kutter fühlen. Den kehrte er auch heraus und zeigte er in der Art, in der er Peter behandelte. Es ist leider eine nicht seltene Erscheinung, datz sich beim Menschen häßliche Eigenschaf ten entfalten, wenn ihm bequem« Gelegenheit dazu wird. So war es bei Wilhelm Grewe. Er kujo« . nkerte den Jungen. Mit dem konnte er nach seinem Belieben umspringen, der mutzte es sich ja gefallen lassen. Vorläufig! Peter sratz vabei bitteren Groll in sich hinein und häufte ihn in sich an. Wart«! dacht« er, wenn er au» Respekt, weil der andere so vl«l älter war, stillhielt — einmal werde auch ich alt genug, um dir richtig «ntgegentreten zu können! Jetzt vermochte «r nur durch Stillhalten seinen Platz zu behaupten. Der Mutter sagt« «r nichts von dem, was ihm Grew« zubog, sie hatte schon so genug Kummer. * ' Und da alles wie vordem seinen Gang ging, kam «» auch, datz sich Ann« Stüwen wieder zu Peter Ab« fand. Sie war ihm lang« Zeit aurgewichen, aus Scheu vor d«m, was ihm an innerer Not gekommen. Wie früher tauchte sie plötzlich neben ihm aus, als er wieder einmal Tauwürmer suchte. Sie sagte nichts, war nur grad da und bei ihm. Er hob die Laterne, leuchtete ihr ins Gesicht und nickte ihr zu. „Da bist du, Anne." Dann leuchtete er wieder auf den Boden und suchte weiter. Heute stört« sie ihn nicht dabei, wartete geduldig, bis er genügend viele gesammelt hatte. „So. Anne." Meder nickte er ihr zu, und dann gingen sie, als sei es oerabvsdet, zum Bootshaus, wo sie sich aus die Planks feisten — zwischen sich die Laterne, datz sie sich s«hen konnten. Ei: Hatto die Anno lange nicht gesehen, aber erst jetzt kam ihm zum Bewußtsein, daß ihm das gefehlt. „Nu is so viel anders geworden," begann er, brach dann ab. Was sollte er mit dem Mädel darüber reden? Die Anne Stüwen aber nahm es aus. „Ja, Peter, so viel anders. Du wirst nu Nlch.Paster." „Nee, nu nich." ! „Bist du darum traurigst ! „Wär's dir leid, Anne?" „Och ja." „Denn segg ick ne«, ick bin nich traurig.'' Er lächelte. „Enmal YLst du lacht, weil du di dat nich vorstelln konntst, dat ick en Paster ward, un nu war ick ock kener. Denkst noch dran?" „Da wirr ick noch dumm." „Un h«ute?" Eine ihrer heftigen, jähen Bewegungen, di« Unwillen ausdrückten. „Och du -!" Einmal hatte sie ihn damit gekränkt, datz si« ihn scheinbar nicht hoch genug «inschätzte. heut« kränkte er sie damit. Er lenkt« «kn, indem «r wieder ernst wurde. „Ick hew en Trost, -er ks, dat ick nu immer hier sin kann un up de Stell stah, up d« min Vater selig stunn hat — aber dat verstehst woll noch nich." „Wat glöwst!" „Nu nee, ick segg dat man blotz so, brauchst nich gliks wedder Hochtaugahn." „Du häst doch so viel lirnt —" Sie hatte dieselben Bedenken wie Pastor Kallweit. „Schon, aber schad dat wat, wenn ock «n Fischer wat in sin Kopp hät?" „Wat häst denn allens lirnt?" Diese Frage machte ihn wieder lächeln. ! „Möchtst dat wissen?" i „Ja, vertell mi vat." Sie rückte nahe zu ihm und sah ihn erwar tungsvoll an. Eine schwere Aufgabe, ihr zu erzählen, was er gelernt hatte! Er zweifelte, datz sie ihm würde folgen können. Womit und wie begin nen? Ihr von der Welt erzählen, die hinter dem Stück Meer lag, das sie hier vom Strande aus sahen, di« hinter dem Bodden lag, von Berg, Heidebrink und Cammin — und den fremden Böllern. Davon wutzte si« ja schon manches aus der Schule, aber nichts von denen, die im Altertum gelebt hatte» und von dem, was von ihnen auf die Jetztzeit überkommen war. Er sand einen Anfang. Bald stellte Ann« Stüwen di« Latem« von der Planke aus di« Erde und rückt« ganz dicht an ihn heran, damit ihr nur ja nichts entginge. Auch er wurde immer eisrkger. Er genotz es, e» tat ihm richtig wohl, sich wieder einmal mit dem beschäftigen zu können, was er hatte aus geben massen. Denn er kam sonst nicht dazu. Feierstunden, so, wie er sie sich gedacht hatte, blieben ihm keine. Die Arbeit brauchte ihn ganz und nach ihr brauchte er Schlaf, um zu weiterer Arbeit wieder frisch zu werden. Di« Bücher, die Pastor Kallweit ihm mitgegeben, lagen noch unberührt, sogar unausgepackt. Da saßen die beiden, dm große Peter Abs, der es aus dem Gymnasium bis zur Obersekunda gebracht hatte, und vio klein«, fkachsköpfkge Anne Stüwen, die Ostern übers Jahr konfir- mkert werden würde, um danach ins Leben der Erwachsenen zu treten, saßen da wie Lehrer und Schülerin, beide gar« bei der Sache — die Ann« Stüwen fo, daß si« nur ganz omhalten atmete. So was gab es! Ein Verwundern kam über sie und ein Be wundern Peters, daß dm das alles wutzt«. Si« vergaß darüber die Zeit, bis Peter Abs abbrach und meinte: „Nu mötst woll na Hus." „Och!" „En andermal weiter. Da ging sie mit ihm. Sie trug die Büchs« mit den Würmern. „Wann besteckst?" fragte sie, als sie bei seiner elterlichen Kate waren. „Morgen, wenn ick von Fang käm." „Da Help ick dich bei. Nacht, Peter!" „Nacht, Anne!" Sie gaben sich die Hände — das hatten si« bisher nie getan. Am nächsten Tage wartete Ann« Stüwen am Bodden aus die Rückkehr des Kutters. Und danach hals sie Peter Abs die Aalhaken be- stecken. Dabei mußt« er ihr wieder erzählen. Von nun an fand sie sich imnier häufig«« zu ihm. Ihm war es lieb. War sie Um ihn, dann hatte er Feierstunde. 6. Kapktstl. Es kam der strenge Winter neunundzwanM. Der bracht« den Fischern Not, denn sie kann- ten nicht aussahren, west alles vereiste. In dieser Not half die Gemeinde Cammin: si« gab Lastlehen. Auch der Witwe Abs. E« war nicht reichlich, rmd wäre der Peter nicht hknausgegangen, das Eks aufzutzacken und un- 1er den, Eise ein wenig zu fischen, hätten st« hungern müssen. Ta waren die Tage lang und Peter hatte Zeit, die Bücher auszupacken und darin zu Vesen — bis zum Dunkelwerden, denn Licht brannten sie nicht, um zu sparen Ilnd da kam die Anne Stüwen, fetzte sich zu ihm, und er las ihr vor, gingen si« beide sozu- sagen zusammen in jene andere Welt. Da alles hochdeutsch war, was er ihr vor- kas, gab sich von selbst, daß Peter auch hoch, deutsch weiterredete, wenn er nachher mit Ann« über das Gellesene sprach. So nahm auch sie es sich langsam an, nur an dem mich statt mir hielt sie fest und dem singenden Tonfall derer hier oben an der Küste. (istortseimng folat.l