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Beilage zuni Frankenberger Tageblatt Nr. 147 Montag, den »8. Juut 1V37 ««. Jahrgang „Wir Mützen uns selbst" Der Führer über die autzenpolitische Sicherung Deutschlands Vertrauen aut die eigene «rast K»it Höhepunkt des Gautagcs -es Gaues Mai«frankn, der in der letzten Woche sein MnjShriges Bestehen feierte, bildete der Be such de» JiihrerS und Reichskanzlers. Auf nner machtvollen Kundgebung auf dem R»st- oenzplatz sprach der Führer zu mehr als M 0»a Volksgenossen, bi« auf dem Platz und m de« Gpalierstratzen der festlich geschmückten Stadt Adolf Hitler begeistert zujubelten. Fast fünf Jahre sind verstrichen, seit del Führer zum letzten Male in der Stadt weilt» Dir Kundgebung eröffnet« Gauleiter Dr. Hellmuth, der die zum Appell angetretenen Formationen dem Führer meldete. „Ich bin nicht in der Lage", so führte der Gauleiter u. a. aus, „das wiederzugeben, was Ihnen die lsuchtenden Augen der mainfränkischen Na tionalsozialisten sagen möchten. Wir sind überglücklich, daß Sie unserem Gautag durch Ihre Anwesenheit di« Krönung geben." Als der Führer hierauf an das Mikrophon trat und das Wort zu seiner Rede nahm, churdo er wieder mit einem nicht ende» wollenden Sturm der Begeisterung begrüßt. Adolf Hitler skizziert« in kurzen Strichen die trostlose Lage und den wirtschaftlichen Ruin, den der Natio nalsozialismus im Jahr« 1933 vorfand. Ei zeichnet« den seitdem beschrittenen Weg, den iin Weg der Arbeit und der Anstrengung, über auch ein Weg des Erfolges Warr „Sa lvurde ein neues Volk geboren — in Schmer zen, so wie alles, was geboren wird, nur unter Schniefen geboren werden kann. Ich glaub« Über, daß wir vor der Geschichte sagen können, haß in keinem der geschichtlichen Fälle dieser schmerzliche Prozeß klüger, vernünftiger, vor sichtiger und gefühlvoller vollzogen wurde als vei uns. Die Zukunft wird diesen Prozeß ein mal als einen der klügsten — ich darf wohl sagen —, als einen der genialsten bezeichnen, die jemals stattfanden. Als eine der gewaltig» sten Revolutionen, dir dabei in keinem Mo ment ihres Ablaufs den Boden der unbeding ten Legalität verlassen hab Der Führer sprach Von der nationalsozialistischen Wirtschaftsauf- sassung, die in diesen Jahren in die Tat um gesetzt worden sei. ' Entscheidend für diese Auffassung ist nicht, was eine Nation an Geld druckt und ausgibt, sondern was an Werten der Arbeit Hinte« diesem Gelbe steht: nur die Steigerung de« Produktion kommt dem ganzen Volke zugute. Es sei dabei entsprechend unserer national sozialistischen Ueberzeugung und Gesinnung unser Entschluß, das ganze Volk immer mehr und steigend an den Ergebnissen dieser un geheuren Arbeitsintensität teilnehmen zu las sen. Diesem Ziel diene auch der Bierjahres plan. Er verfolgt den Zweck, unS auf eine« Reihe von Gebieten unabhängig zu machen von brr Umwelt, nicht aber uns von ihr zu- rüHuziehln. „Dir «ierjahresplan soll Deutschland nu« davor bewahren, von jedem Dritten nach Be- lieben erpreßt werden zu können. Wir wol- len mit ihm gewiss» Grundlagen unserer Na tionalwirtschaft sicherstkllen, und keine Macht der Welt oder gar die Reben fremder Staats männer können unS auch nur einen Zenti meter davon abbringen." Gegenüber den sinnlosen Vorwürfen, Deutschland wolle sich vom Welthandel zurück ziehen, erklärte der Führer mit Nachdruck! „Davon kann keine Rede sein! Im Gegen teil, wir wollen mit dem Ausland noch mehr als bisher Handel treiben und Geschäft« machen. Dafür sprechen schon unsere Handels bilanzen. Die deutsche Ausfuhr und Einfuhr steigen fortgesetzt und werden, so Gott will, es auch weiterhin tun. Wertlose lnternatlonale Versprechungen Ueberhaupt hat daS nationalsozialistisch« Deutschland nur den einen Wunsch, unter Wahrung seiner eigenen Rechte mit der ge samten Umwelt friedlich zu leben und freund schaftlich zusammenzuwirken. Allerdings haben wir begründete Zweifel an der Wirksamkeit gewisser internationaler Versprechungen oder Zusicherungen. Ich Habs versucht, die Wirksamkeit solcher internationaler Abmachungen in der Praxis nun einmal in einem bestimmten Fall prüfen zu lassen. Sie wissen, daß neulich erst kom munistisch-bolschewistische Verbrecher in einem heimtückischen Ueberfall ein deutsches Schiff mit Bomben bewarfen, was uns 31 Tote und 73 Verletzte gekostet hat. (Stürmisch» Ent« rüstungsrufe.) Ich hab» mich damals entschlossen, von uns aus den Herren von Valencia sofort jen« Warnung zuteil werben zu lassen, dir meine» Ueberzeugung nach allein geeignet ist, solch« Verbrecher zur Ordnung zu rufen und ihnen klar zu machen, daß di» Zeit» in der man bi« brutsche Nation in solcher Art behandelt, ein für allemal abgeschlossen und vorbei ist. (Be geisterter Beifall de» Massen.) Nun erklärte man, das würde ein ganz un gerechtfertigtes Vorgehen sein. In dieser mo dernen Zeit mühte man jen« Institutionen für solche Maßnahmen einschalten, die sich zur Zeit überall bemühen, dis Verteidigung der Interessen der Völker von den einzelnen Staa ten weg in kollektive Hände zu legen. Ich Habs diesem Verlangen stattgegeben, und wir gingen wieder in die Kontrollkom mission zurück mit dem guten Wunsch und de, aufrichtigen Hoffnung, daß sich solche Plän« nun auch in der Praxis verwirklichen würden. Da nach unserer Erklärung, von jetzt ab jedes sich nähernde rote Flugzeug und Ueber- seeschiff sofort unter Feuer zu nehmen, den bolschewistischen Verbrechern Angriffe übe» See nicht mehr möglich waren, sind die bol schewistischen Machthaber nun unter dl« See gegangen und haben vier Torpedo-An griffe auf die „Leipzig" unternommen. (Er regte Ruse der Massen.) (Scherl-Bilderdienst-M.) HI. fährt ins Sommerlager In diesen Tagen begeben sich in allen Teilen des Reiches Angehörige der Hitler- Jugend ins Sommerlager. Die strahlenden Gesichter zeigen, wie sehr sie sich auf di« herrliche Lagerzelt freuen. Erfahrungen, die wir nicht vergeffen Wir haben nun erwartet, daß die inter nationale Solidarität eine kollektive gemein same Beschübung des Friedens veranlassen würde. Aber Sie haben es ja selbst erlebt« es sollten Kommissionen gebildet werden zwecks Untersuchung, ob . . . usw. Wir haben nichts anderes verlangt, als daß den Machthabern in Valencia wenigsten» durch eine gemeinsame Kundgebung aller be teiligten Kontrollmächte gezeigt wird, baß si« eS nicht mehr mit einer, sondern mit allen Mächten zu tun haben. Aber selbst diese be scheidene Aktion war nicht mehr durchführ bar. Daraus können Sie ersehen, was wir Deut schen zu erwarten hätten, wenn wir jemals da» Schicksal des Reiches den Händen derart«- ger Institutionen ober solchen Abmachungen ausliefern würden. Davon aber kann man nun in London überzeugt sein: die Erfah rungen, die wir diesesmal gemacht haben, sind für uns eine Belehrung, die wir niemals mehr vergeffen werden! Wir werden von jetzt ab in solchen Fällen doch liebe» di« Freiheit, di« Unabhängigkeit, die Ehr» und bi« Sicherheit der Nation in unsere eigenen Hände nehmen und uns selbst beschützen! (Begeisterter, lang anhaltender Beifall.) Und Gott sei Dank, wir sind heute auch start genug, um uns selbst schützen zu können! (Er neuter Beifallssturm.) Wir haben aus diesem Vorgang Konsequen zen gezogen, die für die ganze Zukunft wirk sam sein werden. Redensarten in Parlamen ten oder von Staatsmännern werden uns tu Zukunft nicht mehr einnebeln können. Wl» haben einen Angriff erlebt, seine Behandlung gesehen und sind dadurch geheilt für immer« Ich hatte getan, was man pflichtgemäß tun mußte. Es wurde versucht, und heute kann niemand mehr in der Welt erklären, daß wir böswilligerweise irgendwie voreingenommen seien gegen kollektive Abmachungen. Nein! Hätte sich diese kollektive Abmachung vom 12. Juni bewährt, hätte man es sich viel leicht überlegen können, ob man nicht doch weite» geht. Nachdem sich aber selbst dies« kleinste Abmachung in der Praxis als un durchführbar erwies, soll das für uns nun eine Warnung sein, eine ähnlich» Enttäu, schung eines Tages nicht vielleicht in einem schlimmeren Fall noch einmal zu erleben. Jede Katze kann sich einmal die Pfoten ver brennen und jeder Mensch einmal Fehle« machen, aber nur Narre«« tun das glei»- Zwei mal! Weder ich noch die deutsche Nation haben nun Lust, sich ein zweites Mal in eine solch« Gefahr zu begeben." (Lang anhaltende brau sende Zustimmungskundgebungen.) Nach diesen Ausführungen über die außen politische Sicherung der deutschen Nation wandte sich der Führer den Zukunftsaufgaben der inneren Einheit unseres Volkes und sei ner Jugend zu. „Die kommende Generation — das kann ich all den früheren Zerstörern der deutschen Volksgeschlossenheit prophezeien — bekommen sie nicht mehr!" Den Nörglern, die da fragen: „Wie kommen Sie dazu, solche Prophezeiungen aufzustellen" — rief der Führer unter jubelnder Zustimmung der Zehntausend?, zu: „Wie big ich dazu gekom- Me weiße Haube Roman von Eugen von Sah Copyright Moewig Verlag, Dresden 11 (Nachdruck verboten) 9. Kapitel Im Juli war das Fischerfest, dis alljährlich« itzrohs Begebenheit für die ganze Gegend. Peter Zlaubte, Ann« Stüwen würde dazu von Fritzow Herüberlommeir und freut« sich schon in den ' Wochen vorher ^darauf, sie wiederzusehen. Eis ifam aber nicht. Das war für ihn ein« herb« Enttäuschung. Da blieb auch er dem Fest fern, Mat nicht einmal vors Haus, als mit Musil -der Zug der Fischer vorüberkam und düs Wa^rn den geschmückten Booten. Er wollt« nichts sehen! Erst Monats später kam »Anns eines Sonn tags dis Eltern besuchen. Ihr Vater hatte es beiläufig dem Peter Abs vorher erzählt, und da lebt« der wieder eins Zeit in Vorfreude. Beobachtete am Sonntag das Haus und sah ssls kommen. Der Sohn vom Bauer Disnter vrachts sie mit dem Marltwagen. Ein Vier schrötiger war der Ferdinand Diemer, schon H« den Zwanzigern, hatte brandrotes Haar und das Gesicht voller Sommersprossen. Peter stand im Hof, als sks anfuhven. Wie Hatto sich die Änne sn dem Jahr hsr- Ms gemacht I Groß war sie geworden und hübsch! ' Er wurde ganz aufgeregt und hatte «in fo «kg«noö Empfindä^ wie «r es bisher nicht a<- lannt. Gleich wollt« er hknübergsten und ihr guten Tag sagen, wollte sie anrufen. Der Ferdinand Hatto dem Pferd« die L«in« Überg««orfen und war vom Bock gestiegm. Astzt streckt« er di« Arme nach Ann« aus und Kg« Hr etwas, lachte dabet und winkt« mit «m Kopf. Auch Anne lachte, zögert«, seiner Aufforderung zu folgen, dann sprang sie aber doch vom Wagen und lieh sich von ihm aus fangen. Das wirkte fo nah und vertraut. -Da Peter es sah, gab es ihm einen Stich, er rief düs -Anns nicht an und ging auch nicht hinüber, kehrt« inS Haus zurück. Go also war es geworden! Ter Diennr war ein reicher Bauer und der Ferdinand trotz seiner roten Haars und Som mersprossen ein ansehnlicher Bursche. Und dann fragte sich Peter Abs: Was will ich eigentlich? Warum soll düs Ann« Stüwen dem Ferdinand Düemer nicht kn dis ArnA springen? Weil -. Nein, sich das einzugestehett, sträubt« er sich, wollt« es jetzt vor sich nicht wahr haben, wo die Anne und der Ferdinand Diemer —. Aber es ließ sich dann doch nicht so einfach wegleugnen, daß er die Anne sehr, sehr gem hatte, anders als man sonst Menschen gern hat, so wie einen, der ganz zu einem gehört. Er suchte es sich auszureden! Es war ja Unsinn, Kinderei — die Anne war fünfzehn und er erst siebzehn, kurz vor dem achtzehnten. Um ihr nicht zu begegnen, blieb er den gan zen Tag über im Haus. Gegen Abend kam di« Anne herüber, kam genau wis früher, rasch, war plötzlich da. 1 „Tag auch, Peter!" - Sie sah so Mcklich aus, zeigt« kn ein sch Lachen ihrs weisM, starken Zähn«. Ohne Druck nahm er ihrs Hand. „Tag Anne! — Da bist du!" Er wurde nicht der Befangenheit Herr, di« von dem herrühirte, was «r am Morgen über sie und sich gedacht hatte. Könnt« st« nicht aerad« ansehen. Das merkte sie ihm an und fvaÄ«: „Freut dich Kas dem nicht, dach ich glom ¬ men bkn?" „Lisch" «s p«ht« sich jedes Wort ab. „Wie geht es dir?" „Recht. Sie sind in Fritzow all« gut zu mir." „Tias kann ich mir denken." Sie hörte nicht heraus, dach er danrit mehr meinte." „Und wie geht das dich?" „Dir" verbesserte er und ärgerte sich dann über seine Kleinlichkeit, die hü Wiche Regung, ihr einen kleinen Hieb versehen zu wollen. „Och, laß das doch!" wehrt« sks ab und wiederholte ihre Frage. „Wie immer!" Sein« Einsilbigkeit und di« fremde Art, dis er zeigte, machten süs unsicher. Warum sah er sks gar nicht an? „Hast was gegen mich, Peter?" ! „Nein. Wieso?" Ta brach das Jähe ihres Wesens durch, und sie forderte heftig: - „Dann red was mehr!" Er wollte sich zusammennehmen, denn sie hatte recht, es war dumm von ihm, sich seine Enttäuschung und Bitterkeit anmerken zu las sen. Und einlenkend meint« er: „Was soll ich reden, Anne? Du bist nun nicht Mehr hier, unk da denk« ich, es kann dich wenig kümmern, was uns angehl?"' ,^Och, du! Ich wär« lieber noch hier unk denke immer viel her." „Trotzdem?" Sie verstand seine Frage nicht, di« «r gegen feinen Willen wieder kn einem so merkwür digen Ton stellt«, und sie machte «in« unwil lige Bewegung. Zu anderer Zeit wäre st« nun wohl einfach gegangen, hätte ihm den Rücken gekehrt; heute aber blieb sie; si« war sa kein Kind mehr und durste sich nicht mehr so eigenwillig zeigen. Er fuhr fort: „Ich mein«, wo du es in Fritzow fo gut hast und alle nett zu dir sind. Der Ferdinand Die mer hat dich heut« sogar hergefahren; da« ist doch viel." Sie lachte. „Och, der!" Ihr Lachen wurde zu einem Jungmädchenkichern, und Verlegenheit trieb ihr Röte ins Gesicht. „Der hat mich doch nur ge fahren, weil er zu Marie Kleige wollte. Di« war bis zum vergangenen Zerbst auf dem Hof, und er hat was mit ihr." Da hob ein tiefes, befreiendes Aufatmen Pe ter Abs' Brust. Und plötzlich lebhaft werdend und die Anne offen ansehend, fragte er, wie um sich zu vergewissern: „Ist das wahr, daß er was mit der Mari« Kleige hat?" „Schon lange. Darum mutzte sie ja weg. Er soll es nicht, weil si« so eins ist und schon von einem andern ein Kind hat. Das mutzt du doch missen." „Ja, ich weis;. Aber sonst lummer ich mich um nichts, weiß von keinen: und keiner." „Du arbeitest nur immer." „Ich muh." „Schaffst es denn?" Er nickte. „Erst letzte Nacht habe ich wieder übe» zwanzig Pfund Aale gefangen. Und das mit dem Motor in den Kutter mar doch gut, wir bringen viel mehr als sonst herein. Ich will dir mal was zeigen." Er ging zum Vertiko, zog den oberen Kasten auf, darin stand ein« Zigarrenkiste. Die nahm tr heraus, hob den Deckel und lieh Anne hineinsehen. „So viel habe ich schon zusammen." Befriedigung klang daraus, wie er das sagt«. Di« Ann« Stüwen macht« große, rund« Augen. „So viel!" Und mit geradezu ehrfürchtiger Scheu griff sle in die Kists und faßte mal den Packen Geldscheine an, bei dein auch Silber imd Gro schen lagen. „Ueber vierhundert Maik!" i > „Tat is fein, Peterl" s7s . (Fortsetzung folgt.)