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Hrankonborgor LLzSKIvr »»»— , Z.».L^l^!-'>^'- " '» >. > » «W«««»WG—-—. . t m >11, ü -»WWWMMWM ^Mnnh^Ä«. (Nachdruck verboten.) Die Tannhoferin öffnet die Fenster und sagt zum Knechts „Gleich werden wir fertig sein. Fahr derweil ein paar« Mal um den Hof rum!" Christoph lächelt ein wenig, aber sein Lächeln verwan delt sich in jähe- Entsetzen, lieber der Mutter Kopf hinweg lieht er zwÄ Landsäger den Anger heraufkommen. Wenn di, Mutter sich umdreht, muh sie es auch sehen Aber ds« Mutter taucht in dem Augenblick di, Finger in da- Weih« brunnkeflelchen und segnet nach altem Brauch den Hochzeiter. Zuerst geht «in Zucken über Christoph« Stirne, kaum merklich. Dann überkommt ihn eine eiserne Ruh«. Di« Türe öffnet sich. Teufel, jetzt ! Aber es find nur Bär bel und Robert, beide für den Kirchgang gekleidet. Bärbel schaut heute aus wie ein« frischaufgefprungene Rose. «Jetzt mutz ich aber zuschaun, daß ich auch fertig werd," sagt die Tannhoferin, „Komm, Bärbel, hilf mir ein wenig." Sm selben Augenblick pocht «« an der Tür«. ^Herein!" sagt Robert gutgelaunt. Zwei Landarmen treten ein. Die Mutter schreit auf. „Christoph Mttßner?" fragt der «ine und geht auf Ro bert zu. .Hier bin ich," sagt Christoph. Da erwacht di« Tannhof«rin au« ihr«r Starrheit. Mit zwei Schritten steht sie vor den Landjägern. wollt ihr von meinem Sohn?" »wir haben Befehl, ihn zu verhaften. Er hat heute Rächt den Jagdgehilfen Marku« Winstetter «»geschossen." Die Tannhoferin fährt mit dem Gesicht herum, starrt Christoph entsetzt an. Ihre Ki«g«r krallen sich in seine Rock aufschläge. — »Ist das wahr, Christoph? Sag, daß es net wahr ist!" Christoph löst ganz sanft ihre Hände von seiner Joppe. ,Mer will mir das beweisen?" fragt er dann, die Be amten ansehend. „Es ist zwecklos, wenn Sie leugnen wollen. Ihr Kom plize, der Knecht vom Hansenbauer, hat bereit» ausgesagt. Also, machen St« sich fertig! Wir müssen nach unserem Be fehl handeln." „Aber Sie sehen doch," mischt fich nun Robert drein, mein Bruder heute getraut werden soll. Hernach ist auch noch Zeit, daß Sie Ihres Amtes walten. Ich würde mich Ihnen inzwischen an seiner Stell« -zur Verfügung stellen." Die Beamten lächeln, mitleidig beinahe, zucken aber die Achseln. Der Fall steht nicht in ihrer Dienstanweisung, wie st« einen Wildschützen behandeln sollen, der zugleich Hoch- »rtter ist. Zuwarten jedenfalls wär« ganz verfehlt. Es sei poch auch viel gescheiter, meinen fie, er ginge gleich mit, als daß sie ihn hernach vom Traualtar wegholen müßten. Einer legt ihm die Hand auf den Arm; da steht Chri stoph an sich hinab, schüttelt stch und frägt dann tonlos: „Aber den Rock da werd ich noch ablegen dürfen?" Da« wird ihm gestattet und einer der Gendarmen folgt dem Verhafteten hinauf in sein« Kammer. Da läuten von Wolfsbach herauf schon di« Glocken zum Hochzeitsamt. ,Ai« Schänd," stöhnt di« Tannhoferin auf und verbirgt da» Gesicht in der Schürze. Ja, Schande ist e» genüg. Der Zug der Braut wird auch schon lang unterwegs sein in die Kirche. Die Hochzeits, gaste werden auf der Straße stehen, und man wird Chri stoph htndurchführen wie einen Verbrecher. Da» geht auch Robert alle» durch den Kopf. Er möchte das Aeußerste abwende« und frägt deshalb: ,Mo müssen Si« meinen Bruder einliefern?" „vorerst in Eisenstein." „verstößt das auch gegen Ihre Dienstpflicht, wenn ich Si« mit dem Wagen nach Eisenstein bringe? In diesem Fall würde dann alles ohn« viel Aufsehen vor sich gehen." „Gewiß, wenn einer von uns beiden am Steuer fitzt," versichert der Wachtmeister, der die peinliche Situation vollkommen versteht. „Ich danke Ihnen vielmals," sagt Robert und geht hinaus. Ein paar Minuten später steht der Wagen schon por der Tür«. Da kommt auch Christoph schon umgekleidet die Stiege herunter. „Versprich mir, Robert, daß du Lei det Mutter bleibst, bi, ich zurückkomm," wendet «r sich an den Bruder. Dann geht er zur Mutter hin. „Kannst du mir verzeihen, Mut ter, daß ich dir den Kummer g'macht hab?" Er hebt di« Arme, als möchte er fie umfassen, läßt fie aber wieder fin ken und wendet sich mit einem Ruck um. „D«hn wir," sagt er, und die Türe schließt sich hinter der Gruppe. Di« Tannhoferin blttbt halb ohnmächtig in der Stube zurück. Eie schreit nicht «inmal auf, al» das Auto vom Hof rattert. Ihr« Auge» find ganz trocken, wie ausgebrannt. St« ist so müde, so müd« und allttn, und di« Uhr tickt so laut. In aufzuckender Verzweiflung strickt st« plötzlich Leid« Arm« gegrn d«n H«rrgott,wink«l. „Was hab ich d«nn getan, daß du mich so hart strafst?" Dann bricht st« in ha,1«m Schluchz«» auf dt« Bank «tä«. VLrL«l legt ihr dt« Hand aus di« Schultet „Mutzt «» trag««, Rutt«r," sägt st« Ms«. „Schau, der R-Lert will doch dahetmbl«tL«n und — »ich hast ja auch. Sch lag dich »et allein." Die Tannhoferin hebt di« nassen Aua«n, schlingt di« Arm« um Bärb«l» Aal». gute» Mädl, du..." Und dann geht st, hinaus in die Kammer und schiebt? den Riegel vor. Steffel, d«r bisher schweigend im Osenwtnkel ««standen hat, vertauscht seinen Feiertagsrock mit einem gewöhnliche« und setzt den Hut auf und gr«ift «ach dem Krucklftock. „Wo willst du d«nn hin, SteftA?« fragt Bärbel. „No ja, einer muß ja schließlich den Weg zum Gödlhof machen," sagt «r. „Die Leut wissen ja noch gar nix. Ist wohl «in harter Weg, aber mir macht» »ix aus." Und «r macht stch über den Wald auf de« W«g «ach dem Gödlhof. Währenddessen fährt die Vrautkutsche schon auf Wolfs« Lach zu. Martha fitzt, eine glückstrahlende Braut, in den Polstern und freut sich über jeden Grashalm am Wegrand, über jeden Lerchentriller au» der Luft, über die Sonn«, dm so herrliche aufsteigt über dem prangenden Tal. Wenn der Wagen jetzt um die Ecke Liegt, muß man schon den Zug des Bräutigams engegenkomm«» sehe«. Aber da ist alles still und leer. Ci« find vielleicht etwas früher daran und «arten schon vor der Kirch«. E» ist ja so Brauch, daß sich da» Brautpaar erst vor der Kirchentür« sieht. Wer auch dort ist noch nichts zu sehen. Ls stehen wohl Menschen herum, alle eifrig tuschelnd. Wer kein Bräuti gam, keine Tannhoferin, nichts ist zu sehen. Martha wird ganz bekommen zumute. Schwer und mit vollem Akkord beginnen die Glocken wieder zu lauten. Da — endlich löst sich aus einer Gruppe einer, geht auf den Brautvater zu und sagt — geflissentlich an der Braut vorbetseh««d — mit ein paar Worten, von denen «r glaubt, daß fie barmherzig wären, was geschehen ist. Martha steht wie zu einer Bildsäule erstarrt. Ihr ist zumute, al» nähme ihr jemand ganz heimlich das Herz au» dem Leib und werfe es dort in den Straßengraben. Si« steht sich im Schaufenster der Bäckerladens und denkt er schrocken: das kann ja gar net sein, daß ich es bin, die Gödl Martha, die hier steht. Nein, das kann, das darf net sein. Es dauert geraume Zeit, bis fie alles zu fassen vermag. Si, legt dem Vater, der mit dunkelrotem Erficht vor sich hinstarrt, die Hand auf die Achsel und sagt leise: „Komm, Vater, wir fahren wieder heim." „So ein hundsföttiger Lump," keucht der Bauer mit zusammengebissenen Zähnen. In diesem Augenblick wird es Martha erst klar, wie sehr fie Christoph liebt. Fest und unverrückbar Mit fie es in sich, daß fie auf Christoph warten wird, und wenn es Jahr« dauern sollt«. Ganz stillschweigend hört fie die Vorwürfe ihres Vater« a«, bis er schließlich von selber aufhört und nur mehr ab und zu ein unverständliches Wort vor sich hinmurmelt. Als st« auf den Gödlhof zufahren, erhebt sich der alte Steffel von der Hausbank, auf der «r gewartet hat, und geht ihnen entgegen. Ihn überschüttet nun der Gödl mit seinem ganzen Groll. Und als ihn die Gödlin einmal un terbrechen will und sagt: „G«h, Hanne», laß doch den alten Mann in Ruh, der kann doch nicht» dafür," da überschlägt sich die Stimme de« Gödlbauern förmlich. ,Iös ist mir ganz wurscht, sauwurscht is Mr dös. Ich laß mir dös einfach net bieten. Und anzeigen tu ich ihn. Jawohl, ich nimm mir einen Advokaten und verklag ihn. Dann muß er blechen. Eine Entschädigung verlang ich, daß ihm di« Augen tropfen." „Für was d«nn «in« Entschädigung?" fragt die Gödlin. „Er hat ja unser Madl net fitzen lassen. Und 's Madl hat -'sagt, fie wart' auf ihn, bis er wieder rauskommt." „Bis er wieder rauskommt! Soll doch lieber drin blei ben, der Zuchthäusler! Da könnten wir keine schlechte Ehr aufheben mit einem, der aus dem Zuchthaus kommt! Das kannst deiner Bäuerin schon sagen," wendet er stch wieder an Steffel. „Mir find fertig mit dm Tannhofernl Jawohl, fettig für ewige Zeiten!" Dämit stampft «r in» Haus, so ungestüm und mit so langen Schritten, daß di« Enden seine» Gehrock» hinter ihm herflattern. ! Die Gödlin aber sagt dem Knecht vom Tannhof: „Sagst zu deiner Bäuerin, wir tragen ihr nicht» nach« Sie soll es nur net so schwer nehmen. Ich versteh ja, Wa ste als Mutter jetzt durchmacht. Sagst, ich und di« Martha kommen die Woch einmal nüber zu ihr. Und ich laß ihr vielmals danken, sagst, daß fie dich geschickt hat." — Steffel schmunzelt auf dem Heimweg immer vor stch hin. E» war doch gut, daß er den Weg gemacht hat. Run ja, «iner muß ja den Kopf oben behalten, wenn ihn die andern all« verlieren. Da» Urteil lautet auf zwei Jahr« Gefängnis. Christoph nimmt da« Urteil an, ohn« mit d«r Wimprr zu zuck««. St lfugnet auch nicht« ab. Rein, «r gest«ht ganz off«n, dm Schuß abgeg«bm zu haben. Allerdings hab« «r nicht dm Yäger tmffm «ollen, sondern di« Lamp«, dt« di«s«r in d«r Hand gehalten. Gewiß, da» hab« di« Unt«rsuchung v«reit» ergeb«». Di« Kugel sei erst von der Lamo« abgeprallt und have den Jä ger dann gestreift. Nur diesem Umstand sei «» auch zu v«r- banken, daß « V glimpflich abging. Ah«, »je «ULM - ZM WM ist MW! Mitangeklagte Dienstknecht dann an-sagm, d«, ««g, habe de« Schuß abgegebm? So fragen die Richter. Wer Christoph erklärt hi.ranf aa«z entschieden, daß nur er selbst den Schuß abgegeben hab« und sonst niemand. Di« Lauern, di« an di«s«m Tag in Hellen Scharen bpG «vttcht-saal füllen, rechnen es Christoph hoch an, daß er sich feiner Winkelzüge bedient, sondern fich offen und frei Pi seiner Schuld bekennt, so sehr ihn di« Tat auch reut. „Ls find eben doch Tannhofer," sagen fie. „vlitzdunnm, k«lH Kerl« sind fie schon, die Tann hoferbuben.' Wer Recht mutz sein!" Gin« Weil« erregt der Vorfall di« Gemüter von Wolft- Lgch und Umgebung noch stark. Dann geht auch diese» GM schenk in den Alltag über, und auf dm Tannhof kommst an Christoph» Statt noch ein Knecht. Ja, leisten können dif sich» sHm. Der andere soll ja S«ld verdienen mit sei»«« Schnitzen wie Heu, nur nicht so lang. Zwillinasbrüder! Der «ine ein Wilddieb, der and«« Künstler. Was für wunderliche W«ge da» Schicksal d« Mmschm doch führt! Auf dem Gödlhof hat fich der Bauer auch langsam «tobt. Mattha erzählt ihm sehr viel davon, «ie doch TL«- stoph gar nichts dafür könne, well ihn doch der Hansen- .»a««m-Jörg verführt hab«. Nur d«r allein sei schuld. Gang Mächtig kann di« Mattha schimpfen auf dm Jörg, Li, d« Sauer doch «inmal heransplatzt: „Astr wa» laßt «r fich denn »erführen, der Batsch«, Ler dumme? M«r di« Meinung sag ich ihm doch, w«n» « dauskommt!" ,Ia, sag« ihm nur," lächelt Martha beglückt, dm« Ws weiß, daß fie gesiegt hat. An einem schönen Sommertag, di« Ernte ist g«rad< -l« gebracht, fahren Robert und Martha nach Passau und LP suchen Christoph. Es ist ja nicht viel, was man unter BP »achung rede« kann. Die beiden haben ja auch nicht« Pt sagen, was etwa der Wärter nicht hören dürste. Der wild« Christoph ist keine«w«g» g«b«ugt, aL«r von seiner Wildheit hat er doch einig» oLgelegt. Die Einsam, ' keit hat «» ihm ins Gehirn gehämmert, daß er gegrn GP setz und Ordnung gefrevelt und Schande über dm Tannhof gebracht hat, auch über die Martha. Wie fie es wohl trgt gen wird? Da reicht ihm Mattha di« Hand hin und sagt schlicht? - ,I)u mußt net glauben, Christoph, daß ich einen ander« nehmen möcht. Ich wart auf dich, und meine Leut Habits dagegen auch nix mehr. Obwohl — am Anfang hat dm Later schon gottsheilig gewettert." „Recht hat er, dein Pater " stimmt Christoph zu, »HLtzü auf dm Tannhof kann ich nimmer zurückkehren." „Äst auch gar net nötig. Hab doch selber einen Hof, d« dem Tannhof net nachsteht," sagt Mattha. „Und btt mut ist sogar noch das Jagdrecht dabet, da kannst du pulvern dann, soviel du magst, und wirst nimmer eingespertt darum. Und den Tannhof nimmt der Robert. Jawohl, wir haL«ti schon alles abgemacht, net wahr, Robert?" Der nickt lächelnd und sagt dann: „Von der Mutter soll ich dich auch schön grüßen, Lhrj-, stoph, und von der Bärbel auch." 1 „Und recht gehabt hab ich doch, daß du ein Wilder List," lacht Martha schelmisch und fragt dann glttch: «Freut «p dich denn net, wenn du auf den Gödlhof kommst und pir schen kannst, so oft's dich g'freut?" „Schon. Nur kann ich das net so zeigen." „Alsdann, Gödldauer, tu dich gut führen, vielleicht lassen fie dich dann ein bissel früher raus." Marthas Fröhlichkeit steckt auch Christoph an, und stH plaudern dann ein« Stunde lang über die Zukunft, wi«, alles werden soll. , Es ist schon wahr. Sie haben darüber geredet, daß d« Robert den Tannhof nehmen soll. Gan, eindringlich hak ihm Martha das auf der Herfahrt nach Passau geschildert. Und auf dem Heimweg beginnt fie gleich wieder. ,I>u mußt doch selber sagen, Robert, daß das di« L«si« Lösung ist. Ihr seid doch Zwillingsbriider, und es wär« doch ungerecht, wenn der eine gleich zwei Höf hält und d«r ander« keinen." „Gewiß, Martha, von deinem Gesichtspunkt aus ist vg» schon richtig gesehen. Nur fürchte ich, daß ich zur Bau«M- arbeit nicht mehr recht tauge." „Das glaubt dir kein Mensch, Robert. Denn so kann Li- Stadt einen Tannhoferbuben gar net verderben, daß er zut Bauernarbeit nimmer tauglich wär. Das Bauernblut bricht immer wieder durch. Mußt ihm nur keine Zügel all- legen wollen." „Vielleicht hast du recht, Martha, an meinem Bauern blut hat die Kunst nichts verdorben. Aber da ist noch «t» was anderes. Die Mutter lebt nicht ewig, und dann müßt« «ine Frau auf den Hof, weil der Stamm weiterblühen muß, so wie der Segen der Erde wetterLlüht. Ja, schäm Martha, das ist es. Ich kann kein« Frau nehmen, weil ich kein« mehr lieben kann. Du weißt ja nichts von m«in«M Leben. Aber ich werde dir da» alle» «inmal schön der Reik« nach erzählen, von der einen, di« ich geliebt habe wie nicht» sonst auf d«r Welt, d«r ich meine grauen Haare zu verdank k«n hab« und m«in erkalt«t«» H«rz, und von d«r and«»««, di« mich g«li«bt hat bi» z« thr«r l«tzt«n Stund«. Di« wat so treu wi« du und hätte auch vi«l« Jahr« auf mich ge wartet. Die ist an ihrer eigenen Treu« gestorben." (Schluß folgt.)