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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. 180 Dien-tag, de« 10. Juni IVS7 VS. Jahrgang M GEM - M«M! GenesBewimnlchaa vov Macle^ev zvm MchSkrieseriag ta Kaffe! / «e«»raiseIvmarfthaL von Mackensen dem ReichSkriegertag in Kassel folgendes iSelettwort gewidmet: ! »Wenn auch alle Krieger auf ihren Plätzen tzmt Wegen für Deutschland durch große Ent. ferumigen getrennt marschiere«, so zeigt doch, Lameraden, am ReichSkriegertag in Kassel LL7, daß eure Herzen allzeit vereint schlagen Mr de« Nebenmann so hoch wie für» heilige jLeutfch« Vaterland! ' Da- Bewehr - nwr! Im Gleichschritt - marfcht" e dem vom Deutschen Reichskriegerbund (Kyffhäuserbuntz) in den Tagen vom 2S. bis »Amt t» Kassel veranstalteten Reichst- gerlw^ a« dem Reichsfüyrer SS. Himmler und Generalfeldmarschall von Mackensen teil» nehmen werden, werden u. a. auch viels Abordnungen ausländischer Front- kämvserorganffationen vertreten sein. So wird Oberst Croßkield von der Leitung der British Legion in deutscher Sprache eine kurz« Ansprache an dir deutschen Kameraden rich ten. Ferner wtrd eine Abordnung aus Berk shire, eine Abordnung der British Legion au» Köln und eine Abordnung der British Legion Ms Ham-ukS-mit ie einer Fahne aufmar- naneren. ner moimanl oes Herzogs von Con- naught, der vor dem Kriege Chef de» Ziethen- Husaren-Remments Nr. 3 war, wirb einer Abordnung der ehemaligen Ziethen-Husaren, von denen vwr in der Vorkr^egsuniform und zwei in der Uniform des jetzigen Tradition», regtment» antreten im Auftrage des Hettog» -in Fahnenband überreichen. General Rosst, der Führer der italienischen Frontkämpfer, Aird..„mit, einer Abordnung italienischer Frontkämpfer mit Fahne beim Reichskrieger- tag anweseich sein Desgleichen werden auch ungarische Frontkämpfer mit einer Fahne mach Kassel kommen. Die zahlreichen Zusagen, die von feiten der bei der deutschen Reichsregierung beglaubig ten ausländischen Militärattaches fitr den ReiLskrieaertag eingegangen stnd, beweisen, >atz da» Ausland den Bemühungen der deut- chen Frontsoldaten um die Verständigung und den Frieden in der Welt Interesse und Beach- tung entgeaenbringt. Die bisher vorliegen. Len Anmeldungen der Militärattache» der Vere nigten Staaten von Amerika, Großbri- tanniens, Schwede^, Bulgariens, Ungarn», Griechenland», Polen», Italiens, Japan-, Frankreichs, Oesterreichs, Jugoslawien«, Spa. nienS Rumaniens Argentiniens und Boli. Vien» können gewiss in diesem Sinne gewertet, werden. ' Stalin im MutMM Mffeaadfchlachümg von Offizieren «nd Seamten ' In grösster Aufmachung weisen eine Reihe bon Londoner Blättern auf die Vorgänge in Sowjetrußland hin. „Sunday Chronicle" meldet auS Warschau, dass nach der Verurtei lung der acht russischen Generäle Hinrichtun gen in ganz Sowjetrußland stattgefunden hätten. Hunderte von Soldaten, Anhänger der zum Tode verurteilten Generäle, seien abgeschlachtet worden. Tuchatschewski und seine Kameraden hätte« geplant, da» gegenwärtige tyrannische System zu stürzen, Stalin zu ermorden uyb selbst die Macht zu ergreife«, Jeschow, der neue Innen- kommiffär, habe jedoch die Verschwörung ent- deckt. Ul» er La- Amt von Jagoda über- Kommen habe, habe er eine« Grheimakt ent- deckt, der Bewei-material über ein aroßzüaiae» Komplott. enthalten habe. Jagoda sei an Lie- ser Verschwörung beteiligt gewesen. Auf Jeschow» Bericht an Stalin hi« habe diese» schnell gehandelt. Tausende von Beamte« und von Armeeoffiziere« seien verhaftet wor. den. Sie feie« auf der Stelle erschösse« wor- de«. Msokau sei eine Stadt der Toten und vo« Stalin i« ei« bewaffnete- Lager ver wandelt worden. „Sunday Expreß" berichtet, daß ganz Sowjetrußland zittere, In der Ukraine hät ten drei Regimenter revoltiert, die aufgelöst und nach Sibirien verschickt worden seien- Neunhundert Soldaten seien in Kiew und dreihundert weiter« in Charkow verhaftet worben. „Sunday Pictural" berichtet über War schau, baß bereits an vier Stellen in der Sowjetunion Unruhen au»geo,ochen seien. In der Westukraine hätten sich 3000 Soldaten empört. Schwer« Zusammenstöße hätten sich weiter in Petropawlowsk ereignet, wo sich Soldaten und Bauern gegen Stalin verbündet hätten. In Moskau sei die Lag« äußerst gespannt. Di« Armee werbe zweifel- los Stalin dl» Hinrichtungen niemals ver- gessen. Die Tragödie in Sowjetrußland be ginne erst. Sie Grenzen werden gesperrt Ein Sonderkorrespondent der „Daily Mail" schildert die Lage in Sowjetrußland folgen dermaßen! DaS ChaoS br«it« sich über da» Land au». Massenarrest« und Hinrichtung«», Aufständ« und Streiks in Stadt und Dorf fänden überall statt. Eine unter der Herr schaft des Verdachts morsch werdende Rot» . Armee — da» sei das Räterußland von heute. In dem Bericht heißt e» weite», daß di« Brrhaftunge«, Verbannungen und Hinrich tungen höchster Funktionäre der Kommunisti- schen Partei, -er Sowjrtregiernng, der Jndu- stri« und der Parteiorganisationen sowie der Armee ihren Eindruck auf Arbeiter und Bauern nicht verfehlt hätten. Jeder Arbei ter werde ersucht, seine Nachbarn zu bespitzel«. Söh«e müßten ihre Bäte» und Väter ihr« Söhn« denunzieren, bi- „der letzte Feind Stalin-" getötet sei. Aber solchen Appellen lausch« man in Sowjetrußland allenfalls noch schweigend. Wütend« Volksmaffen hätten vielmehr di« Hauptquartiere der GPU. in Rostow, Gorki und anderen Städten gestürmt. Di« Förde- rung der Donezkohlenbergwerk« sei um 10 v.H. niedriger als noch vor einem Jahr. In Ler Eisen-, Stahl- und Naphtha-Jnoustrie sei der Niedergang nicht geringer. Die früheren Betriebssichrer seien entweder verbannt oder erwarteten in GPU.-Kerkern ihr Schicksal. Die Demoralisierung Pflanze sich von den Städten in di« Dörfer fort, so daß da» Politbüro bereits di« „Wahlen" von August auf November habe verschieben müssen. Un ruhen seien jedenfalls heute an der Tagesord nung in Sowjetrußland, und Bericht« au» Moskau besagten, daß die Lage außerordent lich gespannt sei. Ein. bedeutsames Zeichen dafür, daß di« Sowjetgewaltigen sich sechst unsicher fühlten, sei di,« Anweisung an bk Intourist"-Vertre ter im Ausland«, einstweilen leine weiteren Reisen nach d«r UdSSR, zu organisiere». In Moskau würben, so heißt e» in dem „Daily Mail"-Bericht weiter, schon Vermu ¬ tungen angestellt, wer al» nächster „dran kommen' we»d^ ob Woroschilow, der die Rott Arm,« kontrollier«, ob Blücher mit seiner 800 000 Mann starken Armee im Ferne« Osten, oder I«gow, den Stalin Wegs» der GPU. fürchte, Marschall Blücher sei an dem Tag, von Sibirien nach MoSkqu geruf«« worden, an dem Tamarnik Selbstmord be ging. Im Kreml habe Blücher dam, »im lebhaft« AuSeinandrrschuua mit Stan« gehabt, de« ih« »«schuldigt habe, im Ferne« Oste« ein« selbständig» Arm»« zu organisier»«, um sich zum Diktator vo« Sibirien zu mache«. Blücher hab« aber Stalin später doch sein- Treue versichert. Daraufhin hab« Stalin er klärt, er müss« bi»s« Treu« dadurch b»weis«n, daß «r übe» TuchatschrwM zu Bericht sw« und ihn zum Tod« verurteil». Da- -ab« Blüchev getan. 95 Todesopfer l« drei Nochen Stalins Schergen wüte« i« Sibirien. Wie dl« jetzt in Moskau eingetroffene Chao barowsker Zeitung „Tichockeanskaja Swjesda* vom 4. Juni mitteilt, hat im fernöstliche» Gowjetgebiet in der Stadt Swobodnoje va» Lem Spezialgericht de» Oberste« Militär, gerichtshofe» der Sowjetunion ein vierte» Monsterprozeß stattgefmiben, «uwei Wiebe» Eisenbahaangtstellte, diesmal der Amurbah«, Les „Trotzki-mu-", Ler Sabotage und de» Spionage zugunsten Japan» bezichtigt wurde«. Auch diesmal wurde« alle Angeklagten, ß» an der Zachl, zu« Tob« verurteilt. DaS Urte« wurde sofort vollstreckt. Li find, Le« Angabe» LeS Blattes zufolge, im verlaufe vo« dreh Wochen i« Gebiet von Chabarowsk im ganz«« V6 Todesurteile vollstreckt Word««. Auch dieses vierte Bluturteil i» Ferne» Osten wirb von der Moskauer Presse miß Stillfchweigr« übergangen. ES wirft «ys di« gegenwärtig in de« fowjetruffische» Grenzgebiete« herrschende Atmosphäre «kN höchst bezeichnendes Licht. M em MAe Nie« lm JeMtzM SAM Wen Deshalb spendet Saststellen für bl« NSV.-Ainberlanbverschlckung. Me weiße Haube Roman von Eugen von Saß Copyright Moewig Verlag, Dresden (Nachdruck verboten) 1. Kapitel „Spiel «ins, Jung." „Wat willst du hören, Vater?" „Dat Spanische." l lPeter Abs nickte und nahm sein« Ziehhar« Monika. Er hockte am Maststuhl des Kutter» vus einem Rundgelege Tau, die Knie gespreizt, fkngerte «rst mal so auf der Tastatur des Schif- ferklavierr herum und sah bei dem über Back ttach der Turmspitze des Camminer Doms aus. ! Verhalte Abs, der Rudolf — alt stimmt Nicht, er war. erst zweiundvierzlg, und doch. Er war mit draußen gewesen, die ganzen vier Kriegsjahre Über. Di« Kaut war dem Rudolf Abs dabei heil geblieben, aber in ihm satz seit der Zeit der Wurm; so sagt« er von sich selbst. Also, der Rudolf Abs stand am Ruder, blickte auch ab und zu nach dem Turm des Camminer Dom» hinüber und zurück nach der Küste Lei Kalkberge, wo sich da» Steilufer weissleuchtend vu» der See hebt. Da» waren ihm die Land- marken, nach denen er sich im Kurshalten rich tete. Im übrigen aber sah er seinen Jungen an, und unter der breiten Krempe seines Filz- Hut», den er mit einem Strick, unterm Kimi geknotet, auf dem Kopf festgebunden hatte, blinzelten die Augen im Ausdruck stillfrohen Behagens. Neben,ihm stand Wilhelm Grewe, der mit ihm Eigner des Kutters war, während der vierte Mann an Bord, der Hannes Bethge, sich am Fock zu schaffen machte. , Und dann begann Peter Abs zu spielen: „Mich ries es an Bord, es wehte ein frischer Er holte recht was aus der Ziehharmonika heraus, der Junge. Es war, als paßt« sich die See seintm Spiel an, denn die Wellen schlugen im gleichen Takt aus Luv an di« Bootswand. Der Mlhelm Grewe schmunzelte und wippte in den Knien, ging so mit der- Melodie mit und meint« zu dem am Ruder: „Dat is watl" Auch der Rudolf Abs lächelte — ganz tief von innen heraus kam dieses Lächeln, und er blinzelte noch heftiger, so, als sähe er nach der Sonne. Sie segelten zum Fischen nach der Oderbank hinauf wie joden Tag, wenn Wind und Wetter danach waren. Nach langem fuhr heute der Junge mal wieder mit. Er hatte Morien und war am Vor tag« zu Fuß von Cammkn herübevgekonnnen, der Vierzehnjährig«, der dort beim Pastor lebte und in der Stadt das Gymnasium besuchte. Er war «in Heller Kops, wach und reg« für alles. Und als Pastor Kcülweit üor fünf Jahren di« Gemeinde Dieoenow verliest, um die Dompfarre in Cammkn zu übernehmen, hatte er dem Rudolf Abs oorgeschlagen, ihm den Jungen miizugeben. „Er kann leicht was anderes werden als Fischer, hat das Zeug dazu, kann studieren. Es soll Sie nichts kosten, nichts da» Loben bei mir und nichts di« Schul«, ich sorg« für aAe»." Kun und bündig: viel« Wort« zu machen, war nicht dis Art ver Leute hier oben an der -Küste. Daß es gerade sein Aelttster fein mußt«« Abs hatte sich nicht gleich entschliessen können, ja zu sagen, hatte dagegen «ingewendst: „Der Jung« soll doch mal den Kutter kriegen und das Haus. Gr ist rocht zum Fischer ge schaffen, fahrt schon heut« das Boot, wenn es draus ankommt ich werd'« ja wohl nicht mehr lang« können.'« Damals war Peter neun Jahre alt g-wesen, und doch rechnete ter Vater schon mH rhm als mit einem, 4>er für ihn einsprmgen könnt«, wenn die Not dazu zwang; solch eine hohe Mei nung hatte er von ihm. Da waren dann aber noch der Paul, der war elf Monat« jünger, und di« beiden Mädels waren da, und alle wuchsen heran, und da» Hm« wurde für die sechs immer enger und der Tisch immer schmaler — das gab Rudolf Abs zu denken. Nachher, nachdem «r mit dem Pa stor gesprochen hatte, überlegte er weit«: W«nn man was für seine Kinder tun konnte, dass sie es später im Leben einmal leichter und besser hatten, als man selbst es gehabt, dann muht« man das. Er beredet« «s mit der Frau, die nichts dagegen sagte. Und so brachte «r seinen Aeltesttn damals vor fünf Jahren nach Tam« min zum Pastor. Schwer war ihm der Hin weg geworden und noch schwerer der einsame Rückweg, und obgleich da« Nein«, weihgetüncht« Haus am Bodden auch noch voll genug blieb, war «s ihm leer erschienen, da der eine fehlte. Dann hatte er immer gewartet, dass sein Junge in den Fetten hetmkam. Kam er, hatte er ihn anfangs mit einer Art Misstrauen belauert, das der geheimen Besorgnis ent sprang, der Junge könnt« ihm entfremdet wer den. Peter aber blieb, wie er gewesen. Dass er so viel lernt« und bald mehr wusste als di« Semen zusammen, liess ihn sich nicht über si« erheben, wie Rudolf Abs befürchtet hatte. Gr fuhr dann stet« mit auf den Fang hinaus, führte »st den Kutter — besser als mancher Atte — bis er einmal di« Ziehharmonika mitbrachte, die der Pastor ihm geschenkt. Da nach spielte er immer eins aus, dass das An- fegeln der Fangplätze nicht so lang wurde. „Dat i, wat!" wiederholte Wilhelm Grewe voll Bewunderung, als Peter Abs das Lied von der weissen Taube hatte leise ausklingen lassen. Der Hannes Bethge war vom Fock herange- komm«n und stand beim Mast mit schiefgehak- tenem Kopf, weil er so besser hören konnte. „Spiel noch «ins, Jung!" Peter Ab« liess sich nie vergebens darum bitten, spielt« mit nur kurzen Pausen die Stun den hindurch, die sie zum Ansegeln der Oder bank brauchten. Dann verstaute er mit viek Sorgsamkeir sein« Zi«hharmonika km Vorschiff und packte mit an, da« Schleppnetz auszu bringen. Damals war noch gut« Zett, gab «S reichlich Fische. Inzwischen ist es schlechter geworden, die Motorfischeret hat dem Bestand geschadet; zuviel Brut und Jungzoug wird vernichtet. Aber damals war «kn Schleppnetz bald so vokl, dass die Kutter, von der Last wie vom Anker gehalten, E pvaUgefülltm Segeln vor dem Winde liegmWeben. „Hol up!" / ' Wo der Peter Abs die Leine hielt, kam das Hieven keinen Augenblick ins Stocken. Di« Muskeln an seinen braunen, sehnigen ArMm schwollen, als wMten sie bersten, aber ske bar- sten nicht, wurden Nur immer härter, und brek- 1er wurden ihm di« Schultern und stämmige« die Beine. Keinen rascheren Atemzug tat et bei der Arbeit, brauchte nie zu verschnaufen^ wie die andern. Ging es mit dem Fang heim, hockte sr wieder mit seiner Ziehharmonika auf den Knien am Maststuhl — den Kopf in dm Nacken zurückgelegt, den Mick ins Unbestimmt« gerichtet, was ihm etwas Verträumte« gab. Sa spielte er wieder, tauscht« dm Tönen nach, dk der Wind «ruffing und m die Feme entführt«, lauschte in diese Fern«, ails klänge dort noch an- deres für ihn, was nur er Hötte, und was ihn eigen berührte. Zu beuten wusste er es sich aber noch nicht. Das war Peter Abs und dieses seine Welt, in der er lebte. Und da war noch die Anne, die vom Fähr mann Stüwen, zwölfjährig, schlank und fein- gliedrig, flachsblond — also wie fast all« hier — doch sie hatte andere Augen, dunkler«, und war rascher in ihrer Art. (Fortsetzg. folgt.) ycm»» Qs^ekt 6»aa am Opvlaa p»irri ciiv IHarmslmk» KMLs«. Okas Opakta aUrnUok kockt 6t» Hlanaskxl» 6urok 6ta Lomys Lovk»sU Küatty Kia rur UAÜ- via. REIL Opvleta jv6vvk dakoramaa Siv aagstäkr «las