Volltext Seite (XML)
«k. M Sonnabend, den 2». Mal M7 nachmittags SS. Ml-an« Vas Franlenderger ragedlatt ist das W ««öfsentllchmg der amtlichen Belanntmachnngen des Amirhauptmannes m Mw and der Ersten Mrgermeisters der Stadt Franlenderg behördlicherseits bestlmmte Blatt Dle Wahrheit Wer dik KlMeverbrechen Nr. wlberleat »le Betteimbuaam miSltlvbtsch« Seb« DeaMtaadhalle j Berlin, 28. Mak. Die Ankündigung, daß der Berliner Gau- ttnär Reichsminister Dr. Goebbels auf di« r«r- WMnden'schen Anwürfe des katholisck-en Kardi- nald Mundelein kn Amerika antworten w>rL«, machte der Drutschlandhalle am Freitag abend -ei der Großkundgebung des Gaues Berlin der RSDAP einen Massenbesuch, den man schon «her ad Massenansturm bezeichnen konnte. Ad um 18 Uhr ine Tore der weitgespannten und festlich geschmückten Halle geöffnet wur- dM, waren im Handumdrehen die besten PIät« im Parkett und im unteren Ring beseht. Eine halbe Stunde später gab es hier nicht einen «i»qige» Sktz mehr. Auch die beiden ebenen RiMye fÄlten sich zusehends. Die riesige Hal e vermochte schließlich die Schar der Brincker nicht mehr auszunehmen. Di; Rede des Mi ü- ftev» au«>e durch Lautsprecher in den grossen Tervassengarten der Deutschlandhalle übertra gen, der ebenfalls überfüllt war. N. -egb»t Die mtt größter Spannung km In- und An«, lande erwartete, fast zweistündige Rede de; Ministers, der das ganze deutsche Volk am Rundfunk lauscht« und die zDn'ellos ein laules Echo in der ganzen Welt finden wird, riß di« Massen in der Deutschlandhalle immer und immer wieder zu stürmischen und begeisterten Beifallskundgebungen hin. Ehe sich Da. Goebbels dem geradezu sensa tionell wirkenden Hauptteil seiner Rede zu- wandte, legte er eingangs die Gründe dar, d'e di« Führung des nationalsozialistischen Staates immer wieder veranlassen, vor bas Volk zu treten und mit ihm alle lebenswichtigen Pro bleme zu erörtern. Es sek die Aufgabe ei er wahrhaft volksverbundenen und revolutionären Bewegung, die ganze Nation, die lebende und die kommende, fortdauernd im Geiste ihrer Weltanschauung zu erziehen und sich ihrer Hilfe und ihrer Mitarbeit zu versichern. Die NS DAP könne sich darum nicht etwa selbst auf- lösen, wie dies die anderen Parteien nach der Machtübernahm« mehr oder weniger freiwillig getan hätten. Sie müsse immer und immer wieder ins Volk gehen, genau so wie die katho lische Kirche unaufhörlich in ihrer Gemeinde spreche und ständig auf dis Eroberung der Menschen und der Seelen ausgehe. Das sei der Begriff der „kämpfenden Kirche". Das ist einer der hauptsächlichsten Gründe, warum die katholische Kirche 2000 Jahre alt geworden sei. Und wir haben auch die Absicht, so erklärt« der Minister unter stürmischem Beifall, 2000 Jahre, wenn nicht noch älter zu werden. Es genügt uns nicht, das Volk zu besitzen, sondern wir wollen alle kommenden Generationen für uns erobern und sie lehren, nicht nur unver bindlich nationalsozialistisch zu denken, sondern verbindlich und verpflichtend nationalsozialistisch zu handeln. So sei j die Nationalsozialistische Partei im besten > Sinne des Wortes «ine „Volkspartei", und unser Staat sei darum die demokratischste Regkerungsform, die es überhaupt gebe. Hin ter uns stehe die ganze Natron. „Demokratisch ist ein Regime, in dem nach einem ehernen Grundsatz immer die besten und tüchtigsten Söhne des Volkes an d'e Führung gestellt «erden. Das ist bei uns ohne Zweifel der Fall. Bei »ns 'st wirklich die Kraft und die Intelligenz der Natton an die Macht ge kommen, und unser ganzes Volk ist «ine große Kameradschaft geworden, von einem einheit lich«, Willen des Aufbaues beseelt, nicht nur b« Wahlen, sondern jederzeit hinter seiner Regierung stehend." Vlrrdkenten rüir vielsseicht deshalb die Ber. achtung der Welt, weil wir Sorgen hätten? Unser« Sorgen, das dürfe man doch nicht ver gessen, seien nicht aus mangelnden Fleiß oder mangelnd« JnteENgenz, sondern darauf zurück- Ptführen, daß zu der ungünstigen geographi schen Lage ein fühlbarer und erheblicher Man gel an Rohstoffen komme. Das ist nichts Un- ehrenbaftes! „Die Welt täte besser," so erklärt« s Dr. Goebbels, „wenn sie nicht au; sokhen Er wägungen heraus mit Steinen nach uns würfe; wenn sie sich ihrer eigenen Wunden erinnert«, die uns in diese Lage gebracht haben; wenn sie sich km Gegenteil darüber freute, daß eine Führung der Ordnung, der Kraft mid der D s ipl'n in Deutschland am Ruder ist; daß unser Bolk nicht, eine Brücke zur Anarchi- sierung des alten Europas bildend, dem Bol schewismus anheimfällt. Wir haben vor un serem Volk und der ganzen Wesst nichts -u verbergen, aber wir sind zu stolz dazu, mW diesen Sorgen in der Welt hausieren zu gehen. Wir handeln nach dem Grundsatz: . Hilf bin selbst, dann bklst dir Gsttl Nnter immer neuem stürmischen Beifall führte der Minister weiter aus, daß das ganze deutsche Woll zum Führer ein unerschütter liches Vertrauen besitze, daß der ununterbro chene Kampf des Führers mit den täglichen Sorgen nur dazu beitrage, den Führer der Nation um so liebenswerter zu machen, weiss sie daraus sehe, daß der Führer auch mit seinen Sorgen mitten unter dem Wolke stehe, Dr. Goebbels sprach dann von dein Züss, das der Führer mit seiner Politik verfossge: Er wolle die Befreiung der deutschen Nation nach innen und nach außen. Ueber das Ziel des Sozialismus, erklärte der Minister, sind rM uns ass!« einig. Ter Sozialismus vM kn wertest gehen dem Maß« das Bolk an den Gütern der Nation tellnehmen lassen. Der Führer und seine Negierung leh nen es aber ab, durch eine mechanische Lohn erhöhung eine automatische Preiserhöhung herbekzuführen und damit einen neuen inflatio nistischen Kreislauf zu beginnen. Die 350 bis 400 Millionen Mark, die in jedem Winter, hklfsmerk umgesetzt wurden, erhöhten den Wer. brauch gerade der ärmsten Schichten unseres Walles. Das ist SozWiSnrus, der auf fried- lichem Wege verwirklicht worden ist. Der Minister wies weiter nach, daß trotz der gespannten Lebenslage unseres Dosskes der Lebensstandard des schaffenden deutsche» Arbei ters im allgemeinen höher sei als in Mn- dern, die große Rohstoffgebiete besitzen. Der Lebensstandard in Deutschland werde aber stän dig noch weiter erhöht. Das sek auch d^ Auf gabe des neuen Viersah resplanes. Mit dieh sein Dierjahresplan wossle Deutschland sich kei. neswegs von der Welt abschließen, es wolle sich nur nicht für alle Zukunft von der WM kür anderer Länder abhängig machen. Damit erfülle der Führer einen tausendjährigen Traum! unseres Bölkes, dm Traum von einer wahr- ren nationalen Souveränität, (Neuer stür mischer Beifalls D es? Lebensprobleme könnten nur von dem ganzen Volk gelöst werden, in hingebungsvoller Einigkeit aller Berufs- und Bevölkerungsschichten. Die nationalsozialistische Negierung habe die ehrliche Absicht, auch mit den Kirchen Frieden zu halten. „W r ««rdrn die Konfessionen nicht reli giös, sondern nur politisch einigen. Die christlichen Theorien werden von den Kir chen, aber die christliche Handlungen vom Staat und von der Partei betrieben. (Neuer inrnu- tenlanger Beifall.) Es ist empörend festzustellen, daß sich die Kirchen der deutschfeindlichen Zeitungen im Aus lands für ihre Sabotagezwecke bedienen. Bei uns kann jeder nach seiner Fasson selig werden. Der Protestant mag Protestant, der Katholik Katholik bleiben, und wenn einer beides nicht ist und trotzdem Christ zu sein erklärt, so soll auch «r bleiben, was er ist. Die Kirche soll sich aber nicht in die Angelegenheiten des Staates hinemmischen. Mr sorgen für unser Volk, und die anderen sorgen für die ewige Seeligkeit. Man sollte meinen, daß sie damit genug zu tun hätten." Der Minister wandte sich alsdann gvgen die geradezu infame Unterstellung, daß Deutsch land den Religionsunterricht aus der Schule beseitigen wolle. „Es gibt nun einmal", so erklärte er unter heiterer Zustimmung, „keine Protestantische Erdkunde und keine katholische Naturkunde. Die Kinder sollen in der deutschen Auf fassung erzogen werden, „Mbau", ZäckRscke Lekluil-ncbru Lkemnik Sachsens Mell am deutschen Wiederansstieg Chemnitz, 23. 5. Am heutigen Sonn abend wurde auf der Chemnitzer Planitzwies« d'« Ausstellung „Aufbau" - Sächsisch« Lei- stungsschau 1937 — ft'erlich «röffnet. Schirm herr der Ausstellung ist Gauletter und Reichs- statthalter Martin Mutschmann, als ideelle Träger zeichnen di« NSD4W und di« DAF des Kreise» Lhemnitz und di« Stckot Chemnitz, während di« organisatorisch« und tech nisch« Leitung in den Händen des Instituts für Deutsch« Mrtschaftspropaganda, B«rlin, l'egt. Tatkräftig gefördert wurde di« Aus stellung von der Landerstellt Sachsen des Re'chs- minlsteriums für VolksaufNSrung und Propa ganda. Zweck dieser A«rstell«i»g istz allen Volksge nossen die kulturellen und wirtschaftlichen Lei- stungen de» sächsisch«, Jndustriebeztrks seit der Machtübernahme durch den Nationalsozialis- mus klar ,md eindringlich vor Augen zu führen. Dementsprechend ist die Ausstellung in «inen kulturellen und in «inen wirtschaft lichen Teil gegliedert. D«r kulturelle Teik enthält die Abteilungen: Der Arbeiter, Ar beiter und Bauer, Arbeiter und Soldat, Woh nung und Siedlung, Volkstum und He'mat; der «irtlchaftlich« Teil ^igt: Da» Handwerk, den Hansel und die Industrie. Verbunden mit diesen Abteilungen ist auf einem Freigelände eine Siedlung»- und Gartenschan sowie Klein, tierzucht. In der Halle I ist auch die Ehrenhalle der Deutsch«, Arbeit untergebracht. Hier grüßt dm Eintretenden das Wort de» Führers: „Es gibt nur ein«, Adel — Adel der Arbeit". A, dieser Halle sind fast alle von der DAF be- treutm Betrieb« wie Tertil, Eisen und Metall, Holz, Druck und Papier «sw. «ntergebracht, ebenso die Ausstellung der Frauenabteilung der DAF. der Reichsarbettsdienst, Kraft durch Freiwe. In den anschließenden anderen Hallen zeigen Handwerk, Industrie und Handel Mei sterstück« ihrer Erzeugung bzw. den Waren verkehr. Einen großen Raum nimmt auch die Aus stellung der Wehrmacht «in, die neben verschie denen militärischen Einrichtungen auch eine 15-Zentimeter-Kanone, «in schweres Maschinen gewehr, Nachrichtengerät« usw. zeigt. Die Re'chspost hat «in modernes fahrbares Post amt aufgest«llt. D'e hier aufgelieferten Post sachen erhalten «'nen besonderen Ausstellung»- stempel. Di« Ausstellimg wird für alle Schaffenden der Stirn und der Faust Ansporn sein, bei dem bisher Erreichten nicht flehen zu bleiben, son dern unter Einsatz aller Kräfte zum Wohle unserer Vaterländer weiter aufwärtrznstreben. Ein Besu<b dieser Ausstellung aber wird jedem Volksgenossen neue Anregim en imo E idräck« vermitteln. A wollen sich im späteren Leben nicht in erst« Re,he als Protestanten oder al» Katholiken, f-mdem zuerst und zunächst al» Deutsche fühlen? Immer wieder erfüllte tosender Beifall dl« Deutschlandhalle als der Minister dies« Er- dankengänge mit feiner Satire und scharfem Witz weiter ausspann und unter Hinweis auf ein« geharnischte Erklärung Napoleons gegen klösterliche Anmaßung und klerikale Einmischung in die Staatsangelegenheiten ironisch feststem«, daß Deutschland einst nicht den Anspruch auf Originalität erhebe, wenn es sich heute nm den kirchlichen Autoritäten auseinandersehe. Sexualprozeffe keine Schelnprozeffe Auf einem ganz andere« Blatt allerdings stehen di« Gerualtzrozess« gescheitem die iu diesen Wochen und Monat«, in viele» Städten de» Reiches gegen eine Unzahl vo» Mitgliedern de» katholischen Klerus durchs«, führt werden und saft ausnahmslos kür die Angeklagten zu schweren Gefängnis- und Zuchthausstrafen geMrt haben. Diese Sache, geht im Augenblick nicht s» sehr den Staat alS vielmehr Sen Staatsanwalt an. Es handelt sich dabei auch nicht, wie von kirchlichen Kreisen durch Ausstreuung unkontrollierbarer Gerüchte glauben zu machen versucht wird, um bedauerliche Einzelerscheinungen, sondern um einen allgemeinen Sittenver fall, wie er in diesem erschreckenden und empörenden Ausmaß kaum noch einmal in der gesamten Kulturgeschichte der Menschheit festzustellen ist. Wenn demgegenüber be hauptet wird, das seien alles nur Scheinpro» -esse, die dazu dienen sollten, die heilige katho lische Kirche zu kompromittieren, so mutz ich darauf folgendes zur Antwort geben: Greuelpest wir- ausgerottet Ich bin in den letzten Wochen beruflich ver pflichtet gewesen, eine«, wenn auch nur ge ringen Bruchteil deS einschlägigen Materials in den amtlichen Prozeßakten selbst durchzu- studierrn. Ich kann nur sagen, daß das, wa» darüber in den Zeitungen steht, geradezu winzig anmutet der haarsträubenden Sittenberwklderung gegenüber, di« hier tatsächlich zutage tritt. Wenn also vo« kirchlichen Kreisen erklärt wird, die veröffent lichten Prozetzberichte gefährdeten die Sitt- lichkeit der Jugend, so mutz ich demgegen- über betonen, daß nicht die Zeitungen, Sie diese Berichte bringen, sondern die der- brecherischen sexuellen Berir- rungen des katholischen Kleru» das leibliche und seelisch« Wohl der deutschen Jugend auf das ernsteste zu bedrohen ge- eignet find. (Starke Zustimmung.) Und ich kann mit allem Nachdruck vor dem deutschen Volk, das in dieser Stunde mein Zuhörer ist, betonen, datz diese Sexual- pest mit Stumpf und Stiel auS- gerottet werden mutz und wird; und wenn die Kirch« sich dazu als zu schwach er wiesen hat, so wird das der Staat besorgen Da« Rezept der „Germania" Er befindet sich dabei in einer in diesem Falle merkwürdig anmutenden Gesellschaft. Auch im Jahre 1907 hat eS im monarchischen Deutschland in ganz kleinen: Umfairge gegen drei oder vier Mitglieder des hohen Adels ähnliche Prozesse gegeben. Das Blatt deS Zentrums, die „Germania", das damals Wort führer und Sprachrohr der katholischen Kirch« und des hohen katholischen KleruS in Deutsch, land war, schrieb bei dieser Gelegenheit unter dem 27. und 29. Oktober 1907: Es handelt sich hier um mehr alS lediglich nm Vorwürfe sittlicher Perversität gegen be- kiebige Einzelpersonen, an denen die Oeslen«- lichkeit kein besonderes Interesse hat. Die Dinge, welche in diesem Prozeß der Oes- fentlichkeit enthüllt worden sind, beauspruoen vielmehr eine besondere Beachtung, weil sie ni kulturhistorischer wie in politischer Beziehung