Volltext Seite (XML)
Warum mau dk Suchen Nlttz Wd Donner als Angst und Gefahre» HlIlHhOIK HNlI / ouelle - Das Gewmer in BolkSglaubea fßHTA/^DI undMlenfchafl Wenn sich im Frühling und Summer die ersten unheilverkündenden Gewitterwolken «m Horizont zeigen und die ersten Donner t« der Ferne grollen, dann werden viele Menschen von einer plötzlichen nervösen „Ge witterangst" befallen, in der sie die planlose ren Dinge begehen, um sich so gegen das Ge- Witter zu schützen. Die meisten Menschen, die qmter solcher Gewitterangst leiden, lassen sich ch, der Regel mehr vom Donner als vom zuckenden Strahl des Blitzes erschrecken. Denen sei zunächst gesagt, dass der Donner bisher keinem Menschen auch nur ein Haar gekrümmt hat. Anders verhält es sich dagegen mit dem Vlitz. Er birgt tatsächlich viele Gefahren in sich und besitzt die zerstörende Wucht unvor stellbarer Energien. Nach Schätzungen ent fallen in Deutschland alljährlich aus je eine Million Gebäude 310 zündende oder sonst zerstörende Blitzschläge, die einen Schaden von vielen Millionen anrichten. Eine fran zösische Vorkriegsstatistik nennt den jährlichen Blitzschaden mit 20 Millionen Mark. Auch Todesfälle und schwere Verbrennungen durch Blitzschläge gehören durchaus nicht zu den Seltenheiten, und so hat man errechnet, dass in Deutschland allein jährlich etwa 180 Men schen vom Blitz getroffen werden. Diese we nigen Zahlen beweisen immerhin, daß Ge witter eine durchaus ernst zu nehmende Ge fahrenquelle bilden und daß man aus diesem Grunde zumindest die allgemeinen Regeln gegen diese Gefahr kennen muß. Der Blitz ist eine elektrische Erscheinung, die dadurch entsteht, daß sich zwischen einer Wolke und der Erdatmosphäre eine hochge spannte Elektrizität ansammelt, die durch plötzliche Ueberwindung des dazwischen lie genden Luftwiderstandes, gewissermaßen also auf dem Wege des Kurzschlusses, zur Ent ladung kommt. Sein elektrischer Strom pflegt sich an ausgedehnten Leitmassen, z. B. am Häusermeer einer Straße, flächenartig und daher weniger gefahrvoll auszubreiten. Dagegen erhält er eine konzentrierte Kraft, Wenn er seinen Weg zu hochragenden Einzel gegenständen auf der Erdoberfläche nimmt. So ist es verständlich, daß einzetstehende Bäume, Berggipfel oder einzelne Gehöfte häufiger vom Blitz getroffen werden als dicht zusammenstehende Häusermassen. Man hat kürzlich die Blitzeinschläge alljährlich in Deutschland auf 7000 geschätzt, wovon durch schnittlich 92 v. H. ländliche Gebäude beschädi gen, während in der Großstadt der Sach schaden nur gering ist. Die Gewittergefahr ist in Deutschland durchaus nicht überall gleich groß. So sind die gewitterreichsten Gebiete im Taunus und im Glatzer Kessel zu suchen, die im Jahres- durchschnitt 30 Tage Gewitter erleben, in Sachsen 28, ferner im Spessart zu beiden Sei ten des Mains bis zum Rhein, die Umgebung der Ruhr bis Rhein, der Moor- und Seen gürtel der Norddeutschen Tiefebene und Süd westholstein mit der ganzen Nordseeküste. Da gegen ist die gesamte Ostseeküste gcwitterarm und hat nur einen Jahresdurchschnitt von 12 bis 15 Tagen zu verzeichnen. Die kleine Stadt Blankenese hat sogar als einzige Ortschaft des Deutschen Reiches das seltsame Privileg, keinen Blitzableiter zu besitzen, well sich die Gewitter, die mit der emporziehenden Flut von Cuxhaven die Elbe Hinaufkommen, nie über Blankenese entladen, sondern stets auf dem gegenüberliegenden Ufer. Der gewitterreichste Monat ist der Juli, ihm folgen Juni und August, und die ge witterärmsten sind Mai und September. Die gewitterreichsten Tagesstunden liegen zwischen 3 und 5 Uhr nachmittags, die gewitterärmsten zwischen 6 und 8 Uhr morgens. Man unter scheidet hauptsächlich drei Arten von Blitzen, und zwar die Linienblitze, die von der Wolke zur Erde dringen und am häufigsten vor kommen, aber zugleich auch die gefährlichsten sind; ferner die Flächcnblitze, die an sich harmloser sind und meist an den Außenflächen der Wolken auftreten und die gewissermaßen ausgedehnte St Elmsfeuer darstellen, und schließlich den ebenfalls gefährlichen, aber zum Glück seltener auftrctenden Kugelblitz. Wie sein Name schon sagt, gleicht er einer Kugel von verschiedener Größe und rollt zuweilen völlig harmlos über Wege und Dächer, dringt aber auch mitunter in die Wohnungen ein und verschwindet schließlich spurlos. Aller dings kommt es auch vor, daß er unter star ker Detonation platzt und dabei großen Schaden anrichtet. Wahrscheinlich besteht diese Leuchtkugel, wenn man diesen Kugel blitz so bezeichnen will, aus einer gasförmigen Masse, etwa Stickstoff, oder, wie manche Ge lehrte vermuten aus Ozon. Schon in allerfrühester Zeit fürchtete sich der Mensch vor den dämonischen Gewalten der Natur, und so ist es nicht zu verwundern, daß er schon sehr bald versuchte, sich vor dem Gewitter durch mancherlei Mittel zu schützen. So sammelt man noch heute in vielen Gegen den emen Straug von 17 verschiedenen Blu men und Kräutern, die, in der Kirche geweiht und im Hause aufbewahrt, vor Blitzschlag schützen sollen. Nach dem Volksglauben soll ein Haus, aus dessen Dach ein Storchenpaar nistet oder Schwalben wohnen, vom Blitz verschont bleiben, ebenso ein HauS, in dem ein Kind unter einem Jahre ist. DaS in frü heren Zeiten vielfach angewandte Wetter läuten ist in unserer Gegenwart völlig auS dem Gebrauch gekommen, weil man allmäh lich die Wirkungslosigkeit eingesehen hat. Besonders auf dem Lande ist die Ansicht allgemein verbreitet, während eines Gewitters Fenster und Türen zu öffnen, damit der viel leicht einschlagende Blitz daS HauS so schnell wie möglich wieder verlassen kann. Dieser Glaube ist vollkommen unbegründet. Offene Fenster oder Türen bilden keine Gefahr, wohl aber Durchzug, durch den Luftströmungen entstehen können, buchen Blitz verführen, ein zuschlagen. Der sicherste Schutz gegen Blitz gefahr ist im Inneren der Häuser zu finden, wo man sich allerdings von größeren Metall- massen, Leitungsrohren usw. fernhalten muß. Dagegen ist es weit übertrieben, wenn man der Ansicht huldigt, daß man während eines Gewitters auch alle kleinen metallenen Gegen stände wie Schlüssel, Uhren, Messer und Ga beln vermeiden soll. Diese kleinen Metall gegenstände sind durchaus harmlos, und wer gerade beim Essen ist, braucht sich in dieser Tätigkeit nicht unterbrechen zu lassen. Schließ lich sind diese winzigen Eßbestecke keine so großen Gegenstände, baß sie, wie der Volks glaube behauptet, den Blitz anziehen könnten. Eine gewisse Berechtigung hat es dagegen, wenn man das Feuer in Oefen und Kaminen löscht, da der Rauch einen guten Leiter dar stellt. Wie verhält man sich nun aber im Freien? Statistiken haben ergeben, daß unter dem vom Blitz getroffenen Menschen die meisten aus dem Lande tätig sind, die bei aufziehenden Gewittern nicht gleich eine schützende Behau sung aufsuchen können, vor allem Landwirte. Holzfäller, Förster usw. Daraus ergibt sich, daß die allgemeinen Verhaltungsregeln immer noch zu wenig beachtet werden. Im Freien vermelde man während eines Gewitters unter allen Umständen größere Menschenansamm lungen, da der menschliche Körper, besonders wenn die Kleider durchnäßt sind, einen guten Letter darstellt. In einer flachen Landschaft vermeide man jede Erhöhung und lege sich am besten flach auf die Erde, um nicht als höchster Punkt zu wirken und so eine verder- Wenn mau in warmen Tagen auf einer Wiese in der Sonne lag und sich über die wärmende Kraft unseres Zentralgestirns freute, so mag in manchem Nachdenklichen die Frage laut geworden sein, wie heiß eigentlich dieser glühende Gasball, die Sonne, sein muß, der trotz ungeheurer Entfernung von rund 150 Millionen Kilometer noch derartige Wärmemengen auf unseren Erdball zu strah len vermag. Die äußere Schicht der Sonne, die sogenannte Chromosphäre, läßt mit ver schiedenen Methoden ohne weiteres ihre Tem peratur bestimmen, die zu etwa 6000 Grad Celsius festgestellt wurde. Weiter fortschrei tend ins Innere hinein wächst die Hitze mit zunehmendem Druck immer mehr, um nach der Berechnung verschiedener Asttonomen im Kern eine Temperatur von mehreren Mil lionen Graden zu erreichen. Derartige Ver hältnisse sind uns natürlich ganz unvorstell bar. Nicht einmal die Physik weiß, unter wel chen Bedingungen sich dort die kleinsten Bau steine der Materie, die Moleküle und Atome, befinden. Verschiedene Asttonomen haben aber nachgewiosen, daß die Strahlungskraft der Sonne in bestimmten Zeiträumen deutlich meßbar abgenommen haben müßte, wenn nicht aus ihrem Innern heraus eine ständig neue Energiezufuhr entstünde, für deren Er klärung sich nur die Annahme deS dort ein tretenden Atomzerfalls unter ungeheuren Drucken und Wärmegraden findet. Es bedeutete einen Wendepunkt in der Ge schichte der Wissenschaft, als eS dem berühm ten Physiker Prof. Lummer schon vor dem Kriege gelang, im Laboratorium die Tempe ratur der äußersten Sonnenschicht erstmalig zu erreichen und sogar noch weit zu über treffen. Damals hatte man die größte be kannte Hitze in dem Lichtbogen der elektri schen Kohlenstiftlampe gefunden, der, von Pro- sessor Lummer nach langjährigen Versuchen unter den Druck vieler Atmosphären gesetzt, seine Temperatur ganz beträchtlich erhöhte und die erwähnte Grenze von 6000 Grad um mehr als 1000 Grad überschritt. Da man heute die Unmöglichkeit eingesehen hat, mit irdischen Mitteln stellare Höchst temperaturen zu erreichen, haben sich die Ge lehrten mehr und mehr für die negative Seite der Temperaturskala interessiert. Hier besteht nämlich durchaus die Möglichkeit, nahe an die überhaupt zu erreichenden Größen heranzukommcn. Allerdings erleichtert die Natur dieses Vorhaben deshalb, weil bereits bei 273 Grad unter Null der absolute Null punkt erreicht ist, der nicht weiter unterschrit ten werden kann. Diese merkwürdig gerin gen Kältegrade im Vergleich zu den inS Un geheure anwachscnden Wärmegraden werden sofort klar, wenn man sich vor Altgen hält, bendrlngende Anziehungskraft auf de» Blitz auSzuüben. Gut bewährt hat sich der alte Spruch: Vor den Eichen sollst du Weichen, Und die Weiden mußt du meiden; Vor Len Fichten sollst du flüchten Doch die Buchen kannst du suchen. Jahrzehntelange Untersuchungen haben tat sächlich ergeben, daß Eichen und Pappeln m» meisten unter Blitzschlägen zu leiden haben. Buchen dagegen am wenigsten. Aber eine» blitzsicheren Baum gibt es noch nicht, und meines Wissens hat biS heute auch noch keine Versicherungsgesellschaft ein« Garantie auf Buchen gegeben. Die mehr oder weniger große Blitzgefährlichkeit der einzelnen Baum- artrn führt man auf di« Leitfähigkeit des Holzkörpers zurück, di« ja bei den einzelne» Baumarten ganz verschieden ist. Den Blitz schutz der Buche führt man auf den reiche» Oelgehalt des BaumeS zurück, der dem Blitz und seiner elektrischen Leitfähigkeit eine» wirksamen Widerstand entgegensetzt. Der kürzeste Weg ist für den Blitz immer der „bestleitende", der des geringsten elektri schen Widerstandes. Die besten Leiter sind Metalle und Wasser, daher ist auch Lie Blitz gefahr für einen feuchtstehenden Baum stets größer als für einen, der auf trockenem Bode» steht. Weitverbreitet ist der Glaube, daß Lorbeer, Eberesche und Haselstrauch den beste« Schutz gegen Blitzgefahr gewähren, und der gewitterfürchtig- Kaiser Tiberius Pflegte Wohl aus diesem Grunde beim Herannahe« eines Gewitters stets einen Lorbeerkranz auf dem Kopfe zu tragen. Hat der Blitz in einen Baum geschlagen, f» soll man das Holz nach altem Volksglaube« nicht zum Bauen eines Hauses verwenden, weil es den Blitz anzieht. Wahrscheinlich ist dieser Glaube dadurch entstanden, daß di» durch den Blitzschlag hervorgerufene Struk turveränderung in Form geringer Haltbar keit gefährlich ist, aber niemals das Gewitter. Dagegen soll man es zu vielen andere» Zwecken verwenden können, weil dieses vo» Himmelsfeuer durchzuckte Holz eine heilkräf tige Wirkung besitzen soll. So gibt es heute tatsächlich noch Mensche«, die aus solchem Holz Zahnstocher Herstellen, die angeblich Zahnschmerzen heilen sollen; auch schnitzte man sogenannte „Donnerkeile" aus ihm, die, im Hause aufbewahrt, vor Blitz schlag schützen sollen. Das ist selbstverständ lich alles Unsinn und die Glaubwürdigkeit durch keinerlei Beweise erbracht. AM und ab an der Zemperaturttala - Otzegrade ohne Grenze daß physikalisch gesprochen Wärme nur Be wegung ist, und zwar Bewegung der aller kleinsten Teile, der Atome mrd Moleküle. Bei 273 Grad unter Null haben diese Teilche« völligen Stillstand erreicht; eine tiefere Tem peratur läßt sich also nicht mehr denken. Wenn keine Bewegung mehr vorhanden ist, verrin gern die Teilchen ihr bisheriges Volumen auf das kleinstmögliche Maß — Gase werden also flüssig. Am schwersten läßt sich Helium ver flüssigen, das diesen Zustand erst etwa 1.28 Grad über dem absoluten Nullpunkt erreicht. Der ganze Kampf um die unterste Grenze der Temperaturskala, der in den letzten Jah ren mit größtem Aufwand an experimenteller Anstrengung erbittert geführt wurde, spielt sich also um diese winzige Temperaturdiffe renz von 1L5 Grad ab. Besonders hervor getan haben sich die holländischen Gelehrten, die ein Kältelaboratorium in der Stadt Ley den besitzen. Der verstorbene Professor Ka- merlingh Onnes konnte durch rasches Ver dunsten von flüssigem Helium sich bereits um 0,82 Grad dem Absolutpunkt nähern. Später erreichte Prof. Kessom 0,71 Grad absolut. Da Liese Temperatur nicht weiter zu unterbiete» war, ersann der Holländer De Haas ein neu artiges Verfahren. Setzt man nämlich eine» Stoff wie etwa Eisen plötzlich einem starke« Magnetfeld aus, so tritt in dem Metall eine Erwärmung ein. Prof. De Haas brachte- nun eine Substanz in das Feld eines starken Elek tromagneten und kühlte sie mit flüssige« Helium auf 1,25 Grad ab. Dann schaltete er plötzlich den Strom aus, worauf von der Substanz die Wärme, die sich während der Magnetisierung erhalten hatte, wieder ab gegeben wurde. Die Temperatur fiel also be trächtlich. Im Frühjahr 1933 wurden mittels dieses Verfahrens in Lehden 0,27 Grad abso lut, einige Monate darauf 0,14 Grad, und dann die Rekordkälte von 0,085 Grad erreicht. Es ist zweifelhaft, ob es gelingen wird, je mals 0,00 Grad absolut zu erreichen, da der gesetzmäßige Zusammenhang zwischen Tempe ratur und den eben beschriebenen magneti schen Vorgängen bei den allergeringsten Kälte graden unbekannt ist. Es wurde in den letz ten Jahren bei diesen Versuchen eine Reihe sehr merkwürdiger Eigenschaften entdeckt, die das Verhalten der sonst den Gesetzen der Physik immer entsprechenden Stoffe erheblich verändert erscheinen lassen. So tritt in Me tallen z. B. eine Supraleitfähigkeit ein, d. h. der elektrische Strom kann einen Draht, der auf eine Temperatur imho dem absolute» Nullpunkt abgekühlt wurd«, widerstandslos durchfließen. Zum erstenmal ist damit in der Geschichte der Wissenschaft ein echtes Perpe» tuum mobile erzeugt worden. Der Storch ließ auf dem Dach sich nieder, WM Engel. Au- sprach: „Da, Kinder, bin ich wieder!" SriS und WU