Volltext Seite (XML)
DranAenbergo« LrzArl« UagsbrsVt S« Mai 1M7 ImmhsferdüöLn U»h«d«rr«h«s<^iig durch Vrrlagiaustarr Mauz, Mtuchru ^^awrONE VAn qm»A Lv«kk Ms „G'sengs Gott für die Aufwartung," sagt er. „And kommt halt auch bald auf den Tannhof. Di« Mutter wird sich freuen." Der Bauer begleitet Thristoph hinaus. Sie stehen noch eine Weile im Hof, wissen sich allerdings nicht mehr viel zu sagen. Der Bauer schaut zu dem reichbestirnten Himmel auf und murmelt ein paarmal: „Narrisch viel Stern hals, narrisch viel Stern!" — Indessen klettert Thristoph auf den Vock und faßt die Zügel. Er reicht seinem angehenden Schwiegervater nochmal die Hand und dann geht es mit klirrenden Rädern und flinkem Hufgeklapper in die Nacht hinein. Die Tannhoferin liegt schon im Bett, als Thristoph da« heim ankommt. Als er in der Stube die Stiefel abstreift, fragt sie durch die halbgeöffnete Kammertllre herausr „Hast alles richtig gemacht?" „Ja, Mutter, heut hab ich alles richtig gemacht." „Mit dem Saatkorn mein ich." „Ja, das kriegen wir auch. Morgen hol ich es. Gut Nacht, Mutter." Mit leisem Lachen zieht Christoph die Tür« hinter sich zu und geht in seine Kammer hinauf. 10. Robert stürzt sich, als er wieder nach München kommt, Mit aller Kraft auf die Arbeit. Er hat ein größeres Bild werk vor: „Amazone". Er will zunächst einmal einige Wo chen nichts sehen und nichts hören, sondern in der Arbeit Vergessen suchen. Aber so leicht wird er die Erinnerung an die Abschieds- szene im Walde nicht los. Sitzt er nur einige Minuten still und schließt dl« Augen, so ist das Bild wieder vor seinem Geiste: Linde, wie sie sich noch einmal nach ihm umwendet», !mit einem Blicke wie ein zu Tode getroffenes Reh. In sei« Pen Träumen verfolgt ihn dieser Blick, es ist oft so quä lend und schmerzhaft, daß er aufschreckt aus dem Schlaf, in die Kleider fährt und mitten in der Nacht in wilden, ver- tvorrenen Gängen die schlafende Stadt durchquert, bis er fm Freien ist, die Bäume rauschen hört und der Nachthim mel sich hoch über ihm wölbt. Nur keine Häuser, keine Menschen! Als er so wieder eines Nachts, von der Eewissensqual emporgeschreckt, lange in d«m Englischen Garten herum- geirrt war, kam ihm beim anbrechenden Tag ein Entschluß k «r wollte nun auch im Verhältnis zu Hilde Vergendorf Klarheit haben! Für eines braucht er allerdings keine Bestätigung: daß er diese Frau liebt, rasender als je. Er hat sie nun län gere Leit nicht aeleben. ihre Briefe sind kurier geworden, «der immer noch von einer herzlichen Wärme. Indessen was hilft ihm das? Diese Wärme, die aber doch auf Distanz hält. Er wird nur noch begieriger nach ihr. Liebt sie ihft überhaupt? Sind die sympathischen Eesllhle, die sie ihm »ntgegenbringt, und zwar zweifellos entgegenbringt, schoit der Anfang einer sich langsam anbahnenden Liebe? Aber Warum -ög«rt sie dann? — Er ist doch kein Anfänger unb Schüler mehr. Einige Werke stehen da, die sich sehen lassen Mn«n! Gute Kritiken liegen vor. Keine, die ihm nicht "NW verheißungsvollen Aufstieg prophezeit«. Warum tritt er nicht, genau wie vor Linde, einmal vor Hilhz VOrgendors hin uno stellt die Gewtssensfrag«? Et ist rin Mann geworden von Lebensart, weiß sich zu be- Mhmsn, hat «in Ziel und weiß, was er will. Er kann »S Mit dem andern aufnshmen, jenem Herrn, der mit ihr äh d«m Tischchen vor dem S««wirtshaus gesessen und ihr« Hände gestreichelt Hai. War jener nicht alt, mit silhet- grauen Schläfen? Aber er ist jung! Will Hilde Bet- gendarf ihre junge Schönheit an diesen alternden Herr» ketten? regiert. Daß nun Martha fort soll, will ihm schon gär nicht recht behagen. Wer soll denn dann seinen Hof einmal be wirtschaften? Dies« B«denken äußert er auch seiner Frau gegenüber, als da« junge Paar ein wenig in den Eart«n geht. „Ja, das war auch gleich mein erster Gedanke. Aber sinh wir denn schon alt, Hannes? Wenn Gott will, können wH noch zwanzig, fünfundzwanzig Jahr den Hof bewirtschaften. Bl» dahin hat vielleicht di« Martha schon ein paar Bube» von denen dann einer unseren Hof übernehmen kann." »Herrgott, Alte, du denkst aber schon w«it. Nein, was sich doch an einem einzigen Tag alles ändern kann!" Thristoph und Martha find indessen draußen im Garten« „Hab ich mein Sach recht gemacht, Martha? Und bist zufrieden mit mir?" „Ganz zufrieden," sagt sie und schmiegt sich an ihn, „Sch hab dich ja schon lang gern. In Eisenstein auf dem Lag« markt hab ich dich einmal gesehn und seitdem hab ich dich nimmer vergessen können. Und jedesmal, wenn von euch Tannhofern die Rede war, dann hab ich es gespürt, wie mein Herz klopft." „Hat man denn so viel von uns geredet?" „Unter Bauersleuten weniger. Aber «in j«d«r Häuft«»«, hat von euch erzählt, hauptsächlich von dem «in«n, d«r sä schöne Bilder schnitzt." Thristoph mutz auch zum Abend noch bleiben, und «s ist schon ziemlich spät, als der Knecht die Pferde aus dem Stall führt und die Laternen am Wagen anzündet. Christoph verabschiedet sich in der Stube von Marth« und der Bäuerin. Mitunter wirft Martha ihm einen bezeichnenden Blick zu und gibt seinen Tritt unterm Tisch zurück. Ach ja, er weiß gar wohl, was sie meint. Aber das ist gar nicht so Hinfach zil sagen. Schließlich rafft er sich doch auf und platzt Heraus ohne jede Einleitung: „Wie wäre es, Vater und Mutter von der Martha, wenn Ihr sie mir zum Weib geben möchtet? Dis Mutter will mir den Hof übergeben und da brauch ich eine Bäuerin." Daß Thristoph gleich so schnurstracks auf sein Ziel los- gehen würde, das hat Martha nicht erwartet und noch viel weniger ihre Eltern. Er versteht sich eben nicht auf bäuer- Uche Wink«lzüge. Martha wird blutrot im Gesicht und der Pauer rutscht verlegen auf seinem Stuhl hig und her. Nur Hi« Bäuerin bleibt ganz ruhig. Ihre Augen gehen von Thristoph zu Martha und wieder zurück. „Kennt ihr euch denn schon?" fragt sie dann. „Lang eigentlich noch net," gesteht der Thristoph. Der Bauer sagt etwas mürrisch: , „So hinterhälterisch hältst grad auch net sein brau chen. Dirndl." rNI «Ich hab di« Martha erst einmal g'Mn, am Dienstag, wie ich von Wettzell heimgefahren bin. Aber ich bin ihr gut und glaub, daß sie mir es auch ist. Und jetzt frag ich nochmal, ob ihr sie mir geben wollt." „Seid ihr zwei euch denn da schon Msg, wenn ihr «uD erst einmal g'sehn habt?" fragt der Gö8l und schaut vetl legen sein Weib an. Und die Bäuerin schaut lächelnd alle drei an und saatt „Die Lieb kommt und ist da. Plso, Vater, quäl die jum gen Leut nimmer lang und sag ja." „Wenn es so ist, dann freilich bleibt mir nix qpdrrH stbrtg." Und er streckt dem jungen Bauern di« Hand Üb« Len Tisch. Da« kam nun freilich ganz ander», al« der Gödl seit Sahre« gerechnrt hat. Ei« Schwiegersohn hätte kommey Mssen. dir fein«« Sof hat und der dann aus dem «Lwol IS (Nachdruck verboten.) , Aber j« näher «r dem Gödlhof kommt, desto mehr Herv Hopfen verspürt Thristoph. Und wenn er fich auch schilt Utw stch einen Feigling nennt und einen Waschlappen — es Hilst sticht«, da- Herz Nopft ihm einfach bis zum Hals hinauf. i Nun ist «r da, wo «r fich da« letztemal von Martha a» j»«nnt hat, Liegt in das Sträßl«in «in und läßt die Pferd« M Schritt geht«. Krotz uiw breit fi«ht er den Hof schon vor fich lt«a»n. An der stattlich«« Reihe der klein«« Fenster spiegelt fich das Tonnenlicht. Gin warmer, stiller Strom umflutet das ganz» Kaus. Nu« kafln Thristoph auch erkennen, datz jemand auf der Kausbank fitzt. Es ist der Gvdlbauer und seine Frau. Der Jungbauer hält mit einem Ruck vor der Haustüre, wickelt umständlich di« Zügel um den Bremsgriff, räuspert fich ein paarmal und steigt vom Wagen. „Grütz Gott, Gödl! Ich Lin der Tannhos«r Thristoph Md di« Mutt«r schickt mich, ich soll einmal wegen einem Mlattorn fragen." Der Gödl, klein und untersetzt, fixiert den Angekomme- pen mit flinken Äugest. ,Ha, das könnt ihr schon haben. Wieviel soll« denn sein?" „Acht bis zehn Zentn-f, denk ich." „Haben wir Len« noch fo viel?" mischt sich jetzt die Bkue- Äp dieln. Sie hat noch ein sehr junge« Geficht, aber schoy ganz weiß« Haare. Aus ihren großen, grauen Augen blüht dieselbe Pracht und Ruhe, wie sie Thristoph bei Martha schon bemerkt hat. „Zehn Zentner können wir schon noch avgeben," nickt her Bauer zu ihr hin. Und dann sagt er zu dem Besucher: >Aa hast aber ein paar schöne Rösser." „Dreijährig und selbst gezügelt," antwortet Christoph Nicht wenig stolz und dabei geht sein Blick an der Hausfront entlang. Und da entdeckt er, auf einen Husch nur, hinter den blühenden Eeranienstöcken Marthas Gesicht. „Komm mit und schau dir das Korn an," sagt der Bauer. „Ungeschauter kauft man nix." „Tut doch die Rösser in den Stall," sagt die Bäuerin. „Gleich wird er uns doch net wieder davonsahren wollen, M junge Tannhofsr? 's ist net so Brauch auf dem Wald." Sie ruft einen Knecht und geht in die Stube. Christoph steigt mit dem Bauern auf den Speicher, aber weil der ver- Mossen ist. muß der Gödl nochmal zurück in die Stube um wen Schlüssel. Dort sagt die Gödlin zu ihm: „Patz auf, Hannes, der kommt n«t wegen dem Saatkorn Allein, sondern wegen der Martha." „Geh, was ihr Weiber gleich immer denkt," antwortet W polternd, obwohl es ihm selber schon durch den Kops jtzegangrn ist. Als sie dann vom Speicher zurückkommen und die Stube i betreten, ist Martha auch anwesend. , Die jungen Leute reichen sich die Hände und werden ein wenig rot dabei. „Jetzt sitzt nieder," saat die Bäuerin und tischt auf, was das Haus zu bieten hat: Speck, Kirschwasser und Roggenbrot. Martha fitzt Christoph gegenüber, und wenn Christoph keine laugen Beine ein wenig streckt, kann er ihre Fuß spitzen berührest, And das geschieht sehr oft im Laufe der zwei Stunden, Vie bei dem anregenden Gespräch über Land wirtschaft, ViehstaNd und Marktpreise wie Im Flug ver rinnen. Sie hatt«n nt« üb«» dies«n Herrn gesprochen. E« «n einmal gesprochen werden! Robert Meißner MNYföst. Hilde ist eine Frau, für di« man d«n höchst«» fitz -irÄt hat. Am and«rn Morgen kommt «in Herr auf sein Atels«? 7»- A-Nkamp schreibt er sich. Er ist Rennstallbesttzer und Hilst K sich ÄN, daß sein Haus erst vollständig sei, wenn auf dM ik-iM Blatz vor dem Treppenaufgang ein« Amazon, vH Rache balte. Er habe nun gehört, datz Robert Meißner aw i in«r AMazone arbeite. Als Modell, meint er, könne dH Herr Pildhau«r sein Ltedlingspferd, di« „Goldelfe, ver, Lenden. Ob «r noch nichts gehört habe von Gold elfe? Nei» ör ktznne es gar nicht glauben, datz der Herr Künstler fich K Henig mit R«nnsport befass«. Ja, also, di« Gold«lse. llnA auf ihrem Rücken dann di« Amazone mit gezücktem Schweb und flatternden Haaren. Er habe dafür bereit« jemaM vorgesehen, und wenn es ihm recht sei, würde «r ihn g«le-s Mnich mit der Dame bekannt machen. Jp, übrigen prahlt Herr Ohlenkamp sehr mit seines ichtum und betont immer wieder, daß der Preis für LckD " KÜ gar kein« Rolle spiele. Und dann lobt er in einM ältigsn Aufwand von hohlen Redensarten ein« PkaW Robert, di« er bei einer Bekannten von ihm gehest «ooszt benimmt fich so höflich, als es ihm nur möglich ist» Wvohl es ihn reizt, ihm zu sagen: „^«»ehrtest«», Sie mögen vielleicht von Pferden etwqs rAst-M, aber mit Geistesgaben und Kunstverständnis find Dz nicht Überschüttet. Und wenn ich Ihnen ein« TrausK Modelliere und Ihnen sage, da» sei eine orientalisM es, dann glauben Sie es auch und behaupten, ich seh und phänomenal." er da fährt ihm der Gedanke durch v«n Kopf: »ft SiW HW aus diesem Auftrag kannst du deine SchulbeH rast SÄ Lind« aus einmal tilgen und niemand hat dir baust Wr was vorzuwerf«n... Noch am gleichen Tag nimnA r die Arbeit auf und schafft fieberhaft. Doch diese ArbeF st mehr eine Flucht von quälenden Gedanken als schöpssM ch«r Trieb. Jeden Morgen fährt er zum Rennstall hinauf Di« Pferd« kennen ihn schon und wiehern freudig, wenn H Len Stall betritt. In den Stunden mit den Tiere« wirH Robert» Fieber ein wenig stiller. Er modelliert Goldelf« fchönen nervösen. Kopf und plaudert mit Fräulein Jrmä» dem Amazonenmodell. Am Abend dann geht er in sein AW lier und schnitzt eine neue Madonna. Das Werk schreitet voran, doch die innere Unrast wM nicht weichen. Alle Briefe an Hilde, alle Einladungen, kW neues Werk zu besichtigen, bleiben unbeantwortet. Als IW dann eines Tages aus seine Ansrage beim Büro der BM gendorswerke di« Auskunst wird, Fräulein Bergendors verreist, da steigert sich seine Unruhe zum Sturm. Was soll er von Hilde denken? Derreist ist sie, ohne ihm Nachricht zu geben? Verreist vielleicht mit jenem qH dern... Die Eifersucht sticht ihn wi« mit Radeln. Gr rüW nun kein Schnitzmesser und kein Modellierholz mehr ast. fitzt den ganzen Tag in Kneipen herum und fällt am Abend halbberauscht ins Bett. , Schließlich sieht er ein, daß es nicht so weit«rgeh»n kaM „Es ist ja alles Unsinn, was ich denke," sagt er fiA „Eines Tages wird mich Hild« überraschen und alles W gut." Und er arbeitet wieder an seiner Madonna, di» nW schon bald ihrer Vollendung entgegengeht. Draußen fällt der erste Schnee. Lautlos wirbeln Li» Flocken an dem großen Atelierfenster vorüber. Und «Ines Tages pocht es an die Türe. Robert zuckt zusammen, dann eilt er mit großen Schrit ten, um zu öffnen, denn wer kann es denn anders sein al- Hilde? Ein Rausch erfaßt ihn, sie kommt zu ihm. Strah lend vor Glück öffnet er die Türe und steht einem Herr« gegenüber, den er sofort kennt. Es ist sein Oberammstz qauer Lebrer Professor Haaen. Er führt ibn ins Atester. Der Alte strahlte vor Vergnügen und schüttelte RovÄr di« Hand. „Muß doch einmal nach meinem Meißner sehen. Ob Dl was wird! Ob er hält, was er verspricht!" „Nun ja" — sagte Robert — „es macht fich fo laiMmL man ist zufrieden. Was Gutes an mir ist, sei die SchM Hagen, sagt man!" — Dieses Lob gefällt Meister Hagen ungemein. Sein« Aeuglein blitzen. „Sagt man? Sagt man es wirklich? Wer sagt es?" „Die hohen Herren von der Akademie!" — Da lacht der Alte mit Behagen und streicht sich den Bqrk« „Siehst du, Meißner, die Herren von der Akademie W ben also doch manchmal eine gute Idee! Wie sie schon dA hinter gekommen sind? Ja, die Schule Hügen ist gut, — kH Nehms mit jedem Akademieprofessor da auf — aber sie ist nur gut, wenn auch ein Fundus da ist. Und der war v-M Meißnerrobert da. Das ist das Kasus —" Er putzte seine Brille mit dem großen weiß-blau gewür« selten Taschentuch, das in der Oberammergauer Md» schnitzerschul« eine sagenhafte Berühmtheit erlangt hatt^ und sagte: „So, und nun zeig mir mal etwas, junger Freund l"^> Sie betrachteten einige Gipsabgüsse, Wachs- und Plafi^ linentwürfe, bei denen der Meister in kurzen, prägnant«» nicht immer sehr salonfähigen Worten knurrend seine Kv tik abgibt. 's Zuletzt treten fie vor die fast lebensgroße Madonna, äst der Robert zur Zeit arbeitet. Verblüfft tritt Meister Hagen zurück, knelst di« AuM zusammen und sagte nur ein Wort? „Respekt? —" Dann lacht er auf einmal belustigt „Und die« Gesicht? Ja, die kenn ich — Ra, gemacht hat Etz fich^nnser« jung« Freundin?" 2^ (Sortiitzimg folgte