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ges noch mit sich trug. Ihn selbst hatte da» nie geistört. Er macht« ntz «in Hehl daraus, bah der Bater als kleiner Arbeiter begann« hatte. War es nicht wunderbar, wie er sich au» der Enge und Dürftigkeit eines armen Lebens herausgearbeitet hatte. Ms er schafft«, arbei tete, ungebrochen, fleißig, stetig! Was galt denn da ein Begriff wis Gesellschaft und Vor nehmheit? Er lächelte jetzt. Er liebt« den alten Herrn nun mal, wenn si« sich in diesem Punkt auch gar nicht verstanden. Diese ein« Schwäche war der einzige Fehler im Leben sein«; Vaters. „Na also, Vater — du bist einverstanden?" Der alte Herr strahlte. „In diesem Falle, ja", sagte er glücklich. „Setz dich mit Hermann Nyssen auseinander und tu, was du willst. Und las; dich nochmals beglückwünschen, Junge. Wenn das deins selig« Mutter erlebt hätte — —" Er sah einen Augenblick sinnend aus dem Fenster. „Mach's gut. Junge! Wann bringst du uns deins Braut?" „Ich denke bald, Vater." Monika Nyssen ordnete hell« Kkrschgweig« in graften Kristallvasen. Es war ein wunder volles Bild, das die Frühlingssonn« beschien. Die weiften Blütenzweig« wetteiferten mit dem schneeigen Ton ihres Morgenkleidos aus flke- ftendem Georgette, das dis schöne schlank« Ge stalt weich verhüllte und wie schmeichelnd den anmutigen, ausgeglichenen Bewegungen folgt«. In dem blonden Haar fingen sich di« Sonnen strahlen, di« zum Fenster hercmbrackM, liefen den Goldton warm schimmern und sprühten be- zaubernde, glitzernde Funken. Der Spiegel des kleinen Sakons warf das anmutige Bild freudig wider. Es klopft». Das Mädchen im schwarzen Kleid der Dienerin kam hinein. (Fortsetzung folgt.) O« Opfer 6er Bonilla karren Originalroman von Maria Oberlrn Gopyright by Prometheus-Verlag, Dr. Kkch- acker, Gröbenzell bei München 9 (Nachdruck verboten) Der Blick des alten Mannes war plötzlich scharf forschend und zupackend geworden. „Das sieht ja beinahe karitativ aus," sagt« er kalt. „Wie kommen wir dazu, mit unseren Aufträgen die Konkurrenz zu sanieren?" „Warum nicht, Vater? Ob wir ein neues Werk bauen und neue Arbeiter einstellen oder ob wir uns mit den Nyssen-Werken fusionie ren, das ist doch gleich! Nyssen hat ausge zeichnet« Facharbeiter und einen vorbildlich ge leiteten Betrieb. Es läßt sich sine Grundlag« finden, auf der die Nyssen- und di« Stemäcker- Werke auch gut zusammenarbeiten können, ohn« dah du etwas von deiner Machtbefugnis ab« gibstl" Er schloß mit diesem kleinen Scher«, denn er kannte dar sehr ausgeprägt« Macht- und Alleinherrscher-Bewußtsein des Vaters. Leopold Steinacker hatte die starken Brauen unwillig gefurcht. Er spielt« mit seinem kost baren Füllhalter aus schwerem Gold und legt« ihn dann entschlossen fort. - „Trotz allem — ich denk« nicht daran — Martin -" „ . Martin Steinäcker war aufgestanden. Hoch und schlank stand er vor dem rundlichen alten Herrn. Seine dunkle, sehr gewählte und vor nehm« Kleidung, sein festes braunes Gesicht mit den Hellen grauen Äugen und dem schön« - farbigen, dunklen Haar stand in seltsamem Gegensatz zu der Erscheinung des alten Stein- äcker, der in sehr Hellem, grauem Anzug, mit grellgelben Schuhen und zu bunter Krawall« sticht« von der eleganten Vornehmheit feines Der Alte zuckte die Achseln. „Mir ist die Hauptsache, daß du nun endlich in die Kreise kommst, die mir immer noch ver- schloffen waren," sagte er zufrieden. „Dazu hilft dir deine Frau, diese Frau, wie kein« andere! Du bist in Glückspilz, Junge!" Martin Stefnäckers Stirn hatte sich nicht aufgeheM. „Wir verstehen uns da nicht ganz, Bater. Ich brauche die Kreise, dl« dir so sehr suchst, gar nicht! Ich entbehre es nicht, wenn sie mir wirklich verschlossen blieben —." „Du bist ja auch als Sohn des Fabrikbesitzers Steinäcker zur Welt gekommen. Du hast nicht gekannt, was es heißt, in einer Stube zu Hau sen, wie ich früher. Du Haft nicht selbst jahre lang an der Drehbank gestanden, hast nicht Not und Armut kennen gelernt wie ich, Junge! Daher ist mir die Sehnsucht geblieben, zu jenen Glücklichen zu gehören, die das alles ni« kennen gelernt haben —." Martin Steinackers Gesicht war weicher ge worden. „Ich verstehe schon, Bater, daß dir aus die ser Zeit ein« Sehnsucht geblieben ist nach all den Dingen, die dkr früher verschlossen waren. Aber warum gilt dir dis Meinung der Gesell schaft so viel? Du bist doch ein großer Mann in der Industrie, Tausende gehorchen deinem Willen. Was gilt dem da di« Gesellschaft, so ein längst überwundener Begriff?" „Sie hat mich noch nie so recht anerkannt Martin. Well ich mit Frack und Lack nicht zu rschtkoinms. Bkles nicht verstehe. Aber jetzt, jetzt Muh sie «s. Jetzt, wenn ich der Schwieger- vat«r der Monika Nyssen werde!" Martins Gesicht hatte sich wieder verdüstert. Das war d«r einzig« Punkt, kn dem er mit dem Bater nicht übereinstimmen konnte. Dis Eitelkeit des Men Mannes, in der „Gessll- schast" zu gelten, die ihn immer abgeilehnt hatte. Martin wußte, warum. Weil der Va ter zu deutlich die Spuren seines Gmporstie- Sohnes hatte. Wer allerdings über diese äußerlichen Dinge hinwegsah und in das Gesicht des alten Mannes blickte, wer die klugen grauen »Augen betrachtete, das fest und energisch vor- gestreckte Kinn, die kantige Stirn, der erkannt« bald, daß hinter einer schlecht gewählten Hülle ein wertvolles Illner« und überragende Tüch tigkeit sich verbargen, daß der alte Mann trotz seines geschmacklosen Anzuges den könig lichen Kaufmann nicht verleugnen konnte. Sein Mund war jetzt fest und abwehrend geschlossen. „Ich möchts dich trotzdem darum bitten, Vater", begann Martin jetzt wieder. „Ich w:ih, du wirst mir den Wunsch nicht abschlagen. Ich trete jetzt in nahe verwandtschaftliche Be- Ziehungen zu 'den Nyssenwerken." Das Gesicht des alten Mannes war ihm in höchster Spannung zugewandt. „Monika Nyssen wird meins Frau", sagte er kurz. „Nun verstehst du vielleicht, Vater, wes halb es mir am Herzen liegt, daß wir für die Nyssenwerks diese Lösung finden," Der alte Herr war aufgesprungen. „Junge! Ist das wahr?" „Natürlich, Bater. Ich Habs sie gestern ge fragt. Sie hat mich nicht abgewiesen. Heut« morgen werde ich zu ihrer Mutter gehen und mein« Werbung wiederholen." Der Mts stand auf und umarmfe den Sohn. Stolz sah er in das schöne, männlich feste Ge sicht des Jungen. „Daft dir das gelungen ist, Marti,»! Dqs vornehmste Mädchen ganz Berlins! Dk« beste Gesellschaft! Jung«! Du hast «s geschafft l Ich Habs begonnen, aber 'du hast <s geschafft! Du bist jetzt ganz oben!" Martin Steinackers Stirn Haitz sich.ggfuMt. „Vater, ich liebe MoyW», bftts IMaHiz dies« Sachs nicht vom geschäftlichen StanHmnkt aus. Es wär« mir gleich gewesen, wzr Mmika ist! Ich Herats sk vH. „jl^nik^ Nyssell ist, sondern well ich stz MKl" 'M—-MMMSW-WSSSSSSIWSSS Verlage zum Frankenberger Tageblatt Freitag, de« 14. Mai I V37 110 v« Jahrgang Verkommener Kost«« Vorsteher Beschwerdeführer»-« Zöglinge mit Vee Srztzhuns-rmstalt gedroht. Di« Groß« Strafkammer Koblenz verhan delte erneut gegen zwei verkommene Orden-» brüder, die „Barmherzigen Brüder" Hierony mus und GutropiuS, die sich weg«» der glei chen Verbreche» zu verantworten hatten, di» -um Entsetze» d«r Öffentlichkeit allenthalben in den Klöster» verübt worden sind. Der Angeklagte Ludwig Gwchotz „Bruöee HleronpmuS", ist bereit» v-n -er Essener Strafkammer Wege« schwerer sittliche» Berfehkun-r» zu einem Iah» drei Monat«« Zuchthaus verurteilt worbe«. Jetzt fanden ander« Verbrechen ihr« Sühn«. Bruder Hieronymus war 1926 inS Kloster ein getreten. Im Kloster Fulda geriet er in di« typische klösterlich« Sumpfatmosphärr. 1929 hatte er einen kransen Zögling zu versorgen. In der Begründung wird unterstrich«», daß der Angeklagte in jedem Falle der ver führende Teil gewesen sei; das Gericht habe sich davon überzeugt, daß er immer au- Geil hett handelt«. Um dir Jugend vor derartigen Angriffen zu schützen, müßte» solche Verbrechen ganz besonder» scharf geahn det werden. Srden-ge«eral duldet Mellich-LlnMt Am gleichen Tage führte di« Breslque» !Große Strafkammer noch drei weiter« Ver- lfahre» gegen Kloster» und Ordensbrüder we gen sittlicher Verschlungen durch. In dem einen Falle wurden zwei früher« Angehörig« des Ordens der Barmherzigen Brüder wegen Verbrechens gemäß 84 176 und 17S zu drei- «in halb Hw. fünf Jahre» Zucht haus verurteilt. Die beiden Angeklagten haben sich insgesamt nicht weniger als 120 Verbrechen zuschulden kommen lassen. Bemerkenswert war di« i« de» U»t»ilSbe« grünbung hervorgehoben« Tatsach«, Latz dw Ordensoberen um di« Verbreche« gewußt haben. Drr Provinzial hab« anch d«n ver such gemacht, die Angeklagten zu entfernen, jedoch ist di«s an dem merkwürdigen Verhak« ten des Pater General in Rom gescheitert. Unter diesen Umstünden Hütten die An«- klagten sogar «»nehmen könne«, daß ihr« Tat«« von Len Orden-oberen geduldet wür be». D«S Gericht habe an- diesem Grund« mildernde Umstände gelten lasse«. In dr» beiden anderen Verfahr«» lautot«« die Urteile auf ein Jahr sechs Monate Ge fängnis und sechs Monat« und -Wei Woche« Gefängnis. SokstMMUNg -tii-s SWgeWchtn tl»»Ucht mit dem K»»uzeSz«ich«n b«schönigt. SW de» langen Kette der VittlichkitSPro« wA gegen OrbenSangehörig» und Geistlich« Wwö« jetzt in BreSlau »in Fall verhandelt, Wt insofern »in besonders abscheuliches Ge- M-t hat, al- d«r Angeklagte, der tüjährige «tiww« Karl Brrnardt, »in Hau-geistliche» W eine» katholisch»» Stiftung, kein» Hemmung ltzrfpüvt», sein« unzüchtigen Handlungen mit H»O Zeichen d»S Kreuzes zu begleiten. SS GUDw von de» Riedertracht de» Angeklagte«, mm »» darüder hinaus noch behauptete, er WM mit dem K»euzschlagen di» minderjühri« ss»K Stift-bewohner „vor der Versuchung bt- wah—n" Woll»». Rach einer wechsrlvolleu Laufbahn war der Ang,klagte im Jahre 1936 zum Priester ge- MÄt worden. Von Januar bi» Ende 193S Bür «r alS HauSgeistlicher in der katholischen Stiftung „Mariahtlf" in BreSlau tätig. Zu M Verwandlung wurde ein beschränkter Zu- hoHrkrriS von Persönlichkeiten des öffentlichen 8«y,nS und vor allem der Elternschaft »«gelassen, damit ste sich unmittelbar ein Bild von dem machen könnten, was wirklich vor gefall»» ißt. Aus der BÄveiSaufnahme ist be- merkenswert, daß der Angeklagte z. B. auch »in«» Jugendlichen verführt«, von dem er wuAtz, daß dieser gerade wegen seiner An fälligkeit in daS Stift Mariahllf gebracht Wooden war. In seiner „Fürsorge" ging der AnaHlaate so weit, daß er den jugendlichen Stiftsinsassen empfahl, zur Beichte auf s«l» Zimmer zu kommen. Eine Wei- MV« merkwürdige „Fürsorge" des Angeklagten War fein« Besorgnis um die Reinlichkeit eines bestimmten Körperteils der jugendlichen In» Hunat-gäste. Einen Beweis für die „edlen Mytive" bei der eigenhändige» Herstellung oiyser Reinlichkeit wollte der Angeklagte da mit erbracht haben, daß er auf Stirn. Mund, Brust und eben jene Körperteile der betreffen« b«n Jungen das Kreuzeszeichen schlug (!) — «in« Handlungsweise, die der Vorsitzende al» Blasphemie sondergleichen fest- nagstte. Ltt-rg-tage Im Schlafzimmer de- Sa»-geWchen In einem anderen Falle fing es mit Kino- Mld Kaffeehausbesuch an, bet dem Wein und Bier in einer für den Jugendlichen übermäßi- «» Menge getrunken wurden. Als Endeffekt wurde di« Befriedigung der Geschlechtsgier dH Angeklagten mit einem Likörgelage in dem Schlafzimmer be» „HauSgeistlichen" eingeleitet. D»r Angeklagte gab vor, während der ganzen Zeit s«i ihm die Verwerflichkeit seiner Ver ¬ brechen nicht zum Bewußtsein gekommen. Kennzeichnend ist auch, baß eine besonder- gemeine Form nach Ansicht de» Ange klagten von den Verführten als eine,Bevor- zugulltz und Entgegenkommen" zu betrachten gewesen sei. In seiner Anklagerede kennzeichnete der Staatsanwalt mit scharfen Worten die Rabu« listik des Angeklagten, der sich damit beraus- reoen wolle, feine gemeinen Taten nur began gen zu haben, „um den Jugendlichen zu hel fen". Nichts widerlege diese scheinheilige Dar stellung mehr, als der von allen Zeugen be kundete Zungenkuß. - Da» Urteil lautet« gegen Bkraardt wegen fünf verbrech«» nach - 171 Abs. 1 auf M-Jahr« Zuchthaus unter Anrechnung be» Untersuchungshaft sowie auf S Jahre Ehrrn- rechtSverluki. wer feiern«»» Zug oe» non». o-.» >. «ur-o oie uvmnnnirer-Aorei Nock, der Krönung begaben sich der König u d die Köniain in feierlichem Zuge in di» Et. Edward»« Kapelle der W-liminli-r-Abtei. Der König, den man im Vordergrund sieht, trug di« Sioawkron», den N»Ick»«av'el in d r Linien und do« J-vwr in d»r N 'd' <Scherl»Bsid«rdtensi-M.) -bxrS"ieIIt mit Oliveno