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W»«kmW>«gv»MzSKIi» VLU»go ^«rrrVr«rv«s->G Ea-sbratt ö. Mai 1S37 s« M (Fortsetzung folgt.) von den vielen Steinen, die auf seinem Weg gelegen wa ren. Hilde hat sie weggeräumt, ganz ohne Aufsehen, wi, in selbstverständlicher Pflicht. Urheberrechtsschutz durch Verlagsanstalt Manz, München Zeichnung: H. Müller. 00»°. /leimet unll Linsakr «nll au» §pitre bersestellt. Ooracke ckiere, später leitet rveKrunellmenlle Oet:oratton ermöüllckll cki« ll^elleroerrveriuns lle« llra»tt:letlle« al, ^benll-cteick. später t:Snnen Bermel unll Linsats au, anckers/arbiseni LeMS/rtt roerllen. ?ür pin^e ASllllien, kli« sur ttoMreit ein- äetallen sinll, l,l cla, ein/allle, au, leicht Ae/nosteriem Lto// nerifestetlls Äii^ieill (^do. rerttts) »el»' en»p/e/llensn>ert tn- sorc-cHpn^ ist aull, (mittlere ^bbllckun/e) ein bunte» Lieict, cla« aur<l» «inen pasrencten I'üllrcttal er-anrt mircl. „Ist auch noch keiner vom Tannhof ein Künstler gewesen! Und kein Tannhofer durfte je seine Hand ausstrecken nach einer Frau wie Hilde! Sie ist mein Schicksal. Um sie mutz ich kämpfen. Sie mutz mein sein. Ich werde vor den an dern htntreten: Geh weg, du Alter! Ich bin jung, ich bin ein Künstler, ich schaffe unsterbliche Werte, mir gehört diese Frau!" Und der Wald rauscht es und die Bäche, die man so hell und klar hört in diesem stillen Herbstabend. Und die Wellen des Waldsees schlagen es ans Ufer: Hilde! (Stachdruck verboten.) „Robert, ich glaube dir, ich habe gespürt, daß du um SW Frau leidest, irgendwie, das habe ich so deutlich ge- MN; damals, beim Seefest ist es gewesen, als ich schon da- Leich war. Ich konnte nicht schlafen und auf einmal blieb Lie Uhr stehen, obwohl sie aufgezogen war. Und da wußte sch -atz etwas geschieht. Ich habe es in der Seele gefühlt. Ich bin dir aber deshalb nicht böse, lieber Robert, denn tzanz kann sie mir dich doch nicht nehmen. Deine Seele ge hört mir und ohne Seele kann man ja jemand anderen Kicht lieben." » Sie lächelt dabei, als freue sie sich über dies« Fest stellung. „Und dann haben wir uns ja auch einen Ring geschenkt. Das bindet uns ja auch schon im gewissen Sinn. Wenn du in München bist, muht du meinen Ring immer tragen. Hab »eine Angst, daß ich dich je vergessen werde. Ich werde dir »st schreiben. Und wenn dich andere Frauen quälen, denk NN mich! Ich bin nicht eifersüchtig, dazu bin ich deiner zu sicher. Du hast gesagt, du liebest mich, und ein Tannhofer - lügt nicht." Es würgt ihn in der Kehle und trotzdem bringt er kein Wort heraus. Er bückt sich und kützt ihre Hand. Darunter zuckt sie zusammen, denn sie fühlt, daß eine Träne darausfällt. „Mein lieber Robert" flüstert sie und nimmt sein Ge sicht in ihre Hände. „Das wußten wir doch den ganzen Sommer schon, daß wir uns im Herbst trennen müssen. Sei also nicht traurig! Die paar Jahre vergehen schnell, dann werde ich deine Frau sein, und du bist ein großer Bildhauer und hast ein schönes Atelier, in dem du herrliche Statuen aus Marmor meißelst. Ich sitze bei dir, wenn du arbeitest, und bin mausestill. Wir wollen uns ein Haus bauen, ganz oben im Wald, wo die wilden Kirschbäume stehen. Ich bin schon ein paarmal wieder dortgewesen und hab es so unge- fahr ausgemessen. Ein großer Garten blüht und duftet. Oh, ich hab mir das so schön ausgemalt! Es wird schön sein, und vielleicht schenkt uns Gott dann ein Kind, Robert, ein kleines, wuzzeliges Kindlein, kraus und so galdlockig hell wie wir beide sind. Siehst du, lieber Robert, so schön wird es einmal werden. Und deshalb sollst du auch jetzt nicht traurig sein." Er nickt mit ernstem Gesicht und schaut über ihren Schei tel weg dorthin, wo die Sonne schon über den Wipfeln der Bäume steht. „Wir müßen umkehren," sagt er dann mit gedrosseltem "Laut. Er hat plötzlich Angst vor diesem Alleinsein mit ihr, denn es drängt ihn mit Gewalt, sich vor ihr hinzuwerfen 'und zu beichten: O, ich hab dich ja verraten. Inwendig 'brennt es in mir, inwendig verzehre ich mich in Sehnsucht mach der andern! „Wie schnell doch dieser Nachmittag vergangen ist," seuszi lfie. Ihr Gesichtchen wird ganz schmal und es zuckt um ihren 'Mund, als möchte sie weinen. Aber sie beherrscht sich und sagt: „Eines hätte ich jetzt beinahe vergeßen, dir zu sagen. Es handelt sich wegen Bärbel. Ich vermute nämlich, daß sie dir nichts davon gesagt hat, und du wirst es selber viel leicht auch gar nicht bemerkt haben. Christoph läßt ihr keine Ruhe und stellt ihr nach, wo er nur kann. Christoph hat böse Leidenschaften. Auch wie er dich bei mir an- schwärzte, siehst du. Ich habe Bärbel schon gesagt, sie soll zu mir kommen. Im Sanatorium können wir immer Leuts brauchen. Aber sie will die Mutter nicht allein laßen. Lie- ber nimmt sie alle Unbill auf sich und läßt sich weiter von Christoph quälen, als daß sie deine Mutter verläßt. Und deshalb sollst du, bevor du fortgehst, Christoph ins Gewissen reden. Auf dich hört er vielleicht." „Ja, das werde ich selbstverständlich tun. Daß es ft schlimm ist, hab ich gar nicht gewußt." „Sag ihm nur die Meinung richtig, gell, Robert." Damit streckt sie sich, legt die Hände um seinen Hals und küßt ihn. „Mein Brüderlein," lacht sie schelmisch. „Lebe wohl und vergiß nicht, daß dich keine ft lieben wird wie ich." ' Schnell schlüpft sie aus seinen Armen und rennt davon, bleibt nochmals stehen und winkt mit ihrem Taschentuch und lächelt Robert zu, daß ihm ganz elend zu Mute wird. Er muß die Augen einen Moment schließen. Alles um ihn dreht sich und summt und surrt. Verräter! Lügner! braust es in seinen Ohren, tönt es in seinem Herzen. Robert öffnet die Augen wieder, hebt die Hand und winkt, bis Linde nicht mehr sichtbar ist. Dann wendet er sich um, geht dahin, geht wie ein Wild, das man jagt. Die Fäuste hat er geballt und am liebsten hätte er sich ins Ge sicht geschlagen. „Du bist ein Schuft!" schreit es in ihm. „Wie gemein hast du sie behandelt! Hast dich in ihr junges Herz hinein- geküßt, hast sie geliebt und nimmst ihr Geld, und nun fährst du fort und läßt sie zurück in dem Glauben, daß dein ganzes Herz ihr gehöre. Und da willst du nun deinem Bruder Christoph Vorhaltungen machen, obw.ohl du selber nicht viel besser bist. Linde trägt deinen Ring als heiliges Vermächt nis, weint vielleicht um dich, während dein« Gedanken schon bei Hilde sind. So hat's vor dir noch kein Tannhofer ge trieben." «bex da lockt auch schon eme andere Stimme in ihm: Frau Greie halt Ordnung „Gut, daß du kommst, Grete! Da kommt man doch wieder mal auf andere Gedanken!* Ziemlich aufgeregt drückt Frau Lotte die Hand der Freundin. ,Za, was hast du denn, du bist ja ganz aus dem Häuschen?* „Ach, das ist zum Platzen! Seit drei Tagen stelle ich das Haus auf den Kops und suche und suche — ich bin schon ganz wirr von all dem Suchen!* „Nanu, hast du etwas verloren?* „Nein, so ist das nicht. Ich habe Bubis Matrosen« anzug, nachdem ich ihn gewaschen batte, zusammengerollt und weggepackt, weil er ihn vorläufig noch nicht brauchen würde. Aber meinst du, ich kann ihn jetzt finden? Dann hatte ich ein Stück roten Seidenstoff, den ich jetzt so aut gebrauchen könnte. Mein WeinroteS ist bet der Schneide rin, und da brauche ich gerade so ein Stück Seide. Ich kann es ebenfalls nicht finden — ist das nicht zum Toll- Werden? Jetzt kann ich nochmals ein Stück Seide kaufen, und wenn ich das erste finde, habe ich gar keine Verwen dung mehr dafür!* „Was du für Sorgen hast! Wie kommt es, daß du, dche du die Genauigkeit selbst bist, so wenig Ordnung hast?* „Ordnung — ja, was hat denn das mit Ordnung zu iun? Ich habe die Sachen ordentlich aufbewahrt, aber schließlich — es gibt so viel Schubladen und Kästen in der Wohnung, da kann man schon mal vergessen, wo man es hingesteckt hat.* „Du solltest das nach einem genauen Plan besorgen, wie ich das tue, dann würde das nicht geschehen.* „Plan — ? Kann man da nach einem Plan gehen? Wie steht denn der aus?* „Das ist ganz einfach. Ich habe mir ein Heftchen angelegt. Darin schreibe ich alles aus, was ich auf bewahre und wo ich es aufbewahre. Wenn ich etwa» suche, nehme ich nur mein Heft in die Hand und über fliege die Seiten. Steht eS darinnen, dann weiß ich es sofort zu finden, ist es nicht ausgezeichnet, nun, dann ist es eben schon verbraucht oder weggeworfen, und ich brauch« nicht erst zu suchen. Das ist doch praktisch, nicht wahr?* „Das ist eine famose Idee! Du, das werde ich jetzt auch machen. — Ach, was ich schon gesucht habe in meinem Leben, du glaubst es nicht! Aber heute noch kaufe ich mit so ein Heft und schreibe alles auf. Ich bin ja sowieso durch das Suchen mitten im Umräumen.* „Dn solltest mal sehen, wie angenehm das ist. Wie viel Zeit du sparst. Natürlich darfst du auch niemals ver gessen, das, was du wegwirfst oder verbrauchst, auszu streichen. Aber das ist alles eine Kleinigkeit.* „Ich muß staunen, wie du immer einen Ausweg weißt. Bei dir ist alles so leicht und selbstverständlich, wo wir anderen uns das Leben sauer machen, wie kommt daS nur?* „Ja, ich bin halt ein Mensch von System und Ein teilung. Und das sollte jede Hausfrau sein. Wenn man einen genauen Ordnungsplan bei allen Kleinigkeiten an- wendet, mit denen eine Hausfrau sich Herumzuschlage« hat, dann geht alles wie am Schnürchen. ,Ordnung' ist das Zauberwort. Ordnung ist das halbe Leben.* Robert ist nun schon beinahe ein Jahr in München. Er hat sein Atelier in der Herzog-Wtlhelm-Straße und sein» Wohnung in der Nähe des Goetheplatzes. Die Schüler auf der Akademie halten ihn für einen Son derling, bis ihn einige davon einmal zufällig in der Be gleitung Hilde Bergendorfs sehen. Bon da ab ändern sie ihr persönliches Urteil über ihn, denn viele kennen Hilde und wissen,' daß sie im Münchner Knnstleben etwas bedeu tet. Nur in seinem Beruf trauen sie ihm nichts zu und sie wundern sich insgeheim, daß nicht schon längst einer der Professoren gesagt hat: „Es ist ganz zwecklos. Meißner, wenn Sie Ihre Zeit vergeuden. Aus Ihnen wird im Leben kein Bildhauer. Gehen Sie wieder heim und nehmen Sie den Pflug in die Hand, dort sind Sie vielleicht auf dem richtigen Platz!" Robert fühlt instinktiv, wie man über ihn denkt. Er weiß auch, sie haben nicht ft ganz unrecht. Denn dieser Zwiespalt in seinem Innern, dieser Kampf des guten und des bösen Geistes um seine Seele hemmt seine Kraft. Es gibt Stunden der lähmenden Unlust, wo ihm keine Form gelingt. Wo seine Hände nicht gehorchen und seine Vorstel lungen getrübt sind. Nichts wird fertig! Er fängt Hunderte von Arbeiten an und wirft sie halbfertig in die Ecke. Seine Lehrer sind sich nicht im klaren über ihn. Er ist verschlossen, niemandem eröffnet er sich. Sie sprechen mit Hilde Bergendorf über ihn. Aber auch sie schüttelt den Kopf. „Er muß in einer inneren Gärung begriffen sein, über die er schweigt. Es arbeitet l» ihm. Ich kenne mich selbst nicht mehr in ihm aus." ' „Und doch ist eine Kraft da, eine unbändige natürliche Begabung." Aber Robert Meißner schweigt und arbeitet verbissen weiter. Und eines Tages überrascht er alle, die an ihm zweifeln, mit einem Bildwerk, wie er es sich selbst in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft hätte. Er hat eine Madonna geschnitzt, die in Kunstkreisen be trächtliches Aufsehen erregt. Sie steht in der hintersten Ecke seines Ateliers. Mit einem unergründlichen Lächeln steht sie dort. Ein geheimnisvoller Zauber liegt über dieser Statue und doch ist sie voll Kraft und groß in der Linie. Ein Kollege von der Akademie, der zufällig bei ihm vor sprach, hat sie zuerst gesehen. In den nächsten Wochen ist ein beständiges Kommen Und Gehen im Atelier. Die Statue kommt in eine der Kunstausstellungen, wie sie Meister mit ihren Schülern von Zeit zu Zeit veranstalten, um junge Talente ans Licht zu stellen. Eine Zeitung schreibt darüber und Roberts Name wird an der Akademie mit Achtung genannt. Seine Lehrer sind stolz auf ihn. Das hebt ihn ungemein und darüber vergißt er all die qualvollen Stun den und die Nächte, in denen er an sich verzweifelnd vor seinem Bildwerk gesessen. Am meisten ist Hilde von Vergendorf stolz auf ihn. Sis ist ihm zur Seite gestanden wie ein treuer und guter Kai merad. So oft sie nach München kommt, sucht sie ihn auf, um mit ihm über seine Arbeiten zu sprechen. Und sie kommt fast jeden Monat ein oder zweimal in die Kunststadt. Meist kommt sie mit ihrem Onkel. Jenen Herrn vom Seewirts- Haus hat Robert nie mehr bet ihr gesehen. Er fragt auch nie darum, eher hätte er sich di» Zunge abgebissen. So bat er die Illusion, sie komme allein um seinetwillen, stq liebe nur ihn und ihre Seel» sei nur mit der Sorge um Ihn ausgefüllt. Darum vermeidet er es auch, sie über ihr« Geschäfte zu fragen. Er will in seiner Traumwelt leben. Als sie ihn einmal dazu anregen will, eine Porzsllan- gruppe für sie zu entwerfen — Amor und Psyche —", lehnt er brüsk ab. Solche Tändeleien lägen ihm nicht. Jeder Besuch und jedes Zusammentreffen aber steigert seine Liebe. Er kann tagelang nachher nicht mehr ruhig arbeiten, rennt stundenlang im wildesten Sturmwetter durch den Englischen Garten oder streift einsam im Isartal umher. Seine Kollegen hänseln ihn darob — Freunde hat er ja nicht — und sagen, er sei wieder in seinen Sturm- und Dranatagen. Aber dann zeigte es sich, daß die ser Einfluß der Frau ihn doch gewaltig anftuert. Sind die ersten Tage herum, dann schließt er sich ein, stürzt sich wie ein Verdurstender auf seine Arbeit, und die Dinge for men sich. Nun durchdenkt er noch einmal in aller Ruhe, was sie zu ihm gesprochen. Es ist imm»r fast das gleiche: „Sie müssen an sich glauben, Rob«t! Nur der Klaube macht den Künstler. So fest und unerschütterlich müssen Sie an sich glauben, wie wir es tun. Nur aus dem Glauben kommt das Schöpferische!" Ja, es ist zum größten Teil ihr Verdienst, daß er nun auf der Plattform steht, von der aus es ihm möglich ist, den Sprung nach obex zu wagen. Er hat gar keine Ahnung Hochzeit in -er schönen Jahreszeit Oss reäönrte Sterck ller ^rau «st cka« llraut^tetck. Oss war ru allen Tellen so unll nnrll auek in Tukun/t so b/eiben. Or« /etrtFe Atolle scöretbt, Mts unsere ^bbitllunK llnks retet, /Le cka, llrauEetck ckie llobs T'aitts unck reichen §pttren»«niuab Jännhdferküben Än -valdrornan von Hans Lvnfk