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2 Beilage zuni Frankenberger Tageblatt «r VS Go««abend, de« »4. April I »»7 8«. Jahrgang Vie politische Woche GM Vee«»' »et der Vereidigung der Parteiwalter ans tem Itöniglichen Platz in München, mit der bi« Feier deS Geburtstags Adolf Hitlers eben» Po «veihevoll abgeschlossen wurde, wie sie mit »er Fahnenübergabe an die Wehrmacht ein» «leitet worden war, sprach der Stellvertreter DeS Führers, Rudolf Hetz', einige Worte, die be» ganzen deutschen Volk als Richtschnur bienen müssen. Nicht die Rechte, so erklärte Rudolf Hetz, sondern die Pflichten, nicht die Uniform und die Abzeichen, sondern das Her» und der Charakter seien da» Wesentliche. Das verdient unterstrichen zu Werben. Der Nationalsozialismus pst «tue Sache deS Glaubens und ber Tat. Und darum ist es auch töricht. Wenn etwa dieser oder jener durch verstandes- Mätzige Erwägungen »Anschluss" gewinnen Wollte. Die nationalsozialistische Bewegung Wurzelt in einer größeren Tiefe als die es ist, i« der der Verstand etwas aufhellen kann. Man mutz mitschwingen und mitgehen, wenn man teilhaben will an dieser gewaltigen Er» Neuerung des deutschen Lebens. „Seid Vorbild!" rief Rudolf Hetz den neuen Par» teiwaltern zu. Und das gleiche gilt für alle anderen. Einst war es eine gewaltige Tat, als deutsche Denker und Dichter verkündeten, dass die Volksgemeinschaft das Höchste ist, waS eS für Menschen auf Erden gibt. Denn, mit Wilhelm Schäfer gesprochen: „Wer sein Volkstum anrührt, vergreist sich am Leben der Menschheit." Heute aber muss das Be kenntnis zur Volksgemeinschaft durch hie Tat abgelegt werden. Jeder deutsche Mensch muß den Ehrgeiz haben, Vorbild zu sein, jeder von uns muß den Willen haben, dort, Ws er steht, ein Beispiel nationalsoziali stischer Haltung zu geben. Und die Kraft da zu muß er schöpfen aus den großen Gemein» schaftsfeiern der Nation. Der Sinn dieser Feiern ist es nicht, neue Sätze zu formulieren und neue Weisheiten an den Mann zu brin gen: — als Weihestunden begeht daS deutsche Volk diese Feste. Und immer noch sind Lie nationalsozialistischen Feiern dieeiv - zigen, die das deutsche Volk geschlos sen sehen. Darum gerade geht von diesen Feiern eine so starke Wirkung aus, packen sie an daS Herz. Das deutsche Volk hat in ferner Geschichte zu sehr unter der Zerrissenheit und dem Hader leiden müssen, als daß es nun nicht mit Inbrunst an der Vertiefung seiner Einheit wirkt. Und darum wollen wir fort fahren, zu schaffen und zu feiern, auf daß die deutsche Einheit gefeit bleibt gegen jede Gefahr. Begegnung in Venedig. Während man bei den Grossmächten sich über die Zweckmäßigkeit der Weiterführung der Westpaktverhandlungen nur schwer klar zu werden scheint, reißen die Begegnungen, Konferenzen und Besprechungen im Süden und Osten Europas nicht ab. So trafen sich am Donnerstag in Venedig der italienische Regierungschef Mussolini und der österrei chische Bundeskanzler Schuschnigg. Nun ist zwar Ler Besuchsaustausch zwischen den Län dern, die sich um die römischen Protokolle gruppieren, schon immer rege gewesen — ab- stumpfend aber haben sie trotzdem nicht ge- -ewMch« »z-eime-Nil«»« Allerlei Pulverfässer — Pftngswäh« in der Schneiderstube — Ein Bolt arüsst seinen Füh rer — Rüstet für dm 1. Mai! Bei einem Pulverfass bedarf es nur eines einzigen Funkens, um es in die Luft zu sprengen. Ein einziges Streichholz genügt, um den Inhalt dieses Fasses in Atome zu zer- wirbeln. Ein gefahrvolles Ding also, solch ein Pulverfass. Es braucht aber nicht immer ein solches Gefäss mit dem gefährlichen In halt zu sein, das Erplosionen mit langanhal tenden Wirkungen auslüsen kann. Wer mit offenen Augen ins Leben schaut, wird ohne weiteres zugeben müssen, dass es tausenderlei solcher Pulverfässer gibt, die uns mitten in unserer Behausung in gleicher Gefährlichkeit umgeben. Da ist zum Beispiel das — Kragen knöpfchen! Der Erfinder dieses gewichtigen Dinges hat mit ihm ganz bestimmt kein Unheil anrichten wollen. Im Gegenteil: er wollte uns Männern eine Erleichterung zur Verschö nerung unseres Aussehens (soweit das über haupt noch möglich ist) verschaffen und schuf diesen treuen Hüter für Ordnung am Kragen und Schlips. Nie und nimmer aber dachte er an die Wirkungen, die ekntreten, wenn das Produkt seines Geistes einmal nicht da ist, wenn es z. B. unter den Schränk oder unter das Bett rollt, ohne dass sein Träger das bemerkt hat. Meist geschieht das — auch Kragenknöpschen können äusserst gehässig und schadenfroh sein — wenn man (bzw. der Mann) keine Zeit zu verlieren hat, um zu einer be stimmten Zeit aus dem Hause zu kommen. Dann dauert es gewöhnlich nicht lange und der fehlende Kragenknopf löst Wirkungen aus, die dem unvorsichtig behandelten Pulverfass ähneln. Da kracht und knallt es an allen Ecken und Enden, Türen und Schubkästen, denn di« ganze männliche Fassade geht in die Binsen, wenn das Kragenknöpfchen-durch Abwesenheit glänzt. Man kann in diesem Fall« nicht einmal von einer mangelnden Ordnungsliebe des Herrn und Gebieters über dieses Knöpfchen reden, denn so ein Ding meldet sich doch nicht vor- schrift-mässig ab, wenn es irgendwohin rollert. Und finden tut man es in solchen Situationen auch mit drei Taschenlampen nicht, dazu ist die Stimmung meist immer zu nahe an den Siedepunkt herangerückt. Aber eins kann man tadeln: die mangelnde Vorsicht, die nicht an einen Reserveknopf für solch« Fälle gedacht hat. Donn kann der „aktive" Knopf sich ruhig einmal irgendwohin selbständig machen, die Reserve verhütet jedwede Gemütserschütterunz und man kommt zur rechte« Zeit zum Tempel hinaus, vorausgesetzt, dass nicht tm letzten Augenblick der schon zweimal geknüpfte Schnür senkel an den Schuhen zum dritten Male reiht oder dass man sich beim letzten Schluck schnell noch genossenen Kaffees nicht di« halbe Portion auf das blütenweisse Oberhemd giesst, was durchaus keine Phantasie, sondern ein« schon tausendfältig vorgekommene neckische Tatsache ist. Dann gleicht das lieb«, traute H«lm ge wöhnlich einem «rplodierten Pulvermagazin und es ist für alle an dem ganzen Geschehen gewöhnlich gänzlich unbeteiligten Familienmit glieder das Beste, sich irgendwo unsichtbar in Deckung zu bringen. Aber auch das Dasein unserer lieben Frauen ist nicht ohne Pulver fässer geblieben. Welche von ihnen noch keinen Schlüssel verlegt hat gerade zu dem Schrank, in den sie unbedingt noch einmal greifen muh, ehe sie zum Ausgang fertig ist, die melde sich bei uns mit einer Postkarte, wir sind gewiss, dass unser Brieflasten leer bleibt! Und welch« Mutti noch niemals das Portemonnaie ver legt oder die Handtasche irgendwo liegen ge lassen hat, die schliesse sich dem an. Ganz zu schweigen von den sich mehr oder minder heftig entwickelnden Erplosionen, wenn der nach vielem mühevollen Suchen und Probieren end lich erkürte neue Sommerhut beim ersten Aus gang noch drei oder vier mal auf anderen Köpfen gesehen und damit das erhebende Ge fühl, „die Einzige" zu sein, jammervoll zer trümmert wird. Unsere lieben „Einzigen", di« in solchen Augenblicken am zweckmässigsten allein gelassen werden mit ihren Gedankengängen, flechten im Augenblick nicht nur die bekannten himmlischen Rosen ins irdische Leben, sie sind auch dabei, mit Schere, Nadel, Zwirn und Stoff die neuen Sommergewandungen herzustellen, die in der Vielfältigkeit der Farben und Formen mit dem Bunt der Sommerblumen konkurrieren sollen. Was die deutsche Mode in dieser Be ziehung in den letzten Wochen an Modellen auf Modenschauen und in Schaufenstern gezeigt hat, verrät viel Geschmack und Schönheit, auch ohne dass dabei Paris oder Wien Pate ge standen haben. Es wird ja nicht mehr lange dauern, dann feiern wir Pfingsten. Bis dahin muh alle Sommer-Schneiderinnettarbeit er ledigt sein. Ehe wir aber die Pfingstmaien für dieses F«st in das Zimmer stellen, wollen wir gemeinsam noch den 1. Mai als National ¬ wirkt. Zum guten Teil liegt daS daran, daß Mussolini es versteht, jeder neuen Begegnung durch irgendeine Rede oder Handlung den Charakter einer außenpolitischen Aktion zu geben. Freilich besitzt die Welt draußen nicht nur die Gabe, zu verstehen, sondern manchmal könnte man geradezu meinen, daß die Kunst, mißzuverstehen, sich in neuester Zeit noch stär ker ausgebildet hat, als das schließlich zu allen Zeiten bei der Diplomatie der Fall war. Der Unterschied zu heute ist nur der, daß es die sogenannte Weltpresse ist, di« immer wieder diese Kunst in virtuoser Form handhabt. Wir wissen ja auch ein Lied davon zu singen. Hält der Führer eine Friedensrede, so muß man auch in der Weltpresse von ihr Notiz nehmen. Ja man tut das dann lehr oft in geradezu ' sensationeller Form. Wer aver nun meinen wollte, daß damit der Weg geebnet sei, der verkennt doch die Technik jener Weltmeinungs macher. Sie bringen es fertig, wenige Wochen sväter alatt »u bebauvten. Lab wir Friedens pläne oder Verständigungsanregungen m.eu^r einmal ausgeschlagen hätten! Mussolini sieht sich ähnlichen Mißverständnissen gegenüber, wobei man leider immer wieder betonen muß, daß es sich hier wie dort um gewollte Mißverständnisse handelt.. Immerhin hat Italien einen Krieg geführt, und es hat ihn sogar gewonnen. Es war der „kürzeste Kolo nialkrieg aller Zeiten"; man kann hinzufügen, daß es auch einer der erfolgreichsten war. Darum erklärt sich schon psychologisch emiger maßen der Vorwurf der „kriegerischen Gesten", den die englische Presse bis zum Ueberdruk seiertag des ganze« deutschen Volkes feiern in der Form, wie sie uns seit 1933 wirklich«, Herzensbedürfnis gewesen ist. Der Geburtstag des Führers in der vergangenen Woche hat erneut gezeigt, wie ganz anders wir doch heut« Anteil nehmen an den Dingen, die den Staat und sein Oberhaupt betreffen, als dies früher der Fall war. Es bedeutet ganz gewiss kein« Beschmutzung des Nestes, in dem wir alle einst fassen, wenn wir feststellen, dass die früheren Geburtstagsfei«rlichkeit«n unserer Reichs- und Landesoberhäupter lediglich konv«ntion«llt Huldigungen waren, die mit innerer Hingabe des ganzen Volks herzlich wenig zu tun hatten. Man nehme nur einmal eine Äste der fürsorg lich ausgewählten Persönlichkeiten zur Hand, die beispielsweise an den früheren „Grbutts- tagsessen" bei Kaisers oder Königs Geburts tag teilnehmen durften, während das Boll al, solches dann höchstens durch die Pressebericht« von den dabei in Szene gesetzten ergebenstem Huldigungen unterrichtet wurde, denen es meist verständnislos, zum grössten Teile aber ab lehnend gegenüberstand. Ganz anders heut«. Der Berg der dem Führer zugesandten Ge schenke und Briefe aus dem ganzen Reiche, der überwältigende Fahnenschmuck in Stadt und Land an diesem Tage, sie reden doch mehr als viel« Worte von dem Mass der dankbare« Liebe, mit der ganz Deutschland an diesem Tage mit ehrlichem Herzen seines Führers ge dachte und ihm seine besten Wünsch« übermit telte. Und wer Gelegenheit hatte, am Vor abend des Geburtstages bei der Ueb«rnahm« des Jahrganges 1927 in das Jungvolk oder zu den Jungmädels dabei gewesen zu sein, wer die vor Freude und Glück strahlenden Augen unserer Jugend sehen durfte, als sie mit ihrem stolzen Sieg-Heil dem Führer Treue gelobten, der fühlte es deutlich, dass dies« deutsche Ju gend in einem solch innigen Verhältnis zu ihrem Adolf Hitler steht, das die Tr«u« zu ihm mit den Lebensjahren nur wachsen und stärken lässt. Und auf der anderen Seite zeig ten die von der Bewegung vielerorts mit de« ältesten Ortseinwohnern abgehaltenen Geburts tagsfeiern, dass unsere lieben Alten mit einer Treue und einem Glauben zum Führer auf blicken, der ohne jedes Beispiel ist. So wollen wir uns den» auch am Ende der kommende« Woche, am 1. Mai, wieder einmütig zu einem durch nichts zu erschütternden Bekenntnis zu unserem Führer, unserem Voll und unserer untrennbaren Volksgemeinschaft zusammen finden. K. Lgt. l gegen oen Duce erhebt. Nun kann gerne zu gegeben werden, daß sich öffentliche Reden in I Deutschland und Italien schon im Tone von den abgeleierten Melodien der Demokratien unterscheiden. Aber ein Ton rann kraft voll sein, er braucht darum keineswegs alS kriegerisch angefcindet zu werden. Be sonders dann nicht, wenn die Politik, für die er die Begleitmusik abgibt, eine zielklare und aufrichtige Friedenspolitik ist. Llnlösslvr der IKkSM Kind In jo- dsk form gut bekommt und immer gsm genommen vikd. Lr vorbtitot Vor- dsuunasstürungon und fürdott dko Knoobsndliduno. Lmms, Sie ferie Ein Roman von Georg Mallentin Urheberrechtsschutz: Korrespondenzverlag Fritz Mardicke, Leipzig L 1 Kl (Nachdruck verboten) „Sie sind ein guter Mensch, Doktor'Wilm." „Ach —!" seufzte Wilm. „Sie werden die Gussy nicht verlieren, aber ich — was soll ich denn sagen?" „Sie?" „Ach ja, da — da kommt so ein Zipfelchen vom Glück. Es war schon ein grosser Zipfel, vielleicht sogar das ganze Glück, und man möchte — das Glück so gem fassen. Aber — da spricht das Schicksal ein Wort und sagt: Hände weg, das Mädchen ist bestimmt, auf den höchsten Höhen des Lebens zu wandeln, ist bestimmt, die ganze Menschheit mit dem Wun der der Stimme zu beglücken! Hände weg, kleiner Mlm! Ja, so geht es mir, Frau Emma." Er ahnte nicht, wie seine Worte Frau Emma beglückten. „Sie sind — dem Mädel gut, Wilm?" „Gut ist gar kein Ausdruck, Frau Emma. Mein ganzes Leben hat sich, fett ich Ihre Nicht« keime, nur um Guss» gedreht!" „BMercht finden Sk? doch den Klücksweg." AMn sah auf und blickte in di: Augen der glücklichen Mutter. „Wie sollte ich den finden?" „Wenn Sie stark frnd. Wem» Sie sich nicht fürchten, Ihrem Leben einen anderen Inhalt zu geben. Die Gufsy geht ihren W^g, ob immer, das steht in der Zukunst, und liegt gewissb« dem Mann«, dem sie sich gibt. Aber der Mann muss sich überwanden, «r muss den Weg mitgehen, muss der beste Helfer und Be rat« der Gattin sein. Er muss beglückt sein ahn« Reid und Bitternis, wenn sich and««!, viele Menschen an der Kunst der geliebten Frau erstellen. Das mutz er können. Er darf sich nicht klein neben ihr fühlen, nicht denken, dass er ein Nichts ist. Oh, dann kann auch eine solche Ehe sehr glücklich sein." „Meinen Sie wirklich, Emma?" Wilm be kam neue Hoffnung. „Oh, vor dem allen hätte ich keine Angst, nein, das würde ich meistern!" „Dann ist doch ein Weg da." Wilm war jetzt ganz aufgeregt, als er sich erhob. Plötzlich sank alle Hoffnung wieder in sich zusammen. „Aber — der Liebenberg — der ist ja ganz weg in die Gussy. Und sicher wird er sie an sich binden." „Der Kammersänger! Ausgeschlossen — ganz ausgeschlossen!" „Aber —" „Kern Aber. Nie, glauben Sie mir, nie wird er Gussy heiraten! Wenn ich eins ver sprechen kann, dann kann ich das!" „Ja aber —" „Fragen Sie nicht nach dem Aber. Glau ben Sie mir. Nie wird er sie heiraten!" Wilm verstand zwar nicht, was Emma dies« Sicherheit zu der Behauptung gab, aber er war hoffnungsfroher gestimmt. Jetzt ging er, um das Ehrenbuch für das Hotel zu kaufen. G A Gussy kam nach einer Viertelstund« glück- strahlend zu der Mutter und sagte: „Du darfst mir Glück wünschen, Muttel!" Sie sah sich dabei um, aber es war niemand in der Nähe. „Ich weiss schon, d« hast für den Film ab geschlossen!" „Ja, man will'« mit mir probieren. Herr' Rodesund glaubt, dass ich', schaffen werde. Dass mein Gesicht im Film gut herauskommt, das wissen die Herren vom Film ja, denn ich hab« früher einmal bei der Melos Probeauf nahmen gemacht, lind ich denke, es wird schon gehen. Ich habe abgeschlossen, Mittel, mit zehntausend Mark Gage, aber nicht fest, Mit tel — wenn es sich doch zeigt, dass meine Kräfte nicht ausreichen, dann trete ich selbst zurück, denn ich will nichts Halbes leisten!" Da umarmte eine Mutter ihr Kind. „Jetzt bin ich stolz auf dich, Mädel. Ja, so mutzt du es immer halten. Verzichte lieber, aber nichts Halbes leisten!" „Nicht anders, Muttel — und so wird's auch an der Staatsoper. Ich darf gastieren, zwei, drei Rollen darf ich singen — und dann soll sich der Herr Intendant entscheiden, ob er mich engagieren will. Ich mutz erst sehen, ob meine Kräfte reichen." „Recht so, Mädel! And was — sagt Herr Liebenberg dazu?" Gussy wurde ein wenig verlegen. „Ich glaube, der freut sich über meinen Erfolg noch mehr als über seinen eigenen! Und der war doch gewaltig groß! Sag selbst, Muttel, kann es einen größeren Sänger geben?" „Ich kann es mir nicht denken, Kind!" „Ach, er ist so herzensgut, alles tut er mir zuliebe, er beschämt mich mit seiner Güte." „Da tut er recht. Er sott gut — wie ein Vater zu dir sein!" entgegnete Emma ernst und sah die Tochter dabei seltsam an. „Muttel, was ist dir denn?" Und da erlebte es Gussy, datz Emma, die immer stark durchs Leben ging, die alle Weich heit bezwingen konnte, mit einem Male weinte. Ganz still weinte sie am Herzen ihres Kindes. Gussy fand nicht gleich ein Wort. „Schon gut, Mädel — nur — so — so alte Erinnerungen kommen! Ich bin doch auch mal junggewesen —!" „Aber Mittel, als wenn du es jetzt nicht mehr wärest. Pass auf, wenn ich dir dann die schönsten Kleider kaufe, denn siehst du aus —" „— nun sag nur noch wie eine Fürstin, dann — dann kann ich wieder lachen!" „Sollst du auA Muttel! Du hast mir immer gesagt, das Leben ist so lange schön, wie wir es schön finden wollen." „Ist auch so." „Und dann hast du gesagt, datz du es m« bedauern wirst, datz dein Leben hart, datz es Kampf war." „Ja, so ist es, Mädel. Erst wenn einer kämpfen mutz, dann lernt er die schönen Sek ten des Lebens kennen. Die vielen kleinen Freuden, die darfst du in deinem Leben nie vergessen, hörst du, sonst verlierst du dich. Wenn du mal ganz berühmt bist und dis Men schen dir zufubeln, dann darfst du dich freuen, aber werde nicht stolz. Denke nicht, datz du unersetzlich bist, denke immer, datz es dein« Pflicht ist, immer wieder dem Schicksal durch di« schönste Leistung zu danken. Den Dank versteht das Schicksal, mein Mädel, und dann schenkt es uns auch die Freuden." „Muttel, wie du sprichst — du, die einfache Muttel — du kannst auch so reden." „Mutz ich denn das nicht, Kind? Ich will doch deinen Weg mitgeben. Ich will nicht stören, ich will ganz bescheiden im Hintergründe sein, und jede deiner Freuden soll mir doppel'« Freude sein. Ich bin eine einfache Frau, und die bleibe ich auch, aber eine liebend« Frau, eine liebende Mutter kann viel. Du wirst es mich noch spüren, Kind." Nach drei Tagen hatten die Kollegen Lie benbergs und mich Nodesnnd Abschied genom men, und die Ruhe war wieder ins Haus ein gekehrt. Inzwischen hatte di? ganze musiklielrende Welt erfahren, dass Kammersänger Liebende g der Opernbühne und dem Konzertsaal nicht verloren sei, dass sich sein« Stimm« wieder gefunden habe und datz er einen glänzenden Vertrag mit der Melos-Rory abgeschlossen hab«. 'Allerlei wurde über das sensa ionelle Konzett in Friedrichroda geschrieben. (Fortsetzung folgt.)