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Der Mge wir- Seemann Sie Stlmsmbt na» »er Ferne / Am Steuer eines schwimmenden Soleis / Sin Sberseesadrtschnidirektvr «M» Wieder steht das Osterfest vor der Tür und Hamit die Konfirmation, die Schulentlassung! A« ganzen Reich werden Kinder zu Erwach senen, müsse» sich zum mindesten entscheiden, „was sie tverden wollen"! Denn von dieser Entscheidung hängt ihr ganzes ferneres Leben ab. Glück und Unglück, Zufriedenheit mit sich und dem Leben oder Erbitterung und Le bensüberdruß. Wie oft schon mußte ein Junge einen seinem Wesen fremden Berns er-, »reifen und es wurde gerade deshalb nichts aus dem Knaben. Und wie viele sind da, gerade anch im Bin- nenlandc. Jungen, die es hinzieht zur Wasserkante, znm unbekannten Beruf des fah renden Seemannes. Fast täglich findet die Hamburger Polizei irgendwo Jugendliche auf, die aus dein Binnenlande mit ihrem letz ten ersparten Geld oder sogar mit gestohlenem nach Hamburg reisten, um hier im Hafen das „große Glück" zu finden. Meistens endeten solche romantischen Versuche sehr nüchtern: Das Geld wurde alle, und die Polizei nahm sie, Gott sei Dank meistens rechtzeitig, fest! Daher wäre es am Platze, zu Ostern einmal nüchtern von dem Beruf und dem Los des Seemannes zu erzählen, von seinem harten, verzichtenden Leben, das so ganz und gar uu- romantisch ist und das sogar nüchternste Be herrschung verschiedener Lehrfächer der Schule voraussetzt, wenn ein Junge bei der Seefah rerei etwas werden will. Ich will nun von den vielen Pflichten eines Seemannes erzäh len. Und welcher Junge dann noch Lust hat, zur See zu gehen, der soll es in Gottes Ramen tun. Als „Junge" fängt er an. Als „Junge" fängt jedes Seemannslebcn an; da ist recht oft noch das Tauende mehr auf der Hinteren Hosenfront zu spüren als die Zeit zum Genießen schöner ferner Welten. Wie rauh es auf den kleinen Küstenseglern zugeht, davon macht sich mancher Knabe kei nen Begriff, Aber es ist so richtig, so gut. .Seefahrt ist .Not'!" Wenn die haushohen Wellenberge heranrollen und das Schiff hand feste und nüchterne Fahrensleute gebraucht, bann war daS Tauend« vorher recht oft ein nützliches Erziehungsmittel. Ja, Mutters ZuckerbonbonS in der verheißungsvollen Tüte, die gibt es hier nicht mehr: also für Mutter söhnchen ist die Seefahrerei schon ganz und gar nichts. ,FSon der Kippe auf!" Das gitt ganz besonders für den Seemann, denn nie mand kann Kapitän werden, der nicht vorher mindestens 15 Monate als Schiffsjunge auf Segelschiffen gefahren ist. Also unters Ton ende müssen sie alle. Wer zur See fahren will, muß das glaub hafte Einverständnis seines Vattrs beibrin- gcn. Dann aber mutz er heute noch ein Zeug nis des Vertrauensarztes der Seeberufsge- nosscnschaft haben; durch dieses Zeugnis wird nämlich nachgewiesen, ob der Junge für das harte Leben an Bord eines Schiffes genügend widerstandsfähig ist, ob er genügend See- und Hörvermögen besitzt usf. . - Der höhere Seemann ist ein „Gelehrter". Ich sagte schon, daß nur der Junge, der in der Schule fleißig gewesen ist, es in diesem Beruf zu etwas bringen wird. Was es heißt, ein schwimmendes „Hotel" durch die unsicheren Fluten zu steuern, das wird sich schon ein Schulknabe vorstellen können. D>er beginnt die „Kunst der Nautik", das heißt der Schkff- fahrtskunde, und die „Kunst der Navigation", das heißt der Schifführungskunde. Ein Oberseefahrtfchulbirektor plaudert aus der Schule! „Da haben wir zuerst einmal den Lehrgang zum Seesteuermann auf kleiner Fahrt. Zu gelassen wird jeder Vollmatrose, der 5V Mo nate als Decksmann gefahren ist, davon 15 Monate als Junge auf Segelschiffen. Er muß also folgende Rangleiter hinter sich haben: Junge, Jungmann Leichtmatrose und Ma trose und auf alle Fälle 20 Jahre alt sein. Gelehrt wird jetzt Nautik. Nach 12 Monaten erhält der Schüler nach bestandener Abgangs prüfung sein „Befähigungszeugnis als Kapi tän auf kleiner Fahrt ll", so ein Zeugnis nennt der Seemann auch sein. „Patent". Nach 2t Monaten, nachdem nun der See steuermann auf Küstenfahrt wieder in der Praxis seine Befähigung hat beweisen müssen, kann er den Lehrgang zum Kapitän auf klei ner Fahrt I durchgehen. Genügende Auf zeichnungen und Berechnungen eigener nau tischer Beobachtungen müssen bei Zulassung vorgelegt werden können. Wer nun längere Zeit, mindestens aber 50 Monate, auf größeren Schiffen von mehr als 50 Bruttoraumgehalt gefahren ist. kann den Lehrgang zum Seestcuerman auf großer Fahrt mitmacken. 18 Monate Vollmatrose und 20 Monate Junge oder Jungmann aus Segel schiffen mutz der Bewerber gewesen sein. See fahrt in der Reichsmarine ist nur bis zu 2t Monaten anrcchnungsfähig. 3 Semester, 60 Photo:. Bartcky-Bavaria — M. Erster FrühltngSgruß Uuterrichtswochen, dauert dieser Studiengang. Nach Abgang aus diesen Semestern ist der Vollmatrose „Schiffsoffizier" geworden. Jetzt kann er auf jedem größeren Dampfer als „4. Offizier" anfangen. Darauf kommt der Lehrgang zum Kapitän auf großer Fahrt. Das ist das höchste Patent, also die höchste theoretische Ausbildung, die ein Seemann erlangen kann. 2t Monate muß er als Steuermann, das heißt als Schiffsoffi zier auf Dampfern von mindestens 1000 Ku bikmeter Bruttoraumgehalt gefahren haben. Semester sind hier nur nötig. Alles wei tere mutz der .Käppen" sich in der Praxis aneigncn, jetzt hat er jedes theoretische Rüst zeug, von nun an kommt es nur noch auf den Mann an, auf seine Geistesgegenwürtig- kcit, senic Nüchternheit und Genauigkeit, seine Charaktereigenschaften usf. Wie wird ein Schiff gesteuert? Da ist die berühmte Standortsbestimmung. -Geronimo Cardano aus Pavia machte um 1550 durch seine durchgreifenden Verbesserun gen den Kompatz als Erster zum „nautischen" Instrument. Heute ist der Magnetkompaß allgemein durch den Kreiselkompaß ersetzt. Der Deutsche Dr. Anschütz-Kacmpfe hat um 1904 mit ihm Versuche auf Schiffen durchge führt. Heute hat man durchweg das Drei- kreiselshstem. Möglich wurde die Schaffung des Kreiselkompasses nur durch die Entwick lung der Elektrotechnik, die es gestattete, einem Kreisel von etwa 15 Zentimeter Durchmesser eine Geschwindigkeit von 20 000 Umdrehungen in der Minute zu geben. Mit Hilfe elektri scher Nebertragungen besteht heute auf den großen Ozeanriesen eine sogenannte automa tische Steuerung dnrch eine Koppelung zwi schen Steucrkompaß und Ruder. 1926 ist eg der Kieler Firma Anschütz L Co. gelungen, einen „Kugelkompaß" zu konstruieren. Di« Kugel ist hermetisch verschlossen, die Kreisel kugel kreiselt in einer Hüllkugel. Diese Fein- meßkompasse benutzen alle neueren Kriegs schiffe. Ferner ist das Loten für den Seeman« wichtig. Die Schallotung ist heute allgemein durchgeführt. Küstenstationen werfen eine« ausgesandten Schall zurück. Tiefen werde« mit dem „Echolot" gemessen. Und „Funker" muß ein braver Seemann sein, erst der mo derne Funkverkehr, seemännisch die „technische Navigation" (im Gegensatz zur astronomische« Navigation) hat die Schiffahrt zu dem ent wickelt, was sic uns heute geworden ist. Da zu muß der Seefahrtschüler sich genaue Kennt nisse im Seefahrtrccht aneignen, er mutz so zusagen die .Zerkehrsbcdingungen" zur See kennen, also im Sinne des Wortes seine Fah rerprüfung (die letzte, die des „Kapitäns auf großer Fahrt", sogar vor dem Verkehrsmini sterium) ablegen. Diese Fahrerprüfung ist die schwerste, die es gibt, denn der Kapitän mutz Navigieren können. Auch für den „Jantje" (den Fischercimatro- sen) gibt es auf der Oberseefahrtschule in Altona drei Lehrgänge. Denn auch unser« Jantjes, diese Schwerstarbeiter der Seefahrt, sind „Professoren" ihrer Fakultät und recht oft sogar meteorologische Gehilfen unserer Hamburger Seewarte. Christian Urham m e r. ,Mn SellM -Ui KM «Mil!' Srrwege -er WeNiet-enschast Ser Kampf gegen -le Aerguülerel / Schtt-krötenMnnen un- Mnenkümpfe England kämpft gegen die heimlichen ^-ahnenwettspiele. China will Wetten auf Grillenkämpfe verbieten. Ein ver irrtes Publikum sucht noch immer Zer streuung in Wetten auf Frösche, rei tende Äffen, Schildkröten und Heimchen. Vor drei Jahren war das erste Schildkröten rennen ein Scherz. Heute hat sich an der Pazifik-Küste ein regelrechter Turtle-Jockei- ! Club gebildet, der seine Interessenten regel- mätzig zu den großen Schildkrötenrennen ein ladet. die in recht kurzen Abständen auf eigens hergerichteten Rennbahnen stattfinden. Man unterscheidet Nennen von kleinen Schildkröten und großen. Bei den großen Tieren geht man sogar so weit, recht leichte Kinder daraufzusetzen und über die Renn bahn tragen zu lassen. Auf diese Schildkröten, die genau wie die Rennpferde durch Num mern gekennzeichnet sind, werden hohe Wet ten placiert. Die Schildkrötenrennen behaup ten sich siegreich in der Konkurrenz mit Krab benrennen oder dem Wettlauf besonders groß- gezüchteter Schaben — die neueste Spezialität an der kalifornischen Küste. Aber nicht die Schildkrötenrenncn weisen die stärkste Besucherzahl auf, sondern das jährliche Froschderbh in Angels Camp in Ka lifornien. Hier finden sich regelmäßig rund 20 000 Personen ein, die mit atcmraubender Spannung beobachten, welcher von den Frosch- favoriten diesmal den Weltrekord erringt, der zwischen 3 und 5 Meter im Rekordweilsprung liegt. Neuerdings geht man dazu über, eine be sondere Krötcuart, die auf Sandbahnen wett springen muß, zu züchten und zu dressieren. Hier werden die Wetten grundsätzlich erst bei der Parade der Favoriten placiert, also in dem Augenblick, wo di« beteiligten Kröten zum ersten Male faul und träge ihrem Publikmn vorgeführt werden. Die Nankingrcgierung hat mit ihren recht energischen Vorschriften alle Arten von Wet ten und Spielen, die zum Wetten anreizen können oder in der Lage sind, große Geld verluste beim einzelnen zu verursachen, ver boten. Doch in Schantung haben die auch in diesen Dingen recht findigen Chinesen bald einen Ausweg entdeckt. Mail veranstaltet Grillenrcnncn. Das Gril lenrennen endet meist damit, daß die beiden besten Läufer sich am Ende der Rennbahn auf einer kleinen Matte begegnen und hier einen Kampf auf Tod und Leben ausfechten. Tausende voll chinesischen Dollars werden auf Heimchen gesetzt. Gut gewachsene und große Tiere wechseln zu gewaltigen Preisen ihre Besitzer. In Queensland in Australien hält man sich an greifbare Dinge. Man veranstaltet Zic- genrenneu, wobei die Ziegen zlveirädrige Kar ren über eine güt asphaltierte Bahn ziehen müssen. Als Jockeis sind Knaben bis zu zehn Jahren ausgebildet. Auch bei diesen Rennen werden gewaltige Summen bei den Buch machern und in den Wettbüros placiert. Genau so ernst nimmt man in den USA. und speziell in Florida die Hunderennen mit Affen. Man hat eine besonders friedlich« Affenart abgerichtet, große, schnelle Hunde alS Jockeis zu bereiten. Die Affen finden sich so vorzüglich in ihre Jockeiaufgabe hinein, datz Ler Sieger aus Angst, den Kampf zu ver lieren, sein „Pferd" in den Schwanz bitz. In Südengland sind die Polizeibehörde« durch die Tierschutzvereine auf recht merkwür dige Wettkämpfe aufmerksam gemacht worden. An nicht weniger als 120 Stellen in SÜd- und Westengland werden regelmäßig Hahucn- kampfe ausgetragen. Die Tiere werden häufig aus Amerika, von den Philippinen, von den Antillen impor tiert. Für einen guten Kampfhahn werden Summen bis zu 100 Pfund Sterling bezahlt. Die Beträge kommen wieder herein, da die Hahnenbesitzer meist gleichzeitig die Buch macher sind. In letzter Zeit haben sogar einige Male „Preiskämpfc" zwischen italie nischen und englischen Hähnen stattgefunden. Von allen Wettkämpfen, die die Tiere für Menschen ausführen müssen, dürften Liese Hahnenkämpfe die grausamsten sein. Aller- höchstens können die Duelle hier konkurriere», die in Japan und neuerdings auch in New Bork in Aguarien zwischen japanischen Kampffischen ausgeträgen werden. Doch der tollste Wettkämpfer ist immer noch der Mensch. In Australien mußten die Schubkarrenrennen verboten werden, nachdem zwei Personen Herzschläge erlitten hatten. In Northumbcrland dürfe» auch jene Wettessen in Schokoladenpudding nicht mehr stattfinden, nachdem der letzte Rekordhalter, ein junger Bergmann, vier Wochen lang danach krank war. In Frankreich hat ein Oberst Prieur eine Pneumatikbüchse erfunden, die unter Wasser schießt. Mit einer kleinen Sauerstoffmasko ausgerüstet, veranstaltet inan nun bei St. Raphale an. der französischen Riviera Preis schießen unter Wasser... » Man will sogar allmählich dazu übergehen, Wettläufe und regelrechte Sportspiele unter Wasser zu veranstalten. Dabei sollen Preise errungen werden können, man denkt sogar daran, für diese Unterwaffcrsportspiele Wett büros einzurichten, so daß die Wcttleidenschaft dieser Menschheit sich nicht nur auf dem Lande und auf dem Wasser, sondern sogar unter Wasser austoben kann. Wahrhaftig, höher geht's wohl nimmer, und es wäre Wohl an der Zeit, wenn man sich in manchen Ländern wieder etwas auf die Menschenwürde besinnen möchte. SO Meilen Straßen werben dekoriert. Alle englischen Papier- und Girlandcnfabri- kcn arbeiten mit Tag- und Nachtschichten. BiS zum Augenblick liegen Aufträge zur Dekorie rung von nicht weniger als 50 Meilen Lon doner Straßen bei jenen Firmen vor. All« Girlanden lverden in rot, Weitz und blau ge halten und feuerfest hergestellt.