Volltext Seite (XML)
Feierstunden nuG den» ANtag Seit wann gibt es Ostereier^ vom altcleutsMen Nechtsbrauch zum Sestbraucy GS mutet merkwürdig au, daß sich schon in Her spätmittelhochdeutschen Sprache, also in r Zeit, als noch kein Mensch daran dachte, -um Osterfest mit Eiern zu beschenken, Wort Osterei" findet. Die Eier, die «a» damals Ostereier nannte, waren denn «ich keine Ostergaben, mit denen man die stinder erfreute, sondern trugen ihren Namen aw» einem ganz anderen Grund: ES waren nämlich die Eier, die der Bauer alljährlich »« Ostern dem Grundbesitzer, dem er unter stand, vertragsmäßig zinsen mutzte. Diese österlichen Eierlieferungen kommen schon in Schriften aus dem 15. Jahrhundert vor, wie denn im altdeutschen Recht über haupt sogenannte „Eiergesetze" bestanden, in dem zum Beispiel mancher Bauer für jedes Viertel seines Grundes jedes Jahr zu Ostern stebeneinhalb Eier zinsen mutzte. Sonder barerweise handelte es sich hierbei wirklich nm sieben Eier und ein achtes, das nach dem alten Rechtsbrauch vom Schultheiß des Dorfes halbiert werden mußte. Kleinbauern mußten oft nur zweieinhalb Eier zinsen, wobei wieder ein ganz eigentümlicher alter Brauch vorschrieb, daß das dritte Ei auf die Tür» schwelle deS Hauses gelegt und dort mit einem scharfen Messer entzweigeschlagen wer ben mußte; die Eihälfte die hierbei inner halb seiner Tür zu liegen kam. erhielt dann der Bauer. Oder es ging so, daß der Schult heiß einen Korb mit sich trug, an dessen Rand das Ei zerschlagen wurde, das er aber nur dann bekam, wenn die Hälfte, die in seinen Korb fiel, zugleich auch den Dotter enthielt, andernfalls es der Bauer überhaupt nicht herzugeben brauchte. Auch Lie Geistlichen. Lehrer und Küster mutzten ihre Abgaben an Ostereiern von den Bauern erhalten, und eS war sogar Brauch, daß beim Eiereinsammeln die ganze Dorf jugend mitging, so daß schließlich am Abend vor Ostern eine ganze Prozession von Haus zu Haus zog. Jedenfalls aber zeigen all diese Bräuche, deren Ursprung in so grauer Vor zeit liegt, daß er heute wohl kaum geklärt werden kann, daß die Eier im deutschen Wirt schaftsleben von jeher eine wichtige Rolle spielten und auch keineswegs geringgeschätzt wurden. Der Brauch, die Kinder mit Ostereiern zu beschenken, scheint in seinen Anfängen ins 16. Jahrhundert zurückzureichen. Wenigstens enthält eine aus dem Jahre 1551 stammende Aufzeichnung aus dem Schwäbischen schon den Bericht, daß „aein iegklicher Knab Oster- ayer" bekäme als „Lon der Schul", also jeden falls für Fleitz und gutes Betragen in der Schule. Kaum hundert Jahre später war das österliche Eierschenken an die Kinder, nament lich durch die Paten, dann 'schon so verbreitet. Laß es in manchen deutschen Gegenden not wendig wurde, dem Uebermatz Einhalt zu tun und die Eierspenden überhaupt zu ver bieten, Ja, der Landtag von Torgau setzte zu Ostern 1626 für das Uebertrcten dieses Verbots gar ein Strafgeld von hundert Gulden fest. Auch späterhin wurden Oster eierverbote noch öfter erlassen — in München sogar noch im Jahre 1803 —, besonders auch in Zeiten großer Teuerung. Aber sie haben den lieben alten Brauch nicht ausrotten können. Er hat sich im Gegenteil mehr und mehr verbreitet, namentlich als man zu An fang des 18. Jahrhunderts begann, die Oster eier zu färben, zunächst rot und gelb, später auch in anderen Farben, und das Osterei nun auch durch sein buntes Kleid zu einer rich tigen Kinderfreude wurde. Daß die Eierspeisen eine sehr alte Ueber- lieferung haben, zeigt das altnordische Wort „Eggjakaka", d. h. „Eierkuchen". Auf einem heißen Stein wurden sie in der Asche gebacken. Sie müssen eine angesehene Speise gewesen sein, denn man opferte sie auch den germa nischen Göttern! Der Volksglaube schreibt Lem Hühnerei im Frühjahr — also in der schönen Osterzell 7— verdoppelte Kraft zu. waS gewiß nicht unrichtig ist, weil der bessere Aus lauf und daS junge Grünfutter die Hühner besser nährt alS die schönste Stallfütterung. Man sieht c- ja schon am Dotter, das nun viel goldiger schimmert. Das Ei war von jeher das Fruchtbarkeits- shmbol der Germanen. Birgt es doch junges Leben in sich! Ein alter Chronist schreibt recht hübsch und anschaulich über diesen Gedanken, der auch der Wertschätzung des Ostereis als Frühlings- und Auferstehungssymbol zu grunde liegt: „Das Ei ist eine geheimnisvolle Kapsel, welche ein Werbendes birgt. Wenn die Schale bricht, tritt ein neues Leben zu tage, das jetzt noch verhüllt und verborgen liegt!" Wie die Sonne daS Leben des Feldes und der Flur im Leben wieder auferweckt, so reift das Küken im Ei durch die Brut wärme der mütterlichen Henne. Es gilt des halb als Sinnbild der wiederkehrenden Sonne, Lie ja auch so goldgelb ist wie Dotter und Kükenflaum. Mancherorts gibt man deshalb — als eine Art FrühlingSopfer und Lebens zauber — den Kühen vor dem ersten Austrieb auf die Weide ein Hühnerei ins Maul. Im Rechts- und Wirtschaftsleben der alten Deutschen spielte das Ei eine bedeutsame Rolle. Der bäuerliche Zins, gewisse Kirchenabgaben und „Deputate" — -. B. an den Gutsherrn, später auch an den Dorfschulmeister — wurden in Eiern bezahlt. Auch alS freiwillige Liebes- gäbe teilte der Landmann sie den Bettel» mönchen auS und übertrug somit das uralte heidnische Eieropfer, von deren Erträgen. Lie Der Osterhase war da! Karl Friedrich (M) Priesterinnen die erwähnten Eierkuchen f!K die Gottheit buken, auf die christliche Kirche im Dienste opferfroher Nächstenliebe. Daß das Murmelspiel Ler Kinder Wahr scheinlich nur eine Abänderung der alten Sitte des „Eierrollens" am Frühlingsfeste ist, mag nicht verschwiegen sein. Man läßt in Mitteldeutschland heute noch mancherorts di« hartgekochten Eier einen Wiesenhang „runter kullern", und der kleine Spieler gewinnt die jenigen Eier, die von dem seinen ,zi»getippt" werden. Wenn es stimmt, Laß die am Gründonners tag gelegten Eier besonders gut sind, so kann das der Hausfrau nur recht sein. Sie braucht ja zur Osterbäckerei, zu den Mahlzeiten der Ostertage überhaupt, diese vielseitig verwend baren Geschenke des HuhnS nur zu gern. Ge hört daS Hühnerei doch untrennbar zum deutschen Osterfest — mag es auch der Oster- Ha se sein, der den Ruhm als Eierleger ein- heimst! 4--— Eine ganze Anzahl von Sprüchen hat der Voltsmund geprägt, di« sich, teils in ernster, teils in lustiger Bedeutung auf das Osterfest beziehen. „Wer Ostern feiern Will, mutz erst die Marterwoche feiern", heitzt es zunächst, und in ähnlichem Sinne sagt ein anderer Spruch: „Ehe man Ostern kann feiern, muß man sein Geschirr scheuern." Kommt aber dann das Fest heran, so soll man nach Kräften feiern, denn „Es ist nicht alle Tage Ostern". Manch mal aber heißt es auch vorsichtig und nicht voreilig sein: „Es ist besser, Ostern erst zu Pfingsten, als Pfingsten schon zu Ostern zu feiern." Für die Ungeduldigen gilt ferner das Wort: „Kommt nicht Ostern im März, so kommt es doch im April." „Mancher will sich zu Ostern retten", sagt ein anderer Spruch, „und kommt zur Fasten in Ketten." Geht es dagegen nur mit tüchtigen Prügeln ab, so heißt es lustig: „Er soll denken, Ostern und Pfingsten fallen auf einen Tag." Für das junge Volk gibt es ein hübsches altes Oster sprüchlein: „Zwischen Ostern und Pfingsten ist die gute Zeit, da paaren sich die Vögelei» und auch die jungen Leut!" Auch auf das Osterei beziehen sich einige Sprichworte. „Man muß die Ostereier nicht am Karfreitag essen", warnt ein Sprüchlein, wozu ein anderes hinzufügt: „Wer die" Eier am Karfreitag gegessen hat, kann sie zu Ostern nicht noch einmal essen." Hat einer sein Teil vorweg erhalten, so heißt es: „Er hat seine Ostereier schon bekommen", und dann hat er „viel Ostereier gegessen, die ihm schaden". Der SfterWnkm Eine lustige Geschichte von Lorenz Strobl. Die Frau Forstmeister ist ein rechter Geiz kragen, behauptet allweil der Herr Forstgehilf'. was aber gar nicht wahr ist, denn die Frau Förster hat lediglich nur gespart und gehaust, daß ihre Tochter, das Lieserl, einmal eine schöne Aussteuer zusammenbringt, und darauf trachtet schließlich eine jede rechtschaffene Mutter. Der Herr Förster hat ständig seinen Grant gehabt, wenn er in der Schreibstuben vom Forstamt hat hocken und sich mit den Holz bauern hat herumstreiten müssen, was später natürlich wieder am FLrstgehilfen hängen- blieben ist. Erst im Bräustüberl auf der Post ist der Herr Förster wieder aufgewacht und zünftig worden. Das hat aber dem Herrn Forstgehilfen wenig mehr genutzt. Sein geschworener Feind aber war Lem Förster sein krummhaxeter Dackel, und wenn er in der Früh in die Amtsstuben gekommen, so ist der Waldl von seinem Heukissen Hinterm Ofen vorgefahren wie neun Teufel, hat den Stutzen gestellt wie eine Kerzen, die Auge« gekugelt, die Ohrwaschel gewackelt, zu kaußen (bellen) angefaugen und an dem Forstgehilfen seiner Hosen rumg^errt. Gern hät? er dem bollischen Hundsvieh einer: Tritt verseht . .« aber Ler gestrenge Herr Förster. AuS wär' es gewesen. Drum hat er lieber seine Wut und seine« Gift aufgespart, bis er den Waldl wieder einmal heimlich und allein im Hausgang draußen oder auf dem Pirschgang getroffen, aber dann -.. Das hat die Feindschaft zwischen Hund und Forstgehilfen natürlich nur vertieft. Den Herrn Förster hat es mentisch gefreut, daß sein Waldl so scharf und besonders auf den Forstgehilfen war. Er hat den Menschen um alles in der Welt nicht leiden mögen. Warum? Das hat er selber nicht gewußt. Wenn auf der Nacht recht Harb und ver drossen der Herr Forstgehilf sich zum Heim gehen geschickt,, hat draußen am Gartentür! das Lieserl zusperren müssen, wegen der Dieb und den schlechten Leuten. Zwei runde Arm', ein rotes Zuckergoscherl — na ja, und das andere wißt ihr ja eh und wann ihr auch keine Jager seid .. . Da ist dem Forstgehilfen das Hörn und Sehn vergangen, di« Zwittrigkeit war Wie weggoblasen, und außerhalb vom Gartenzaun hat er einen Juchschrei zum Himinel geschickt, Latz vor Schrecken Lie Stern bald vom Himmel gefallen wären. Es war fo um die Osterzeit, und wie alle Hausfrauen, hat auch die Frau Förster ihr Weihkö^berl für die Kirche hevgerichtet: ge färbte Eier, Salz, Brot, einen Meerrettich, ein zuckriges Osterbrezerl mit einem Papier- fahnerl, und obendraitf lag eine geselchte Schinken Haxen- DaS Körberl hat ste in der Speis auf daS Fensterbrett! gestellt damit Lie Mäns nicht dran können. Der Herr Forstgehilf hat immer in der Wirtschaft feinen MittagStifch eingebracht, und weil er da Lag für Tag nur Dampfnudel mit Kraut oder Rührmillibaunzen in der Zwetschgenbrüh bekommen, hat er dem Lieserl erbarmt. Dessenthalben hat sie auch heimlich die Schinkenhaxen genommen und dieselb am Gartentürl dem Forstgehilfen zugesteckt, well er halt ein gar so rescher Bursch, und weil er so schön jucherzen und weil. . . und weil. .. und weil... Am Karsamstag hat sich das geschickt und gleich drei Jodler hintereinander hat der Forstgehilf züm Mond geschickt, daß beim Wirt die Fenster nux so gezittert haben. * „Mariand, Josäf", war das ein Geschimpf und Gerenn im Forsthaus, Wie am Ostertag, ausgerechnet fünf Minuten vor dem Zamm- läuten, die Försterin gespannt hat, Latz der Schinkenhaxen fort. Der Herr Förster hat ge flucht wie ein Reiter. Die Frau Försterin hat daS ganze Haus auf den Kopf gestellt, und Lie Liesl recht scheinheilig in ihr Schnenztüchl geheult. Der Forstgehilf hat sein Haxl sauber ab- gefieselt. Dret Lag hat er dazu gebraucht, und gut und saftig ist es gewesen. Well aber Liv Jager keinem Hund feind fein können, so hat er nach den Feiertage» die Schlnkennockeu (Schinkenbein) mitgenommen und dem Waldl vor die HundShütten geworfen. Der hat vor Freud' gewedett uwd geschwän zelt, hat „Schön Apport!" gemacht uuü sogar das Prntzerl dem Herrn Forstgehilfen geben, Le» er doch sonst hätf fressen können mit Haut und Haar. . Eine klein« Weil hat eS nur dar«rt, der Herr Forstgehilf schreibt grad Holzzettel im Akkord, da scharrt eS drantzen vor der Tür. „Walderl, liab's Hunderl, magst eina", schmei chelt der Herr Förster, wie er die Lttr aus macht, fährt aber gleich wieder zurück, wie der Dackel den Schinkenknochen hereinzerrt. ,Ja, Hundsviech, elerrdig's . . . heiliger Hu bertus ... hat Ler den Haxen gestohl'n ...!" Ein Krach, ein Schlag . . . der Waldl liegt mitsamt dem Nocken im Gang draußen, und der Forstgehilf hat vor lauter Lachenver drucken eine Mordssau auf dem Sedlbauer» seinen Holzzettel gemacht. Drei Tag lang hat der Waldl nimmer in* Dienstzimmer dürfen. Und nachher hat de« Herrn Förster die G'schicht nimmer recht ge fallen wollen, weil sein Dackl immer um de» Forstgehilfen so rumgeschwanzelt ist, wo sich ein richtiger Förfterhund mit einem Unter gebenen doch gar niemals abgivt. „Waldl. . . Forstgehilf. . . Liesl . . . Oster- schinken . . ." Der Herr Förster war ein Durchgewichster, durch all« Wasser gewaschen, und im Himmel bett hat er einmal seiner Alten so vorexpli- ziert, ist aber tzabei ganz schief ankommen. „Natürlich, so ganz schlecht kannst nur du ! denken. Der Herr Forstgehilf ist ein richtiges Mannsbild . . . von unserer leiblichen Tochter gar net zum reden. Und überhaupt... der Waldl is a rechtS Luada . . . Guat Nacht!" Da hat Ler Herr Förster nichts mehr gesagt. Ein paar Jahre darauf hat Ler Herr Forst gehilf ein eigenes Forsthaus kri«gt und da» Lieserl alS sein eheliches Weib mitgenommen. Alsdann haben sic auch dem Vater gebeichtet von der Schinkenhaxen. Zuerst hat er ein« Sauwut gehabt, vor nehmlich über seine Alte, di« wegen seine« Verdacht so gestritten. Nachher hat er ab« selber gelacht, und damit daS saubere Kleeblatt wieder beisammen ... ist auch der Wald! mit ins neu« FSrsterhauS gezogen.