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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. SO Montag, den 1. März 1 »37 »«. Jahrgang scheu — da ist's anders. Tie wollen alle etwas von mir, etwas sehr Materielles. Geld oder Förderung — wollen durch mich an den Platz an der Sonne gehoben werden, und das mutz doch immer das eigene Können schaffen." „Ja, nur das eigene Können! Wahrlich, so fühl' ich's auch!" „Ich habe manchen empfohlen, der nicht viel konnte. Aus Gutmütigkeit. Und es ist so weit gekommen, datz meine Empfehlung nichts mehr nützt, denn die Direktoren wissen, datz ich es aus Gutmütigkeit tue, weil die Be treffenden mir leid taten." Gussys Augen sprühten. „Aber jetzt wird das anders." „Ich will mich bemühen." „Und wenn einer kommt, oder eine — die sich cinbildet, Stimme zu haben, nicht wahr — der sagen Sie schonungslos die Wahrheit!" „Die Wahrheit? Das ist schwer!" „Wir wollen cs einmal probieren." Erstaunt und belustigt sah er sie an. „Wie meinen Sie das?" „Also passen Sie einmal auf. Stellen Sie sich vor: ich komme zu Ihnen und sage: Herr Kammersänger, würden Sie über meine Stimme einmal ein Urteil abgeben? Es liegt mir aber daran, ein aufrichtiges Urteil eines Kenners zu hören. Und wenn Ihnen meine Stimme gefällt, dann — vielleicht können Sie mich dann empfehlen. Die Theater hören doch auf Sie sooo sehr!" Jetzt lachte der Kammersänger sehr herzlich. „Schön, probieren wir es einmal." Und Gussy verlieh lachend das Zimmer, um dann abermals einzutrcten und ihre Li tanei anzusagcn. „O bitte, meine Gnädigste," entgegnete Lie benberg, der sein Lachen mühsam verbitz, „selbstverständlich will ich das gern. Da'f ich Sie begleiten? Was wollen Sie singen?" (Fortsetzung folgt.) RadiialsoMisten warnen Mm vor dem Bolschewismus Paris, 1. 3. (Funkspr.) Auf dem am Sonntag in Bordeaux geschlossenen Provinzial- kongreß des radikalsozialistischen Landesverban des Südwestfrankreich, an dem über 403 Ver treter von 10 Bezirksverbänden leilnahmen, brachten mehrere radikalsozialistische Parlamen tarier und Parteiführer erneut ihre ableh nende Haltung gegenüber dem Kommunismus zum Ausdruck. So erklärte der Präsident des Bezirksver bandes der Dordogne, datz die Radikalsozia listische Partei wohl der Volksfront treu blei- Len wolle, aber nur unter der Bedingung, datz die Fahne der Radikalsozialisten nicht die Taten der Marxisten zu decken hätte. Zum größten Erstaunen der Anwesenden erschien auf del Parteitagung auch ein Kommunist, der die Grüße seiner Partei überbrachte und dann einige Hetzreden von sich gab. Sehr aufschlussreich waren die Ausführungen des radikalsozialistischen Senators Odin, der zur außenpolitischen Lage u. a. erklärte, man dürfe nicht den Abschluß von Militärabkommen mit Sowjetrußland wünschen. Es sei notwen dig, daß Frankreich mit Berlin ebenso in - Frieden lebe, wie mit Moskau. „Wir wollen keinen Bürgerkrieg," rief Odin aus, „wir ha ben die rote Fahne auf den besetzten Fabriken wehen sehen. Das war eine schmerzliche Ueber- raschung." Mehrere andere radikalsozialistische Partei führer kritisierten vor allem die Politik ihres Parteifreundes Mandel. Weiter sprach man sich allgemein für eine Unterstützung der Nicht einmischungspolitik gegenüber Spanien, so wie sie Delbos betreibe, aus. Stärkung de- deutschen Soldatentum- Bund«-führertagu«g des Rcichstreubundcs Ehemaliger Berufssoldaten. Dar Reichstreubund ehemaliger Berufssol taten e. V. hielt in Berlin seine diesjährige Buudesführcrtagung ab. Die Tagung war ter Klärung organisatorischer und standes- politifcher Angelegenheiten gewidmet. Der Vertreter des Reichskriegsministers stellte fest, Laß die Organisation der Soldaten der neuen Wehrmacht nach der nunmehr eiinährigen Entwicklung eindeutig feststeht. DaS Sammel becken aller ehemaligen Soldaten der neuen Wehrmacht seien die Bünde der drei Wehr- macytterle: für das Heer der Soldate n- bund, für die Kriegsmarine der Natio nalsozialistische Marinebund und für die Luftwaffe die in der Bildung be griffene Organisation dieses dritten Wchr- machtteiles. Neben diesen Bünden miisse aber Der Reichstreubund bestehen bleiben, um seine besonderen Aufgaben zu erfüllen, näm lich die Vertretung der sich aus der langjäh rigen Dienstzeit ergebenden besonderen Inter essen der Gesamtheit aller ehemaligen Berufs soldaten der alten und der neuen Wehrmacht und die Betreuung jedes einzelnen Berufs soldaten in Angelegenheiten der Zivilversor- gung und Fürsorgefragen nach dem Wehr machtsversorgungsgesetz. Di« Mitglieder der drei Solbatenbünde, die ehemalige Berufssoldaten waren, müßten also außerdem dem Reichstreubund angeboren. Geschichte vom großen Arost „Ich, als sparsamer Hausvater", sagte Herr Hase nämlich im Hinblick auf die Kälte, „ich krauche einfach ins Bett und warte, bis es wieder wärmer wird! Kein Franken berger Tageblatt lesen kann man auch im Bett!" (Fortsetzung folgt!) Meiji-Shrine-Garden Olhmpiastätte 1940. Weltbild (M) Blick auf das Sportfeld des Meiji-Shrine-Garden, das vom japanischen Organisations komitee für die XII. Olympischen Spiele vorgesehen wurde. Für die Ausgestaltung des Leichtathletik- und Schwimmstadions hat Lie japanische Negierung zunächst zehn Millionen Jen bewilligt. Der Bundesführer des Reichstreubundcs stellte mit Freude fest, daß nunmehr völlige Klarheit über den Mitglieoerkreis, die Orga nisationsbereiche und Aufgaben bestünde. Alle Soldatenorganisationen würden wetteifern in der Arbeit zur Stärkung deutschen Soldaten tums. Im Theater des Volkes fand eine große Kundgebung statt, an der neben mehreren tausend Bundesmitgliedern zahlreiche Offi ziere des alten Heeres und der Marine sowie der neuen Wehrmacht teilnahmen. Nach dem Fahneneinmarsch gedachte der Bundesführer Gauleiter und Oberpräsident Schwede- Co b u r g aller Kameraden, die zu allen Zei ten für Deutschlands Freiheit, Ruhm und Ehre ihr Leben gelassen haben, der zwei Mil lionen Toten des Weltkrieges, der 400 Ermor deten aus der Kampfzeit der nationalsoziali stischen Bewegung und der 600 im Kampf ge gen die bolschewistische Weltpest in Deutschland gefallenen Kameraden der Polizei. Der Bundesführer des Soldatenbundes Ge neral der Infanterie a. D. Freiherr Seut- tervon Lotzen, sprach noch einmal über die Aufgaben der verschiedenen Soldatenorga- Nlfatione» nnd betonte, daß Deutschland nichts anderes wolle als einen ehrenvollen Frieden. Neben der aktiven Truppe sei der Reservist der Träger der Kampfkraft. Aufruf zur Marbett Gauleiter Bohle an das Auslandsdeutschtum. Der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP., Gauleiter Bohle, der kürzlich durch den Führer zum Chef der Auslandsorgani sation im Auswärtigen Amt ernannt wurde, richtet einen Aufruf an das Auslandsdeutsch tum, in dem es nach einem Hinweis auf die Erfolge der letzten vier Jahre u. a. heißt: Ich glaube, daß gerade die Deutschen im Ausland gm tiefsten die ungeheure Wand lung ermessen können, die das deutsche Vater land in dieser kurzen Zeit erfahren hat. Wir, die wir während des Krieges und nachher im damals feindlichen Ausland lebten, kennen das bittere Gefühl, das jeden von uns, die wir Deutsche geblieben waren, erfaßte, wenn fremde Völker mit Spott und Verachtung von Deutschland sprachen. Wir haben nicht ver geßen, was es hieß, Angehörige eines Staa tes zu sein, der als der Paria unter den Völ kern angesehen wurde, und dessen Regierun gen durch fortgesetzte Würdelosigkeiten dem Ansehen ihres Landes unermeßlichen Scha den zufügten. Es ist ein großes Ruhmesblatt in der Ge schichte Les Auslanösdentfchtums, baß un sere Volksgenossen jenseits öer Reichs- grenzen trotz allem zum größten Teil ihrem Deutschtum, ihrer deutschen Art und dem schwer bedrängten Vaterland Lie Treue hielte«. Ganz wenige sind es gewesen, die das hems zur stolzen Reichsflagge gewordene Hakel kreuzbanner draußen in der Welt aufpflanz ten. Diese wenigen schufen das Fundament für die Auslandsorganisation der national sozialistischen Bewegung, die nach der Macht ergreifung des Führers in zäher und entsa gungsvoller Arbeit die Reichsdeutschen im Ausland zusammenfaßte und sie an das ge waltige Geschehen in der Heimat heranbrachtc. Die Mitglieder öer Auslands-Organisation, vom Landcsgruppcnleitcr vis zum unbekann ten Parteigenossen, öer irgendwo draußen in stiller Pflichterfüllung seinem Führer dient, können mit berechtigtem Stolz die Entwick lung ihrer AO. betrachten. Ohne die selbstlose und oft schwierige Mitarbeit der auslandS- dentschen Parteigenossen hätten meine Mit arbeiter nnd ich das Werk in der Heimat nicht vollbringen können. lieber die Parteigenossen hinaus gedenke ich in Dankbarkeit der vielen hunderttausend Volksgenossen und Volksgcnossinnen, die als aufrechte Nationalsozialisten an dem Aufbau eiuer wahren Volksgemeinschaft im Aus landsdeutschtum mitgeschasft haben, ohne der Bewegung als Mitglieder anzugehören. Wenn ich meine neuen Aufgaben als Chef der Auslandsorganisation im Auswärtigen Amt in Angriff nehme, so bin ich glücklich, zu wissen, daß meine Parteigenossen und Partei genossinnen mir auch hierbei treu zur Seite stehen werden. Mein Ruf znr freudigen Mit arbeit an diesen Aufgaben ergeht aber an alle Volksgenossen überall in der weiten Welt, die ihrem bieich verbunden und ihrem Führer treu sind. Mögen wir alle, die wir zur iveiteren Mit arbeit an einem großen Werk berufen sind, eingedenk sein der ewigen Verpflichtung, immer nur zu dienen Adolf Hitler und Deutschland! - 6mms. Sie perle Ein Roman von Georg Wallcntin Urheberrechtsschutz: Korrespondenzverlag Fritz Mardicke, Leipzig S 1 6 ^Nachdruck verboten) Liebenberg hat ihr auch die unbezahlten Rechnungen gebracht, und bei deren Sichtung hat Gussy zunächst die Hände über dem Kops zusammengeschlagen. Wie ein Schulbub, so ver legen saß der große, bildhübsche Künstler vor ihr. Und die Sichtung ergab etwas ganz Be trübliches. Es waren rund 2500 Mark Schul den zu bezahlen, und nicht eine einzige Rech nung b.etraf den Kammersänger selbst. Die Neffen hatten in gewissenloser Weise alles auf Onkels Namen bestellt, vom Anzug bis zum Lackschuh, ja sogar das Parfüm. „Wissen Sic, was ich mit den jungen Her ren tun würde, Herr Liebenberg?" „Was denn?" „Ich würde sagen: Jungens, ich habe für euch alles getan, was ich tun konnte. Ich habe euch nicht nur in Engagements gebracht, sondern ich habe euch Tausende geopfert. Weil ihr es aber so unverschämt treibt, ist bei mir jetzt zappenduster! Bitte — sucht euch einen anderen Dummen!" Kleinlaut fügte sie hinzu: „Das war wohl zu derb, Herr Liebenberg?" Er lächelte hilflos und schüttelte dann den Kopf. „Nein, es ist schon so, wie Sie cs sogen! Alles ist richtig, aber — ich will's den Jungens nicht so übelnehmen, bedenken Sie - - der Rudi verdient an Gage knapp zwei- hundcrffünfzig Mark im Monat, und der Heini — auch nicht viel mehr!" Empört entgegnete Gussy: „Wissen Sie denn, was sonst ein Familien vater mit vier Kindern verdient? Wissen Sie, daß die meisten — mit vier Kindern bei wei tem nicht so viel an Geld zu verzehren haben?" Liebenberg sah sie betroffen an. „Mehr nicht?" „Bewahre! Ich kenne einen Buchbinder. Jetzt ist keine Saison, und da arbeiten sie vorübergehend verkürzt, und der Mann geht in der Woche mit noch lange nicht dreißig Mark nach Hause! Er hat drei Kinder und zahlt auch noch fünfundoierzig Mark Miete im Monat. Nein, nein, Herr Liebenberg, neun aus Ihren Neffen niemals etwas Gescheites wird, dann sind nur Sie mit Ihrer Gut mütigkeit daran schuld! Sie müssen einmal Schluß machen!" „Ich bin zu weich, zu nachgiebig!" entgegnete der Kammersänger. „Ich weiß es und möchte gern anders sein, aber es geht so schwer. Ich kann niemandem etwas abschlagen. Alles drängt sich um mich, aber — alle wollen sie Geld! Meine Verwandtschaft, die in Berlin lebt, die zum Teil gutsituiert ist, pumpt mich abwechselnd an. Und es liegt System drin, denn noch nie sind mehr als zwei im Monat gekommen.^ „Aber haben Sie sich denn wenigstens Schuldscheine geben lassen?" . „Ja, das habe ich getan!" Er lachte plötz lich auf, ein gutes, herzliches Kinderlachen. ^Hören Sie zu, Gussy — daran sind meine Verwandten selbst schuld. Einer hat es schein bar dem anderen nicht gegönnt, und da hat mir jeder geraten, wenn ich dem anderen Geld gebe, mir einen Schuldschein ausstellen zu lassen. Und das ist das einzige, was ich getan habe!" „Und wo sind die Schuldscheine?" „Warum? Was wollen Sic damit?" „Ganz einfach, das Geld wieder hcreinholen. Sie sagten doch, daß Ihre Verwandten gnt- sktui-rt sind." „Ja, aber — die Schuldscheine will ich Ihnen geben, aber — ich will nicht, das; etwas unternommen wird." „Dann lassen wir es einstweilen, aber Sie müssen wir jetzt versprechen, daß Sie nicht mehr das Geld mit so vollen Händen Hinaus schleudern." „Das verspreche ich Ihnen. Ich verweise alle an Sie!" „Wie fein, da freue ich mich drauf, wenn ich Körbe erteilen kann. Und mit Ihren Neffen, wie wird es da?" Der Kammersänger überlegte, dann sagte er: „Diesen Monat werde ich jedem noch hundertfünfzig Mark Zuschuß geben, aber ich werde es ihnen gleich sagen, daß es jetzt auf hört. Ich freue mich schon auf den Anblick, wenn ich ihnen erzähle, daß Sie mein kleiner Finanzministcr geworden sind!" „Oh, es soll mir Spaß machen, einem gro ßen Künstler zu einem guten Bankkonto zu ver helfen, damit er, wenn er sich mal zur Ruhe setzt, eine schöne Rücklage hat!" Sie wurde rot, als der große, hünenhafte Mann, gegen den sie ein Zwerg war, jetzt ihre rechte Hand nahm und ganz behutsam drückte. „Sie kleiner, lieber Freund!" sagte er herz lich und sah sie offen an. „Sie sind gut zu mir. Sie meinen es gut, wollen mir ein wenig Freude machen. Das Leben ist ja so arm daran." Die Bitternis in seinen Worten ließ sie er schrecken. „Ist das Glück so an Ihnen vorbeigegan- gcn? An Ihnen, dem begnadeten Künstler?" fragte sie leise. „Ja — und nein! Meine Kunst hat mich immer namenlos beglückt, und ich bin ein anderer, bin verzaubert von etwas Unfaß barem, Unbekannten, wenn ich singe. Dann ist's, als wenn rechts und lmts, vor mir und hinter mir die Welt sich offne, als w nn sie groß und weit würde. Aber — die Men-