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Frankenberger Tageblatt t Mimmcter HSH- rmwailig ist n>m d»It) 8 PI-nnI«, Im Tcxtteil (--- 72 mm br«U> HO Pfennig. NabaHstafiel X. Wr Naibwel» und Vermittlung ÄS Pfennig SondergedNhr. Poftfche<No»«o: Leipzig 2S20I. m,m«ind«oirokomo: Frankenberg. Arrnspr. N4S — Lrahtanfchrlft: ragediatt Franlenbergigchfen. Lg, rageilatt rrfchetu« an fetem Merllag > M-na«»-«e»ug»Vre»« r z)g2. vel Ubyolu»» in den «ülgabestellen de» Landgedietei 14 Pf,, mehr, bei Znlragnog im Stadtgebiet 15 Psg., im Randgebiet r» PI«. Botenlohn. »»„enkarien SO Pf.. «In».lnnmm.r IO Pf., Donnabenduummer LO Pf. s«. Zahrgang Mittwoch, den 24. Februar M7 nachmittags Nr. 4« vas Kranienberg« Tageblatt Ist dar zur Verössentllchong der anttttchen «etannMachnngen des Amishanpimanner zu Mha und »er «rften »Srgermeisters der Stadt Srantenberg behördlicherseits bestimmte «lat« Oberst Kocs Ausruf Die Erklärung, Lie der Hauptkommandant des polnischen Legionärverbandes, Oberst Koc, am Sonntagnachmittag über alle polnischen Sender bekanntgab, richtet sich an das pol nische Volk in seinen Einzelpersonen und nicht i»l irgendwelche der bisherigen politischen Parteien. Diese werden vielmehr in der Er kürung ebenso bewusst beiseitegeschoben, wie es bereits durch die neue polnische Verfassung vom April 193S geschehen ist, auf deren Boden sich die programmatischen Ausführungen des Obersten Koc stellen. „Diese Verfassung", so sagte er, „bildet die Grundlage der Ordnung im Staat und schränkt die Eigenmächtigkeiten des früheren parlamentarischen Systems ein, indem sie gleichzeitig dem Staat ein starkes Machtzentrum in der Autorität des Staats oberhauptes schafft." Oberst Koc hat seine Erklärung nicht in seinem eigenen Namen abgegeben, sondern bereits als Leiter des neuen politischen „La gers", das er geschaffen hat, und in dem sich die alten Mitkämpfer Pilsudskis sammeln, um sein Werk und den von ihm geschaffenen Staat zu erhalten. Die Programmerklärung will nach den Worten des Oberst Koc nichts weiter, als die Ansicht derer auseinander setzen, die sich als Gründer des neuen poli tischen Lagers oder, mit anderen Worten, der neuen politischen „Belvegung" zusammcn- gefunden haben, uiid grundsätzlich die Ziele der Bewegung darlegen. Sie wende sich an die ehrlichen Menschen, die für das Wohl des Vaterlandes arbeiten wollen. Die Gründung des neuen politischen Lagers sei ein dringen des Erfordernis. Man dürfe keine Zeit ver lieren, da anderswo schon lange die Wege der ideellen Eigenbrötler von Gras überwuck-ert seien und ganze Staatswesen den eisernen Schritt machtvoller, disziplinierter Kolonnen hörten, die nach einem Willen zu einem Ziel geführt würden. Der Aufruf Kocs ist die Verwirklichung deS Auftrages, den Marschall Rydz-Smigly Ende Mai 1936 erteilt hat. Oberst Koc stellte in seinem Aufruf deutlich die Sicherung des Lebenswerkes des Marschalls Pilsudski in den Vordergrund. Der große Marschall habe unter den schwierigsten Bedingungen die moralischen und materiellen Elemente zum Aufbau des polnischen Staates geschaffen, die eine unerläßliche Notwendigkeit für eine Na tion seien, die leben und ihre geschichtliche Mission erfüllen wolle. Der beste Wille und die größte Opferbereitsä-aft des einzelnen führten nicht zum Ziele, wenn sie nicht ein heitlich geführt und klug geleitet seien. Unter den Grundsätzen, auf deren Boden sich das neue politische Lager stelle, nannte Oberst Koc an erster Stelle die Verfassung vom April 1935, und an zweiter Stelle hob er die Rolle der Armee im polnischen Staats wesen hervor. Marschall Pilsudski habe ge wußt, daß die Armee in Disziplin und Bür gertugend für die ganze Nation beispielgebend sein müsse. Marschall Rydz-Smigly habe den Gedanken der Wehrkraft als die Grundidee bezeichnet, die zum Zusammenschluß und zur Einigung des Volkes über alle Streitigkeiten der Vergangenheit hinweg führen müsse. ..Die neue von Koc geschaffene Bewegung steht rn schärfster Ablehnung gegen den Kom munismus. Für das Verhältnis der Begriffe Staat und Nation zueinander, über die in Polen lange gestritten wurde, stellt Koc die Formel auf, der Staat sei die einzige Form für eine gesunde Existenz der Nation. Klas- scnhaß sei dem polnischen Denken fremd. Jeder Arbeiter und jeder, der seine Pflicht erfülle, sei vollberechtigter Bürger des Staa tes. Die Privatinitiative und die Initiative des Kapitals müßten dort enden, wo das Gleichgewicht der sozialen Interessen oder das Nationalvermögen gefährdet werden. Der Staat müsse auch die Kontrolle über das Ver hältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern in seiner Hand haben. Unternehmer und Arbeiter müßten lerneu, an einem Tisch zu sitzen und im Interesse des Ganzen zusam menarbeiten. Hinsichtlich der Agrarpolitik will das Lager des Obersten Koc einen Umbau der dörflichen Struktur im Interesse der Bauernschaft för dern. Als Mittel dazu sieht es u. a. vor: Verstärkung des bauerl cgru <n Landwirtschaft, Hebling der lautzwirtsckatt' MeMM LM in Rallen Abschluß der Deutschlandreise Lionettis Die achttägige Deutschlandreise des italieni schen Arbeiterführers Manetti.fand m der Hauptstadt der Bewegung mit einer schlichten Feier im Hotel „Vier Jahreszeiten" ihren A schluß. Anschließend starteten die italienischen Gäste mit dem Flugzeug zur Heimreise nach Rom. Bei der Abschiodsfeier teilte Dr. Ley mit, daß er in Kürze den Besuch Manettis erwidern werde. Auf die Deutschlandreise ein gehend, erklärte Dr. Leh zusammenfassend: ,Zch habe versucht. Ihnen den Sinn des neuen Deutschlands klarzumachen. Ich habe Ihnen die Impulse unseres von Adolf Hitler völlig gewandelten Vaterlandes fühlbar ge macht, und ich weiß, daß Sie unseren Führer und sein Werk verstehen. Seien auch Sie Dolmetscher unserer Gefühle, wie es über- Haupt notwendig ist, daß die führenden Man- ner der aufrichtig empfindenden Nationen sich zum Mittler des Guten, Las sie sehen und erleben, machen." Präsident Manetti dankte Dr. Ley und be tonte, daß sein sehnlichster Wunsch, Deutsch land und das deutsche Volk kennenzulernen, endlich erfüllt worden sei, und sagte: „Alle Türen wurden mir geöffnet, keine Freund schaft ist mir versagt worden, angefangen vom Haus des bescheidenen Arbeiters bis zu dem Manne, der den Deutschen die Würde eines großen Volkes wiedergcgeben hat." Er könne versichern, daß er diese acht Tage, die er im Reich verbrachte, nie vergessen tverde. Das nationalsozialistische Deutschland und das faschistische Italien stellten wirklich die Vor hut dar in der Verwirklichung jener höheren sozialen Gerechtigkeit, die Hitler und Musso lini ihren Völkern versprochen haben. Am Vortage seiner Abreise hatte Präsident Manetti am Mahnmal an der Feldherrnhalle und in den Ehrentempeln auf dem König lichen Platz die Toten der Bewegung durch Kranzniederlegungen geehrt. IM KMen.MbttwachunMeomIc Aur Sowjekußland mit der Seeüberwachuns nicht einverstanden Zwischen den Regierungen Englands und Portugals ist im Unterausschuß des Londoner Nichteinmischungsausschusses ein Abkommen über die Ncberwachnng der spanisch-portugie sischen Grenze zustande gekommen, das, wie der Vorsitzende Lo Plymouth erklärte, ge nüge, um die englische Regierung in den Stand zu setzen, die Verantwortung zu über nehmen. Auch in der Frage der Durchfüh rung der Scekontrolle konnte in den wesent lichen Punkten eine Einigung zwischen den Vertretern der betreffenden Mächte erzielt werden. Nur die Regierung Sowjetrußlands ist nicht bereit, die ihr in dem Kontrollplan zu gedachte Ueberwachungszonc in der Bucht von Biskaya anznnehmrn. Nach dem Plan sind acht Unter suchungsstationen bestimmt worden, wo die Ueberwachungsbeamtcn für Spanien bestimmte Schiffe betreten. Die Kette der Blockadeschiffc soll sich in einer Entfernung von etwa 10 Seemeilen um die spanische Küste hinziehen. Im ganzen werden etwa 1000 Untersuchungsbcamte eingestellt werden. Die Kosten dafür sollen etwa 800 000—900 000 Pfund betragen, wovon England, Frankreich, Deutschland, Italien und Sowjetrußland j- 150 000 Pfund aufzubringcn haben. Der Nest wird unter die übrigen 22 Mächte, die dem Nichteinmischnngsausschuß angehören, verteilt werden. Die Ueberwachungsschiffe werden das Recht haben, jedes Schiff, das einer der an dem Nichteinmischungsabkommen beteiligten 27 Nationen angehört, anzuhalten und, falls es keinen Untersuchungsbeamten an Bord hat, nötigenfalls zu untersuchen. Falls Schiffe mit Flaggen anderer Nationen, die dem Nichtein mischungsausschuß nicht angehören, wie Ame rika und Japan, die Zone passieren, haben sie lediglich den Nachweis zu erbringen, daß sie ihre Flagge rechtmäßig führen. Die Zen trale der internationalen Land- und Seekon trolle wird sich in London befinden und unter britischer Leitung stehen. Der von Moskau gegen den Kontrollplan erhobene Einwand, nach dem die Bucht von Biskaya für die Sowjctflotte zu „stürmisch" ist. wird von der Londoner Presse vielfach ironisch kommentiert. So wird darauf hiuge- wicsen, daß die Sowjets ihre Schiffe an der südspanischeu Küste stationieren möchten. Wie Reuter meldet, werden auf Grund der englisch-portugiesischen Abmachung 130 bri tische Beobachter an der portugiesisch-spani schen Grenze aufgestellt. Der französische. Bot schafter Corbin habe Eimvendungen dagegen erhoben, daß an der französisch-spanischen Grenze eine größere Zahl von Beobachtern, nämlich 180, ausgestellt werden solle, als an der portugiesisch-spanischen Grenze. Es for derte eine neue Sitzung der Sachverständigen, um festzustcllcn, ob die Zahl der Beobachter an der französischen Grenze herabgesetzt wer den könne. Dieser Forderung sei entsprochen worden. ' - - Die Blscaya für Sowjslmatrofen zu stürmisch Französische Angst vor den Moskauer Freunden Paris, 24. 2. (Funkspr.) Die franzö sische Presse beschäftigt sich mit dem Verhal ten Sowjetrußlands in der Frage der lieber- wachung der Nichteinmischung. Die Blätter behandeln dieses Thema besonders lebhaft. «urz« Tagesspiegel Zur Fortführung der von der Rekchsvegierung übernommenen Aufgaben begibt d« Deutsch« Reich weitere 500 Millionen RM. 4>z« prvzentrge auslösbar« Reichsschatz» anweisungen. Di« amtliche Mitte»,ung über di« Besprechungen des Reichsautzen ministers mit den österreichischen Staatsmännern hebt hervor, daß sich diese in einer überaus freundschaftlichen Atmo sphäre abgewickslt hätten. Sie betrafen kn erster Linie die Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staaten. Dos Abkommen vom 11. Juli 1936 scheine geeignet, ein« weitere erfolg reiche Zusammenarbeit zu gewährleisten. Reichsautzenminister v. Neurath hat an: Dienstag abend Wien mit dem fahr planmäßigen Münchener Schnellzug wieder rsr- lassen. Vor seiner Abreise hatte der Reichs» autzenminister in einer Unterredung mit der amtlichen Nachrichtenstelle erklärt, er möcht« seinen Besuch nicht kn erster Linie als ein staats politisches Ereignis angesehen wissen, sondern als ein« aus der völkischen Verbundenheit der beiden Staaten sich ergebend« Selbstverständ lichkeit. Der deutsche Botschafter v. Pape» gab am Dienstag abend aus Anlah des Be suches des Reichsautzenministers «in Essen, an wem u. a. auch Bundeskanzler Dr. Schusch nigg teilnahm. Stabschef Lutze hielt am Dienstag vor mittag vor den Presse- und Kulturreferenten der SA-Gruppen und den Angehörigen des Kulkurkreises der SA einen Vortrag über Ziel, Wesen und Form der kulturellen Arbeit in der SA. Die rumänische Regierung ist am Dienstag umgebildet worden. Ministerpräsi dent Tatarescu hat das Innenministerium mit übernommen. Damit dürfte zum Ausdruck kom men, daß auch höheren Orts die Einstellung des Ministerpräsidenten zu den mnenpoliirschsn Ereignissen gutgcheif«» wird. nachdem die sowjetrussische Abordnung in Lon don vorgeschützt hat, die Besatzungen der sow jetrussischen Kriegsschiffe seien nicht so seefest, um im stürmischen Golf von Biscaya an der nordspanischen Küste auf Wache auslaufen zu können. Sie seien nur in der Lage, an der ruhigen Mittelmeerküste zu kreuzen (!). Das „Journal" hält es für falsch, den Sowjetrussen die Wacht im Mittelmeer anzu vertrauen. Hoffentlich, so schreibt das Blatt, sind sich die französischen leitenden Politiker der Gefahr bewußt, die die Anwesenheit eines kommunistischen Propagandaherdes an der Ma rokkolüste bedeuten würde. England wie Ita lien seien für den überlieferten Ausschluß Sow jetrußlands aus dem Mittelmeer, England schon, seitdem es für die Wiederbefestigung der Dardanellen eingetreten sei und die alte Freundschaft mit den Türken wieder angeknilpst habe. Also komme man auch im Mrttelmeer zur alten Politik des Kampfes zwischen dem Elefanten und dem Walfisch zurück. Schwere Verluste dec Boschewisten vor Madrid I Salamanca, 24. 2. (Vom Sonder ¬ lichen Kultur, Rationalisierung des Produk tionsabsatzes, Gesetze gegen die Zersplitterung des bäuerlichen Besitzes, Erleichterung von Krediten. Zu den kulturellen Fragen unter strich Oberst Koc, daß der Staat sich der Pflege der Wissenschaften, der Literatur und der Kunst besonders annehmen müsse. Hin sichtlich der Glaubensbekenntnisse stehe man auf dem Boden der Verfassung. Neber die Zusammenarbeit mit den natio nalen Minderheiten sagte Oberst Koc n. a.: Wir wünschen mit den Minderheiten ein brü derliches staatsbürgerliches Zusammenleben Polen anerkennt die Eigenarten und Sonder heiten der Minderheiten, solange sie sich nicht gegen die Interessen des Staates richten und solange sie nicht absichtlich zur Errichtung trennender Mauern und zur Schaffung von Haß auSgeuutzt werden. * Der Gedanke, eine Staatsrcform anSzu- arbeften, wurde dem Obersten Koc in eiuge- weihteu Kreisen Warschaus schon zu der Zeit zugeschriebcn, als er von 1932 bis zum Früh jahr 1936 Staatskommissar bzw. Präsident der polnischen Notenbank war. Dieser Mann, der als junger Student Literaturgeschichte stu dierte, und auch heute noch gern ein lyrisches Gedcht schreibt, steht schon seit 1909 au allen Brennpunkten der nationalen Politik Polens. Keine Verschwörung in der Zarenzeit, kein ge heimer Offizierskursus des polnischen Schntzenverbandes damals, an dem er nicht teilgcnommen hätte. 23jährig übernimmt er als junger Leutnant unter dem Decknamen Withold im Auftrag Pilsudskis die Organi sierung des bewaffneten Aufstandes seiner polnischen Landsleute hinter der russischen Front. Später Bataillonskommandeur, wird er gefangengenommen, April l!U8 wieder frei, stößt sofort zu Rydz-Smigly. der damals be reits eifrig die polnischen Geheimvcrbändc sammelte und schulte, wird daun Hauptmann im neuen polnischen Heer und mit 29 Jahren Oberst nach dem Sieg über die Bolschewisten- heere Trotzkis. 1926 sicherte er als Befehlshaber des Trup penübungsplatzes bei Warschau den Ein marsch Pilsudskis und damit die Niederwer fung der Opposition. 1928 schied er aus dem aktiven Dienst anS und half den Pilsudskiblock im Parlament bilden. Der spätere Staats bankpräsident trat dann von seinem Posten zurück, weil er in der Devisenpolitik entgegen gesetzter Richtung wie die Regierung war. Nenn Monate lang hat Oberst Koc, um dessen Auftrag sich allmählich schon fast ein Sagen kreis gebildet hatte, an dem Rcformplan für den polnischen Staat gearbeitet, wobei er den Wehrgcdanken als entscheidend in den Mittel punkt stellte: „Die einzige Losung, die uns ooranlenchten soll, ist die Verteidigung Po lens." Es versteht sich von selbst, daß das nun von ihm durch Rundfunk verkündete Pro gramm vorher in allen Einzelheiten vo« Marschall gebilligt worden ist.