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„Dieses war meine letzte merkwürdige Einquartierung. Denn wenn auch gleich nachher und in den folgenden Zeiten immer noch viele Einquartierungen vorfielen, sa kamen sie doch nach der günstigen Erklärung des Fürsten Repnin weder so häufig noch so stark als vorher, daher ich sie nebst vielen frühem, sowie viele andere Umstände übergehen kann, weil sie unvermeidliche Folgen des Krieges und der Ortslage waren. Die umliegenden Dörfer Eückelsberg, Falkenau und Plaue, wie Augustusburg und Oederan sind zwar auch hart mitgenommen worden, aber doch nicht in dem Grade, wie da» Dorf Flöha, welches nach einer damaligen gerichtlichen Unter suchung so weit herunter gebracht war, datz man mit Ueber- nähme der Schulden das ganze Dorf für wenig tausend Taler hätte kaufen können." L) Der Schmied von Niedeklichtmau Anders als der Gebildete erlebte der Mann aus - dem Volke die Zeit von 1806—13. Er lernte nur die Schattenseiten der Fremdherrschaft kennen. Er war weit davon entfernt, ein Bewunderer französischen Geistes zu werden. Französisch« Soldaten und Unteroffiziere, mit denen er nur in Berührung kam, waren keine ge eigneten Vertreter solchen Wesens. Dagegen wuchs in seinem weniger verbildeten Gemüte ein gesunder Hatz gegen den Eewaltherrn, der ihm den Zucker entzog und ihn zwang, Eichel- und Kornkaffee zu trinken und Huflattichblätter statt Tabak zu rauchen. Er war schuld, datz von den mühsam ersparten Silberthalern einer nach dem andern aus dem hintersten Versteck hervorgeholt werden mutzte; datz elendes Ledergeld in Umlauf kam; datz selbst das Saatgetreide nicht sicher war und das letzte Pferd au» dem Stalle gezogen wurde. Seiner unersättlichen Kriegswut muhte der Knecht und schlictzlich auch der Sohn geopfert werden. Er hatte den Nürnberger Buchhändler Palm, die tapfern Offiziere Schills, den treuen Andreas Hofer erschiehe» lassen, die edle und schöne Königin Luise beleidigt. Seine Offiziere und Soldaten hatten besonders auf dem Zug nach Rutzland in Saus und Braus gelebt und der aus gesogenen Bevölkerung nichts als Hunger und Krankheit hinterlassen. Endlich, endlich war im Winter 1812 auf 13 Gottes furchtbares Strafgericht über den Eroberer und sein Heer hereingebrochen. Aber dessen Kraftquellen waren noch nicht erschöpft. Sollt« das Elend so weiter gehen? Diese Gedanken etwa bewegten die kleinen Leute, soweit sie durch die ungeheure Not nicht gänzlich abgestumpft waren. — Im Jahre 1804 hatte der Schmied Adolph Friedrich Hofmann aus Schöner« stadt die Tochter seines Meisters Johann Christian Zacharias Koch in Nieder- lichten au geheiratet und dessen Schmiede käuflich erworben. Der Jungmeister, beherzt und beweglichen Geistes wie alle Schmiede, hatte die Not der Zeit wie all« Dorfgenossen in reichlichem Matze erfahren, wenn auch sein Dörfchen nicht so an der grohen Hcerstratze lag wie Flöha. Am 7. Oktober 1813 war der französische General Lauriston von Mittweida her auf der Thonstratze gegen Chemnitz vorgedrungen, um dem 2. Armeekorps, das bei Flöha und Oederan stand, den Weg nach Frankreich freimachen zu helfen (vergl. H. XV. 66 u. 64!). Bei Ebersdorf war dieser Versuch von den Oesterreichern, die Chemnitz besetzt hielten, zurückgewiesen worden. Der Kampf muh in den zeitigen Vormittags stunden stattgefunden haben; denn es war noch längst nicht Mittag, da kommt ein Bote den Talweg von Oberlichtenau heruntergejagt. Atemlos betritt er die Schmied«. „Fritz, mach schnell!" stöht er hervor, „du sollst ins Oberdorf komm'. Bei der Nach einem Bericht von Kantor Georg Bogel-Riederlichtena» über eine Erzählung de, f Schmiedemeister» Hermann Hosmann-NIederlichtenau.