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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. 5L Dienstag, de« S. MSrz 1VS7 »«. Jahrga«g Stoßtrupp im Vetriebe Wesen und Aufgabe der Werlschareu. Die Reichswerkscharführung und ^as Retchspresseamt der Deutschen Arbeitsfront hatten zu einer Bespre chung in Berlin geladen, bei der der Oberst- tverkscharführer Schneider über Wesen And Aufgaben der Werkscharcn sprach. Die Werkschar soll Freund und Helfer deS heutschen Arbeiters sein. Sie ist keine Glie derung der NSDAP, oder der DAF-, sondern «ine Zusammenfassung der aktivistischen Kräfte m den Betrieben. Sie bedeutet gewis sermaßen "die Auslese der politisch Geschulte sten, der rasse- und blutsmäßig Besten jedes Betriebes. Die Werkschar ist der politische Stoßtrupp des deutschen Arbeiters. Sie hat keine besonderen politischen Aufträge und Aufgaben. Sie dient lediglich den gleichen - Zielen wie die DAF. Wenn beispielsweise das Amt Schönheit der Arbeit einen Hof ver schönern will, dann müssen Menschen da sein, die diese Arbeit zuerst anpackcn. Das soll überall, wo Not. am Mann ist, grundsätzlich der Werkscharmanu sein. Er soll auch, um wieder ein Beispiel zu geben, alle Richtlinien Geschichte vom großen Krost „Dropp — drovp — dropp — mir kommt was auf den Kopp!" fuhr Hase in feiner Erzählung fort. »Ich rieb den Winter schlaf aus den Augen und wollte mal selbst Nach sehen, was los ist, denn das Frankenberger Tageblatt las ich ja damals noch nicht . . , (Fortsetzung fo'gN) Vom OpernbaU 1937 Zu einer der repräsentativsten Festlichkeiten der Reichshauptstadt gehört unzweifelhaft der Opern boll der Staatsoper. Fast 2000 Gäste waren der Einladung des Ministerpräsidenten General oberst Göring gefolgt, um ein künstlerische« und gesellschaftliches Ereignis besonderer Art zu feiern. Der Reinertrag diese» Abend« kam der Winterhilfe und dem preußischen Staatstheater-Unter- stahungsfonds zugute. — Hermann Göring und Frau Emmy Göring während der Darbietungen des Balletts der Staatroper. (Presfe-Jllustrationen-Hoffmann-M.) und Vorschriften des Amtes für Volksgesund- hcit kennen. Grundsätzlich sollen die Männer in den Be trieben nicht durch Plakate zum Eintritt in die Werkschar aufgefordert werden. Es wer den vielmehr systematisch die besten Na tionalsozialisten der Tat für dis Werkschar gewonnen. Die Werkscharmänner sollen nicht lehren durch Reden, sondern leh ren durch Leben. Dr. Ley hat für die Werkscharführer neue Abzeichen geschaffen. Die Nangglieüerung ist folgende: Werkscharführer, Hauptwerkschar führer, Werkscharbannführer, Oberwerkschar- führer und Oberstwerkscharführer. Die Werk scharführer tragen am Arm einfache bzw. ge schwungene Winkel in Blau oder Silber. Sie werden in der Reichswerkscharsührung zusam mengeschlossen und in der NSBO. verankert. In Kürze wird die Einheit zwischen NSBO. und Werkschar Tatsache, und es gibt in Zukunft nur noch einen Treuhän der der Partei im Betriebe: die Werkschar. Tie Ausbildung des Führernachwuchses wird nicht nur in dem Uebungslager in Saßnitz oorgenommen, sondern künftig auch in einem großen Uebungslager, das neu er richtet wird, durchgeführt. Der Werkschar- mann soll das Vorbild sein für den Typ des deutschen Arbeitssoldatcn. Bisher neun ausgewiesene Reichsdeutsche abbesdrdett Moskau sucht noch immer nach Beweisen. Von den aus der Sowjetunion ausgewie senen zehn Reichsdeutschen sind bisher neun und zwar sechs aus Leningrad (Fischle, Klein Walther, Larisch, Paul Bärwald und Tatjant Bärwald), drei aus Moskau (Thilo, Gold schmidt und Melchior) unter Polizeibewachung zur Grenze abbefördert worden. Einer der zur Ausweisung Bestimmten, Wilhelm Pfeif fer, der beim Besuch des Vertreters der deut schen Botschaft einen sehr erregten Eindruck machte, ist bisher nicht abbefördert worden, sondern befindet sich, wie von Sowjetseite mit geteilt wird, nach wie vor im Gewahrsam des Jnnenkommissariats in Moskau. Pfeiffer, der früher Kommunist war und nicht nach Deutschland zurückkehren wollte, soll, wie jetzt bekannt wird, in ein anderes Land abgescho ben werden. Manche reichsbeutschen Gefangenen sind während ihrer Haftzeit offenbar einem dop- Helten Druck ausgesetzt worden, indem sie nicht nur fläschlich beschuldigt, sondern auch mit angeblich nach der Rückkehr in Deutsch land ihnen drohenden Gefahren geschreckt worden sind. Insofern ist es deshalb auch be zeichnend, daß, abgesehen von de« zehn Reichs deutschen, die jetzt ausgewiesen würbe», noch kein einziger der zumeist seit Monaten ver hafteten trotz wiederholten Verlangen» der Botschaft von einem Botschafts- oder Konsu larvertreter hat besucht werden können. In einer sowjetamtlichcn Mitteilung, in der die Ausweisung der oben erwähnten Reichs deutschen mitgeteilt wurde, heißt es, „dis Ausgewiesene» hätten sich in der Vorunter suchung schuldig bekannt". Im Gegensatz hier zu haben sie bei dem Besuch des Vertreters der deutschen Botschaft, wie bereits bekannt, ausnahmslos jede der ihnen zur Last gelegten Vergehen bestritten und immer wieder ihr« Unschuld beteuert. Ser „schweigsame Agitator" Enthüllungen über den neuen Sowjetbot- fchaftrr in Valencia. Der Pariser „Matin" warnt nachdrücklichst davor, den Wechsel in der Sowjetbotschaft in Valencia dahin auszulegen, als ob Mos kau-damit auf die weitere Wühlarbeit in Spa nien und die Unterstützung der spanischen Bolschewisten Verzicht geleistet habe. Der neue Sowjetbotschafter in Valencia, Leo Fakobsohn-Gaikis, genannt der „schweigsame Agitator", sei der An stifter zahlreicher kommunistischer Aufstände n Lateinamerika gewesen. Es handele sich somit bei der Neubesetzung der SowjetSot- schaft nur um einen technischen Wechsel. Im Kreml scheine man der Ansicht zu sein, daß diesmal Moses Rosenberg nicht ganz auf der Höhe seiner Aufgabe gewesen sei. Seine län gere diplomatische Tätigkeit habe ihn die „Fühlung mit den revolutionären Massen" verlieren lassen. Außerdem habe er nicht mit der nötigen Geschmeidigkeit zu handeln ge wußt, um Reibungen mit den Häuptlingen der spanischen Bolschewisten zu vermeiden. Die Person des neuen Sowjetbotschaitcr» dagegen beweise, daß Moskau nicht mehr die gleichen Fehler zulaffen wolle. Leo Iakob- sohn-Gaikis habe niemals aufgehärt, sich mit revolutionären Geheimaktionen zu beschäf tigen. . Nach einer schnellen Laufbahn bei der Tscheka und bei der Propagandasektion der Komintern sei er 1924 als „Gesandtschafts sekretär" nach Mexiko geschickt worden, tat sächlich sei er aber der geheime Sendbote der Komintern für Lateinamerika gewesen. Unter seinem Kommando seien-die zahl- reichen kommunistischen Ausstände in B»U- vien, Peru, Chile und Brasilien ausgebro chen, an denen vor allem die Indianer teil- genommcn hätten. Seitdem werde GaikiS allgemein als großer „Spezialist" -er kom munistischen Propaganda betrachtet. Gaikis beherrsche die spanische Sprache voll ständig, was ihm erlauben werde, mit den örtlichen Leitern wie auch mit den „spanischen Massen" selbst in enger Fühlung zu fein. All« l in Spanien arbeitenden Komintern-Agenten I seien ihm unterstellt. Das gelte auch von Lmmr. Sie perle Ein Roman von Georg Mallentin Urheberrechtsschutz: Korrespondenzverlag Fritz Mardicke, Leipzig O 1 8 (Nacvvnick verboten) „Oh, lieber Meister, wenn es Ihnen recht ist, ein kleines Volkslied. Vielleicht — Leise, leise, stille Weise!" „Ausgezeichnet!" Und der Kammersänger nahm Platz und griff in die Tasten. Er erwartete keine Sekunde, daß Eussy jetzt singen werde, zu seinem Erstaunen setzte sie aber plötzlich ein. Klar und wohllaut klang die Stimme durch den Raum. Gussy gab sich redlich Mühe, nicht gar zu schön zu singen, damit der Kammer sänger es nicht merke, daß ihre Stimme ge schult sei, aber es klang so rein und prächtig, und als sie endete, sah sie der Kammersänger fassungslos an. Gussy markierte jetzt die Verlegene und sagte: „Ach, Herr Kammersänger, darf ich um Ihr Urteil bitten." „Mein Urteil! Ja — ja — in Dreideibels-- »amen — Sie haben ja eine famose Stimme. Und nicht einmal ungeschult!" »Ich?" schauspielerte Eussy weiter. „Du lieber Gott, wenn Sie das Stimme nennen. Nein, Herr Kammersänger, jetzt sind Sie wie der zu höflich. Aus blanker Gutmütigkeit, Ich — und Stimme? Jetzt gehört sich's, daß Sie sagen: Klingt nicht übel, mein Kind, aber die Stimme ist klein, ungeschult, man jpürt, daß Sie keine rechten Studien getrieben haben. — Liebes Kind, überlegen Sie sich einmal, wie Ihre Stimme klingen wird, wenn sie —" „Halt, stopp!" fiel ihr Liebenberg ins Wort. „Nem, Gussy, das kann ich in Ihrem Falle nicht sagen. Ich gebe zu, daß noch allerlei an Ihrer Stimme zu tun ist, aber — ich halte Ihre Stimme für aussichtsreich. Wo haben Sie singen gelernt?" „Im Pensionat, da hatten wir einen tüch tigen Musiklehrer." „Hat der Ihnen nicht zur Vollausbildung der Stimme geraten?" „Doch, aber ich hotte keine Lust." „So, keine Lust! Singen ist göttlich, wissen Sie das?" „O ja, aber — ich möchte ja auch, aber — man braucht doch nicht gleich Sängerin zu wer den." „Das muh mail nicht. Gussy, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ich bilde Ihr« Stimme aus. Kostenlos natürlich. Das ist das erste Mal, dah ich einen Menschen treffe, -der nicht ehrgeizig ist. Das ist selten." „Das wollen Sie wirklich?" „Aber natürlich! Sie sollen doch an Ihrer Stimme Freude haben." „Das möchte ich sehr gern. Aber Ihre kost bar« Zeit, Herr Liebenberg —" „Unsinn. Daran mangelt es doch nicht. Also einverstanden. Ich will doch mal schauen, was ich aus Ihnen mache." . Gussy war überglücklich und in ihr jubelte es nur so. Der Kammersänger wollte sie aus bilden, ihrer Stimme den richtigen Schliff ge ben. Unsagbar schön erschien ihr -das Lebe». Sie stand am Herd und bereitete das Mit tagessen. Heute sollte erst nm 3 Uhr gespeist werden. Sie war eben auf -der Bank gewesen und hatte von den promM eingegangeneir 3000 Mark insgesamt 500 Mark abgehoben. Außer dem hatte sie im Auftrag des Kammersängers bei -der Melos-Fil»,-Gesellschaft angerufen und nm Abrechnung für -den Film gebeten, in dem Liebenberg eine führende Rolle gehabt hatte, und der ein ausgezeichneter Erfolg geworden war. T«r Direktor war lehr liebenswürdig zu ihr und sagte, dah man die Abrechnung eben fer tiggestellt habe, die «inen Betrog von — Gussy hielt den Atem an — 7800 Mark zugunsten -des Herrn Kammersängers ergäbe, und der Betrag stünde zur Verfügung. Gussy bat um Ueberweisung -des Geldes auf das Konto des Kammersängers. Sie war so vergnügt wie noch nie und macht« sich jetzt -daran, die Schecks für die einzelnen Gläubiger auszuschreiben. Sie rief die einzel nen Firmen an und bat, das Geld akyuholen. Prompt stellten sich die Boten ein, und als die Uhr die zweite Nachmittaqsstunde onzeigte, war nur noch eine kleine Rechnung von 22 Mark unbezahlt, denn der Mann hatte kein Telefon. Die wollte Gussy aber auch noch vom Halse haben, und so schickte sie ihm einfach einen Ver rechnungsscheck mit -der Post zu. Der Gärtner stellte sich ein. Cs war ein älterer Mann, guter Sechziger, Nein, vertrock net, mit krummgezagenem Rücken, aber Hellen, lustigen Augen. Verlegen sagte er: „Der Kammersänger hat mir gesagt, dah ich mich an Sie wenden möchte, Fräulein." „Ja, was bekommen Sie?" „Wenn ich — wenigstens — hundert Mark bekommen könnte." „Was haben Sie denn zu bekommen?" „Es sind jetzt in vier Monaten immer vierzig Mark Rest geblieben, und dieser Monat mit siebzig Mark dazu —!" „Das macht also zweihundertdreißig aus. Gut, die erhalten Sie. Hier, quittieren Sie einmal." Der Gärtner war sprachlos vor Freude. Das hatte er nicht erwartet. „Wissen Sie hier noch jemand, der Geld bekommt?" „Ach ja, die Geschäftsleute hier herum — die bekommen alle Geld. Ist doch immer gepumpt worden. Das war früher .schlimm. Aber nun wird's wohl besser?" „Das wird es. Wollen Sie mir einen Ge fallen tun?" „Jeden, Fräulein. Sagen Sie es nur." „Gehen Sie doch mal die ganzen Geschäfte durch und fragen Sie, was und wieviel zu bezahlen ist. Schreiben Sie sich das überall! auf und sagen Sie den Geschäftsleuten, dah in Zukunft nur das bezahlt wird, was ich bestelle oder was in meinem Auftrag mit einem Zettel geholt wird. Oder noch besser: sagen Sie, daß alles nur bar gekauft wird. Wenn also — jemand aufschreiben lassen will auf die Rechnung des Herrn Kammersängers, dann wird das nicht von mir bezahlt!" Ter Gärtner nickte eifrig. „Ja, das tue ich ger». Und wenn ich — für die beiden jungen Herren Zigaretten holen mutz — die dürfen dann auch nicht mehr aufgeschriebcn werden?" „Unter keinen Umständen! Die sollen ihr« Zigaretten selbe- bezahlen." „Das freut m'ch!" schmunzelte der Gärtner. „Wirklich, das freut mich! Die Jungen haben es auch zu toll getrieben. Alles mutzte aus geschrieben werden." Tie Sieffen waren heute schon früher da als der Kammersänger. Ter Tag war sonnig und warm, und sie ergötzten sich beide im Garten. Rudi rief plötzlich nach dem Gärtner. „Holen Sie mir doch mal Zigarette», Papa Reiche. Sie wissen, die Sechser! Meine Leib marke! Hundert Stück!" „Sehr gern, junger Herr!" sagte Reiche dienstwillig, blieb aber stehen. „Da gehen Sie nur. Auf was warte» Sie noch?" (Fortsetzung folgt)