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ZS nun die fauchen Perlen aus dem Samtpolster, auf dem noch > kurz zuvor die echten geruht, mühten sich, es ihnen an Schimmern und Irisieren gleichzutun. Sie fühlten sich dazu § verpflichtet, in der erwählten Gesellschaft von Brillanten, . Smaragden, Rubinen und Saphiren Indessen fuhr die sehr schlanke Frau im Auto noch einer ganz anderen Richtung als dorthin, wo sich das kleine, vor nehme Hotel befand. Nachdem sie eine Weile gefahren, nahm sie ein anderes Auto und ein Stückchen vor dem Hotel stieg sie aus» schlenderte langsam in falscher Richtung, bis das Gefährt ihren Blicken entschwunden war. Dann erst ging sie aus das Hotel zu. Sie fand den Gefährten ihres Lebens noch m tiefem Schlafe und dachte zufrieden: Um so besser! Als er nach einer halben Stunde erwachte, murmelte er verstimmt: „Man meint, ich hätte die Schlafsucht! Es ist mir unverständlich, wie ich am Hellen Mittag so sest ein schlafen konnte!" „Der Wein heute mittag war sehr schwer!" erwiderte sie doppelsinnig und dachte an ein Schlafpulver und an eine graue Perlenkette, die jetzt im Doppelboden ihres Hand täschchens ruhte. Sie hatte wieder einmal ihren Willen durchgesetzt. 19. Evelyn betrat mit einem Gesicht, das Hellen Triumph ver kündete, das Hotelzimmer, darin ihr Mann mit verzweifelter Miene seit drei Stunden zwischen Auf- und Abtraben und stumpfsinnigem Hocken abwechselte. Er war wütend. „Wo bist du gewesen, Evelyn? Ich bin schon vor Angst ganz verwirrt!" rief er ihr entgegen. „Drei volle Stunden bist du fort, und ich habe keine Ahnung gehabt, wo ich dich suchen sollte." Sie behielt ihre Siegermiene bei. „In dem Detektivbüro bin ich gewesen, von dem ich dir gesprochen habe. In einer Seitenstraße von hier ist es. Ich redete doch heute früh davon. Aber du gingst auf nichts ein. Das Wort Detektiv bedarf keiner Uebersetzungskünste, und ich sah das große Schild mehrmals im Vorbeigehen, wie ich dir erklärte" Sie wiegte sich in den Hüften. „So, nun brauchen wir Frau Nollenhofss Hilfe nicht mehr, nun macht Herr Thomas alles für uns. Ich habe mit chm selbst ge sprochen. Er kann gut englisch und ist nett Ich habe ihm erzählt, auf welche gemeine Art mir der falsche Nollenhoff meinen Ring abgenommen hat, und von dem Frauenzimmer, das ihn jetzt trägt. Ich habe ihm auch von dem Kleider schwindel in Paris erzählt, und daß sich das Paar dort als Herzog und Herzogin von Wexfort aufgespielt. Außerdem, daß es sich hier Sacasa nennt Da meinte er, wenn der Mensch nachweisbar nun schon verschiedene Namen benützte, komme man sicher an ihn heran. Man dürste da wohl an nehmen, auch der jetzige Name sei falsch, und er wäre über zeugt, di« beiden hätten hier ebenfalls etwas ausgefressen." Sie nickte wichtig: „Er sagte „ausgefressen"! Nun beginnt er mit seinen Nachforschungen, und ich habe ihm hundert Dollar Vorschuß gegeben, er glaubt, mindestens würden die beiden als lästige Ausländer aus Deutschland hinausgeworfen werden und den Ring würden sie wieder herausgeben Daran liegt mir ja am meisten " Sie hatte ihren Mann, der sie mehrmals unterbrechen wollte, nicht zu Wort kommen lassen Nun lachte sie übermütig. „Jetzt erhalte ich meinen Ring zurück, jetzt brauche ich die aufgeblasene Fliegersfrau gar nicht." „Du hast dich reichlich unverschämt ihr gegenüber be nommen," gelang es ihm endlich seine Meinung zu äußern, „und daß du zu dem Detektiv hingelaufen bist ist blöd Vor läufig hat er mal hundert Dollar Vorschuß und das ist -chon sehr viel Damit, daß dv ihm das gegeben, wirst du dich wohl begnügen müssen, mehr wird kaum Nachkommen." Sie erregte sich- „Der Detektiv ist ein feiner Mann, und er hat mir erzählt, was für schwere Fälle er schon löste, die sonst niemand herausgebracht hat Staunen würdest du, wenn ich dir das alles wiedererzählte " Er wehrte ab: „Der Himmel behüte mich! Aber für hundert Dollar mußte er dir doch wenigstens etwas liefern, und der Schlaukopf mag dir nette Schauermärchen auf- getischt haben " Sie zog ihren Schmollmund. „Lasten wir das Thema, Bert, und gehen wir lieber essen Heute abend werden wir uns zu Hause halten, denn Herr Thomas versprach herzukommen, um mir zu berichten" Er erwiderte brummend: „Fällt dem ein, l>eute abend herzukommen! Was loll er denn bis dahin zu berichten Laben?" Bert Parker war fest überzeugt, diese Angelegenheit die seine Frau so wichtig nahm, sei mit der Zahlung von Hun des Dollar vorläufig erledigt. Bis sich die Sache weiter ent wickelte, war sowohl der falsche Nollenhoff wie er selbst mit Evelyn schon fern von Berlin. Aber wenn Evelyn sich einmal in einen Vorsatz verrannt hatte, schlug kein vernünftiges Wort bei ihr an. 2V. Bert Parker hatte den Detektiv, der nicht zu den schlechte sten seines Berufes gehört«, unterschätzt Max Thomas nahm zwar gern Vorschuß, weil man nie wissen konnte, wie es nach getaner Arbeit mit der Bezahlung wurde, aber er er ledigte die Aufgaben, die man an ihn stellt«, auch nach besten Kräften. Evelyn Parker, di« kokett« blond« Amerikan«rin, hatte ihm sehr gefallen, und nichts hätte er lieber getan, als ihr möglichst bald den Ring gebracht, den sie vor ein und einem halben Jahr in überwallender Begeisterung dem falschen Ätlantikflieger „zum Andenken an die Frauen von Cary- town" geschenkt. So hatte sie ihm erzählt , Daß ihr der falsche Nollenhoff zu gut gefallen, unterschlug sie. Max Thomas erinnert« sich noch genau an di« auf- regende Komödie des falschen Nollenhoff. die seinerzeit durch alle Blätter der Welt ging; über die man in Amerika und Europa fast gleichzeitig gelacht. Er dachte, es würde ihm selbst ein« Art persönliches Vergnügen bereiten, den Men schen kennen zu lernen, der damals den kecken Streich lieferte. Am späten Nachmittag fuhr er dann in das ihm von Evelyn Parker mit Namen bezeichnete klein« Hotel in der Tiergartengegend. Es war «ine der stillen Stunden, wo die kleinen Hotels zu schlafen scheinen. Kein Mensch war in der Eintritishalle außer dem Pförtner, und der zwinkert« fast un willig die Augen, daß man ihn beim Nachmittagskaffee störte. Aber Max Thomas verstand es rasch, ihn freundlicher zu stimmen. Er redete frisch darauf los. Reiche Verwandte von ihm, ein Ehepaar, das im Ausland wohnte, würde in den nächsten Tagen in Berlin ankommen, und er wünschte Zimmer anzusehen für die Verwandten, die in keinem der großen Gasthöfe wohnen möchten Er lächelte „Wenn Sic mir Zimmer zeigen könnten, würde ich dies Hotel, das so still und vornehm gelegen ist, vielleicht empfehlen. Mir liegt sehr daran, meine Verwandten gut unterzubringen" Er raunt« vertraulich: „Unter uns, es handelt sich um einen Erb onkel und eine Erbtante!" Der Pförtner schmunzelte: „Verstehe, verstehe!" Er trank gelassen seinen Kaffee aus. „Jetzt ist nicht viel los, mein Herr, jetzt kann ich hier unten abkommen Ich zeig« Ihnen gleich einige Zimmer, di« vielleicht in Frag« kämen " Er stieß einen leisen Pfiff aus, auf den sofort ein schlanker Junge mit altklugem Gesicht in der Livree des Hotels herbei flitzt«. Er mußte den Platz des Pförtners einnehmen und der gewichtige Hüter des Hauses führte Max Thomas die Trevpe hinauf. Auf dem oberen Absatz trat der Führer achtungsvoll grüßend beiseite, denn der Herr und die Dame, die eben die Treppe hinunterstiegen und im Vorbeigehen dem Portier einen Zimmerschlüssel abaaben, mußten die beiden sein, um derentwillen er sich jetzt hier befand. Die Dame musterte ihn flüchtig aus den dunkelsten und größten Augen, die er bisher gelel)en, und er stellte fest, daß sie heute ein einfaches schwarzes, mit Pelz besetztes Jacken kleid trug und nicht den hellgrauen Mantel, den ihm leine Auftraggeberin genau geschildert. Aber er war sicher, cs sei das Hochstaplerpaar, das eben an ihm vorübergegangen. „Das waren Ausländer, nicht wahr, Her-- Pförtner?" fragte er, als von dem Paar nichts mehr zu sehen war „Jawohl, mein Herr Mexikaner. Bei uns wohnen über haupt besonders viele Ausländer Unser Haus ist überall glänzend empfohlen " Er ließ den Besucher in verscbicdene Zimmer blicken, die zur Zeit nicht vermietet waren Max Thomas hatte haupt sächlich nur den Pförtner bei Gelegenheit der Zimmer besichtigungen etwas ausforschen wollen, jetzt aber, wo das Paar, das ihn interessierte, das Fremdenheim oer'assen hatte, mußte er in das oder die Zimmer der zwei Er war schon dabei, eine Kriegslist anzuwcnden. als der Portier meinte: „Vielleicht gefallen Ihnen die Zimmer, di« von den Herrschaften bewohnt werden, denen wir vorhin be gegneten Sie reisen nämlich morgen mittag ab " Er folgt« leinem Führer in einen hübsch und behaglich eingerichteten Salon und tat. o'- gefalle ihm das Zimmer ganz ausgezeichnet. Aus dem Schreibtilch erspähte er eine altmodische silberne Herreuuhr tue fast zu einfach schien für den elegsrsten Herrn, der vorhin an ihm vorbeig«»ang«n.