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das Prachtwetter. Kein Lüftchen regte sich, und frisch und s klar war der Tay. Als am Nachmittag Vater heimkam, sah sie ihm gleich an, daß er zufrieden war. »Majestät läßt grüßen/ sagte er mit Würde, als teilte er «in« Gnade aus. »Weit sind wir gewesen, bis hinter Bärnsdorf an den Waldteichen: es war sehr schön. Der Iagdeifer des Königs hat ja nachgelassen, die Freude an der Natur aber nicht." Die Mutter mahnte zum Umkleiden, daß man dann end lich essen könne. »Theres«, lauf erst einmal zu Adams herüber, sie sollten die kleine Stube heute abend Heizen," sagte der Jägermeister, und er wandt« sich, als Therese weg war, an seine Frau: s »Mutter, ich schickte das Mädel fort, um mit dir allein ein paar Worte zu reden. Von Adams kommt sie nicht gleich wieder Ich hatte Gelegenheit, mit dem König von Therese zu sprechen. Also höre: Gleich hinter der großen Wiese, wo die Hirschkuhle ist, bleibt er stehen. .Fritze, den Weg kenne ich, hier bin ich mit deiner Tochter gegangen." »Das ist «in Rackermödel, Majestät werden zu Gnaden > hatten " »Laß fie bloß, wir haben unsere Freude daran. Hat das ! Mädchen eine Gab« zu plaudern, heiter und gemütvoll zu- i gleich! Wir möchten ihr gern sine Freude bereiten. Hat sie i «inen besonderen Wunsch Tür Weihnachten, dann laßt es den Kammerherrn von T. wissen." »Majestät," habe ich gesagt, »Therese ist vor kurzem mit dem Medaillon und dem BiD weit über Gebühr beschenkt ! worden, und Majestät werden verzeihen, meine Frau sowohl I als ich können uns des Eindrucks nicht erwehren, als sei dem ' Mädel dies« außerordentliche Güte zu Kopf gestiegen " »Ls ist ja ein« alt« Marotte von dir. nichts zu nehmen, wofür du »Danke schön" sagen möchtest. Nun dehnst du es , auf das Kind aus Weißt du noch, was wir dir vor Jahren anboten? Einem anderen als dir hätten wir's nicht ver zieh«», etwas so Wohlgemeintes auszuschlagen." Er stieß heftig mit dem Stock auf. »Damals haben wir deinen ge raden Sinn geehrt und verstanden, daß du auf deine Weise zufrieden bist, aber die Freude, dem Kinde etwas Liebes zu tu», könntest du uns gönnen!" Herrgott im Himmel, dacht« ich, der König sucht Frieden >md Erholung, und du bereitest ihm Aergernis. Er schwieg lang«, mtt> das Schweigen tat mir weh. Plötzlich sagte er: § »Was hat Er noch zu sagen?" Weißt du, Mutter, wenn er zu mir sagt: Er . . . Da hab« ich mir ein Herz gefaßt und gesagt: »Majestät werden zu Gnaden halten, wenn ich nicht anders reden kann, wie ich denke, und so muß ich sagen, daß Majestät Thereses ganzes Sinnen und Denken ausfüllen, und bitte, diese Vermessenheit nicht mit kostbaren Geschenken zu unter stützen." »Mutter, da blieb unser allergnädigster Herr stehen und hat mich traurig angesehen: »Das lieb«, gut« Kind! Wenn der Recht« kommt, wird der alternde König vergessen sein, der dem Kinde väterlich zugetan ist. Das war ein Sonnen blick im Spätherbst." »Majestät," sag' ich. — »Laß gut sein, Fritz«, wir verstehen deine Sorge." Mutter, da hätte ich gern« meine Rede zurückgenommen. Der Herr ist stumm bis an die Teiche gegangen. Mir ist noch kein Weg so lang geworden. Dort ist er stehengeblieben und hat in di« schöne Landschaft hinausgesehen. „Fritze." hat er plötzlich gesagt, »das ist, glaube ich, mein letzter Winter." Und ich, froh, daß er endlich sprach — es paßte ja nicht drapf — sagte: »Majestät, ich wehre dem Kinde seine Liebe »icht, nur hoffärtig soll es nicht werden." »Fritze — deine Tochter!" Und von da war er die Güte seSit." »Vater, du Haft wie ein weiser Staatsmann gehandelt." »Laß fie nur morgen nach den Futterplätzen gehen; er wird, denke ich. auch einmal dort sein. Ich schlug es vor." — Therese war ganz verwundert, daß ihr die Mutter einen Gang in den Wald anbot. Ja, da wollte sie sehen, ob Plötz mitging, da könnte fie gleich einen Thristbaum aussuchen, nicht groß, aber schlank »nd ebenmäßig gewachsen. Plötz war auch einverstanden, er mußte sowieso die Jagd- geh elfen kontrollieren. Der Baum wurde gezeichnet. Dann bracht« sie Plötz nach der Futterstelle und wies ihr einen Platz an Im Gehen sagte er: »ZHereje, ich hörte munkeln, der König käme h^rher? »Ist das wahr, oder munkelt ihr bloß davon?" »Gewiß ist's wahr. Dir wäre wohl Traugott lieber?" r Therese mm-, rot «d ichoß ihm «Eil Schneeball nach. l Den Wurf erwiderte der Alte'trotz seiner angeblichen Eile, und im Nu hatten die beiden ein richtiges Bombardement eröffnet. Plötzlich ließ der Alte die Hand sinken und nahm Stellung. Therese schaute sich um und sah lachend den König stehen. Hinter ihm stand mit mißbilligendem Kopfschütteln der Vater. > „Wenn du mir nicht auch einen so festlichen Empfang be reitest, kannst du näher kommen." Therese knickste tief und strich sich das wirre Haar aus dem Gesicht. Der König bot ihr die Hand. Er fuhr ordentlich zusammen über Thereses krebsrot«, schneefeuchte, kalte Finger „Du. Fritze, ich glaube, so fühü sich ein Frosch an." Der Vater war ärgerlich. Wie eine Wilde sah das Mädel aus. Er kam zu keiner Entschuldigung. Die ersten Rehe kamen heran, und man mußt« still sein. Niemals war es so schön an den Futterplätzen wie am Anfang des Winters, wenn das Wild noch so scheu war, lange äugte und lauscht«, dann nach kurzem Naschen davonlief. Die Wildschwein« mit ihren drollig gestreiften Frischlingen waren die Beherztesten. Der Wind stand günstig, da traute sich auch Hochwild heran. Es war ein unvergleichlich schönes Bild, diese prächtigen Tier« so nahe zu sehen. Der König stand lange, lange, an einen Baum gelehnt; er konnte sich nicht trennen. „Es ist doch prachtvoll; so viel s<ch ich noch nie beisammen," sagt« «r leis«. „Nicht. Vater, so viel find wohl auch selten da," sagte Therese. „Sie scheinen zu wissen, daß ihr Herr da ist, und wollen ihm ein frohes Fest wünschen." „Das hast du sehr hübsch gesagt, Kleine. — Fritz«, wir wollten nach der Fasaneri«. Geh doch allein; wir werden mit Therese den Heimweg antreten. Dies Stehen hat mich angegriffen." Es fiel dem Vater und auch Therese auf, wie all und ver fallen der König mit einemmal aussah Therese bot ihm ohne Umstände den Arm und führt« ihn sorgsam auf den glatten Fahrweg. Besorgt sah der Jägermeister seinem Herrn nach. Der König stützte sich fest auf Therese und atmete schwer. Therese wagte nicht aufzusehen. Das Fränzchen fiel ihr ein. „Lachen sollst du und seine Sorgen scheuchen." Das war schrecklich schwer. „Erzähle uns etwas, Therese, und mach' kein so betrübtes Gesicht!" Theres« nahm sich zusammen und erzählt« von ihrer Stadt fahrt urü> ihren Einkäufen und Eindrücken vom Weihnachts markt, erst zögernd, doch als sie merkt«, daß sie einen dank baren Zuhörer hatte, mit ihrem gewohnten Humor Der König wollte sich bestimmt den Christmarkt noch ansehen, er hatte nicht geahnt, daß es io schön da sei Ihr Geld iei io rasch alle gewesen. nacktem sie für jedes im Haus eine Kleinigkeit gekauft hätte. Nicht einmal einen Neugroichen für ein Stück Marzipan hätte sie noch aufbringen können. Der König lachte. Therese in Geldlorgenl „Hättest doch eine Anleihe bei uns machen können." Der Weg war dem König nicht lang geworden; er schien sich auch wohler zu fühlen, stützte sich aber immer noch auf Therese. Kurz vorm Schloß kam der Kammerherr von T.. der noch nicht lange seinen Dienst beim König angetreten hatte. Er schien seinen Augen nicht zu trauen und fragte besorgt nach Majestäts Befinden. Statt einer kurzen Antwort, wie gewöhnlich, sagte der König: „Gut, daß Ihr kommt, lieber Baron; ich habe die Kräfte dieses Kindes stark in Anspruch genommen." »Der Herr Leibarzt wird untröstlich lein." „Man sage ihm, er soll mich verschonen, ich habe einen unvergleichlichen Morgen genossen " Vor der Schloßeinfahrt verabschiedet« der König Theres«. „Sieh mal an, der Samariterdienst hat dich warm ge macht!" Er schüttelte ihr die Hand. »Leb wohl, Kleine! So Gott will, sehen wir uns im Frühjahr. Grüß die lieben Eltern!" Therese wünschte «in gesegnetes Fest und sah den beiden nach. (Fortsetzung folgt.) WWen Sie schon, das»... Die Verwendung von Schildpatt zu Schmuckzwecken soll der römische Ritter CarvMux Pollio um das Jahr 100 o. Ehr. zuerst geübt habe». Er steh seine Ruhebetten mit Plättchen aus Schildpatt verzieren und sand bald Nach ahmer. Die Chinesen wie Phönizier dürsten die Schalen von Schildkröten aber schon früher Mr Verfertigung von Schmuclgegekkstäuden benutzt haben.