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Beilage zum Frankenberger Tageblatt Nr. 41 Donnerstag, den 18. Februar 1V37 SS. Jahrgang Eisenbahnvertrag mit Prag Bahnhof Eger in deutschem Besitz. Vor einigen Tagen ist ein zwischen Deutsch land und der Tschechoslowakei, schon vor enn- Zeit abgeschlossener Eisenbahnvertrag endgimig ratifiziert worden. Mit diesem Vertrag wird die im Diktat von Versailles offenaelasscne Frage, geregelt in wessen Be sitz die Eisenbahnlinien und die Bahnhofe an den vielfachen Ucbergängen zwischen Deutsch land uno der Tschechoslowakei endgültig kom men sollen. Bon Oberschlrsien über Sachsen hinweg bis ln de« südlichen Bayerischen Wald gibt es insgesamt 84 Eisenbahnübcrgüngc, darunter wichtige Urbergünge wie Eger, Bodenbach, Letschen und Oderberg. In den BerhanL- lunge«, di:e seit dem Jahre 192» schweben, ist jetzt endgültig eine Einigung dahin erreicht Word«», daß die großen Linien, die nach Eger münden, und alle übrigen in die Tschecho- Nowakei hincinmündenden im Besitz der Deut schen Reichsbahn befindlichen Strecken in dem jetzigen Zustand erhalten bleiben. Diese Bahn linien und die Bahnhöfe sind deutscher Reichs- bahnbefitz. Die Tschechoslowakei behält die ihr schon früher zur Verfügung stehenden Linien nach Ziegenhals südlich Neiße. Die eingleisige Strecke Reichenberg—Landesgrenze, die nach Zittau weitcrgeht, wird der Tschechoslowakei auf Grund eines noch auszumachenden Kauf preises überlassen. Der vielfach in de« Verhandlungen umstrit tene Bahnhof Eger bleibt in deutschem Be sitz mit einer Sondervercinbarung, wonach der Personenverkehr von der Tschechoslowakei, der Güterverkehr von Deutschland wahrgenom- men wirb und im übrigen die für den deut- schen Eisenbahnbetrieb notwendigen Sonber- dienste selbstverständlich bei Deutschland ver bleibe«. Der technische Güter- uno Personrn- bahnhofsverkehr wird im Gemeinschaftsdienst von Deutschland und der Tschechoslowakei durchgeführt. Reichs..., .c.«eur für die Erzcuzungsjchlacht Der Reichsbauernführer und Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft, Walter Darre, hat den Landhauptabteilungsleiter Hermann Schneider-Eckersdorf zum Reichsinspekteur für die Erzeugungsschlacht ernannt. (Reichsnährstand — Scherl-M.) Ministerpräsident Göring in Warschau. Weltbild (M). Ministerpräsident Göring, der auf Einladung des polnischen Staatspräsidenten Moscicki zu einem Jagdbesuch in Warschau eintraf, trägt sich in das Goldene Buch deS Schlosses ern. Danzig begrüßt Pros. Burckhardt Der neue Bülkerbunbskommissar. Die nationalsozialistische „Danziger Mor- genzeitung" erfährt aus Genf, daß die in aus ländischen Blättern schon angckündigte Wahl des Schweizer Professors Burckhardt zum Danziger Bölkerbundskommiffar nunmehr als gesichert betrachtet werden könne. Das Blatt widmet dem bekannten Schweizer Gelehrten bereits freundliche Begrüßungsworte. Danzig, so schreibt die „Danziger Morgenzeituna", be grüße in ihm einen Mann, dem der Ruf einer Weitblickenden, diplomatisch gewandten Per sönlichkeit vorausgehe. „Danzig wird", so fährt das» Blatt fort, „dem neuen Kommissar eine Aufnahme bereiten, die ausdrücken wird, daß sich die politischen Faktoren der Freien Stadt und ihre ganze Bevölkerung entgegen der Stimmungsmache einer einseitig inter essierten Auslandssournaille bemühen, dem Danziger Leben nach der Erreichung stabiler Verhältnisse im Innern auch rein äußerlich ein normales Antlitz zu verschaffen. Die Existenz eines VölkerbundskommissarS und die Anerkennung seiner Person durch Danzig selbst sind also Beweisstücke mehr, daß man in Danzig nicht daran denkt, einer nber- raschungshnngrigen Sensntionspresie in Paris Stoff für irgendwelcl-cs Alarmgrschrei zu ver schaffen. Es kann in der Freien Stadt augen blicklich keine andere Stimmung herrsche» als eine solche der Befriedigung über den Verlauf der Entwicklung, und man hat das Vertrauen gegenüber dem neuen VölkrrbundSvertrctcr, daß sein zu erwartendes Auftreten verhin dert, das Thema Danzig — wie es in der letzten Vergangenheit leider so oft geschah — als Kinderfchrcck in der großen Politik zu be nutzen." Eine Reihe Warschauer Blätter fährt fort, die in der Pariser Presse ausgcstreuteu alar mierenden Falschnachrichtcn über Danzig energisch zurückzuwciscn. „Polska Zbrojna" weist darauf hin, daß anläßlich des Besuches des Ministerpräsideutcn Göring in Polen, der eine völlig normale Erscheinung guter nach barlicher Beziehungen sei, in der französischen Presse erneut die Angriffe und Vorwürfe ge gen Polen und die polnische Außenpolitik auf getaucht seien. Die meisten französischen Zei tungen orientierten sich offenbar ungenügend über die Lebensinteressen und die wirtschaft lichen Bedürfnisse Polens, wenn sie die oft betonte Haltung der polnischen Negierung in der Danziger Frage in Zweifel zögen und ebenso die Energie, mit der Polen seine In teressen in Danzig verteidigt habe und ver teidigen werde. VoMMMaske in -er Schmelz Erörterungen in der Presse. Die schweizerische Tagespreise beschäftigte sich im letzten Viertel des verflossenen Jahres sehr eingehend mit der Frage Schutzraum oder Gasmaske. DaS Ergebnis dieses Mei nungsaustausches war die Anerkennung der Notwendigkeit, neben der Förderung des Schutzraumbaues auch auf die Einführung einer Gasmaske für die Zivilbevölkerung hin- zuwirken. Die Gasmaske werde von der Bevölkerung nicht nur auf dem Wege zum Schutzraum ge braucht. Unglückliche Umstände könnten dazu führen, daß sogar im Schutzraum die Gas maske aufgesetzt werden müsse. Dal>er wird für die Zivilbevölkerung eine durchaus voll- wertige Gasmaske gefordert, bei der höchstens der Gesichtsteil leichter ausgeführt sein könne, während die Wirksamkeit des Filters keines falls durch Einsparungsmaßnahmcn verrin gert werden dürfe. Weniger Säuglinge fierben Die Reichs- und Gauamtsleiter der NS.» Volkswohlsahrt waren zu einer Arbeitstagung in Schreiberhan versammelt. In einer Ned; umriß Hauptamtsleiter Hilgenfeldt die Auf gaben der NS.-Volkswohlfahrt für die kom menden Monate. Bereits jetzt könne iestgc- stellt werden, daß durch die Maßnahmen des Hilfswcrks „Mutter und Kind" in Zusam menarbeit mit dem Reichsmütterdieust und dem Amt für Volksgesundheit die Säuglings sterblichkeit erheblich nachgelassen habe. Im Jahre 1982 starben 7,9 v. H. (im Neichs- durchschnitt) der Kinder im ersten Lebens jahre, im Jahre 1936 jedoch nur 6,8 v. H. Dieser Rückgang der Säuglingssterblichkeit bedeutet, daß jährlich 52 »»» Kinder dem deut schen Volke erhalten bleiben. Wenn darüber hinaus noch die Tätigkeit der 82»»» Bera tungsstellen des Hilfswerks „Mutter und Kind" gewertet wird, so ist festzustellen, daß im Jahre mindestens 15» vv» weitere Klein- kinder vor Gesundheitsstörungen und sonsti gen schädigenden Einflüssen, Lie sich auf das Leben auswirken, bewahrt bleiben. DAA.-Mldmigen im Amidfmil Jeden Abend um 2» Uhr. Die Zusammenarbeit zwischen dem Rund funk und der Deutschen Arbeitsfront erstreckt sich nunmehr auch auf den Nachrichtendienst. Werktäglich um 20 Uhr bringen sämtliche deutschen Sender im Rahmen der Nachrichten Les Drahtlosen Dienstes nach den politischen Meldungen die ,Machrichtcn aus der Deut schen Arbeitsfront". Die Zeit um 20 Uhr wurde gewählt, damit möglichst alle werktätigen Deutschen die Mel dungen aus Ler Organisation aller Schaffen den abhören können, die sie ganz besonders angehen. Es handelt sich bei diesen Nachrich ten in erster Linie um Meldungen über Lei stungen der Deutschen Arbeitsfront, die ein Bild geben von der unermüdlichen Aufbau arbeit auf allen Gebieten des sozialen Le vens; darüber hinaus aber auch um Hinweise auf besonders wichtige Veranstaltungen und Einrichtungen, die allen Volksgenossen zur Verfügung stehen, und deren Kenntnis des halb für jeden Rundfunkhörer wichtig ist. Arrut zur Ueber§se Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau i. Sa. 4l (Nachdruck verboten) „Hören Sie nur, gnädige Frau. Was ist denn das?" Alle schlichen zur Treppe und lauschten. „Im tiefen Keller sitz' ich hier Bei er—ei—ei—nein Fas) voll Neben —" tönte edler, aber dumpfer Männergesang herauf. „Sie sind in der Trinkstube!" erriet Graf Otto lachend. „Und scheinen mächtig in Stimmung zu sein," zwinkerte Theo. Man drang bei den Sängern ein, die eins wahrhaft klassische Gruppe dakstelltm. Der würdige Doktor Mulle ritt a la Bachus aus einem Wein sah und dirigierte den Chor, den Peter Sui sch anführte. Frau von Haltern wollte zornig werden, konnte sich aber das Lachen nicht verbeißen, als er sie ansang: „In den heil'gen Hallen Kennt man die Rache nicht —" wobei er vergeblich versuchte, seinen Tenor zu einem Batz herabzuquetschcn. „Dunkel die Nacht und die See geht hoch —" siel Eggy von Haltern mit seinem Lieblings- licd mehr begeistert wie passend ein. Und Bernt von Brandis hob sein Glas Frau von Haltern entgegen und bettelte: „Nicht bös sein, verehrte, gnädige Frau! Wir sind ja sooo vergnügt!" Das war die alte Dame denn auch nicht. Die drei jungen Menschen strahlten eine so gute Laune aus, Latz man sie unmöglich schel ten konnte. Und Doktor Wulle, dessen alt modisches Röckchen über das Weinfaß bau melte, hatte ganz verklärte Aeuglein. Frau von Haltern drohte ihm scherzend: „So geben Sic auf die Jugend acht, Dok tor?" „Ach, es ist doch Weihnachten, und — und die anderen haben mich verführt!" Alle mutzten lachen und Frau von Hal tern bestimmte: „Jetzt rasch zum Essen. Das wird euch auf die Kneiperei gut tun." Die drei Sangesbrüder nahmen den „ver führten" Doktor Wulle in die Mitte. Unter Scherzen und Lachen stieg man aus der Un terwelt empor. Tie alte Dame war voraus geeilt. Sie wurde am Treppcnkopf von Kiesclchen empfangen, welche meldete: „Es ist Besuch gekommen, gnädige Frau' Ich habe die Herrschaften ins Wohnzimmer geführt!" 17. Frau von Haltern eilte ins Wohnzimmer. Die anderen folgten ihr, denn sie waren aus den Besuch neugierig. Man sah sich drei Personen gegenüber. Die eine war eine hübsche Dame im Pelz. Tie anderen zwei Herren, braunhüutig, etwas müde, aber sonst sehr vergnügt ausschcnd. Ehe Frau von Haltern eine Frage stellen konnte, lagen sich zwei Paare in den Armen. Tie Pelzdame hing an Peters Hals. Und Giga Almeida an der Brust des einen Herrn. Der zweite verneigte sich höflich und sagte: „Mein Name ist Cesare Ribeida." Ter allgemeine Ucberraschungsschrei wurde durch den Herrn Nuwmcr eins unterbrochen, der Giga loslietz und sich seinerseits vorstellte: „Josö Alarco, der Vetter der Senhorita Almeida.« „Nun schlägt's dreizehn!" sagte Flora laut. „Bei mir hat's schon vierzehn geschlagen," bemerkte Eggy von Haltern verdattert. „Wer ist denn die Dame, die Ihren lieben, alten Freund Peter abkützt?" „Seine Frau!" Eggy knickte zusammen. Frau von Haltern sah sich verwirrt im Kreise um. Jose Alarco ergriff das Wort: „Wir bitten Sie vielmals um Entschuldigung für den Ueberfall, gnädige Frau " „Ich bitte auch um Verzeihung," siel die Dame im Pelz ein. „Ich bin die Mizzi Wieser, Peter Sutfchs Frau, und — —" Frau von Haltern fand ihre Fassung wieder. „Meine Herrschaften, Sie können uns das alles nachher erklären. Jetzt geben wir zu Tisch, und ich bitte Sie, meine Gäste zu sein. Ob der Gänsebraten reicht, weiß ich zwar nicht, aber — —" „Wir werden uns Mühe geben," lachte Eggy von Haltern. „Ich esse heute nur eins halbe Portion." „Warum diese Kasteiung?" fragte Flora. ' „Vor Freude, daß der Peter schon eine Frau hat. Herrgott, wie sieht der Junge denn plötzlich aus!?" Egbert schrie es laut und alle sahen zu Peter Sutsch hin. Ter merkte plötzlich etwas, faßte sich an den Kopf und wurde puterrot. Bei der stürmischen Umarmung mit seiner Gattin war ihm die blonde Siegfriedsperücke verrutscht. Jetzt nahm er sie völlig ab. „Na, so was!" staunte Eggy. „Ter ist ja gar nicht blond!" „Warum Haft du dir denn eine Perücke auf gesetzt?" fragte Peters Gattin streng. „Ach, so zum Spatz, Mizzi," stotterte er. „Ter Flo zuliebe. Wir hatten einen Jur vor. Tu kannst ihr übrigens guten Tag sagen." Mizzi Wieser kam jetzt erst dam, Flora zu bemerken. In ihrer impulsiven Art umarmte sie sie. „Tu bist hier in Ravenstein, Flo? Dann ist der Peter also deinetwegen hergckommen? Und ich dachte — als man mir im Alster- Hotel sagte — da glaubte ich " „Da bist du wieder eifersüchtig guoardcu und hast den armen Peter verdächtigt. Schäm dich, Mizzi!" tadelte Fräulein Hillen streng. „Sie kennen die Herrschaften also schon lange, Flo?" war Eggy neugierig. „Natürlich, Peter ist ein Nachbarrs hn, mit dem ich schon als Kind zusammen Ae sel ge mopst habe. Und mit der Mizzi bin i.b sogar mütterlicherseits verwandt." „Es ist aufgetragen," meldete Kkeselchen in diese:» Augenblick. Das war die erste wirllich vergnügte und gemütliche Mahlzeit auf Schloß Ravenstein. Tank dem Umstande, daß endlich die wahr haft richtige und harmonische Kräfteverteilung zustandegekommen war. Ohne daß irgend je mand die Paare zwangsweise gruppierte, hatten sich die rechten Partner zusammengefunden. Brigitte saß natürlich neben Otto Raven. Und Giga neben ihrem Vetter. Flora selbstverständlich neben Eggy. Es mundete allen vorzüglich, bloß Hans Raven rührte die Speisen kaum an. Er ver schlang den berühmten Ribeida mit den Augen. Endlich konnte er nicht mehr an sich halten. „Warum haben Sie den Nonstop-Flug nicht gemacht, Herr Ribeida? Wir haben alles in der Zeitung gelesen." Ribeida lachte und sah zu Jose Alarco hin. „Mein Passagier hat mich gezwungen, über den Ozcan zu sausen." „Dazu hatte ich einen sehr, sehr triftige» Grund," erklärte Alarco und sah Giga an. Die schlug die Hände zusammen, wurde vor geschmeichelter Eitelkeit bis an die Ohren rot und rief: „Ich sein die Grund, ja?" „Natürlich, meine liebe Giga! Nachdem du dich an Bord des „Triton" begeben hattest, um dir ein deutsches Weihnachtsfest anzuschen, kam mir der Gedanke, daß du möglicherweise nicht den Rückweg nach Bahia finden könn test. Ich mußte dir also nach, nur — dich sicher wieder hcimzugeleiten. Ern "Schiff war nicht füllig, die Reise hätte auch viel zu Ifang« für meine Ungeduld gedauert. Da kam es mir sehr gelegen, daß mein Freund Ribeida zu seinem Nonstop-glua aufstieg. Ich bot mich als Passagier und Helfer an —" „Ein schöner Helfer, der mir in zweitausend Meter Höhe die Pistol« an die Schläfe setzt und kommandiert: Du springst jetzt mit reiner Kiste über den Ozcan oder - (Fortsetzung folgt)