Volltext Seite (XML)
Beilage zunr Frankenberger Tageblatt Ne. 6 Freitag, den 8. Januar 1SS7 VS. Jahrqang es sich selber nicht erklären, aber Frau von Haltern wirkte immer abkühlend auf sie. Cie streckte dem Grafen die Hand hin. „Kommen Sie gelegentlich mal 'rüber, Ra- ven," bat sie, ohne das Thema Pferdezucht weiter zu berühren. „Ich komme heute nachmittag," versprach er und ging ebenfalls über die Zukunftspläne hinweg. Raven stand am Fenster, als Brigitte sich gewandt in den Sattel schwang. Sie sah vor züglich zu Pferde und machte auf dem großen Rotz eine prächtige Figur. Würde sie sich noch einmal umdrehen und den alten Hut schwenken, wie sie es immer tat? Diesmal wandte sich die Herrin von Mal chow aber nicht zurück, und Otto Raven trat mit einem leisen Seufzer vom Fenster fort. „Schade, datz die arme Brigitte so häßlich ist, nicht wahr?" bemerkte Frau von Haltern spöttisch. „Ich finde Fräulein von Malchow nicht häß lich, Tante Zsa." „Natürlich findest du es auch, Otto! Du bist nur zu wohlerzogen, um es auszusprechen. Dieser Anzug! Dieser unmögliche Hut! Diese gröblichen Stiefel! Das Mädchen sieht ein fach lächerlich aus!" Der Neffe antwortete nicht und Frau von Haltern verließ das Zimmer. 4. Als Brigitte von Malchow Halbwegs den Waldrand erreicht hatte, fiel ihr «in, datz weder Otto Raven noch seine Tante von dem bevor stehenden Weihnachtsbesuch gesprochen hatten. Wieder wollte sie ein unbehagliches Gefühl überkommen, da wurde sie durch Pferdegetrap pel abgelenkt. Ein freudiger Schreck durchfuhr sie. War Otto Raven ihr gefolgt, um die Gestütssache weiter zu besprechen, die Frau von Haltern so unliebsam unterbrochen hatte? Brigitte riß „Caligula" auf der Hinterhand herum. Nein, nicht Otto Raven kain da angetrabt, sondern seine Schwester Dore. „Brigitte!" schrie die Komtesse schon von weitem. „Warum bist du denn fo schnell fort geritten? Ich muh dir etwas erzählen! Oder Habens Otto und die Tante etwa schon ver raten ?" „Der Weihnachtsbesuch!" durchfuhr es Bri gitte jäh. „Mir hat niemand etwas verraten, Dore. Was gibt es denn?" Komisch, wie fremd dir eigene Stimme klin gen koimte! „Hipp, hipp, Hurra! Zehr haben wir Aus sichten, Kurt von Theyh und ich!" rief Dore Raven und knallte übermütig mit der Peitsche. „Unsere Heirat rückt in den Bereich der Mög lichkeiten !" Brigitte mar kn Dores Herzensgehekmnis ein geweiht. "Ach, nur Dores Liebesgeschichte, dachte sie erleichtert. Die Komtess« drängte ihr Pony an „Cali- gulas" Flanke. Sie strahlte über das ganze Gesicht. „Ich bin ja so glücklich, Brigitte! Wie die Sache mit mir und Kurt steht, weißt du ja. Heiße Liebe, aber kein Geld rind die "Aussicht zu matten bis in die aschgraue Pech hütte. Aber nun wird das alles anders!" „Wie denn anders, Dore?" „Wir bekommen Weihnachtsbesuch!" Ueber Brigittes Rücken lief wieder dieser kalte Strahl des Unbehagens. „Eine Brasilianerin", schwatzte Dore weiter. „Es ist natürlich indiskret von mir, daß ich dir alles ausplaudere, Brigitte, aber du bist ja unsere Nachbarin und wirst es sowieso zu erst erfahren." „Was ist's mit der Brasilianerin?" fragte die Herrin von Malchow mühsam. - „Wirst du auch gegen Otto und die Tante schweigen, daß ich geplaudert habe?" Zum zweiten Mal an diesem Tage gab die Malchower Herrin die Zusicherung absoluter Verschwiegenheit. „Tante Isa hat beute einen Brief von Eg bert bekommen. Eine brasilianisch« junge Dame hat sich Hals über Kopf in Ottos Bild verliebt. Sie ist bereits auf dem Wege nach Deutschland und nach Ravenstein." „Um dem Grafen Otto einen Antrag zu machen?" spottete Brigitte, aber ihre Stimm« klang heiser. „Was weih ich!" war die lachende Antwort. „Vielleicht ist's in Brasilien so Sitte? Eg bert schreibt, das Mädchen sei bildschön, mit schwarzen Augen und schwarzen Haaren. Da Otto blond ist und sich die Gegensätze bekannt lich immer anziehen, wird er sich wohl auch in sie verlieben, nicht wahr?" Brigitte preßte die Schenkel fest um „Calk- gulas" Flanken. Sie hatte das Gefühl, vom Sattel zu gleiten. „Und was hat das alles mit dir und Kurt von Theyh zu tun, Dore?" „Aber sie ist doch Millionärin, Brigitte! Durch Ottos Heirat mit ihr kommt das ganze Geld nach Ravenstein! Dann kann ich auch heiraten! Die Tante kann Egbert die groben Zuschüsse geben, nach denen sie immer jammert und das Haus machen, wie sie es sich seit lan gem erträumt. Und Otto wird sein gelleres Gestüt bekommen, das Ziel seiner stummen, aber heftigen Sehnsucht. Sind das nicht herrlich« Aussichten?" „Ja", sagte die Herrin von Malchow me chanisch. „Na, ein bißchen mehr könntest du dich schon freuen, Brigitte, daß ein solcher Glücksfall für Ravenstein cingetre'en ist!" „Ich freue mich ja, Dore. Was sagt denn Graf Otto zu der ganzen Angelegenheit?" Die Komtesse lachte. „Was wird schon jemand sagen, wenn ec alle seine Lieblingswünsche wrhrmachen kann? Und wenn die energische Tante Isa hinter der Sache steht? Ja und Amen natürlich! Nun mutz ich aber umkehren, sonst vermißt man mich. Verdaue meine Ne isteilen gut. Ad- jüs. Brigitte!" Dore von Raven wandte ihr Pony. Der Huf schlag verklang in der Ferne. (Fortsetzung folgt.) Gi« Beirat für de« Vierjahrespla« i« Sachse« durch ihn könne das bisher Erreichte gesichert werden. Im Exportland Sachsen rverde'die Erport- frage auch in Zukunft im Vordergründe des Interesses stehen müssen. Es gelte daher neu« Verbindungen anzuknüpsen und auch die alten Erportmärkte zurückzuerobrrn. Gerade auf diesem Gebiete falle dem Betriebsführer eine außerordentlich wichtige Pionierarbeit zu. Bor allem müsse das Vertrauen de; Auslandes in die deutsche Wirtschaft, das unter dem ver flossenen System statt gelitten habe, durch An knüpfung persönlicher Verbindungen neu ge festigt werden. Im übrigen werde nur der Leistungsvorsprung und die Hochwertigkeit ibrer Erzeugnisse der deutschen Industrie den Weg zum Weltmarkt ebnen können. An dem Beispiel Spanrens legt« Reichs statthalter Mutschmann sodann dar, welches Schicksal Deutschland getroffen haben würde, wenn der Führer nicht im letzten Augenblick Die säGfistye WirisGatt und der »wette Merjayrespwn DtrvettStagung der Wirtschaftskammer Sachse«, Abteilung Industrie Appell Ns Aelchsstatthalters N restlose» Einsatz aller «raste Dresden, 7. Januar. ' Di« Wittschaftskammer Sachsen, Abteilung Industrie, h«lt am Donnerstag nachmittag im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden eine Arbeitstagung ab, die unter dem Leitsatz „Die sächsische Mcifchaft rind der zweite Bierjahres- Hlan" stand. An der Veranstaltung nahmen Zahlreiche Ehrengäste teil. So sah inan u. a. Meichsftatthalter und Gauleiter M. Mutsch- Mann, die sächsischen Staatsminister Lenk mnd Kamps, den kommissarischen Leiter des WvlkÄbildungsministeriums Göpfert, Mini sterialdirektor Lahr, Generalleutnant Ra- lchick, SA-Obergruppenführ.-r Schepmann, Gauvbmann Peitsch sowie zahlreich; weitere Vertreter der Bewegung und ihrer Gliederun gen, der Wehrmacht sowie der Reichs- und Staatsbehörden. das Staatskuder herumgerissen hätte. Heute könne die deutsche Wirtschaft unter dem Schutze der deutschen Wehrmacht, die. wie sich gezeigt habe, auch den, deutschen Außenhandel zu schützen wisse, wieder rn Ruhe und Frieden arbeiten. Nachdem der Redner dann noch dir Notwendigkeit der politischen Ausrichtung des gesamten Volkes und auch der Wirtschaft im Sinne der nationalsozralistischen Weltanschau ung betont hatte, ging er auf die Notwendig keit ein, datz sich Betriebsführung und Gefolg schaft näher kennenlernen und «'ne wahre Ge meinschaft bilden müssen Die Schulungslehr gänge der Deutschen Arbeitsfront, die Betnebs- führer und GefolglschaftsMÄg lieber vereinten, hätten schon zu beachtlichen Erfolgen geführt. Auch die Umschulung, die ja eine große Be deutung im Hinblick aus die Facharbeiterfrage habe, sei mit Erfolg in Angriff genommen worden. Auf die Durchführung de;, Djerjahresplanes eingehend, erklärte Raichsstatthalter Mutsch mann, daß hier in erster Linie di« Initiative jedes einzelnen Wirtschaftsführsrs einzusetzen habe Denn der Staat könne nicht in jedem einzelnen Falle helfen. Der alte i'iberaWische Gedanke des Konkurrenzkampfes müsse über wunden werden. An seine Stelle müsse der Ge danke der Gemeinschaftsarbeit treten. Di« Pflicht der besonders Leistungsfähigen sei es. den anderen zu helfen. Denn auch sie hätten Der Leiter der Abteilung Industrie der Wrrt- schastskammer Sachsen, Fabrikbesitzer Otto Sack, Leidig, begrüßte die Ehrengäste und wies darauf hin, daß man heute am Ende der ersten vier Jahre nationalsozialistischen Auf baues in Sachsen und am Beginn des zweiten Vierzahvesplanes stehe. Die sächsische Wirt schaft stehe heute wieder voll a ifge ich'et da, und aus dem ehemals roten Sachsen sei in vier Jahren ein nationalsoziali'tisch-s Sachen geworden. Das Verdienst bierfür komme d«n Reichsstatthalter und Gauleiter Mar'in Mut ch' mann sowie seinen Mitarbeitern und hier in erst«-Linie dem sächsischen Minister für Wi t schast und Arbeit, Lenk, zu. Unter lebbak'em Beifall der Versammelten erklärte der Neuner, daß der Statthalter für alle Zukunft aut die tatkräftige Mitarbett der sächsischen Wirtschaft und der sächsischen Industrie rechnen könne. ReWistatthalter und Goul-Ner Martin MnWmann, der sodann das Wort ergriff, gab zunächst einen Rückblick auf die Arbeit der letzten vier Jach « und wies auf die vielen Schwierigkeiten hin, die es gerade in dem durch die Mißwirtschaft des vergangenen Systems besonders schwer ge troffenen Sachsen zu überwinden galt. Wenn «es gelungen sei, diese Schwierigkeiten zu ü'er- winden, sei dies allein der überragenden Staats- 'kunst des Führers zu danken. Aber auch in den nächsten Jähren sei noch eine schwe e und harte Arbeit zu leisten. Es gelte, den Missten Weltkapitalksmus zu überwinden und Deutsch land seine wirtschaftlich; Freiheit zu erkämpfen. Der zweite Vierjahresplan müsse mit ganzer Kraft in "Angriff genommen werden, denn nur Die deutsche und die englische Jugend in der Adolf-Hister-Jugendherberae in Berchtesgaden Der Jugendfübrer des Deutschen Reiches, Baldur v. Schirach, empfing im Namen des Führers in der Adols-Hiiler-Jugendberberge in Berchtesgaden die Teilnehmer am II. deutsch-englischen Jngendlager. Der Jugendfübrer de« Deutschen N-iches (der zweite von recht») wandte sich in einer Ansprache an die englischen Jugendvertreter, für die der englische Student Parnell (stehend) ! im Namen seiner Kameraden dankte. (Pk-sse.JNnstratlonen-tzosfmann-M.) Arsut sur llederree Urheber-Rechtsschutz durch Verlag Oskar Meister, Werdau i. Sa. 6 (Nachdruck verboten) Brigitte von Malchow brach ab. Sie konnte Raven doch unmöglich erzählen, datz sie vor allen Dingen ihm mit der Pferde zucht eine Freude machen wollte, weil sie feine Leidenschaft kannte. Datz sie all die Jahre gerade dafür wie verrückt gearbeitet hatte! Raven war aufgesprungen. „Brigitte!" rief er aus. Fräulein von Malchow errötete und Raven wurde verlegen. „Verzeihung," stammelte er. „Fräulein von Malchow, Cie sind das tüchtigste weibliche Wesen, das mir je unter die Augen gekommen ist! Natürlich stehe ich mit Haut und Haaren zu Diensten! Ich kann durch meinen Freund Theo Hatzfeld einen Deckhengst haben. Viel leicht bringen wir eine Zucht zusammen!" „Tas Gestüt Ravenstein-Malchow," jubelt« Brigitte und erschrak. Frau von Haltern war ins Zimmer getreten. „Kieselchen hat mir Ihre Ankunft gemeldet, liebes Fräulein von Malchow," begrützte sie Brigitte und musterte mit kritischen Augen Len Anzug der Besucherin. Dann lächelte sie, aber dieses Lächeln war nicht auf das Konto Wiedersehensfreude zu buchen. Es galt Brigittes Aussehen. Gott sei Dank, dieses Mädchen scheidet aus jeder weiblichen Konkurrenz aus, dachte Frau von Haltern. Wer sich so scheußlich anzieht, wird keinem Mann gefährlich, Pas Lächeln der alten Dame wurde noch freundlicher. „Haben Sie Ihre Weihnachtseinkäufe gut erledigt?" fragte sie liebenswürdig. „Cie sind etwas länger fortgeblieben, nicht wahr?" „Ich habe in der Stadt eine Schulfreundin getroffen," erklärte Brigitte. „Nun mutz ich aber gehen." Tie Antwort Nang kurz. Brigitte konnte letzten Endes nur durch den Führer d> Mög lichkeit erhalten, neu aufzubauen. Die Geschichte habe bewiesen, adß die Wirtschaft eines Volkes sich nur unter dem Schutze eines starken Stao- tes entwickeln könne. Das werde der National sozialismus nie vergessen Reichsstatthalter Mutschmann schloß mit dem dringenden Appell, all« KrSst« für de« neue» V'erjahrerplan «Musetzen, damit dieser möglichst schon in kürzerer Frist erfüllt werden könne. Wer die kommenden Jahre ungenützt vergehen lasse, versündige sich nicht nur an feinem Volke, sondern auch an sich selbst. Man dürfe daher auch bei dem Einsatz von Kräften und Kapital nicht engherzig sein. Deutschland müsse sich von dem jüdischen Welthandel fre'machen; ein« andere Möglichkeit gebe es nicht. Denn der Jud« würde nie frei- willig die Hand von der Gurgel Deutschlands lösen. Mit dem Dank an die sächsischen Be triebsführer für ihre Mitarbeit bei der Durch führung des ersten Bierjahresplanes verband der Neichsftatthalter die Erwartung, daß dis sächsische Wirtschaft auch beim zweiten Vier jahresplan voll und ganz ihr« Aufgabe er füllen werde. Der Lester der Mch-aftsla»»« Sachsen, Wilhelm Wohlfahrt, Dresden wies auf die gewaltige Aufgabe hin, die der Führer der Wirtschaft mit dem zweiten Visr- jahresplon gestellt habe. Wiederho l habe der Führer die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der einzelnen Völker auch auf wirtschaftlichem Gebiete betont. Dieser Gedanke sel 'jedoch von der Gegenseite ui« aufgegriffen worden. Deutsch land sei daher gezwungen, aus deutschen Bo den herauszuholen, was herauszuholen sei und durch Wissenschaft und Technik zu ersetzen, wa; die Natur ihm versagt habe. Ter Betriebsführer dürfe bei allen zukünf tigen Maßnahmen nicht nur an sich denken, sondern müsse stets auf die Gesamtwirtschaft Rücksicht nehmen. Präsident Wohlfahrt kam sodann in längeren Ausführungen auf die Nohstofflage in Sachsen und auf die sich daraus ergebenden Ätzögllchleilen für die Durchführung des Vier jahresplanes zu sprechen. Sinnvoller Einsatz aller Kräfte müsse Hauptaufgabe sein. Tie Grundpfeiler für die Durchführung des Vier jahresplanes seien die geistig-wissenschaftliche Arbeit, die Initiative des Unternehmers und das solide Fachkönnen des Arbeiters. Diese drei würden den Weg in die Freiheit führen. Aufgabe des Handels müsse es sein, einen an gemessenen Preisstand einzuhalten und eine richtige Verbrauchslenknng nach volkswirtschaft lichen Grundsätzen durchzuführen. Auch Präsi dent Wohlfahrt betonte die Förderung der Ausfuhr sächsischer Qualitätserzeugnisse, die ein wesentlicher Bestandteil des Vierjahresplanes sei. Die sächsische Erportkrast werd« mit der wichtigste Beitrag sein, den Sachsen zum Ge lingen des Planes zu leisten vermöge.