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Frankenberger Tageblatt -- --E« 7°,"7° W. za-MW Freitag den L Mob« IM nachmittags m. r« SiMröllwilg der Einfuhr MrMaflspolitische Richtlinien 4. Rachgeben der Liberalen in der Frage der englischen Neuwahlen Die voraussichtlichen Leiter der deutsch-französischen Wirtschastskommürion Der sranzösilche Unterftaattickrctär Gignour <Iink> und der Leiter de« Reichswirischast«- Ministeriums Etaatrselreiär Trendelenburg (rechts) Gegen die DenksGrift der freie« WirtfGnft Eine Erklärung der gewerkschaftlichen Spitzenverbände 1. Oktober veröffentlicht die am 30. September erlassenen Durchführungsbestimmungen zur Ein schränkung der Arbeitszeit auf Grund der Ver ordnung des Reichspräsidenten vom 5. Juni 1931. Dis Bestimmungen besagen in der - Hauptsache, daß in Tarifverträgen, die vor dem Inkrafttreten einer Verordnung der Reichsregierung abgeschlos sen sind, die darin vorgesehene Arbeitszeit, soweit sie 48 Stunden wöchentlich nicht überschreitet, nach Ablauf von zwei Wochen nach Inkrafttreten der Verordnung der Reichsregierung durch die in der Verordnung vorgesehene Arbeitszeit erseht wird. Wird in einem laufenden Vertrage, so heißt es wörtlich, die Arbeitszeit von der Ver gütung für die Mehrarbeit verkürzt (gemeint ist offenbar: ohne Rücksicht auf die Vergütung der Mehrarbeit gekürzt), so ist der Arbeitgeber berech- Nationale Mtederaufvaupolitik in England Vor der Entscheidung über die Politik der freien Hand London, 2. 10. (Funkspruch.) Die „Times" charakterisiert dke innerpolitische Lage mit den Worten, datz sich Macdonald unter der Parole einer Nationalen Wiederaufbaupokitik endgültig zur .Ausschreibung von Neuwahlen ,entschlossen habe. Datz die offizielle Ankündigung erst am iSchlutz der ParLmrentstagung erfolgen w. Die krasse Jnteressentenpolktik der Unternehmer verbände kann nicht zu gemeinsamer Entfaltung der Kräfte und zur Ueberwindung der Wirtschafts krise führen. Niemals wird die deutsche Arbeit nehmerschaft ihre wichtigsten sozialen Rechte kampf los preksgeben. Deshalb verlangen die Gewerkschaften sowohl km Interesse der Arbeitnehmer als auch des Volksganzen dke Abkehr von dem seither beschrit tenen Wege und erheben erneut folgende vor dringliche Forderungen: 1. Sicherstellung einer ausreichenden Versor gung aller Arbeitslosen. 2. Verkürzung der Arbeitszeit — insbesondere durch Einführung der 40-S1undenwoche — zum Zwecke der Mehrbeschäftigung von Ar beitskräften. 3. Erhaltung und Steigerung der Kauftraft der Löhne und Gehälter, Sicherung des Tarifrechts und des staatlichen Schlichtungs wesens. krwerbslosenunruhen in Glasgow London, 2. 10. (Funkspruch.) In Glasgow kam es am Donnerstag Abend zu schweren Zu- sammenstößen zwischen 50000 Arbeitslosen und der Polizei, kn derem Verlauf 9 Personen teil weise schwere Verletzungen erlitten. 11 Personen, darunter ein llnterhausabgeordneter und eine Frau wurden verhaftet. Nachdem im Laufe des Donnerstag Abend «ine Massenversammlung unter freiem Himmel von Polizeiabteilungen zu Fuß und zu Pferde gewaltsam auseinandergetrieb-n war, sammelten donald ganz zu recht wünsche. Ob alle liberalen Mitglieder der Regierung Macdonald zur Seite stehen werden, wenn die 'Zeit da sei, die Unter stützung der Nation für eine Politik der freien Hand zu fordern, sei noch nicht sicher. Dis Arbeiten des Kabinetts seien so weit fortge schritten, datz man eine endgültige Entscheidung in der heute nachmittag stattfindenden Kabinetts- sitzung erwarten könne, auch wenn der Minister präsident wegen seiner Reise in seinen Wahl bezirk Seaham nicht an ihr teilnehme. Auf jeden Fall werde man heute feststellen können, ob alle Mitglieder des Kabinetts den Aufruf des Mi nisterpräsidenten unterstützen werden. Die Formel, auf die man sich bereits geeinigt habe, besage dem „Daily Erpreß" zufolge, datz es notwendig sei, dke Einfuhr «inzuschrSnken, datz zu diesem Zweck alle Methoden einschlketz- lkch der Zölle, Quoten und Einfuhrverbote an- gewendet werden dürfen, und datz dke landwirt schaftliche Erzeugung gefördert werden müsse. London, 2. 10. (Funkspr.) Bei der Klä- rung der innerpolitischen Lage in England spielt Lord Reading eine ausschlaggebende Rolle. Nach seiner Audienz beim König trat auch er, wie dies schon Sir Herbert Samuel am Mittwoch getan hatte, eine Pilgerfahrt nach Thurt an, um Lloyd George über die Stimmung der Liberalen im Ka binett zu unterrichten. Wie die „Times" schreibt, haben die Liberalen erkannt, datz sich sofortige Neuwahlen nicht mehr umgehen ließen und daß die von Lloyd George vorgebrachten Einwände angesichts der tatsächlichen Entwickelung nicht mehr stichhaltig seien. Tie Mission Lord Readings habe darin bestanden, Lloyd George von der veränder ten Lage zu überzeugen, da andernfalls die Ge fahr bestehe, daß Lord Reading und ein Teil der Liberalen seine eigenen Wege gehe. Die liberalen Minister seien der Ansicht, daß Macdonalds Ent schluß, die Neuwahlen vorzunehmen, kein hin reichender Anlaß für ein Ausscheiden aus der Na tionalregierung sei, falls eine geeignete Grundlage für den Wahlaufruf gefunden werde. Der sozia listische „Daily Herald" meint, die maßgebenden liberalen Männer hätten ihren Parteiführer Lloyd George verraten. Die Auflösung des Parlaments wird, wie allgemein angenommen wird, voraus sichtlich am kommenden Mittwoch oder Donners tag erfolgen, so daß die Neuwahlen Ende Oktober stattfinden könnten. Der genaue Zeitpunkt wird davon abhängen, ob die Regierung die übliche Wahlkampfperiode abzukürzen gedenkt oder nicht. A»t«I>«nprr>»: 1 Millimeter höhe einspaltig ( — W mm b«U> ?'/, Psenntg. im Redaoionsteii (—72 mm breit! Pfennig. Meine Anzeigen sind bei Ausgabe zu bezablen. Für Nachweis und Bermtttlung 2Ü Pfennig Sonderaebllhr. — Für schwierige Satzarten, bet Ankün digungen mehrerer Auftraggeber In einer Anzeige und bei Platzoor- fchristen Ausschlag. Bet arötzeren Austrägen und im Wiederholungsab- dru« Ermas,tgung nach feststehender Staffel. düngen in allen Stufen der Wirtschaft bei gleichzeitigem Ausbau der öffentlichen Kon trolle. 6. Oeffentliche Bankenaufsicht mit dem Ziel der Verhütung von Fehlleitungen des Kapitals und Sicherung volkswirtschaftlicher Kapital verwendung. 7. Rücksichtslose Kürzung der überhöhten Spit zengehälter und Pensionen in Wirtschaft und Verwaltung. Die Durchführung dieser wirtschaftspolitischen Richtlinien mutz verbunden sein mit der Abwehr aller die Währung bedrohenden Experimente, fer ner mit zielbewußter Förderung der internatio nalen Verständigung, die gerichtet sein muh aus Konsolidierung der schwebenden Schulden Deutsch lands, auf internationale Zusammenarbeit zur Sicherung gesunder Kapitalverteilung und aus dauernde Lösung der Frage der internationalen Kriegsverschuldung und der Reparationen. Serabsetzuna der Mbeitslosen- MerfMungsdaver Berlich 1. 10. Der Vorstand der Reichs anstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeits- vermittlvnz hat am Donnerstag nachmittag be schlossen, die Unterstützungsdauer von 26 auf 20 Wochen herabzufetzen, bei Saisonarbeitern auf 16 Wochen. Mess Maßnahme erfolgte bei einer Annahme eines Höchstsatzes an Arbeitslosen von 6,5 Million«,. Die Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung und Arbeitsvermittlung teilt mit: „Durch die Verordnung des Reichspräsidenten vom 5. Juni 1931 ist der Vorstand der Reichs anstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosen versicherung ermächtigt und verpflichtet, den Aus gleich zwischen Einnahmen und Ausgaben der Reichsanstalt sicherzustellen. Auf Grund dieser Verordnung hat der Vorstand in seiner Sitzung vom 1. Oktober dieses Jahres beschlossen, die Höchstdauer der versicherungsmätzigen Arbeits losenunterstützung von 26 auf 20 Wochen, für be rufsüblich Arbeitslose auf 16 Wochen zu kürzen. Der Vertreter der Reichsregierung stimmte dem Beschlutz des Vorstandes zu. Tie Neuregelung tritt am 5. Oktober in Kraft. Tie durch den Beschlutz des Vorstandes erzielte Einsparung soll die finanziellen Anforderungen sicherstellen, die bei einer Höchstzahl von 6l/z Mil lionen Arbeitslosen im kommenden Winter für Unterstützungsleistungcn in der Arbeitslosenver sicherung erwachsen weiden. Tie Entwicklung der Arbeitslosigkeit hat sich bisher so gestaltet, datz im laufenden Jahre in der Zeit zwischen dem tiefsten Stand des Sommers und dem 15. Sep tember die Zahl der Arbeitslosen um rund 370000 gestiegen ist, d. h. nicht erheblich stärker als in der entsprechenden Zeit des Vorjahres, wo die Zunahme rund 348 000 betrug. Am 15. Septem ber d. I. belief sich die Zahl der Arbeitslosen aus rund 4,3 Millionen. Ein abschließendes Urteil über die weitere Entwicklung ist zurzeit nicht möglich. DukchfMlmgsbeftlmmlmgen zur Einschränkung der Arbeitszeit Berlin, 1. 10. Das Reichsgesetzblatt vom IUll««d«Land»«^rI«, >.1« ML, »el Zutraaung ImStadtgeblet »1» MA, »et Zutiagun- Im Landgeb»! L.2« Mk. «-»«liIarten«»Ps«.,EIn,-lnummer1«Psa.,Soima»endnumm«rr«Pfg. —--- Sitoilg AMI. *»»»»i»»e«ir»r»»t»: Frankenberg. U. — Lecegr«»»«! Tageblatt Frankenbergfachfen. stelltenbundes und des Gererkschaftsringes deutscher Arbeiter- und Augestelltenverbände sind am Don- perstcw zufammengetreten, um gegen die bekannte Denkschrift der deutschen Wirtschaft Stellung zu. Nehmen. Ms Ergebt dieser Besprechungen ver öffentlichen die gewerkschaftlichen Spitzenverbände folgende Erklärung: Mr« Tagesspiegel Reichspräsident von Hindenburg feiert am heutigen 2. Oktober seinen 84. Ge burtstag. Das Reichsgesetzblatt vom 1. Oktober veröffent licht die am 30. September erlassenen Durchfüh rungsbestimmungen zur Einschränkung der Arbeitszeit auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten vom 5. Juni 1931. Auf Grund der Notverordnung vom S. Juni 1931 hat der Vorstand der Reichsanstalt für Arbeitslosenversicherung beschlossen, die Höchstdauer der versicherungsmätzigen Ärbeits« losenunterstützung von 26 auf 20 Wochen, für be- rufsübliche Arbeitslose auf 16 Wochen zu kürzen. Die Neuregelung tritt am 5. Oktober in Kraft. Die Führer der Gewerkschaften tag ten am Freitag in Berlin, um zu der bekannten Denkschrift der deutschen Wirtschaft Stellung zu nehmen. n ss In einer am Donnerstag abend im Berliner Sportpalast abgehaltenen Kundgebung der Nationalsozialisten kam es zu einem Zwi schenfall, als Dr. Frick von einem Polizeioffizier das Weiterreden verboten wurde. Die Ortsgruppe Frankfurt a. M. der SPD hat sich gegen die Maßnahmen des -Parteivorstan- des und gegen den Ausschluß der der Opposition angeyörenden Abgeordneten ausgesprochen. Der Reichsrat hat in seiner Vollsitzung am Donnerstag eine Verordnung des Reichsfinanz ministers genehmigt,, die den Verteilungsschlüssel für die Einkommen- und Körperlchastssteuer end« gültig festsetzt. Ministerpräsident Laval wird sein« Besuchsreise nach Amerika am 16. Oktober an treten. An Washingtoner zuständiger Stelle wird erklärt, daß Amerika fest entschlossen sei, an der Goldwährung festzuhalten. In der Nähe von Mukden ist es erneut zu schweren chinesisch-japanischen Zusammenstößen gekommen. Bei der Aussprache über den Heimwehr putsch im österreichischen Nationalrat kam es wiederholt zu großen Lärmszenen. Tie Londoner internationale Koh lenkonferenz ist mit der Abfassung einer Denkschrift vorläufig abgeschlossen worden, die die Ergebnisse der Vollkonferenz zusammenfatzt. Senkung der Zölle mit dem Ziel der stär keren Anpassung der deutschen Preise und Lebenshaltungskosten an das gesunkene Preis niveau des Weltmarktes, Druck äuf über-- , höhte Handels- und Verarbeitsspannen. I werden al« otc wahricheinlichen Führer des deutsch-französischen Ausschüsse« für wirtschaftliche Zusammen- 5. Auflockerung der monopolistischen Prcisbin-' arbeit genannt, dessen Bildung bei dem Berliner Besuch der sranzösischen Minister bestimmt wurde. den Völkern. Verschärft wurde sie durch über- '' ' , spannten Protektionismus, Subventionspolitik, Berlin, 1-10- Die Führer des Allgemeinen Ueberrationalisierung, Kapitalfehlleitung und sy- ^WenHewerkschaftsbundes, des Deutschen Ge- stematische Senkung der Kauftraft. Seit H/s wÄsch^sbundes^^es^Allgemermn freien Ange- Jahren wird als Ausweg aus der Krise die Sen- — - - —... -- kmg per Löhne und Gehälter, sowie der Abbau der Sozialpolitik propagiert und betrieben. Das Ergebnis ist eine ungeheure Verschärfung der all gemeinen Not. Jeder Schritt weiter auf diesem Wege führt tiefer in das Elend hinein. sich bis spät nach Mitternacht immer wieder größere Trupps Erwerbsloser an, die den Osten und das Geschäftsviertel der Stadt durchzogen und die großen Fensterscheiben der Geschäfte und Kaufhäuser zertrümmerten. Der bisher ange- richtete Sachschaden wird auf mehrere 100 000 Mark geschätzt Die Ue'erfastkommandos erwkesen sich den Demonstranten gegenüber als macht- . „ „ werde, ig- obwohl sie im Laufe der Nacht ungezählte sei nicht nur verfassungsmäßig korrekt und ent- Vorstöße mit dem Gummiknüppel gegen die spreche der Ueberlieferung, sondern liege Such Demonstranten unternahmen. im Interesse der nationalen Einheit, die Mac- , . Die Spitzenverbänd« der Unternehmer haben in gemeinsamer Erklärung die Neichsregierung aufge- fotdett, die Wirtschaft von allen staatlichen und sozialen Bindungen zu befreien. Muf diese Weise soll der wirtschaftlich Schwache uneingeschränkt der Willkür des wirtschaftlich Starken ausgeliefert werden. Das würde den hemmungslosen Kampf aller gegen alle und die Auflösung jeder gesell schaftlichen Ordnung bedeuten. Diese Forderungen stellen dieselben Unternehmerverbände, die in Der- oangenheit und Gegenwatt in stärkster Weise öf fentliche Hilse verlangt und in Anspruch genommen Haben. Wenn jemals, dann haben insbesondere die Vorgänge der letzten Monate das Versagen wetter Wittschaftskrerse und die Notwendigkeit eines planvollen Eingreifens des Staates in die Wirtschaft bewiesen. Der Versuch, dis ungeheure Wittschaftsnot der Gegenwart aus staatlichen Eingriffen und aus der deutschen Sozial- und Lohnpolitik zu erklären, ist völlig Haltlos. In Wittlichkett liegen die Ur sachen der deutschen Wirtschaftsnot m den allge meinen Mswittungen des gegenwärtigen Wirt schaftssystems in der Welt, den internationalen polnischen Störungen und dem Mißtrauen unter.