Volltext Seite (XML)
Romantik auch in der Technik Wer ist pt 35.17? — Lokomotive mit Namen und Zahlen — Die Farbe im Eisenbahnbetrieb Eigentlich ist der Personenwagen das Eisenbahnfahrzeug, das mit dem Fahrgast ,unmittelbar in Berührung tritt. Merkwür digerweise verbindet sich aber bei den mei sten Leuten mit dem Worte „Eisenbahn" ge fühlsmäßig die Vorstellung einer Lokomo tive. Wagen gibt es auch anderswo, Wagen hat es schon vor Jahrtausenden gegeben. Aber das künstliche Zugtier, die Lokomotive, war das grundsätzlich Neue an der Eisen bahn und ist es bis heute geblieben. Wagen <Nnd gutmütiges, nützliches Herdenvieh. Eine Lokomotive aber ist eine Persönlichkeit, ein Wesen mit eigener Kraft, mit eigenem Cha rakter, manchmal gar mit eigenen Launen. Es frißt und trinkt, es atmet und schreit, und es setzt seine Nahrung durch Verbren nung in Bewegung um wie ein lebendiges Geschöpf. Gleiches Empfinden hatten Wohl auch die Erfinder der ersten Lokomotiven vor mehr als hundert Jahren, Trevithik, Blenkinskop, Hedley und die zahlreichen anderen; auch der erfolgreichste von ihnen, der tatsächliche Schöpfer des Eisenbahnwesens, George Stephenson. Sie gaben deshalb ihren Ma schinen Namen. „Blücher" hieß Stephensons erste, brauchbare Lokomotive, dem alten preußischen Feldmarschall zu Ehren, der Wellington bei Waterloo eben damals her ausgehauen hatte. Die Maschine, mit der Stephenson in dem berühmten „Lokomotiv- rennen zu Rainhill" die Ueberlegenheit über seine Konkurrenten bewies, hieß „Rakete". Die Maschinen der anderen Teilnehmer mußten gleich beim Start wegen ausgetre tener Schäden aufgeben. Stephensons „Ra kete" allein vermochte einwandfrei zu fahren und entwickelte die für das Jahr 1829 er staunliche Höchstgeschwindigkeit von 46 Kilo meterstunden! Die „Rakete" hatte also ihrem Ramen Ehre gemacht. Auch die erste Loko- motive, die auf deutschem Boden fuhr, stammte aus der Werkstatt Stephensons. Ihr naturgetreues Abbild steht von der Jahr hundertfeier der deutschen Eisenbahnen in Nürnberg und von der Olympiaausstellung „Deutschland" noch in frischer Erinnerung. „Der Adler" hieß jenes Lokomotivchen, das feinen Zeitgenossen so viel Bewunderung und auch Angst abnötigte. Die erste in Deutschland selbst erbaute Lokomotive wär die von dem Dresdener Professor Schubert entworfene „Saxonia". Als erste eigentliche Schnellzugmaschine fauchte im Jahre 1853 die „Pfalz" über einen deutschen Schienenpfad. Schon an diesen wenigen Beispielen läßt pch erkennen, in welcher Richtung die Na mensgebung der Lokomotiven zielte. Ein mal sollte sie die Schnelligkeit des Dampf rosses andeuten, wie „Rakete", „Adler", „Pfeil" und ähnliche. Oder die Namen wurden der Heimatlandschaft entnommen, wie „Saxonia", „Borussia", „Pfalz", „Stet tin". Ferner wählte man gern Namen be kannter Männer wie es schon George Ste phenson mit seinem „Blücher" tat; natür lich waren die Namen der Landesfürsten, unter deren Schirmherrschaft die Bahn er baut und betrieben wurde, darunter viel fach vertreten. Gelegentlich kamen andere Namen vor, denn es konnte keine verpflich tende Regeln für Lokomotivtaufen geben. Im allgemeinen bewegten sich aber die Na men in den angegebenen Gedankengängen, die immerhin einen gewissen geistigen Zu sammenhang mit der Eisenbahn aufweisen. In den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts beginnen aber mit der Zu nahme des Verkehrs und der Maschinen die Lokomotivnamen auszusterben; bei der einen Verwaltung früher, bei der anderen später. Nur bei einzelnen Privatbahnen fristen sie noch ihr Dasein. Bei den staatlichen Eisen bahnen sieht man gelegentlich auf Bahn höfen ein paar hochbetagte Rangierlokomo tiven dahinpuffen, deren stolze Namen wie „Moltke" oder „Greif" in rührendem Gegen satz zu der kümmerlichen Gestalt des Ma- schinchens mit dem langen Schornsteinhals stehen. In manchen anderen Ländern, vor allem in England selbst, erfreuen sich heute noch alle Lokomotiven, auch die neuesten Schncll- zugmaschinen, eines Rufnahmens. In Deutschland aber sind die Lokomotiven langst nur durch nüchterne Zahlen und Buchstaben bezeichnet, die man im Anslanoe neben den etwa vorhandenen Namen natür lich auch nicht entbehren kann. Die Sprache der Zahlen und Buchstaben hat allein die Klarheit, die im bahndicnst- lichen Verkehr Mißverständnisse ausschließcn und zugleich Schriftwechsel und Telegramm- Verkehr vereinfachen kann. Am Führer hause zeigt jede Lokomotive zunächst einmal ihre „Gattungsbezeichnung". Der erste Buch stabe, eine große lateinische Letter, bezeichnet die Hauptgattung: 8 — Schnellzug-, I> — Personenzug-, O — Güterzuglokomotive; l- — Lokalbahn-, X — Kletnspur-, 2 — Zahn- sadlokomotive. Ein Neines lateinisches „t" -inter dem k oder O bedeutet, daß die be treffende Personen- oder Güterzugmaschine keinen besonderen Tender hinter sich schleppt, sondern als „Tenderlokomotive" ihre Koh len- und Wasservorräte selbst in Kästen trägt. Hinter den Buchstaben lesen wir auf der kleinen Inschrift am Führerhause, die von der Mehrzahl der Fahrgäste nicht beachtet wird, vier Ziffern. Deren erste deutet die Zahl der gekuppelten Achsen an; die zweite bezeichnet die Zahl aller vorhandenen Achsen der Maschine, die lediglich tragenden Lauf achsen also eingerechnet. Die dritte und vierte Ziffer, also die beiden Ziffern nach dem Punkt, geben das durchschnittliche Rei bungsgewicht für jede gekuppelte Achse an, und zwar auf ganze Tonnenwerte abge rundet. Daraus läßt sich das Zugvermögen der Lokomotive ersehen. Die Inschrift 46.19" verrät dem Kun digen fofort: Personenzugmaschine mit selbständigem Tender, vier Kuppelachsen und zwei Laufachsen, Reibungsgewicht jeder Kuppelachse durchschnittlich 19 Tonnen — 19 000 Kilogramm. Oder kt 37.20: Eine Personenzugmaschine, und zwar eine Ten derlokomotive mit drei Klippelachsen und vier Laufachsen, nutzbarer Achsdruck im Mittel 20 000 Kilogramm. 8 36.20 wäre eine Schnellzugmaschine mit angehängtem Tender, hat drei gekuppelte Achsen und drei Laufachsen, jede Kuppelachse besitzt ein Rei bungsgewicht von 20 Tonnen. Wenn wir einmal auf einem Bahnhofe die Gattungs bezeichnungen der Maschinen einige Zeit aufmerksam beobachten, werden wir über die Vielgestaltigkeit des Lokomotivbestandes der Reichsbahn staunen. Nun hat aber jede Maschine außer der Inschrift am Führerhaus vorn an ihrem Brustschild, an der Rauchkammertür, noch ihre „Nummer". Sie bezeichnet nicht nur die Gattung, sondern die Maschine im ein zelnen. Die beiden ersten Ziffern, von den übrigen durch einen Abstand getrennt, wiederholen noch einmal die Hauptgattung: Schnellzugmaschinen haben die Reihen 01 bis 19, Personenzugmaschinen 20 bis 39, Güterzuglokomotiven 40 bis 59, Personen zug-Tenderlokomotiven 60 bis 79, Güter zugtenderlokomotiven 80 bis 96, Zahnrad lokomotiven 97, Lokalbahnlokomotiven 98, Schmalspurlokomotiven 9S. Die restlichen Ziffern bezeichnen als „Ordnungsnummer" die Bauart der Maschine und die Gattung, zu der sie vor Uebernahme in die Deutsche Reichsbahn bei einer der deutschen Länder eisenbahnen zählte, und schließlich die Ma schine selbst. Der Einfachheit wegen werden im Schriftverkehr vielfach nur die Stammnum mer und eine abgekürzte Form der Ord nungsnummer hochgestellt daneben geschrie ben, beispielsweise 38", soweit dies für den Betrieb ausreicht. In einem zum Dienst gebrauch herausgegebenen „Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn" ist unter den Nummern eine genaue technische Be schreibung der Maschinen zu finden. In technischen Darstellungen treffen wir indessen häufig noch eine andere Art der Bezeichnung von Lokomotiven, die mit den erwähnten dienstlichen Angaben nichts zu tun hat. Es handelt sich dann um die vom Verein Deutscher Eisenbahnverwaltungen festgelegten Kurzbeschreibungen der wich tigsten technischen Einzelheiten von Maschine und Tender. Hierbei bedeuten die Buch staben bis k' die Zahl der Kuppel achsen, die Ziffern davor und dahinter die Laufachsen. Dann folgt, durch einen Gedankenstrich vom vorigen getrennt, die Dampfart (n — Naßdampf, t — Trocken dampf, d — Heißdampf und die Zahl der Zylinder. Bei „Verbundwirkung" wird noch ein „v" angefügt. Also 261—b4v: Vorn zwei Laufachsen, dann drei Kuppelachsen, dahinter eine Laufachse; arbeitet mit Heiß dampf, besitzt vier Zylinder; Hoch- und Niederdruckzylinder nutzen im Verbund den Dampf aus. Einfacher sind die Angaben für Tender. Ein „D" bezeichnet den Tender, eine Ziffer davor die Zahl seiner Achsen, die Ziffern dahinter den Wasservorrat; demnach „4D31": Vierachsiger Tender, 31 Kubik meter — 31000 Liter Wasserraum. Am Tender selbst ist der Kohlenvorrat in Tonnen angeschrieben, während er bei der erwähnten Kurzbezeichnung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen nicht be- rücksicbtigt wird. In manchen Ländern, beispielsweise i« England, unterscheiden sich die Gattung»» der Lokomotiven auch durch ihr Farben kleid. Da gibt es Maschinen mit grünem, mit braunem, mit rötlichem Kesselleib. Zu dem blinkenden Messing, aus dem dort die Dampfdome und Schornsteine bestehe«, wirkt solche Buntheit recht malerisch. Sie hat jedoch auch ihre Schattenseiten. So er fordert sie eine erhebliche Mühe beim Putzen, um immer nett auszusehen. Unsere deutschen Maschinen sind sachlich schwarz; nur ihr Laufwerk leuchtet flam mend rot. Doch in jüngster Zeit beginnt die Farbe, die in der Frühzeit des Eisenbahn wesens auch unsere Lokomotiven schmückte, wieder aufzuleben. Unsere Stromlinien- lokomotiven tragen wieder ein buntes Ge wand. Braunrot die mächtigen Rekord- maschinen der Baureihe 05, Silber-Elfen bein-Violett die zierlichere Tendermaschine 61001. Die Farbe ist zweifellos durch den Rheingoldzug vor einigen Jahren zuerst wieder aufgelebt, hat sich als guter Werber erwiesen und wurde daher für die Schnell triebwagen gewählt. Nun ist sie auch von den Stromlinienmaschinen übernommen worden. Einst zeigten auch die Personenwagen einzelner deutscher Länder je nach der Wagenklasse verschiedenen Anstrich. Auch er ist später einem sachlichen Graugrün ge wichen, von dem nur Speise- und Schlaf wagen eine Ausnahme machen. Die Fahr karten dagegen haben zur Erleichterung der Kontrolle ihre Farbenunterschiede bewahrt: I. Klaffe gelb, II. grün, III. braun; die frühere IV. Klaffe hatte graue Karten. Auf diesen Grundfarben kann noch ein anders farbiger Aufdruck einen Zuschlag oder Rück fahrtbezahlung bezeichnen. Eine gewisse Farbigkeit zeigen auch noch die Güterwagen. Kühlwagen für Lebens mittel sind aus sachlichen Gründen stets weiß gestrichen. Sonst aber hat die Farbe in erster Linie eine wichtige Aufgabe in un serem Eisenbahnwesen zu erfüllen: Den Signaldienst. Hier hilft sie wesentlich den Grundsatz verwirklichen, der allezeit über der Arbeit unserer Eisenbahnen steht: Sicherheit zuerst! Wolfgang Mejer. Anterwafferwett hinter Scheide« Was find Muräne« und Maränen? Maränen und Muränen, — es ist ein sonderbares Zusammentreffen, daß zwei so verschiedene, aus entgegengesetzten Zonen stammende Fische so unglaublich ähnliche Namen tragen. Das einzig Gemeinsame an ihnen ist, daß sie beide augenblicklich im Berliner Aquarium, diesem bunten, märchenhaften Unterwafferschloß, eine Heim statt haben, — sonst freilich bevölkert die Maräne die Seen unserer norddeutschen Tiefebene und die Muräne kommt aus dem Atlantischen Ozean. Die Maränen sind sogenannte Salmoni den, gleich den süddeutschen Felchen und Kilchen sind sie Angehörige der Lachs- und Forellenfamilie. Sie sind sehr lecker und begehrte Bissen auf den Tischen der Fisch feinschmecker. Man ist jetzt dabei, sie auch in den Teichen heimisch zu machen und hofft aus gute Zucht; die Eier lassen sich ver schicken und die Jungfische wachsen über raschend schnell heran. Ganz andere Kerle sind die Muränen, von denen ja die Sage geht, daß sie gesuchte Leckerbissen der alten Römer waren. Man soll sie damals in abgesperrten Meerwasser tümpeln herangemästet haben und zwar, wie die Mär schaudernd berichtet, mit dem Fleisch von Sklaven. — Sie werden gewal tig groß, diese unheimlichen Gesellen, die wie gigantische Aale wirken. Das gleich mäßige Graubraun des Körpers ist mit goldschimmernden, münzenartigen Flecken geziert. Vielleicht verdanken die Tiere ihren wissenschaftlichen Namen „Muraena Helena" diesem prächtigen Farbenmuster. Ihr Kiem- spalt ist nur ein kleines Loch an der Kopf seite, das Maul steht dauernd etwas offen, immer wie zu einem Biß bereit. Ueber dem Maul fallen deutlich die für Fische unge mein großen Nasenröhren auf. Mit Mu ränen zu tun zu haben, im Wasser draußen, ist nicht ratsam, — sie sind giftig! Die Jagd auf sie ist daher nicht ungefährlich. Die Fischer des Mittelmeeres zertrümmern den I großen starken Tieren sofort nach dem Fang den Kopf, ehe sie sie auf den Markt bringen. Ein anderer seltsamer Geselle ist der Grottenolm, von dem es auch einige im Aquarium gibt. Diese ungefähr spannen langen, weißlich rosa durchschimmernden Geschöpfe, sind unseren Molchen verwandt. Sie bewohnen verschiedene unterirdische Höhlen des Karstes, namentlich die Grotten des Adelsberger Gebietes. Sie leben also in absoluter Finsternis, und deshalb sind die Augen und der Farbstoff der Haut rück gebildet. Zeitlebens tragen sie rote, büschel förmige äußere Kiemen, haben aber auch Lungen, die sie, luftschnappend, dann ge brauchen, wenn das Wasser, was in den ab geschlossenen Höhlen und Grotten öfter der Fall ist, zu sauerstoffarm wird. Sie nähren sich von allerlei anderen kleinen Höhlen- tieren, nehmen aber auch mit den üblichen Wasserflöhen, den Daphnien, fürlieb, auch Mückenlarven und Regenwurmstückchen ver schmähen sie nicht. Vorder- und Hinter gliedmaßen sind bei der Rückbildung zu kurzen Stummeln geworden, die vorderen tragen drei, die Hinteren zwei winzige Zeh lein. Sie bewegen sich durch schlängelnde Bewegungen ihres breiten Ruderschwanzes. Hält man die Tiere im Hellen, so nimmt die Haut eine graue Farbe an und die Augen vergrößern sich etwas. In der Zierfischabteilung schwimmen einige winzige Fischlein aus dem indo- malaischen Gebiet herum, die durch ihre Farbenpracht und Zeichnungsmuster das Entzücken nicht nur der Aquaristen, sondern auch der farbenfreudigen Künstler sind. Da sind unter ihnen die Flecken-Schmerle von Sumatra und Borneo. Bis auf die langen Bartfäden gleichen sie in der Zeichnung einem kleinen, recht deutlich gestreiften Hecht, diese Zeichnung hat ihnen in ihrer tropi schen Heimat den Namen Tigerfisch gegeben, sic sind aber alles andere als tigcrlich, viel mehr sind cs ganz kleine, harmlose Gesellen. * Barnum-Ehrung in Amerika. In den Vereinigten Staaten werden sonder bare Münzen heransgegebcn werden, nämlich silberne Halbdollarstücke, die den Kopf des weltbekannten Zirknsdirektors Barnum zei gen. Die Münzen werden auf den Antrag der Stadt Bridgeport hin geschlagen, die dem nächst ihr hundertjähriges Jubiläum feiert. In Ermangelung eines anderen National helden hat die Stadt vorgeschlagen, Barnums Kopf auf den Münzen zu verewigen, nicht wegen Barnnms Verdienste um den Zirkus, wie die Stadt in ihrem Antrag schreibt, son dern wegen Barnums philanthropischer Tä- tiakeit in Rridaevort. Weltbild (M). Gute Freunde