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werben das Beste tun! Wer sagen Sie, Herr Professor, zu was brauchen Sie die vielen Soldaten? Die lungern doch faul aus der Insel herum. Das Jägd- kommando kann ich verstehen, das ist gut und nützlich." „Die Soldaten sind uns zur Hilfeleistung mitge- , g^ben worden. Man hat vielleicht bei der Ausrüstung der Expedition mit Menschen und Material beinah« des Guten zu viel getan! Ich gebe zu, daß getrost «in Dutzend der Soldaten fehlen könnten, denn sie find faul und tun Nichts, aber... in Moskau bestimmte man es so, und es wurde gemacht. UebrigenS, wenn im Winter die Schneestürm« über Kerke Pfeifen, dann brauchen vir sie schon, dann ist manchmal unsere kleine An- liÄlung voMomme» verschneit, und es wäre zum Bei. spiel schwer möglich, aus dem Provianthaus das Nötigste herauszuholen. Dann ist's gut, wenn so zwan zig Mann und noch mehr unsere Station auSschaufeln." »Das wußte ich allerdings nicht!" »Dann wär« also alles verteilt. Und das Weiter« überlasse ich Ihnen, Maja Staropol. Beauftragen Sie Wanda Larin, daß sie heute nach dem Mittagsmahl ihren Posten antritt. Alles andere überlasse ich Ihnen tn Gemeinschaft mit dem Feldwebel. Sie bitte ich, jeden Morgen bei mir vorzusprechen, damit ich Ihnen even- tuell notwendige Dispositionen geben kann." „Ich werde jeden Tag pünktlich erscheinen! Um welche L«it wünschen Sie?" „Ach, wenn es Ihnen paßt, Maja Staropol", lächelte Lolugin verbindlich. „So eilig sind die Dinge hier nicht. Am meisten haben wir hier Zeit. Das heißt... e» hetzt die Arbeit auch manchmal. Aber die ist wissen- schastlicher Natur, und dabei können Sie uns nicht helfen. Und auch noch ein« Bitte: kommen Sie heut« abend mit Wanda Larin zu uns, bannt wir ein Paar Stunden plaudern können." Maja erhob sich und sagte zu. * Berta und Tanja hatten die Küche übertragen be- kommen. Das war früh dreiviertel zehn Uhr, und unverzüglich - machten sich beide auf, um ihren Dienst anzutreten. Di« vierundzwanzig Soldaten bewohnten mit dem Feldwebel da» große Mannschaftshaus, das aus einem großen GemeinschastSraum und drei Schlasräumen be stand, angebaut war noch ein großer Raum, in dem sich di« Küche befand. Die Soldaten standen vor dem Mannschaftshause und bestaunten die beiden näherkommenden Mädel, di« vom Feldwebel begleitet wurden, mit größtem Interesse. Auch Berta und Tanja beaugenscheinigten jetzt di«, für welche sie in Zukunft zu kochen und zu backen hatten. ES waren alles große, stattliche Kerle, aber meist über dreißig Jahr« alt, nur wenige waren jünger. Sie stammten sämtliche am» Regimentern, die in der Grenz scheid« zwischen dem europäischen und asiatischen Rutz- Zand stationiert waren. Alle Rassen waren vertreten. Aber wie schauten sie aus? ES war ein Anblick für Götter, die schlecht rasierten, schlecht gewaschenen Gesichter anzusehen. Klar war nur , ein- an ihnen: die Augen, die funkelten begehrlich, als die beiden Mädel nähertraten. Jetzt kam auch Jubenow, der Küchenchef, aus dem Hause. Jubenow war ein Töpfer und Ofenbauer, darin war « «in Meister, aber kochen konnte er nicht. Klein von Gestatt, schmal, wirkte der Koch wenig eindrucksvoll. Mit einem Koch hatte er jedenfalls kei nerlei Aehnlichkeit. Da fehlten die feisten Backen, di« körperliche Dicke und noch mehr. „Schaut euch den Kerl an, Berta, Tanja! Kinderchen, schaut euch den Mann an! Den haben sie uns aus Moskau als Koch geschickt! Als Koch! Der ist der schlechteste Koch bis zum Ural hinaus und vom Ural ab, da können sie ja überhaupt nicht mehr kochen!" Flehend sah der Koch seinen Vorgesetzten an. Sein« Lugen baten ihn förmlich, datz er ihn nicht so herunter- - reiße. Er schämte sich. - «WL i- MS Stz Feldwebel", sagte er kleinlaut. „Haben sie mich nm geschickt alS Koch, weil sie gedacht haben, weil ich hab« mit Oefen zu tun und Herd, mützte ich können auch kochen, Genosse Feldwebel!" „Nenne mich nicht immer Genosse Feldwebel! Ver standen!" Tschtkinow fauchte ihn an. „Wie habe ich di, gesagt! Wie sollst du mich anreden! Sollst sagen nm Feldwebel! Oder wenn du ganz höflich sein willst... kannst du sagen... Herr Feldwebel! Wenn ich auch kein Herr bin! Aber schadet nichts. Los! Komm, über- atb den Kinder Len deins Kü-Lsi" Berta und Tanja standen in der Küche. ' Sie starrte von Dreck, bot einen widerlichen Anblick. Berta zitterte; wenn Jubenow nicht ein so guter Ofen bauer gewesen wäre, was ihm Berta hoch anrechnete, wahrlich, sie hätte ihm alles um den Kopf geschlagen. „Eine Küche soll das sein?" wetterte sie los. Schimp fen mußte sie, das konnte sie sich nicht verkneifen. „Weißt du, was das ist, du Strolch, du Tagedieb! Das ist ein Dreckhaufen! Aber jetzt wird zugepackt! Du... wenn du den Kamin in unserem Raume nicht so gut gebaut hättest, du... dann würde es dir schlecht gehen! Das sage ich dir! Tanja staunte und lachte in sich hinein. So wild hatte sie ihre sonst so ruhige Kameradin noch nie ge sehen, und die Soldaten draußen hörten «S belustigt. Die Mädels hatten Haare aus den Zähnen! Mit staunenden Augen sahen sie nach einer halben Stunde den Dreckhaufen an, der sich unweit des Hau ses ansammelte. Schließlich griff einer nach dem an deren mit an, und nach einer weiteren halben Stund« führte Jubenow in der blitzsauberen Küche ein paar kleine Reparaturen an dem großen Kesselherd aus, putzte an den Töpfen, nachdem er in den beiden Herden Feuer gemacht hatte. Alles war neugierig, was es heute geben sollte. Berta machte sich keinerlei Kopfzerbr«chen. Weiße Bohnen mit Speck und Salzkartoffeln! Das dünkte nun den Soldaten nicht als etwas Be sonderes. - .. Ein lieblicher Duft dringt aus der Küche hinaus ins Freie und in den Mannschaftsraum der Soldaten. Sie schüttelten den Kopf! Weiße Bohnen mit Speck und Salzkartoffeln sollen das werden? Das Gericht kennen sie doch, und das hat jedesmal gestunken. Also steigt die Neugierde gleichermaßen mit dem Appetit. Endlich ist es Mittagszeit, und alle sitzen an der langen Tafel. Zwei haben Stubendienst und tragen dis gefüllten Schüsseln herein, stellen sie mitten auf den Tisch. Heih... wie das duftet! Schon wollen sie ihre Blechteller vollschöpfen, da kommt Berta dazwischen und inspiziert die Teller. Und abermals legt das energische Frauenzimmer los. Von solchen Drccktellern wird nicht gegessen! Sie sorgt dafür, daß sie in der Küche mit heißem Wasser ab gespült werden. Dann erst geht das Schmausen los. Einer nach dem anderen nimmt den Lössel voll und probiert, und ein Gesicht um das andere wird ver gnügter, und nach wenigen Augenblicken frißt die ganze Schar, als habe sie seit Monaten das erste warme Mittagessen. Es schmeckt großartig. Feldwebel Tschikinows Beg.islerung kennt keine Gren zen, alles Lob häuft er auf die Häupter der beiden tüchtigen Mädel. Die Stimmung ist ganz groß und die Laune der Mannschaft vorzüglich. Als Berta mit Tanja erscheint, da bricht alles in begeisterte Zurufe aus. „Kinderchens", sagt der Feldwebel gerührt, „wenn ihr kocht so gutes Essen, dann werden sie euch bald wieder schicken nach Moskau! Fressen dann alle zu viel^ und Proviant reicht nur halb so lange." —