Volltext Seite (XML)
Frankenberger TdgÄlatt 88. Mk-an« Donnerstag, den SO. Zvll iss« nachmittags «r. 176 SIymvifGer Auftakt in »er»m des Internationalen Olympischen Aomitees Berlin, 29. Juli. M MWpische Falle! naht Slaaislommiffar Dr. Lippett kÄLl» L- q, <UtS7 Dllrch.üte JMilltiye luzseret Eröffnungssitzung -kei-sminister Hetz vrößt dle Zugevd der Welt Da» LagtblaU rrfch«tn« an jedem Werltag: Monat»-»rzug«prri« : 1.VV Mk. Bei Nbholuag In den «»«gabesteaen de» Landgeblete! Io Mg. me-r. del Zutraguag Im Stadtgebiet I» Pfg , Im Landgebiet LO Pfg. Botenlohn. S«henkarten SV Pf., »inzelnumm-r IVPf., Sonnabendnummer 20 Pf. Var zranlenderger ragedlatt ist das zur BnösfentHchmig der amtlichen Belanntmachungen der Amtrhauytmannes z« Flöha und der Ersten Bllrgermeisterr der Stadt Franlenderg behördlicherseits destlmmte Blatt Ant«igrnprri«: 1 Millimeter Höhe einspaltig (— 46 miu breit) 8 Pfennig, im Tcxtteil (— 72 mm breit) 20 Pfennig. Nabattstaffel X. Prür Nachweis nnd Vermittlung 23 Pfennig Sondergebiihr. Poftschelkknnto: Leipzig 28201. CSemetudegtrolouto: Frankenberg, ^ernsvr. 34t> - Dralttanschrift: Tageblatt Frankenbergsachsen. und auch dort fast pausenlos in den Nacht- Himmel dröhnten. Inzwischen war es völlig Nacht geworden. In feenhafter Beleuchtung erstrahlte das Rat haus nnd der Olympiatnm im Lichte. der Scheinwerfer. Die sich steigernden Heilrufs von der Ringstraße her verkündeten das Nahen des Läufers. Es war der Weltmeister Karl Schäfer, der die Fackel trug und um 20,45 Uhr das Olympische Feuer auf der Plattform des Hel dendenkmals entzündete. Es war ein geradezu überwältigender Augenblick, als die Straßenbe leuchtung ausgeschaltet wurde, der weite Platz in tiefem Dunkel lag und dann die mächtig« rote Feuergarbe gegen den Himmel flammte, während zur gleichen Zeit unter den Klängen der Olympischen Hymne die Fah e der fünf Ringe auf dem Olympia-Turm hochgezogen wurde. Nun betrat der Präsident des österreichischen Olympischen Komitees, Dr. Theodor Schmidt, den Olympiaturm. In einer kur zen Ansprache gedachte er des Weges der Olympischen Flamme bis nach Wien und pries den Olympischen Geist des Friedens nnd der .Völkerversöhnung. Nach ihm sprach der Oberste Sportführer Fürst Starhemberg. Er erinnerte an die große Held enge schichte der deutschen Ost mark, die durch die beiden Denkmäler dieses Platzes in grandioser Weise symbolisiert sei. So verknüpfe sich die Olympische Feier von heute mit einem Gedenken an die tcten Hel den und deswegen wolle er sich jetzt zum Hel dendenkmal begeben, um dort einen Kranz niederzulegeu. Während dieses Weiheaktes spielte die Kapelle das Lied vom guten Kame raden und den Traucrmarsch aus der Götter dämmerung. Dann krachten die Ehrensalven der Militärabteilungen. Die österreichischen Teilnehmer an der Olympiade scharten sich nunmehr dicht um den Turm und Dr. Schmidt verlas die Olympische Eidesformel, die von den Sportlern Mort für Wort nachgesprochen wurde. Sodann ergriff Vizekanzler Baar-Ba ren fels das Wort zu einer Ansprache, in der er den Geist der Olympischen Spiele her vorhob, der so recht dem Geiste der Völker- versöhnung entspreche. Es war schon 9 Uhr vorbei, als sich Fürst Starhemberg noch einmal auf die Platt form des Heldendenkmals begab, um die Olym pische Fackel zu entzünden, die er dann einem Salzburger Läufer übergab. Wiederum brauste die Begeisterung auf, um sich weiterhin mif dem Ring sortzusetzen, auf dem nun Salzburger und Tiroler Läufer die Fackel über die Dona* der Stadtgrenze zu weitertrugen. I Flaggenhiffung in Kiel Zu den eindrucksvollsten Augenblicken, dle man vor den XI. Olympischen Spielen er lebte, gehörte die Hissung der Flaggen sämt licher 53 beteiligten Nationen durch oie Wehr macht am Hindenburg-Ufer in Kiel. Zu die ser Feierstunde waren nicht nur alle führen den Männer des Segelsports, die in- und aus ländischen Segler, führende Vertreter der Partei, der Wehrmacht und der Behörden erschienen, auch die Bevölkerung nahm sehr reuen Anteil. AederwSlttgende Feier In Wien r« Wim Wien, 29. 7. Die Feiern und Festlichkeiten, die den Lauf der Olympischen Flamme durch Europa bisher begleiteten, haben in Wien einen kaum überbietbaren Höhepunkt gesunden. Hun- derttausendo säumten die Straßen, die die Olympische Flamme nahm, drängten sich an den Fenstern, stauten sich auf Balkonen und Dächern. Insbesondere die Ringstraße füllte ein« dichte Menschenmenge, die zu beiden Sek ten der Fahrbahn Aufstellung genommen hatte. Imposant war das Bild des Heldenplatzes, wo der eigentliche Olympische Wekheakt sta-tt- fand. In der Mitte des Platzes zwischen den beiden Denkmälern des Prinzen Eugen und des Erzherzogs Karl war e'n Olympischer Turm er- r'chtet worden, von dem die österreichische Staatsflagge und d'« Symbole der einzelnen Sportarten wehten. Später sollte auf ihm die Olympische Flagge hochgezogen werden. Auf der Plattform des zum österreichischen Helden denkmal umgestalteten äußeren Burgturmes war auf einem Sockel eine mächtige Schale aufge stellt worden, um in ihr das Olympische Feuer zu entzünden. Lang« vor Beginn der Feierlich keiten zogen unübersehbare Menschenmengen auf den Heldenplah und nahmen auf den wei ten Rasenflächen sowie auf der weilen Terrasse der neuen Hochburg und den Säulengängen Platz. Die offiziellen Persönlichkeiten, der Bundespräsident, der Vizekanzler Baar- Baren fels und andere Mitglieder der Re gierung, der Oberste Sportführer Fürst Star- Homberg sowie das Diplomatische Korps, darunter Botschafter v. Papen, die Spitzen der Generalität und der Behörden nahmen ihren Platz auf dem großen Freiballon der Hochburg ein. Zahlreiche Musikkapellen hatten an verschiedenen Punkten des Heldenplatzes Auf- stellung genommen. Dor Festzug, der dem eigentlichen Eintreffen der Olympischen Flamme vorausging, führte von, Schwarzenberg-Platz zum Heldenturm und ging auf dem Ning durch die symbolischen Tore der Bundesländer. Den Anfang des Festzug«; bildeten Gruppen von Fahnenschwingern und Reitern in der Tracht der alten Hellenen. Ihnen folgten di« Landsmannschaften der Bun desländer in ihren bunten Trachten. Als di« Massen des Festzugcs ansichtig wurden, brausten nicht endenwollende Heil- und Ciegheilrufe auf, die sich bis au, den Leidenplatz'fortpflanzten I Die olympische Glocke ist eine Friedens. Sie trägt brr Worte: „ Jugend der Welt". NamenS des i des deutschen Volkes darf ich dien Aterru im Ich grub» dis Jugend Glocke des sch rui, die ithrerS und Worte pa- bsr Welt!" In Berlin begann in der festlich geschmück- ten Aula der Friedrich-Wilhelm-Universität in feierlichem Rahmen die allen Olympischen Spielen voraufgehende Tagung des Inter nationalen Olympischen Komitees, die von Ehrern Präsidenten, Graf de Baillet-Latour, geleitet wurde. Im Auftrage des Führers hiesi sein Stellvertreter, Reichsminister Rudolf Heß, di« Mitglieder des Internationalen Ko mitees, die Teilnehmer an den Olympischen Spielen und alle ausländischen Gäste will kommen. Namens der Rcichshauptstadt be grüßte sie Staatskommissar Dr. Lippert, Namens des Organisationskomitees dessen Präsident, Staatssekretär a. D. Dr. Lewald, namens des Deutschen Olympischen Aus schusses der Rcichssportführer von Tschammer und Osten. Dem Festakt wohnten das Präsidium, dei Vollzugsausschuß und fast alle Mitglieder del Internationalen Olympischen Komitees, feri ner die diplomatischen Vertretungen fast allei an den Olympischen Spielen beteiligten Läm Ler, die Präsidenten der internationale» Sportverbände, die Mannschaftsführer uns deutscherseits Reichsminister Dr. Frick, Reichs leiter Bouhler, die Staatssekretäre Pfunot- ner und Funk, der stellvertretende Gauleiter Görlitzer und viele andere führende Persön lichkeiten ans Staat und Bewegung bei. Vor Ler Universität hatte sich eine nach Tausenden zählende Menschenmenge eingesunken. Der olympische Ehrendienst bildete Spalier. In Ler Aula prangte hinter dem mit drei Hor- tcnsienbüschen und Lorbeerbäumen verkleide ten Rednerpult die olympische Fahne, zu bei den Seiten flankiert von den Fahnen des neuen Deutschland. Die Festsitzung begann mit dem Einzug der Komitee-Mitglieder, die zum erstenmal die von einem deutschen Künstler entworfene Amtskette als Zeichen ihrer Würde trugen, und mit dem Andante Cantabile ans der A-Dur-Sinfonie von Beethoven. Rudolf Seß führte in seiner Ansprache u. ä. aus: „Als Vertreter deS Führers des deutschen Volkes und deutschen Reichskanzlers, des Schirmhcrrn Ler Xl. Olympischen Spiele, und in seinem besonderen Auftrage heiße ich die Mitglieder Les Internationalen Komitees sowie die Teil nehmer an den Olympischen Spielen aus dem In- und Auslande herzlich willkommen. Ganz besonders begrüße ich namens des Führers und zugleich namens des deutschen Volkes unsere Gäste aus dem Ausland, die zu diesem friedlichen Wettbewerb der Völker hier in der deutschen Reichshauptstadt erschienen sind. Wir freuen uns, mit ihnen sportliche Kamerad schaft zu pflegen und persönliche Beziehun gen anzuknüpfen. Sie werden nicht nur in Ler FMreude in Berlin, sondern überall in Deutschland aus ehrlichem Herzen freudig empfangen werden. Denn das deutsche Volk nimmt in seiner Gesamtheit Anteil an dem großen sportlichen Wettkampf der Welt. Dieser Wettkampf wird ansgctragen im Stolz auf die eigene Leistung, verbunden mit der Achtung vor den Leistungen der Mit kämpfer und den Nationen, für die sie an- Iretrn. Möge dieser Geist sich immer mehr auf die Nationen selbst übertragen, daß sie bei allem Stolz auf die eigene Leistung ehrlich und neidlos die Leistungen der anderen an erkennen und Achtung hegen vor deren natio- nalen Eigenarten. Dieser Geist ist würdig Les hervorragende» Gründers der modernen Olympischen Spiele, Les Barons de Coubertin, der heute mit be rechtigtem Stolz auf das von ihm geschaffene Werk blicken kann. Diesem Geist als Wegbereiter wahren Frie bens, der unserer gequälten Welt so bitter not tut, aus Anlaß der Olympischen Spiele besonderen Ausdruck verleihen zu können, ist nicht nur Len aktiven deutschen Teilnehmern, sondern dem ganzen deutschen Nplke als Gast- geber eine tiefe Befriedigung. Staatssekretär a. D. Lewald führte u. a. aus: „Das Internationale Olym pische Komitee hat viele schwierigen Aufgaben zu lösen. Die bedeutendste ist, zu entscheiden, welches Land nach Deutschland die Ehre haben wird, die nächsten Olympischen Spiele auszu- richten. Was wir erreicht haben, war nur zu er reichen durch die ständige Mitarbeit der Re gierung des Deutschen Reiches, wobei beson derer Dank dem Vizepräsidenten des Organi sationskomitees, dem Staatssekretär im Reichs innenministerium, Herrn Pfundtner, gebührt, der uns in jeder Weise unterstützt hat, vor allen Dingen durch die Beschaffung der Mit- tel, die für die Durchführung dieses großen Werkes notwendig waren. Deutschland mit seinen 67 Millionen Einwohnern, jung und alt, hat sich mit ganzem Herzen für die olym pischen Ideale eingesetzt." Graf Vaillet-Latour, der Präsident des Organisationskomitces, er klärte u. a.: „Die Unwandelbarkeit seiner Lehre ist es,-die dem Internationalen Olym pischen Komitee seine Kraft, seine Autorität und sein Ansehen erhalten hat, ohne die eS ihm nicht gelungen wäre, seiner Verfassung Respekt zu verschaffen, noch den Sieg über alle Boykottversuche gegen die XI. Olympiade zu erringen, wie es ihm auch nicht gelungen wäre, in den kritischen Tagen, in denen wir MMrs lind seiNN Mitarbeiter sE S» Olympischen Spiele 1936 zu einer Herzens- fache für jeden Berliner und darüber hinaus für jeden Deutschen geworden. „Im Herzen eines jeden von unS", so rief Staatskommissar Dr. Lippert aus, „glüht die olympische Idee, Lie Idee, die durch ritterlichen Sportkamps die Beziehungen der Völker untereinander ver- edeln oder gewissermaßen. vergeistigen will. Möge so das Echo der beginnenven Olympi schen Spiele weit hinausgehcn über den gan- zc» Erdbnll hinweg als em Beweis dafür, Laß der olympische Geist nicht tot ist, sondern lebendiger ist denn je. Heil Olympia! ReWsMtsWrer von Mammer und Osten führte u.a. aus: Es ist ein weiseS Gesetz, welches von dem Schöpfer Ler modernen Olympischen Spiele, Pierre de Coubertin, und seinen Mitarbeitern ersonnen wurde. Weise und ritterliche Männer sind Hüter dieser Magna Charta des Sports gewesen. „Schlagen Sie, meine Herren, mit der Durchführung des olympischen Gedanken» neue Brücken des Friedens, und seien Sie ver sichert, daß es für den deutschen Sport stets eine hohe Ehre sein wirb, Sie hierbei mit voller Kraft und mit Heller Begeisterung zu unterstützen." Der Lauf durch Oesterreich - Die Olympische Fackel hat nunmehr, bereits Oesterreich erreicht. Von Budapest ging der Weg die Donau entlang. An Ler Grenzsta- tion Kittsee hatte sich eine große Menschen- menge eingefunden. Die Schuljugend wurde von ihren Lehrern geführt, und auch Militär war ausgeruckt. Ungarn u>rd Oesterreich hatten je einen Triumphbogen errichtet und mit den Nationalflaggen reich geschmückt. Als erster österreichischer Laufer übernahm die Fackel der Präsident des österreichischen Olympischen Komitees, Dr. Schmidt. Ein tau sendstimmiges Heil-Rufen setzte sm, als der Lauf auf österreichischem Boden begann. Großartige Bilder vom Stafettenlauf in Oesterreich Wien, 29. 7. Der Olympische Stafsellauf von der Staatsgrenze bek Kittsee bis zur Stadt grenze in Wien gestaltete sich großartig. Die ersten amtlichen Angaben über die Zuschauer menge stammten aus Kittsse. Von dort wurde gemeldet, daß beim Empfang der Olympischen Flamm« geriiy gerechnet 10 000 Mensche» versammelt waren. Dabei ist Kittsee eine Ort schaft von etwa 500 Einwohnern. Von über all her waren die Menschen zusammengeströmt, um den Augenblick des Eintritts der Olympi schen Flamme in Oesterreich mit zu erleben. Auf dem weiteren Weg durch das Burgenland hatten sich ebenfalls Tausende und aber Tau send« am Straßenrand eingefunden. Beim Städtchen Hainburg erreichte der Lauf nie derösterreichischen Boden. Ein« unvorstellbare Menschenmenge hatte sich rn dieser Provinzstadt zusammengeballt. Nicht endenwollende Heil ruf« brausten empor, als die Flamme das Stadt gebiet erreichte. In Hainburg wurde ekn Weihealt durchgeführt, dann ging der Lauf weiter. In der nächsten größeren Ortschaft, in Deutsch-Altenburg, der Stadt mit den be rühmten Schwefelthermen, bot sich das gleich« Der Stafettenlauf ging donauaufwärts über Petronell und Fischamend. Es wurde schwerer, den Olympraläufern ihren Weg zu bahnen. Je näher Wien rückte, desto dichter warteten die Menschenmassen. Zahllose Gen- darmen, ja selbst Militär war ausgebotcn, um der Flamm« den Weg durch die lebendigen Mauern zu bahnen. Punkt 19 Uhr erreichte die Fackel die Stadtgrenze. jetzt leben, sich frei von jedem politischen oder religiösen Einfluß zu halten. Wir dürfen mit Recht darauf stolz sein, Laß wir ei» wirkliches Bindeglied zwt» scheu den Völkern bleiben und wirksa mer als irgendein anderer Organismus an der Völkerverständigung arbeiten. Wieviel Dank schuldet die Welt unserem Gründer, den wir als Kandidaten für dr» Nobelfriedcnspreis vorgeschlagen haben! Wir hegen die feste Hoffnung, baß ihm diese hohe Auszeichnung zuteil wird, die ihm ohne jeden Ziveifrl gebührt für all das Gute und Nütz liche, daß er in seinem langen Leben voll Opfer und Hingabe der Welt geschenkt hat. Die olympische Idee wirft ihre Strahlen auf das ganze Weltall. Sie hat eine Mystik ge schaffen und eine solche Kraft entfaltet, ole jetzt nichts mehr aufhalten kann. Darum haben auch heute so viele Städte Len Wunsch, einmal Ler Schauplatz der Spiele zu sein/' Mit dem Asfai agitato aus dem Opus 41 von Robert Schumann schloß di« festlich« Sitzung.