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Misdrutter Tageblatt Nr ISA — 2 »latt — 82 Jahrgang Sonn sg / Msntaq 30. / AI. vrLembrr Ig2Z. Zur Mrezwenär iqrrn. Verblichen ist der Weihnachtsschein. Still geht das alte Jahr zu Ende. — Wie schnell muß doch geschieden sein. Wir stehen vor der Jahreswende. Und uns wird heut' zur wahren Kunde Da -feierlich Silvester klingt, Und bei dem Schlag der zwölften Stunde Von jedem Turm die Glocke singt: Sie mahnt uns an den Ernst der Zeit: „Bist du mit deinem'Los zufrieden, Dann denk auch derer, die im Leid!" — Wir wißen nie, was uns beschieden! Wohl traurig blicken wir zurück, Zurück auf das vergang'ne Jahr. Beim Ueberschreiten dieser Brücke - Denkt mancher doch, wie schwer es war. Doch gibt es kein Besinnen- lange; Mit Mut ins neue Jahr hinein! Wird manchem auch ums Herze bange, Nur Hoffnung! — Dann bringts Sonnenschein! Wir legen an der großen Wende, Vor der wir kleinen Menschen steh'n, All das in eines Höh'ren Hände, Dann können freudig wir hinüber geh'n! Silvester 1923. R. Giesemann, Seußlitz, Bilanz HS23 ? :s wichtigsten Ereignisse des abgelaufenen ZaheeN Januar. 3. Die Bergarbeiter im Ruhrgebiet kündigen daZ avt» sinndenabkommen. 6. Auf den tschechoslowakischen Finanzminister Dr. RaschiN wird ein Revolveraltentat verübt. 10. Frandsen und Belgier beschließen die Besetzung deS Nnhrgcbictes. Die deutsche Regierung ermahnt in einem Auf ruf die Bevölkerung des Gebietes zur Ruhe und Besonnenheit. 11. Litauen besetzt das Memelgebiet. 12. Die Franzosen besetzen Essen und andere Ortschaften^ — Die deutschen Botschafter in Paris und Brüssel werben ab berufen. — Bei einem Grubenunglück in Oberschlesien finden 45 Bergleute den Tod. 1» Der deutsche Reichstag protestiert gegen die Besetzung des Nuhrgebietes und spricht der Regierung das Vertrauen aus. 22. Fritz Thyssen und anbere deutsch« Bergherren werden von den Franzosen verhaftet. 23. Die Neichsregierung antwortet auf die Eingriffe der Franzosen in die staatlichen Zölle, Steuern usw. mit Gegen befehlen an die Beamtenschaft. 26. Das Mainzer Kriegsgericht verhängt gegen die deutschen 'Beraberreu Kobe Geld- und Gefängnisstrafen. 27. Die Neichsregierung erläßt einen Aufruf zur Errichtung eines Deutschen NotopserS für daS Ruhrgebiet. 29. Die bayerische Regierung verhängt über das rechts rheinische Bayern den Ausnahmezustand. 30. Wegen Ermordung des belgischen Leutnants Grafs werden vpn dem belgischen Kriegsgericht in Aachen vier Deutic^- zum Tode verurteilt. 31. Dollarmittelkurs in Berlin: 17 972 Mark. Februar. 2. Die Franzosen sperren die Kohlenausfuhr aus dem Ruhrgebiet. 3. In der Heinitzgrube bei Beuchen finden infolge einer Explosion 112 Bergleute den Tod. 9. Starke Erhöhung der Personen- und Gütertarife bei der Eisenbahn. 12. Der deutsche Gesandte von Erckert in Thile kommt bei Besteigung eines VulkanS ums Leben. — Ermordung des Me tropoliten von Warschau. — Im Stillen Ozean fordert ein Erd beben zahlreiche Menschenopfer. 14. Ausdehnung der Ruhrbesetzung. 16. Die Rheinlandkomm-ission verbietet einen großen Teil der Ausnihr nach dem unbesetzten Deutschland. 19. Die Souveränität über das mittlere Memelgebiet wird den Litauern zugesprochen. 23. Tod des früheren französischen Außenministers Delcassö. 28. Dollarmittelkurs in Berlin: 27 918 Mark. März. 5. Besetzung der Häfen von Karlsruhe und Mannheim durch die Franzosen. 8. In Bayern wird ein Putschversuch (Fuchs—Machhaus— Kuhles) vereitelt. 13. Wegen Ermordung eines französischen Offiziers richten die Franzosen in Buer ein Blutbad an. 20. Geiselverhaftungen in Essen. — In Wiesbaden wird ein großer Teil des ehemaligen Hostheaters ein Raub der Flammen. 28. Tod der französischen Schauspielerin Sarah Bernhardt. 31. Dollarmittelkurs in Berlin: 21190 Mark. April. 3. In Esten eröffnen die Franzosen ein Maschinengewehr feuer auf Kruppsche Arbeiter. Zahlreiche Tote und Verwun- oete. Proteststreik der Arbeiterschaft. 4. Vier Krupp-Direktoren werden von den Franzosen ver haftet. — Verurteilung der bulgarischen Minister des Kricgs- kabinetts zu hohen Zuchthaut- und Gefängnisstrafen. 9. Generalstreik in Memel wegen der litauischen Besetzung. — Die Franzosen beginnen mit der .Beschlagnahme" von Reichsbankgeldern. , 11. Der Reichskanzler hält im Reichstage eine Trauerrede auf die Todesopfer von Essen. 20. DaS Reichskabinett beschließt die Anmeldepflicht für Devisen. 25. Tod deS ehemaligen Großherzogs von Sachsen-Weimar und der ehemaligen Großherzogin Luise von Baden. 28. Blutiges Straßengesecht in München zwischen Rechts- und Linksradikalen. SO. Dollarmittelkurt in Berlin: 24 457 Mark. Mat. 8. Ein neues deutsches Reparationsangebot cm die Fran zosen und Belgier schlägt ein« Zahlung von 30 Milliarden Goldmark vor. — Krupp von Bohlen-Halbach wird von den Franzosen verhaftet. 4. DaS neue deutsch« Angebot wird von den Franzosen abgelehnt. S. Der Deutsche Schlageter wird von den Franzosen wegen „Hochverrats" zum Lode verurteilt. 10. Krupp und 15 Krupp-Direktoren werden von den Fran zosen zu hoben Gefänanisstrasen verurteilt. 18. Tod des amerikanischen „Eisenbahnkönigs" Gould., 22. Bei einem Theaierbrand in Carolina (Ver. Staaten) finden 73 Personen den Tod. 23. Der englische Ministerpräsident Bonar Law nimmt wegen eines schweren Halsleidens den Abschied. 24. Schatzkanzler Baldwin wird zum englischen Minister präsidenten ernannt. 30 Hinrichtung Schlageters. 31. Dollarmittelkurs in Berlin: 47 670 Mark. Juni. 15. Das französische Kriegsgericht in Mainz verurteilte den Deutschen Görges wegen Sabotage zum Tode. 16. Die belgische Regierung ist zurückgetreten. — Vollstän dige Verkehrsspcrre im mittleren Ruhrgebiet. 18. Der entflohene bulgarische Ministerpräsident Stambu- linski wird auf der Flucht erschossen. 19. Gewaltiger Ausbruch des Ätna. Die Stadt Castiglione Wird durch Lavamassen zerstört. 30. Dollarmittelkurs in Berlin: 109 996 Mark. Juli. 2. In Mainz werden sieben Deutsche von den Franzosen wegen Sabotage zum Tode verurteilt. 3. Besetzung der Krrppwerkc in Essen. 10. Im Münchener Hochverrats>rozeß wird der Hauptan- geklagte Fuchs zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt. 19. Friede von Lausanne zwischen der Türkei einerseits und Griechenland und der Entente andererseits. 25. Bei kommunistischen Unruhen in Frankfurt a. M. wird der Staatsanwalt Dr. Haas erschlagen. 31. Bei einer Grubenexplosion in England finden 36 Berg leute den Tod. — Dollarmittclkurs in Berlin: 348 819 Mark. Augu st. 1. Bei einem Eisenbahnzusammenstoß in Kreiensen werden 47 Personen getötet und 53 schwer verletzt. 3. Schwere Unruhen in Oberhausen. Tote und Verwundete. 4. Tod des Ver. Staaten-Präsidenten Harding. Vizepräsi dent Coolidge wird Präsident. 14. Rücktritt des Kabinetts Cuno. Dr. Stresemann wird Reichskanzler. — Unruhen im ganzen Reiche. — Deutschland stellt di« Sachlieferungen an die Alliierten eim 22. Scharfe Verordnungen der Neichsregierung zur Be heb ung der Wirtschasts- und Ernährungsnot sowie des Wäh rungsverfalls. 25. Konstantinopel wird von den Truppen der Alliierten geräumt. 30. Bei der Grenzregulierung in Albanien wird auf grie« chischem Boden eine italienische Kommission ermorde 31. Dollarmittelkurs in Berlin: 46 205 000 Mark. September. 3. Bei einer Schiffskatastrophe in der Nordsee finden 41 Personen den Tod. 4. Furchtbares Erdbeben in Japan. Zerstörung der Städte Tokio und Jokohama. 6. Monatszahlungen der Beamtengehälter statt (wie bisher) Vicrtcljahrszahlungen. — Schärfste Erfassung der Devisen. 7. Schweres Eisenbahnunglück bei Hannover. 18 Tote, 15 Schwerverwundete. 10. Devisenverordnung deS neuernannten Divisenkom missars. 19. Ende der Verkehrssperre im Ruhrgebiet. 25. Beim Gordon-Bennett-Wettbewerb in Belgien werden mehrere Freiballons samt den Insassen durch Blitzstrahl ver nichtet. 26. Beschluß, den passiven Widerstand im Ruhrgebiet zu beenden. 28. Kahr wird zum Generalstaatskommissar von Bayern ernannt. — Ausnahmezustand im ganzen Reiche. -29. Aufhebung.des passiven Wiverstandes. Schlagw orw erzeichnis (mit Seitenangabe). Aberglaube (Hochzeits») 66 Aemter, mittelaltelliche, 75 Baeyerhöhe 29 Blankenstein, Kirchenvisitation 1539 S. 63 Botenfrau Pietzsch 1l3 Burkhardtswalde, Kirche usw. 28 Döringstiftung 49 Eisenbahn, ihre Bedeutung 14 Familien, adlige 77, 107 Fiugzeug-Absiurz 1912 S. 61 Freiberger Tor cB.ld) 72 Fürstenweg 17 Galgenberg, Herzogswalde 35 Gcbirgsgrenze unsrer Heimat 58 GeleitsroUe 9 * Glockenfiguren (Bild) 70 Grumbach (Weicker-Wanderung) 33 — Lehnsverhältnisse 95 Helbigsdorf, Lelmsverhältnisse 96 Herzogswalde, Lehnsverhälrnisse 96 — Galgenberg 35 — Kirchenvisitation 1539 S. 62 Heynitz (Weicker-Wanderung) 26 Hochwitsaberglaube 66 Höhenangaben, heimatliche 5 Hutha 58 / Jagd 9, 20 § Jakobikirche (Bild) Kauibach, Lehnsbrsitz 89 Kesselsdorf, Lehnsbesitz 90 .'.kirchlicher Besitz 87 Kirchenvisitalion 1539 S. 62 Kneipe 7 Kobelchcn 119 . Lage unserer Heimat 1 Landberg (Geolog.) 36 Lehnsfamilien 77, 107 Leichenweg 17 Limbach Kirchenvisitation 1539 S. 64 Männchen, graues 118 Miltitz (Weicker-Wanderung) 25 — Bernhard v. (Weltreisenoer) 46 Mordkreuze, heimatliche 61 Mühle, Zschoner 42 Neukirchen, Kirchenvisitation 63 Niederschöna (Flugzeug-Absturz usw.) 60 Niederschläge 4 » Niederwartha, Lehnsbesitz 88 Oberhermsdorf, Lehnsbesitz 90 Oberwartha, Lehnsbesitz 88 Pietzsch, Botenfrau 113 Post 12, 20 — säule Wilsdruff 115 Reiter ohne Kopf 118 Rothschönberg, Sagen 118 Sagen des Rothschönberger Kreises 113 Saubachtal (Weicker-Wanderung) 32 Scharfenberg, Weltreisender 46 Schmetterlinge im Winter 39 Schönberg, Familie v. 108 Schnlregeln 44 Sora (Weicker-Wanderung) 31 — Lehnsverhältnisse 102 Straßen, h imatliche 6 Straße Freiberg-Dresden 15 — Nossen-Dresden 8 — Nord-Süd 7 Sühnekreuze 61 Tanncberg, Kirchenvisitation 1539 S. 65 Temperaturen, mittlere 4 Tharandt, Amt 93 Ullendorf Lehnsverhältnisse 101 Verhältnisse, politische im Mittelalter 73 Verkehrswege 5 Wanderung Miltitz-Wilsdruff 25 — Grumbach-Grillenburg 33 Wegekreuze 61 . . Weltreisender des 16. Jhrh. 46 Wilddieberei 43 Wilsdruff: Alt- 69 Glockenfigur-m 70 Kirchen (Bild) 70 Lehnsoeihältnisse 103 Postsäule 115 im Sprichwort 68 Tor, Freiberger 72 Weicker-Wanderung 32 Zinn, altes heimatliches 51 Zschoner Mühle 41 üung: Auf dkl Seite Sebfehler stehen geblieben. Streiche Seit« «« u. -fl« das Kieme Amt Tharandt zu be- achten. Seite 88 10. ZeNe von oben: Lies Leon- Doeletzte Zeile untm: Angabe »-Abgabe. Schriftleituug: Verein für Natur, und Heimatkunde durch Oberlehrer Kühne, Wilsdruff. Druck und Verlag: Arthur Zschunke, Wilsdruff. 1825 ist die Stundensäule an der Nossener Straße hinter Wilsdruff um ge worfen und zerbrochen worden. Die Gerichtsherrschast soll sie binnen vier Wochen wieder Herstellen lassen. Der Genchlsdiretlor antwortet darauf, daß die Setzung dieser Säule Sache der Straßentommisflon sei. Die Säule sei nach Auslage des Maurermeisters Stange sehr schlecht gesetzt worden. Die Amtshauplmannschast Meißen entart nach einem Mandate von 1748, daß der Eenchtsyerr die Saule ausslellen lassen muß und darum Herr Oberstleutnant die Herstellungskosten von 6 Taler 16 Gr. an den Maurermeister Schneider zu bezahlen habe. Gerichtsdirektor Leonhardi teilt dem Nate zu Wilsdruff mit, daß die Kommune durch eine Anlage, die Huse 16 Groschen berechnet, die Kosten für jene Säule ausbringen soll. Selbstverständlich ist der Rat damit nicht einverstanden. „Wenn unsre Vorfahren vor hundert Jahren in ihrer Gutmütigkeit auf ihre Kosten die Säule gesetzt haben und dazu nicht verpflichtet waren, so legt uns das keine Der- bindlichteit aus. Die Veroronung vom 29. Januar 1720 spricht sehr deutlich aus, daß die Kosten der Aufrichtung und Unterhaltung der Wegsäule der Gerichts obrigkeit und wenn die Säulen aus Grund und Boden der Untertanen siehen, diesen zukomme. Die neu errichtete Postsäule stehe auf Ritlergutsjeide. Die Säule fei schon dreimal aufgesetzt worden, ohne daß uns ein Beitrag zu den Kosten abverlangt worden wäre." Die Gerichtsherrschast will diese Differenz der Landes regierung zur Entscheidung vorlegen. Die Amtshauplmannschast fordert wieder holt die Kommun Wilsdruff auf, die 6 Taler 16 Gr. zu bezahlen. Da inzwischen der Fiskus das zur Chaussee benutzte Land gekauft hat, mithin solches königliches Eigentum ist, so hat der Kreishauptmann von Hohenthal zur Auszahlung der 6 Taler 16 Gr. aus der königlichen Kasse Anweisung gegeben, aber nur vor läufig, denn die Kommun Wilsdruff soll das Geld an das Rentamt zurück erstatten. Die Kreishauptmannschaft fordert bald darauf bei 20 Taler Strafe die Gerichtsherrschast auf, diese Kosten zur Setzung der umgesallenen Meilensäule Dresden zu bezahlen. Der Gerichtsdirektor Leonhardi sucht die Gutsherrschaft zu bewegen, daß sie, um einen längeren Prozeß bei der geringen Summe zu ver meiden, doch nachgeben möchte, da sie nach einem Mandat vom Jahre 1748 dazu verpflichtet sei. Am 22. September 1829 erscheinen auf dem herrschaftlichen Schlosse sämtliche Mitglieder des Rats, der Bürgermeister Gelhaar, die Stadt- richter, Gerichtsschöppen und die Viertelmeister, um über diese streitige Angelegen- heil mit der Gerichtsherrschaft zu verhandeln. Der Gerichtsherr erklärt, daß schon vor hundert Jahren die Untertanen dergleichen Kosten übernommen haben und macht den Vorschlag, daß zu den Setzungskosten die Gutsherrschaft ein Viertel und die Kommun drei Viertel beitrage. Die Ver.reter der Stadt geben wohl zu, daß die Postsäule an dem Felde des Strumpfwirkers Uhlmann stehe und ver sprechen, nach 14 Tagen sich zu erklären, ob sie auf den Vorschlag eingehen oder die Sache der Landesregierung vorlegen werden. Schließlich erklärt die Kommun, daß sie mehr als ein Viertel zu den Kost.cn nicht dewillige. Die Gutsherrschaft ist endlich damit einverstanden, daß jeder Teil die Hälfte der Kosten trägt, und damit endet der lange Streit um die umgeworfene Postsäule. 120