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oer arbeitende Gatte sich zurechtgelegt hat, nach Formaten oder ähnlich glaubt ordnen zu müssen, damit es schön aus sieht. Frauen haben auch viele andere Berufe gewählt, die sonst Männern Vorbehalten waren. Es gibt auch einzelne, die dasselbe leisten wie Männer. Ich erwähne den Steno- graphenberuf. Wenn wir aber die vielen Mädchen und Frauen, die als Stenographinnen ausgebildet sind, be trachten, so ist die Zahl derer, die wirklich die Leistung des Mannes erreichen, verschwindend klein. Es wird ost an genommen, daß man Frauen von solchen Berufen abraten soll, die eine große Körperkrast erfordern. Das ist an sich richtig, man übertreibe es aber nicht. Bemerkenswert ist, daß viele Frauen gerade solche Berufe wählen, die erheb liche Anforderungen an die Körperkräste stellen, zum Bei spiel den der Krankenpflegerin und der Gärtnerin. Aller dings handelt es sich hierbei gewöhnlich nickt nur um eine dauernd starke Inanspruchnahme der Muskeln, sondern meistens um eine nur zeitweilige. Hinzu kommt, daß das geschickte Ausnutzen der vorhandenen Kräfte sehr viel Kraft ersparen läßt. Eine Krankenpflegerin kann beim Umbetten eines Kranken viel mehr leisten als der starke Mann, der in dieser Richtung nichts gelernt hat. Die rohe Muskel kraft ist es nicht allein, die bei diesen Berufen in Frage kommt . . * su o> UenEchles. — Die Eisenbahnunfölle nehmen ab. Das Jahr 1919 war ein schwarzes Jahr im Betriebe unserer Eisenbahnen. Infolge der Abgabe wertvollen Materials an die Entente und der dadurch notwendig gewordenen Aufrechterhaltung des Betriebes mit ungenügenden Transportmitteln war die Zahl der Betriebsunfälle von 3783 im Jahre 1912 und 3842 im Jahre 1913 auf 4475 gestiegen, auf je eine Million durchfahrender Zugkilometer kamen 11,5 Tötungen und Verletzungen. (1912 und 1913: 4,8 und 5.) Wie dem Statistischen Jahrbuch für 1923 zu entnehmen ist, haben sich in den Betriebsjahren 1920 und 1921 diese Ziffern nicht unwesentlich gesenkt. Die Gesamtzahl der Unfälle dal ist' sich- 1920 auf 3615, 1921 auf ^798, die Zahl des Tötungen auf je eine Million Zugkilometer: 1920 auf 7,8, 1921 auf 7,3. Im allgemeinen verunglückten jährlich etwa doppelt soviel Eisenbahnbeamte und -Arbeiter als Reisende. Durch Selbstmord endeten auf den vollspurigen Bahnen im Jahre 1920: 432, im Jahre 1921: 431 Personen. Im Jahre 1920 betrug die Zahl der auf vollspurigen Bahnen unverschuldet Getöteten 38, der durch eigene Unvorsichtig keit Getöteten 201, im Jahre 1921: 18 und 167. — Goldfunde in Ungarn. In Deutsch-Proben (Ungarn) entnahm der Bezirksarzt bei Bauarbeiten in seinem Grund stück dem Schutt Gesteine mit besonderer Äderung und ließ sie untersuchen. Der Befund lautete auf Gold. Auf Ver anlassung der Staatsmünze hat der Grundstückseigentümer größere Proben des goldhaltigen Gesteins dem staatlichen geologischen Laboratorium überwiesen, das nach beendeter Untersuchung größte prozentuale Goldhaltigkeit im Gestein feststellte und eine Untersuchung über die Größe der Fund- aeiteinitelle anordnete. — Deutschlands Greise. Eine Ausstellung über die hohen Lebensalter in Deutschland aus dem Statistischen Jahrbuch für 1923 zeigt, daß die Zahl der Greise bei uns weit er heblicher ist, als man allgemein annimmt. Es starben im Jahre 1921 im Alter von 70 bis 75 Jahren in Deutsch land 32 529 Männer und 39188 Frauen, zwischen 75 und 80 Jahren 28 054 Männer und 35 920 Frauen, zwischen 80 und 90 Jahren 23 992 Männer und 33 207 Frauen, zwischen 90 und. 100 Jahren 1505 Männer und 2279 Frauen. Die Zahl der Greise, die zwischen dem 100. und 105. Lebensjahr starben, belief sich auf 13, die Zahl der gleichaltrigen Frauen auf 32. Während aber kein einziger Mann — soweit bekanntgeworden ist — das 105. Lebens jahr überschritt, brachten es drei Frauen auf noch höhere Zahlen au Lebensjahren. — Die Europamüdcn. Als der Zirkus Sarrasani kürzlich seine Ausreise nach Südamerika ankündete, liefen nicht weniger als 60 000 Schreiben von Leuten, die mitgenommen werden wollten, ein, und viele lausend Menschen meldeten sich noch persönlich in den Städten, in denen die.Sarrasaui- Schau gastierte. Diese Briefsammlung, die der Zirkus in Dresden zurückgelassen hat, ist ein KMturdolument, und nichts ist für unsere Zeit bezeichnender als der Wille zur Massenflucht aus Europa. Es gibt wohl keinen Stand, der nicht unter den Bewerbern vertreten wäre, keine Gsssll- schaftsschicht, die nicht irgendwelche Angehörige zu dem Heer der Briefschrciber gestellt hätte. Die Aristokratie ist recht häufig vertreten, auch der Offiziersstand hat zur Fülle der Bewerbungsschreiben beigetragen. Ein ehemaliger komman dierender General der Kavallerie fragte an, ob man ihr. nicht als Stallmeister beschäftigen könne, ja, einige frühere Pionieroffziere waren sogar bereit, eine Stellung als Bühnenarbeiter bei dem Zirkus anzunehmen. Ein tschecho slowakischer Bergmann wollte noch zweitausend Kronen zu zahlen, wenn man ihn mitnähme. Nur heraus wollten sie alle aus Europa. Es waren viele Frauen unter den Brief schreibern, die sich teils als artistische Mitglieder, teils — und zwar viel häufiger — als Bureaupersonal anboten. Einige gingen sogar so weit, sich als Scheuerfrauen anzu bieten. — Ein Danziger Heimatlied. Die Danziger haben wieder holt den Wunsch geäußert, ein eigenes Heimatlied, das ihrem Heimatgefühl Ausdruck verleihen soll, zu besitzen. Dieses lebhafte Verlangen der Danziger hat jetzt dazu geführt, daß ein Preis für eine Danziger Hymne ausgeschrieben wurde. Eine Kommission, bestehend aus Regierungsver tretern und Vertretern der Wissenschaft und Musik, ist ge bildet worden, um die eingehenden Bewerbungen zu prüfen! Leipziger Neueste NaWtes M Weitaus größte Tageszeitung Mitteldeutschlands W DasFami Lienblatt Leipzigs W M AuSführl. Handelsnachrichten u. Kursnotierungen von kW W allen bedeut. Wmschaftsplötzen des In-u. Auslandes W 3 Vielbeachtete tägliche Leitartikel K W würdigen die wicklig polnischen und Tagesereignisse W in freimütiger Kritik von hoher vaterländischer Warte 8 88 Umfangreicher Nachrichtendienst vom In- u. Ausland F W Das erfolgsich. Anzeigenblatt für: W Handel Industrie Banken Schiffahrt Bergbau Grundbesitz Stellen- und Wohnungsmarkt Probenummern kostenlos durch die Hauptgeschäftsstelle Leipzig, Peters- steinweg 19. Kirchennachrichten. — 4. Advent, Heiliger Abend, — Weihnachten. Wilsdruff: 4. Advent: Vorm, st-9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Iugendpredigt). Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. — 1. Feiertag: Kollekte für die eigene Kirche. Vorm, st-9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr Festgottesdienst (Predigttext: Iesaia 9, 6. 7). Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. 4 Uhr liturgische Christfeier unter Mitwirkung des Kirchenchores und von Konfirmanden. (Kirche geheizt.) — 2. Feiertag: Kollekte für die eigene Kirche. Vorm. 9 Uhr Fest gottesdienst (Predigttext: Micha 5, 1—3). */-11 Uhr Predigt gottesdienst für Schwerhörige im Konfirmandensaal (Abend mahl). Geheizt. Nachm. 2 Uhr Taufgottesdienst. Grumbach: 4. Advent: Vorm. 9 Uhr Predigtaottesdienst. j — Heiliger Abend: Nachm. 3 Uhr Abendmahl. 4 Uhr Christ- i vesper, Weihnachtsspiel. Liedertcxte-10 Psg. an der Kirche. — - 1. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Abends st-8 Uhr i im Gasthof Pohrsdorf Weihnachtsabend mit Lichtbildern unter i Mitwirkung des Posaunenchores. — 2. Feiertag: Vorm. 9 Uhr i Predigtgottesdienst. Nachm. 4 Uhr Kindergottesdienst mit Lichtbildern. Erwachsene willkommen. An beiden Feiertagen Kollekte für die Kirchgemeinde. Kesselsdorf: 4. Advent: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst (Pf. Heber). 2 Uhr Taufen. — 1. Feiertag: Vorm. '/L Beichte (Pf. Heber). 9 Festgottesdienst (Pf. Zacharias). Kirchenmusik: Macht die Tore weit! Weihnachtskantqte f. Soli, Chor u. Orgel von Fr. Nagler, st-11 Uhr Kindergottesdienst (Pf. Heber). 2 Uhr Taufen. — 2. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst (Pf. Höber). Kirchenmusik: O schlafe, lieblicher Jesu. Elsässische Volksweise. O Kindelein zart. Geistl. Volksweise. Zwei Lieder für mehrstimmigen Kinderchor. Nachm, 2 Uhr Taufen. — Freitag, den 28. Dez.: Abends 7 Uhr Weihnachsfeier des Frauenvereins in der „Krone". Sora: 4. Advent: Vornr. 9 Uhr Hauptgottesdienst. — Heiliger Abend: Abends 7 Uhr Christvesper. — 1. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst. — 2. Feiertag: Vorm, 9 Uhr Festgottesdienst, st-11 Uhr Kindergottesdienst Kl. 1 und 2. Röhrsdorf: 4. Advent: Vorm. 9 Uhr Lesegottesdienst. — Heiliger Abend: Abends 6 Uhr Christvesper. — 1. Feiertag: Vorm, st-9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr Festgottes dienst. st-H Uhr Kindergottesdienst. — 2. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst. Limbach: 4. Advent: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Heiliger Abend: Abends 6 Uhr Christvesper. — 1. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst, darnach Kindergottesdienst. Kol lekte für den ev.-luth. Gotteskasten. — 2. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Festgottesdienst. Blankenstein: 4. Advent: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Heiliger Abend: Nachm. st-5 Uhr Christvesper. — 1. Feiertag: st-9 Uhr Beichte und heil. Abendmahl. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — 2. Feiertag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. LrieMssten. Junge Frau W....: Ein einfaches Mittel, Wäsche einzu sprengen, wollen Sie wissen? Hier haben Sie es: Man entserne von einer sogenannten Patentflasche den Gummiring des Ver schlusses, fülle sie mit Wasser und sprenge nun mit der leicht und gleichmäßig spritzenden Flasche die Wäsche ein; sie wird nur wenig naß, ist aber, einige Stunden fest zusammengerollt, gerade feucht genug, um beim Plätten schön glatt zu werden, ohne viel Hitze im Eisen zu benötigen. Optiker Adolf B.: Den eigentlichen „Erfinder" des Brennglascs I vermag Ihnen der Onkel nicht zu nennen. Ob es diesen überhaupt gegeben hat, ist zweifelhaft. Sehr kräftige Brenngläser erzeugte im 47. Jahrhundert Tschirnhausen. Adolf und Helene: Es ist ja bekannt, daß Schlangen und ähn liches Getier lange Zeit ohne Nahrung leben kann, besoders in der Gefangenschaft. Riesenschildkröten hat man beobachtet, daß sie sogar 18 Monate hintereinander fasteten. A. B. C. Kl.: Mehlfälschungen bleiben zu Weihnachten trotz aller Kontrolle weiter im Schwung. Die Hausfrau aber wird Wert darauf legen müssen, wirklich gutes und unverfälschtes Mehl zu haben, denn es ist das ergiebigste. Sie wird daher jedesmal beim Mehlkaus prüfen müßen, ob das Mehl auch wirklich gut ist. Gutes und unver fälschtes Mehl hat ein feines Ansehen, fühlt sich mild und fettig an und ballt sich beim Zusammendrücken. Als Erkennungszeichen der Verfälschung dient folgendes: Man preße eine Handvoll Mehl fest zusammen und lege es auf einen Tisch. Hält es zusammen, so ist es unverfälscht, zerfällt es aber sofort, so ist eine Vermischung da. „Sang an Aegir": Ein Lazzarone (Mehrzahl: Lazzaroni) ist ein armer, ohne bestimmte Beschäftigung lebender „Bummler" in Neapel, Sizilien und anderswo im schönen Italien. Bei uns sagt man auch „Striezel", „Nante", „Lattger", „Halodri" und ähnlich. Akrobat Carl A.: Das ist meistens Erziehungs- und Uebungs- sache. And doch ist es wissenschaftlich nachgewiesen: Nach wissen schaftlichen Untersuchungen ist die Kraft der rechten Hand etwa 10 Prozent größer als die der linken Hand, die des rechten Armes aber bis zu 28 Prozent größer als die des linken Armes. , SchMlswegs. OopzwiZüt 1920 bzc Int. Luv. Al. Llulls, Vrssckcm-B. Roman von Matthias Blank. Er war es! Das war sein bartloses, rotwangiges Jun- gengesicht, sein braunes Haar, seine dunklen Augen; stolz saß er aus der leicht tänzelnden Fuchsstute, wie ein Sieger. Lächelnd grüßte er. Und wieder fühlte sie wie immer, wenn sie über ihn nachdachte: schlecht konnte er nicht sein, nur leichtsinnig. Wer mochte sein Begleiter sein? Die auffallende Er- scheinung des Fremden sah sie zum ersten Mal, und sie konnte ihre Augen nicht von ihm wenden. Noch nie hatte sie ein so eigenartiges Gesicht gesehen; sonnverbrannt uar die Haut, aber kein Rot lag auf den Wangen; das Haar war tief schwarz, die dunklen Augen glühten, über dem schmalen Mund mit den feingeformten, dünnen Lippen erschien der kleine Schnurrbart so schwarz wie das Haupthaar. Das Pferd der blendenden, jugendlich geschmeidigen Gestalt machte ihr den Eindruck eines vollblütigen Tieres von edelster Ab stammung. Nun waren die beiden Reiter ganz nahe an sie herange kommen. „Guten Aoend, Ena, schönes Väschen." Leichte Röte schoß ihr in die Wangen. Er grüßte sie; was sollte sein Begleiter von ihr denken? Wie sah sie nur aus in ihrem schlichten Kleidchen, mit dem Hut, d : - sich selbst "usgevutzt hatte. Verwirrt, vermochte sie seinen freundlichen Zuruf nur mit verlegenem Nicken zu erwidern. Kein Wom brachte sie über die Lippen. Nun grüßte der Fremde auch. Wie seine Augen sie anschauten, so seltsam und tief, als wollten sie ihr Innerstes durchdrinaen. Nie zuvor hatte sie solche Augen gesehen. Ein leichtes Zittern überschauerte die Gestalt des jungen Mädchens. Und bei seinem Gruß fühlte s erst, wie glühend ihre Wangen brannten. Sie ärgerte sich über sich selbst, als die beiden vorüber waren. Wer mochte dieser fremde junge Mann gewesen sein? Schön war er, wie sie nie einen Mann gesehen. Und sein Blick! Als wollte er mit seinen Augen die geheimsten Ge danken ihres Herzens durchdringen. Vornehm war seine Ge stalt gewesen, seine Haltung, seine Kleidung, sein Pferd. Wenn sie nur nicht gar so unansehnlich ausgesehen hätte, so ärmlich! Was mußte der Fremde von ihr denken? Einem ihr unwiderstehlichen Zwang gehorchend, wie durch fremden Willen genötigt, mußte sie den Kopf zurück wenden und ihm nachblicken. Da begegnete sie wieder dem eigenartigen Ausdruck sei ner Augen, da er gleichfalls zurllckgeschaut hatte. Sie hastete mit rascheren Schritten weiter. Was -ar das? Nie war sie bei einer Begegnung in eine solche G regung geraten; sie hatte ein Gefühl, als drücke auf ihr Herz eine ungeheure Last. Dumpfes, unerklärliches Angst gefühl machte sie beklommen; ihre verwirrten Empfindungen blieben ihr unbegreiflich. Warum nur war ihr fo befremdend zu Mute? In der rührenden Unschuld eines sich selbst nicht verstehenden Mcwcyens dachte sie daran, ob das die ersten Re gungen der Liebe seien? — Wie konnte sie nur daran denken? Darauf durfte sie nicht hoffen, daß der Fremde sie beachtens wert gefunden habe. Welchen Eindruck konnte auf ihn ein armes, bescheidenes Mädchen machen. Töricht war es, daß sie auch nur einen Augenblick solche Gedanken hegte. Ja, wenn sie ihm anders gegenüber treten könnte, schön gekleidet und geschmückt. Vielleicht konnte es dann sein . . . Und zum ersten Male spürte sie gleich Axels Neid in ihrem Herzen.. Aber sie war.ja arm. Und damit verlor sie das Recht, so weiterträumen zu dürfen. In einer wunderlichen, inneren Unruhe, beglückt, ohne recht zu wissen, weshalb, und doch mit nie vorher gefühlter Bedrückung, eilte sie weiter. » * * „War das deine Verwandte?" „Ja, du hattest es doch gehört! Mein hübsches Väschen. Hat sie dir gefallen?" „Doch! Deshalb frage ich nochmals." „Hat sie nicht ein Gesichtchen, als steckte sie mitten in den Flegeljahren, als wäre sie mit ihrem schelmischen Lachen zu jedem tollen Streich bereit?" „Gewiß! Weshalb erzähltest du mir nicht früher von ihr?" „Das weiß ich selbst nicht! Es liegt wohl nur daran, daß ich ihr nur selten begegne. „Ich finde, sie dürfte nicht so versteckt gehalten werden." „Findest du? Sie gefällt dir wohl?" „Ja! Sie ist schön! Sie ist anders als alle schönen Frauen bei uns. Sie hat Haare wie aus Gold, und ihre Augen sind blau wie der leuchtende Himmel." „Du schwärmst! Ich finde, daß ihre Schönheit mit den schwarzen geheimnisvollen Augen Anziehendes genug hat um einen unglücklich machen zu können." „Ich möchte sie wiedersehen. Wo kann man ihr begeg nen?" „Das weiß ich nicht." „Aber sie muß doch in irgend einem Gesellschaftskreise zu finden sein? Bei den Wolffenstein? Bei Berkaws?" „Nein, nirgends! Base Ena gehört zu dem verarmten Geschlechte der Regensperg. Niemand schmückt sie. Und in dem Kleid, in dem du sie gesehen hast, kann sie doch nicht zu den Wolffenstein kommen." „Weshalb sorgst du nicht für sie?" „Du vergißt, daß immer noch mein lieber Vater die Ver- Mögensverwaltung führt." Dann ritten sie schweigend weiter. Anton von Regenspergs Begleiter zerrte an den Spitzen seines schwarzen Schnurrbartes, die er dann zwischen den Zähnen einklemmte. Einzelheiten seiner Aussprache und die rauhen Kehllaute verrieten einen Fremden; er war ein Süd georgier aus dem Kaukasus, ein Fürst aus den östlichen, an Persien grenzenden Gebieten. , Fürst Wuka Pascadianu, wie er sich nannte, galt als sehr reich; es wurde erzählt, daß sein Vermögen aus dem Besitz großer und ertragreicher Petro- leumqucllen stammte, und daß ihm in seiner Heimat ausge dehnte Besitzungen gehören sollten. Trotzdem aber lebte er zumeist in Deutschland. Und er beherrschte alle gesellschaft lichen Formen, daß niemand in ihm den Halbasiaten vermutet haben würde, der er in Wirklichkeit war. „Lebt sie allein?" fragte Fürst Pascadianu nach einigem Schweigen wieder. „Nein! Sie wohnt mit ihrem Bruder zusammen." „Aber du könntest sie doch einladen." „Für dich?" „Warum nicht?" „Sie ist zu schade für ein Spielzeug deiner Launen." Auf diese Bemerkung schwieg der Fürst eine Weile. Dann sagte er unvermittelt: „Alle verdienen es so, wie sie be handelt werden. Ich kann auch anders empfinden." „Sprechen wir nicht mehr davon!" „Hütest du diese seltene Blume für dich?" „Ach was, Ena ist noch ein Kind." 8 (Fortsetzung folgt.)