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Wilsdruffer Tageblatt : 25.12.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-12-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192312252
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19231225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19231225
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-12
- Tag 1923-12-25
-
Monat
1923-12
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 25.12.1923
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ver wert Ser MWmM im MMM. Berlin, 19. Dez. Die Deutsche Nenlenbank teilt mit: In einigen deutschen Blättern sand sich in diesen Tagen eine Meldung aus Zürich, wonach die Rentenmark mit 1,10 Franken, also unter Anrechnung des gegenwärtigen Standes des schwei zerischen Franken mit rund 79 Goidpsennigen gehandelt worden sei, was einer Disparität von 21 Prozent gleichkäme. Dem gegenüber kann festgestellt werden, daß am 14. Dezember in Zürich telegraphisch gegebene Kaufausträge für die Rentenmark zu 1,50 und 1,20 Franken unaussührdar waren. Es wurden vielmehr freibleibend für kleinere Mengen Kurse von 1,30 bis 1,45 genannt. Daraus ergibt sich, daß die Rentenmark taksach- lich in Zürich zum vollen Goldwert, ja sogar darüber hinaus, gehandelt wurde. ver „LmpK LsMb «ie'rise M«r. Die „Humanitü" veröffentlicht neue Briefe aus dem Nach laß des russischen Botschafterrates Rasfalowitsch, in denen auf das angesehenste politische Pariser Blatt, den „Temps", an gespielt wird. Die „HumanitL" zitiert u. a. einen Brief Rafsa- lowitschs, in dem der „Temps" als käufliches Blatt bezeichnet wird, und stützt sich aus Äußerungen des gegenwärtigen Direktors des „Petit Parisien", Iohannes Ducui, der be hauptete, der „Temps" sei käuflich wie eine Dirne. psMisGr HunMAsu. NrutsÄrrs Hrich. Invaliden- und Angestelltenrenten. Nach einer Verordnung des Reichsarbeitsministers ge währen die Versicherungsanstalten ab 1. Januar durch die Post den Invaliden rentnern 13 Mark, den Witwen 9, den Waisen 7 Nentenmark. In der Angestellten versicherung betragen die entsprechenden Renten 30, 18 und 15 Nentenmark. Zu den Invalidenrenten und dem Ruhe geld tritt in den Fällen, in denen nach dem Vsrsicherungs- gesetz ein Kinderzuschuß gezahlt wird, die monatliche Zah lung von je 3 Mark. Die Rentenempfänger in der Ange stelltenversicherung scheiden hiernach ab 1. Januar aus der Sozialrentenunterstützung aus. Bei den Rentenempfängern der Invalidenversicherung wird wegen Aufwertung der Ver sicherungsleistungen die Unterstützung wenigstens in der ersten Januarhälfte, im allgemeinen nicht für notwendig ge halten. Neuer deutscher Schritt in Paris. Dem Vernehmen nach beabsichtigt die Neichsregierung in den nächsten Tagen iy Paris einen neuen Schritt zu unter« nehmen. Dabei dürfte der Geschäftsträger dem französische« Ministerpräsidenten ein Memorandum überreichen, in dem eine präzise Formulierung der Fragen enthalten ist, auf di« sich das kürzlich gestellte Ersuchen Deutschlands um direkte Verhandlungen über die Rhein- und N uhrfrage mit Frankreich bezieht. Diesem Memorandum wird der deutsch« Geschäftsträger noch mündliche Erläuterungen hinzufügcn. Ein entsprechender Schritt wird wahrscheinlich zur gleichen Zeit auch von dem deutschen Geschäftsträger in Brüssel unternommen werden. Weihnachtsrede des Kanzlers durch Radio. Am ersten Weihnachtstage wird sich der deutsche Reichs« kanzler Dr. Marx zum ersten Male der Radio-Telephonic be« dienen, um zu einem großen Publikum in und außerhalb Deutschlands zu sprechen. Er wird unter Verwendung einer Sendestation eine Ansprache halten, die jedermann mit Hilfe der zugclassenen Apparate abhören kann. Nach Beendigung dieser politischen Weihnachtserklärung des Reichskanzlers Dr. Marx wird je ein Abgeordneter der an der gegenwärti gen Koalition beteiligten Parieren das Wort ergreifen. Aufhebung des KündigungsverboK im besetzten Gebiet. Die Reichsrcgierung hat das Gesetz über Wiederein stellung und Kündigung im besetzten Gebiet mit Wirkung vom 1. Januar 1924 aufgehoben, da die Nhciulandkom- mission die Anwendung des Gesetzes im Rheinland nicht zugelassen hat. In den Teilen des Einbruchsgebietes, in denen das Gesetz angewandt werden konnte, haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse nicht derart entwickelt, daß die Pflicht zur Wiedereinstellung entlassener Arbeitnehmer hätte in Kraft gesetzt werden können. Das stattdessen bisher in Kraft behaltene Kündigungsverbot war selbst nach Ansicht der Arbeitnehmcrvertreter für die Wirtschaft nicht länger er träglich. Ermächtigungsgesetz in Württemberg angenommen. Der württcmbergische Landtag hat das Ermächtigungs gesetz mit 68 gegen 24 Stimmen, also mit der verfassungs mäßig vorgeschriebcnen Mehrteit, angenommen. Der von den Deutschnationalen eingebrachte Mißtrauensantrag sowie der Antrag auf Auflösung des Landtages wurden abgelehnt. Frankreich. "oincare redete abermals. In der Kammer gab der s. fische Ministerpräsident in der Verteidigung auf zahl reiche Angriffe wieder einmal eine Darstellung der Entwick lung der Nuhrbesetzung in seiner Art und kam dann zu dem bei ihm selbstverständlichen Schluß, daß Frankreich und Belgien die ergriffenen „Pfänder" nicht eher wieder aus der Hand geben würden, bevor sie vollständig bezahlt seien. Aus In« und Ausland. Berlin. Auf Veranlassung des Oberbefehlshabers ist in Berlin bas Bureau der deutschvölkischen Abge ordneten durch Beamte der politischen Polizei geschloffen und versiegelt worden. Dresden. Die nächste Landtag ssltzung ist auf den 29. Dezember anberaumt worden. Aus der Tagesordnung steht die Wahl des Ministerpräsidenten. München. Der Verfassungsausschuß des Land tages, an den der Antrag betr. Auslösung des Landtags überwiesen worden ist, tritt am 3. Januar zusammen. München. Eine verschärfte Überwachung des Generals Ludendorff in seiner Wohnung ist ciugetreten. Verschie dene Besucher wurden von Kriminalbeamten festgenommcn. Nom. Der P a pst richtete anläßlich des Weihnachtssestcs die Bitte an Poincarö, die Ruhropfer zu begnadigen und den Ausgewiesenen die Heimkehr zu gestatten. Im Vatikan verlautet, daß Poincarö die Bitte des Papstes erfüllen dürfte. VornksnaiLentat in SarMdrr. Explosion im Negierungsgebäude. Auf das Rcgierungsgebäudc in Hannover wurde ein Anschlag verübt, der gewaltigen Schaden verursachte. Un- mrunoar vor dem Eingang des Gebäudes war eine Sprengbombe gelegt worden, die so heftig explodierte, vast die Detonation in der ganzen Stadt gehört wurde. Die Wohnung des Pförtners ist demoliert, alle Fenster sind zer brochen, viele Fenfterkrenzr herausgerissen. Ein Tei! der im Hause befindlichen Amtsräume wird für einige Zeit un brauchbar sein. Oberpräsident Noske, der sich währens des Anschlags mit seiner Familie in feiner Dienstwohnung iin Negierungsgebnude befand, blieb ebenso unbeschädigt wie alle übrigen Hausbewohner. Der Sprengkörper, dessen Art sich einwandfrei noch nicht feststellen ließ, war an der Ecke des Regierungsgebäudes hin ter die außen befindliche Sieintreppe gelegt und dort zur Entladung gebracht worden. Das Sprengloch war verhält nismäßig klein. Von ver Treppe waren zwei Stufen total losgerissen. Im Innern des Regierungsgebäudes herrschte nach der Explosion ein wirres Durcheinander. Besonders arg mitgenommen waren die Eckräume, die gerade über ver Expwsiousstelle liegen. Als die Entladung ersolgie, war nur noch eine Anzahl von Beamten in den Diensträumen des Präsidialgebändes anwesend. Durch den starken Luftdruck wurden sie fast sämtlich rücklings von ihren Stühlen zu Boven geschleudert. über die Motive der Tat und darüber, in welchen Krei sen die Täter zu suchen sind, müssen die weiteren Ermitilun- gen Aufklärung verschaffen. Zunächst fehlte von den Atten tätern jede Spur. ' Or. Luther über die Finanzlage. Anstrengungen zur Gesundung. Die Baseler Nachrichten veröffentlichen eine Unterredung ihres Berliner Mitarbeiters mit dem Reichsfinanzminister Dr. Luther über die Finanzlage Deutschlands. Der Mnistcr führte u. a. ans: „Die Finanzlage des Deutschen Reiches ist außerordentlich ernst. Der verzinsliche Kredit Von 900 Millionen, der dem Reiche von der Deutschen Nentenbank zur Verfügung steht, ist bereits sehr stark in Anspruch genommen. Der Schätzung des Ausgabebedarfs des Notetats lagen eingehende Verhandlungen des Neichsfinanzministernims zugrunde, auf Grund derer Lie- Befriedigung der staatlichen Bedürfnisse in einem kaum noch tragbaren Maße eingeschränkt worden war. Ich brauche nur an die Veamtcngchülter zu erinnern, die hart an der Grenze des Tragbaren liegen, und an die Selbstentäußerung der Beamten, Angestellten und Ar beiter hohe Anforderungen stellen. Die Ausgaben für die Ab wicklung des R u h r k o n fl i kt s mußten aus staatspolitischen Gründen bei aller Einschränkung doch stärker ins Gewicht fallen als ursprünglich vorgesehen war. Den Verkchrsverwaltungen nnd der Neichsgetreidestelle muhten erhebliche Kredite als Be- trC'bsvorschüfse zur Verfügung gestellt werden. Zn alledem kam als außerordentlich erschwerendes Moment, daß die Goldgrund- prcise und damit die Sachausgaben des Staates seit der Auf stellung des Etats im Anfang November eine starke Steigerung erfuhren. Die in letzter Zeit cingetretene Senkung der Preise - hat die Lage wieder günstiger gestaltet. Bei der Beurteilung der Einnahmen des Reiches ifi vor allem zu berücksichtigen, daß die Einnahmen aus dem reichsten Gebiete Deutschlands seit Anfang dieses Jahres nur sebr dürftig fließen. Trotzdem bietet die Einnahmeseite des Emis narb der zerstörenden Einwirkung der Geldentwertung aus die Steuercingänge jetzt ein erfreulicheres Bild. Die S te u e r e i n g ä n g e, die noch im November nach der Einzahlung in die Kaffen in zwei, drei Tagen ost auf einen Bruchteil ihres Wertes sanken, können jetzt infolge der an haltenden Stabilität des Markkurses in ihrem vollen Werte zur Deckung der Ausgaben verwertet werden Die Not des Landes die schwerer wiegt als manche an sich berechtigten Grundsätze, ist der Ursprung der neuen Stenern Der Charakter des Opfers tritt bei ihnen unter den jetzigen Verhältnissen in den Vordergrund. Die Aufgabe, die wir zu erfüllen haben, ist außerordentlich schwer. Es wird härtester Anstrengung aller Kreise bedürfen, um dem gesteckten Ziele nabezulommen Grundvoraussetzung für das Gelingen unserer Pläne ist freilich, daß wir die Stabilisierung derMark auch weiterhin aufrecht zu erhalten vermögen. Wenn auch eine endgültige Lösung des Problems ohne tätige Mithilfe des Aus- lanves nickst erreicht werden kann, werden wir dennoch alles inn, was in unseren Kräften steht, nm die Schwierigkeiten zu überwinden. Niemand soll sagen dürfen, daß Deutschland von sich aus nicht die äußersten Krasumstrengun-gen zur Gesundung gemacht Hai." ^eursgolurrg öss Lohnsteuerabzuges. AS 1. Januar 1924. Durch die zweite SLcuernotverordnung sind die Bestim mungen über den Steuerabzug vom Arbeitslohn mit Wirkung vom 1. Januar 1924 ab geändert worden. Bisher waren vom gesamten Lohnbetrag 10 abzüglich fester Papiermarkermähi- gungcn nach dem Familienstand und Les sogenannten Wer- bungskostenpauschsatzes als Steuer einzubehalten. Künftig da gegen bleibt ohne Rücksicht auf den Familienstand des Arbeit nehmers und die Höhe des Arbeitslohnes ein bestimmter Teil des Arbeitslohnes, nämlich bei Zahlung des Arbeitslohnes für volle Monate 50 Goldmark monatlich, für voll Wochen 12 Goldmark wöchentlich, für volle Arbeitstage 2 Gold mark täglich, für kürzere Zeiträume 0,50 Goldmark für je zwei angefangene oder volle Arbeitsstunden vom Steuerabzug frei. Dieser sogenannte „steuerfreie Lohnbetrag" tritt an die Stelle der bisherigen Ermäßigung für den Arbeitnehmer selbst und für Werbungskosten. Von dem den steuerfreien Lohn- betrag übersteigenden Teil des Arbeitslohnes, also von dem Überschuß, sind bei jeder Lohnzahlung Lei einem ledigen oder kinderlos verwitweten Arbeitnehmer 10 h«, bei einem verhei rateten Arbeitnehmer ohne Kinder 9 mit einem Kind 8 9L, mir zwei Kindern 7 26 und für jedes weitere minderjährige Kind 1 weniger einzubehalten. Alle Arbeitgeber, mit Ausnahme derjenigen, die zu Beginn des Kalenderjahres 1924 nicht mehr als drei Arbeit nehmer beschäftigen, haben die einbehaltenen Beträge in bar oder durch Überweisung an die Finanzkasse abzuführcn, und zwar jeweils für eine Monatsdekade spätestens bis zum fünften Tage nach dem Ablauf der Dekade. Arbeitgeber, die zu Be ginn des Kalenderjahres nicht mehr als drei Arbeitnehmer be schäftigen, haben wie bisher Steuermarken zu kleben. Im Gegensatz zu früher unterliegen dem Steuerabzug auch die Aufwandsentschädigungen, die den im privaten Dienst- oder Austragsverhälinis stehenden Personen gewährt werden. Die Arbeitgeber haben lediglich den ihren Arbeit nehmern ausbezahlten Lohn und die einbehaltene Steuer unter Angabe des Zahltages fortlaufend aufzuzeichnen, wie dies in der Mehrzahl der Betriebe bereits jetzt der Fall ist. Die Besteuerung der Betriebe fällt fort. Die Arbeitgeberabgabe ist zum letztenmal für die Zeit vom 11. bis 20. Dezember zu entrichten. FnedsWmieLer- ah -1. Februar? Beschlüsse des Nerchskabinetts. Das Neichskabinett genehmigte in seiner Sonnabend- Sitzung eine Verordnung zur Änderung des Mreterschutz- gesctzes und des Wohnungsmangelgesetzes vnd stimmte unter anderem dem Entwurf einer Verordnung zur Ver einfachung der Strafrechtspflege unter Berücksichtigung der Wünsche des Fünfzehner-Ausschusses des Reichstages zu. Nach den Angaben eines Berliner Lokalblattes soll die Absicht bestehen, das sog. Goldmietengesetz schon mit Wir kung vom 1. Januar 1924 in Kraft zu setzen und es so zu fördern, daß es schon vor dem 16. Januar als Ermächti- gungsverordnung herauskommt. Wirksam soll es werden vom 1. Fabruar ab. Angeblich soll der Inhalt folgen der sein: Atte öffentlich-rechtlichen Hauslastcn, wie Grund- uns GebäudTsteueru, Waffergeld, Müllabfuhr, Straß cnreiui- gnng usw., kurzum, alles bisher durch Umlage bei den Mietern Erhobene, soll weiter auf die Mieter ungelegt werden. Die anderen Bestandteile der gegenwärtigen ge setzlichen Miete aber, d. h. Verwaltungs- und Instand setzungskosten (cinschließl. der Grundmiete) sollen in einem Betrage zusamwengefaßt und so aufgehöht werden, daß die Eesanftmiete (also fester Bestandteil und Umlagen) — jetzt ein Sechstel bis ein Fünftel der vollen Friedensmiete gleich sein sott. Den Bedenken, die namentlich in Beamtenkreisen gegen eine solche sprunghafte Rückkehr zur Friedensmiete bestehen und auch seitens der Ministerien erhoben worden sind, plant die Negierung dadurch Rechnung zu tragen, daß die Ve- amten entsprechende W o h n u n g s g eld zu s ch ü s s e er. halten sollen. Irgend eine bestimmte. Erklärung, ob diese Angaben richtig sind, liegt nicht vor. NeurNe MeMungen. Reform der Reichsbankvcrwaltung. Berlin, 23. Dezember Es verlautet, daß eine Reihe von Maßnahmen geplant wird, die auf eine Reformdcr inne- ren Verwaltung der Reichsbank abzielen. Danach soll die Geschäftsvertcilung aus dem Direktorium in die Hände des Reichsbankprästdenten gelegt werden und die Er nennung der Mitglieder des Direktoriums durch den Reichspräsidenten aus Vorschlag des Reichsbänk- präsidentcn erfolgen. Außerdem soll die im Beamtenabbau- gefetz vorgesehene Altersgrenze auch auf die Mitglieder des Rtichsbankdirektoriums ausgedehnt werden. «Segen 'poinearss Entstellungen. Berlin, 23. Dezember. Die Reichsregierung veröffent licht eine Entgegnung auf Poincares letzte Kammer- re de. Es wird einer Reihe tatsächlicher Behauptungen dcS französischen Ministerpräsidenten widersprochen, und zwar vor allem den Ausführungen über den Inhalt des deutschen Re paratiousangeSots vom 2. Mai, über die Berkehrsverhältnisfr in den besetzten Gebieten und über die Ergebnisse der Pfänder Politik Poincarös, die als sehr gering be zeichnet werden. Dir Besetzung der Botschastcrposten. Berlin, 23. Dezember. Wie verlautet, ist nunmehr aus Paris die-Gcgenäußerung der französischen Regierung auf den deutscherseits für den Fall der W i c d c r b c se tz u n g des deutschen Botschafterpostens in Paris schon vor einiger Zeit gemachten Vorschlag cingelaufen. Die Ernennung des neuen Vertreters Deutschlands bei der französischen Re gierung soll gegebenenfalls noch vor Neujahr erfolgen. Gleichzeitig wird auch die deutsche Gesandtschaft in Brüssel wieder besetzt werden. Verminderung der Okkupationslcistungcn. Berlin, 23. Dezember. Die überaus ernste finanzielle Lage des Reiches hat auch eine Abänderung des sogenannten Okku- pationslcistungsgcsctzcs erforderlich gemacht. Die mit dem 18. Dezember 1923 in Kraft getretene Abänderungsverordnung bestimmt u. a., daß für entgangenen Gewinn eine Vergütung nicht mehr gewährt wird, und daß die Auszahlung der sest- gestellten Vergütungen eingeschränkt wird. Noch keine FriedensmieLe. Berlin, 23. Dezember. Die von einem gestrigen Ber liner Abendblatt veröffentlichte Nachricht, daß bereits im Februar 1924 ein Satz von 160^ der Friedensmiete er reicht sein werde, entbehrt jeder Grundlage. Der vor einiger Zeit belanntgegebcne Entwurf einer Ermöchti- gungsverordnung, durch die der Mietspreis in einer Durch- staffelung bis zum September 1924 auf Vorkriegsgoldwcrt ge bracht werden sollte, ist, wie wir erfahren, zurückgezogen worden. Die rheinsche Goldnotrnbank. Berlin, 23. Dezember. Die im Laufe der vergangenen Woche zwischen der Neichsregierung und den Vertretern der rheinisch-westfälischen Bankwelt und Jndustie geführten Ver handlungen Aber die Anerkennung einer rheinisch-westfälischen Bank, die zur Ausgabe von in Devisen einlösbaren Jnhaber- scheinen berechtigt sein soll, haben, wie halbamtlich mitgeteilt wird, einen Erfolg versprechenden Verlaus genommen. Postpakete nach dem besetzten Gebiet. Berlin, 23. Dezember Vom 27. Dezember an wird der Postpakctverkehr mit dem ganzen besetzten Gebiet in vollem Umfange ausgenommen. Es sind zugelassen Sendungen bis zum Gewicht von 20 Kilogramm. Aus den Paketen und Paketkarten ist der Inhalt kurz anzugeben.; dieser Vermerk ist von dem Absender zu unterschreiben. Vor unrichtiger In haltsangabe wird dringend gewarnt, tveil das zur Beschlag nahme der Sendungen führt und den Paketverkehr mit dem besetzten Gebiet in Frage zu stellen vermag. Der Bombenanschlag irr Hannover. Hannover, 23. Dezember. Nach neueren Ermittelungen ist es sehr fraglich, ob der Bombenanschlag gegen Noske ge richtet war. Man nimmt an, daß cs sich für die Attentäter nur darum handelte, Unruhe in die Bevölkerung hineinzutragen. Ein Neichskommissar für Thüringen? Weimar, 23. Dezember. Es heißt hier, daß in den Kreisen der Reichsregierung die Einsetzung eines Reichskommissars für Thüringen ernsthaft erwogen werde. Für diesen Posten soll der deutschnationale Landrat Dr. Sattler in Aussicht ge nommen sein. Der Düsseldorfer Schupoprozeß. Düsseldorf, 23. Dezember. Im Prozeß gegen die Düssel dorfer Schupo sagten in der gestrigen Nachmittagsverhandlung holländische und belgische Zeugen aus, daß nach ihren Beob achtungen die Schupo von den Separatisten pro voziert worden sei und erst dann geschossen habe, als Polizisten angegriffen und mißhandelt worden waren. Vertrauensvotum für Poincarö. Paris, 23. Dezember. Bei der Kammerdcbatte über die Teuerungszulage für die Beamten stellte Ministerpräsident Poincarö gestern abend die Ver trauensfrage. Die Kammer beschloß die Einsetzung einer Kommission zur Revidierung sämtlicher Beamtcngehältcr und billigte mit 392 gegen 143 Stimmen den Standpunkt der Regierung. Offizielle Aufforderung an Venizelos. Athen, 23. September. Eine amtliche Meldung besagt, der aLlnisterrat habe beschlossen, Venizelos zu ersuchen, zur Regelung der politischen Lage nach Griechenland zu kommen. Es soll ihm dabei keine Bedingung gestellt, sondern völlige Freiheit der Entschließung gelassen werden.
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