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NikdrufferDlgeblatt Früher: Wochenblatt für Wilsdruff und Umgegend Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen des Amtsgerichts u. Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Raffen. Nr. 151 — 1923 — 82. Jahrgang. Dienstag / Mittwoch 25. / 26 Dezember Vie?lslr Ziparallften Ma» ckir fiM- Mr sliMl, kliegl psen snerlranst VSil^ckpuik auck dreiem geprüften Lande geboren ist. Dr. Pr. bei v. Werbers um ein wichtiges Reichsamt zum Hindernis wird der Vergebung, haben wir doch nun lange genug gesehen!) eilinMsreitl — 5terdekleill Decket 6su unü klurev. 5cknee liiilt Dis KVIIen leis silier Llvmen 5puren. Deine Msckt. tiellge lieckt Dringet Kien? »nü kreiille, Dsrum: Keill, Kummer, »eil! 5eill vergeilen stente! vr. 5»s»t, ffriLkbanilprSMem. Berlin, 23. Dez. Der Reichspräsident hat, entsprechend dem Vorschlag des Reichsrates, den Währungskommissar und bisherigen Banldirektor Dr. Schacht zum Reichsbank- präsidentcn ernannt. Dr. Schacht behält seine Stellung als Reichswährungskommissar bei. (Also doch Dr. Schacht, und nicht der durch seine Zugehörigkeit zur Deutschnationalen Volks partei „gefährliche" Dr. Helfferich! Wohin es führt, wenn die Betonung des Deutschtums von Seiten der Person des Be ¬ lebung mit dem Ministerpräsidenten Poincars haben. Die In- i struktionen für diese Unterredung sind in Paris eingetroffen, l Wahrscheinlich ist ein ähnlicher Schritt auch in Brüssel beab- ! sichtigt. — Pariser Blätter wissen zu melden, die Ernennung i des deutschen Geschäftsträgers Botschaftsrats v. Hoesch zum § Botschafter in Paris flehe bevor. An Berliner amtlicher Stelle s ist dieses Gerücht bis setzt nicht bestätigt worden. s sreudlos, und statt des Weihnachtsbaumes steht Frau Sorge in ihrem grauen Gewand mitten im kalten Zimmer. Und noch viel schlimmer als in kleineren Orten ist es in den Großstädten. In Berlin allein sind in der letzten Zeit hundert Menschen buchstäblich verhungert. Noch schrecklicher ist es im besetzten Gebiet. Dort herrscht der Hatz, also der Franzose, dort drängen sich die Scharen hungernder und frierender Erwerbsloser noch dichter als anderswo, dort erstrahlt noch seltener der Weihnachtsbaum als im übrigen Deutschland. Kein Jnbellaut klingt, denn schon die Kinder wissen dort, was Haß ist. Dort sitzen noch jetzt zur Weih nachtszeit Tausende von Deutschen in Gefängnissen oder fern der Heimat im französischen Zuchthaus. Das ist die härteste Strafe, jetzt am Feste der Liebe, von kalten Kerkermauern umgeben, nur die Gedanken heimkehren lassen zu dürfen zu Weib und Kind. Feind im Land, Hunger im Land. Und doch sollen wir die Hoffnung nicht sinken lassen und uns an diesem Weihnachtstag getrösten, datz es der letzte sei ner Art sein wird, daß die Erlösung auch kommen muß und datz einst Deutschland wieder aufatmen wird, daß der Netter — o, wie kreist 5ick He 5cksr rier Kleinens klockenklnng, kroster 5eng 5ick kermomöck einen. llell rum Ksum Kredit vom Kaum lllcklerglenr sternieller. ^ngenlllllk nndewlltzl Keim clem Mer urierler. Erscheint bis auf weiteres nur Montags, Mittwochs u Freitags nachmittags 5 Uhr für den folgenden Tag. Bezugspreis bei Selbstabholung f. die Woche v. 24. 12.—ZO. 12. 500 Milliarden, durch unsere Austräger zugetragen in der Stabt 526 Milli arden auf dem Lande 5^0 Milliarden, durch die Poff monatlich entsprechend. Alle Poffanstalten und Postboten sowie unsere Austräger und Geschäftsstelle nehmen jederzeit Bestellungen entgegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Mle5 Keiä Kedre uns verlckmerren. sioSnung klingt, Kiebe llringl krod von Herr ru lierren. ediMuskinll, rrirt uncl lins, kodeitsvoll, erdulden, Komm ins linus, teile sus Deine Kiedesguden. Rmsia NEerg; private tä«a. Paris, 22. Dez. Der französische Ministerpräsident hat in dieser Woche den deutschen Industriellen Arnold Rechberg empfangen, der dem Präsidenten feine privaten Ideen über die Reparationsfrage entwickelt hat und aufmerksames Gehör ge funden haben soll. Vie freimsarer rübre» W! Aus Paris wird gemeldet: Die Opposition gegen Poincarö, die infolge des Ausgangs der englischen Wahlen an Stärke zu genommen hat, macht sich setzt auch in der Oesfentlichkeit Luft. Gelegentlich eines Festes in einer französischen Freimaurerloge äußerte sich der Vertreter des Grand Orient in folgenden scharfen Worten: „Nach dem Ordensgesetz bin ich verpflichtet, einen Toast auf die Regierung auszubringen. Das ist eine Auf gabe, die für mich alles weniger als angenehm ist. Mit dem Zustande im heutigen Frankreich sind wir wohl alle nicht ein verstanden. Wohl können wir auf ein Vaterland trinken, das ein Hort der Geistesfreiheit ist, auf eine Nation, die das Recht aller auf ihre Fahnen geschrieben hat. Was sollen wir aber von einer Regierung sagen, die durch ihr intransiaeantes Ver halten die Welt nicht zur Ruhe kommen läßt? Jeden Augen blick kann wieder ein Krieg ausbrechen, eine Katastrophe, die noch gräßlicher wäre als dw letzte. Ist es nicht eine Verrückt heit, im Frieden das Territorium eines Nachbarlandes zu be setzen? Wenn ich- also auf die Regierung trinke, tue ich das in dem Sinne, daß die traurige Regierung möglichst bald ver schwinden möge." — Die Großlogc von Frankreich hat der Re gierung eine Eingabe überreicht, in der gegen die offiziös ge förderten, in Kabaretts und auf der Straße aefungenen wüsten Schmählieder auf Deutschland und die deutschen Frauen pro testiert wird. Vie ve«e ZoüMzr-SMlemar ?sincsrs;. Paris, 23. Dez. Ministerpräsident Poincare beglückte heute die Stadt La Courcarä mit seinem Besuche. Er hielt eine Rede, in der er zunächst die Vorgeschichte der Ruhrbesetzung in seiner bekannten Weise wiederholte. Er erklärte dann weiter, das Uebel, unter dem Frankreich leide, sei ihm nicht allein eigen. Es sei die Folge der allgemeinen Umwälzungen, die der Krieg mit sich gebracht habe, die Folgen der Zerstörung der Reich tümer, die auch eine Verlangsamung der Produktion hervor- gerusen habe. Das Uebel könne nur durch Arbeit, Energie und Sparsamkeit behoben werden. Aber wenn Frankreich mit ver schränkten Armen stehen geblieben wäre, wenn es nicht die Hand auf die Pfänder des Ruhrgebietes gelegt hätte, dann würde es das Uebel noch vergrößert haben. Man sei noch nicht am Ende, aber man nähere sich ihm mit jedem Tag. Das Wesentliche sei, daß man keine der Hauptgrundsätze aufgcbe, daß man nicht zulasse, daß man sich vom Friedensvertrag ent ferne und daß keine neuen Zugeständnisse gemacht würden, sei es mit Bezug auf die Reparationen, sei es mit Bezug auf die Sicherheit Frankreichs. Wir sind im Ruhrgebiet, so schloß Poin- carö, und wir werden es nur, nachdem wir bezahlt sind, ver lassen. Wir sind aber bereit, alle Negelungsarten zu prüfen, die eine raschere und sichere Zahlung möglich machen können. Vs. von Voesch «leckes bei Politesse. Berlin, 23. Dez. Der deutsche Geschäftsträger Dr. Hoesch wird wahrscheinlich am Montag eine neue Unter- in; gelang»!;. Ludwigshafen, 21. Dez. Heute vormittag ließ der französische Dezirksdelcgierte von Ludwigshafen die Vertreter der Ludwigshafener Beamtenschaft zu sich kommen, um ihnen: eine Erklärung abzugeben, die folgende drei Punkte enthält: 1. Die deutsche Polizei müsse sich bewußt sein, daß sie seit dem Einmarsch der Separatisten in Ludwigshafen unter fran zösischem Kommando stehe, und daß sie sich in politische Dinge unter keinen Umständen einzumischen, sondern lediglich die Be fehle der französischen Behörden zu befolgen habe. 2. Ein Streik der Beamten anläßlich des Vorgehens der „autonomen Regierung" fei verboten. Wer streike, werde ver haftet und ins Gefängnis gesteckt. 3. Seine eigenen vorgesetzten Behörden hätten die „auto nome Regierung" der Pfalz anerkannt. Durch diese Acußerungen des französischen Bezirksdelegier ten von Ludwigshafen vor den Vertretern der Ludwigshafener Beamtenschaft dürste zum ersten Male die Anerkennung der autonomen Regierung der Pfalz von der französischen Be- fatzungsbehörde unzweideutig zum Ausdruck gebracht worden > fein. (Hatten, nicht die französischen Machthcch-'r des öfteren be- j tont, daß sie sich nicht für die Separatisten, verwenden wollten? — Ein deutsches Sprichwort besagt: Auf einen Schelm anderthalben . . .). Deutsche Weihnacht M23. Wo sind die Wälder von Christbäumen geblieben, die sonst vor Weihnachten die Straßen erfüllten? Wo ist jener unbeschreiblich schöne Geruch, der den hastenden Menschen umhüllte, wenn er durch diese Baumreihen hindurchhetzte? Jener Duft, jenes satte dunkle Grün, daß ihm die Schritte zögern ließ, das seine Tagesgedanken für ein Paar Minuten binwegführte in die rauschenden Wälder da drautzen? Die Cbristbäume waren die ersten Boten des Weihnachtsfestes, des Festes der Werktätigen Liebe, des Festes der Kinder. Und Kinderscharen umgaben mit frohem Lächeln und er wartungshellen Augen Lie Wagen, von denen die Bäume herabgeholt wurden. Oh, was für ein Held unter seinesgleichen war man damals, wie wurde man von den anderen Kameraden beneidet, wenn man wie ein Indianer mit vieler List und Tücke ein paar Zweiglein gemaust hatte. Triumphierend kam man damit zu Hause an und die Mutter steckte sie hinter den Spiegel, verbrannte ein paar Ästchen, und würziger Weihnachtsduft durchzog die warmen Zimmer. Wo sind sie geblieben, die Bäume, wo die werktätige Liebe, wo die Kinder? Hier und da sieht man ein Paar kleine Christbäume, keine hochragenden Tannen mehr. In Millionen deutscher Familien wird ja dieses Jahr wohl kaum der Weihnachtsbaum brennen: arbeitslos! Vergeblich werden die Kinder nach ihm fragen; — ar beitslos. Für einen solchen „Luxus", wird die Entente sagen können, darf Deutschland jetzt kein Geld auf wenden. Und ebenso vergebens werden Lie Kinder aus den „Weihnachtsmann" warten. Uns ist ein furcht bares Schicksal erschienen, das über uns nicht eine Nute, sondern die Hungerpeitsche schwingt. Strotzend voll sind freilich unsere Läden, angefüllt mit allem, was unser Herz, was vor allem die Herzen der Kinder begehren. Alles, alles ist vorhanden, aber aus den Geldtaschen sind die raschverdienten und noch rascher ausgegebenen Scheine mit den vielen Nullen darauf verschwunden, nur ein paar Nentcumarkscheine sind geblieben, die reichen müssen auf Wochen hinaus. Wir haben wieder zu rechnen gelernt und müssen uns seufzend abweuden von den schönen Dingen hinter den Scheiben, seufzend, wie einst als Kinder, wenn der Groschen in der Tasche nicht hiluaugen wollte zum Kauf des Ersehnten. Und in gar zu erschreckendem Gegen satz siebt unser Einkommen zu denPrcise n. Wir müssen uns aber wieder hochhungern und haben doch oft nicht einmal soviel, um nur den Hunger zu stillen. Wir sehen überall zerlumpte Gestalten, die bittend die Hände aus- strcckcu, eine Gabe mit stummer, aber doch so sprechender Gebärde erstehend. Fast sünfMillio neu Arbeiter und Angestellte sind arbeitslos, und für weitere viele, viele Tausende bedeutet der 1. Januar der Beginn der Erwerbslosigkeit. Für sie alle ist Weihnachten lichtlos, Fernruf Wilsdruff 6 /- Postscheck Dresden 2640 Anzeigenpreis: die s gespaltene Raumzelle 20 Goldpfennig, die z gespaltene Zeile der amtlichen Beiannimachungen 4» Gold pfennig, die Zgespabene Rcklamezeile im textlichen Teile der Zeitung so Goldpfennig. Nachweisungsgebühr ro Goldpfennia. Dorgeschrlcbene Srschcinungstage u. Plahvorschristen werden nach Möglichleit borücksichiigt. Anzeigenannahme di« volMltlags 10 Uhr. Für die Nichngteu der durch Kernens über,nittelten Anzeigen übernehmen wir leine Garantie. 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