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AilsämNer Tageblatt Nr. ISS — 2. Matt — S2. Zavrgang Sonnadenü Sonntag 24. / 25. November I-2S Oie Toten! Zum Totensonntag 1923. Schweigend schlafen die Toten» es leuchten die ewigen Sterne ihnen wie uns, die wir noch gehen in Nöten und Ängsten auf Dornenpfaden, mit wunden Außen in Elend und Schmach. Schweigend schlafen die Toten, gleichem Stamme entsprossen, sie lächeln im Traum. Ihr Blut ist zerflossen, ihr Atem zerstoben, doch wachsen die alten treuen Gedanken hervor aus der Gruft. »Nicht klagen — dulden, ertragen heißt der Geborenen Schicksal, schweigend und stark. Ans bindet ein Band an die heimische Erde, für sie müßt ihr harren des lösenden Tages, wir ruhen in ihr." Still schlafen die Token, und oben leuchten die ewigen Sterne! Helmich GoereS. Nab u«ick kern. o Aushebung eines kommunistischen Waffenlagers. Die Berliner politische Polizei ist einem kommunistischen Waffenlager auf die Spur gekommen. Es wurden weit über tausend Schußwaffen beschlagnahmt. O Goldmieten in Hamburg. Die Stadt Hamburg führt am kommenden Montag die Goldmieten ein, und zwar hat , die Kommission für die Festsetzung der Mietzuschläge die I Miete für Dezember auf 20 Prozent der Friedensmonats miete festgesetzt» Für November wurde die Nacherhebung der Hälfte dieses Betrages gestattet. Da diese Neuregelung den Mietern eine schwere Mehrbelastung bringt, ist die Dezemberzahlung in zwei Raten zugelassen. O Erwerbslosenunruhen in Schlesien. In Liegnitz kam es zu schweren Zusammenstößen zwischen demon strierenden Erwerbslosen und Schutzpolizei. Die Polizei mußte mit starken Kräften vorgehen. Es entwickelte sich zwischen den Arbeitslosen und der Polizei ein regelrechtes Feuergefecht. Nach vorläufigen Feststellungen wurde ein Polizeibeamter und ein Angreifer getötet. Die Zahl der Verwundeten steht noch nicht fest. Zu Plünderungen ist es nicht gekommen. Im Waldenburger Revier dauert die Unruhestimmung an. Die Umgegend von Gottesberg wurde von einem Trupp von etwa 200 jungen Burschen heimgesucht, die in den Dörfern plün derten. Herbeigerusene Schutzpolizei konnte die Ruhe wieder Herstellen. O Bon Felddieben ermordet. In der Nacht zum Buß tag wurde der 22jährige Gutsinspektor Paschke vom Gute Löhme bei Bernau von drei Felddieben, die er gestellt hatte, ermordet. Die Gutsherrschaft hat auf die Ermittlung der unbekannten Mörder eine wertbeständige Belohnung von 500 Goldmark gleich 500 Billionen Papiermark aus gesetzt. Diese Belohnung wird vermutlich von der Staats regierung noch erhöht werden. O In dsk Notwehr erschossest. Der bayerische Land tagsabgeordnete Eichner wollte in seiner Heimat gemeinde Jasberg bei dem Bauern Burgmeier in einer Ubergabeangelegenheit vermitteln. Im Verlauf des Ge sprächs zog der Bauer Burgmeier einen Revolver und richtete ihn auf Eichner, der sich bedroht fühlte und seiner seits zwei Schüsse auf Burgmeier abgab, die dessen Tod herbeifithrten. Abgeordneter Eichner stellte sich den Be hörden zur Verfügung. O Wilddiebe. In der Nähe feines Forsthauses wurde der 53 Jahre alte Förster Hermann Schulz in Schweine brück bei Cladow (Pommern) von seiner Frau und dem Dienstmädchen schwer verletzt aufgefunden. Er konnte nur noch die Worte „Drei Wilddiebe" stammeln, dann ver schied er. Der Förster wies drei Stichwunden und eine Schußverletzung auf. Die Ermittlungen ergaben, daß drei Personen aus Lotzen als Täter in Frage kommen. Zwei sind verhaftet worden. O Zunahme der ^Typhusepidemie in der Provinz Han nover. Die Typhuserkrankungen in Alfeld (Provinz Hannover) und in den Nachbarorten haben weiter zu genommen. Es sind 48 neue Fälle aufgetreten; die Ge samtzahl der bisher Erkrankten beträgt 522. Neuerdings sind auch die Gemeinden Freden und Imsen heimgefucht worden. O Devisenrazzia in EssM. In Essen nahm die Polizei eine Razzia im fogenannren Devisenviertel in der Nähe des Hauptbahnhofs vor. Der ganze Platz vor dem Haupt bahnhof sowie die anliegenden Straßen wurden mit Hilfe zweier Polizeiabteilungen abgesperrt, und die ein geschlossenen Personen wurden auf der Straße einer ein gehenden Durchsuchung unterzogen. Es wurden insgesamt 200 Devisenschieber, sowie weitere hundert Personen, die sich nicht ausweisen konnten, in Haft genommen. tz Zwischenfall im ungarischen Parlament. In der ungarischen Nationalversammlung ereignete sich ein sonder barer Zwischenfall. Ein Galeriebesucher, einen Rosenkranz in der Hand, rief in den Saal: „Gelobt sei Jesus Christus und die Jungfrau Maria. Im Namen Christi fordere ich die Regierung auf, ihren Platz zu verlassen!" Der Mann, der offenbar wahusinig ist, wurde der Behörde übergeben. tz Moskauer Huldigung für die deutsche Wissenschaft. Die Konferenz hes Moskauer Wisscnschaftlerverbandes nahm einstimmig eine Entschließung an, in der es heißt: „Wir begrüßen die deutschen Intellektuellen auf das wärmste, wir haben Mitgefühl mit ihrer schweren Lage und halten das engste Zusammenarbeiten mit den werk tätigen Massen für die Voraussetzung der Besserung der Lage der Intellektuellen, der wahren Blüte der Wissen, schäft und der Kunst. Wir werden den deutschen Kollegen nach Möglichkeit helfen und gedenken der von ihnen in schwerer Zeit geleisteten Hilfe." vermischtes. — Der Millionenblock. In einem Kolleg in Erlangen erschien dieser Tage ein Student, der das Geld erst drei mal wenden muß, ehe er es ausgeben kann, und zog aus seiner Rocktasche einen aus Zehnmillionenscheinen zu sammengehefteten Schreibblock. Da diese Scheine auf der Rückseite unbedruckt sind, sind sie wenigstens zu etwas gut und brauchen nicht ohne weiteres in den Papierkorb ge worfen zu werden. Wer sein Schreibpapier kaufen muß, wird ermessen können, welch unerhört billigen Schreibblock der Erlanger Student sein maeu nennt. — Dpern wieder ausgebaut. Das im Weltkriege so oft genannte Vpern, das bei den heftigen Kämpfen durch die beiderseitigen Beschießungen zerstört wurde, ist wieder aufgebaut worden. In den letzten vier Jahren sind mehr als 100 000 Arbeiter damit beschäftigt gewesen, die Stadt wieder herzustellen. Es wurden etwa 7000 Wohnhäuser neu errichtet und mit allen technischen Neuerungen ver sehen, so daß die Wohnbedürfnisse viel besser sind als früher. Von den berühmten Tuchhallen, die auch dem Kriege zum Opfer gefallen waren, sind nur die Ruinen erhalten, die ausgebaut wurden und als Andenken stehen bleiben. Die daran anschließende Jakobskirche, von der nur das Portal übriggeblieben war, ist neu erstanden. - Ein Neinfall amerikanischer Alkoholgegner. In der Durchführung des Alkoholverbots lassen sich die damit be trauten Beamten in den Vereinigten Staaten ost zu Maß- » Flamme«. Roman von Hans Schulze. Ihr wars auf einmal, als löse sich ein Stück ihres ei genen Selbst von ihr, als schwände alles Glück, alle Sonne ihres Daseins mit der hohen, stolzen Gestalt des Mannes, der sich nun für immer von ihr abgewandt hatte und nie wieder zu ihr zurückkehren würde. Und dann endlich löste sich die ungeheure Spannung ihres Innern. Mit einem tiefen Seufzer legte sie den Kops auf die Lehne ihres Stuhles und brach in ein heißes Schluchzen aus. Alsleben hatte gleich nach dem Verlassen des Schlosses einen großen Wanderweg durch Wald und Park gemacht und war erst in der achten Abendstunde nach dem Kavalier haus zurückgekehrt. Jetzt erst, da er wieder ruhiger dachte, mar ihm die ganze Bedeutung des plötzlichen Zusammenstoßes mit der Baronin voll zum Bewußtsein gekommen. Schon damals, als ihm von Herrn von Bassewitz der Administmtorposten in Pahlowitz angeboten worden war, hatte er nach den Erfahrungen seiner Ehe ein starkes Be denken gehabt, sich einer Frau als Herrin zu unterstellen, und nur die vornehm-liebenswürdige Persönlichkeit der Ba ronin hatte ihn schließlich vermocht, seinem Selbstbewußtsein als Mann ein solches Opfer abzuringen. Ein würgender Zorn saß ihn, heiß in der Kehle, wenn er daran dachte, daß diese selbe Frau ihn abgetan und fort gewesen hatte, nicht anders als einen aufsässigen Knecht, den man mit der Peitsche vom Hofe jagt. Immer wieder sah er ihr blasses Gesicht vor sich, von der leidenschaftlichen Erregung wild verzerrt, als habe eine rohe, grausame Hand all die Schönheit der feinen Linien aufgepflügt. Trotz ihrer bestimmten Mleugnung blieb er fest davon durchdrungen, daß er einzig und allein einer geheimen Ma chenschaft erlegen war, die mit dieser Sprengung seines Ver hältnisses zu Pahlowitz nach ihrer Art an ihm Rache nahm, weil er ihr selbst den Weg nach Greifenhagen versperrte. Einen Augenblick dachte er daran, der Baronin zu schreiben und sie über Hellas wahren Charakter aufzuklären; ein instinktives Angstgefühl sagte ihm, daß dem Hause Löhna von dieser Seite eine große Gefahr drohe, wenn er es gerade jetzt ohne seinen wachsamen Schutz ließe. Dann aber empörte sich sein ganzer Stolz wieder dage gen,, nach dem, was ihm von der Baronin»geschehen war, auch nur einen einzigen Schritt zu tun, der von ihr vielleicht als ein Annäherungsversuch ausgelegt werden könnte. Was ging sie denn im Grunde jetzt noch seine Ehe an, diese unselige Ehe, die nur ihn selbst noch mit dem Vorwurf der Unaufrichtigkeit belastete, daß er geschwiegen und sich weiter als Witwer ausgegeben hatte, nachdem ihm in Pahlo witz dr bündige Beweis geworden, daß alle Gerüchte über Hellas angeblichen Tod auf einem Irrtum beruht hatten. — Um zehn Uhr griff er wieder nach Stock uid Hut und ging noch einmal nach dem Amtshause hmüber. Sein überstürztes Ausscheiden aus Pahlowitz mochte noch eine Reihe wichtiger Anordnungen und wirtschastlicher Besorgungen mst dem Amtmann notwendig: auch fühlte er ein lebhaftes Bedürfnis nach einer persönlichen Rechtfer tigung vor einem unparteiischen und vornehm denkenden Manne, zumal ihm die Baronin in weiblicher Unlogik und Ungerechtigkeit sa nicht die geringste Möglichkeit einer Ver teidigung gegeben hatte. Als er dann aber bei den: alten Warkentin bei einer Flasche Markobrunner in der Akazienlaube am See saß, ent sank ihm wieder jeder Mut zu dem Geständnis seiner Ent lassung. Auch lebte in ihm immer noch eine leise Hoffnung, daß sich die Baronin im Laufe der Nacht doch vielleicht noch eines besseren besinnen und bei ruhiger Ueberlegung zur Er kenntnis der ihm angetanenen Und Kl gelangen würde. Allein der Morgen, der Vormittag des anderen Tages verging, ohne daß vom Schloß ein Brief, ein Bote kam. Da schickte er endlich den aufwartenden Gärtnerjungen, um ihn aus semer Umgebung zu entfernen, für den ganzen Tag zum Krebsefischen auf den See hinaus und begann selbst in fieberhafter Eile seine Sachen zu ordnen. Die meisten der aus Amerika nachgekommenen Fracht kisten standen noch ungeöffnet, als hätte er geahnt, daß seines Bleibens in Pahlowitz nicht von langer Dauer sein würde. In einer knappen halben Stunde war alles wieder ver packt und vernagelt; dann leerte er in seinem Schlafzimmer sämtliche Schränke und Schubladen und stopfte Wäsche und regeln Yinreitzen, die nicht nur das gewünschte Ziel ver fehlen, sondern auch die Regierung bloßstellen und sie zu Gegenmaßnahmen zwingen, um den Fehler wiedergutzrv- machen. Mit solchem Übereifer gingen auch die mit der Durchführung des Verbots beauftragten Beamten zu Philadelphia zu Werke, als sie vierzehn Brauereien im Werte von vielen Millionen Dollar kurzweg mit Beschlag belegten. Es war die schärfste Maßregel, die bisher gegen das Brauen von Bier getroffen wurde. Die Regierung konnte sich jedoch nicht lange dieses Erfolges freuen, denn das angerufene Gericht erklärte, daß die Beschlagnahme ungesetzlich sei. Der Richter gründete seinen Spruch aus den den Beamten erteilten Auftrag, der ihnen nur die Er mächtigung zur Beschlagnahme von geistigen Getränken, nicht aber von Brauereien gebe. Der Richter erteilte den Beamten einen scharfen Verweis und legte ihnen eindring lich nahe, Aufträge. mit Takt auszuführen. Er drohte ihnen mit Geldstrafen und Gefängnis, wenn sie ihre Voll macht neuerlich überschritten. Die Beschlagnahmen sollten der Anfang einer intensiven Aktion sein, um Pennsylvanien gründlich „trockenzulegen". Der Nichterspruch kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel. -- Ein merkwürdiges Begnadigungsgesuch. Aus Mexiko wird berichtet: 10 000 Personen haben ein Gesuch an den Präsidenten von Mexiko unterzeichnet, in welchem sie um die Begnadigung des Deputierten Jesus Salas Barraza, der den bekannten Räübergeneral Pancho Villa erschossen hat, bitten. Salas Barraza, der sich selbst den Gerichten stellte, und von dem seine Freunde behaupten, daß er die Tat aus den edelsten patriotischen Motiven vollbracht habe, war zu zwanzig Jahren schweren Kerkers verurteilt wor den. Die Unterzeichner des Gesuches erklären sich nun be reit, die Strafe für den Verurteilten abzubüßen. Ob Präsi dent Obregon, der sich schon wiederholt auf das schärfste gegen jeden Akt der Selbsthilfe ausgespro^en hat, diesem sonderbaren Begnadigungsgesuch stattgeben wird, ist aller dings mehr als zweifelhaft. — Polizistenstreik. In der südaustralischen Handel« ' dt Melbourne traten jüngst die Polizisten in einen Pro cst- streik, weil sie mit einigen neuernannten Vorgesetzten niast zufrieden waren. Die polizeilose Zeit benutzten ein paar hundert Verbrecher und ihr fragwürdiger Anhang, um Melbourne auf vierundzwanzig Stunden vollkommen auf den Kopf zu stellen. Bewaffnete Banden, in starken Auto mobilen, rasselten durch die Hauptstraßen der Stadt, brachen überall die Schaufenster entzwei und stahlen alles, was ihnen unter die Finger kam. Da es gerade an einem Sonntag war, befanden sich viele Melbourner außerhalb der Stadt. Um sie an ihrer Rückkehr zu hindern, legten die Plünderer mit Gewalt den Straßenbahn- und Eisen bahnbetrieb lahm. Erst gegen Morgen gelang es einer Anzahl Detektivs, in die Stadt einzudringen. Sie feuerten auf die sich wehrenden Verbrecher und verhafteten eine ganze Anzahl, einschließlich einiger Frauen. In die Krankenhäuser wurden nahezu zweihundert Verletzte ein geliefert. Während des Aufruhrs befanden sich die streiken den Polizeibeamten auf einem Wohltätigkeitsfest, eine halbe englische Meilen von Melbourne entfernt. Man mußte schließlich Kavallerie und Artillerie aus einem Melbourner Außenfort zu Hilfe rufen. Gegen die verhafteten Plünderer will die Regiernug mit rigorosen Strafen vorgehen. Gegen die streikenden Polizeibeamten und namentlich die Anstifter des Ausstandes sollen strenge Disziplinarstrafen verhängt werden. Arbeiter «na Angestellte. Berlin. (Die Löhne der Staatsarbeiter.) Die letzten Verhandlungen haben noch keine Einigung ergeben. Während das Reich seinen Arbeitern Löhne zahlen will, die entsprechend den einzelnen Zonen zwischen 20 und 27 Gold- Pfennigen liegen, verlangten die Gewerkschaften Sätze bis zu 50 Goldpfennigen. Diese Forderung wurde von der Regie rung abgelehnt mit Rücksicht auf die Finanzlage des Reiches Berlin. (Lohnbewegung im Bankgewerbe.) Der vom Reichsarbeitsministerium eingesetzte Schlichtuugsaus- schuß hat einen Schiedsspruch gefällt, der Goldlöhne vor- steht. Als Abgeltung für die Zeit seit Beendigung des alten Gehailtsabkommens bis 18. November, erhalten alle Angestellten einen Betrag von 5 Billionen. Für das besetzte Gebiet sollen Sonderzuschläge bezirklich vereinbart werden. Die Parteien haben sich zum 22. d. M. über Annahme oder Ablehnung zu er- klären. Der Reichsverband der Bankleitungen soll die Absicht haben, den Schiedsspruch abzulehnen. Kleidungsstücke, Stiefel und Toilettengegenstände wahllos in seine beiden Rohrplattenkoffer. Alsleben wollte das Kavalierhaus bis spätestens zum Nachmitag verlassen haben, ehe das Gerüch seines Wegganges bis auf den Wirschastshof gedrungen war. Ein paar Karten aus dem Pahlowitzer Dorfkrug würden der gesellschaftlichen Form eines Abschiedes vom Schloß ge- nügen, während er im Amtshause und bei Pastor Hage dorns noch einmal persönlich vorzusprechen beschloß. Und vierundzwanzig Stunden später saß er hoffentlich bereits im Frühzuge nach Berlin, und alles war vorbei. Mit einem wehmütigen Blick umfaßte er noch einmal das trauliche Bild seines Arbeitszimmers, in dem er den schönsten Traum seines Lebens geträumt batte und nun so jäh aus allen Himmeln seiner Glückshoffnungen gestürzt worden war. Dann nahm er mit einen: leisen Seufzer seine Wirt schaftsbücher zur Hand und begann eine eifrige Rechnung. — Unterdessen waren im Schloß Vorbereitungen zur Ver lobungsfeier bereits in vollen: Lange. Ein Dekorateur aus Frankfurt an der Oder war schon in aller Morgenfrühe in Pahlowitz eingetroffen und hatte die große Eingangshalle mit Hilse der reichen Schätze der Gewächshäuser binnen kurzer Zeit in eine blühende Garten- landschast umgewandelt. Schwankende Tannengirlanden zogen sich aus allen Ecken des mächtigen Raumes in schöngeschwungenen Linien über die breiten Tafelfelder der Decke und liefen in dem vielarmigen Geweihkronleuchter der Mitte anmutig verschlungen inein- ander. Hellas Dirkengrün gab dem nüchternen Weiß der ge tünchten Wände einen festlichen Farbenton, neben dem rieft- gen alten Kamin war zwischen den weitklafternden Blätter kugeln zweier Orleanderbäume eine kleine Laube eingebaut worden. Eme bunte Laterne hing über dem Eingang, und Trude Warkentin, die von Tagesanbruch m: unermüdlich treppauf, treppab in Bewegung war, hatte das verschwiegene Liebes versteck sogleich zur offiziellen Verlobungslaübe ernannt. (Fortsetzung folgt.)