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Wilsdruffer Tageblatt : 01.11.1923
- Erscheinungsdatum
- 1923-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- Stadt Wilsdruff
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1782027106-192311010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1782027106-19231101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1782027106-19231101
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatmuseums der Stadt Wilsdruff und des Archivs der Stadt Wilsdruff
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wilsdruffer Tageblatt
-
Jahr
1923
-
Monat
1923-11
- Tag 1923-11-01
-
Monat
1923-11
-
Jahr
1923
- Titel
- Wilsdruffer Tageblatt : 01.11.1923
- Autor
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Hus Slam unä LanL MMellmige» lir nedmc» wir Immer L»ii»b»r enlgege». Wilsdruff, am 30. Oktober., — Mitteilungen aus der Ratssitzung vom 26. Oktober k923. 1. werden die Zuschläge zur Friedensmiete mit Wirkung vom 1. November 1923 wie folgt festgesetzt: für Zinsendienst 2 Grundmieten, für Verwaltungskosten 200 000 Grundmieten, für Betriebskosten 150 000 Grundmieten, für laufende In standsetzungsarbeiten 12 000 000 Grundmieten, für große In standsetzungsarbeiten 40 000 Grundmieten, zusammen 12 390 002 Grundmieten oder das 12 390 003 fache der Grund miete. 2. stimmt der Rat der Neufestsetzung der Vergnügungs steuer zu. 3. stimmt man dem Stadtverordnelenbeschlusse vom 18. Oktober 1923 hinsichtlich der Gebühren für die Benutzung der Anschlagtafeln zu. 4. stimmt der Rat nachträglich der weiteren Inanspruchnahme der Kredithilfe vom 16. und 22. Ok tober 1923 zu und ist damit einverstanden, daß die in Aussicht gestellte Kredithilfe auch weiter in Anspruch genommen wird. 5. wird einstimmig beschlossen, sofort um Genehmigung zur Drucklegung von 200 Billionen Mark städtisches Notgeld in IO -und 20-Milliarden-Scheinen nachzusuchen. 6. tritt man l dem Beschlusse der Stadtverordneten vom 18. Oktober 1923 wegen Inbetriebnahme der Volksküche und Einrichtung von Wärmestuben bei und erklärt sich mit der Wahl des Arbeits ausschusses einverstanden. Auf Antrag wird noch Herr Ober lehrer Meyer hinzugewählt. 7. wird auf Antrag dem Verein für Freidenker zur Abhaltung der Vorbereitungsstunden für die Jugendweihe ein Schulzimmer zur Verfügung gestellt. 8. wird die Entschädigung des Herbergswirts Vogel ab 1. No vember 1923 auf das Doppelte eines einfachen Fernbriefes pro Nacht für einen Obdachlosen erhöht. 9. wird die Auszah lung der Kleinrentnerunterstützung nach der Vorlage vom 19. Oktober 1923 nachträglich genehmigt. 10. sollen die Klein- ' und -Sozialrentner, soweit sie bedürftig sind, ganz bez. teil weise freies Essen aus der Volksküche erhalten und die ent stehenden Kosten aus der Spende Andrä gedeckt werden. Die Auswahl der bedürftigen Rentner bleibt dem engeren Aus schuß überlassen. 11. sollen wegen Versorgung Wilsdruffs mit Gas weitere Verhandlungen betrieben werden. — Hierüber ' wurden noch 15 Punkte erledigt. — Ein milder Winter in Sicht? Aus dem Pusteriale wird geschrieben: Es sind mancherlei Anzeichen vorhanden, daß wir einem milden Winter entgegengehen. Vor allem anderen wird dies davon abgeleitet, daß wir noch gegenwärtig Schwalben in größerer Anzahl bemerken können, die noch nicht an ihre Ab reise denken. Weiter sehen wir viele Vvgelbeerbäume mit roten Früchten und gleichzeitigem Blütenstande. Die Finken schlagen noch lustig, als ob es dem Frühlinge entgegen gehen würde, die Jäger sagen uns, daß Rehe, Füchse und Hasen noch immer ihre 'schöne Sommerkleidung tragen. In den Höhen blühen noch immer die Alpenblumen, die Vegetation ist reichlich, die Alpen rosen knospen, und sogar einzelne Vollblüten wurden ig den letzten Tagen noch gefunden. Die kleinen Waldtiere, die sonst um diese ; Zeit schon längst mit dem Sammeln von Wintervorräten be schäftigt sind, zeigen noch gar keine Geschäftigkeit und gehen nicht auf Vorräte aus. Alle diese Anzeichen und noch viele - andere deuten unzweifelhaft darauf hin, daß der Winter 1923- - 24 ein milder und wohl auch ein schneearmer werden wird. — Ein Streichhölzchen 1'/, Millionen Mark. Ein zehn Schachteln fassendes Paket Streichhölzer kostet jetzt über k MO Millionen Mark. Da sich in jeder Schachtel etwa fünfzig Streichhölzer befinden, kostet ein Streichholz etwa 10, Milli onen Mark. — Voraussichtliche Witterung: Trocken bei vorwiegend geringer Bewölkung, Winde aus östlichen Richtungen, nachts kühl, tags mild. LI Allerheiligen und Allerseelen. (1. und 2. November.) Zuni Gedächtnis aller Heiligen und Märtyrer wurde von den Katholiken im Orient schon seit etwa 350 ein beson deres Fest gefeiert, und zwar am Sonntag nach Pfingsten. Das Abendland übernahm dieses Fest frühestens unter dem Papst Bonifacius IV. (etwa 610), und Papst Gregor IV. verlegte es 834 auf den 1. November. An das Allerheiligen- fest schließt sich am 2. November das zum Gedächtnis der Toten gefeierte Fest Allerseelen an. Im Kloster Clugny war es 998 durch den Abt Odilo angeordnet worden, und es setzte sich ohne bestimmtes kirchliches Gebot allmählich überall durch Begangen wird es durch feierliches Toten- amt und durch Wallfahrten zu den Friedhöfen, wo die mit Blumen und Lampen geschmückten Gräber mit Weihwasser besprengt werden. Der Volksglaube hat an die Bedeu tung des Allerseelentages allerhand Aberglauben geknüpft, der besonders im bayerischen Gebirge noch eine große Rolle spielt. Da in der Allerseelennacht die Geister der Abgeschiedenen frei sind, stellt man ihnen die eigens für diesen Tag gebackenen „Seelenzöpfe" und Wecken auf den Tisch, damit sie sich auf ihrem nächtlichen Weg erlaben können. Berührt man am Allerseelentage einen Sarg, so befreit man sich dadurch vor Krankheitsgefahr, bringt man jedoch Friedhofserdö mit ins Zimmer hinein, so muß im Laufe des Jahres ein,> Hausgenosse sterben. ID Das Neformatiorksfest. Am 31. Oktober 1517 schlug Martin Luther an der Schloßkirche zu Wittenberg seine 95 Thesen über den Ablaß an. In kürzester Frist durch flogen diese Thesen ganz Deutschland, und die evangelische Kirche feiert daher den 31. Oktober als den Beginn der Reformation. Im Laufe der Jahrhunderte wurde jedoch das Reformationsfest, das zum erstenmal 1667 in Sachsen als allgemeiner Festtag angeordnet wurde, verlegt, so daß es jetzt meist am ersten Sonntag nach dem 30. Oktober ge feiert wird. In Sachsen — und außerdem noch in Olden burg — ist es jedoch beim 31. Oktober geblieben. lü Die wertbeständige Staatslotterie. Die Generaldirek tion der Preußisch-Süddeutschen Klassenlotterie hat be schlossen, fortan nur wertbeständige Lotterien ausspielen zu lassen. Die erste dieser Lotterien wird als Weihnachts- lotterie erscheinen mit der Ziehung gegen Mitte De zember. Als Einsatz wird nur Goldanleihe angenommen, vielleicht auch das Rentengeld. Das ganze Los wird 42 Goldmark, das halbe Los 21 Goldmark und das Zehntellos 4,2 Goldmark kosten. Die Gewinne werden in Goldmark ausgezahlt. Der Hauptgewinn beträgt 210 000 Goldmark, der kleinste Gewinn 8 Goldmark. Die Lotterie umfaßt 100 000 Lose, an Gewinnen werden 8000 ausgespielt. Aus Zrr LanZeshsuptltaZt. Dresden, den 30. Okt. 1923. Keine Beschlagnahme von Reichsbankgeldern durch die Reichswehr. Den „Dr. N." schreibt die Reichsbank: Die durch die überraschend eingetretene Geldentwertung hervorgerufene Getdzelchenknappyeir ist vun interessierter Seite benutzt worden, um gegen die Reichswehr zu Hetzen. In den- -letzten Tagen voriger Woche wurde das Gerücht verbreitet, daß das Wehr kreiskommando die Geldbestände der Reichsbank für Truppen zwecke beschlagnahmt habe. Demgegenüber wird festgestellt, daß zu keiner Zeit, weder vom Wehrkreiskommando noch von irgend einer anderen Stelle der Reichswehr eine Beschlagnahme von Reichsbankgelder'n vorgenommen oder auch nur beabsichtigt worden-ist. Die Reichsbank nimmt die Verteilung der eingehen den Gelder vollständig selbständig vor, nach Maßgabe der ihr zur Verfügung stehenden Mittel. Der -Geldbedarf der Reichs wehr spielt auch bei ihrer verhältnismäßig geringen Kopfzahl nur eine untergeordnete Rolle gegenüber den großen von der Industrie und vom Handel -benötigten Summen. Wie wir hören, ist das Wehrkreiskommando bei den in Frage kommen den Reichsstellen und im Reichsbankdirektorium Berlin bereits mehrfach dringend vorstellig geworden, Sachsen in Anbetracht seiner besonderen wirtschaftlichen -und politischen Schwierigkeiten bei der Verteilung von Geldmitteln bevorzugt zu behandeln. Straßenbahnfahrpreis. Der zurzeit 500 Millionen Mark betragende Grundfahrpreis der städtischen Straßenbahn ist jetzt -auf 10- Milliarden Mark erhöht worden und wird von Mitt woch an auf 20- Milliarden Mark erhöht werden. Schließung der AugenkrankenMeilung im Carolahaus. Die Augenkrankenabteilung im Carolahaus wird am 1. November geschlossen. Die dort bisher erfolgte Augenkrankenbehandlung wird von diesem Tage ab von der Augenkrankenabteilung im Stadtkrankenhaus Iohannstadt. übernommen. Dresden, 29. Okt. Wie die Tcl.-Union zuverlässig erfährt, ist mit der Leitung der Nachrichtenstelle der Staatskanzlei der frühere Leiter dieser Stelle, Oberregierungsrat a. D. Ober- studiendirektor Prof. Dr. Ernst Boehm betraut worden. Ober regierungsrat Block ist feines Postens enthoben worden. Dresden, 29. Okt. Das Erscheinen der kommunistischen Presse ist bis auf weiteres unterbunden worden. Ihre Druckerei wurde polizeilich besetzt. Diese Maßnahme war notwendig, um die Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung unbedingt zu gewährleisten. ch Aus Zem prelftsst Sachsen. Kamenz, 26. Okt. Einer größeren Kamenzer Tuchsirma, welche zwecks Hereinholung umfangreicher Aufträge, die der Firma Befchäftigung auf mehrere Wochen gegeben hätte, mit bayrischen Abnehmern in Verbindung stand, gingen die Aus träge auf Grund der politischen Vorgänge in Sachfen verlustig. Der Münchener Vertreter der Firma schrieb: „Größere Auf träge für spätere Lieferungen sind zur Zeit für sächsische Fabrikate schwer zu erhalten, da die Firmen infolge der politischen Vor gänge in- Sachsen für eine prompte Lieferung bezw. Empfang der Waren Bedenken hegen." Falkenstein i. V., 28. Okt. Zur Gewährung von Freitischen usw. cm alte, mittellose Bewohner unserer Stadt oder sonst Hilfsbedürftige fordert ein Aufruf des hiesigen Stadtrates auf. In ähnlicher.Richtung bewegt sich eine Bitte des Arbeitslosen rates. Leipzig, 29. Okt. Die Geschäfts- und Redattionsräume der kommunistischen „Sächsischen Arbeiterzeitung" in Leipzig- Connewitz sind seit 11 Uhr mit Sicherheitspolizei besetzt. Bei sämtlichen Anwesenden wurden die Personalien festgestellt. Goldrechnung bei der Bahn. Vom 1. November ab. Die Eisenbahnverwalttrng hat das System angenom men, das seit einiger Zeit schon im Kohlen- und Brothandel üblich war — jeden Tag eine Steigerung der Preise. Die augenblickliche, letzte Erhöhung der Tarife um 300 A für Personenfahrprcise vom Montag, den 29. Oktober ab soll nur bis zum 31. Oktober gelten. Boni 1. Oktober ab geht die deutsche Reichsbahn im Per sonen-, Güter- und Gcpäckverkchr zum Goldrechnungstarif über. Die bisherigen Grundzahlen, die durch Vervielfachung mit der Schlüsselzahl den zu erlegenden Papiermarkbetrag ergaben, werden auch künftig der Tarifberechmmg zugrunde gelegt, nur mit dem Unterschiede, daß die Vervielfachung mit den« jeweiligen Kurs der Goldmark erfolgt. Der Umrechnungskurs der Goldrechnungsmark in die Papiermark wird täglich auf Grund des amtlichen Dollar kurses an der Berliner Börse festgesetzt und den Eisenbahn- dienststellen telegraphisch mitgetcilt. Dieser auf Milliarden abzurundende Umrechnungskurs gelangt am nächsten Tage für die Umrechnung der Goldtarifsätze in Papiermark zur Anwendung. Besondere Einrichtungen, wie Verweisung an bestimmte Schatter, im Notfälle an bestimmte Wechselkassen, läßt sich dort nicht umgehen, wo bei zunehmendem Umlauf von Nentenmark, Dollarschatzanwcisungen, Goldanleihe usw. die Umrechnung am Zahlkartcnschalter die Abfertigung zu sehr aufhalten würde. An der viertägigen Gültig keit der Fahrkarten ändert sich auch bei Einführung der Goldmark nichts. Die Rückgabe der Fahrkarten am Schalter ist nur am Lösungstage zugelassen. Fahrgeld, Gepäck, Fracht usw. werden zum Goldkurse am Tage der Zahlungsanweisung erstattet. Frachtstundung findet nur noch aus Goldbasis statt. Nachweisungen sind nur noch in Goldmark zugelassen. Der zehnprozentige Zuschlag bei überweisungsfrachten fällt mit Einführung des Gold- nmrechnungstarifes weg. vermischtes. - Coolidge der Schweiger. Der neue Präsident der Vereinigten Staaten ist als Verächter aller geistigen Ge tränke nicht nur der trockenste Mann im trockengelegten Amerika, er befleißigt sich auch außerordentlicher Enthalt samkeit im Reden. Diese Wortkargheit wird durch die fol- - gende ergötzliche Anekdote drastisch illustriert. Es war wäh rend der letzten Wahlkampagne, als Calvin Coolidge, der damals Gouverneur von Massachusetts war, von dem Be richterstatter eines Bostoner Blattes interviewt wurde. „Stellen Sie nur ruhig Ihre Fragen," sagte Coolidge, worauf der Reporter ihm 22 einzelne Fragen vorlegte, über die er seine Meinung zu hören wünschte. Der Präsident las dir Fragen durch und bestellte den Fragesteller dann zu einer bestimmten Stunde für den nächsten Tag. Als der Reporter sich zur festgesetzten Stunde einfand, bemerkte Coolidge trocken: „Nach reiflicher Überlegung habe ich mich überzeugt, daß Ihre 22 Fragen sich gut und gern in drei zusammen fassen lassen. Ich beantworte die ersten beiden mit „ja" und die dritte mit „nein". Auf Wiedersehen!" Vergeblich bemühte sich der verblüffte Journalist, eine eingehende Be antwortung zu erhalten. Coolidge verabschiedete ihn kurz mit den Worten: „Zunger Mann, muy ich vrn ^ournaup, und wenn Sie Ihr Handwerk verstehen, so können Sie nach dem, was ich Ihnen mitgetM habe, mühelos einen Artikel von 300 Worten schreiben. Was wollen Sie also mehr?" — Der Mann, der die Assen aus den SckMb bringt. Einem ungewöhnlichen Gewerbe, das seinen Mann leicht und reichlich ernährt, haben die lokalen Verhältnisse in Indien zum Leben Verholfen. Es ist das das Gewerbe des „Affen transporteurs", das in Indien in hoher Blüte steht und als durchaus ehrenhafter Beruf gilt. Das Land wimmelt von kleinen Affen, die für die landwirtschaftliche Bevölke rung eine wahre Plage bedeuten. Sie klettern auf den Obstbäumen umher und wüten da in geradezu unglaub licher Weise. Die naheliegende Frage, weshalb die Obst züchter die Schädlinge nicht vernichten, findet ihre Beant wortung in der religiösen Vorschrift der Hindu, die das Töten von Tieren verbietet. Dem Feldarbeiter, der seine Felder schützen und dabei die Vorschriften seiner Religion beachten will, bleibt infolgedessen nichts anderes übrig, als diese guten Dienste des „Affentranspotteurs" in Anspruch zu nehmen. Gegen eine angemessene Bezahlung fängt dieser die Affen, sperrt sie in einen großen Käfig und setzt sich dann in den Eisenbahnzug, um seine Gefangenen nach einer entfernten Gegend zu transportieren. In der neuen Heimat nehmen die Tiere ihre Zerstörungstätigkeit natür lich sofort wieder auf. Die mit dem fragwürdigen Ge schenk bedachten Bauern müssen sich unter diesen Umständen ihrerseits an den Transporteur wenden, der nun die Schäd linge wieder einfängt, um sie zumeist nach dem Ort zurück zuführen, von dem er sie gebracht hat. Diese Verschiebung der Affen dauert so lange, bis den Obstzüchtern einmal die Geduld reißt und sic den Mann durch eine tüchtige Tracht Prügel darüber belehren, daß sie seinen Kniffen auf die Spur gekommen sind. - Untergang einer Insel. Bei der großen Sturmflut, die vor einigen Tagen die dänisch-schleswigsche Westküste beimsuchte, ist die bewohnte kleine Insel Manö von den Wogen verschlungen worden. Die alten Dämme wurden durchbrochen, und die Sturmflut überspülte die ganze flache Insel, alle Lebewesen und Baulichkeiten mit sich reißend. Wie groß die Zahl der Opfer ist, konnte noch nicht festgestellt werden, da außer den ständigen Bewohnern sich noch eine Arbeiterkolonie dort befand, die gerade mit der Aufführung eines neuen Schutzdammes beschäftigt war. Ein Teil der Einwohner und der Arbeiter war mit der Rettung der Habe beschäftigt, als die Katastrophe herein- o Schwerer Autounsall eines französischen Abgeordnete». Der französische Abgeordnete de Wendel wurde bei einem Autounfall lebensgefährlich verletzt. Mit ihm wurden noch drei andere Personen verletzt. Wendel, einer der bekannte sten lothringischen Hüttenbesitzer, war, als Elsaß-Lothringen noch zu Deutschland gehörte, Mitglied des Deutschen Reichs tages. Neuelte Meldungen. Vorläufige Ausnahmen von den Goldpreisbahntarifen. Berlin, 29. Oktober. Da die Personeittarife mit dem 1. November auf Goldmarkbasis umgestellt werden, Ge hälter und Löhne aber noch nicht auf Goldmark aufgebam sind, hat her Neichsverkehrsminister die Preise der Mo nats-, Schülermonats-, Wochenkarten und Kurzarvetter wochenkarten vorübergehend um 50 96 ermäßigt. Gleich zeitig werden die Mindestpreise auf 4 Kilometer, und zwar auf 10 Pf. in der vierten Klasse, 15 Pf. in der dritten, 45 Pf. in der zweiten und 90 Pf. in der ersten Klasse her abgesetzt. Ferner wird ab 1. November als vorüber- gehende Maßnahme für Kurzarbeiter, die nur an einen Tage in der Woche arbeiten, eine einfache für Hin- uni Rückfahrt gültige Karte vierter Klasse mit dem Stempel Rückfahrt ausgegeben gegen tarifmäßigen Ausweis, dai nur an einem Wochentage gearbeitet wird. Räumung der Ministerialbureaus. Dresden, 29. Oktober. Reichskommiffar Dr. Heinz hat seinen Posten angetreten, durch den Hauptmann Olbrich die bisherigen Minister zum Rücktritt anfgcfordert uni ihnen aufgctragen, bis 2 Uhr niittags die Bureauräume z> verlassen. Der bisherige Ministerpräsident Dr. Zeigne und seine Kollegen haben sich dieser Aufforderung de> Neichskommiffars gefügt und die Ministerien geräumt. I« der Stadt herrscht vorläufig Ruhe. Alle kommunistischen Zeitungen in Sachsen verboten. Dresden, 29. Oktober. Auf Wunsch des Neichskom missars hat der Militärbefehlshaber das Erscheinen samt licher kommunistischen Zeitungen bis auf weiteres ver boten. Die Druckereien werden polizeilich besetzt. Ji Frage kommen die Sächsische Arbeiterzeitung (Leipzig) Der Kämpfer (Chemnitz), Volksblatt (Dresden) und di in Halle und Magdeburg erscheinenden kommunistische: Organe. Französische Unterstützung der Separatisten. Frankfurt a. M., 29. Oktober. Nach einer Blätter Meldung aus Darmstadt haben die Franzosen eine große An zahl Bürger in dem benachbarten Arheilgen nach Mainz ab transportieren lassen, weil die Bewohner gegen die Separa tisten in Arheilgen scharf Stellung genommen und der Bür germcister einige in Schutzhast hatte nehnien lassen. Dv Franzosen haben die sosortige Freilassung der Separatistei verlangt und ohne die Entscheidung der deutschen Behörde» abzuwarten, die obigen Verhaftungen vornehmen lassen. Bayern hält kein Ultimatum für vorliegend. München, 29. Oktober. Von Negiierungssette Witt die Mitteilung der Reichsregierung vom 27. Oktober »ich als Ultimatum anfgesaßt. Man ist der Auffassung, das auch die Reichsregierung die Mitteilung nicht als solche! aufgefaßt wissen will. Zurzeit weilt der Gesandte vor Prcger in München zur mündlichen Berichterstattung. De, Ministerrat findet Dienstag statt. Die bayerische Staats regierung wird voraussichtlich dann Mr ganzen Angelegen heit Stellung nehnien. Gegen die Loslösung der Pfalz. Nürnberg, 29. Oktober. Die Landeskonferenz de» Sozialdemokratischen Partei verurteilte die sonderbündlc- rischen Loslösungsbestrebungen der Pfälzer Sozialdemo kraten. Da der Weg zur verfassungsrechtlichen Selbstän digkeit eines deutschen Landes in der Verfassung genau vorgeschrieben ist, lehnte sie die Verantwortung für diese ohne jede Verständigung maßgebender Parteiinstanzen versuchte Politik nachdrücklichst ab.
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