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Wie Kinder zu Verbrechern werden. Aus dem Bericht einer „Jugendgerichtshilfe'. Unsere Zeit, die so viel Grausiges verzeichnet hat, darf auch den traurigen Ruhm für sich in Anspruch nehmen, das Kinderverbrechen als ständige Erscheinung nachgewiesen zu haben. Man weiß, wie während des Krieges bei uns in Deutschland zahllose Kinder, die der väterlichen Zucht er mangelten, derart verwahrlost sind, daß die Väter, als sie von den blutigen Schlachtfeldern Franlreichs und Rußlands heimlehrten, ihre Sprößlinge oft kaum noch wiedererkannten und mit eiserner Rute die Erziehung an aus Rand und Band geratenen Halb wüchsigen von vorn beginnen mußten. Aber in vielen Fäl len war es für die Rettung verkommener Jugend schon zu spät, und die Zahl jugendlicher Sünder nahm in erschrecken dem Maße zu. Und wie bei uns, so war es auch bei den anderen Völkern, die durch Krieg und Umwälzungen in ihren Festen erschüttert und in ein heilloses Chaos zurückgeworfen worden waren. Da veröffentlicht soeben Frau Grete Löhr, die Leiterin der Wiener „Jugendgerichtshilfe", einen Bericht über das Arbeitsjahr 1922, der in seiner knappen Aufzäh lung und Schilderung von Tatsachen geradezu aufwühlend wirkt. Im Berichtsjahr wurden der Wiener Jugendgerichts hilfe 8626 Fälle von verwahrlosten, vernachlässigten, teil weise verbrecherischen Kindern zugewiesen. Unter den 2627 straffälligen Kindern befanden sich 127 Kinder von 10 bis 12 Jahren, 570 von 12 bis 14 Jahren, 1107 Jugendliche von 14 bis 16 Jahren und 823 Jugendliche von 16 bis 18 Jahren. Unter diesen wegen strafbarer Handlungen an- gezeigken Kindern befanden sich 2144 Knaben und 483 Mäd chen. Was sind nun die Sünden der Kinder wider das Recht? 1702 begingen Diebstähle, 31 wurden zu Ein brechern, 112 betrogen und veruntreuten, 56 brachten anderen im Naufhandel Verletzungen bei, 39 hatten sich wegen sitt licher Verfehlungen zu verantworten, 3 waren zu Brand stiftern geworden, 1 hatte einen Mordversuch an dem eigenen Vater begangen. Wie ist es nun möglich, daß so erschwerend viele Kinder vom rechten Wege abirren? Sehr oft bildet das durch die Arbeitslosigkeit des Vaters und älterer Geschwister bedingte Elend die Veranlassung, daß hungernde Kinder einfach stehlen, um etwas zu essen zu haben. Sehen sie dann, daß dieser Weg zu dem gewünschten Erfolge führt, so schreiten sie weiter aus der Bahn des Verbrechens, und sie finden um so weniger da bei, als die Erwachsenen ihrer Umgebung sie noch in ihren. Tun bestärken, anstatt sie davon abzuhatten. Am traurigsten sind die Angaben über die jungen Mädchen, die auf Abwege geraten, um zuerst ihre bescheidenen Ansprüche an den Besitz von Wäsche und Kleidern erfüllen zu können, und die dann, wenn sie einmal die leichte Art des Erwerbs kennengelernt haben, zu ausgesprochenen Dirnen werden, damit sie die Mittel für Putz und Tand zur Verfügung haben. 13 Mäd chen unter 14 Jahren und 274 von 14 bis 17 Jahren wurden vom Sittenamt aufgegriffen, und 126 davon mußten als er krankt an das Spital abgegeben werden. 64 Erwachsene hatten sich wegen an Kindern begangener Sittlichkeitsvcr- brechen vor dem Jugendgericht zu verantworten. Geht man den Ursachen, die Kinder mit dem Strafgesetz in Konflikt bringen, bei Einzelfällen tiefer auf den Grund, so zeigt es sich fast immer, daß dort, wo nicht allein die Not zum Versucher wurde, traurige Familienverhältnisse die Jugend lichen auf die Straße treiben. Viele der straffälligen Kinder hatten im sogenannten Elternhause ein wahres Martyrium zu erdulden. Aberkennung der elterlichen Gewalt befreit die Kinder dann erst von dem Einfluß solcher gewissenloser Eltern, die kein Verantwortungsgefühl dafür haben, daß Kinder, wenn sie nun einmal da sind, auch betreut und er halten werden müssen. Werden die Kinder in eine Umgebung gebracht, wo man sie gut und liebevoll behandelt, so ver flüchtigen sich bei den meisten die „Verbrecherinstinkte" rasch, und nur 55 von 870 bedingt verurteilten Jugendlichen wur den im Jahre 1922 rückfällig. , W. I. ZiemchU WM Mklch. Die jeweiligen Ermäßigungen des Steuerabzugs werden künftig so veröffentlicht, baß nur der Satz bekanntgemacht wird, mit dem die seinerzeit mitgeteilten Septrmbrrsätze zu vervielfachen sind. Nach diese« Sätzen betrug die sre» zwei stündlich 7200 48000 60000 00 Mk. Die Septembersätze sind für die Woche vom 21. bis 27. Oktober 1923 mit 21V zu vervielfachen. Nossen, am 20. Oktober 1923. Finanzamt. Steuern und Abgaben werden künftig «icht «ehr vom Girolamo abgehoben. Di- Abschlagszehlunge« a« Staatsgruuvsteuer (ogl. Aufforderung deS Finanzamtes vom 12. d. M,s.) sind bis 27. d. MtS. an die Stadtsteuerkasse zu zahl«,. Schriftliche Bescheide ergehen nicht. Die näheren Be stimmungen liegen in der Steuerkasse zur Einsicht aus. Wilsdruff, am 22. Oktober IS23. Der Ttadtrat. täglich monatlich 28800 >72800 720000 4800000 6000000 1152000 1440000 sind auf wöchent lich Die Steuerabzugsbeträge nach unten abzurunden. 192000 240 000 volle 10 für den Steuerpflichti gen und seine bei ihm lebende Ehefrau für jedes minderjährige Kind seines Haushalts lnicht zu berücksichtigen Kinder über 17 Jahre mit eign.Arbeitseinkommen) für Werbungskosten Bekanntmachung. In Ergänzung unserer Bekanntmachung vom 10. d. MtS. geben wir bekannt, daß am 22. Oktober 1923 seitens der Mikgliedsgemeinden nicht das 3fache, sondern das Ivsache der Oktober-Rechnungsbeträge infolge des Mark sturzes gezahlt werden muß. Gröba, am 19. Oktober 1923. »«? Elektrizitätsverband Gröba eingelsnät. Für diese Rubrik übernehmen wir nur die Preßgesetzliche Verantwortung. Nochmals: „Getreidchamsierei." O. St. schreibt: „Wer will es mir verargen, wenn ich für Lieferungen jedweder Art an Landwirte, ganz gleich, ob diese in Waren, in Arbeiten oder sonstigen Leistungen bestehen, den Gegenwert in Getreide erbitte? Von „verlangen" kann ja ohne hin keine Rede sein! Der Landwirt hat Geld und Ge treide, bzw. Kartoffeln und sonstige Lebensmittel. Will er das Tauschgeschäft nicht mittun, jo mag er das ja nur sagen. Mein gutes Recht ist es aber, gleichfalls nicht mitzutun, wenn der Landwirt als Erzeuger von Lebensmitteln, die i ch benötige, mir diese verweigert, ihm die Gegenleistung verweigere; ob diese, wie ich sO>n sagte, in Warenlieferung oder sonstiger Leistung besteht. Ich verweigere die Annahme von Papierscheinen, wenn er die Bezahlung in Produkten ablehnt. Dann sind wir uns ja gegenseitig nichts schuldig. 'Weshalb also die Aufregung?" * Aus Gr. schreibt ein Leser des „W. T.": „In dem ersten Artikel über die Getreidehamsterei war darauf hingewiesen worden, daß das für Gegenleistung verlangte Getreide die allge meine Volksernährung gefährde. Sagt mir doch, ihr Land wirte: Wer ist's denn, der die Vvlksernährung gefährdet? > Sind's die etwa, die selbst nichts ernten, deren Kammern und ' Keller leer sind? — Wo ist denn die „allgemeine Volksernäh- ' rung?" — Wir Nicht-Landwirte waren mit euch froh, als die j „Rationierung" fiel. Wer hat durch das Fallenlassen den ' Vorteil, wir Verbraucher oder ihr Erzeuger? Regt ihr euch s doch nur nicht darüber auf, wenn hier und da einmal jemand sich etwas für den Winter „einhamstert". Ihr gebt ganz sicher nickst mehr ab, als ihr entbehren könnt und werdet im Winter nicht hungern. Zu einem „Getreidegroßhändler" oder gar zum „Lebensmittelschieber" ist noch keiner geworden, der gegen Lebensmittel euch dienstbar ist, ob so oder so." * „Roggenschecks mit beschränkter Hast— —, nein, Lauf zeit" — fo schreibt Frau W. H. — werden in der Notiz vom 16./17. Oktober des „Wilsdr. Tagebl." in Aussicht gestellt. Warum gibt's die nicht schon längst? Dann kann man sich doch für seine Papierlappen solche Schecks erstehen und bekommt ein vor Entwertung gesichertes Notgeld in die Hand! Sorgt denn aber die Stelle, die diese Rvggenschecks ausgibt, auch dafür, daß man in den Läden auch Ware dafür bekommt? Brot, Fleisch, Fett, Margarine, für den Mann Zigaretten usw.? Dann wäre das ja eine ganz vortreffliche Einrichtung. Und wird auch dahingehend eine Einrichtung getroffen, daß nicht dann statt Roggen und Weizen die — Roggenschecks einge hamstert werden? Vielleicht hört man davon gelegentlich mehr durch das „Wilsdr. Tagebl.". Spiel, Sport, cume«. 8p. Ein neuer Flugrekord. Der durch seine Segelflüge in der Rhön berühmt gewordene Hannoveraner Mar tens hat aus der Wiener Segelflugwoche einen neuen Weltrekord im Kreissegelflug ausgestellt. Marlens flog auf seinem Apparat „Strolch" 25 Minuten lang aus einer Durckflualänae von 11,6 Kilometern. Arbeiter «na Angestellte. Halle a.S. (Aufruf zum Streik.) Der Verband der Bergarbeiter Deutschlands, Bezirksleitung Halle, richtet au die Bergarbeiter Mitteldeutschlands einen Aufruf zum Eintreten in den Streik, tveil die den mitteldeutschen Bergarbeitern durch den Schiedsspruch zugebilligte Lohnerhöhung von 300 und die Entscheidung über die geforderte Umänderung der Lohn tabellen unannehmbar feien. Die Notstandsarbeiteu sollen unter allen Umständen verrichtet werden. Allen herzlichen Dank für die Aufmerksamkeiten zu unserer Vermählung. Johannes Josiger, gepr. Dachdeckermeister, S2»S und Frau Martha geb. Fritzsche. (München-Augsburger Abendzeitung) München' Paul Hegsestrafle g Als führende süddeutsche Tageszeitung zur ssflege natio naler Politik, wöchentlich siebenmal erscheinend, tritt die München-AugsburgerAbendzeitung mitLntschiedenhcit ein für bäuerische Glammeselgenart, für Erhaltung des Relchsganren, für Deutschlands Wiederaufstieg, sie kämpft gegen Marxismus und Unkultur. Anerkannt sicherer u. schneller Wandels, u. Nachrichtendienst Die ausführlichen Kurse (Gchlustkurse) der Börsen in Berlin, München, Augsburg, Frankfurt und Stuttgart nebst Tendenzberichten liegen in ganz Bauern bereits am frühen Morgen nach Börsentagen vor. Wöchentlich drei wertvolle Beilagen: „Der Sammler" „Südd. Frauenzeitung" lam Mittwoch und Samstag» (am Sonntag) Freunde einer guten Literatur werden auf den bisher noch nicht gedruckten, aber sicherlich viel Aufsehen erregenden, zeitgemäßen, spannenden Roman von Rudolf Stratz: „Kinder der Zeit" aufmerksam gemacht, mit dessen Veröffentlichung wir Ende dieses Monats beginnen. Das Werk schildert in packenden Bildern ausderRevoluti-vnsgegenwartdas verabschenungs« würdige Treiben des rZerliner Lchiebertums und stellt in Gegensatz dazu die GrAße des vaterländisch denkenden und kämpfenden Deutschen. — Neu hinzutretenden Lesern wird der Anfang des Romcms jederzeit kostenlos nachgeliefert. Nestellunaen auf ble nehmen alle Dostäm ter oder der Verlag entgegen Srietkasten. Friedrich vom L.-Hofe: Von der Million an auswärts sehen die Zahlen so aus: Million 1000 000 Milliarde 100000000« Billion 1 00000000000« Trillion 1 000000 000 oob 00000« ' Quadrillion . . 1 000000 000000 000000 00000« Ouinqnillion 1000000 000000 000000 000000 00000« Sextillion . . . 1000000 000000 000000 000000 000000 000060 (Ob wir diese Zahlen sämtlich noch zu durchkosten haben??) Künstlerllause in B.: Lukas Cranach der Jüngere wurde 1515 zu Wittenberg, Rembrandt zu Amsterdam 1669 geboren. Beider Geburtstag war der 4. Oktober. Oswald W.: Die kreideweiße Farbe der Birkenrinde rührt daher, daß ihr ledcrartiger Kort zahlreiche Lagen dünnwandiger Zellen enthält, die mit einem weißen Kristallmehl von Betulin oder Betulakampser (Betula — Birke), einem harzähnlichen, in Alkohol löslichen Stoffe erfüllt sind, der beim Erhitzen lederartig riechende Dämpfe entwickelt. O. P. R.: Die Verfassung des Freistaates Sachsen besteht seit 1. November 1920 und ist vom Landtag unter dem Kabinett Buck verabschiedet worden. Ihr Wortlaut besteht heute noch wie damals und hat auch unter den nachmaligen Kabinetten keine Aenderung erfahren. Fragesteller aus Z.: Bulgarien war bis zum Jahre 1908 nur ein Fürstentum. Der damalige Fürst Ferdinand nannte sich nicht König, sondern Zar der Bulgaren. „Arena 99": Gegen Gelenkschmcrzen und überhaupt gegen rheumatische Schmerzen empfiehlt es sich, 30 Gramm Kampfer in 30 Gramm Terpentinispiritus auszulösen und das Gemisch in der Nähe des Ofens aus den schmerzhaften Teil zu reiben. Eine Landfrau aus K.: Kaninchen und Ziegen dürfen keine be-, reisten Blätter erhallen. Auch sollen Kraut- und Kohlrabiblätter nur in kleinen Mengen verfüttert werden. „Goethefreund": Gewiß ist Goethe seinem Zeitgenossen Schiller an Produktivität über gewesen. Auch wohl mehr in die Tiefe gehend. Würde sonst Schiller sich selbst in einem Briese an Theodor Körner einen „poetischen Lumpen" gegenüber Goethe^ bezeichnt haben? Goethe wurde ja auch fast doppelt so alt wie Schiller! Mariechen aus W.: Ein Stammbuchverslein über „Gemüt" soll Dir der Onkel mitteilen? Hier hast Du: Rein wie das feinste Gold, Steif wie ein Felsenstein, Ganz lauter wie Kristall Soll dein Gemüte fein. (Es stammt von Angelos Silcsius, wie sich Joh. Scheffler nannte.) August L.: Gegen Zahnschmerzen Hilst Jodtinktur zum Eun pinseln, auch Nelkenöl mit Watte. „Tiesjcesorscher": Gewiß gibt es den Kugelsisch. Er hat des Namen daher, weil er es vermag, soviel Lust in seinen Darm zs pumpen, daß er so rund wie eine Kugel anschwillt. „Fürsorge 12. 10. 23": Zu einer annähernd vollzähligen Haus> apotheke gehören auch: Senfpflaster, Brausepulver, MedizinalteeSi ein Fieberthermometer, eine Klystierspritze, ein Medizinglas, eis Röllchen Heftpflaster, ein paar Rollbinden, sowie einige Sichen heitsnadeln. Käthchen C. in M.: Der Tee, das goldgelbe, anregende Gn tränk, wird von einzelnen Völkern aus verschiedenste Weise zu- bereitet. Die Tartaren kochen den Tee in Milch, ohne Wasser. Ds' Japaner stoßen die Blätter zu Pulver, gießen kochendes Waffel darauf und trinken alles zusammen aus. Die Chinesen legen ihs in siedendes Wasser und wenn sie das Wasser abgetrunken haben behandeln sie die Blätter mit Zucker, Oct und Weinessig und effeS sie des Abends anstatt des Salats. Mutter Kl.: Durch das Waschen in neuen Wannen bekomm die Wäsche zuweilen braune oder gelbe Flecke. Um diese zu ent fernen, löst man einen Teelöffel voll Weinsteinsäure in einem Litel weichen Wassers auf, weicht die befleckte Stelle hierin ein und wäjt' sie nach 24stündigem Weichen aus. Allenfalls ist dieses Verfahrt noch einmal zu wiederholen. Besonders hartnäckige, durch Tannen Holz entstandene Flecke weicht man in einer aus der Apotheke g<' holten starken Lösung unterschwefelsaures Natron ein, streut das" Weinsteinsäure daraus und wäscht mit lauem Regenwaffer nach. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke, Verantwortliche' . Schriftleiter: Hermann Lässig, sür den Anzeigenteil: Arthu' ! Zschunke, beide in Wilsdruff. LinaenMßcheil - Lichtspiele Mittwoch, den 24. Oktober abends 8 Uhr zp' Spannender Kriminalfilm in 6 Akten. vir, N Frcmkr als Un die nic die Er E ai ei T ringen di b C g 4 ri 2 u 6 e n d L d d - 2 tere u n L Welt! Teil r zosen Maß mrnd von, stelle, Herbi ande unter Reih ernste ande liche appa Nami lich > rung Meist zum gesch mu> an, s inner 2L Me Lltsste LosrsedlSedtsrsL Sveisewirtschaft und Pferdegeschäft im Plaurnschen Grunde. Maden HM Atting ents feie: Freital-Potschappel, Tharandter Str. 25. 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